Pflege HF Block 4 - Pflegesituationen ESOM/ELAn

Entwicklungstheorien, altersbedingte Entwicklungen, Autonomie

Entwicklungstheorien, altersbedingte Entwicklungen, Autonomie


Kartei Details

Karten 108
Lernende 18
Sprache Deutsch
Kategorie Pflege
Stufe Andere
Erstellt / Aktualisiert 01.02.2016 / 13.06.2025
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Autonomie vs. Autonomiefähigkeit

Kant vs. Mill

Normative Ebene → Autonomieanspruch

  • Autonomie ist eine normative (Ebene) Verbindlichkeit
  • Der Begriff Autonomie nach Kant ist nicht individuell, sondern überindividuell zu verstehen
  • Menschen haben eine inhärente Würde.
  • Zusammenhang zum kategorischen Imperativ nach Immanuel Kant (1724 – 1802)

Empirische (= deskriptive) Ebene → Autonomiefähigkeit

  • Autonomiefähigkeit
  • Autonomie ist indivduell
  • Voraussetzung: Bewustsein über Zusammenhang
    • eigene Ziele
    • Umweltbedingungen
    • eigenem Handeln
  • So tun als ob
    • Wir tun so, als ob der Patient autonom wäre
    • Subjekt – Subjekt – Dimension
    • Ludwig Wittgenstein

Autonomie ins ein Recht

Abwehrrecht

  • in der Patientenverfügung kann nur drin stehen, was nicht passieren soll
  • Deontologie - Immanuel Kant

Einforderungsrecht

  • Todkranke können nicht vor Arzt verlangen, dass sie ein todbringendes Medikament bekommen
    • der Arzt würde sonst instrumentalisiert werden
  • Teleologie - John Stuart Mill

Definition Angst?

Nach ICD10 (International Classification of Disease)  • Angst ist ein Gefühl von Besorgnis, Ungewissheit und Furcht ohne Stimulus, verbunden  mit physiologischen Veränderungen.

lat. angustus bzw. angustia - "Enge"

Angstmerkmale

  • Gefahrenreiz
  • Reaktionsblockierung
  • Unsicherheits- bzw.
  • Mehrdeutigkeitserlebnis

Furchtmerkmale

  • Eindeutige, objektbezogene  Gefahrenquelle
  • Fluchttendenz

Die Trennung von Angst und Furcht ist eher künstlich und hat in der Pflege keine Relevanz

Eine menschliche Eigenschaft

  • Trait anxiety

Ein Zustand

  • State anxiety

Erleben und Bedeutung von Angst?

Angst ist eine subjektive, gefühlsmässige Erfahrung.

Angst kann uns lähmen (Todstellreflex) oder aber aktivieren (Flucht,  Kampf).

Begleitet den Menschen in unterschiedlichen Formen von der Geburt bis  zum Tod.

Ausweichen hemmt uns, schränkt uns ein.

Annehmen und Bewältigen von Angst lässt uns reifen, wir entwickeln uns weiter.

Etwas Neues reizt uns, macht aber auch Angst.

Angst macht sicher, denn sie ist ein natürliches Warnzeichen, lenkt die

Aufmerksamkeit auf etwas Bedrohliches.

Angst kann sehr viel Energie freisetzen.

  • Nur ausserhalb der Komfortzone findet Wachstum statt

Ursachen für Angst?

Laut Riemann tritt die Angst immer dort auf, wo wir uns in einer Situation befinden, der wir nicht oder noch nicht gewachsen sind

Angst in der Pflege

  • Angst vor dem Spitaleintritt
  • Schmerzen und Leiden
  • Vor bestimmten Behandlungen ( z.B Neue Medikamente > auftretende Nebenwirkung )
  • Vor bestehenden chirurgischen Eingriffen ( Was ist, wenn etwas schief lauft?
  • Vor Verlegung von IPS auf Bettenstation ( Sicherheitsverlust > Sturzrisiko )
  • Vor persönlichen Veränderungen  ( z.B Heimeintritt )
  • Vor vorübergehendender oder dauernder Invalidität ( z.B Verlust eines Beines )
  • Trennung  von Familie ( Angst vor Verlust des Partners durch Abwesenheit, Angst dass Kinder

 

Angst - Phänomene?

1. Klagen

  • Manche Patienten beklagen sich ständig - warum? - Ein typisches Zeichen von Ängsten

2. Forderungen

  • Manche Patienten fordern ständig

3. Anpassung

  • Totstellreflex
  • auf einmal war der Patient tot

1. Veränderungen der Körperfunktion

  • Organsystem
    • Kardial
    • Respiratorisch
    • Gastrointestinal
      • Schiss
    • Muskulär
    • Dermatologisch
      • Schweiss
    • Zentrales Nervensystem
      • diffuse Ängste

2. Veränderungen der Verstandesfunktion

  • Selektive Aufmerksamkeit
  • Selbstfokussierte Aufmerksamkeit
  • Reizbarkeit
  • Schreckhaftigkeit
  • Aggressivität
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Gedankeneinengung

3. Veränderungen des Verhaltens

  • Rückzug oder Flucht
  • Isolation
  • Distanzlosigkeit

Stufen der Angst?

• Milde Nervosität

  • Nervosität ist ein Zeichen von Angst

• Mässige Angst

  • erhöhter Puls
  • erhöhter Muskeltonus
  • Schwitzen

• Schwere Angst

• Panik

  • Fenster schliessen
  • nicht berühren

Bewältung von Angst - Wovon hängt es ab?

Krankheit und Behandlung

  • Verlauf / Dauer
  • Betroffene Organe
  • Symptomatik
  • Art und Ausmass der körperlichen bzw. psychischen Beeinträchtigung
  • Behandlung

Person und personale  Ressourcen

  • Alter
  • Zeitpunkt des Auftretens einer Krankheit
  • Frühere Erfahrungen von schweren Belastungen
  • Gleichzeitig bestehende unabhängige belastende Faktoren
  • Coping-Strategien
    • internal
      • ich werde mich schon gut auf die OP vorbereiten
      • funktioniert besser
    • external
      • die werden das schon gut machen
  • Dispositionaler Optimismus
  • Kontrollüberzeugungen
    • - internale und externale Kontrolle
  • Kohärenzsinn
    • - Verstehbarkeit
    • - Handhabbarkeit
    • - Sinnhaftigkeit
  • Bindungsverhalten

Soziale Unterstützung

  • Soziale Integration
  • Beziehungsqualität

Krankheit löst Angst aus - warum?

dem gestörten emotionalen Gleichgewicht

wegen der Beeinträchtigung der Körperintegrität und des Wohlbefindens

wegen eines veränderten Selbstkonzepts

  • hinterher bin ich nicht mehr der Gleiche

wegen der Bedrohung des Lebens / Angst vor dem Sterben

Angstmodell nach Peplau?

1. «Erwartungen» (=Meinungen, Ansichten, Wünsche, Erfordernisse, Bedürfnisse,  Werturteile…) werden gehegt und sind innerlich wirksam.

  • Was für Erwartungen? Herkunft? Wie lange schon gehegt? Können sie korrigiert oder aufgegeben werden? Ist die Erwartung vernünftig, erfüllbar?

2. Gehegte Erwartungen erfüllen sich nicht.

  • Was kam dazwischen? Was geschah stattdessen? Wer hätte die Erwartung erfüllen sollen, wann, wie, mit was für einem Ergebnis?

3. Unbehagen stellt sich ein.

  • In welchem Körperteil empfunden? In welchem Grad? Was wurde dem  Patienten davon bewusst?

4. Entlastungsverhalten wird geübt.

  • Welche Verhaltensweise/n und welchem Verhaltensmuster  entsprechend?

5. Die Entlastungshandlungen werden gerechtfertigt und verstandesmässig erklärt.

Angstmodell nach Riemann?

Schwerkraft

  • Der zwanghafte Mensch

    Angst vor der Vergänglichkeit

Fliehkraft

  • Der hysterische Mensch
  • Angst vor der Erstarrung

Eigendrehung (Rotation)

  • Der schizoide Mensch

    Angst vor Selbsthingabe

Umdrehung um die Sonne (Revolution)

  • Der depressive Mensch

    Angst vor der Selbstwerdung

Angst - Pflegeanamnese?

Ausmass und Ursachen der Angst erkennen

• Wovor haben Sie Angst?

• Was denken Sie, wenn Sie Angst haben?

• Welche körperlichen Beschwerden verursacht die Angst?

• Wie reagieren andere, wenn sie Angst haben?

• Über welche Ressourcen im Umgang mit Angst verfügen sie?

Angst - Pflegediagnose?

Individuelle Situationseinschätzung der momentanen Angst des  Patienten.

Einschätzungsinstrumente der Angst: • Geringe, mässige, ausgeprägte, panische Angst.

PESR (Problem, Etiology, Symptom, Ressources)

  • P: Herr X äussert grosse Angst,

    E: beeinflusst durch die Ungewissheit über den Ausgang der Operation.

    S: Dies wurde angezeigt durch häufige Aussagen wie: „Wenn ich nur schon  wüsste was es ist“, oder: „Wie ist denn die Operation bei anderen  verlaufen? Wie oft gibt es ein schlechtes Ergebnis?“

    R: (individuell)

Angst - Pflegemassnahmen

pflegerische Informationssammlung

Als Betroffene Angst zulassen, erkennen, aushalten

  • Was bedeutet diese Krankheit für mich?
  • Quälen mich Furcht und Erfahrungsangst, weil ich ähnliches schon erlebt habe?
  • Was hat damals zur Krankheit geführt?
  • Was hat mich damals die Krankheit gelehrt?

Beruhigung

  • Voraussagen machen
    • Dem Pat geht es besser, als er meint
    • sicherheitsorientierte Informationen geben
    • "es wird ihnen besser gehen"
  • Unterstützung geben
    • umsorgen
    • Nähe vermittel (verbal/paraverbal)
    • Anteil nehmen
  • Selbstkontrolle des Patienten fördern
    • Anleitung zu Entspannung geben
  • Ablenkung
    • ändert nicht die Sichtweise auf das Problem
    • gibt aber Distanz
  • Direktes Tun
    • Ermuntern zum Erledigen von Sachen, welche eine volle Konzentration erfordern und/oder beruhigen

Hoffnung und Vertrauen

Entspannungsübungen

Beziehungen

medikamentöse Unterstützung

  • wirken nicht auf die Ursachen der Angst, sondern überspielen die Symptome

Schwere und Panische Angst - Pflegemassnahmen?

Sicherheit und Beruhigung vermitteln

  • bei der Person bleiben
  • keine Anforderungen stellen (z. B. Entscheidungen treffen)
  • die vom Betroffenen gewählte Strategie unterstützen (z. B. gehen, weinen, sprechen)
  • ruhig sprechen
  • emphatisch sein
  • Zuversicht vermitteln, dass eine Lösung gefunden werden kann
  • sich der eigenen Besorgnis bewusst werden und das eigene Übernehmen der Angst vermeiden

Reduktion der Stimulantien

  • für eine ruhige Umgebung sorgen
  • in kurzen klaren Sätzen sprechen
  • klare Anweisungen geben
  • ausrichten auf das hier und jetzt
  • Kontakt mit anderen Personen, die ebenso anstvoll sind, vermeiden (Angehörige, Mitpatienten)
  • einen Zeitplan erstellen
  • physikalische Hilfsmittel einsetzen wie ein warmes Bad, Rückenmassage
  • evtl. Psychopharmaka verordnen lassen

bei Hypervetilation oder Atemnot

  • nicht alleine lassen
  • erkennen, wenn die Atemnot gefährlich ist
  • Atemtechniken zeigen und gemeinsam mit der Betreuungsperson einsetzen
  • Aussagen wie "entspannen Sie sich" vermeiden
  • ist die Atemnot nicht akut: Entspannungstechniken zeigen (z. B. geführte Vorstellungen)

Stürze - schädigende Energie

  • Sturzrichtung?

  • Auffangreaktion?

  • Muskeltonus?

  • Gelenkstellung?

  • Kachexie?

  • Osteoporose?

  • Sturzhöhe?

  • Boden?

Krise Definition?

labiler Zustand

Bedrohung von Identität und Selbstkompetenz

Unbewältigte Krisen können weitere Erkrankungen nach sich ziehen

Im Extremfall Suizidgefahr

nur mit Akkomodation zu bewältigen

Symptome Krise?

Eingeschränkte Wahrnehmung

Fokussierendes Denken

Orientierungslosigkeit

Verlust der Zunkunftsperpektive

Heftige, gefühlsbetonte Reaktionen

Körperliche Symptome

Krankheitsbewältigung - Strategien?

Informationssuche

Suche nach Sinn und Aktivitäten

Suche nach sozialer Unterstützung

Willensleistungen

Krisenbewältigung - Strategien

zunächst in kurzen Zeitabschnitten zu denken

ein strukturierter Tagesablauf mit geregelter Zeiteinteilung

arbeiten und sich beschäftigen

klagen, reden, zuhören

"sich auf den Weg machen"

eine neue Lebensgemeinschaft

einen intakten Lebensbereich ausbauen, der von der Krise nicht berührt ist

lösungsorientiert denken

Krisenbewältigung-Phasen?

Ungewissheit

Gewissheit

Aggression

Verhandlung

Depression

Annahme

Aktivität

Solidarität

Krise - pflegerische Massnahmen?

begleiten

unterstützen

anleiten

beraten

Coping - SOK-Modell?

(Selektive Optimierung durch Kompensation) Verhaltensoptimierung dadurch, dass selektiv Verlorenes  kompensiert wird durch das, was man noch kann.

Beispiel: Artuhr Rubinstein. kleineres Repertoire, langsamer spielen, besser betonen

Psychologische Abwehrmassnahmen?

Verdrängung

Verleugnung

Reaktionsbildung

  • innerer Regungen werden unterdrückt und durch das Gegenteil ersetzt
  • z. B. PP fühlt sich von Pat angezogen - reagiert mit besonderer Distanzierung

Regression

  • Rückfall in kindliche Verhaltensmuster

Projektion

  • Eigenschaften, die man an sich selbst nicht wahrhaben möchte werden anderen Personen zugeschrieben

Verschiebung

  • angstmachende Themen werden von einer Person auf etwas anderes verschoben
  • z. B. Ärger über Oberarzt, traut sich aber nichts zu sagen - PP wird statt dessen schikaniert

Rationalisierung

  • emotionale Gründe werden ausgeblendet oder verleugnet, statt dessen werden rationale Gründe in den Vordergund geschoben

    Angst vor wichtiger Entscheidung - keine Zeit zum Nachdenken

Ungeschehen machen

  • Rituale um "Strafe" abzuwenden
  • "auf Holz klopfen" oder Zwangshandlungen z. B. Waschzwang

Konversion

  • psychische Probleme werden auf die körperliche Ebene verlegt
  • Bauchschmerzen und Durchfall bei Prüfungsstress

effektiv, wenn

  • + - Belastungen oder Beanspruchungen vermindert
    • soziale Integration
    • psychisches Wohlbefinden
    • körperliche Integrität mit gesicherter Identität
  • Keine Nebeneffekte aufweist
  • ein günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweist

Coping - Altersmodelle?

Defizitmodell (bis 1965)

Aktivitätsmodell (ab 1965)

Disengagement-Modell

Kompetenzmodell (ab 1985)

Kontinuuitätsmodell

  • wichtig: Biographiearbeit

SOK- Modell

Krise - Grundsätze?

Es gibt Krisen und es darf sie geben

Niemand wird in einer Krise alleine gelassen

Viele Krisen lassen keine schnelle Lösung zu

Aggression ist selbstverständlicher Teil des Verarbeitungsprozesses

Coping - pflegerische Massnahmen?

Die aktuelle Krankheitssituation, die Intensität der Belastung, Ressourcen un die subjektive Einschätzung durch den Patienen erfassen und dokumentieren

Aktuelle Copingstrategien gemeinsam mit dem Patienten ermitteln

Experten hinzuziehen

  • Seelsorger
  • Sozialarbeiter
  • Psychologen
  • Psychiater

Hoffung vermitteln

Information und Beratung über Unterstützung

Patientenschulung

Entspannungstechniken vermitteln und einsetzen

Coping - Definition+Ziel?

Reaktion auf herausfordernde Lebensereignisse

Die Integration der Krankheit und deren Folgen in das Leben des Patienten