Inkontinenz, Obstipation, Diarrhö

EB FAGE ZAG Winterthur 2015

EB FAGE ZAG Winterthur 2015

Patricia Marti

Patricia Marti

Kartei Details

Karten 43
Lernende 27
Sprache Deutsch
Kategorie Pflege
Stufe Berufslehre
Erstellt / Aktualisiert 01.09.2015 / 25.04.2023
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Wie viele Heimbewohner sind in der Schweiz von Inkontinenz betroffen?

Wie viele Bewohner der Schweiz leiden an Harninkontinenz?

  • 80% der Heimbewohner:
  • 47% Stuhlinkontinenz
  • 33% Harninkontinenz

Harninkontinent sind rund 500000 Personen in der Schweiz

Inkontinenz

Definition

  • Inkontinenz ist das Unvermögen, Urin oder Stuhl willentlich zurückzuhalten.

Pflegediagnose Urininkontinenz:

  • Funktionelle I: Unfähigkeit einer gewöhnlich kontinenten Person, die Toilette rechtzeitig zu erreichen, dass ein unwillkürlicher Urinabgang vermieden wird.
  • Totale I: Ein ständiger und nicht vorhersehbarer Urinabgang

Folgen der Inkontinenz

Physische Ebene:

  • vermehrte Infekte
  • Flüssigkeitsmangel
  • Hautprobleme im Genitalbereich
  • gestörte Sexualität, besonders bei Stressinkontinenz

Psychische Ebene

  • Scham, Kontrollverlust
  • Regression
  • Aggression
  • Fokussieren auf Inkontinenz, Einengen der Themen
  • vermindertes Selbstwertgefühl
  • Ekel
  • Depression

Soziale Ebene:

  • meiden von sozialen Anlässen
  • meiden der öffentlichkeit
  • meiden von Nähe zu anderen Menschen
  • meiden körperlicher Aktivitäten

dadurch: Isolation

was brauchen inkontinente Menschen von Pflegenden?

  • Verständnis für die Situation, Akzeptanz
  • Schutz der Intimsphäre
  • Ansprechen von Schuld-, Angst-, Wut- und Schamgefühlen
  • Vermittlung von Sinn durch Kontakte und Beschäftigung bei sozialem Rückzug
  • Anregen der Lernfähigkeit
  • Reaktivierende Pflege (keine Bevormundung)
  • Informationen über Selbsthilfegruppen
  • ggf. Information der Angehörigen

Faktoren, die die Inkontinenz beeinflussen / fördern

  • umgebungsbedingte Faktoren: Bettgitter, Entfernung zum WC, unpraktische Kleidung
  • psychologische Faktoren: Hemmungen, Enttäuschung über eigene Situation
  • kognitive Faktoren: finden WC nicht, können nicht vermitteln, dass sie Wasser lösen müssen, können nicht auf den Harndrang reagieren
  • körperliche Faktoren: Schwindel, Unsicherheit beim Gehen, Harnwegsinfekte, chronische Verstopfung, Diabetes, Diuretika-Einnahme, Sehstörungen

Inkontinenz

Pflegerische Interventionen

  • Miktionsschema
  • kontinenzfördernde Hilfsmittel
  • Beckenbodengymnastik
  • Inkontinenz-Hilfsmittel
  • Hautpflege

Stuhlinkontinenz

Definition, Formen

Unvermögen, den Stuhl willkürlich zurückzuhalten

  • Grad I (leichte Inkontinenz): unkontrollierter Abgang von Winden bei Husten und Lachen. Unfähigkeit, zwischen Abgang von Wind und dünnem Stuhl zu unterscheiden
  • Grad II (mittlere Inkontinenz): Unfähigkeit, Stuhldrang und unkontrollierten Abgang von Winden, dünnem und gelegentlich festem Stuhl zu unterdrücken.
  • Grad III (schwere Inkontinenz): Fester Stuhl und Winde gehen völlig unkontrolliert ab.

Urininkontinenz

Diagnose

  • Anamnese (Miktionsgewohnheiten)
  • Klinische Untersuchung
  • ev. Urinsediment untersuchen
  • ev. Zystoskopie, Röntgen, Urodynamik

Urininkontinenz

Formen

  • Belastungs- oder Stressinkontinenz
  • Dranginkontinenz
  • Reflexinkontinenz
  • Überlaufinkontinenz

Belastungs- oder Stressinkontinenz

Ursache

  • Schwäche der Beckenbodenmuskulatur
  • häufig auch als Mischform vorhanden

Belastungs- oder Stressinkontinenz

Symptome

Verlust von Urin über die Harnröhre bei

  • Husten
  • Niesen
  • Lachen
  • Heben schwerer Lasten
  • Sport

Belastungs- oder Stressinkontinenz

Therapie

  • Beckenbodentraining

Dranginkontinenz

Ursachen

  • überaktive Blasenmuskulatur
  • Blasenentzündungen

Dranginkontinenz

Formen

  • motorische Dranginkontinenz: Blasenmuskulatur ist überaktiv und spannt sich unwillkürlich an
  • sensorische Dranginkontinenz: Blasenentzündungen, Sitzen auf kaltem Untergrund, Tumore oder Fremdkörper führen zu unkontrollierbarem Harnabgang

Dranginkontinenz

Symptome

  • nicht zu unterdrückender Harndrang, der zu einem unfreiwilligen Verlust von Urin führt

Dranginkontinenz

Therapie

  • Medikamente, die die Überaktivität der Blasenmuskulatur bzw. der Blasenverschlussmuskeln dämpfen
  • bei Infektionen Behandlung derselben
  • Blasentraining, um die Vergrösserung des Füllungsvolumens der Blase zu erreichen

Reflexinkontinenz

Formen

  • Spinale Reflexinkontinenz
  • Supraspinale Reflexinkontinenz

Reflexinkontinenz

Ursachen

  • Erkrankungen im Bereich des Rückenmarks (Paraplegie) oder des Gehirns (MS, Demenz)
  • Das Zusammenziehen der Blasenmuskulatur und / oder die Erschlaffung des Harnröhrenverschlusses wird nicht mehr durch Nervenimpulse gehemmt

Überlaufinkontinenz

Symptome

  • starker Harndrang
  • Blase kann nicht ganz entleert werden, stattdessen sickert der Urin unkontrolliert aus der überfüllten Blase

Überlaufinkontinenz

Therapie

  • Beseitigung des Hindernisses
  • Katheterisierung

Überlaufinkontinenz

Ursachen

  • überfüllte Blase aufgrund Verlegung des Blasenausgangs
  • geschwächter Blasenmuskel, der sich nicht mehr ausreichend zusammenziehen kann

Überlaufinkontinenz

Formen

  • Obstruktive Überlaufinkontinenz (Gebärmuttersenkung, Myom, Prostatahyperplasie)
  • Funktionelle Überlaufinkontinenz (geschwächter Blasenmuskel)

Reflexinkontinenz

Therapie

  • Katheterisierung, wenn möglich Selbstkatheterisierung

Reflexinkontinenz

Symptome

  • unwillkürlicher Harnabgang, ohne dass der Betroffene Harndrang verspürt

Stuhlinkontinenz

Ursachen

 

  • Schädigung der Schliessmuskulatur (Gebärmuttervorfall, fortgeschrittenes Hämorrhoidalleiden, Tumorerkrankungen des Enddarms)
  • chronische Entzündungen des Darms (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn)
  • Unterbruch der Nervenleitungen im Rückenmark (Paraplegie, MS)
  • neurologische Störung im Gehirn (Demenz, Hirntumor)
  • psychische Belastung (Stress)

Stuhlinkontinenz

Symptome

  • unwillkürlicher Abgang von Stuhl
  • Kotflecken auf Kleidung und Bettwäsche
  • Stuhlgeruch

Stuhlinkontinenz

Diagnose

  • Anamnese bezügl. Stuhlentleerung
  • Untersuchung durch den Arzt
  • ev. Rektomanometrie
  • ev. Röntgen mit Kontrastmittel, Ultraschall

Stuhlinkontinenz

Therapie

je nach Ursache

  • Beckenbodengymnastik
  • Verfestigung des Stuhls
  • Training der Stuhlgewohnheiten
  • medikamentöse Therapie

Obstipation

Definition

  • Erschwerte, verzögerte Darmentleerung, oft verbunden mit hartem Stuhl und schmerzhafter Stuhlentleerung.
  • >3 Monate Dauer = chronische Obstipation
  • Keine Krankheit sondern ein Symptom

Obstipation

Ursachen / Risikofaktoren

  • Verzögerte Darmpassage: der Stuhl bleibt zu lange im Kolon liegen, es wird zu viel Wasser resorbiert, dadurch der Stuhl zu stark eingedickt. (Bewegungsmangel, falsche Ernährung, NW von Medikamenten, psychische Ursachen, Operationen im Bauchraum, Störungen im Flüssigkeits- oder Elektrolythaushalt)
  • Gestörte Entleerung (Schwangerschaft, Hämorrhoiden, Tumore, Analfissuren)
  • Gestörte Steuerung (Depressionen, MS, Parkinson, Medikamente)

Obstipation

Symptome

  • seltene Stuhlentleerung
  • trockener, knotiger, harter Kot
  • Schmerzen bei der Stuhlentleerung
  • Bauchschmerzen, Blähungen, Völlegefühl, Appetitlosigkeit

Obstipation

Therapie

  • Therapie der ursächlichen Krankheit
  • Nahrungsumstellung
  • körperliche Bewegung
  • Bauchmassage
  • abführende Massnahmen: Laxantien, Einläufe, Klistiere

Laxantien

bewirken?

  • beschleunigen den Nahrungstransport im Darm und fördern so die Stuhlentleerung

Laxantien

Arten

  • Quellstoffe (binden Wasser an sich, quellen auf, Darmperistaltik wird angeregt)
  • Osmotische Laxantien (ziehen Wasser ins Darmlumen, Peristaltik wird gesteigert)
  • Schleimhautreizende Laxantien (reizen die Darmschleimhaut, wodurch weniger Wasser und Natrium resorbiert werden, Stuhl bleibt flüssiger)

Laxantien

Nebenwirkungen

bei chronischem Gebrauch:

  • Hypokaliämie
  • Dehydration
  • Diarrhö

Diarrhö

Definition

  • Häufige Entleerung von mehreren wässrigen Stühlen pro Tag
  • >1 Monat andauernd = chronische Diarrhö
  • keine Krankheit sondern ein Symptom

Diarrhö

Ursachen / Risikofaktoren

akute Diarrhö:

  • Magen-Darm-Infektion durch Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten
  • Lebensmittelvergiftungen
  • Nebenwirkungen von Medikamenten (Antibiotika, Zytostatika)
  • Einnahme von Laxantien
  • psychische Einflüsse (Stress)

chronische Diarrhö:

  • chronisch entzündliche Darmerkrankungen
  • Nahrungsmittelunverträglichkeit
  • Reizdarm
  • Laxantienabusus
  • hormonelle Störungen (Hyperthyreose)

Diarrhö

Diagnose

  • Anamnese, Inspektion
  • Mikrobiologische Stuhluntersuchung
  • Blutuntersuchung
  • bei chronischer Diarrhö: Ultraschall, Darmspiegelung, Entnahme von Gewebe

Diarrhö

Therapie

  • Ersatz von Flüssigkeit und Elektrolyten
  • Verzicht auf feste Nahrungsmittel, reich an Kohlehydraten, arm an Eiweiss, Fett, und Ballaststoffen
  • ev. Bauchwickel
  • ev. Medikamente (gegen Bakterien oder Antidiarrhoika