Kinder- und Jugendliteratur
1. Semester FHNW PH
1. Semester FHNW PH
Kartei Details
Karten | 56 |
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Lernende | 10 |
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Deutsch |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 07.06.2014 / 17.10.2018 |
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Lesesozialisation
Lesesozialisation: individuelle Entwicklung im Leseverhalten in Wechselwirkung mit der Umwelt. Ich habe Einfluss auf andere und umgekehrt.
Was unterscheidet Lesesozialisation und Literarische Sozialisation?
Lesesozialisation: Diese Lesesozialisation bezieht sich nur aufs Lesen, also schriftlich. Hier geht es auch um den Erwerb von Kommunikationsinteresse und kultureller Handlungen.
Literarische Sozialisation: Erwerb der Kompetenz zur Rezeption und Verarbeitung von Texten in unterschiedlichen Präsentationsformen (Lesungen, Theater, Filme). Literarische Sozialisation hat die Rezeption verschiedener Medien, aber nur die Lektüre der Literatur.
Lesesozialisation als Ko-Konstruktion
Jedes Individuum konstruiert seine persönliche Lesekultur. Diese findet durch Sozialisations- und Interaktionsprozessen mit anderen Personen und Instanzen statt. Die wichtigsten Einflüsse zur Entfaltung der eigenen LS sind die Familie, die Schule und die Peergroups
Makro-Ebene: Gesellschaft/Normen
Meso-Ebene: Familie, Schule/Bildungssystem, peer groups
Mikro-Ebene: LeserIn
7 Lesemodi
Pflichtlektüre
Instrumentales Lesen
Konzeptlesen
Partizipatorisches Lesen
Diskursives, erkenntnisgeleitetes Lesen
Ästhetisches Lesen
Intimes Lesen
Pflichtlektüre
gehören zur Schule und Beruf. Ist mit Zwang verbunden, nicht mir subjektiver Befriedigung.
Instrumentales Lesen
dient der Informationsbeschaffung, ist zweckrational, erfolgt aber freiwillig und selbstbestimmt.
Konzeptlesen
Lesen zu Informations- und Bildungszwecken, das jedoch freiwillig geschieht und nach einem selbstgewählten Konzept erfolgt (etwa: alle Romane eines Autors oder des Naturalismus lesen).
Partizipatorisches Lesen
Lesen zur Teilhabe an der sozial-kommunikativen Praxis („mitreden können“). Darunter fallen die Sachbücher der Ratgeberliteratur wie die Belletristik der Bestsellerlisten, über die man gerade öffentlich „spricht“.
Diskursives, erkenntnisgeleitetes Lesen
Lesen aus Freude an Argumentationsstrukturen und um Erkenntnisgewinne zu erzielen. Es trägt seinen Zweck in sich und wird nicht als Informationsgewinn für andere Zwecke betrachtet. Das Lesen philosophischer Texte oder von Sachbüchern fällt in diese Kategorie.
Ästhetisches Lesen
Ähnlich wie das diskursive Lesen, jedoch bezieht sich ästhetisches Lesen auf literarische Texte, an denen vor allem ihr ästhetischer Gehalt interessiert. Auch das ä.L. ist zweckfrei, erfordert hohe Lesekompetenz
Intimes Lesen
Während diskursives und ästhetisches Lesen einen hohen Grad an Sublimation (Phasenübergang) aufweist und sich an den Gegenstand verliert, trägt das intime Lesen subjektive Interessen an den Text heran. Lesegenuss, Leseglück, Selbstfindung und ähnliches stehen hier im Vordergrund.
Auktoriale Erzählinstanz
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Der Erzähler hat Distanz zum Erzählten, er kann es überblicken und von seinem übergeordneten Standpunkt aus organisieren.
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Es dominieren Erzählerbericht und Kommentar als Darstellungsweisen.
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Der Erzähler bringt sich selbst ins Spiel (seine Normen & Werte)
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Der Erzähler erfüllt Funktionen (Schilderung von Ort, Zeit, Figuren, Ereignissen)
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Der Erzähler setzt sich mit dem Denken und Handeln der Figuren auseinander und bewertet es im Anschluss entsprechend zustimmend, kritisch, ironisch, neutral.
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Der Erzähler reflektiert über die Ebene der erzählerischen Vermittlung, er thematisiert den Erzählvorgang und spricht den Leser direkt an.
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Der Erzähler weiss, was gewesen ist und was kommen wird, er hat Einblick in das Innere der Figuren wie ihr Äusseres.
Ich-Erzählinstanz
Die Geschichte wird von einem Erzähler präsentiert, der als erlebendes Ich selbst an der fiktiven Handlung teilnimmt. Dabei kann es sich um eine Hauptfigur handeln oder aber auch um eine Nebenfigur. Zum Teil gibt es sowohl ein „erzählendes Ich“ und ein „erlebendes Ich“. Beim „erlebenden Ich“ handelt es sich um das „frühere Selbst“ des Ich-Erzählers. Der Unterschied zwischen beiden besteht nicht nur im zeitlichen Abstand, sondern auch in der grösseren Lebens- und Welterfahrung, über die das „erzählende Ich“ inzwischen verfügt. Grundsätzlich bleibt der Ich-Erzähler in seinen Kenntnissen und Erfahrungen begrenzt und nicht allwissend.
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Die Bewusstseinsdarstellung bleibt auf das reduziert, was das Ich denkt und fühlt.
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Der Ich-Erzähler mag über eine Kenntnis der Vergangenheit verfügen, über Zukünftiges kann er keine sicheren Aussagen machen.
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Der Ich-Erzähler kann nicht an verschiedenen Plätzen gleichzeitig sein, es ist ihm nur möglich, über das zu berichten, woran er selbst teilhat.
Personale Erzählinstanz
Beim personalen Erzähler rückt an die Stelle des Berichts über das Geschehen- dies ist kennzeichnend für auktoriale und Ich- Erzählsituation- die Darstellung von subjektiven Sinneseindrücken und Bewusstseinsprozessen und die Präsentation der Ereignisse und Handlungen aus der Sicht einer bestimmten Figur.
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Leseranreden, Kommentare und Reflexionen über das Geschehen entfallen.
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Das Geschehen wird von einer anonym bzw. neutral bleibenden Stimme präsentiert. Der Leser erhält keinerlei Informationen über dieses Erzählermedium.
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Die Innenweltdarstellung bleibt auf eine Figur konzentriert (monoperspektivisches Erzählen)
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Nicht durch den Bericht von Handlungen und Ereignissen gekennzeichnet, im Mittelpunkt steht vielmehr die Präsentation von Bewusstseinsprozessen. Die Gedanken und Gefühle, Ängste und Hoffnungen der Reflektorfigur werden unkommentiert präsentiert.
Methoden der Spannungserzeugung
Orientierung am Geheimnis (Verweigern von Info, Verrätselung, Erzeugen von Ungewissheit)
Orientierung an der Handlung (durch Aktion und Bewegung werden viele Begebenheiten aneinandergereiht)
Orientierung am Ziel (es geht um Erreichen eines wichtigen Vorhabens)
Orientierung am Gefühl (Darstellen von Ereignissen, Personen, die gefühlsappellativ wirken & Emotionen auslösen)
Orientierung an Sensation (Aussergewöhnliche, überraschende Ereignisse produzieren Aufmerksamkeit & Neugier)
Orientierung am Normbruch (Durchbrechen von Gesetzen, Normen etc kann Aufmerksamkeit erzeugen)
Techniken zur Spannungserzeugung
Erzeugen von Spannungsbögen (unerwartete Wendepunkte, aktionsgeladene Szenen, schnelles / langsames Erzählen)
Produzieren von Geheimnissen (Anspielen auf Kommendess, Legen von Föhrten)
Zusammenspiel des Erzählmaterials (Verflechtung von Handlungsbögen, Abbruch des Erzählfadens, wenn Protagonist in Gefahr ist)
Normbrüche (Figuren reagieren anders als erwartet)
Busch, Wilhelm: Max und Moritz
1865→ unkonventionell, nicht angepasste Helden, zu Beginn hat sich noch niemand für dieses Buch interessiert, weil es nicht in das Schema der erzieherischen Massnahmen passte
Sendak, Maurice: Wo die wilden Kerle wohnen.
1967→ Umbruch; zum ersten Mal aus der Sicht des Kindes inkl. psychologischer Prozess
Lionni, Leo: Das kleine Blau und das kleine Gelb.
1962→ radikal, reduzierte Bildsprache, abstrakte Darstellung der Bildsprache (auch: kleine Raupe Nimmersatt 1969)
Ungerer, Tomi: Zeraldas Riese.
1970→ karikiert und ironisiert um die vermeintlichen falschen Werte aufzudecken. Auswirkungen künstlicher und medialer Strömung auf Bilderbuch noch deutlicher → Bilderbuchästhetik
Welche zwei Buchtypen lassen sich beim Bilderbuch auf formaler Ebene unterscheiden und wie stehen diese zueinander?
Erzählendes Bilderbuch: Themen, Fragen und Probleme der kindl. Lebenswelt; Unterscheidung von pragmatischen, realistischen oder fantastischen Erzählungen
Sachbilderbuch: Themen aus Natur, Technik und Umwelt
→Diese 2 Arten können sich jedoch überschneiden
Spielbuch
Spielbuch: haptisch (fühlbar)- spielerische Erfahrung am Buch (Aufklappen, Berühren, Drehen, Ziehen…) → fördert Selbsttätigkeit der Kinder auf vielfältige Weise, regt Sinne an. Meist steckt ein Sachverhalt dahinter.
In welchem Verhältnis können Bild und Text in einem Bilderbuch stehen
Früher galt das Bild als Zugabe, Ergänzung, Pointierung, Kommentierung eines Textes. Im Verlaufe des 20. Jahrhundert wurde das Bild zu einer gleichberechtigten, eigenständigen Erzählform. Der Text entfaltet den Ablauf der Erzählung zeitl. Ablauf), während das Bild Szenen und Moment (der Handlung) darstellt. Bilder können aber narrative Qualitäten aufweisen, dh. Teile der Geschichte werden nur anhand von Bildern dargestellt.
Bild-Text-Interdepenzen:
Parallele Linien: Parallelität von Bild & Text. Bilder ergänzen und erweitern die Textebene.
Geflochtener Zopf: Bild und Text übernehmen abwechselnd das Erzählen
Kontrapunktische Spannung: Eigentliche Botschaft im Zusammenprall beider Ebenen (Bild & Text). Bsp: Bild sagt etwas anderes aus als Text. Daraus entstehen Spannung und Spass
Welches sind die fünf Wesensmerkmale des europäischen Volksmärchens nach Max Lüthi?
Eindimensionalität
Flächenhaftigkeit
Abstrakter Stil
Isolation & Allverbundenheit
Sublimation & Welthaltigkeit
Eindimensionalität
Phantastische und realistische Welt gehen wie selbstverständlich ineinander über.
Flächenhaftigkeit
Keine Tiefendimension, d.h. es gibt keine psychologische Schilderung
Abstrakter Stil
Vor allem gekennzeichnet durch Kontrast, wie gut- böse, reich- arm, klug- dumm usw.
Isolation & Allverbundenheit
Isolation = Person handelt nur punktuell von Episode zu Episode und können folglich aus vorhergehenden Situationen nichts lernen.
Allverbundenheit = Dafür sind die Personen in der Lage, mit allen Dingen in Kontakt zu treten, zu Tieren, Menschen, Fabelwesen, usw.
Sublimation und Welthaltigkeit
Einwirkung der Dinge: Grausamkeit vollziehen sich ohne Schmerz, Mord und Gewalttaten werden ohne tragischen Ton Dargestellt.
Woher hatten die Brüder Grimm die Märchen für ihre Sammlung?
Die Brüder Grimm sind keineswegs sammelnd und notierend über das Land gezogen. Der grösste Teil der Kinder- und Hausmärchen ist ihnen aus der gedruckten Literatur und den schriftlich übermittelten Märchen ihrer bürgerlichen BeiträgerInnen zugeflossen.
Wie hat Wilhelm Grimm die Märchen bearbeitet?
Wilhelm war von der 2. Auflage von 1819 an für die KHM verantwortlich und hat die Urfassungen stark verändert (Bsp.: sehr stark mit Dialogen ausgestattet etc.). Durch seine Märchenbearbeitungen erst hat Wilhelm die Gattung geschaffen die wir heute als „Märchen“ bezeichnen. Die KHM sind keine Volksmärchen im ursprünglichen Sinne mehr; sie sind vielmehr Buchmärchen, weil sie viele Züge der mündl. Erzähltradition verloren haben. Das, was in den KHM vorliegt, ist die „Gattung Grimm“.
Was unterscheidet ein Märchen von einer Kurzgeschichte?
Kurzgeschichte:
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Neue Form von heutiger Zeit
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Geringer Umfang
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Keine Einleitung (oder sehr kurz)
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Überraschender Einstieg
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Offener Schluss oder eine Pointe
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1-2 Hauptpersonen (meistens)
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Keine tiefgreifende Charakterzeichnung
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Entscheidender Einschnitt aus dem Leben von handelnder Person
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Wenig Handlung
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Themen Probleme der Zeit
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Alltagssituationen, keine Helden
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Chronologisch/ lineares Erzählen
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Sprache sachlich, nüchtern, knapp, funktional
Welche Forschungsdisziplinen beschäftigen sich mit Märchen?
Volkskunde
Literaturwissenschaft
Psychologie
Literatursoziologie
Märchenarcheologie
Märchen – eine ursprünglich mündliche Gattungen – erscheinen heute in verschiedenen Medien. Welche Fragen ergeben sich dadurch?
Märchen auch als Comics, Märchensendungen, Märchenfilme, DVDs, Hörspiele…
Adaptionen von Volksmärchen sind selten geworden. Kritiker meinen, dass auch Adaptionen den kulturellen Wert der Märchen erhalten müssen und ihren psychologisch-pädagogischen Einfluss auf die Kinder nicht amputieren dürfen.
Der Begriff Kinderlyrik setzt sich zusammen aus Kinderliteratur und Lyrik. Definieren Sie!
Sämtliche in gebundener, grossenteils gereimter Sprache und in einer bestimmten Form von Kindern oder Erwachsenen für Kinder von Kleinkindalter bis etwa 12 Jahren verfassten und von diesen rezipierten sprech- les- und zum Teil auch spiel- und sprechbaren Texte. Kinderlyrik beschäftigt sich mit Kinderreimen, Kinderlieder, Kindergedichten usw. Meist geht es motivisch oder thematisch um Kinder, Kindheit, Kindheitserinnerungen.
Nennen Sie die 5 Genres der Kinderlyrik nach Kurt Franz.
Kinderreim/ Kindervers
Kindergedicht
Kinderlied
Kinderspiel / Spielvers / Spiellied
Sprachspiel
Kinderreim / Kindervers
einfache literarische Form in gebundener Sprache, von Kindern oder Erwachsenen verfasst. Meist drei- oder vierhebige, paarweise gereimte Verszeilen, z.T. eine eingeschobene oder angehängte, nicht reimende Verszeile, die auch refrainartig wiederholt werden kann (bei Versen von Kinder recht häufig). Bsp.: Kitzelvers, ABC-Vers, Trostvers, Abzählreim, Endlos-Gedicht, Zungenbrecher, Tanzlied…
Kindergedicht
inhaltlich planmässig verfasst, abgeschlossene Geschehnisse werden thematisiert, ein abgeschlossenes Ganzes wird gebildet, weshalb sich relativ viele erzählende Gedichte finden. Übergang zu Kinderreim häufig fliessend, jedoch höhere Zeilen- und Strophenzahl, komplizierteres Versmass und Reimschema, komplexerer Satzbau und breitere Thematik.
Kinderlied
vom literarischen Standpunkt aus gesehen keine eigenständige Gattung, da es sich um Sprachgebilde wie Kinderreime und -gedichte handelt, die mit einer Melodie versehen oder vertont werden, also singbar sind.