Kurs 03414: Motivation, Volition, Emotion, Handlung IV Handlung

Kurs 03414: Motivation, Volition, Emotion, Handlung IV Handlung

Kurs 03414: Motivation, Volition, Emotion, Handlung IV Handlung

Alexander Wahler

Alexander Wahler

Kartei Details

Karten 65
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Grundschule
Erstellt / Aktualisiert 20.08.2014 / 23.02.2018
Weblink
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Handlungsinitiierung und Programmierung - Was löst Handlungssequenzen aus?

Handlungsinitiierung und Programmierung - Was löst Handlungssequenzen aus?

  • interne Startsignale, Bullock und Grossberg: sie sind unspezifisch, unabhängig vom Status der Handlungsplanung und bauen sich kontinuierlich auf
  • Shaffer: Änderung der Definition von „motorischen Programmen“ zu „kognitiven Zielrepräsentationen der beabsichtigten Handlung“
  • → Handlungen werden nicht über die Muskelbewegungen geplant, sondern über das Ziel

Programmierung von Handlungssequenzen

Programmierung von Handlungssequenzen

  • Schon bei einfachen Handlungen zeigte sich, dass sie oft nicht einmal komplett fertig geplant sind oder werden müssen - wie weit reicht die Planung also in die Zukunft?
  • -> kann kaum unabhängig von der Handlungssequenz selbst gesehen werden
  • bei manchen Handlungen sind Ausgänge so variabel dass Planung über mehrere Schritte unwahrscheinlich ist
  • andere Handlungen zeigen hohen Planungsgrad - Worte wie „flüssiges Handeln“ geben Hinweise darauf, dass viele zu Fertigkeiten gewordene Handlungen nicht in Einzelschritten organisiert sind.

Experimentelle Hinweise, dass Handlungen auch über mehrere Schritte im Voraus geplant werden:

Experimentelle Hinweise, dass Handlungen auch über mehrere Schritte im Voraus geplant werden:

  • Bei mehrschrittigen Handlungen werden folgende Abschnitte initiiert, bevor die aktuelle Handlung abgeschlossen ist
  • Es kommt zu Antizipationseffekten und Reihenfolgefehlern, z.B. bleibt bei Versprechern de Satzsyntax erhalten, statt sofort beim Versprecher abzubrechen
  • Je komplexer die Handlung, desto länger die Planung
  • Auch bei Handlungssequenzen sind die Reaktionszeiten schneller, wenn die Reiz-Reaktionssequenzen kompatibel sind

Sequenzierung der Handlung – Bedeutung der Reihenfolge

Sequenzierung der Handlung – Bedeutung der Reihenfolge

  • Oft Voraussetzung bei Handlungsabfolgen, dass sie in der richtigen Reihenfolge ablaufen
  •  Bsp. „Computer“ tippen, man benötigt nicht nur richtige Buchstaben sondern auch Reihenfolge, sonst „umPtroce“

Sequenzierung der Handlung – Assoziative „Verkettungen“

Sequenzierung der Handlung – Assoziative „Verkettungen“

  • James
  • Ähnlich kognitive Netzwerke, ein Reiz löst eine interne Repräsentation des Handlungsschritts aus, der wiederum den nächsten „Reiz- knoten“ aktiviert des jeweils nächsten Schritts (Computer: Löst „C“ aus, das löst „o“ aus, das löst „m“ aus, etc.).
  • -> Idee blieb nicht unwidersprochen: Münsterberg – sah Verknüpfung über motorische Muster statt Reize
  • Andere Verkettungsmodelle hingegen verknüpfen einzelne Reize nicht linear, sondern in ihrer Ganzheit, bei denen der aktuelle Handlungsschritt am stärksten aktiviert ist

Sequenzierung der Handlung – Problem der Verknüpfung

Sequenzierung der Handlung – Problem der Verknüpfung

  • Reize können verschiedenst verknüpft sein, nicht nur in der jeweils gewünschten „Kette“
  • Buchstaben im Wort „Computer“ finden sich in einer ganzen Reihe weiterer Wörter in anderen Reihenfolgen wieder (Chemnitz, Postschalter).
  • der Kontext muss eine Rolle spielen
  • Hull: versuchte Problem zu lösen, indem er Motivation und Ziel mit der aktuellen Handlungssequenz verband
  • Schwarz: verschmolz Handlungselemente durch Übung zu „funktionalen Einheiten“ – heißt nach ausreichend Übung wären sowohl Computer, ‚Chemnitz’ als auch ‚Postschalter’ eigene Einheiten, und je nach Kontext kann das „C“ am Wortanfang Chemnitz oder Computer triggern
  • Wickelgren: geht davon aus, dass die Elemente einer Sequenz auch Kontextinformationen über vorausgehende und nachfolgende Elemente enthalten.

Sequenzierung der Handlung - Greeno und Simon „Idee einer hierarchischen Kontrolle“

Sequenzierung der Handlung - Greeno und Simon „Idee einer hierarchischen Kontrolle“

  • Unterteilung der Sequenzen in hierarchische, binäre Entscheidungsbäume
  • Diese Idee ist mehr semantisch orientiert
  • Die hierarchische Kontrolle ist funktionaler Natur
  • Bewegungsabfolgen und Handeln bilden immer eine Sequenz
  • Man plant aber oft nicht auf der Ebene der untersten Sequenz, sondern auch Abfolgen von Sequenzen
  • Dabei muss man zwei Arten von Übergängen planen:
    • Übergänge innerhalb einer Sequenz: lineare Planung
    • Übergänge zwischen Sequenzen: hierarchische Planung

Lange und geübte Handlungssequenzen – Problem der Handlungslänge

Lange und geübte Handlungssequenzen – Problem der Handlungslänge

  • komplette Vorausplanung umso unwahrscheinlicher, je länger die Sequenz wird
  • Das Wort „Computer“ zu schreiben ist eine Sache, eine komplette Hausarbeit zu schreiben hingegen eine ganz andere. Jene bis auf jedes Wort vorab zu planen würde zur Handlungsunfähigkeit führen.

Lange und geübte Handlungssequenzen – Zeitanstieg bei höherer Komplexität nicht linear

 

Lange und geübte Handlungssequenzen – Zeitanstieg bei höherer Komplexität nicht linear

  • Mit der Komplexität einer Aufgabe nimmt die Vorbereitungszeit nicht linear zu
  • Die Planungszeit wird pro Element immer geringer
  • Legt nahe dass Handlungen begonnen werden, bevor sie vollständig zu Ende geplant sind. Die Planung späterer Elemente verschiebt sich demnach in die Handlungsphase

 

Lange und geübte Handlungssequenzen – Weitervorbereitung während der Handlung

Lange und geübte Handlungssequenzen – Weitervorbereitung während der Handlung

  • Bewegungsgeschwindigkeit spielt eine Rolle – je langsamer eine Handlungsbewegung ist (was mit mehr Zeit für die Vorbereitung weiterer Aktionen einhergeht), desto geringer fällt die anfängliche Verlangsamung aus
  • Beispiel: Wird von weither ein großer Ball geworfen steht viel Zeit für die Bewegung zur Verfügung, es kann sich daher langsamer bewegt werden und während der Bewegung der Kurs korrigiert werden. Wird aber aus sehr kurzer Entfernung ein kleiner Ball geworfen, kommt es zu einer „hit-or- miss-Situation“ – schnelle Reaktion nötig

Lange und geübte Handlungssequenzen – Übung

Lange und geübte Handlungssequenzen – Übung

  • Übung sorgt dafür, dass die Handlungslänge an Einfluss auf die Handlungsvorbereitungszeit verliert
  • Weitere Aspekte: Kreis zu automatisierten Prozessen schließt sich – ohne Übung sind Tätigkeiten zumeist bewusstseinspflichtig; Strategieeinsatz unterliegt bewusster Kontrolle

Multiple Handlungen – Multiple Handlungen oder komplex-integrierte Handlung?

Multiple Handlungen – Multiple Handlungen oder komplex-integrierte Handlung?

  • Handelt es sich überhaupt um multiple Handlungen oder um eine komplex-integrierte Handlung? – konzeptionelle Definitionsfrage die sich für den Alltag nicht lösen lässt
  • Herrscht wirklich Gleichzeitigkeit bei multiplen Handlungen oder nur wird nur schnell zwischen den verschiedenen Handlungen gewechselt? 

Multiple Handlungen – zwei Methoden

Multiple Handlungen – zwei Methoden

  1. Probanden sollen eine Aufgabe bearbeiten und die Zeit messen, dann nochmals die Aufgabe zusammen mit einer weiteren bearbeiten und wiederum die Zeit messen
    • Probleme, Nachteile dabei: Trainingseffekte, Intervallunterschiede alleine schon durch zwei Aufgabenvorgaben, Aufmerksamkeitsteilung, Motivations- und Stresseffekte
  2. Zweite Methode, die den Nachteil der Gedächtnis- und Emotionseffekte der ersten behebt Probanden bearbeiten von Anfang an zwei Aufgaben und deren zeitliches Zusammenspiel wird variiert – dazu zwei Begriffe

„Stimulus-onset asynchrony“, SOA = manipulierter Zeitunterschied

„psychologische Refraktärperiode“: Theorie dabei, dass es einen „mentalen Flaschenhals“ gibt, der zu einem Zeitpunkt nur eine Handlung zulässt

Multiple Handlungen – psychologische Refraktärphase

Multiple Handlungen – psychologische Refraktärphase

  • Theorie dabei, dass es einen „mentalen Flaschenhals“ gibt, der zu einem Zeitpunkt nur eine Handlung zulässt
  • Annahme, dass sowohl vor als auch nach dem Engpass einige mentale Arbeit erledigt werden kann, und zwar für mehrere Prozesse
  • Erst wenn eine Aufgabe einen kritischen Zustand erreicht, kommt es zum „Stau“ und weitere Aufgaben müssen warten
  • Experimentelle Untersuchung dieser Engpässe: fanden sich vor allem bei der Reaktionsauswahl und Reaktionsinitiierung
  • Zudem können Selektion, Verarbeitung und Abruf von Informationen zu Engpässen führen, wenn auch geringer

Multiple Handlungen – Fragen im Bezug zur psychologischen Refraktärphase

Multiple Handlungen – Fragen im Bezug zur psychologischen Refraktärphase

  • Wie werden kognitive Ressourcen bei einer Aufgabenkoordination gewichtet?
  • → Die Gewichtung kann intentional gesteuert werden
  • Allerdings gibt es bislang keine Erkenntnisse, welche Arten von Ressourcen es gibt und inwieweit sich diese auf die Leistung auswirken
  • Zu Tage gebrachtes Detail: Bei Priorisierung einer Aufgabe, gibt es kaum Unterschiede, ob die Handlung alleine ausgeführt wird oder ob es sich um eine multiple Handlung handelt

Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Reaktion – Herausforderung Ressourcenaufteilung

 

Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Reaktion – Herausforderung Ressourcenaufteilung

  • muss Aufmerksamkeit zwischen zwei Aufgaben geteilt werden kommt es zu Leistungeinbußen
  • Allein die Anwesenheit von Distraktoren führt zu einem langsameren Entdecken relevanter zwischen irrelevanten Reize
  • Distraktoren können zudem ihrerseits irrelevante Reize auslösen, wenn sie als „Cue“ für diesen Reiz agieren
  • Schon einfache Nebentätigkeiten können zu Engpässen in der Wahrnehmung führen
  •  Zudem trifft der Informationsabruf auf demselben Engpass, welche die Enkodierung einer vorlaufenden Aufgabe blockiert
  • Allerdings ist dieser Effekte kategorieabhängig – er tritt nur auf, wenn auf verschiedene Kategorien zugegriffen wird
  • Zudem erfolgt nicht immer ein Leistungsabfall → erfolgt der Gedächtniszugang implizit, so kann er (laut Jolicoeur) auch parallel zu einer weiteren Handlung stattfinden
  • → ein expliziter Gedächtniszugang führt zu einem Engpass

 

Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Reaktion – Flaschenhals – strukturell oder strategisch bedingt?

Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Reaktion – Flaschenhals – strukturell oder strategisch bedingt?

  • Hat sich das System aufgrund bestimmter Vorteile herausgebildet (strategisch) oder ist es wie bei alten Prozessoren strukturell bedingt?
  • Idee: Reaktionen werden anhand der Reize ausgewählt, aber der Organismus ist nicht fähig, zugleich 2 Reize in Reaktionen zu übersetzen
  • → keine empirische Bestätigung: in Experimenten konnten die Vp schon für den zweiten Reiz eine Reaktionsauswahl treffen, bevor der erste Reiz komplett verarbeitet war

Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Reaktion – Flaschenhals – fix oder veränderbar?

Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Reaktion – Flaschenhals – fix oder veränderbar?

  • Wichtig dabei die Frage der experimentelle Validität: oft Angabe von Mehrfachaufgaben, in denen die Vp keine Übung haben und sie zudem starre Vorgaben erhalten
  • Im Alltag jedoch werden oft Mehrfachhandlungen ausgeführt, auf die beides nicht zutrifft
  • In Experimenten kann der Flaschenhalseffekt durch Übung oder Aufgabenstellung gesenkt werden
  • Auch Automatisierungseffekte können hier eine Rolle spielen

Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Reaktion – Flaschenhals – Frage der Lokation

Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Reaktion – Flaschenhals – Frage der Lokation

  • Kommt es zu einem Leistungsnachlass durch die Planung oder durch den Start der Handlung?
  • Reihe von empirischen Befunden deutet darauf hin, dass die Initiierung einer Handlung zum Engpass und den damit verbundenen Nachtei- len kommt
  • Patienten, dessen Brücke zwischen den Hirnhälften (Corpus Callosum) durchtrennt worden ist: bei Darbietung zweier Aufgaben wurde je eine Aufgabe von einer Hälfte bearbeitet; zwar gab es auch Leistungsnachlässe, die aber bei gleicher Modularität deutlich weniger ausgeprägt waren als bei Kontrollpersonen
  • → der Leistungsnachlass entstand erst, als beide Handlungen wirklich ausgeführt und nicht nur geplant wurden

Handlungswechsel in der Forschung – Reihe empirischer Probleme  - „klassische Untersuchungen“

Handlungswechsel in der Forschung – Reihe empirischer Probleme  - „klassische Untersuchungen“

  • oft Vergleich zweier Aufgaben - einmal eine Wiederholungsreihe, einmal ein Aufgabenwechsel, dann Messung des Leistungsunterschieds
  • Nachteile dabei: Trainingseffekte und die Notwendigkeit, sich mehr Arbeitsanweisungen zu merken → ggf. Überforderung
  • Abschwächen dieser Effekte durch multiple Vorgänge oder Hinweisreize auf kommende Aufgaben, aber: wie wirkt sich der Wechsel des Hinweisreizes auf die Leistung aus?

 

Handlungswechsel in der Forschung – Reihe empirischer Probleme – Problem der Vorbereitung

Handlungswechsel in der Forschung – Reihe empirischer Probleme – Problem der Vorbereitung

  • Erkenntnisse zu den Effekten von Handlungswechseln kann nur dann inhaltlich sinnvoll interpretierbar sein, wenn sich wirklich auf Aufgaben vorbereitet wird
  • Vorbereitung auf eine Aufgabe
    • Abruf aufgabenspezifischer Regeln, und deren Implementierung in den Handlungsrahmen
    • Änderung der Aufmerksamkeit
    • Unterdrückung residualer Informationen aus der vorangegangenen Aufgabe

→ für alle empirische Belege

Proaktive Effekte

Proaktive Effekte

  • der Effekt der ersten Aufgabe auf die zweite, der sich auf den Abruf der zweiten Aufgabe oder die Schnelligkeit und die Güte des Wechsels von der ersten zur zweiten auswirken und positiv oder negativ sein kann
  • Je kürzer die Zeit zwischen den Aufgaben, desto größer die Interferenz
  • Interferenz kann sowohl unspezifisch, also nicht an den einzelnen Aufgabentyp, gebunden sein. Sie kann aber auch sehr spezifische Formen annehmen
  • -> Wylie und Allport: bei Strooptestvariante je nach Aufgabenstellung unterschiedlich starke proaktive Effekte

Wechselkosten

Wechselkosten

  • Selbst bei sehr langem Übergang zwischen Aufgabensets finden sich Wechselkosten, die nicht alleine durch proaktive Inhibition zu erklären sind – denn dieser Leistungsnachlass verschwindet augenblicklich nach dem ersten Durchgang der neuen Aufgabe, während eine latente nachwirkende Inhibition noch nachwirken würde

Wie kann es sein, dass trotz langer Vorbereitungszeit auf die neue Aufgabe solche residuale Wechselkosten entstehen?

Wie kann es sein, dass trotz langer Vorbereitungszeit auf die neue Aufgabe solche residuale Wechselkosten entstehen?

  • Versuchspersonen sind nicht ausreichend motiviert, sich vollständig vorzubereiten
  • Bei einem Wechsel von „Aufgabe 1 => Aufgabe 2 => Aufgabe 1“ kann nach Aufgabe 2 noch eine Restinhibition von Aufgabe 1 aktiv sein, welche die neuerliche Ausführung hemmt
  • Reiz-Reaktions-Verknüpfungen müssen geändert werden

Aufgabensets

Aufgabensets

  • eine Möglichkeit, Wechselkosten zu erklären → Sammlung aller aufgaben-, intentions- und handlungsbezogener Einstellung des kognitiven Apparats
  • Set ist dabei mehr beschreibend als erklärend
  • sind in gewissem Ausmaß unspezifisch, dienen der Voraktivierung von potentiell relevantem Gedächtnisinhalten und der Einstellung erwarteter Parameter
  • manche Aspekte werden bereits vor dem Beginn eines Handlungskomplexes eingestellt anderen hingegen bei jedem Aufgabenwechsel
  • Können intentional aktiviert, aber nicht vollständig deaktiviert werden
  • Haben keine zentrale Steuereinheit im Gehirn, sondern sind über anatomische Strukturen verteilt