Dozent: Prof. Kummetsteiner


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Flashcards 40
Language Deutsch
Category Micro-Economics
Level University
Created / Updated 26.05.2013 / 16.08.2023
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Erläutern Sie den Unterschied zwischen einem "abwickelndem" und einem "professionellen" Einkauf.

Der professionelle Einkauf unterscheidet sich vom abwickelnden Einkauf dadurch, dass  er zwischen Preis und Kosten differenzieren kann und dies auch tut. Der Einkauf darf niemals nur Preise, sondern sollte immer die (Gesamt-)Kosten eines Produktes oder einer Leistung betrachten. Den nur die Identifikation der Kosten für ein Produkt macht es möglich, zu erkennen, welches angebotene Produkt oder welche angebotene Leistung tatsächlich die Günstigste ist.

Lernen Sie als Einkaufsverantwortlicher, in Kosten zu denken. Versuchen Sie stets, neben den angebotenen Preisen auch die darüber hinausgehenden Kosten zu identifizieren. Je wichtiger das Produkt oder die Leistung für Ihr Unternehmen ist, desto wichtiger ist es, zu erkennen, welche Gesamtkosten (die Summe aus Einkaufspreis und allen zusätzlichen Kosten) entstehen.

Bei der Betrachtung der Kosten für ein Produkt oder eine Leistung stehen im Regelfall die leicht erkennbaren direkten Produkt- oder Leistungskosten im Vordergrund. Neben diesen direkten Kosten gibt es aber noch eine Vielzahl weiterer Kosten, die im unmittelbaren Zusammenhang mit einer Bestellung entstehen, und die eben nicht direkt und auch nicht auf den ersten Blick zu erkennen sind. Um in der Praxis mit dem Thema etwas leichter zurechtzukommen, ist es deshalb ratsam, sich Hilfsmittel aufzubauen, die eine rationelle und gleichzeitig sichere Bearbeitung ermöglichen.

Warum ist es so schwer, einen "professionellen" Einkauf umzusetzen?

Häufig wird der Einkauf durch seine internen Kunden und dabei insbesondere durch den Verkauf auf den Preis reduziert. Immer wieder ist die Rede von niedrigen Preisen. Preise stehen in vielen Unternehmen im Vordergrund aller Überlegungen. Oftmals ist die "Preis- und Umsatzdenke" so dominierend, dass eine tatsächliche Kostenbetrachtung nur mit erheblichem Aufwand und gegen Widerstände möglich ist. Die Irreführung wird zusätzlich durch populäre Begriffe unterstützt: Man spricht von 

  • Preisbeobachtung anstatt von Kostenbeobachtung
  • Preisvergleich anstatt von Kostenvergleich
  • Preisstrukturanalyse ansattt von Kostenvergleich
  • Preisniveau anstatt von Kostenniveau

 

Obwohl es die einzige richtige Sichtweise ist, wird es dem Einkauf nicht leicht gemacht, über Kosten anstatt über Preise nachzudenken. Der professionelle Einkauf sollte sich nicht davon abschrecken lassen, dass viele nur über Preise reden und kein Verständnis für Gesamtkosten haben.

Inwiefern werden mehrere Aufgabenstellungen bei einer professionellen Anfrage berücksichtigt?

Eine gute Anfragetechnik ist die Grundvoraussetzung für professionelles Einkaufen. Um bei der optimalen Preis- bzw. Kostenfindung von Beginn an keine Fehler zu machen, sollte der Einkauf bereits bei der Anfrage professionell beginnen. Zu jeder Beschaffungsaufgabe existieren in der Regel mehrere Aufgabenstellungen, die sich gegenseitig stark beeinflussen - die technischen und kaufmännischen Anforderungen auf der einen sowie die wirtschaftlichen und logistischen Anforderungen auf der anderen Seite.

Es ist Aufgabe des Einkaufs, spätestens zum Zeitpunkt der Anfrage darauf zu achten, dass die Aufgabenstellungen ihrer Wichtigkeit entsprechend ausgewogen berücksichtigt werden. Beachten Sie deshalb: Je besser Sie Ihre Anfrage vorbereiten, desto einfacher ist es für potenzielle Lieferanten, das gewünschte Angebot zu erstellen.

Aus einer Anfrage sollten die verschiedenen Anforderungen, die an ein Produkt oder Leistung gestellt werden, erkennbar sein. In vielen Fällen (Standard- oder Katalogprodukte) reicht es aus, unter Angabe der Produktbeschreibung oder der Artikelnummer nach den Kosten zu fragen, aber bei den meisten Produkten oder Leistungen, die über Standard und Katalog hinausgehen, sind weitere Anfrageparameter erforderlich.

Wie sollte man die Anfrage für die Bedarfe vorbereiten?

Achten Sie bei der Vorbereitung Ihrer Anfrage im Wesentlichen auf 3 Aspekte:

  • Sie sollten so genau wie möglich das anfragen, was Ihre Bedarfsträger benötigen
  • Ihre Anfrage sollte klar verständlich und so vorbereitet sein, dass Sie für unterschiedliche Anbieter nachvollziehbar ist und
  • Ihre Anfrage muss bei den Anbietern Interesse für die Angebotsabgabe wecken

Wie kann man die Bedarfe im Unternehmen unterteilen?

Prinzipiell können die Bedarfe im Unternehmen mindestens in 2 Kategorien unterteilt werden:

  • Bedarfe für Produktionsmaterial oder Handelsware und
  • Bedarfe für Betriebsmittel

 

Außerdem sollten Sie eine organisatorische Unterscheidung vornehmen nach

  • Einmal-, Spontan- oder Projektbedarf und
  • kontinuierlichem oder diskontinuierlichem Wiederholbedarf

Erläutern Sie die differenzierten Abwicklungsprozesse der einzelnen Bedarfe.

Die einzelnen Bedarfe ermöglichen differnzierte Abwicklungsprozesse, die unterschiedlich zeitintensiv sein können. Insbesondere bei den Bedarfen für Produktionsmaterial können nach der Einführung und Freigabe eines Materials oder einer Leistung die Prozesse in der Einkaufsabwicklung stark vereinfacht und standardisiert werden. Hier reicht es bei Wiederholbedarfen meistens aus, mit Artikelnummer und Beschreibung sowie Angabe der benötigten Menge zu arbeiten.

Bei den Bedarfen für Betriebsmittel oder Materialien, die nicht regelmäßig benötigt werden, ist es hingegen erforderlich, genauere Informationen zu den einzelnen Bedarfsanforderungen zu erhalten. Je nach Produkt oder Leistung macht es aber auch hier durchaus Sinn, zu unterteilen.

Ob es sich um Standardprodukte oder um Sonder- bzw. Spezialanfertigungen handelt, kann die Anfragearbeit wesentlich beeinflussen. Diese Unterscheidung zusammen mit der Wertigkeit des Bedarfs bestimmt dann auch maßgeblich die weitere Vorgehensweise bei einer Anfrage.

Nennen Sie die Richtwerte für die Anfragearbeit.

  • Je mehr Standardprodukte, desto mehr automatische bzw. elektronische Abwicklung:
  • Je mehr Wiederholbedarf, desto mehr Standardisierung in der Abwicklung. Je kontinuierlicher und je öfter ein vergleichbarer Bedarf entsteht, desto größer ist die Möglichkeit, die Einkaufsprozesse zu automatisieren.
  • Je mehr Spezialbedarf, desto mehr individuelle Abwicklung

Checkliste zur Überprüfung von Bedarfsanforderungen: Beschreibung des Produktes/der Leistung

Beschreibung des Produktes/ der Leistung:

  • Materialart
  • Dimensionen
  • Rezepturen
  • Qualitätsvorstellung
  • Spezifikation

Checkliste zur Überprüfung von Bedarfsanforderungen: Beschreibung der Leistungsparameter

Beschreibung der Leistungsparameter:

  • Leistungsgrößen
  • Toleranzen
  • Anschlussdaten
  • Schnittstellen
  • Nutzungsdauer

Checkliste zur Überprüfung von Bedarfsanforderungen: Beschreibung der Leistungsbeschreibung

Leistungsbeschreibung

  • Lieferung
  • Montage, Wartung, Inspektion
  • Beratung, Serviceleistungen
  • Schulung
  • Sicherheitsanforderungen
  • Gewährleistung/Garantie
  • Transportvorschriften
  • Verpackungsvorschriften
  • Bemusterung, Freigabeverfahren
  • Geheimhaltung

Checkliste zur Überprüfung von Bedarfsanforderungen: Beschreibung der internen Bedürfnisse

Beschreibung der internen Bedürfnisse:

  • Liefertermin
  • Lieferzeiten
  • Bedarfsmenge
  • besondere Art der Finanzierung
  • besondere Transportbehälter

Erläutern Sie die Grundregeln bei der Bedarfsanforderung.

Grundregeln bei der Bedarfsanforderung:

Unabhängig von Produkt oder Leistung sollte bei einer Bedarfsanforderung nach den 3 Grundregeln des Einkaufs immer mindestens Folgendes überprüft werden:

  • Werden die unternehmensweiten Rahmenbedingungen eingehalten?
  • Ist die vorgelegte Produkt- oder Leistungsbeschreibung ausreichend für eine Anfrage?
  • Wurde ein realistischer Liefertermin gefordert oder muss eventuell über zusätzliche Kosten eine Lieferzeitverkürzung erarbeitet werden?

 

Als genereller Rahmen für eine Überprüfung der Bedarfsanforderungen wäre es sehr hilfreich, wenn Sie sich einer Checkliste bedienen, mit deren Hilfe Sie die Erfüllung der Grundregeln vor weiteren Aktivitäten prüfen. Durch die Überprüfung und gegebenenfalls notwendige Anpassung der Bedarfsanforderungen kann in den nachfolgenden Prozessen viel Zeit eingespart werden.

Diese Checkliste soll Ihnen dabei behilflich sein, zum frühestmöglichen Zeitpunkt Informationen zum Bedarf zu erhalten, um zeitaufwendige Rückfragen, Missverständnisse oder sogar Falschlieferungen zu vermeiden.

Warum sollte im Zusammenhang mit einer Anfrage der Einkauf und nicht der Bedarfsträger die Suche nach den Anbietern durchführen?

Im Zusammenhang mit Anfragen hat der Einkauf bei der Auswahl des richtigen Anbieters eine sehr entscheidende Aufgabe. Es ist eine Aufgabe, die möglichst nicht durch Bedarfsträger vorweggenommen oder auch keinesfalls an andere Fachabteilungen übertragen werden sollte.

Die Festlegung des Anbieterkreises kann in Abhängigkeit vom Produkt oder der Leistung strategische Bedeutung erlangen. Die Position des Einkaufs und damit die des Unternehmens ist ohne eine richtige Anbieterauswahl in den späteren Verhandlungen oftmals nur noch die eines Kunden ohne Vergleichsmöglichkeit. Wettbewerb unter den Anbietern ist nach wie vor eine ausgezeichnete Ausgangsposition für günstigen Einkauf. Zu oft klagen die Einkaufsbereiche über schlechte Verhandlungspositionen, weil der Bedarfsträger bereits im Vorfeld der Verhandlung dem Anbieter gegenüber richtungsweisende Aussagen gemacht hat, die eine wirkliche Verhandlung verhindern. Oft trifft also der Bedarfsträger (Ingenieure, Entwicklung) leider vor den Einkaufsverhandlungen mit dem Lieferanten bestimmte Vereinbarungen.

Neben der Schaffung von Wettbewerb unter den Anbietern gibt es selbstverständlich weitere Aspekte, die zu berücksichtigen sind, aber aus Sicht des Unternehmens ist es zweifelsohne sehr sinnvoll, wenn die Bedarfsträger den Einkauf vonn Anfang an in die Anbieterauswahl einbeziehen.

Wenn im Unternehmen nachvollziehbar ist, dass Sie die erste Adresse bei der Suche von Anbietern sind, dann haben Sie automatisch weniger Stress mit falsch verstandener Arbeitsteilung in anderen Fachbereichen. Sie müssen jedoch der absolute Experte im Recherchieren sein, um akzeptiert zu werden!

Wie viele Lieferanten sollten bei der Festlegung des Lieferantenkreises angesprochen werden?

Eine ausreichende Anzahl und eine sinnvolle Streuung der Anbieter nach verschiedenen Aspekten ist sinnvoll. Wenn es darum geht, einen tatsächlich repräsentativen Überblick über das Preisniveau und die technologischen Möglichkeiten zu erhalten, müssen mehrere Anbieter mit unterschiedlichen Erfahrungen und Rahmenbedingungen angesprochen werden (ergänzend siehe Aufwand und Nutzen).

 

Warum sollte der Einkauf seine Anfragen auch international platzieren?

Mit einer Anfrage zu einem x-beliebigen Produkt innerhalb einer Region (z.B. rund um Köln) oder auch innerhalb Deutschlands erhalten Sie eben auch nur Informationen über diesen eingeschränkten Markt. Wer als Einkäufer Produkte oder Leistungen einkauft, die vom Beschaffungswert und den logistischen Rahmenbedingungen einen globalen Einkauf zulassen, sollte immer versuchen, seine Anfragen auch international zu platzieren. Meine Erfahrungen mit internationalem Einkauf haben bereits Anfang der 90er Jahre gezeigt, wie wichtig es für mene Kunden war, über die Beschaffungsmärkte  in anderen Ländern informiert zu sein. Denken Sie nicht immer direkt an Asien, Indien oder Rumänien - manchmal reicht bereits der Schritt in die angrenzenden Länder, um einen vollkommen anderen Beschaffungsmarkt und andere Möglichkeiten zu entdecken.

Inwiefern müssen Aufwand und Nutzen bei Anfragen abgewogen werden?

Jede Anfrageaktion ist selbstredend mit Zeit und Kosten verbunden. Zeit ist wohl das, was heute in den Unternehmen am wenigsten vorhanden ist und Kosten sollten ohnehin nur dann entstehen, wenn mit ihnen ein höherer Nutzen verbunden ist. Um die Kosten für die Anfrageaktion und die damit verbundene Angebotsauswertung innerhalb eines vertretbaren Rahmens zu halten, muss die Anzahl der Anbieter, die eine Anfrage erhalten, je nach Produkt oder Leistung begrenzt werden. Beachten Sie: Die Anzahl der anzusprechenden Anbieter sollten Sie im Wesentlichen von 2 Parametern abhängig machen:

  • von der Wertigkeit und Bedeutung des jeweiligen Produktes und
  • von der Wirtschaftlichkeit der Abwicklung innerhalb des Einkaufs.

Wenn Sie im Einkauf die operativen Tätigkeiten bei Anfragen und Angebotsauswertung stark automatisiert haben, ist es bezüglich der Kosten eher unwesentlich, ob an 3 oder an 15 Anbieter Anfragen verschickt werden. Wenn Sie dagegen mit jeder einzelnen Anfrage einen enormen Zeitaufwand und individuelle Arbeiten verbinden, dann ist es sehr wichtig, auf die Anzahl der Anbieter zu achten.

Auch an dieser Stellte unterscheidet sich der professionelle und effiziente Einkauf vom Mittelmaß der Einkaufswelt. Prinzipiell ist es nahezu irrelevant, welche Bedarfe ein Einkauf zu befriedigen hat: Die Überprüfung der Wirtschaftlichkeit einer Installation eines Anfragesystems sollte immer erfolgen.

Ob weitestgehend individuell auf Anfragen reagiert wird oder ob ein System existiert, das auf den Einsatz einfacher Standards und die Teilautomatisierung bestimmter Prozesse zurückgreift, kann großen Einfluss auf die Zeit- und Kostenersparnis haben. Das gilt gleichermaßen für große wie kleine Betriebe.

Bei der Abwägung von Kosten und Nutzen sollten Sie folgende Fragestellungen berücksichtigen:

  • Wie viele Anfragen erstellen Sie im Monat?
  • Wie viel Zeit wird auf Anfragevorbereitung bzw. Anfragebearbeitung verwendet?
  • Erhalten Sie regelmäßig die Angebote, die Sie benötigen, um auf die Bedarfsanforderungen entsprechend reagieren zu können?
  • Können Sie Ihren Anfrageprozess so beschreiben, dass er auch für einen neuen Mitarbeiter leicht nachvollziehbar ist?

Nennen Sie Beispiele für Standards zur Anfrageabwicklung.

Hier einige Beispiele für Standards zur Anfrageabwicklung - diese zeigen Ihnen eher ein Maxium, lassen sich aber ohne Weiteres auf die Verhältnisse in kleinen Betrieben "herunterbrechen":

  • Es existiert ein festgelegter Ablauf für die Abwicklung von Anfragen.
  • Bedarfsträger erfassen ihre Bedarfe in elektronischen Formularen.
  • Daten aus den elektronischen Formularen können direkt in Anfragen übernommen werden.
  • Anbieter erhalten elektronische Formulare, die einfach in einem vorgegebenem Schebe auszufüllen sind (entweder schriftlich, in Dateien oder sogar im Internet).
  • Die elektronischen Anfrageformulare sind in mehreren Sprachen vorhanden.
  • Der Einkauf hat zu Rahmenbedingungen, die immer wieder berücksichtigt werden, Standard-Textmodule erarbeitet, die leicht und schnell in die Anfrage eingebunden werden können.
  • Die vorhandenen Textmodule sind im Einkauf auch in anderen Sprachen vorhanden.
  • Die Angebotsauswertung erfolgt mit zuvor erarbeiteten Analysewerkzeugen

 

Warum sind Standards zur Anfrageabwicklung so sinnvoll?

Ein Einkauf, der solche Abläufe installiert hat und in dem ein Anfragesystem existiert, mit dem teilautomatisiert und effizient Angebote eingeholt werden können, ist nicht nur wünschenswert, sondern zeigt auch echte Kompetenz in die anderen Fachbereiche und zu Lieferanten. Wer sich mit der Systematisierung der Anfrage und der Angebotsauswertungen beschäftigt, ist nicht nur scheller und sicherer in der Abwicklung, sondern erzielt in der Regel auch bessere Angebote.

Zeigen Sie ein Beispiel für eine einfache vorbereitende Anfrage.

Wir freuen uns über Ihr Interesse und erwarten gern Ihr Angebot. Bitte beachten Sie:

  • Tragen Sie Ihre Angebotspreise ausschließlich in die dafür vorgesehenen Felder ein.
  • Zu den Zahlungs- und Lieferbedingungen beachten Sie bitte die Vorgaben in der Anfragebeschreibung.
  • Zusätzlich anfallende Werkzeugkosten bitte gesondert ausweisen

Nennen Sie eine weitere Möglichkeit zur Systematisierung der Anfrage.

Eine schnelle Verfügbarkeit von Anbieterdaten bieten eine weitere Chance, einen qualifizierten Einkauf aufzubauen. In einer Bezugsquellendatei werden hierzu systematisch Daten und Informationen zu möglichen Anbietern (auch unabhängig von vorliegenden Anfragen) gesammelt. Die Anbieterrecherche und der damit verbundene Zeitaufwand können dadurch überproportional reduziert werden.

Wie wird eine Anbieterauswahl mit System durchgeführt?

Prinzipiell sollte der Einkauf die Regeln zur Anbieterauswahl in seinem Lieferanten-Management-System (Kapitel 5) festlegen. Im Vorgriff dazu finden Sie hier einen praxiserprobten Vorschlage für eine einfache, überall praktizierbare Anbieterauswahl, das Drei-Stufen-Modell für die Anbieterauswahl.

An dieser Stelle zeigt sich, wie hilfreich der Einsatz einer Beschaffungsmarktforschung sein kann. Einige der Kritierien, die in der Anbietervorauswahl abgeprüft werden, könnten über die Beschaffungsmarktforschung bereits im Unternehmen vorliegen, was dann zu einer erheblichen Zeitersparnis führt.

Erläutern Sie die 1. Stufe des 3-Stufen-Modells für die Anbieterauswahl (3-Stufen-Modell war bereits Klausurfrage).

1. Stufe:

Überprüfung der sogenannten Begrenzungsfaktoren (K.O.-Kriterien), Abfrage eines einfachen Fragenkatalogs mit "Ja/Nein"-Antworten zur einfachen Filterung:

  • Erfüllung der technischen und qualitativen Voraussetzungen an das Produkt
  • Erfüllung der Sicherheitsanforderungen an Produkt und Leistungen
  • Überprüfung der Kontaktsituation zu Wettbewerbern
  • Bonität des Anbieters
  • Je nach Anforderung weitere K.O.-Kriterien (Entfernung, Lieferzeit...)

Mit Stufe 1 wird entschieden, welche Anbieter überhaupt eine Anfrage bekommen.

Erläutern Sie die 2. Stufe des 3-Stufen-Modells für die Anbieterauswahl.

Stufe 2:

Überprüfung der nichtmonetären Kriterien (zum Teil erst nach Auswertung des Angebotes möglich), Einsatz einer Nutzwertanalyse:

  • Referenzen des Anbieters
  • Qualitätsmanagement-System
  • Innovationsfreudigkeit (Fähigkeit, als Systemlieferant zu arbeiten)
  • DV-technische Möglichkeiten (EDI oder andere Systeme)
  • Bereitschaft zur Bevorratung (Konsignation)
  • Flexibilität in Kapazität und/oder Leistungsänderungen

Mit der Stufe 2 wird entschieden, welcher Anbieter unabhängig von kalkulatorischen Kriterien geeignet ist.

Erläutern Sie die 3. Stufe des 3-Stufen-Modells für die Anbieterauswahl.

3. Stufe:

Überprüfung der kalkulatorischen Kriterien (Teil der Angebotsauswertung):

  • Preise und Preiselemente
  • Lieferkonditionen
  • Zahlungskonditionen
  • alle Nebenkosten (siehe Kapitel 2)
  • Liefertermin und Lieferzeiten

Mit der Stufe 3 wird entschieden, welcher Anbieter die besten Voraussetzungen erbringt.

Erläutern Sie die Angebotsanalyse als Basis für die Preisfindung.

Mit der Analyse der Angebotsinformationen versetzen Sie den Einkauf in die Lage, einen Anbieter qualifiziert und möglichst objektiv auszuwählen. Der Anbieter mit dem "besten" Angebot sollte die größten Chancen bekommen, einen Auftrag zu erhalten. Zur Angebotsanalyse gehört neben der reinen Bewertung der einzelnen messbaren Kriterien allerdings auch eine inhaltliche Prüfung der für Ihr Unternehmen relevanten Kritierien.

Diese inhaltliche Prüfung hat zwar formalen Charakter, sollte aber nicht leichtfertig ausgespart werden. Es empfiehlt sich beispielsweise, eine solche inhaltiche Prüfung unter Zuhilfenahme von Checklisten durchzuführen. Diese Checkliste sollte selbstverständlich an das Unternehmen angepasst bzw. an die konkreten Anforderungen Ihres Einkaufs angepasst werden. Hierzu sollte darüber nachgedacht werden, ob alle Kostenelemente in der Checkliste aufgeführt sind und ob man die Checkliste bereits in der Anfragephase einsetzen könnte.

Da die Angebotsinhalte immer Auswirkung auf die Kosten haben, sollten auch auf mögliche zusätzliche Kosten, die entstehen können, und die in einem Vergleich berücksichtigt werden müssen, geachtet werden.

Für die eigentliche Angebotsanalyse hat sich in der Praxis die Angeobtsmartrix als sehr effizientes Instrument erwiesen.

Bei der Angebotsanalyse werden grundsätzlich die Preisvorschläge der einzelnen Anbieter miteinander verglichen. Diese sehr grundlegende Untersuchung der angebotenen Produkte oder Leistungen ist zwar erforderlich, aber die Reduzierung auf diesen Vergleich greift in vielen Unternehmen zu kurz und kann zu einem echten Nachteil werden. Denn der Preisvergleich stellt nach allem bisher Gesagten nur einen Teilschritt in der Entscheidungsfindung dar. Gleichzeitig sollten Sie auch je nach Bedeutung und Wertigkeit des Produktes oder der Leistung die strategische Relevanz des Lieferanten bewerten und zur Auswahl berücksichtigen (Kapitel 5).

Welche kaufmännischen Elemente sind für die Checkliste zur inhaltlichen Überprüfung von Angeboten denkbar?

Überprüfung der kaufmännischen Inhalte:

  • Angebotspreis/Staffelpreise
  • Preiselemente
  • zugrunde gelegte Mengengerüste
  • Mindestmengen
  • eventuelle Werkzeug- oder Vorrichtungskosten
  • Mindermengenzuschläge, sonstige Zuschläge
  • eventuelle Zusatzkosten
  • zugrunde gelegte Preisbasen (Kunststoff, Metall,...)
  • Lieferbedingungen (Frankaturen oder Incoterms)
  • Erfüllungsort
  • Logistikkosten
  • Vorschläge zu Verpackungen
  • Zahlungsbedingungen
  • Versicherungen
  • Währungsbasen
  • Entsorgungs- oder Recyclingverfahren

 

 

 

Welche formalen Elemente sind für die Checkliste zur inhaltlichen Überprüfung von Angeboten denkbar?

Überprüfen der formalen Inhalte:

  • Angebotsabweichungen zur Anfrage
  • sachliche Richtigkeit des Angebots
  • rechtliche Zulässigkeit des Angebots
  • eventuelle Einhaltung von rechtlichen und unternehmensinternen Vorschriften
  • Vollständigkeit der Angaben
  • rechnerische und inhaltliche Vergleichbarkeit der Angebotselemente
  • Zugrundelegung der Einkaufsbedingungen
  • Angebotsfrist und Rahmenbedingungen der Gültigkeit

Welche technischen und qualitativen Elemente sind für die Checkliste zur inhaltlichen Überprüfung von Angeboten denkbar?

Überprüfung der technischen und qualitativen Inhalte:

  • Angaben zu den angefragten Leistungsparametern
  • Leistungsbeschreibungen des Anbieters
  • Angaben zu angefragten Qualitätskriterien
  • Angaben von Normen, Toleranzen oder Leistungsdaten
  • Verpackungsvorschriften, Transportmitteleinsatz

Angebotsinhalte haben immer Auswirkung auf Kosten. Nennen Sie mögliche zusätzliche Kosten, die entstehen können.

  • Bestellabwicklungskosten
  • Transport- und Verpackungskosten
  • Annahme- oder Übernahmekosten
  • Aufbau-, Montage- oder Installationskosten
  • Abnahme-, Freigabe- oder Inbetriebnahmekosten
  • Betriebs-, Verbrauchs- oder Instandhaltungskosten
  • Auslauf-, Abbau-, Recycling- oder Entsorgungskosten

Erläutern Sie die Angebotsmatrix.

Für die eigentliche Angebotsanalyse hat sich in der Praxis die Angebotsmatrix als sehr effizientes Instrument erwiesen. In der Angebostmatrix können horizontal die Anbieter und vertikal die angefragten Bewertungskriterien angeführt werden. Mit dieser Form der tabellarischen Gegenüberstellung erhält man schnell und einfach den notwendigen Überblick. Nachfolgend finden Sie ein einfaches Beispiel für eine Anfrage aus dem Druckbereich:

Was bedeutet "Konsignation"?

Konsignation ist ein Begriff aus der Materialwirtschaft und bezeichnet eine besondere Lieferform von Waren. Der Lieferant lagert die Ware beim Käufer, das sogenannte Konsignationslager. Der Kunde entnimmt die Ware aus diesem Lager und realisiert damit den Kauf der Ware. Der Käufer meldet die Entnahme an den Lieferanten. Beim Unterschreiten festgelegter Mengen füllt der Lieferant das Lager wieder auf. Die entnommene Menge wird in regelmäßigen Abständen in Rechnung gestellt.

Die Rechnung wird nach Vereinbarung periodisch, z. B. monatlich, gestellt. Die Vertragspartner können vereinbaren, dass der Kunde nach einer bestimmten Frist restliche Konsignationsbestände in seinen Eigenbestand übernimmt.

Was bedeutet "Frankatur"?

Frankatur

Die Frankatur ist nicht anderes als eine Regelung darüber, wer im Einzelfall die Kosten für den Transport einer Sendung zu tragen hat.

Die bekannteste Frankatur ist die Briefmarke. Bevor es Briefmarken gab, musste der Empfänger das Porto zahlen, wenn nicht schon der Absender das Entgelt für die Beförderung der Sendung bezahlt hatte. Alternativ zu den Briefmarken sind als Frankatur auch die Stempel der Post bekannt, mit denen ein Brief entwertet wird.

Wenn im internationalen Geschäftsverkehr geregelt werden soll, ob Absender oder Empfänger für die Frankatur aufkommen, dann empfiehlt sich die Verwendung sogenannter Incoterms. Dazu gehören etwa „frei Haus“ und „unfrei“. Bei „frei Haus“ muss der Empfänger bei Übergabe keine Portokosten tragen. Allerdings ist damit nicht ausgeschlossen, dass ihm bei der Bestellung ein Versandkostenanteil in Rechnung gestellt wird. „Unfrei“ meint, dass der Empfänger für die Frankatur bei Übergabe der Sendung aufkommen muss.

Die wohl nach wie vor am häufigsten gewählte Frankatur ist das Aufkleben einer Briefmarke, bevor eine Sendung zum Versand aufgegeben wird.

Durch Frankatur werden im Transportgeschäft die Bezahlung der Fracht und der Gefahrenübergang der Ware geregelt.

Im Geschäftsleben gibt es aber oft noch andere Kosten zu regeln. So beispielsweise, die Übernahme von Versicherungen, Kosten für eventuell erforderliche Dokumente und Urkunden sowie der Gefahrenübergang der Ware.

Um die vielfältigen Möglichkeiten einer Fraktur in internationalen Geschäften einheitlich zu gestalten, wurden die INCOTERMS eingeführt, die Kosten- und Gefahrenübergänge von Waren regeln.

 

Einkaufskonditionen sollten immer als selbstverständliche Preisbestandteile betrachtet werden. Erläutern Sie.

Die neben dem angebotenen Preis existierenden Konditionen sollten jedem Einkäufer bekannt sein und werden deshalb auch regelmäßig in das Ergebnis erfolgreicher Verhandlungen mit einbezogen. Liefer- und Zahlungsbedingungen sollten immer verhandelt werden. Nehmen Sie die im Angebot platzierten Konditionen niemals als gegeben hin. Wenn Sie nicht wenigstens versuchen, nach besseren Kondtitionen zu fragen, werden Sie selbstverständlich auch keine erhalten.

Auf was ist im Zusammenhang mit den Lieferbedingungen zu achten?

Lieferbedingungen:

Unterliegen Sie nicht dem Irrtum, zu glauben, dass es automatisch ein Erfolg ist, wenn Sie "frei Werk/Lager" anfragen und dann auch ein solches Angebot bekommen. Denn hier wissen Sie nicht, wie hoch bei "frei Werk" die Frachtkosten sind.

Zwar zahlt sie der Lieferant, aber doch nur im ersten Schritt, indem er Beauftragung und Bezahlung des Spediteuers übernimmt. Ihr Lieferant hat nichts zu verschenken und wird selbstverständlich diese Kosten an Sie weiter berechnen. Ob er die Fracht dann günstig einkauft, um Ihnen ingesamt günstig anbieten zu können, ist dabei keinesfalls sicher.

Es ist deshalb nicht immer klug, sich ausschließlich "frei Haus" anbieten zu lassen. Vielmehr hilft es, die Einstandskosten eines Produktes zu verbessern, wenn zuerst ein "ab Werk"-Preis angeboten wird und die Transportkosten getrennt mit anderen Angeboten verglichen werden.

Durch die Trennung der Kosten für das Produkt einerseits und die Lieferung andererseits kann der Einkauf auf unterschiedlichen Ebenen Preisoptimierungen durchführen. Nur so können Sie Einfluss auf die Gesamtkosten nehmen. Die Vereinbarung eines "frei Haus"-Preises bei der Auftragsvergabe ist natürlich weiterhin möglich - allerdings nun zu den getrennt ausgearbeiteten Transportkosten.

Bei den Lieferbedingungen ist es ferner aus einem weiteren Grund sinnvoll, sich auf eine Standardbedingung festzulegen: Wenn Sie DV-gestützte Preisvergleiche durchführen wollen, benötigen Sie eine immer gleiche Basis. Ansonsten sind keine wirklich ernst zu nehmenden Auswertungen möglich.

Auf was ist im Zusammenhang mit den Zahlungsbedingungen zu achten?

Die Verhandlung von Zahlungsbedingungen ist im Prinzip gleichzusetzen mit der Verhandlung eines Rabattsatzes für "schnelles" Zahlen der offenen Rechnungen. Das Arbeiten mit Skonto bei der Begleichung von Lieferantenrechnungen ist eine typisch deutsche Gepflogenheit. In der Zwischenzeit haben auch Lieferanten außerhalb Deutschlands erkannt, dass Skonto einen durchaus interessanten Zusatzaspekt in Verhandlungen darstellen kann. Die Höhe des Skontosatzes muss aber immer individuell zwischen den Geschäftspartnern verhandelt werden. 

Geben Sie sich im realen Leben nicht zu schnell mit kleinen oder keinen Zugeständnissen zufrieden. Gehen Sie regelmäßig davon aus, dass Ihr Anbieter die Skontosätze, die Ihnen angeboten werden, selbstverständlich vorher auf den angebotenen Preis aufgeschlagen hat.

Ihr Anbieter kann davon ausgehen, dass er bei einem Profieinkäufer zumindest mit der Forderung nach einem Skontozahlungsziel konfrontiert wird. Er wird deshalb auf Ihre Forderung nach einem hohen Skontosatz (z.B. 5 % nach 5 Tagen) entweder direkt abwimmeln oder zumindest eine gewisse Zeit warten. Beachten Sie: Wer es versäumt hat, einen hohen Skontosatz in der Verhandlung zu fordern, der verschenkt die Möglichkeit, sich selbst Freiraum für Zugeständnisse einzuräumen.

Als Einkäufer haben Sie bei der Verhandlung der Zahlungsbedingungen noch ein 2. Spielfeld. Die Verhandlung der Alternative zu z.B. 14 Tagen mit 3 % Skonto. Was im Regelfall als Netto-Zahlungsbedingungen angeboten bzw. verhandelt wird, sind normalerweise keine wirklichen Alternativen. Die Skonto-Bedingungen sin in der Regel immer besser als die Netto-Bedingung.

Wieso eigentlich? Welchen Nutzen hat der Einkauf, wenn zwei unterschiedliche Zahlungsbedingungen ausgehandelt wurden, bei denen aber die eine immer besser ist? Ziehen Sie ein Beispiel zur Klärung dieser Frage heran.

BEISPIEL:

Zahlungsbedingung A = 10 Tage mit 3 % Skonto

Zahlungsbedingung B = 30 Tage netto

Wert = 10.000 €

 

Zahlung bei Skontoziel:

3 % von 10.000 € = 300 € --> Kosten: 9.700 €

 

Zahlung bei letztem Ziel mit Lieferantenkredit (bzw. zwischen 10 und 20 Tagen):

Kosten = Skontobetrag = 300 €

 

Effektiver Jahreszinssatz für Lieferantenkredit:

Skonto (%) x 360 t (pro Jahr) / (Zahlungsziel-Skontofrist)

3 % x 360 t / 20 t = 54 %

 

Zahlung bei Skontoziel mit Bankkredit:

Dahrlehenszinssatz = 12 % für ein Jahr

Kreditbetrag = 9.700 €

 

Kosten für Zinstilgung für 20 Tage

= Kreditbetrag x Zinssatz  x 20 Tage

= 9.700 € x 12/100 x 20 t /360 t

= 64 €

 

Fazit:

Der effektive Jahreszinssatz des Skontos liegt bei  54 %, der Finanzierungssatz des Bankkredits hingegen nur bei 12 %. Daher lohnt es sich, zur Zahlung des Skontos einen Kredit aufzunehmen. Mit dem Lieferantenkredit entstehen nach dem Skontozahlungsziel Kosten von 300 €. Die Finanzierung für die Skontozahlung beträgt jedoch nur 64 €, womit man immer noch 236 € einsparen kann.

Um von einer echten Alternative bei den Nettobedingungen zu reden, müsste man allerdings eine andere Rechnung im Vorfeld der Verhandlungen durchführen. Es ist interessant auszurechnen, wie viele Netto-Tage den gleichen Nutzen erzielen wie 3 % Skonto bei 10 Tagen.

Zahlung bei Skontoziel mit Bankkredit = Skontobetrag

9.700 € x 12/100 x ? t / 360 t = 300 €

? t = 93 t

--> 93 t + 10 t Skonto-Ziel = 103 t

Ein Skonto-Satz von 3 % bei 10 Tagen mit einem Kontokorrentzinsatz von 12 %  bedeutet ein vergleichbares Zahlungsziel von 103 Tagen. Dieser Zeitraum wird kürzer, wenn Ihr persönlicher Kontokorrent teurer ist und er wird noch länger, wenn Sie bei Ihrer Bank weniger Zinsen für das Kontokorrent bezahlen.

Welche 3 Betrachtungen zu den vorliegenden Preisen sollten neben dem reinen Angebotsvergleich durchgeführt werden?

Zur optimalen Preisfindung ist es neben dem reinen Angebotsvergleich grundsätzlich empfehlenswert, 3 verschiedene Betrachtungen zu den vorliegenden Preisen durchzuführen:

  • Preisvergleich
  • Preisbeobachtung
  • Preisanalyse

Erläutern Sie den Begriff "Preisvergleich".

Beim Preisvergleich werden Preise unterschiedlicher Lieferanten bzw. Produkte verschiedener Qualität miteinander verglichen. Der Prozess beginnt bereits bei der Anfragevorbereitung und -durchführung, geht über den Angebotsvergleich bis zur Produkt- oder Anbieterauswahl. Er muss immer dann durchgeführt werden, wenn die erforderlichen Produkte oder Leistungen von verschiedenen Lieferanten oder zu unterschiedlichen Qualitäten gekauft werden können.

Erläutern Sie den Begriff "Preisbeobachtung".

Bei der Preisbeobachtung werden im Laufe der Zeit die preislichen Veränderungen bestimmter Produkte oder Leistungen beobachtet. Der Prozess dient in erster Linie der Planung, Schätzung und Prognose einer zukünftigen Preisentwicklung. Er ist besonders bei Produkten mit hohen Preisschwankungen notwendig.

Erläutern Sie den Begriff "Preisanalyse".

Bei der Preisanalyse wird der Preis eines Lieferanten in seine Elemente zerlegt. Mittels dieses Vorgangs wird geprüft, ob ein Preis angemessen ist und man kann so gezielt nach Einsparpotentialen in einem Angebotspreis suchen.

Die Preisanalyse ist das anspruchsvollste, aber auch interessanteste Instrument im Einkauf. Die Einsatzmöglichkeiten sind jedoch auf Produkte begrenzt, bei denen es auch hinsichtlich des Einkaufsvolumens den Aufwand lohnt, diese aufwendige Methode anzuwenden. Ohnehin kann man bestimtme Güter aufgrund ihrer Fertigungsart oder der Marktsituation nicht in einzelne Kostenelemente zerlgen. In einem Verkäufermarkt werden Sie die Informationen über die einzelnen Kostenelemente nicht ohne Weiteres erhalten. Angebot und Nachfrage und damit die jeweilige Marktmacht bestimmen die Möglichkeiten, die sich Ihnen bei der Untersuchung des Preises bieten.

Bei der Frage nach "Make or Buy" ist eine Preisanalyse unumgänglich. Wenn Sie eine qualifizierte Aussage zu einer "Make or Buy"-Frage machen wollen, sollten Sie möglichst wissen, aus welchen Kostenbestandteilen sich ein Produkt berechnen lässt.