Klausur IKB
nochmal kurzgefasst
nochmal kurzgefasst
Kartei Details
Karten | 39 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Soziales |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 03.09.2013 / 18.08.2015 |
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Seit wann gibt es sprachliche und kulturelle Heterogenität?
- zu jeder Zeit
- ein Normalfall der Geschichte
Seit wann wird sprachliche und kulturelle Heterogenität als Problem definiert?
- gegen Ende des 18.Jhd.
- mit Aufkommen des "Zusammenunterrichts" statt Einzelunterweisung
Zum Verlauf der Diskussion über IKB & E
1960er/70er Jahre
- in „westlicher Diskussion“ IKB&E Zielgruppe ausschließlich „ausländische“ Kinder, Jugendliche & ihre Familien, sowie deren Eingliederung in dt. Schule/ Gesellschaft
Zum Verlauf der Diskssion über IKB & E
ab 1980er Jahren
- interkulturelle Problematik nicht nur an spezifische Zielgruppe/ Migration gebunden
--> sondern: Notwendigkeit der Gewinnung einer neuen supranationalen resp. transnationalen Perspektive im Bereich IKB & E
Zum Verlauf der Diskussion über IKB & E
1990er Jahre
- intensive Diskussion über Pluralität, Differenz und Gleichheit
- als Schlüsselqualifikation und Querschnittsaufgabe
- inflationäre Verwendung des Begriffs „interkulturell“ als Zeichen für Perspektivwechsel
Welche 3 Entwicklungen/Momente der Internationaliserung gibt es, die IKB & E notwendig machen?
1) internationale Migration
2) europäische Einigung
3) Prozess der Globalisierung
--> alle Momente haben historische Vorläufer
Was umfasst die nationalstaatlich homogenisierende Sichtweise?
- Nationalstaaten definierten sich als sprachlich, ethnisch und kulturell homogen
--> zum Zweck der Einigung nach innen & der Abgrenzung nach außen
- staatliches Territorium zum „Eigenen“ erklärt, auf dem man schon immer siedelte, sowie (Re-)Konstruktionen „eigener“ Geschichte/ „eigenem“ kulturellen Erbes
- sprachlich – kulturelle Heterogenität im Staatsinneren gilt als (zu überwindender) Einzelfall
Welche Gründe gibt es für eine neue Migrationspolitik in Deutschland?
- D. beginnt sich zunehmend als Ein-/ Zuwanderungsland zu verstehen
- zunehmende „Vergreisung“ der bundesrepublikanischen Bevölkerung
- Fehlen qualifizierter Arbeitskräfte
- ungesicherte Rentenfrage
IKB als Querschnittsaufgabe
- als Dimension der ErWi
- fordert Perspektiwechsel in allen erziehungswissenschaftlichen Teildisziplinen
IKB als Schlüsselqualifikation
- verweist auf subjektive Seite
- richtet sich an alle
IKB als Fachrichtung
- in letzten 40 Jahren herausgebildet innerhalb der ErWi
- Auseinandersetzung mit Folgen der Migration und Globalisierung für Bildung & Erziehung
und Umgang mit sprachlich/ kultureller Heterogenität
Wie stellt die Fachrichtung IKB den Allgemeingültigkeitsanspruch der allgemeinen Pädagogik infrage?
- gegen Verallgemeinerung einer ethnozentrischen, national - & kulturspezifischen Weltsicht
- und sich daraus ergebender Legitimationen politischer & sozialer Machtverhältnisse
- IKB „erziehungswissenschaftlich nur dann legitimiert, wenn sie selbst um ihre Abhängigkeit von allgemeinen Fragestellungen, Theorie & Methoden [wisse] und dieses entsprechend bei ihren Arbeiten berücksichtig[e]“
(HOHMANN 1989)
- fehlende Reflektion der Allgemeinen Pädagogikihres historischen Standortes
Zum aktuellen Stand der Disukussion um IKB
- richtet sich an alle --> kein spezielles Konzept für Personen mit Migrationshintergrund
- nicht nur in Schulen bzw. mit nennenswerter Anzahl von Migranten relevant
- kein gesondertes (Unterrichts-)Fach oder Gegenstand einzelner Fächer, sondern Schlüsselqualifikation & Querschnittsaufgabe in allen pädagogischen Tätigkeitsfeldern
- interkulturelle & europäische Bildung nicht voneinander zu trennen
- IKB & E ist Teil allgemeiner Bildung und kein Projekt, sondern eine Haltung
- zielt auf Veränderungen von Deutungsmustern, Einstellung und Haltungen
- keine Umerziehung der Majorität im toleranten Umgang mit Minorität
--> schließt alle ein, da jeder in Gefahr, die eigene Sichtweise für normal und selbstverständlich zu halten
Was sind kritische Momente beim aktuellen Stand der Diskussion um IKB?
- in Öffentlichkeit vorgenommene Trennung von interkultureller & europäischer Bildung
- IKB verstanden als „Reparaturpädagogik für Migrationsschäden“ und „Toleranztraining für die Einheimischen“
- europäische Bildung als Vermittlung zusätzlicher Kenntnisse um auf (europäischen) Arbeitsmarkt konkurrenzfähig zu sein
Was ist Interkulturelle Bildung?
= Erziehugn & Bildung in einer bzw. für eine sprachlich, ethnisch, sozial, national und i.w.S. kulturell pluraliserten Gesellschaft
= Schlüsselqualifikation, Querschnittsaufgabe, Fachrichtung innerhalb der ErWi
= eine Entwicklungsaufgabe an der alle beteiligt sind
Versuch einer chronologischen Darstellung
Probleme
- Darstellung eines stufenförmigen Entwicklungsablaufs impliziert, dass mit jeder neuen Phase die alten Denk- und Handlungsmuster verschwunden wären
- impliziert Idee einer "Stunde Null"
--> verkürzte Sicht auf die Geschichte
- Kriterien, nach denen Ereignisse den Anfang oder das Ende einer Phase markieren sollen, sind uneindeutig/problematisch
Versuch einer chronologischen Darstellung
Was gab es für deutliche Einschnitte auf bildungspolitischer Ebene?
- KMK-Beschluss von 1964 zur Schulpflichtfrage (vorher ausländische Kinder nicht in Schulpflichtfrage einbezogen)
- KMK – Beschluss von 1996 zur Notwendigkeit eines Perspektivwechsels im Bildungsbereich
Versuch einer chronologischen Ordnung
Niekes Periodisierung in 80ern
1) 1960er – Ende 70er -->Ausländerpädagogik als Nothilfe
2) Ende 70er – Anfang 80er
-->Kritik an der Ausländerpädagogik
3) Anfang 80er
--> Konsequenzen aus der Kritik: Interkulturelle Erziehung
- sein (von ihm selbst genannter) roter Faden: Fortgang der wissenschaftlichen Beschäftigung mit den Folgen der Migration für Bildung und Erziehung seitens der Erziehungswissenschaften
Versuch einer chronologischen Ordnung
Problematik an Niekes Einteilung
- N. geht fälschlicherweise davon aus, dass die deutsche Schule sich in 1960ern/70ern Jahren erstmals Herausforderung stellen musste sprachlich-kulturell heterogene Lerngruppe zu unterrichten
--> so entschuldigt er auch inadäquate ausländerpädagogische Reaktion
Was ist die Defizithypothese?
- Merkmal der 1. Phase NIEKEs
- Stigmatisierung der Zielgruppe: Ausländische Menschen als hilfs- und betreuungsbedürftige Defizitwesen angesehen
- sollen durch pädagogische Maßnahmen aufs vermeintlich homogene Niveau der "Einheimischen" gebracht werden
- gesellschaftspolitische Defizite wurden zu Defiziten der Familien & Kinder umgewandelt/ umgedeutet
Was ist die Differenzhypothese?
- Merkmal der 2.Phase NIEKEs
- Betonung der Differenz
- respektvoller Umgang mit dem "Anderssein" der Migrant/innen gefordert, eingebunden in eine Pädagogik der Begegnung und gegenseitiger Bereicherung
- das "Anderssein" als Ausgangspunkt für pädagogische Überlegungen
Exkurs in die "lange Vergangenheit" der IKB
Differenz und Gleichheit in der Geschichte des nationalen Bildungswesen
- Strategien der Homogenisierung:
„heterogene Masse“ in möglichst „homogene“ Lerngruppen zu „sortieren“ & aus „unterschiedlichen“ Kindern „gleiche“ Schüler zu machen
z.B. Reichsgrundschulgesetz 1920
--> Trennung in niederes und höheres Schulwesen (nach sozialer Lage)
Trennung nach Konfessionen
- Mittel der Homogenisierung im Bereich Schule:
Nicht-Einbeziehung Kinder fremder Staatsangehörigkeit in Schulpflicht – Verweis in private Bildungseinrichtungen
- Schule bis heute ohne diese „Ordnungsprinzipien“ nicht vorstellbar
--> einzelne Trennlinien mittlerweile verschoben, aber nicht aufgehoben
- Studien wie PISA & IGLU zeigen Risikofaktoren im deutschen Bildungssystem:
„niedrige soziale Schicht, niedriges Bildungsniveau und Migrationshintergrund der Herkunftsfamilie sowie männliches Geschlecht
Für was war Homogenisierung ein wichtiger Moment?
Homogenisierung als historisch wichtiger Moment der Demokratisierung
--> also H. hat auch positive Seiten
z.B. trug durchgesetzte Monolingualität entscheidend zur innerstaatlichen & sozialen Mobilität bei und öffnete Möglichkeiten politischer Partizipation
Differenzlinien
1) Staatsangehörigkeit
- als Kriterium für Bildungszugang
- Ausländerstatus schließe von staatsbürgerlichen Rechten und politische Partizipation aus
- Schulsystem kann seinen Erziehungs- und Bildungsauftrag nur eingeschränkt nachkommen
2) Ethnizität
- Minderheiten(schutz)
3) Sprache
- neben andere Staatsangehörigkeit weiteres Ausschlusskriterium von Bildung
- Diskussion um Zweisprachigkeit
4) Kultur
- Schule und nationale Identität
- ontologischer Kulturbegriff
- Kultur als „einzigartiges Wesen des Volk
- das es rein zu halten gelte
- Deutschbildung/ -kunde
Zur Wirksamkeit der Differenzlinien
- sind untereinander und mit anderen (wie Geschlecht, Religion, Sozialstatus, Gesundheit, usw.) verschränkt
- Bildungsinstitutionen (v.a. Schule) gehen immer noch nicht von unterschiedlicher Verschiedenheit der Lernenden aus und folgen i.d.R. weiterhin eine homogenisierende Logik
- nimmt bestimmte Normalitätsvorstellungen über Umfeld und Voraussetzungen der Schüler/innen zum selbstverständlichen Ausgangspunkt
Zur Wirksamkeit der Differenzlinien
Erklärungen/ Gründe von Bildungsbenachteiligungen von Migranten
- Bildungsferne des Elternhauses
- geringer Sozialstatus
- institutionelle Diskriminierung
- unveränderte schulische Strukturen
Was ist die "Pädagogik des Grenz- und Auslandsdeutschtums"?
- neue Spezialisierung als Reaktion auf veränderte minderheitenpolitische Bedingungen:
- Neuziehung der Grenzen nach 1. WK
- verstärkter „Nationalitätenkampf“
- Schutz und Pflege von Sprache und Kultur - Aufgabe der Schule= „verlorene Gebiete“ und die in ihnen lebenden deutschen Minderheiten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen
- weltweit gab es „Inseln des Eigenen“ zu pflegen und nutzen
- unterstützt v.a. vom „Verein für das Deutschtum im Ausland“
Pro von Zweisprachigkeit im 19.Jhd
- Muttersprache (Familiensprache) unerlässlich für psychische, emotionale & soziale Entwicklung des Kindes
- „aus Nützlichkeitsgründen […] im Namen des zunehmenden Verkehrs und eines erfolgreichen Betriebes“ (Blocher, 1909)
- kompromissbereite (Schul-)Sprachenpolitik könne sich positiv auf innerstaatlichen Frieden auswirken & unterdrücken in Hass münden
Kontra von Zweisprachigkeit
- Gefahr des Zerrissenseins zwischen zwei Sprachen, Kulturen und Heimaten
- deutschsprachige Beschulung als zivilisatorischen Akt & Beitrag zur politischen Erziehung im Sinne von „Volk-Bildung“
à also Gleichsetzung der Muttersprache nicht mit Familiensprache, sondern mit Staatssprache
- „Kein Uebel ist schlimmer in der Bildung als das der Volks- und Sprachverzwitterung. […] Die polnischen Schlesier oder die schlesischen Polen sind weder Polen noch Deutsche, sprechen weder polnisch noch deutsch. Der Staat muß mit allem Eifer darauf halten , dieses Gezwitter zu vertilgen und Geistliche und Schullehrer müssen ihm Hand bieten, wenn sie es redlich meinen mit dem Vaterlande“ (Der Schulrath an der Oder, 1815)
- Zweisprachigkeit schädlich und gesunde Entwicklung könne nur in einer (Landes-)Sprache stattfinden
à Kultursprache nicht „irgendeine Bauernsprache“ der „zum Dialekt verkommenen Sprache“
- Zweisprachigkeit verführe zu Arroganz und Gesinnungslosigkeit
ontologischer Kulturbegriff
- Kultur als „einzigartiges Wesen des Volkes“
- das es rein zu halten gelte
- dabei stand/ steht jedes „Volk“ in Kontakt mit andern „Völkern“ und somithaben „fremde“ stets auf „eigene“ Kultur eingewirkt
- Kultur oft als etwas in sich Geschlossenes/ Gegebenes aufgefasst, dass es vor der Auflösung & dem Eindringen „fremder“ Kulturen zu schützen gelte
Deutschbildung/ -kunde
- seit erster Hälfte des 19. Jhd. nationale Bildung im Medium der deutschen Sprache
- sollte für starkes national-kulturelles Selbstbewusstsein und gegen das Eindringen fremder Kulturen helfen
- „Kulturkunde des Eigenen“
- als „historisch und biologisch“ eingestellt beschrieben
- Ziel: der „Aufbau einer nationalen geistigen Welt als eines höheren Lebensganzen“
- Aufgabe der Schule: Erziehung zu deutschem Volksbewusstsein
--> „Jugend für die deutsche Sprache, deutsches Volkstum und deutsche Geistesgröße zu erwärmen“ und „im Geiste des deutschen Volkstums und der Völkerversöhnung“ zu erziehen
- mit der nationalen Ideologie einhergehende Fassung des Verhältnisses von „eigen“ und „fremd“ schloss eine positive Sichtweise auf sprachliche, nationale, ethnische und kulturelle Pluralität im „Eigenen“ aus
Was ist die "Kolonialpädagogik"?
- Export „des Eigenen“ in Form von Erziehungslehren, Institutionen & pädagogischem Personal zum Zwecke:
1) der Überformung und Beherrschung des „Fremden“ im unzivilisierten Ausland herausgebildet
2) ethnisch –sprachlich fremde Minderheiten im Innern durch deutsche (Volks-) Schule auf höheres kulturelles Niveau heben
Legitimationsbasis für kolonialpädagogisches Handeln:
- Vorstellung einer „höheren“ oder „besseren“ Kultur
- Bildung könne evolutionären Rückstand abmildern
- religiöse Motivation
- Kolonialisierte befänden sich noch im Stadium unreifer Kindheit
- Sühne – Gedanken: durch Bildungs- und Kulturtransfer Sklavenhandel wieder gut machen
- ohne europäische Zivilisierungsarbeit käme keine „Kultur“entwicklung zustande
- minderwertig eingestufte Andersartigkeit
- Hierarchie der Rassen
Ausländerpädagogische Ansätze
- Zielgruppenspezifisch: Zuwanderer
- defizitorientiert
- kompensatorisch und/ oder assimilatorisch ausgerichtete Erziehungskonzepte
- Ziel: Anpassung der Zugewanderten, Beseitigung der "Störung"
Interkulturelle Ansätze
- differenzorientiert
- Zielgruppe: alle Mitglieder der multikulturellen Gesellschaft
- Ziel: Leben in verschieden pluralisierter Gesellschaft, Anerkennung von Differenzen, Infragestellen von Normalitätsmustern
- kann weiter unterschieden werden in wo der Ansatz für Veränderung gesucht wird:
a) Begegnungspädagogik:
- Respekt vor anderen Kulturen fördern
- Zugewanderte Kulturen als Bereicherung
- differenzbetonend, gibts aber auch als defizitorientiert
b) konfliktorientiert:
- konzentrieren sich auf Integration verhindernde gesellschaftliche Strukturen, Mechanismen und Ungleichheit
Der Diskursraum "IKB"
Welche 4 Diskurse gibt es?
in Bezug auf die Differenzlinien Sprache, Staatsangehörigkeit, Ethnizität und Kultur:
a) Gleichheitsdiskurs
b) Essentialisierungsdiskurs
c) Universalitätsdiskurs
d) Pluralitätsdiskurs
Gleichheitsdiskurs
- Differenz als Defizit --> unhinterfragtes Normalitätsverständnis als Maßstab
- Chancengleichheit durch Assimiltion und Kompensation
- ausländerpädagogische Ansätze
Universalitätsdiskurs
- setzt allgemeingültiger Moral jenseits aller Kulturvorstellungen voraus
- Menschenrechte als allgemeingültiger Maßstab
- antirassistische Ansätze
Pluralitätsdiskurs
- pluralistische Sichtweise
- Infragestellen von Nomralitätsverständissen und eurozentrischen Wahrnehmungsmustern
- heterogenitätsberücksichtigende Erziehungs- und Bildungskonzepte gefordert
differenztheoretische Ansätze
Essentialisierungsdiskurs
- Differenz als Bereicherung
- Gefahr der Kulturalisierung, meint Kultur wäre nur INNERHALB einer Kultur dynamisch
- Denkfigur der Homogenität bleibt unberührt
- Exotisierung des Fremden
- differenztheoretische Ansätze