Klinische Psychologie

Basismodul Klinische Psychologie 4. Semester B.Sc.

Basismodul Klinische Psychologie 4. Semester B.Sc.


Kartei Details

Karten 194
Lernende 13
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 01.07.2013 / 25.07.2023
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Welche Komorbiditäten lassen sich bei Bulimia Nervosa finden?

- affektive/ Angststörung
- Substanzabhängigkeit
- hbei stationär behandelten Patientinnen Cluster B und C von Persönlichkeitsstörungen

Was sind laut DSM-IV Kriterien für die Binge-Eating-Störung?

1. Wiederkehrende Essanfälle (übermäßige Menge, Kontrollverlust)
2. schnelles Essen, bis Völlegefühl, Essen wenn nicht hungrig, allein essen, Schuldgefühle
3. Leiden aufgrund der Essanfälle
4. ca. 2 Mal pro Woche über 6 Monate hinweg Essanfälle
5. Kein regelmäßiger Einsatz unangemessener kompensatorischer Verhaltensweisen

Was können Ursachen für die Entwicklung von Essstörungen sein?

- divergentes Schönheitsideal
- emotionales Essen
- Externalität 
- gestörte Wahrnehmung von Hunger und Sättigung

- im Gegenzug dazu: Set-Point-Theorie!

Was sind Risikofaktoren für das Ausprägen einer Essstörung?

- genetische Faktoren
- eher Frauen als Männer
- Geburtskomplikationen
- Kindheitsfaktoren (Missbrauch, Adoption, Gesundheitsprobleme)
- Esskonflikte, wählerisches Essverhalten, Kämpfe um Mahlzeiten
- früher Pubertätsbeginn, übermäßige Beschäftigung mit Figur und Gewicht
- Mangel an Selbstwertgefühl
- erhöhter Alkoholkonsum
- mangelnde soziale Unterstützung
- psychiatrische Komorbidität /Neurotizismus

Welche 2 groben Unterscheidungen trifft man bei Störungen durch psychotrope Substanzen?

  1. Störungen infolge von Substanzkonsum
    - Substanzmissbrauch
    - Substanzabhängigkeit
  2. Substanzinduzierte Störungen
    - Intoxikation
    - Entzug
    - Induzierte Symptome, wie Delir, Demenz, affektive Störungen, Angststörungen, Schlafstörungen, sexuelle FS

Was sind nach DSM-IV Kriterien für eine Substanzabhängigkeit?

  1. Toleranzentwicklung
    - Verlangen nach immer höherer Dosis
    - Verminderte Wirkung bei konstanter Dosis
  2. Entzugserscheinungen
    - substanztypisches Entzugssyndrom
    - selbe Substanz wird eingenommen, um dem entgegenzuwirken
  3. Einnahme länger/ in höheren Dosen, als eigentlich gewollt
  4. Wunsch nach Reduzierung/ Stoppen der Einnahme, aber kein Erfolg
  5. viel Zeitaufwand für Beschaffung/ Einnahme
  6. soziale Einschränkung durch Einnahme
  7. Weiterführung der Einnahme trotz neg. sozialer Folgen

Welche 2 Arten von Substanzabhängigkeit unterscheidet man nach DSM-IV ?

- SA mit körperlicher Abhängigkeit (Toleranzentwicklung & Entzugssymptomen)
- SA ohne körperliche Abhängigkeit (weder TE noch ES)

Was sind nach DSM-IV Kriterien für Substanzmissbrauch?

  1. Wiederholter Substanzgebrauch der zum Versagen bei wichtigen Verpflichtungen (z.B. Arbeit, Familienaufgaben) führt und/oder in Situationen, die körperliche Gefahr auslösen können (z.B. Autofahren unter Alkoholeinfluss)
    - wiederkehrende Probleme mit Gesetz (Achtung: kulturabhängig!)
    - Fortsetzung trotz wiederkehrender soz. Probleme
  2. Symptome haben niemals die Kriterien für eine spezifische Substanzabhängigkeit erfüllt

Vergleiche DSM-IV und ICD-10 bezüglich ihrer Einordnung von Substanzabhängigkeit!

- stimmen bei Definitionen weitestgehend überein
- im ICD wird auf Substanzmissbrauch als Begriff verzichtet, um kulturelle Vergleichbarkeit zu gewährleisten, stattdessen Begriff des "schädlichen Gebrauchs"

Wo liegt der Unterschied zwischen Substanzabhängigkeit und Substanzmissbrauch?

Missbrauch ist im DSM-IV quasi "Vorstufe", Kritereien sind ähnlich, nur dass sie nicht für eine spezifische Abhängigkeit ausreichen.

-> Verzicht auf diese Unterscheidung im DSM-V, da fließender Übergang

Was sind Risikofaktoren für Substanzabhängigkeit?

- höheres Risiko für jüngere (bis 25J.)
- Substanz als Bewältigungsmittel
- intra-/interpersonelle/kulturelle Risikofaktoren
- Verfügbarkeit von Substanzen

Welches Modell beschreibt die Entstehung und Aufrechterhaltung von Substanzmissbrauch?

Multifaktorielles Modell

Triade zwischen: 

  • Substanz (mit spez. Wirkung & Gefahr)
  • Person (mit psych,/phys. Eigenschaften)
  • Umwelt (mit Einstellung/ Umgang mit Substanzen)

Was sind die Diagnosekriterien für Schizophrenie nach dem DSM-IV?

- Mindestens 2 der folgenden Symptome (jedes für einen erheblichen Teil eines Monats

  • Wahn
  • Halluzinationen
  • desorganisierte Sprechweise
  • grob desorganisiertes/katatones Verhalten
  • negative Symptome (flacher Affekt/ Alogie,.)

-> nur ein Kriterium bei bizarrem Wahn oder Halluzinationen, die kommentierende oder sich unterhaltende Stimmen einschließen

- soziale/ berufliche Leistungseinbußen
- mindestens 6 Monate Zeichen des Störungsbildes
 

Was sind laut ICD-10 Diagnosekriterien für eine schizoaffektive Störung?

- relative Balance zwischen Zahl, Schwere und Dauer schizophrener und affektiver Symptome

1. Störung erfüllt Kriterien für eine affektive Störung von mittelerem oder schwerem Grad
2. mind. 1 der Symptome während des größten Teils von 2 Wochen:
- Gedankenlautwerden/ -eingebung/ -entzug/ - ausbreitung
- Kontrollwahn, Beeinflussungswahn, Gefühl des Gemachten
- kommentierende/ dialogische Stimmen
- anhaltender kulturell unangemessener und bizarrer Wahn
- zerfahrene Sprache/ ständige Neologismen
- intermittierendes, aber häufiges Auftreten katatoner Symptome, wie Haltungsstereotypien, flexibilitas cerea, Katalepsie, Negativismus

Welche anderen psychotischen Störungen gibt es laut ICD-10, außer der Schizophrenie? 

  • schizotype Störung
  • anhaltende wahnhafte Störung
  • akute vorübergehende psychotische Störung
  • induzierte wahnhafte Störung
  • schizoaffektive Störung
  • sonstige nichtorganische ..
  • nicht näher bezeichnete...

Welche Symptomklassen unterscheidet man bei der Diagnose der Schizophrenie?

Positive Symptome: 
- formale/ inhaltliche Denkstörungen
- Wahnehmungsstörungen/ Halluzinationen
- Affektstörungen im Sinne von inadäquaten A.
- Störungen des Selbstgefühls
- psychomotorische Störungen

Negative Symptome:
- sozialer Rückzug
- Affektverflachung
- Antriebsarmut
- Interessenverlust
- Sprachliche Verarmung
 

Mit welchen Störungen weist Schizophrenie Komorbdität auf?

(hohe Komorbiditätsrate!) 
- affektive, Angst-, substanzinduzierte Störungen
- hohe Rate chronischer körperlicher Erkrankungen

Wie lange dauert Schizophrenie im allgemeinen?

ca. 10-20 Jahre (eigentlich lebenslange Störung, "Heilung" schwierig, bei etwa einem Drittel, sonst schwere (10%) oder leichte (50%) chronische Zustände)

Welche neuropsychologischen Störungen gehen mit Schizophrenie einher?

- Lern- und Gedächtnisdefizite
-> am stärksten der freie Abruf aus dem verbalen und visuellen episodischen Langzeitedächtnis
- vor allem negative/ desorganisierte Symptomatik
- sehr heterogen! 

Was könnten psychosoziale Risikofaktoren für die Ausprägung/ einen Rückfall von Schizophrenie sein?

- Stressoren: belatende Lebensereignisse, kleinere chronische Alltagsstressoren 
High Expressed Emotion (Diskriminierung/ Migration)
- städtische Ballungsgebiete
- Dorgenmissbrauch, v.a. Cannabis
- Traumata 

Skizziere kurz die Dopaminhypothese zur Erklärung der Schizophrenie!

- synaptischer Dopaminstoffwechsel gestört (Überaktivität in limbischen Hirnregionen, ggf. auch Unteraktivität im Frontalhirn)
- indirekte Evidenz: Neuroleptika, welche Dopaminrezeptoren blockieren, schlagen an
- direkte Evidenz: Veränderung dopaminerger Übertragung ist mit bildgebenden Verfahren nachgewiesen worden: erhöhte Verfügbarkeit von Dopamin im Striatum/ gesteigerte Freisetzung bei Gabe von pharmakologischen Challengern, ebenso erhöhtes Ansprechen von nicht akut psychotischen, aber riskanten Patienten auf ph. Challenger
 

Welche neurobiologischen Befunde wurden bei Schizophrenie-Patienten gefunden?

- Schwangerschafts-/Geburtskomplikationen, Geburt in den Wintermonaten (auf Nordhalbkugel), Erkrankung oder Unterernährung der Mutter während Schwangerschaft, ältere Väter
- genetischer Einfluss enorm! (80& Varianzaufklärung, Risiko bei einem sch. Elternteil 12%, bei beiden bereits 40%)
- erweiterte Ventrikel, vermindetes Gehirnvolumen, auffällige Veränderungen im Aufbau der Nervenzellschichten und der Faserverbindungen zwischen Hirnregionen

Wie erklärt das Vulnerarbilitäts-Stress Modell nach Zubin& Spring die Ausprägung, aber auch Therapieansätze der Schizophrenie?

- das Modell zeig miteinander agierende Bereiche auf, in denen ein Mensch oder seine Umgebung Defizite haben könnte und er somit potentiell anfälliger (verletzlicher) für psych. Störungen sein könnte, da diese Bereiche zu Stressoren führen oder sie nicht mehr kompensieren können

Bereiche sind: 
- kognitive Defizite
- autonomes Hyperarousal
- Defizite in soz. Kopetenz
- soziale Stressoren
- negatives Familienklima

Was sind neuropsychologische Syndrome?

- psychische Folgen von Verletzungen/ Erkrankungen des Gehirns (Störung der Wahrnehmung/ Denken/ Sprache oder emotional-motivationale Folgen)
- kognitive Defizite bei psych. Störungen ohne nachweisbare hirnorganische Ursache

Welche Arten von neuropsychologischen Syndromen können auftreten? (Beispiele!)

- Orientierungsstörungen
- Agnosie, Apraxie, Aphasie...
- Gedöchtnisstörungen
- exekutive Störungen
- Aufmerksamkeitsstörungen
-...

Was sind grundlegende Symptome eines Demenzsyndromes?

kognitive Störungen: 
Abnahme von Gedächtnisleistungen, Urteilsfähigkeit und Denkvermögen, zusätlich Aphasie, Apraxie, ...
nicht-kognitive Störungen: 
- verminderte Affektkontrolle, Veränderung des Antriebs/ Sozialverhaltens
- Alltagsbeeinträchtigung
- Bewusstseinsklarheit vrohanden!
- kognitive Symptome länger, als 6 Monate und stetige Verschlechterung

Welche Formen der Demenz gibt es?

  • primär degenerative Demenzen (Typ Alzheimer, Pick'sche Krankheit, Typ Lewy-Body, Creutzfeldt-Jacob-Krankheit)
  • Vaskuläre Demenz (Multi-Infarkt-Demenz)
  • Demenzen aufgrund anderer MKF (HIV, Chorea Huntington, Parkinson, Korsakow-Syndrom, Diabetes, Hypoxie,...)

Wodurch ist die Alzheimer- Krankheit neuropathologisch gekennzeichnet?

- cerebrale Atropie (Abnahme der Hirnmasse)
- amyloide Plaques (Ablagerungen von Peptiden)
- neurofibrillare Bündel (Nervenfaserbündel)

Was ist Pseudodemenz?

-depressive Sörungen können kognitive Leistungseinbußen in demenztypischen Bereichen bringen
- Differnzialdiagnostik anhand von Zeitverlauf, Anschlagen der Behndlung, Bewusstheit der Defizite, Vorhandensein neuropsch. A-Störungen (Aphasie, Agnosie,...)

Worin unterscheidet sich die Klassifikation vonneuropsychologischen Störungen in ICD-10 und DSM-IV ? Was ist das Problem?

Problem: Mischkategorien, schlecht konzeptualisiert

ICD-10: 2 große Störungsgruppen:
- organische Störungen
- substanzinduzierte Störungen

DSM-IV: 3 große Störungsgruppen
- Demenz, Delir, amnesitische und andere kogn. S.
- psychische Störungen aufgrund eines MKF
- Störungen im Zshg. mit psychotropen Substanzen

Welche Störungen betriffen Männer häufiger, welche Frauen?

Mehr Frauen: somatoforme, affektive, Angststörungen
Mehr Männer: St. durch psychotrope Substanzen, Schizophrenie

Welche psychischen Störungen sind häufiger, welche eher seltener?

häufiger: Angststörungen, somatoforme Störungen, affektive Störungen
seltener: psychotrope Substanzen, psychotische Störungen

Was ist die Grundaussage des biomedizinischen Krankheitsbegriffs und wer war sein Begründer?

Wilhelm Griesinger: 
"Alle psychischen Erkrankungen sind Hirnkrankheiten."

Was sind die Grundparadigmen E. Kraepelins?

- Nosologie- Klare klassifikation von psych. Störungen

- experimentalpsychologische Methoden
- formal deskriptive Psychopathologie (Phänotypisch, deskriptiv, symptomatologisch, verstehend) 
Mhm. Ja. Genau. Klar. Hä?

Was sind die Grundzüge von Paradigmen in der Psychiatrie?

-psychobiotisch (Widerspiegelungsfähigkeit, Handlungskompetenz, Therapienotwendigkeit und Betreuungsindikation)
- biopsychosozial
- mehrdimensional
- funktional

Nenne 2 Vertreter, die wichtigen Beitrag zur Psychiatrie geleistet haben! (und kurz den beitrag)

Ernst Kretschmer (Wahnbildung und man.-depr. Symptomkomplexe)
Hubertus Tellenbach (typus melancholicus als prämorbide Persönlichkeit: Leistungsanspruch, sehr an Ordnung festgelegt, Streitvermeidend, Loyalität, Fleißig, trotzdem wertlosigkeitsgefühle, Inkludenz (rigides festhalten an ordnung, sich einordnen) und Remanenz (gehemmtsein, zurückstecken der eigenen bedürfnisse) )

Was ist die Grundaussage des familienpsychopathogenetischen Erklärungsansätzen?

Familie und ihre Konstellation ist Ursprung und Bedingung psychischer Störungen
- darüber Entwicklung von PRäventions-/Interventionsansätzen

Welche Abnormitäten in Familien können pathogene Folgen haben? (Beispiele nennen)

 

- zu dominantes Elternteil
- deformierte Ehe (gespalten, Kampf)
- abnorme Familien-Rollenbeziehungen (rigide, penetrant, symbiotisch)
-Kommunikationstyp "double bind" (Widersprüchliche Inhaltsvermittlung - "Halt die Fresse, mein Herzchen!")
- frühkindliche Bindung gestört
- emotionaleFamilienatmosphäre ("expressed emotion" - neg. emotional-kritisch/ feindeselige Atmosphäre)
- Parental Alienation Syndrom (Gardener): Kind lehnt Elternteil ab (z.B. nach Scheidung, mit Begründung, dass Kind programmiert würde o.ä.)
- traumatische Ereignisse, v.a. sexueller Missbrauch
 

Was ist das Ziel des tiefenpsychologischen Paradigmas und wer prägte den Begriff als erstes?

Es gibt nicht nur biologische/somatische oder umweltseitige Faktoren, sondern auch intrapsychische Faktoren, welche als Ursprung und Bedingung für Störungen angesehen werden können. TPsy ist das Sehen hinter das Bewusste, um Störungen auf den Grund zu gehen.

  • Bleuler (Achtung: NICHT FREUD!)

Was sind die 5 Grundannahmen der Tiefenpsychologie?

  1. Der Schlüssel des Psychischen liegt im Unbewussten 
  2. Das Verhalten ist Regulationsprodukt widerstreitender Strebungen/Tendenzen ("Affekte"), also dynamisch
  3. Verhalten ist dadurch streng determiniert, alles ist nicht zufällig und hat Begründung in Vorgeschichte und Persönlichkeit
  4. Es gibt eine einheitlihe unbewusste Antriebsquelle der psychischen Entwicklung
  5. Neurosen sind kompromisshafte Lösungsversuche intrapsych. Konflikte