Ernährung und Psyche
Ernährungsgewohnheiten, -verhalten, LM-Auswahl, Emotionen
Ernährungsgewohnheiten, -verhalten, LM-Auswahl, Emotionen
Kartei Details
Karten | 35 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Ernährung |
Stufe | Andere |
Erstellt / Aktualisiert | 13.06.2013 / 16.05.2016 |
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Babys haben noch keine Ernährungsgewohnheiten. Aufgrund von welchen Bedürfnissen reagieren sie?
Sie kennen nur die Primärbedürfnisse Hunger und Durst
Wann beginnt der psychosoziale Lernprozess in Bezug auf Essgewohnheiten?
Im Säuglingsalter
Was steht am Ende des psychosozialen Lernprozesses im Säuglingsalter?
Ernährungsgewohnheiten sind entstanden.
Worüber verfügen Kinder in Bezug auf Hunger und Sättigung?
intaktes Körpergefühl
Was bedeutet in Bezug auf Ernährung das soziokulturelle Band zwischen Mutter/Vater und Kind?
- Das Kind lernt durch die Eltern
- Der geäusserte Hunger des Kindes muss durch Umgebung bemerkt werden
- Jemand muss es stillen
Wie nennt man die Beziehungskonstellation zwischen Kind und Eltern?
Abhängigkeitsverhältnis
Wie äussert sich das Abhängigkeitsverhältnis zwischen Eltern und Kind?
Das Kind ist auf die Bereitschaft der Eltern angewiesen, um satt zu werden und damit überleben zu können.
--> Essen wird eng mit Zuwendung verknüpft
Was kann passieren, wenn es in der Eltern/Kind Beziehung zu Störungen kommt?
Es kann zu Essstörungen führen.
Was erleben Kinder während des Lernprozesses "Essen"?
Erwachsene können alles bestimmen! :-(
- Aussehen
- Zubereitung
- Einkauf
- Atmosphäre
- Ästetik des Essens
Kinder sind lustbetonte Esser. Was kann durch ungünstige Erfahrungen passieren?
- Verlieren die zuverlässigen Körpergefühle für Hunger/Durst und Sättigung
- übernehmen eventuell Verhaltensweisen einer Naschkatze, eines Suppenkaspars oder werden zum Vielfrass
Was lösen die ungünstigen Lernprozesse aus?
- Sekundärbedürfnisse, die bestimmte Lebensituationen kennzeichnen oder die auch lebenslang beibehalten werden.
Wie entstand unser Essverhalten?
- Durch mehrmals täglich stattfindendes Esstraining entwickelt sich unser Verhalten
- Dieses Verhalten geht in Gewohnheit über
- Dieses Verhalten beinhaltet die kulturelle Prägung
Wie entstehen Ernärungsgewohnheiten?
- durch permanente, jahrelange Erfahrungen mit einer grossen Wiederholungsrate
- sind tief verwurzelt
Was bedeuten die Ernährungsgewohnheiten für die Beratung?
- Essverhalten ist sehr stabil (z.B. 51 Jährige x 4 Mahlzeiten tägl., x 365 Tage = 74'460 Erfahrungen - ggü 60 Tagen in der Beratung = 240 Erfahrungen!)
- Veränderungen des Essverhaltens brauchen Zeit
Wie werden Ernährungsgewohnheiten in der Familie weitergegeben?
- familiäre Ernährungstraditionen
- werden auch vererbt
Was schliesst eine kulturelle Prägung unter anderem ein?
Geschmackspräferenzen
Welche Geschmackspräferenz hat ein Neugeborenes?
- Süss
- Genetisch auf die Muttermilch als Lebensmittel festgelegt.
Ändert sich die Geschmackspräferenz eines Säuglings im Verlauf seines Älterwerdens?
- Im Kleinkindalter wird das Kind neugierig auf andere Geschmacksrichtungen
- Geschmacksvorlieben sind also erfahrungsbedingte Lebensprozesse, die lebenslang anhalten
Gibt es verschiedene Ansätze, die die Ernährungsgewohnheiten beeinflussen?
- ja
- u.a. Drei-Komponenten-Modell
- u.a. Zwei-Faktoren-Modell
Wie sieht das Drei-Komponenten-Modell betr. Ernährungsgewohnheiten aus?
Die Entscheidung, was ich esse, wird auf drei verschiedenen Ebenen getroffen:
- Innensteuerung
- Aussensteuerung
- Kognitive Steuerung (Verstandesebene)
Was ist die Innensteuerung beim Drei-Komponenten-Modell?
Diese Ebene entspricht den biologischen Notwendigkeiten, was braucht der Körper zum Leben.
Was ist die Aussensteuerung betr. Drei-Komponenten-Modell?
Sie ist das Ergebnis eines familiär-kulturellen Verhaltenstrainings und ist im Unterbewusstsein lokalisiert.
Was ist die kognitive Steuerung im Drei-Komponenten-Modell?
Hier ist die Zielvorstellung für ein beabsichtigtes Verhalten verordnet. Diese Ebene ist dem Menschen mehr bewusst.
Wie funktioniert das Zwei-Faktoren-Modell der Ernährungsgewohnheiten?
- Die Einstellung der Person selbst zu Ihrem Verhalten
- Die subjektiv wahrgenommene Norm, die die gesellschaftliche Gruppe, der die Person sich zugehörig fühlt, aufstellt (z.B. schlank = gesund, dick = krank)
Wie kann sich Ernährungsverhalten verändern?
- Unser Verhalten passt sich den äusseren Umständen an.
- Unterschied, ob Menschen in einem Überangebot von Lebens-/Nahrungsmitteln sind oder ob sie sich in einem durch Krieg oder Naturkatastrophen gebeutelten Umfeld ihre Nahrung besorgen müssen.
- Daraus ergeben sich zwei Verhaltensmuster:
- Suchen und Finden
- Entscheidungsfindung
Welches sind die wichtigsten Faktoren bei unserem Verhalten des Suchens und Findens?
Dieses Verhalten beherrscht die Nahrungssuche, wenn die Umwelt von Krieg, Katastrophen oder Vernachlässigung gekennzeichnet ist.
Wie wird das Verhalten der Entscheidungsfindung geprägt?
- Auswahl im Überangebot
- "Gefahr droht" beim grossen Einkauf, bei grosser Essenslust
- Es wird zuviel gegessen
- Erfordert Verbraucherinformationen und -bildung über LM-Erzeugung und -herstellung
- Unterscheidung zwischen LM und NM ist wichtig
Was ist der Unterschied zwischen Lebensmitteln und Nahrungsmitteln?
- LM: Mittel, die zum Leben und Überleben notwendig sind.
- NM: füllen den Bauch, sind aber qualitativ nicht mit den LM vergleichbar
Welche Motive für die LM-Auswahl gibt es?
- Geschmacksanspruch
- Hungergefühl
- Ökonomische Bedingungen
- Kulturelle Einflüsse
- Traditionelle Einflüsse
- Habituelle Einflüsse
- Emotionale Wirkung
- Soziale Gründe
- Soziale Statusbedingungen
- Angebotslage
- Gesundheitsüberlegungen
- Fitnessüberlegungen
- Schönheitsansprüche
- Verträglichkeit
- Neugier
- Angst vor Schäden
- Pädagogische Gründe
- Krankheitserfordernisse
- Magische Zuweisungen
- Pseudowissenschaftlich
Unsere emotionale Beziehung zum Essen ist gestört. Es gibt vier Verlusttendenzen. Welche?
- Verlust der Wertschätzung
- Verlust der Lebensmittel-Identität
- Verlust der originären Beziehung zur Herkunft
- Verlust der emotionalen Bindung/Beziehung
Was sagt die Tendenz "Verlust der Wertschätzung" aus?
- Menschen, die weder Krieg noch andere Katastrophen erlebt haben, fehlt die existenzielle Erfahrung von Hunger und das damit zusammenhängende Grunderlebnis wie:
- unmittelbar Nahrung und Leben zusammenhängen
- sie begreifen das nur rational
Was sagt die Tendenz "Verlust der LM-Identität" aus?
- Das Erwerben der LM unterscheidet sich nicht mehr vom Kauf anderer Konsumgüter
- Grosse Supermärkte bieten alles unter einem Dach an
- Die Produkte unterscheiden sich nicht im Vorhandensein
- Verbraucher richtet sich nach der Art der Verpackung, nach der Preisauszeichnung oder Angebotsform
Was sagt die Tendenz "Verlust der originären Beziehung zur Herkunft" aus?
- Herkunft der LM ist oft nicht bekannt
- Woraus Pommes oder Apfelsaft gemacht wird, ist oft nicht bekannt
- Verlust dieses Wissens verstärkt durch viele Halb- und Fertigprodukte
- Welche Inhaltsstoffe sind enthalten?
- Woher stammen diese?
- Nicht alle Inhaltsstoffe müssen dekl. werden.
- LM erhalten emotional einen neutralen Stellenwert -> sie werden zum Konsumartikel
Was sagt die Tendenz "Verlust der emotionalen Bindung/Beziehung" aus?
- Dies kann durch veränderte Arbeits- und Lebensbedingungen stattfinden -> Ausser-Haus-Verzehr ohne häusliche Tischgemeinschaften und Traditionen
- Urlaub im Ausland -> Heimatliche Gerichte werden im Ausland als ein Stück Heimat angeboten -> dieses Angebot verhindert ein kulturelles Lernen
- Markenartikel -> Ergänzung der Supermärkte durch Spezialitäten und Feinkostgeschäfte
Wie beeinflussen diese Verlusttendenzen unser Kaufverhalten?
Preis der LM/NM steht im Mittelpunkt und fördert somit die industrialisierte Herstellung mit ihren ganzen Auswirkungen.
Geschmack, Artenvielfalt, Saison sind sehr nachgeordnete Gründe für die Kaufentscheidung. Diese müssen bewusst und mit nötigem Bildungshintergrund getroffen werden.