Moralentwicklung

Julia Overkämping

Julia Overkämping

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Langue Deutsch
Catégorie Psychologie
Niveau École primaire
Crée / Actualisé 24.06.2014 / 15.04.2021
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Welche drei Gegenstandsbereiche werden unterschieden um Moralität untersuchen zu können?

  • Moralische Kognitionen,
  • Affekte im Bereich der Moralität und 
  • Moralisches Verhalten

Wie verläuft moralisches Urteilen aus der Sicht von Piaget?

Zwei zentrale Stufen des moralischen Urteilens

Stadium der heteronomen Moral:
• Gehorsam gegenüber Autoritäten
• Starres Festhalten an übernommenen Regeln und Normen
• Unzureichende Berücksichtigung der Verhaltensintention bei moralischen Urteilen


Stadium der autonomen Moral:
• Aushandelbarkeit und Veränderbarkeit von Regeln und Normen
• Berücksichtigung der Verhaltensintention bei moralischen Urteilen

Was sind begünstigende Faktoren für den Entwicklungsfortschritt beim moralischen Urteilen?

  • Fortschritte bei der kognitiven Entwicklung (insbesondere Entwicklung der Perspektivenübernahmefähigkeit)
  • Erfahrungen sozialer Gleichheit in der Gruppe der Gleichaltrigen (in Kindergarten und Schule) und dadurch der Aushandelbarkeit von Regeln

Methodisches Vorgehen:
• Beobachtung des Spielverhaltens von Kindern und des dabei erkennbaren Regelverständnisses
• Geschichten mit Variation von Verhaltensintention und Schadenshöhe, wobei jüngere Kinder hauptsächlich
den entstandenen Schaden beachten und ältere auch die zugrundeliegende Intention

Was ist die Vorgehensweise zur Feststellung moralischen Urteilens?

  • Präsentation von Geschichten mit Variation von Intention und Schadenshöhe

Typische Gegenüberstellung:
A: Kleiner Schaden, negativ zu bewertende Intention
B: Großer Schaden, positiv oder neutral zu bewertende Intention

Dann Fragestellung: Was ist schlimmer? Mit welcher Begründung?

-> jüngere Kinder zentrieren auf die Schadenshöhe

Wie verläuft moralisches Urteilen aus der Sicht von Kohlberg?

Moralische Dilemmata mit einem Konflikt zwischen verschiedenen Normen, Bedürfnissen und Forderungen

 

Nenne ein Beispiel für ein moralisches Dilemma nach Kohlberg

Beispiel: Heinz-Dilemma
Heinz ist verheiratet, und seine Frau leidet an einer schweren Erkrankung.
Eines Tages existiert endlich ein Heilmittel auf dem Markt, mit dem es
möglich ist, seine Frau vor dem nahenden Tod zu bewahren. Dieses
Medikament wurde von einem Apotheker entwickelt, der hierbei große
finanzielle und zeitliche Ressourcen investiert hat und daher Heinz
gegenüber argumentiert, dass er ihm das Medikament keinesfalls
günstiger überlassen könnte. Heinz, der nicht in der Lage ist, den hohen
Preis aufzubringen, kommt auf die Idee, in die Apotheke einzudringen und
das Medikament zu stehlen


- Aufgabe des Probanden: Das Verhalten von Heinz beurteilen und das eigene Urteil zu begründen. Von Bedeutung ist dabei vor allem die Begründung

Was sind typische Fragen zu dem Heinz-Dilemma?

  • Hätte Heinz das Medikament stehlen sollen? Warum?
  • Wie steht es mit der Gesetzestreue in dieser Situation und überhaupt?
  • Gesetzt den Fall, der Mann liebt seine Frau nicht, wäre er dann verpflichtet, das Medikament für sie zu stehlen? Warum?
  • Warum ist es so wichtig, das Leben der Frau zu retten? Wäre der Diebstahl ebenso gerechtfertigt, wenn der Kranke ein Fremder wäre und nicht wie hier die eigene Frau? Warum?
  • Heinz wird für den Diebstahl des Medikaments verhaftet. Soll der Richter ihn verurteilen oder freisprechen? Warum?

Beschreibe das Stufenmodell der Moralentwicklung nach Kohlberg

(a) Präkonventionell (individuelle Perspektive)
(1) Orientierung an Strafe und Gehorsam
(2) Orientierung am Kosten-Nutzen-Prinzip und Bedürfnisbefriedigung


(b) Konventionell (Gruppenperspektive)
(1) Orientierung an interpersonellen Beziehungen und Gegenseitigkeit
(2) Orientierung am Erhalt der sozialen Ordnung

(c) Postkonventionell (Prinzipien, allgemeine Regeln)
(1) Orientierung an den Rechten aller als Prinzip
(2) Orientierung an universellen ethischen Prinzipien

Worauf sind die Stufen der Moralentwicklung nach Kohlberg bezogen?

  • auf bestimmte Stufen er Perspektivenübernahme

Annahme: Das erreichte Niveau der Perspektivenübernahmefähigkeit determiniert das Niveau, das im moralischen Urteil erreicht wird

Angenommenes (zeitliches) Nachordnungsverhältnis:
• Perspektivenübernahme setzt eine entsprechende kognitive Entwicklung voraus
• Moralentwicklung setzt eine entsprechende Perspektivenübernahmefähigkeit und kognitive Entwicklung voraus

 

Beschreibe das Stufenmodell von Kohlberg in den sechs eingenommenen Perspektiven

Stufe Stufenbeschreibung Perspektive

  1. Orientierung an Strafe und Gehorsam
    1. Egozentrischer Standpunkt
    2. Heinz sollte das Medikament kaufen. Wenn er es stiehlt, könnte er ins Gefängnis kommen.
  2. Orientierung am Kosten-Nutzen-Prinzip und Bedürfnisbefriedigung
    1. Perspektive des konkreten Individuums und seiner Bedürfnisse
    2. Heinz sollte das Medikament stehlen, um seine Frau zu retten. Er mag ins Gefängnis kommen, aber hätte immer noch seine Frau.
  3. Orientierung an interpersonellen Beziehungen und Gegenseitigkeit
    1. Perspektive des Individuums in Beziehung zu anderen Individuen (Perspektive der konkreten Bezugsgruppe)
    2. Wäre ich Heinz, hätte ich das Medikament aus Liebe zu meiner Frau gestohlen.
  4. Orientierung am Erhalt der sozialen Ordnung
    1. Systemperspektive (Perspektive größerer Gruppen bis hin zur Gesellschaftsperspektive)
    2. Eine Ehe ist nicht nur Liebe, sondern bedeutet auch eine Verpflichtung, genau wie ein gesetzlicher Vertrag
  5. Orientierung an den Rechten aller als Prinzip
    1. Perspektive, die das System hinterfragt (Suche nach grundlegenden Werten, Relativierung der vorhandenen Normen und Werte)
    2. Jeder Mensch hat bestimmte Rechte. Man muss die verschiedenen Rechte abwägen und dann entscheiden.
  6. Orientierung an universellen ethischen Prinzipien
    1. Perspektive eines ethisch-moralischen Standpunkts (Festlegung allgemeiner Prinzipien, die das Handeln begründen)
    2. Heinz sollte das Medikament stehlen weil das menschliche Leben Vorrang hat über jede moralische oder gesetzliche Norm.

Die prozentualen Anteile der Urteile auf den verschiedenen Stufen des Modells von Kohlberg verschieben sich über das Alter hinweg in die zu erwartende Richtung (zunehmend höhere Urteilsniveaus)

Stufe sechs wird jedoch kaum erreicht und wurde in späteren Fassungen aufgegeben.

 

Was ist die Alternative zum Heinz-Dilemma?

Fragebogenverfahren von Lind

"Jürgen und Franz sind neun Jahre alt und die besten Freunde. Eines Tages sieht Jürgen, wie Franz einen jüngeren Schüler verprügelt und erst aufhört, als dieser ihm seinen Geldbeutel gibt. Als Franz Jürgen sieht, bittet er ihn als seinen besten Freund, nichts weiterzusagen. Jürgen gibt Franz sein Versprechen. Am nächsten Tag kommt die Polizei in die Schule und fragt, wer gesehen hat, wie der jüngere Schüler verprügelt und ausgeraubt wurde. Auch Jürgen wird von der Polizei befragt, weil der jüngere Schüler Jürgen gesehen und wieder erkannt hat. Jürgen sagt was er gesehen hat."

Hältst du das Verhalten von Jürgen für richtig oder falsch?

Dann genauer: Wie schätzt du diese Begründungen ein: (Jürgen hat richtig gehandelt, weil er so selbst einer Bestrafung gehandelt...)

 

Wodurch kann das moralische Urteil vor allem beeinflusst werden?

  • Bei der Frage, wie das moralische Urteil beeinflusst werden kann, ist vor allem das Erziehungsverhalten der Eltern von Bedeutung
  • Ergebnis: Ein induktiver, erklärender, heranführender Erziehungsstil korreliert positiv mit dem Niveau der Moralentwicklung, negativ sind assoziiert: bestrafende, machtausübende Erziehung und (weniger deutlich) Erziehung durch häufigen Liebesentzug. Insbesondere die machtausübende Erziehung fördert eine Orientierung an Autoritäten, die die Erreichung höherer moralischer Niveaus erschwert

Was ist die Kritik von Gilligan an Kohlbergs Moralmodell?

  • Gerechtigkeitsmoral nach Kohlberg repräsentiert eine maskuline Form des Moralverständnisses

Gegenentwurf:

  • Fürsorgemoral: orientiert sich wesentlich an interpersonellen Prinzipien wie Empathie oder gegenseitige Fürsorge
  • Orientierung an einer Fürsorgemoral könnte mögliche Geschlechtsunterschiede bei der Höhe des moralischen Urteilsniveaus erklären
  • Metaanalysen bestätigen jedoch mögliche Geschlechtsunterschiede auch auf der Basis des Kohlberg-Konzeptes nicht

Worin unterscheidet Turiel in seiner Theorie der sozialen Konventionen?

  • Moralische Urteile:
    • auf moralische Werte bezogen
  • Sozial-konventionale Urteile:
    • auf soziale Regeln bezogen
  • Persönliche Urteile:
    • auf individuelle Vorlieben bezogen

Sozial-konventionelle Urteile dienen, im Gegensatz zu moralischen Urteilen, der Regulation sozialer Interaktionen (Regeln für das Zusammenleben). Sie haben einen stärker verpflichtenden Charakter als persönliche Urteile, die eher individuelle Präferenzen zum Ausdruck bringen

Wie beschreibt Freuds Psychoanalyse die Moralentwicklung?

Affektive Ansätze

  • Am Anfang der Entwicklung: Dominanz von Es-Impulsen zur Befriedigung eigener Bedürfnisse
  • Bedürfnisbefriedigung durch die Bezugspersonen, aber zunehmend auch Grenzziehung durch Bestrafung
  • Aus Angst vor dem Verlust der elterlichen Zuwendung kommt es zur Übernahme der Normen und Werte der Bezugspersonen
  • Die Werte und Normen werden in das Über-Ich übernommen, das die Kontrolle der Einhaltung übernimmt und mit dem Erleben von Schuld und Scham bei Übertretungen reagiert

Wie beschreibt die Lerntheorie die Moralentwicklung?

Affektive Ansätze

  • Der Gewissensaufbau (negative Affekte bei Regelverletzungen) kommt dadurch zustande, dass Kinder für das Übertreten von Verboten bestraft werden. Das Übertreten von Verboten und die darauf folgende Bestrafung werden dadurch mit Angst besetzt (konditioniert).
  • Später wird in der Versuchungssituation (Auslösesituation) die konditionierte Angst wachgerufen. Dies reicht aus, um künftig das Übertreten von Verboten zu verhindern.
  • Die Angst vor der Strafe wird so weit internalisiert und generalisiert, dass sie auch dann auftritt, wenn real keine Bestrafung zu befürchten ist.

Wie beschreibt Hoffmann in seiner Empathietheorie die Moralentwicklung?

Affektive Ansätze

  • Versuch einer Verbindung zwischen kognitiven Ansätzen (wie Fähigkeit zur Perspektivenübernahme) und dem Empfinden von Affekten
  • Schlüsselelement der Empathietheorie: Erleben von Sympathie
  • Sympathie wird gesehen als eine affektive Reaktion auf empathisches Erleben. Ist gekennzeichnet durch eine emotionale Verbundenheit mit dem Leidenden und einem bewussten Motiv, das Leiden des Anderen durch eigenes Handeln zu beenden

Beschreibe die Entwicklungsstadien der Empathie nach Hoffmann

 

  1. Globale Empathie: Während des ersten Lebensjahres kann das Kind noch nicht zwischen sich und anderen unterscheiden. Beobachtet das Kind das Leiden eines Anderen, reagiert das Kind oft, als wäre ihm selbst passiert, was es beobachtet hat. Wenn andere weinen, weint es beispielsweise ebenfalls.
  2. Egozentrische Empathie: Etwa ab dem ersten Geburtstag hat das Kind gelernt, zwischen sich und anderen zu unterscheiden. Da es sich aber noch nicht in die fremde Person versetzen kann, nimmt es an, dass der Leidende ähnliche Gefühle und Bedürfnisse hat wie es selbst.
  3. Empathie für die Gefühle anderer Menschen:  Mit etwa 2-3 Jahren realisiert das Kind, dass die eigenen Gefühle nicht den Gefühlen anderer entsprechen müssen. Das Kind wird empfänglicher für beobachtbare Hinweise auf die Gefühle Anderer.
  4. Empathie für die Lebensverhältnisse anderer Menschen: In der späten Kindheit löst sich die Empathie von der situationalen Bedingtheit des Leidens Anderer. Die Kinder sind in der Lage, die  Basis für das Leiden einer anderen Person als unabhängig von der momentanen Situation zu begreifen.

Wie beschreibt Hoffmann sein Konzept weiterhin?

  • Annahme, dass kognitive Fähigkeiten zwar notwendige,aber keine hinreichenden Bedingungen für ein moralisches Handeln sind
  • Erst das Hinzutreten der affektiven Komponente führt dazu, dass das Wohlergehen anderer bedeutsam und handlungsleitend wird
  • Entscheidende Entwicklungsveränderung:
    • Während jüngere Kinder die Beendigung des eigenen Leidens (empathisches Stresserleben) zum Handeln motiviert, handeln ältere Kinder zunehmend, um das nachempfundene Leiden eines Anderen (sympathisches Stresserleben) zu beenden

Welche Forschungsparadigmen kommen zur Entwicklung moralischen Verhaltens zum Einsatz?

  • Einhalten von Verboten, obwohl kein Außenstehender da ist, um die Einhaltung zu überwachen
  • Aufschieben von sofortigen kleinen Belohnungen zugunsten späterer größerer Belohnungen (Selbstkontrolle, Zurückstellen eigener Bedürfnisse)
  • Altruistisches (helfendes) Verhalten, ohne eigene Vorteile dadurch zu haben

Wie wird das Einhalten von Verboten als moralisches Handeln untersucht?

  • Festsetzung von Regeln (Gebote und/ oder Verbote)
  • Schaffung von Anreizen, die Regeln zu verletzen (z.B. Klassenarbeit, bei der man eine Note erhält)
  • Anfänglich Kontrolle der Regeleinhaltung durch anwesenden Versuchsleiter
  • Versuchsleiter verlässt Raum, so dass sich die Versuchsperson (bzw. die Versuchspersonen) unbeobachtet glaubt
  • Durch Einwegspiegel oder Videokamera werden Regelverstöße registriert

Wichtigstes Ergebnis: Kinder zeigen in der Regel nicht konsistente Regelverstöße. Bereitschaft zu Regelverstößen hängt stark von der Situation ab (z.B. Verführung durch andere, subjektive Bedeutsamkeit der Situation etc.). Je nach Situation ist die Bereitschaft zum Regelverstoß deutlich unterschiedlich. Situationsvariablen insgesamt bedeutsamer als Personvariablen.

Welche Rolle hat die Bestrafung bei der Reduktion von Regelverstößen?

  • Milde Bestrafungen effektiver als intensive Bestrafungen
  • Konsistente Bestrafungen wirksamer als sporadische oder inkonsistente Bestrafungen (letztere sind wegen der zwischenzeitlichen Verstärkung weniger wirksam)
  • Besonders effektiv: Kombination milder Bestrafung mit Angabe von Gründen für eine Bestrafung

Wie wird das Zurückstellen eigener Bedürfnisse als Teil moralischen Handelns untersucht?

  • Untersucht wird die Bereitschaft des Individuums, auf unmittelbare Belohnung zugunsten späterer, wertvollerer Belohnungen zu verzichten. Beispiel: Kind bekommt alle 30 Sekunden ein Bonbon. Je länger es wartet, desto mehr Bonbons bekommt es. Es kann alle akkummulierten Bonbons bekommen, sobald es dies will
  • Weiteres Beispiel: Das Kind kann wählen, entweder sofort ein kleines Spielzeug zu erhalten oder später ein größeres und attraktiveres

Wovon hängt der Belohnungsaufschub beim Aufschieben eigener Bedürfnisse ab? Und wodurch wird die Belohnung erleichtert?

  • Dem Vertrauen, die spätere größere Belohnung tatsächlich zu erhalten (andernfalls nimmt man lieber sofort die kleinere, aber sichere)
  • Dem relativen Wert der kleineren Belohnung im Verhältnis zur größeren
  • Der Dauer der Wartezeit
  • Der Selbstetikettierung als geduldig (wenn jemand sich selbst für geduldig hält, wird er länger durchhalten)
  •  
  • Das Warten auf die Belohnung wird erleichtert durch:
  • Aufmerksamkeitsablenkung (nicht an die Belohnung denken, Belohnung verdecken)
  • Selbstinstruktion (sich selbst instruieren, dass man warten kann, dass man in der Lage ist, Versuchungen zu widerstehen etc.)
  • Die Strategien zum Belohnungsaufschub verbessern sich mit dem Alter. Ältere Kinder und Erwachsene benutzen effektivere Strategien, das Warten zu erleichtern. Dadurch dürfte zu
    erklären sein, dass die Bereitschaft zum Warten auf die größere Belohnung mit dem Alter steigt

Wie ist prosoziales Verhalten definiert und ab wann kann es gezeigt werden?

Prosoziales Verhalten ist definiert als ein Verhalten, welches für Mitmenschen gezeigt wird oder sich an dem
Wohlergehen der Mitmenschen orientiert

Bereits mit 24 Monaten können Kinder prosoziales Verhalten zeigen, welches in der Regel über die Kindheit
zunimmt

Was sind förderliche Bedingungen für altruistisches Verhalten?

  • Modellverhalten der Bezugspersonen (altruistisches versus egoistisches Verhalten der Bezugspersonen)
  • Induktiver Erziehungsstil (dem Kind die Folgen seines Verhaltens für Andere erklären, antisoziales Verhalten unterbinden und zu prosozialem Verhalten auffordern)
  • Hohe Stufe des moralischen Urteils und Fähigkeit zur Perspektivenübernahme
  • Positives Selbstbefinden
  • Kompetenz des potentiellen Helfers in der gegebenen Situation (z.B. um erste Hilfe zu leisten)
  • Vermittlung von moralischen Werten
    • Beispiel: Studie zur Erinnerung an Werte, die die Eltern
      vermittelt hatten
      Retter: Menschen, die Juden vor den Nationalsozialisten gerettet hatten
      Zuschauer: Menschen aus denselben Gemeinden, die nicht geholfen hatten
    • Retter verfügten über Werte wie Sorge für andere, (als universelles Prinzip), Fairness/Gerechtigkeit (einschließlich Reziprozität)
    • Retter verfügten über diese nicht, außer Fairness und konnten mit Geld umgehen

Was sind (zusammengefasst) die unterschiedlichen Standpunkte zur Motivation moralischen Handelns?

  • Kognitive Konzeptionen (Piaget, Kohlberg etc.):
    • Niveau des moralischen Urteilsvermögens bestimmt die Motivation, moralisch zu handeln
  • Empathie-Theorie (Hoffman)
    • Betont die Rolle moralischer Emotionen und gesteht der kognitiven Entwicklung eine notwendige, aber nicht hinreichende Funktion bei der Auslösung moralischen Verhaltens zu

Aber: Auf der Basis dieser Konzepte empirisch nur unzureichende Zusammenhänge zur Motivation
moralischen Handelns auffindbar

  • Ergebnis einer umfangreichen Metaanalyse von Untersuchungen zum Zusammenhang von moralischem Urteil (nach der Theorie Kohlbergs) und moralischem Verhalten:
    • 76% der Studien (57 von 75) finden eine signifikante, mäßig positive Korrelation zwischen Urteils- und Verhaltensindikatoren
    • Das Niveau des moralischen Urteils eignete sich am ehesten als Prädiktor für delinquentes, ehrliches und altruistisches Verhalten

Offenbar mehr erforderlich als ein Wissen um das, was richtig und falsch ist, und mehr als ein empathisches Erleben, um moralisches Handeln zu motivieren

Was besagt das Moralmodell von Blasi?

Wenn Moral ein wichtiger und zentraler Bestandteil des
Selbstkonzeptes ist, und damit eine moralische Identität
existiert, dann entsteht ein substantieller Zusammenhang
zwischen dem Denken und Erleben auf der einen und dem
Verhalten auf der anderen Seite