Lesekurs
Kartei Details
Karten | 48 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Pädagogik |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 20.01.2015 / 08.03.2018 |
Weblink |
https://card2brain.ch/box/modul_2_33159_einfuehrung_in_die_sozialstrukturanalyse
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Bezug: Tabelle 4.4. Einkommensmobilität
Wie hoch ist in der BRD die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person, die unter die Armutsgefährdungsgrenze fällt, im weiteren Lebenslauf in eine höhere Einkommensklasse aufsteigt?
Gem. Grafik S. 211 haben es in den Jahren 2002 bis 2006 nur 2,2% geschafft, aus der Gruppe der Armutsgefährdeten heraus in eine einkommensstarke Gruppe zu kommen. 31,6% schafften es in die Mittelschicht, während 66,2% armutsgefährdet blieben. Wahrscheinlichkeit für Armutsgefährdete aufzusteigen lag von 2002 zu 2006 bei 31,6% zum Aufstieg in die Mittelschicht und zu den Einkommensstarken bei 2,2%.
- Wahrscheinlichkeit für Mittelschicht aufzusteigen zu Einkommensstarken lag von 2002 zu 2006 bei 11,1%.
- Wahrscheinlichkeit für Mittelschicht abzusteigen zu Armutsgefährdeten lag von 2002 zu 2006 bei 14,4%.
Bildet man kleinere Gruppen erhöht sich allerdings die Mobilität. Von den Einkommensarmen bleibt z.B. nur ein kleiner Teil über mehrere Jahre einkommensarm. In den 80er Jahren zeigt sich, dass nur 2-3% der Bevölkerung über mehrere Jahre einkommensarm bleiben und somit über weniger als 50% des Durchschnittseinkommens verfügen. Neuere Studien aus den 90er Jahren bestätigen dies.
Wie hoch ist demgegenüber die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person, die der einkommensstärksten Gruppe angehört, zu einem anderen Zeitpunkt ihres Lebens von Armut betroffen sein wird?
Wahrscheinlichkeit für Einkommensstarke abzusteigen zu Armutsgefährdeten lag von 2002 zu 2006 bei 3,9%. (Ein Abstieg in die Mittelschicht war zu 27,6% wahrscheinlich). Die Zahl bezieht sich jedoch nicht auf den gesamten Lebensbereich dieser Person, sondern lediglich auf den Zeitraum zwischen den Jahren 2002 und 2006.
Quelle: Tabelle 4.4, S.211 Studienbrief.
Wie definiert Rössel die Begriffe ‚Lebensstile’ und ‚kulturelle Präferenzen’?
Lebensstile werden definiert als typ. Verhaltensmuster in den Bereich der Freizeit und des Konsums. Kulturelle Präferenz/Geschmacksmuster werden als spezifische Handlungsziele definiert.
Kulturelle Präferenz umfasst nach Rössel Geschmacksmuster von Akteuren als spezifische Handlungsziele.
Lebensstil bezeichnet typische Verhaltensmuster von Akteuren im Konsum- und Freizeitbereich. Die kulturellen Präferenzen liegen dem Lebensstil zugrunde. Lebensstil versteht er als Ergebnis präferenzgesteuerten Handelns, wobei Ressourcenausstattung und Handlungsrestriktionen berücksichtigt werden. Hierbei können freiwilligen und erzwungenen Elemente nicht mehr voneinander unterschieden werden.
Gerade aber im Konzept der kulturellen Präferenzen wird es möglich, die subjektive Seite der Akteure herauszustellen. Dadurch wird eine wichtige Unterscheidung für Theorie und Empirie getroffen, in dem er nicht alleine nur Verhaltensmuster in den Focus nimmt, sondern auch zugrunde liegende Handlungsziele.
Durch welche Merkmale lässt sich die Lebensstilforschung von der klassischen Sozialstrukturforschung abgrenzen?
- Lebensstilforschung betrachtet nicht die ungleiche Ausstattung mit Ressourcen, sondern die tatsächliche Nutzung
- Lebensstile sind nur bei Handlungsspielräumen möglich
- Die Lebensstilforschung geht von der Autonomie der kulturellen Sphäre innerhalb der Gesellschaft aus. Der kulturell und symbolisch geprägte Lebensstil ließe sich nicht ohne Weiteres auf eine sozialstrukturelle oder ökonomische Basis zurückführen, sondern werde auch durch den kulturellen Diskurs geprägt. Damit wird die Abkopplung der Lebensstil-Betrachtung von der ökonomischen Ausstattung der Akteure begründet.
Lebensstilforschung befasst sich mit der Verteilung ästhetisch orientierter Vorlieben und den kulturellen Präferenzen als spezifische Handlungsziele. Damit wird mit dem Begriff der Lebensstile nicht die ungleiche Ausstattung von Personen mit Ressourcen fokussiert (im Gegensatz zur klassischen Sozialstrukturanalyse), sondern es rückt die tatsächliche Nutzung dieser Ressourcen ins Zentrum der Aufmerksamkeit.
Die Ausbildung von Lebensstilen ist nur möglich, wenn Individuen Handlungsspielräume besitzen und auf Basis ihrer subjektiven Präferenzen handeln können (Gegensatz: Steuerung durch strukturelle Zwänge).
Lebensstile sowie dessen partieller Abkopplung von der Ressourcenausstattung der Akteure verweisen darauf, dass die Entwicklung von kulturell und symbolisch geprägten Lebensstilen sich nicht einfach auf eine sozialstrukturelle oder ökonomische Basis zurückführen lässt, da sie auch durch kulturelle Diskurse geprägt ist.
z.B.: Ich würde z.B. äußerst gerne in den Urlaub fahren. Sollte ich dies tun, könnte man untersuchen, ob ich eher eine Pauschalreise im Reisebüro buche, Campingurlaub an der Nordsee mache oder als Rucksacktourist nach Nepal fliege. Aber eben nur dann, wenn ich diesen Handlungsspielraum habe, das heißt, dass mir sowohl das nötige Kleingeld zur Verfügung steht, als auch die strukturellen Rahmenbedingungen passen, sprich: sowohl mein Mann, als auch ich können uns innerhalb der Schulferien Urlaub nehmen, bzw. unseren Betrieb schließen.
Sollte dies eben nicht der Fall sein, handle ich nicht aus einem Lebensstilprinzip heraus oder aus innerer Erzeugung, sondern anhand von Restriktionen.
Was versteht man unter der ‚kulturellen Allesfresser’ Hypothese?
Definition geht auf Richard A. Peterson. Es wird davon ausgegangen, dass eine ausschließliche Orientierung an der klassischen Hochkultur in gegenwärtigen Gesellschaften ihre soziale Funktion verloren hat. An diese Stelle trat eine Vorliebe für die kulturelle Vielfalt (Hochkultur und Elemente der populären Kultur). Geschmack und Lebensstile haben weiterhin distinkte Funktion in der Gesellschaft, auch wenn sich die dominanten Inhalte verändert haben. Geschmackliche Vielfalt wird zum Distinktionsmechanismus (Distinktion = Vorliebe). Die soziale Funktion des Geschmacks erfordert vor allem, dass man über viele Genres plaudern kann, muss diese aber nicht alle schätzt.
Was versteht man unter dem Begriff der ‚Gentrifizierung’? Erläutern Sie an einem Beispiel, welche Rolle Lebensstile bei der Verdrängung best. Bevölkerungsgruppen aus einem Stadtviertel spielen kann.
Gentrifizierung: soziale und bauliche Aufwertung von Stadtteilen
Sozial Schwächere, wie z.B. Studenten, Künstler, bewohnen in bestimmten Stadtteilen unrenovierte Altbauwohnungen, wo sich in der Nähe Bars und Galerien befinden. Nun streben in der Folge andere Gruppen, Besserverdiener, ebenfalls dorthin, womit es zu einer Gentrifizierung kommt, da die Stadtteile plötzlich „in“ sind. Die Mieten steigen und Wohnungen sind bald nicht mehr leistbar für jene, die eigentlich der Anlass für die Gentrifizierung waren.
Durch welche zwei zentralen Merkmale lassen sich soziale Milieus definieren?
Personengruppen heben sich durch gruppenspezifische Existenzformen und erhöhte Binnenkommunikation voneinander ab. Zwei Merkmale kennzeichnen damit soziale Milieus: Spezifische Ähnlichkeiten zwischen zugehörigen Personengruppen und die verstärkte soziale Beziehung und Interaktion zwischen den Personen
Verstärkte soziale Beziehungen und Interaktionen zwischen Personen im Milieu bezeichnet man als erhöhte Binnenkommunikation.
Inwiefern unterscheidet sich die ‚relationale Definition’ von der klassischen Def. sozialer Milieus?
Relationale Definition: Die Milieustruktur moderner Gesellschaften kann nicht anhand eines einzelnen Prinzips beschrieben werden, damit bleibt Inhalt von sozialen Milieus offen. Wie sozialen Beziehungen und sozialen Netzwerken entstehen, kann meist nur begrenzt aus den jeweiligen Handlungszielen der Akteure oder aufgrund von Handlungsrestriktionen in Form von Gelegenheitsstrukturen erklärt werden. Ein Akteur kann gleichzeitig unterschiedlichen sozialen Milieus angehören. Die jeweilig fokussierte Einbettung von Personen in bestimmte Milieus wird durch die Forschungsfrage bestimmt.
Klass. Definition: klassenbasierte Milieus (Vester), Erlebnismilieu (Schulze)
Diese gehen von einer eindeutigen Zuordnung von Personen zu Milieus und deren Geschlossenheit aus.