M4 Einführung in die Sozialpsychologie 2, Teil 1

M4 Einführung in die Psychologie 2, Teil 1 (bis Gruppenleistung)

M4 Einführung in die Psychologie 2, Teil 1 (bis Gruppenleistung)


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Langue Deutsch
Catégorie Psychologie
Niveau Université
Crée / Actualisé 30.07.2014 / 07.02.2020
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Soziale Gruppen

Eine Menge von Individuen, die sich selbst als Mitglieder derselben sozialen Kategorie wahrnehmen und ein gewisses Maß an emotionaler Bindung bezüglich dieser gemeinsamen Selbstdefinition teilen. Die Gruppe. Zu sich ein Individuum zugehörig fühl ist die Eigengruppe, eine im sozialen Kontext relevante Vergleichsgruppe die Fremdgruppe.

-->zentrales Definitionskriterium ist die subjektive Sicht Teil einer Gruppe zu sein

 

Entitativität

In wie weit eine Ansammlung von Personen als kohärente soziale Einheit wahrgenommen wird; ein hohes Maß an Interaktion wird als besonders  entitativ angesehen (z. B Familien)

 

Gruppenkohäsion

innerer Zusammenhalt einer Gruppe, der u.a. durch Intensität und emotionale Qualität der Beziehungen der Gruppenmitglieder zum Ausdruck kommt

Soziale Identifikation

psychologische Beziehung zwischen selbst und Gruppe (welchen Stellenwert hat die Gruppenmitgliedschaft für die Selbstdefinition?; wie viel eine Person emotional in ihre Gruppenmitgliedschaft investiert)

 

Minoritäts-und Majoritätsgruppen: In welcher Gruppe ist die Zugehörigkeit mehr präsent?

Minoritätsgruppen ist Zugehörigkeit mehr präsent, führt aber zu weniger positiven Gefühlszuständen

 

Selbstkategorisierung

Der Prozess der kognitiven Gruppierung des Selbst und anderer Personen als gleiche, austauschbare Mitglieder einer sozialen Kategorie in Abgrenzung zu Mitgliedern anderer sozialer Kategorien

 

Grundlegende theoretische Aspekte der Gruppenforschung
Zwei Perspektiven:

a) Kollektive Phänomene, wie Kultur,…; Beziehungen zwischen Gruppen werden in den Mittelpunkt gestellt
b) Erforschung individueller Phänomene, Verhalten von Menschen lässt sich unmittelbar aus ihren individuellen Eigenschaften, Präferenzen, etc. ableiten

 

Diskontinuität zwischen individuellem und Gruppenverhalten

Man kann nicht von den Eigenschaften eines Individuums auf ihr Verhalten in Gruppensituationen schließen


 

Adaptive Wert der Gruppenbildung

Überlebensvorteile

Austausch- und Interdependenztheorien

wechselseitige Abhängigkeit von Menschen in sozialen Interaktionen und Beziehungen zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse durch den sicheren und vorhersehbaren wechselseitigen Austausch von materiellen und immateriellen Ressourcen; Erreichung von Zielen die individuell nicht möglich wären

Sozialer Identitätssatz und Weiterentwicklung Selbstkategorisierungstheorie:

betont kognitive Grundlagen der Gruppenbildung, Interdependenz ist hinreichend jedoch nicht notwendig, notwendig ist, dass Personen sich selbst und andere als gleiche, austauschbare Elemente einer sozialen Kategorie sehen

 

Minimalgruppenparadigma

zentrale Bedingungen in Gruppensituationen wurden gezielt ausgeschlossen, face-to-face Interaktionen waren nicht möglich -> Bevorzugung der Eigen- gegenüber der Fremdgruppe

 

soziale Identität

sich selbst als austauschbares Gruppenmitglied

-->für Theorie der sozialen Identität ist Kategorisierung in Eigen-und Fremdgruppe die psychologische Basis dafür, dass Personen sich auf Basis ihrer Gruppenzugehörigkeit definieren (soziale Identität)

->dynamisch und kontextabhängig


 

personale Identität

sich selbst als einzigartiges, unverwechselbares Individuum
->dynamisch und kontextabhängig

 

Soziale Kognition

wie verarbeiten Menschen Infos über andere, organisieren, speichern und rufen sie ab?; kontrollierte und automatische Info-Prozesse

Normen

geteilte Erwartungen, wie man sich als Gruppenmitglied verhalten sollte und welche Einstellungen etc. angemessen sind und in vorhersehbarer Weise positiv sind, sozial bedingt und variabel

 

Funktionen von Normen (4)

  1. a) Gruppenlokomotion: Übereinstimmung der Gruppenmitglieder im Hinblick auf Gruppenziele
    b) Aufrechterhaltung der Gruppe: Stabilisierung von Verhaltenserwartungen

c) Interpretation der sozialen Wirklichkeit: geteilter Bezugs-und Interpretationsrahmen
d) Definition der Beziehung zur sozialen Umwelt: zur Abgrenzung
-Injunktive Normen: Wahrnehmung, welches Verhalten von anderen gebilligt wird; Motivieren Verhalten durch Antizipation von Belohnungen (größerer Effekt als deskriptive)
 

Deskriptive Normen

Wahrnehmung, wie sich die meisten für gewöhnlich Verhalten; motivieren verhalten dadurch, dass sie Informieren über das was angemessen ist

 

Soziale Rollen

Innerhalb der gruppe geteilte Erwartungen die definieren, wie sich Personen, die bestimmte Positionen innerhalb der gruppe einnehmen, verhalten sollen

 

Formelle Rollen

geplante und explizite Rollenzuschreibung

Informelle Rollen

ergeben sich ungeplant aus relativ stabilen Mustern sozialer Interaktionen aus impliziten Erwartungen
-> Rollen erleichtern das koordinative Handeln, da sie Handlungsroutinen bereitstellen

 

Rollenkonflikte (4)

a) Rollenzuweisung stimmt nicht mit eigenen Erwartungen überein
b) Rollenambiguität: Unklare/Mehrdeutige Definition der Rolle
c) Rollenstress: Überforderung durch Rolle
d) Rollenkonflikte: Unvereinbarkeit der übernommen Rolle mit anderen Rollen (Produktivitätsverluste)
à bergen Potential der sozialen Innovation indem Konflikte durch Entwicklung neuer Rollen gelöst werden


 

Modell der Gruppensozialisationsprozesse ( Moreland, Levine) (4)

->für Prozesse über einen langen Zeitraum und wechselseitig voneinander abhängige Mitglieder
1. Erkundung: Individuen suchen Gruppen und umgekehrt, die Beiträge zur Gruppe leisten können und Bedürfnisse befriedigen; Ritus begleitet Eintritt der veränderte Beziehung zwischen Individuum und Gruppe zeigt, Eintritt in die Gruppe = Initiation, markiert Ende der Erkundungsphase
2. Sozialisation: Gruppe und Individuum versuchen sich in wechselseitigen Einflussprozessen so zu verändern, dass Beziehung für beide Seiten gewinnbringend ist; Gruppennormen und-regeln werden vermittelt, Position in Gruppe wird kennengelernt (Assimilationsprozess), Normen und Regeln werden vom Individuum gemäß persönlicher Ziele verändert (Akkommodationsprozess), wechselseitige Akzeptanz
3. Aufrechterhaltung: Gruppe und Individuum verhandeln über Position in Gruppe, Gruppale Festlegung ist umso höher je gewinnbringender der Aushandlungsprozess ist
4. Resozialisierung: wenn Individuum Rolle in Gruppe nicht erfüllt oder umgekehrt wird Individuum vom Vollmitglied zum Randmitglied, entweder Druck sich wieder anzupassen (Resozialisierung) oder Ausschluss aus Gruppe; bei sozial ausgeschlossenen Menschen sind die gleichen Hirnareale aktiv wie bei Schmerzen
àzentraler Unterschied inwieweit sich Gruppe und Individuum aufeinander festlegen

Sozialer Einfluss

Prozess der Veränderung individueller Einstellungen, Werte, Verhaltensweisen, etc. aufgrund der Konfrontation mit relevanten Informationen durch andere Personen

Konformität

Verdrängung individueller Verhaltensweisen, Überzeugungen, Einstellungen, etc. infolge sozialer Beeinflussung durch eine numerische Majorität. Die individuelle Position werden an die Majoritätsposition angepasst
1. Informationaler Einfluss: Sozialer Einfluss, der darauf beruht, dass man die von der Majorität der Gruppenmitglieder vertretenden Überzeugungen, Einstellungen, etc. als angemessene Interpretation der Realität akzeptiert
->Grundstein von Sherif zur Formierung sozialer Normen (persönliche Norm wird in Gruppe schnell verändert in eine Gruppenorm durch Aufgabe der persönlichen Norm, da Gruppennorm „richtiger“ erscheint)
2. Normativer Einfluss: beruht darauf, dass man die Erwartungen anderer Gruppenmitglieder erfüllen und negative Sanktionen bei normabweichendem Verhalten vermeiden möchte; die Position wird auch an di Majorität angepasst, wenn diese einen Sachverhalt offensichtlich falsch beurteilt

compliance

wenn Menschen sich in öffentlichen Situationen normenkonform verhalten ohne das sie die Normen privat akzeptieren

 

begünstigt Konformität (4):

a) Interdependenz: wenn Gruppenmitglieder im Hinblick auf die Erreichung eines Ziels voneinander abhängig sind ist Konformität höher
b) Größe der Majorität: es Bedarf keiner zahlenmäßig extrem überlegenden Majorität
c) Öffentliche Identifizierbarkeit: denn eine geheimes bekanntgeben der individuellen Position reduziert Konformität
d) Einstimmigkeit der Majorität: kleine „Abweichler“ sorgen für Wiederstand gegen den Konformitätsdruck

Minoritätseinfluss und Majoritäts-Minoritätsunterschiede
-> Theorie von Mescovici:

 

-Konversionstheorie (Mescovici): Minoritätseinfluss beruht auf Validierungsprozessen (systematische Verarbeitung der Minoritätsargumente aufgrund eines kognitiven Konflikts zwischen eigener und Minoritätsmeinung) und Majoritätseinfluss  auf Vergleichsprozessen (oberflächliche Betrachtung, geprägt durch das Bedürfnis die durch Meinungskonflikte entstehende Bedrohung der eigenen Zugehörigkeit zu der Majorität durch Anpassung aufzulösen)
->keine einheitlichen empirischen Belege
-> Einstellungen durch Minoritätseinfluss sind resistenter


 

Galileos Meinung zum Minnoritätseinfluss

Minoritätseinfluss ist entscheidende Triebkraft für Innovation und sozialen Wandel

Wann sind Minoritäten erfolgreich?

Minorität ist dann besonders erfolgreich, wenn sie ihren abweichenden Standpunkt konsistent (einstimmig und über längere Zeit) vertritt

 

Welche Personen können sozialen Einfluss ausüben?

es können nur Personen sozialen Einfluss ausüben die auf den für den Einfluss relevanten Dimensionen als ähnlich zu einem selbst wahrgenommen werden und wenn diese Mitglieder der Eigengruppe sind und die Position der Quelle prototypisch für die Eigengruppe ist
-> Minoritätseinfluss muss Rekategorisierung vorrausgehen damit diese als Eigengruppe angesehen werden
 

Normativer Einfluss

Angst vor Sanktionierung, Normen schreiben Gehorsam gegenüber Autoritäten vor (Akzeptanz dieser Normen ist wichtig für Funktionsfähigkeit des sozialen Systems) 

 

Informationaler Einfluss:

Expertenstatus, Orientierung an anderen bei eigener Unsicherheit

 

Group-Engagement Modell

im Mittelpunkt steht die Implikation der Interaktion der Autoritätsperson für die Beziehung zwischen Individuum und Gruppe; integriert Annahmen der sozialpsychologischen Gerechtigkeitsforschung (insb. prozedurale Gerechtigkeit) mit dem sozialen Identitätsansatz
-Prozedurale Gerechtigkeit: beinhaltet subjektive Wahrnehmung dass Autoritäten innerhalb der Gruppe der eigenen Peron in Entscheidungsprozessen fair und unvoreingenommen gegenüberstehen und die Möglichkeit bieten Entscheidungen die einen selbst betreffen mit zu beeinflussen (Gefühl vollwertiges Gruppenmitglied)
->Respekt und Stolz führen zu einer stärkeren Identifikation mit der Eigengruppe
-> die Art und Weise der Behandlung ist wichtiger als das konkrete Ergebnis

Kooperation

koordinierte Zusammenarbeit mit anderen Menschen um gemeinsame Ziele zu erreichen

Transaktives Gedächtnis

Aufteilung einer Erinnerungsaufgabe innerhalb einer Gruppe, die es einzelnen Gruppenmitgliedern ermöglicht vom bereichsspezifischen Wissen und der Expertise anderer zu profitieren
àGruppen erinnern mehr Infos über Sachverhalt als einzelne

 

Gruppenpolarisation

Tendenz von Gruppen im Anschluss an  Gruppendiskussionen Positionen zu vertreten, die extremer sind als der Durchschnitt der ursprünglich vertretenden Positionen
->oft wenn Majorität in Gruppe eine bestimmte Position vertritt, da:
a) Mehrheit hat meistens Recht
b) Majoritätsargumente sind zahlreicher
c) Majoritätsargumente werden häufiger diskutiert
d) Majoritätsargumente werden von mehr unabhängigen Quellen vertreten
e)  Majoritätsargumente werden überzeugender präsentiert


 

Gruppendenken

Ein defizitärer Entscheidungsprozess i hoch-kohäsiven Gruppen, bei dem das Streben nach einer konsensual geteilten Entscheidung derart im Vordergrund steht, dass relevante Fakten und mögliche Handlungsalternativen nicht berücksichtigt werden

 

Gruppendenken wird gefördert durch...

a) Abschottung der Gruppe von Informationsquellen
b) extrem hohe Gruppenkohäsion
c) Mangel an verbindlichen Prozeduren/Normen, die eine systematische Berücksichtigung aller relevanten Fakten und mögliche Handlungsalternativen fördern
d) direktive Führung, die den Druck zur Konformität erhöht
e) hoher Stress
à gemischte Befundlage; jedoch Hauptgrund für Fehlentscheidung = Vernachlässigung von abweichenden Meinungen

Gruppendenken kann entgegen gewirkt werden durch....

a) Führungspersonen sollten bei Entscheidungsfindung keine direkte Rolle einnehmen
b) sollten Diskussion so strukturieren, dass alle relevanten Informationen geteilt werden
c) zur Diskussion von abweichenden Positionen ermutigen
d) Meinung externer Experten einholen
e) Abstimmung sollten geheim stattfinden