Klinische Psychologie

Basismodul Klinische Psychologie 4. Semester B.Sc.

Basismodul Klinische Psychologie 4. Semester B.Sc.


Fichier Détails

Cartes-fiches 194
Utilisateurs 13
Langue Deutsch
Catégorie Psychologie
Niveau Université
Crée / Actualisé 01.07.2013 / 25.07.2023
Lien de web
https://card2brain.ch/box/klinische_psychologie2
Intégrer
<iframe src="https://card2brain.ch/box/klinische_psychologie2/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>

3 Stufen des Klassifikationsprozesses psychischer Störungen.

  1. Symptome
  2. Syndrom
  3. Diagnose

Welche 2 Klassifikationssysteme gibt es? (Voller Name, Abkürzung und Herausgeber)

1. ICD- 10 
(International Classification of Diseases)
Herausgeber: Weltgesundheitsorganisation (WHO)

2. DSM-IV (seit Mai 2013 DSM-V)
(Diagnostical and Statistical Manual of Mental Disorders)
Herausgeber: American Psychiatric Association (APA)

Welchen Konsens schaffen die 2 Klassifikationssysteme und nach welchem Prinzip sind sie aufgebaut?

Beide: Beschreibung von Störungen, jede Störung hat Nummer

ICD-10:
Beschreibung von Krankheiten aller Organsysteme, psychische Störungen in Kapitel 5 (F)
Grundlage aller Gesundheitssysteme 
-> multinationaler Konsens

DSM-IV:
genaue Operationalisierung der Kriterien jeder psychischen Störung auf Basis neuester Forschungsergebnisse 
-> Expertenkonsens

Nenne die Achsen der multitaxialen Diagnostik des ICD-10! 

1a) Diagnose der psych. Störungen nach ICD-10
       (incl. Intelligenz-/PK-Störungen)
1b) Diagnose somatischer Störungen nach ICD-10    
       (andere Kapitel)
2) psychosoziale Funktionseinschränkungen 
     (GAF, soziale Rollen, Beruf, Familie...)
3) Faktoren der sozialen Umgebung
    (finanzielle Verhältnisse, Wohnsituation,    
     Umweltbelastungen)

Nenne die Achsen der klassifikatorischen Diagnostik nach dem DSM-IV!

  1. Klinische Störungen
  2. Geistige Behinderung, Persönlichkeitsstörung
  3. Medizinische Krankheutsfaktoren
  4. Psychosoziale und umgebungsbedingte Probleme (z.B. soziales Umfeld, Ausbildung, Wohnung, Rechtssystem,..)
  5. Globale Erfassung des Funktionsniveaus 
    (GAF, Skala von 1-100)

Nenne 5 Vorteile der Klassifikation psychischer Störungen!

1. interdisziplinärer Konsens
2. differenziertere Forschung
3. ökononmischere Informationsverarbeitung
4. Einschränkung von Willkür und Subjektivität
5. begründete Rechte

Nenne 5 Nachteile der Klassifikation von psychischen Störungen!

1. Stigmatisierung/Labelling
2. Einschränkung der individuellen Behandlung
3. Eventuelles Übersehen von Besonderheiten
4. Eventuell falsche Diagnosen
5. Vernachlässigung bestimmter Dimensionen

Was ist Epidemiologie?

E. ist die Untersuchung der Verteilung, Determinanten und Risikofaktoren gesundheitsbezogener Zustände in Bevölkerungsgruppen.

Was ist Prävalenz?

Die Prävalenz ist die Anzahl der Krankheitsfälle in einer Definierten Population.

Was unterscheidet Punktprävalenz von Periodenprävalenz und Lebenszeitprävalenz?

Die Punktprävalenz ist die Anzahl der Krankheitsfälle zu einem bestimmten Stichtag. Die Perdiodenprävalenz hingegen ist die Anzahl der Menschen in einer bestimmten Population, die in einem gewissen Untersuchungszeitraum Erkrankungsmerkmale aufzeigen. LZP ist schließlich die Anzahl derer, die zu einem bestimmten Untersuchungsstichtag irgendwann in ihrem Leben mal Erkrankungsmerkmale hatten. 
(Achtung: umfasst eben nicht die ganze Lebensspanne, nur bisherige)

Wo liegt der Unterschied zwischen 1-Monats-Prävalenzrate und 1-Monats-Inzidenzrate?

Erstere würde den Anteil der Erkrankten an einer bestimmten Population über einen Zeitraum von einem Monat angeben. Die 1-Monats Inzidenzrate würde lediglich den Anteil der Neuerkrankungen angeben, unabhängig davon, wieviele vorher schon erkrankt waren, bzw. wieviele sich während der Untersuchung schon wieder erholen.

Was ist kumulative Inzidenz? 
Beispiel: Untersuchungszeitraum: 1 Monat.
200 Menschen beobachtet. 100 vorher schon krank, 30 erkranken neu in dem Monat, am Ende der Untersuchung nur noch 10 krank. 

Die kumulative Inzidenz ist das Verhältnis der Neuerkrankungen innerhalb des Untersuchungszeitraumes zu denen, die zum Startpunkt nicht krank waren. Hier also 30: 100 -> 30%. Wieviele sich wieder erholt hatten, spielt keine Rolle.

In einer Firma wird über ein Jahr lang Burn-Out-Epidemiologie betrieben. 1000 Menschen arbeiten dort. Vor Untersuchungsstart waren 5 akute Fälle und 10 bereits wieder genesene Fälle bereits bekannt. Während dieses stressigen Jahres erkranken 50 Mitarbeiter neu daran. Am letzten Messzeitpunkt stellt sich heraus, dass 25 Erkrankte während des Jahres wieder genesen konnten.

Gib an:
- Punktprävalenz zum Start der Untersuchung
- 12-Monats-Prävalenz (auch in %)
- 12-Monats-Inzidenz (auch in %)
- Kumulative Inzidenz 
- Lebenszeitprävalenz zum Ende der Untersuchung

1. 5 (0,5 %)
2. 50+5-25 = 30 (3%)
3. 50 (5%)
4. 50:995 ~ 5%
5. 10+5+50=65 (6,5%)

Definiere Risiko und relatives Risiko!

Risiko ist die Wahrscheinlichkeit, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt jemals eine Krankheit gehabt zu haben. Relatives Risiko ist die Bedeutung eines Risikofaktors für die Erkrankungswahrscheinlichkeit (WK-Verhältnis).

Wie hoch ist ungefähr die Lebenszeitprävalenz für psychische Störungen in Deutschland?

40% 

Was sind affektive Störungen?

Affektive Störungen sind eine Störungsgruppe, die vor allem mit einer klinisch relevanten Veränderung des allgemeinen Stimmungsbildes (Affekt)einhergeht.

Wie kann man affektive Störungen unterscheiden?

  • Richtung
    - depressiv vs. manisch
  • Verlaufstyp
    - einzelne Episode vs. rezidivierende Störung
  • Schwankung: 
    - unipolar vs. bipolar
  • Dauer: 
    - episodisch vs. anhaltend

Wie klassifiziert der DSM-IV affektive Störungen?

  • Major Depression, einzelne Episoden
  • MD, rezidivierend (mit Rückfällen nach längerer Pause)
  • bipolare I Störung
  • bipolare II Störung
  • Zyklothymie
  • Dysthymie
  • affektive Störung aufgrund von medizinischen Faktoren/ substanzinduziert
     

Welche Symptomgruppen treten bei affektiven Störungen auf?

  • Affektive Symptome 
    (Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit,...)
  • Kognitive Symptome
    (Selbstabwertung, Pessimismus,...)
  • Somatische Symptome
    (Schlafstörungen, Appetitlosigkeit,...)
  • Motorische Sympotme
    (Verlangsamung oder Agitiertheit (krankhafte Unruhe) )

Welche weiteren affektiven Syndrome gibt es nach dem ICD-10 außerhalb der Störungsgruppe?

  • organische affektive Störungen
  • postschizophrene Depression
  • schizoaffektive Störung
  • Anpassungsstörung mit depressiven Merkmalen

Nenne Kern- und Zusatzsymptome der depressiven Episode nach dem ICD-10! 

Kernsymptome (mind. 2): 
- gedrückte/traurige Stimmung oder Reizbarkeit
- Interessenverlust oder Freudlosigkeit
- verminderter Antrieb oder geistige Ermüdbarkeit

Zusatzsymptome
- Verlust des Selbstwertgefühls/-vertrauens
- Selbstvorwürfe, unangemessene Schuldgefühle
- psychomotorische Hemmung oder Unruhe
- Schlafstörungen
- verminderter oder gesteigerter Appetit mit Gewichtsveränderungen
- Suizidgedanken/ -handlungen

Nenne die Hauptkriterien einer depressiven Episode nach dem DSM-IV!

- mind. 5 über 2 Wochen
- eins davon muss 1. oder 2. sein

1. depressive Verstimmung an fast allen Tagen, die meiste Zeit des Tages
2. deutlich vermindertes Interesse oder Freude an (fast) allen Aktivitäten
3. Zu- oder Abnahme von Gewicht & Appetit
4. vermehrter/verminderter Schlaf
5. psychomotorische Unruhe oder Hemmung
6. Müdigkeit oder Energieverlust
7. Gefühle von Wertlosigkeit oder Schuld
8. Konzentrations- oder Entscheidungsprobleme
9. Gedanken an den Tod oder Suizidvorstellungen, -pläne, -versuche

Wie lässt sich die Major Depression nach dem DSM-IV spezifizieren? (4 Punkte)

  • Melancholische Merkmale
    (völlige Freundlosigkeit, Morgentief, Schuld...)
  • Atypische Merkmale
    (Stimmung aufhellbar, Hypersomnie, Zunehmen..)
  • Psychotische Merkmale
    - stimmungskongruent (Verschuldungswahn)
    - stimmungsinkongruent (Halluzinationen o.ä.)
  • ohne komplette Remission zwischen den Episoden

Was sind bipolare affektive Störungen?

...Störungen mir manischen/hypomanischen Episoden im Wechsel mit depressiven oder gemischten Episoden. 

Was sind die Kernmerkmale von manischen / hypomanischen Episoden?

Manische Episoden:
-mind. 1 Woche abnorme, anhaltend gehobene, expansive oder reizbare Stimmung
- Rededrang, "Größenwahn", Gedankenrasen, vermindertes Schlafbedürfnis, Unruhe, übermäßige Beschäftigung mit angenehmen Dingen (Einkaufen, Sex..)
- deutliche Beeinträchtigung des sozialen Umfeldes, eventuell nötige Hospitalisierung zur Gefahrenvermeidung oder psychotische Symptome
- nicht auf organische Krankheit/Drogen/Antidepressiva zurückzuführen

Hypomane Episoden: wie manisch, nur geringere Beeintröchtigung, die keine stationäre Behandlung nötig macht

Was sind Kernmerkmale der Dysthymia?

- leichte, chrinische Form der Depression
- weniger schwer ausgeprägte Formen der depressiven Episoden
- mind 2 Jahre die meiste Zeit des Tages, an >50% der Tage
- da langjährig hohe Beeinträchtigung

Was sind die Kernmerkmale der Zyklothymia?

- langanhaltende abgeschwächte biolare affektive Störung
- mind. 2 Jahre zahlreiche Perioden mit hypomanen und zahlreiche Episoden mit depressiven Symptomen, die aber nicht die Kriterien für eine MD-Episode erfüllen

Wie unterscheiden sich bipolare Störung I, bipolare Störung II und Zyklothymia in ihrem Verlauf?

siehe Grafik

Was versteht man unter Remission? Was ist der Unterschied zwischen einem Rückfall und einem Rezidiv?

Remission ist das Abklingen der Symptome auf ein ursprüngliches Level.
Ein Rückfall ist das Wiederauftreten der Symptome innerhalb von 4-6 Monaten nach dem Ansprechen. Ein Rezidiv ist eine neue Episode nach einer Remission von 4-6 Monaten.

Wann treten Depressionen häufiger auf? (Risikofaktoren)

  • Frauen
  • unverheiratet, geschieden, verwitwet
  • soziale Isolation
  • niedriger soz.-ökon. Status, Armut
  • niedrige Bildung
  • ländliches Wohngebiet
  • andere Krankheiten, Behinderungen

Welche 3 Erklärungsmodelle für Depression behandelt?

  • Verstärker-Verlust-Modell nach Lewinsohn
  • erlernte Hilflosigkeit/Attributionsstile nach Seligman
  • Kognitives Modell nach Beck

Skizziere kurz das Verstärker-Verlust-Modell nach Lewinsohn!

Depressive erleben weniger positive Verstärkung,nehmen infolgedessen immer weniger an angenehmen Aktivitäten teil
-> weniger soziale Verstärkung/ Unterstützung
-> Aufrechterhaltung der Depression, mehr Rückzug

- Angehörige gehen zuerst aufmerksamer mit Depressiven um, ziehen sich dann aber zurück

Skizzire kurz das Modell der erlernten Hilflosigkeit nach Seligman bezogen auf Depression!

Depressive konnten schlechter einfache Aufgaben zur Vermeidung aversiver Reize lösen, da sie generell passiver sind, ihr eigenes Verhalten nicht als effektiv erachten, geringes Selbstbewusstsein haben
- durch negative kognitive Triade wird Hilflosigkeit erlernt

Kritik: zu globale Annahme. Viel entscheidender: Kausalattribution!

- Depressive haben viel öfter interne, stabile und umfassende KA, wie z.B. "Ich bin zu blöd dafür" 

Skizziere kurz die kognitive Theorie der Depression nach Beck!

Depression entsteht infolge negativer Bewertung von Ereignissen. Diese führen oft zu automatischen, teils unlogischen, verallgemeinernden Gedanken. Grundlage dafür sind interne/externe Auslöser und dysfunktionale Grundannahmen.
- negative kognitive Triade: negative Sicht auf sich, die Umwelt und die Zukunft
-> führt zu logischen Fehlern, wie selektiven Abstraktionen, Übergeneralisierung und dichotomem Denken
(Kritik: Korrelation zwischen irrationalen Gedankenmustern und Depressionen bestätigt, nur Kausalität nicht. Henne-Ei-Problem)

Was sind zentrale Merkmale von:

  • Spezifischer Phobie
  • Sozialer Phobie
  • Agoraphobie
  • Panikstörung

  • Spezifische Phobie: ausgeprägte Angst/ Vermeidung von umschriebenen Objekten/Situationen
  • soziale Phobie: ausgeprägte Angst/vermeidung von sozialen Situationen, die mit Bewertung verbunden sind
  • Agoraphobie: Vermeidung von Orten und Aktivitäten
  • Panikstörung: wiederkehrende, unerwartete Panikanfälle, persistente Sorge um nächste Anfälle/ deren Konsequenzen

Was sind zentrale Merkmale von: 

  • Generalisierter Angststörung
  • Zwangsstörung
  • Posttraumatischer Belastungsstörung

  • Generalisierte Angststörung: chronische, exzessive, unkontrollierbare Sorgen
  • Zwangsstörung: Zwangsgedanken und Zwangshandlungen
  • PTSD/PTBS: Wiedererleben, "Flashbacks", Vermeidung und Übererregbarkeit in Reaktion auf traumatische Erlebnisse und Belastungen

Was sind nach DSM-IV Kriterien für eine spezifische Phobie und welche Typen lassen sich grob unterscheiden?

- ausgeprägte und anhaltende Angst, die durch das Vorhandensein/ die Erwartung eines Objekts/einer Situation ausgelöst wird
- Konfrontation mit Angstreiz löst unmittelbare Angstreaktion aus, evtl. Panikattacke
- Person erkennt, dass Angst übertrieben/unbegründet ist
- phobische Situation wird gemieden
- deutliche Einschränkungder Lebensführung, erhebliches Leiden
- unter 18 Jahren mind. 6 Monate
- keine bessere Erklärung des Vermeidungsverhaltens durch andere psych. Störung

 - Umwelttypus/situativer Typus/Blut-,Spritzen-,Verletzungstypus

Was sind nach DSM-IV Kriterien für eine soziale Phobie?

- ausgeprägte und anhaltende Angst in sozialen oder Leistungssituationen, die mit Beurteilung/konfrontation mit fremden Personen zu tun haben
- Befürchtung, das Verhalten/Symptome demütigend oder peinlich sein könnten
- gefürchtete Situationen werden Vermieden oder nur unter intensiver Angst/Unwohlsein ertragen
- Rest genau wie bei spezifischer Phobie
- kann sehr spezifisch oder eher generalisiert sein

Was sind nach DSM-IV Kriterien für Agoraphobie?

- Angst, an Orten zu sein, von denen eine Flucht schwierig/peinlich wäre/ Hilfe bei Panikattacke nicht erreichbar wäre
- Muster von Situationen: Allein außer Haus, Reisen, Menschenmengen (Alternativ: Spez. Phobie)
- Situationen werden vermieden/ schwer ertragen
- nicht anders besser erklärbar

Was sind nach DSM-IV Kriterien für eine Panikstörung?

- wiederkehrende unerwartete Panikattacken und 
- bei mind. einer der Attacken folgte mind. 1 Monat mit mind. einem der Symptome:

- anhaltende Besorgnis über weitere Attacken
- Sorgen um Konsequenzen (Kontrollverlust,...)
- deutliche Verhaltensänderung infolge der Attacken

- entweder mit oder ohne Agoraphobie-Symptome
- Keine direkte körperliche/medizinische Ursache
- nicht anders besser erklärbar