Klinische Kinder- und Jugendpsychologie
Depressive Störungen
Depressive Störungen
Fichier Détails
Cartes-fiches | 18 |
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Langue | Deutsch |
Catégorie | Psychologie |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 29.11.2016 / 17.12.2016 |
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1. Phänomenologie
Kernsymptome Depression
- Emotional: als einziges Korrelat oftmals gemindertes Selbstwertgefühl
- Geringes Selbstwertgefühl; Schuldgefühle
- Verhaltensbezogen:
- Unruhiges oder verlangsamtes Verhalten
- Körperlich, neurovegetativ:
- Veränderungen des Appetits oder des Schlafs
- Kognitiv/ motivational:
- Konzentrationsmangel, Entscheidungsprobleme
1. Phänomenologie
Gibte es Depression im Kindesalter?
schwer zu eruieren (schwer von normalem Rebellieren abzugrenzen), massgebend = Leidensdruck und Beeinträchtigung
- Keine Depression im Kindesalter („kognitive Reife“ fehlt)
- „Maskierte/Larvierte“ Depression prä-pubertal (v.a. körperliche Symptome, Enuresis, Aggression)
- Depression im Kindesalter = Depression im Erwachsenenalter
- Kernsymptome im Kindesalter = Erwachsenenalter, jedoch auch altersspezifische Symptome (ICD-10; DSM-5)
1. Phänomenologie
Depression im Säuglings-/Kleinkindalter
- Depressive, gereizte Stimmung mit verringertem Interesse/verringerter Freude an entwicklungsgemässen Aktivitäten
- reduzierte Protestkapazität
- exzessives „Jammern“
- verringertes Repertoire sozialer Interaktionen/Initiative
- Begleitende Symptome: Schlaf- und Essstörungen --> eher Fütterungsproblem, Gewichtsverlust
- Mindestens 2 Wochen
1. Phänomenologie
Weitere Symptome der Depression bei Kinder und Jugendlichen
- Häufige, unspezifische körperliche Beschwerden (Kopf-, Bauchschmerzen, Verspannungen)
- Fehlen in der Schule oder schlechte Schulleistungen
- Reden über oder Plan, von zu Hause wegzulaufen
- Schreien, unerklärbarer Reizbarkeit oder Weinen
- Gelangweilt sein
- Keine Interesse am Spiel mit Freunden
- Alkohol- oder Drogengebrauch
- Soziale Isolation, wenig Kommunikation
- Angstsymptome und –störungen
- Agressive Symptome und Störungen
- Grosse Empfindlichkeit gegenüber Ablehnung oder Versagen
- Alpträume
2. Diagnostik
Dimensionale Diagnostik: DIKJ
- kategoriale Diagnostik: strukturiertes Interview (DIPS, SKIT)
- dimensionale Diagnostik: DIKJ
2. Diagnostik
Diagnostische Kriterien: Major Depression
siehe Major Depression Psychopathologie
2. Diagnostik
Diagnostische Kriterien: Disruptive Affektregulationsstörung
Resultat aus sozialpolitischen und gesellschaftlichen Einflüssen
siehe Psychopathologie
2. Diagnostik
Epidemiologie
- Depressive Störung in der Kindheit selten
- Prävalenz: 0,5-2,5% (depressive Symptome sind jedoch weit verbreitet!)
- Anstieg der Depression in Pubertät
- Prävalenz: 2-8%
- Depression in klinischen Populationen häufig
- ca. 25% klinischer Einweisungen wegen Major Depression
- Geschlechtereffekte
- bis zur Pubertät Mädchen und Jungen gleichermassen betroffen
- ab Pubertät Mädchen häufiger betroffen
- Störungsbeginn: 25% vor 19. Lebensjahr; 10% vor 14. Lebensjahr; 5% vor 12. Lebensjahr
- Verlauf: fluktuierend:
- Bei ca. 80% der Jugendlichen tritt nach spätestens 5 Jahren eine weitere depressive Episode auf.
- Das Risiko, bei früh beginnender Störung auch im Erwachsenenalter an einer depressiven Episode zu erkranken, liegt bei ca. 50%
3. Erklärungskonzepte
Risikofaktoren
- Biologische Faktoren
- Alter
- Weibliches Geschlecht (ab Adoleszenz)
- Hormonelle Veränderungen in der Pubertät
- Anomalien im Hirnstoffwechsel: Mangel-, Ungleichgewichtshypothesen; Serotonin u. weitere Neurotransmitter)
- Erhöhte Stressreaktivität
- Kortikale Auffälligkeiten: Amygdalahypersensitivität etc.
- Kognitiv-emotionale Faktoren
- Wahrnehmungsbias, kognitive Verzerrungen, kognitive Triade
- Ungünstige Emotionsregulation: Grübelneigung
- Mangelnde Problemlösefähigkeit
- Familiäre Faktoren/ Eltern-Kind Interaktion
- Bindungsstörung
- Trennung und Verlusterlebnisse
- Psychische Krankheit der Eltern
- Belastungen: Armut, Ehestreitigkeiten, Missbrauch etc.
- Soziale Kontakte
- Geringe soziale Kompetenzen
- Wenig Kontakte zu Gleichaltrigen
- Belastende Erfahrungen im Freundeskreis
- Kritische Lebensereignisse und Stress
- Belastungen in Familie oder Freundeskreis
- Krankheit, schulischer Druck, Überforderung, Misserfolg, Umzüge etc.
3. Erklärungskonzepte
Typische logische Fehler bei depressiven Patienten
- dysfunktionale Gedankensmuster
- selektive Abstraktion
- Übertriebenes Verantwortungsgefühl
- Personifizieren
- Katastrophisieren
- Dichotisches Denken
4. Leitlinienbasierte Behandlung depressiver Störungen bei Kindern und Jugendlichen (gültig bis 2018)
Weitere Hilfsmittel
- Der Weg aus dem schwarzen Lock: Aktivitätenaufbau, Vereinbarungen treffen
- Gedankendetektiv: sucht nach positiven Gedanken
4. Leitlinienbasierte Behandlung depressiver Störungen bei Kindern und Jugendlichen (gültig bis 2018)
Psychopharmaka und Depression: Meta-Analyse von I. Kirsch & G. Saphirstein (1998)
- 75% der klinische Effekte von AD = auch bei Depressiven gefunden mit Placebo
- 43% aller Studien einen statistisch signifikanten Unterschied zwischen AD und Placebo
- 82% der Wirkung von AD = beobachtbar nach Verabreichung von Placebo
- klinisch bedeutsamer Unterschied in der Wirkung oder der Wirksamkeit in Bezug auf die Akut-, Kontinuierungs- und Aufrechterhaltungsbehandlung bei Major Depression, keine Wirkungsunterschiede in Bezug auf zusätzliche Beschwerden oder Alter, Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit und Komorbidität