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Erziehungswissenschaften Individuum
Erziehungswissenschaften Individuum
Fichier Détails
Cartes-fiches | 73 |
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Langue | Deutsch |
Catégorie | Pédagogie |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 16.12.2015 / 24.12.2016 |
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Inhalte Gomolla-Text
Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund und/oder aus unteren sozialen Schichten sind schulisch benachteiligt. Sie haben weniger Chancen auf Schulerfolg als SuS aus andern Gruppen
Wie entstehen solche Benachteiligungen? Wo liegen die Ursachen dafür?
Ein Grund liegt in der «Institutionellen Diskriminierung» durch die Schule und die mit ihr vernetzten Systeme
Gomolla, Mechtild (2005): Institutionelle Diskriminierung im Bildungs- und Erziehungssystem. In:
Institutioneller Rassismus nach Gomolla
Definiert als das "kollektive Versagen einer Organisation, Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, Kultur ider ethnischen Herkunft eine angemessene und professionelle Dienstleistung zu bieten. Er (institutioneller Rassismus) kann in Prozennen, Einstellungen und Verhaltensweisen gesehen und aufgedeckt werdenm die durch unwissentliche Vorurteile, Ignoranz und Gedankenlosigkeit zu Diskriminierung führen und durch rassistische Stereotypisierungen, die Angehörige ethnischer Minderheiten benachteiligen. Er überdauert aufgrund des Versagens der Organisation, seine Existenz und seine Ursachen offen und in angemesserer Weise zur Kenntnis zu nehmen und durch Programme, vorbildliches Handeln und Führungsverhalten anzugehen. Ohne Anerkennung und ein Handeln, um solchen Rassismus zu beseitigen, kann er als Teil des Ethos oder der Kultur der Organisation weit verbreitet sein"
Der Nachweis institutioneller Diskriminierung
• Der Nachweis institutioneller Diskriminierung ist nicht einfach. Die Institutionen «wehren sich» sozusagen dagegen.
• 2 Schritte:
1. Statistische Analyse
2. Analyse. Aufdeckung von Mechanismen, Prozessen, Abläufen, «institutionellem Wissen», Vernetzungen, die Diskriminierung
produzieren
Auswirkung von Migration auf Persönlichkeit
Migration ist für die Persönlichkeit der Migrantin/des Migranten ein tiefgreifender Prozess, der eine Neustrukturierung der Persönlichkeit nötig macht. Migration ist eine potentiell traumatische Erfahrung.
Verarbeitung von Migrationserfahrungen
Die Verarbeitung von Migrationserfahrungen kann viel Zeit (u.U. viele Jahre) beanspruchen. Dabei müssen starke Gefühle der Trauer, des Verlustes und der Angst ausgehalten werden.
Hilfe bei der Verarbeitung von Migrationserfahrungen
Verarbeitung der Migration und Integration gelingen besser, wenn die Aufnahmegesellschaft den MigrantInnen mit Freundlichkeit, Respekt und Anerkennung begegnet. Besonders hilfreich sind "kulturelle Zwischenräume" (Übergangsräume mit MentorInnen), Integration im Arbeitsmarkt, Unterstützung sprachlicher Verständigung und sozialer Beziehungen.
Studie von Edelmann, Doris (2007): Pädagogische Professionalität im transnationalen sozialen Raum. Wien/Zürich.
•Studie durchgeführt 2004
•Stichprobe: 40 Primarlehrpersonen aus 29 verschiedenen Schulhäusern in der Stadt Zürich; 15 Lehrpersonen verfügten nach eigenen Zuschreibungen über einen Migrationshintergrund
•Qualitative Untersuchung
•Methode: problemzentriertes Interview
•typologisches Analyseverfahren nach Kluge
Studie Edelmann: Zentrale Fragestellung
•Wie gehen Primarlehrer/innen mit der kulturellen Heterogenität ihrer Klasse um?
–Welche Potenziale und Herausforderungen werden von ihnen wahrgenommen?
–Welche Strategien und Routinen werden für die typischen Anforderungen der Praxis entwickelt?
Studie Edelmann: Ergebnisse
•Vorerst 4 «Typen»:
- Synergie und Kultur:
sprachliches, kulturelles und religiöses Wissen der SuS wird in den Unterricht einbezogen und als Bereicherung gesehen
- Sprachförderung
Umgang mit Heterogenität fokussiert auf Sprachförderung
- Anerkennung jedes einzelnen Kindes
- Distanz
Kultureller und sprachlicher Heterogenität wird im Unterricht keine Bedeutung beigemessen
Studie Edelmann: von 4 zu 6
ÞOrientierung der Lehrpersonen hängt auch von der Unterstützung durch Teamstrukturen ab =>
Þ6 Typen:
abgrenzend-distanzierter
stillschweigend-anerkennender
individuell-sprachorientiert
kooperativ-sprachorientiert
individuell-synergieorientiert
kooperativ-synergieorientiert
System-Ebenen (NESSE)
Macro: Schulsystem in Beziehung mit Politik, Gesellschaft
Meso:
Verbindungen zwischen Macro – Ebene und Individuen (Kindern, Eltern);
Schuleinheiten (z.B. in einem Stadtquartier) oder einzelne Schulhäuser und ihr Umfeld
Micro: Individuen: Einzelne Kinder, Eltern, LP? einzelne Klassen?
Recht auf Schulbesuch
Kinder von Asylsuchenden haben Anspruch auf ausreichenden und unentgeltlichen Schulunterricht (Art. 19 BV; sowie: internationale Kinderrechtskonvention). Solange sich Asylsuchende noch in einem Bundeszentrum oder in der Transitzone des Flughafens befinden, ist dies jedoch nicht immer gegeben.
Aufnahme von Flüchtlingskindern in einer Regelklasse
1.Vor der Aufnahme:
Informationen sammeln
Kontakte herstellen
Klasse vorbereiten
Übersetzer/in organisieren
Mit DAZ-Lehrperson zusammenarbeiten
2.Die ersten Tage gestalten
Freundliche Aufnahme
Sitzplatz.
Auf einfache und klare Strukturen achten
Handelndes Lernen
Bezugspersonen in der Klasse
Individuelle Betreuung durch IF/AssistentIn
Elterngespräch
Studie Nesse: Fragestellungen und Zielsetzung
1.What is the situation of migrant students in European education systems?
2. Which education policies and practices
contribute to the successful integration of
migrant children in European schools and
societies?
Studie Nesse: Fragestellung 1:
1. What is the situation of migrant students in European education systems?
•Kinder mit Migrationshintergrund sind in fast allen untersuchten Einwanderungsländern schulisch benachteiligt
•Die Ursachen dafür liegen auf verschiedenen Ebenen, u.a. in Mechanismen der institutionellen Diskriminierung (vgl. Gomolla)
•Durch Vergleiche von Schulsystemen können Merkmale von Schulsystemen identifiziert werden, die den Schulerfolg von Kindern mit Migrationshintergrund verbessern können
Makro-Ebene (Nesse)
•Staat, (Bund, Kantonale Erziehungsdepartemente und Schulsysteme)
•Gesellschaft
•Gesetze
•Politik
•Bildungssystem insgesamt
Meso – Ebene (NESSE): Bildungsverwaltungen, Behörden, Schulen und einzelne Schule
•Curricula (Präsenz der Erfahrungen von MigrantInnen?)
•Lehrmittel
•Schulqualität; Unterrichtsqualität
•Zusammensetzung der SuS-Populationen
•Unterstützungsmassnahmen für benachteiligte Kinder
•Peers (Vorbilder)
•Antidiskriminationspädagogik vorhanden oder nicht?
•Finanzielle Mittel für Schulen mit hohem Anteil an Migrationskindern
Meso – Ebene (NESSE): Beziehungen zwischen LP-SuS/Eltern
•Zutrauen (hohe Erwartungen) in Kinder m.MH
•Elternbeteiligung
•Einsatz von MentorInnen (Kulturelle und sprachliche ÜbersetzerInnen)
•LP mit Migrationshintergrund
Mikro-Ebene (NESSE): Familie
•Unterstützung von Migrationsfamilien:
–Frühe Förderung der allgemeinen Entwicklung
–Förderung der Erst- und Zweitsprache
•Intensive Förderung in der Unterrichts-sprache in Kindheit und Jugend
•Förderung von MigrantInnen mit besonderen Fähigkeiten
Geschichte von QUIMS
•1999-2006: Schulversuch BD Kt ZH mit freiwilliger Beteiligung von Schulen mit hohem Anteil von SuS m. MH
•
•2006: Volksabstimmung neues Volksschulgesetz à QUIMS gesetzlich verankert
•Schulen mit mehr als 40% SuS mit anderer Familiensprache/Nationalität sind verpflichtet und erhalten spezielle finanzielle Mittel
Leitziele QUIMS
•Gutes Leistungsniveau
•gleiche Bildungschancen
•Integration
3 Handlungsfelder QUIMS
•Sprachförderung
•Förderung des Schulerfolgs
•Förderung der Integration
Nesse:
Beziehungen zwischen allen Ebenen
Möglichkeiten und Erfolge auf der Meso- und Mikro-Ebene sind abhängig von Entscheidungen auf der Makro-Ebene
Makro-, Meso- und Mikro – Ebenen tendieren nicht immer in die gleiche Richtung
Lehrpersonen können sich an Entscheidungen auf der Makro-Ebene beteiligen durch Engagement in bildungspolitischen Kommissionen oder Bildungs – Kommissionen (z.B. Lehrmittel)
Nesse: ENtscheidungen auf Makro-Ebene
Anerkennen der Tatsache: Europäische Länder sind Einwanderungsländer
Migrations-/Integrationspolitische Massnahmen
Städteplanung; Wohnbauförderung à soziale Durchmischung der Wohngebiete
Bildungspolitische Entscheidungen und Massnahmen
Nesse: Massnahmen auf Makro-Ebene, die sich als wirksam erwiesen haben
•Struktur des Bildungswesen: späte oder keine Selektion, dafür Förderung/Unterstützung des Schulerfolgs aller Kinder
•Massnahmen zur Förderung der Schulsprache, der Erstsprachen und der Integration der Kinder
•System der frühkindlichen und vorschulischen Förderung:
–allgemeine Entwicklung
–Sprachförderung (Mehrsprachigkeit)
•Familienergänzende Betreuung: Spielgruppen, Krippen, Horte, Ganztagesschulen…
•Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen
•Massnahmen zur Unterstützung von Kindern aus benachteiligten Familien: Unterrichtsassistenz, Hausaufgabenhilfe, Schulsozialarbeit…
•Lehrmittel: Einbezug der Lebenswelten, der Kultur und der Menschen aus Minderheitengruppen
•Bereitstellen finanzieller Mittel
•Forschung
Vielfältige Ursachen von Flucht
•Ökologische Katastrophen (Dürre, Fluten…)
•Globale wirtschaftliche Ungerechtigkeiten (Zugang zum Weltmarkt, Zerstörung traditioneller Lebensgrundlagen…)
•Verfolgung aufgrund ethnischer Zugehörigkeit, Sprache, politischer oder religiöser Überzeugungen, Geschlecht, sexueller Orientierung
•Kriege, Bürgerkriege, Verfolgung, Folter
Viele Flüchtlinge sind betroffen von einer Kombination von Fluchtursachen!
Flüchtlinge in der Schweiz
•Gemessen an der Gesamtzahl von Migrantinnen und Migranten in die Schweiz ist der zahlenmässige Anteil von Flüchtlingen ziemlich gering (unter 10%)
•Asylsuchende können ihren Wohnort nicht frei wählen; sie werden von Bund und Kantonen auf Unterkünfte verteilt:
•1. Empfangs- und Verfahrenszentren. 2. Kantonale Durchgangszentren/Kollektivunterkünfte 3. Zimmer oder Wohnungen in Gemeinden
•Kinder haben Anspruch auf Schulunterricht, auch wenn sie nicht definitiv aufgenommen sind. In der Schweiz werden sie in Aufnahmeklassen, Einschulungsvorbereitungskurse oder Regelklassen eingeschult.
Ulich, Kap. 4: Die Familiensprachen der Kinder im pädagogischen Angebot
•Die Familiensprachen von Kindern, Schülerinnen und Schülern sollten wahrgenommen, wertgeschätzt werden und «vorkommen»
•Sie sind existentiell für das Selbstbild und das Selbstbewusstsein von Kindern
•Erfahrbarmachen der Familiensprachen in Kindergarten und Schule:
•Welche Familiensprachen kommen vor in der Gruppe?
•Heute lerne ich eine andere Sprache
•Familiensprachen im pädagogischen Angebot: Lieder, Spiel, Verse, Geschichten, Bilderbücher in verschiedenen Sprachen
•Medienangebote als Entlastung von allzu «Persönlichem»
•Kontaktformen mit Eltern: Einmaliges «Multikulti-Sommerfest» vs. sachbezogene, vertiefende Sprachprojekte
Rosemarie Tracy: Vom Störfall zum Glücksfall
•«Mehrsprachig» ist, wer regelmässig mehr als eine Sprache verwendet
•Mehrsprachigkeit ist der Normalfall
•Es bestehen vielfältige Varianten in der Sprachentwicklung Mehrsprachiger
•Mehrsprachige können auf bestimmte Ressourcen zurückgreifen und entwickeln spezielle Sprach-Kompetenzen
•Die Kompetenzen dieser Schülerinnen und Schüler und ihrer Eltern können im Sprachunterricht genutzt werden