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Kartei Details
Karten | 51 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Soziales |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 02.09.2013 / 14.10.2022 |
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Was ist Sozialisation nach Geulen/ Hurrelmann?
„ der Prozeß der Entstehung und Entwicklung der Persönlichkeit in wechselseitiger Abhängigkeit von der gesellschaftlich vermittelten sozialen und materiellen Umwelt. […] wie sich der Mensch zu einem gesellschaftlich handlungsfähigen Subjekt bildet
Was ist Persönlichkeit?
Persönlichkeit ist ein spezifisches Gefüge von Merkmalen, Eigenschaften, Einstellungen und Handlungskompetenzen eines Einzelnen.
--> entsteht aus biologischer Lebensgrundlage und Erfahrungen
Wie äußert sich die Persönlichkeit eines Einzelnen?
in von außen beobachtbarem Verhalten wie Wissen, Werte und Sprache und in innerpsychischen Prozessen, wie Motivation und Gefühlen
Worauf läuft die Genese der Persönlichkeit im Sozialisationsprozess hinaus?
Individuation (Entwicklung der Individualität) und Vergesellschaftung (Entwicklung eines Sozialcharakters)
Struktur des Sozialisationsprozesses
Gliederung in 4 gesellschaftliche Ebenen
- beschriebt über welche Zwischenstufen die Vermittlung zwischen "Persönlichkeit" und "Gesamtgesellschaft" vorstellbar ist
Mikroebene:
1) Subjekt
2) Interaktionen & Tätigkeiten
Makroebene:
3) Institutionen
4) Gesamtgesellschaft
Struktur des Sozialisationsprozesses
Gliederung in biographische Phasen
- beschreibt in welchem ALtersabschnitt typischerweise welche Entwicklungsaufgabe zu bewältigen ist
Säugling: 0-1 Jahr
Frühe Kindheiit: 2-4 Jahre, Eintritt in den Kindergarten
Kindheit: 5-12 Jahre, Schuleintritt
Jugend: 13 - ?, Geschlechtsreife, Schulentlassung, evtl. Eintritt in Berufsausbildung
Erwachsenenalter: ?-65, Eintritt in die Berufstätigkeit, Haushaltsgründung (evtl. Familie), evtl. Auszug der eigenen Kinder
Alter: 65 - ?, Pensionierung
Was ist eine Theorie?
ein nach wissenschaftlichen Prinzipien erstelltes Aussagesystem
Welche Ebenen der Theoriebildung gibt es?
1. Anforderungen an eine Sozialisationstheorie
--> Methatheorie (Wissenschaftstheorie)
2. Sozialisationstheorie
--> Objekttheorie
3. Real ablaufende Sozialisationstheorie
--> Objekt (Gegenstandstheorie)
Wie lauten die 5 Kriterien für wissenschaftliche Theorien?
1. Annahmen auf systematisch gesammelte, empirische Daten stützen
2. ein Modell bzw. Konzept konstruieren, um logischen Zusammenhang zwischen einzelnen Erscheinungen herzustellen und zu erklären
3.Schritte und methodisches Vorgehen reflektieren und kontrollieren
4.Annahmen und Aussagen diskutieren und widersprechenden Erfahrungen und Einwänden aussetzen
5.Fragestellungen um zu neuen Erkenntnissen zu gelangen und offene, neugierige und konstruktive Kritik
Was sind die Anforderungen an eine Sozialisationstheorie?
Eine Sozialisationstheorie muss in verallgemeinernder & modellhafter Weise die real ablaufenden Sozialisationsprozesse beschreiben und ihre Wirkzusammenhänge erklären.
Was untersuchte Emile Durkheim?
- den Übergang von den einfachen (segmentären) Gesellschaft zu den arbeitsteiligen Großgesellschaften
- wie die soziale Integration immer wieder hergestellt werden kann
Was sagt Durkheim über das Individuum?
Das Individuum ist triebhaft, egoistisch und asozial und wird erst durch Sozialisation gesellschaftsfähig.
Wie beschreibt Durkheim Erziehung?
- als "methodische" Sozialisation
- wichtigstes Instrument der Normverinnerlichung
Soziale Ungleichheit
... vor der Aufklärung
- sozialer Status mit Geburt festgelegt und nicht veränderbar
- Ungleichheit & Benachteiligungen mit religiösen Erklärungen gerechtfertigt
Soziale Ungleichheit
... in modernen Gesellschaften
- von Leistungen des Individuums abgeleitet
--> Leistungsprinzip
- erworbene Unterschiede, deshalb sind Auf- und Abstiege möglich
Was ist soziale Ungleichheit?
= ungleiche Verteilung von Lebenschance
= unterschiedliche Teilhabemöglichkeiten in der Gesellschaft ( Verfügung über gesellschaftliche Ressourcen )
-> gesellschaftliche, an historische Zeit gebundene Konstruktion
Modelle zur Beschreibung sozialer Ungleichheit
- die Modelle können deskriptiv (beschreibend) oder präskriptiv (erklärend) sein
- Klassen- und Schichtmodelle bilden vertikale Ungleichheiten ab (meist ökonomische Unterschiede)
Bsp.: Klasse: Marx (Bourgeoisie - Proletariat; ökonomisches Kapital), Weber, Bourdieu (differenziertes Kapitalkonzept)
Schicht: Geiger (Pionier), Bolte (Zwiebel), Dahrendorf (Haus)
- Modelle zu sozialer Lage, Milieustudien und Lebensstilansätzen bilden horizontale Unterschiede ab
Folgen sozialer Ungleichheit
- (Un)Möglichkeit gewünschte Lebensführung zu verwirklichen
- ungleicher Güter- und Lastenverteilung
Womit beschäftigte sich Erik H. Erikson?
- entwickelte in 50er Jahren Modell von "Identität und Lebenszyklus"
- Untersuchungsschwerpunkt: Persönlichkeitsentwicklung
--> wie entwickelt sich die Persönlichkeit des gesunden, des normalen Menschen?
- eine der klassischen Theorien der Jugendsozialisation: Subjektentwicklung im Jugendalter
Was sind die Phasen des Lebenszyklus nach Erikson?
- jede hat: Höhepunkt --> kritische Phase --> bleibende Lösung
- übernahm die psychosexuellen Phasen (oral, anal, phallisch) seines Lehrers Freud und erweiterte sie um soziokulturelle Anforderungen
1) „Ich bin was man mir gibt“
Vertrauen vs. Misstrauen
2) „Ich bin, was ich will“
Autonomie vs. Scham und Zweifel
3) „Ich bin, was ich mir vorstellen kann“
Initiative vs. Schuldgefühle
4) „Ich bin, was ich lerne“
Tätigkeit vs. Minderwertigkeitsgefühle
5) „ Wer bin ich, wer bin ich nicht?“
Identität vs. Identitätsverwirrung
6) „ Ich bin, was ich einem anderen gebe und was ich in ihm finde“ Intimität vs. Isolierung
7) „Ich bin, was ich mit einem anderen zusammen aufbaue und erhalte“
Schöpferische Tätigkeit gegen Stagnation
8) „Ich akzeptiere, was ich geworden bin"
Integrität vs. Verzweiflung
Was sind 2 Kernbegriffe in Eriksons Sozialisationstheorie?
1. Krise: Subjektentwicklung als Abfolge von Krisen, deren Überwindung zur Identitätserweiterung führt
2. Identität: Selbstverständnis des Subjekts, Sicht auf eigene Person
--> als Kind Identifizierung mit Erwachsenen ("Kind von...") und im Jugendalter streben nach "Ich-Identität"
Was umfasst Adoleszenz?
- krisenhafter Prozess
- In Frage stellen bisheriger Kindheitserfahrungen
- Aufgabe: Rekonstruktion und Integration aller in Kindheit gesammelter Ich- Werte
--> „daß man sich zu einer bestimmten Persönlichkeit innerhalb einer nunmehr verstandenen sozialen Wirklichkeit entwickelt“ (ERIKSON)
Was ist Identitätsdiffusion?
- Befürchtung, unterschiedlichen Anforderungen nicht gerecht zu werden
- Angst, vor Misslingen der der geforderten Integration und das kein stabiles, selbstreflexives Ich entsteht
- Jugendzeit als besonders heftige und tiefe Identitätskrise
Was ist das psychosoziale Moratorium bei Jugendlichen?
- als Aufschub/ Erprobungszeitraum zum Lösen von Problemen, die mit Übergang zum Erwachsenenalter verbunden sind, Neubestimmen der eigenen Identität, sowie Möglichkeiten alternative Lebensformen auszuprobieren
Erikson
Was sind 3 maßgebliche Entscheidungen für die Ausbildung einer Ich-Identität?
1) über künftige Berufsrolle
2) Erwachsenen – Geschlechtsrolle
3) für eigene Wertvorstellungen und politische Ansichten
Was ist Kapital nach Bourdieu?
akkumulierte (angesammelte, gespeicherte) Arbeit in Form von Material oder inkorporierter (verinnerlichter) Form
Was für Kapitalarten gibt es?
1) Ökonomisches Kapital
2) Kulturelles Kapital (inkorporiert, objektiviert und institutionalisert)
3) Soziales Kapital
Was ist der Habitus?
= „Haltung des Individuums in der sozialen Welt, seine Dispositionen, seine Gewohnheiten, seine Lebensweise, seine Einstellungen und seine Wertvorstellungen“
- die vorgegebene Strukturen werden Kindern im Laufe ihrer Sozialisation weitergegeben und sie reproduzieren diese durch ihr Handeln
--> „gesellschaftliche Welt ist akkumulierte Geschichte“
- Vorstrukturierung durch soziale Umwelt prägt unser Denken und Handeln --> typische Denkmuster entstehen
- relativ stabil über den Lebensverlauf, aber nicht starr und unveränderlich-
Was ist der Klassenhabitus?
- milieuspezifische Eingrenzung der Denk-/Wahrnehmungs-/Handlungsmuster und verhindert/erschwert Alternativen, jedoch keine völlige Determination
- die Ausdrucksformen des Habitus (z.B. Literatur- und Musikgeschmack) haben distinguierende Wirkung, die als Ausschluss gegenüber fremden Klassen wirken
Was sind allgemeine Kennzeichen von Jugend in westeuropäischen Wohlfahrtsgesellschaften?
- Bewältigung der Entwicklungsaufgaben
- Hineinwachsen in bedeutende gesellschaftliche Mitgliedsrollen
- Identitätsbildung
- Moratorium
Was ist der Schwerpunkt von Becks Theorie?
- Persönlichkeitsentwicklung für Angehörige der US-amerikanischen Gesellschaft während der 50er und 60er Jahre
- Versuch, die entwickelten reichen Wohlfahrtstaaten des Westens zu charakterisieren
--> der gesellschaftliche Wandel von klassischen Industriegesellschaften zu industriellen Risikogesellschaften, sowie von reichtumsverteilenden zu risikoverteilenden Gesellschaften
- früher selbstverständliche, unhinterfragte Gewissheiten und Sicherheiten sind in individualisierter, westlicher Gesellschaft verloren gegangen
Welche drei Dimensionen gibt es in Becks Individualisierungsthese?
1) Freisetzungsdimension:
- Menschen herausgelöst aus gewohnten Lebensbedingungen und Versorgungsbezügen der Familie und verstärkt auf sich selbst angewiesen
- der einzelne Mensch wird zum „Gestalter seines eigenen Lebens“ und gleichzeitig zum „Auslöffler der Suppe“, die er sich gegebenenfalls selber einbrockte --> Individualisierung
2) Entzauberungsdimension
- neu gewonnene Freiheit bedeutet selbst managen zu MÜSSEN
- Gewissheiten, Orientierung, Leitplanken fehlen
- An was sollen Individuen glauben, welche Ziele sind noch verfolgenswert, wenn sich die Lage ständig ändert?
- durch Emanzipation, Bildungsexpansion usw. müssen innerhalb der Familie nun zwei hochindividualisierte Biographien verzahnt werden
3) Reintegrationsdimension
- Strukturen und Muster die Individuen ins gesellschaftliche System reintegrieren
z.B. durch Institutionen vorgegebene Vorschriften
- Individuen wählen neue Formen der Vergesellschaftung, wie Engagement in Bürgerinitiativen
Positive Aspekte der Individualisierung?
Emanzipation,
Freisetzung aus traditionalen Geschlechterrollen,
Vielzahl von Wahlalternativen und
Erhöhung von Entscheidungsspielräumen
Negative Aspekte der Individualisierung?
Isolierung,
Einsamkeit,
Entscheidungszwänge,
unübersichtliche Folgen von Entscheidungen
Verlust von Zugehörigkeiten,
Orientierungslosigkeit
Was ist die "Illusion der Chancengleichheit"?
das Ergebnis zahlreicher Studien von P.Bourdieu und Jean-Claude Passseron:
- es gibt einen unverrückbaren statistischen Zusammenhang von Bildungschancen und Bildungsverläufen in Abhängigkeit von sozialer Herkunft
Was ist soziale Mobilität?
= Wechsel von Personen zwischen sozialen Positionen & Schichten - horizontal und vertikal
1) individuelle Mobilität
2) kollektive Mobilität
3 Intergenerationen-Mobilität ( Veränderung der Schichtzugehörigkeit zwischen Eltern und Kindern)
4) Intragenerationen-Mobilität (Auf- oder Abstieg innerhalb der individuellen Biographie)
Reproduktion sozialer Ungleichheit
Was für ein Vorteil für Kinder aus höheren Schichten wird deutlich, wenn man die Weitergabe der Kapitalarten nach Bourdieu betrachtet?
- ökonomisches Kapital:
-->mögliche Finanzierung von Privatschule und/oder Nachhilfe
- objektiviertes kulturelles Kapital:
--> Vorhandensein von Büchern im Familienhaushalt
- inkorporiertes kulturelles Kapital:
--> weitergegebener Stellenwert von Bildung von Eltern an Kinder, Besuche von Museen, Manieren, Art &Weise d. Sprachgebrauchs, Animieren zum Lesen
- institutionalisiertes kulturelles Kapital:
--> erweiterte Möglichkeiten der Schulwahl und somit zu erreichender Bildungstitel
- Soziales Kapital:
--> im Bedarfsfall kann auf Personen mit hoher kultureller Kapitalausstattung im Familiennetzwerk zurückgegriffen werden und in oberster Einkommensschicht zählen signifikant mehr Personen zum subjektiven Familiennetzwerk --> Multiplikatoreffekt (BOURDIEU)
Was ist für Bourdieu das entscheidende Kriterium für gesellschaftliche Macht?
die Verfügung über kulturelles Kapital
Lebensphase Jugend
Wann beginnt die Jugendphase?
mit Beginn der Geschlechtsreife
--> Jugendliche beginnen sich mit Wertvorstellungen der Gesellschaft auseinanderzusetzen, ihre Zukunft zu entwerfen und ihren gesellschaftlichen „Platz“ zu suchen
Lebenphase Jugend
Jugendphase in der Vergangenheit
- zunächst nur Abgrenzung von den Lebensphasen Kind und Erwachsener
- Zusammenleben war in überwiegend landwirtschaftlichen Familien in vorindustrieller Gesellschaft einheitlich organisiert
--> Kind als Miniaturausgabe des Erwachsenen (gleiche Aufgaben, soziale Kontakte usw.)
- durch Industrialisierung Trennung und Entmischung der Generationen
--> Tätigkeits- und Handlungsbereiche von Erwachsenen und Kindern ziehen sich immer weiter auseinander