Entwicklungspsychologie II
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Fichier Détails
Cartes-fiches | 26 |
---|---|
Langue | Deutsch |
Catégorie | Psychologie |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 19.06.2014 / 02.10.2024 |
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In welche Teile ist die Phonologie der Sprache zu unterteilen?
- Morpheme:
- Kleinste bedeutungstragende Einheiten innerhalb der Semantik. Ein Wort wie „Schirme“ enthält z.B. zwei Morpheme, die neben dem Bedeutungsinhalt von „Schirm“ weiterhin darauf hinweisen, dass es sich um mehrere Schirme handelt
- Phoneme:
- Kleinste lautliche Einheiten innerhalb der Phonologie
Was versteht man unter metalinguistischem Wissen?
Wissen eines Menschen über das System der Sprache (Wissen über die Eigenschaften von Sprache(n) und über den Sprachgebrauch)
Wie kann die Sprachfunktion durch das Gehirn kontrolliert werden?
- Rechtshänder:
- Kontrolle der Sprachfunktionen überwiegend von der linken Hirnhälfte
- Linkshänder:
- Sowohl Fälle mit überwiegender Kontrolle durch die rechte Hirnhälfte als auch mit beidseitiger Lokalisation der Steuerungsfunktionen
Kontrolle der Sprachfunktionen durch das Gehirn:
- Wernicke-Areal: Zuständigkeit für das Sprachverständnis
- Broca-Areal: Zuständigkeit für die Sprachproduktion
Wieso kann die Kindheit als sensible Phase für den Spracherwerb gesehen werden?
Kindheit kann als eine sensible Periode für den Spracherwerb angesehen werden, in der der Erwerb einer
Sprache besonders leicht vonstatten geht (Zusammenhang zur Hirnlateralisation bzw. Spezialisierung der Hirnhälften, die danach abgeschlossen ist)
Das Fallbeispiel Genie (Mädchen mit Misshandlungserfahrungen, mit dem bis zum Alter von 13
Jahren nicht gesprochen wurde) wird als Beleg dafür genutzt, dass der Erwerb einer Primärsprache nach Eintritt
der Pubertät nur noch eingeschränkt möglich ist
Weiterer Beleg: Sprachkompetenzen von Immigranten unterschiedlichen Alters belegen, dass sich bei frühem Wechsel in einen anderen Sprachraum kaum Sprachprobleme zeigen (wohl aber bei späterem Wechsel, z.B.
im Erwachsenenalter)
Auch die aktivierten Hirnareale beim Erlernen einer neuen Sprache sind bei Kindern und Erwachsenen unterschiedlich
Schlussfolgerung: Besondere Lernbereitschaft für Sprachen während der Kindheit
Wie wird Sprache am Anfang erlernt?
- Am Anfang der Entwicklung spielen insbesondere die Sprachwahrnehmungskompetenzen eine entscheidende Rolle (um beispielsweise Laute unterscheiden zu können)
Wie lassen sich frühe Sprachwahrnehmungstendenzen überprüfen?
- Mit einem Habituations-Dishabituations-Verfahren lässt sich nachweisen, dass Säuglinge die Grenzen zwischen Sprachlauten analog zu Erwachsenen wahrnehmen
- Verfahren:
- Die Sprachlaute „b“ und „p“ unterscheiden sich beispielsweise durch eine unterschiedliche Voice Onset Time (VOT, Zeitdauer bis zum Einsetzen der Stimmbandvibrationen)
- Variiert man die VOT, hören Erwachsene bis zu einer bestimmten VOT ein „b“ und dann ein „p“
- Habituiert man Säuglinge an ein „b“ und variiert langsam die VOT, dishabituieren sie an derselben Stelle, wo bei Erwachsenen der Umschlagpunkt liegt
- Anderes Ergebnis bei Habituation an VOT von 60 (/pa/) und Präsentation eines Lautes mit einer VOT von 80 (andere Variante von /pa/). Hier erfolgt keine Dishabituation (keine natürliche Lautgrenze vorhanden)
Wie lässt sich die Unterscheidung von Lautkategorien im Säuglingsalter beschreiben?
- Anfangs unterscheiden Säuglinge sogar mehr Lautkategorien als Erwachsene
- Bis zu einem Alter von etwa sechs Monaten:
- Sämtliche Laute können unterschieden werden,
- danach Einschränkung auf das Lautpotential der Sprachumgebung
Wie kann nachgewiesen werden, dass Säuglinge auch größere sprachliche Einheiten (Silben, Worte) voneinander abgrenzen können?
- Einsatz einer Konditionierungstechnik:
- Säuglinge erhalten eine Belohnung (z.B. Erscheinen eines animierten Spielzeugs), wenn sie eine bestimmte Silbe oder ein Wort in einem gesprochenen Text identifizieren
- Ergebnis: Sechs Monate alte Säuglinge sind in der Lage, einzelne Silben zu identifizieren
- Säuglinge nutzen Verteilungscharakteristika und Wortpausen, um sprachliche Einheiten (Silbenfolgen) zu identifizieren
- Beispiel:
- Säuglinge hören zwei Minuten ein Band mit vier verschiedenen dreisilbigen Worten, die ohne Pause aneinandergereiht werden:
- tupiro, golabu, bidaku, padoti
- Nach einer Reihe von Lerndurchgängen werden neben den bekannten Wörtern auch „Nicht-Wörter“ vorgespielt (gleiche Silben, aber in anderer Kombination).
- Die Kinder achteten nun stärker auf die Nicht-Wörter (Silben in neuen Kombinationen)
- Daraus folgt: Die Kinder müssen die zusammengehörenden Lautfolgen (wie bida oder daku)
identifiziert haben
Wie kann nachgewiesen werden, dass Säuglinge auch größere sprachliche Einheiten (Silben, Worte) voneinander abgrenzen können?
- Einsatz einer Konditionierungstechnik:
- Säuglinge erhalten eine Belohnung (z.B. Erscheinen eines animierten Spielzeugs), wenn sie eine bestimmte Silbe oder ein Wort in einem gesprochenen Text identifizieren
- Ergebnis: Sechs Monate alte Säuglinge sind in der Lage, einzelne Silben zu identifizieren
- Säuglinge nutzen Verteilungscharakteristika und Wortpausen, um sprachliche Einheiten (Silbenfolgen) zu identifizieren
- Beispiel:
- Säuglinge hören zwei Minuten ein Band mit vier verschiedenen dreisilbigen Worten, die ohne Pause aneinandergereiht werden:
- tupiro, golabu, bidaku, padoti
- Nach einer Reihe von Lerndurchgängen werden neben den bekannten Wörtern auch „Nicht-Wörter“ vorgespielt (gleiche Silben, aber in anderer Kombination).
- Die Kinder achteten nun stärker auf die Nicht-Wörter (Silben in neuen Kombinationen)
- Daraus folgt: Die Kinder müssen die zusammengehörenden Lautfolgen (wie bida oder daku)
identifiziert haben
Wofür sind Kategorisierungsprozesse nötig und wie werden sie genutzt?
- Kategorisierungsprozesse sind erforderlich, um Ordnung in die Vielfalt der Informationen zu bringen, die Kinder aus ihrer Umgebung erhalten
- Die vielfach zunächst vorsprachlich gebildeten Kategorien werden später mit sprachlichen Begriffen belegt. Als Folge ergibt sich ein effektiverer Umgang mit Kategorien und Kategoriemerkmalen
- Erste Kategorisierungsleistungen bereits früh im Leben eines Kindes nachweisbar
- Beispiel:
- Drei und viermonatige Säuglinge, die zunächst an Katzenfotos habituiert wurden, dishabituieren, wenn sie ein Hundefoto sehen (Differenzieren also zwischen den Kategorien der Katzen und Hunde)
Wie genau kategorisieren Neugeborene ihre Umwelt?
- Kategorisierungen:
- Da bestimmte Merkmale vielfach gemeinsam auftreten, kommt es bei der Kategoriebildung darauf an, die gemeinsam variierenden Merkmale zu identifizieren
- Exemplare einer Kategorie, die besonders viele der gemeinsam variierenden Merkmale auf sich vereinigen, bilden dabei den Prototyp einer Kategorie
- Unterscheidung zwischen Basiskategorien und über- bzw. untergeordnete Kategorien, wobei Kinder am Anfang ihrer Entwicklung besonders häufig die Ebene der Basiskategorien nutzen
Was ist das Grundproblem beim Erlernen von Wortbedeutungen und wie wird dieses gelöst?
- Zuordnung von Sprache zu nicht-sprachlicher Realität
- Woher weiß ein Kind, was gemeint ist, wenn die Eltern sagen „Das ist ein ...“?
- Zuordnung von Objektkategorien zu sprachlichen Begriffen
- Vorannahmen:
• Ganzheitsannahme: Kind geht davon aus, dass sich Worte in einer Benennungssituation auf ganze Objekte beziehen
• Taxonomieannahme: Kind geht davon aus, dass sich Worte in einer Benennungssituation auf Objekte desselben Typs beziehen
• Disjunktionsannahme: Kind davon aus, dass jedes Objekt nur eine Bezeichnung
hat. Wenn für ein Objekt schon eine Bezeichnung vorliegt, nimmt das Kind zunächst an, dass das neue Wort für etwas anderes steht (z.B. für Objektteile)
Wie wurde die Disjunktions Annahme untersucht?
Drei Jahre alte Kinder sehen Objektpaare:
• Vertrautes Objekt, für das sie einen Namen hatten und
• Nicht-vertrautes Objekt, für das sie keinen Namen hatten
Versuchsleiter sagt: Show me the blicket (Phantasiewort)
Ergebnis: Die Kinder wählen das Objekt aus, für das sie bisher keine Bezeichnung hatten
Was spielt bei der Entwicklung von Wortbedeutungen neben den Vorannahmen weiterhin eine Rolle?
Unterstützungen aus der sozialen Umgebung und der sprachliche Kontext, in dem ein Wort gebraucht wird
Welches Verhältnis besteht zwischen Kategorisierungsleistungen und sprachlichen Differenzierungsleistungen?
- ein reziprokes Verhältnis
- Vorsprachliche Kategorisierungen werden zunehmend mit sprachlichen Begriffen belegt
- Umgekehrt ermöglichen jedoch auch sprachliche Differenzierungen neue Kategorisierungsleistungen
- Allgemeiner Entwicklungstrend: Sprachverständnis vor Sprachproduktion (und passiver Wortschatz größer als aktiver Wortschatz)
Welche Laute geben Kleinkinder vor der Produktion von Sprache von sich?
- Auftreten von Plappern, das sich hinsichtlich Lautgebung und Rhythmik zunehmend der Umgebungssprache annähert
- Das Ausmaß, in dem diese Äußerungen auftreten, hängt von der Zuwendung der Eltern ab
- Anstieg mit Zuwendung der Eltern
- Abfall, sobald das Kind anfängt, erste Worte zu bilden
Wie genau genau ist der Anfang der Sprachproduktion?
- Einwort-Phase:
- Häufig auch als holophrasische Phase bezeichnet, da mit einem Wort vielfach bereits komplexe Aussagen ausgedrückt werden sollen
- Im Verlauf der Einwort-Phase:
- Veränderung vom Gebrauch isolierter Einzelworte zur Aneinanderkettung von Worten
- Am Anfang häufig genutzte Strategie zur Überbrückung von
- Vokabularlücken:
- Sprachliche Überdehnung (übergeneralisierende Benutzung von Worten, z.B. „Hund“ auch für Katzen)
- Weiterhin Vereinfachungsstrategien zur Erleichterung der Aussprache (z.B. „Fant“ für „Elefant“)
Was passiert in der zweiten Hälfte des zweiten Lebensjahres in der Sprachentwicklung?
Wortschatzexplosion: Rapider Anstieg des Wortschatzes; bleibt dieser aus gehören Kinder zu den "late talkern" und es besteht ein erhöhtes Risiko für weiterfolgende Sprachprobleme
Wie entwickelt sich die Satzbildung?
- Zusammenstellung von Worten zu ersten Sätzen:
- Telegraphische Sprache
- Charakteristikum:
- Kinder lassen systematisch bestimmte Satzelemente aus
Aber: Satzbildung erfolgt bereits regelgeleitet. Trotz Auslassungen folgt die Aneinanderreihung der Satzelemente
der typischen Satzstellung in der jeweiligen Sprache
Welche unterstützenden Maßnahmen kann die Bezugsperson in der Sprachentwicklung vorgeben?
- Geteilte Aufmerksamkeit: Gemeinsame Richtung der Aufmerksamkeit auf ein Objekt, um sprachliche
Informationen über das Objekt zu vermitteln - Spracherweiterungen, um verkürzte Sprachäußerungen des Kindes zu korrigieren
- Allgemein Unterstützungsmaßnahmen mit:
- Hinweisfunktion
- Spracherweiterungsfunktion
- Korrekturfunktion
Wie erfolgt die Syntaxentwicklung?
- Unterscheidung zwischen Oberflächen- und Tiefenstruktur von Sprachäußerungen
- Tiefenstruktur:
- Semantische Bedeutung einer Sprachäußerung
- Oberflächenstruktur:
- Artikulierte Sprache, die aus der Tiefenstruktur mit Hilfe grammatischer Regeln generiert wird
- Trotz gleicher Tiefenstruktur können sich unterschiedliche Oberflächenstrukturen ergeben
- Beispiel: Aktiv- und Passivsatz gleichen Inhalts: „Der Hund jagt den Jungen“ oder „Der Junge wird von dem Hund gejagt“
Wie lässt sich die Entwicklung von Syntax weiterhin beschreiben?
- Ein jüngeres Kind wird einen Satz mit einfacher Oberflächenstruktur leichter verstehen und auch selbst eher produzieren
- Die Erwerbsabfolge bei der Syntaxentwicklung entspricht der Komplexität der zugrunde liegenden Regeln
- Da das Regelsystem von der jeweiligen Sprache abhängt, gibt es keine allgemeine Entwicklungsabfolge
- Ähnlich wie bei der Semantikentwicklung kommt es auch bei der Syntaxentwicklung zu Übergeneralisierungen.
- In diesem Fall geht es um die Übergeneralisierung grammatischer Regeln
Wie lässt sich die Entwicklung von Sprachpragmatik beschreiben?
- Egozentrischer Sprachgebrauch am Anfang der Entwicklung:
- Die Perspektive des Gesprächspartners wird wenig berücksichtigt
- Kennzeichen:
- Wissensstand des Interaktionspartners wird nicht berücksichtigt
- Gesprächsbeiträge sind nicht aufeinander bezogen
- Gesprächsfähigkeit: Die Beiträge jüngerer Kinder in Interaktionen sind häufig nicht aufeinander bezogen (u.a. wegen mangelnder Perspektiveübernahmefähigkeiten)
- Gegenpol: Sozialisierte Sprache
- Weitere Kompetenzen, die sich im Bereich der Sprachpragmatik entwickeln:
- Fähigkeit, auf kompetente Weise ein Gespräch zu beginnen, aufrecht zu erhalten und zu beenden
Wie ist eine bilinguale Sprachentwicklung zu beurteilen?
- Aufwachsen in zwei oder mehr Sprachkontexten
- in der Regel für Kinder nicht mit Nachteilen verbunden
- Häufig überwiegen die Vorteile:
- Kenntnis einer (oder mehrerer) zusätzlicher Sprachen ohne besondere Anstrengung
- Ausgeprägtere kognitive Kompetenzen
- Größere metalinguische Fähigkeiten (Wissen über Sprache)
- Probleme sind lediglich möglicherweise zu erwarten:
- wenn die kognitiven Kompetenzen eines Kindes gering sind
- wenn das Kind keine Sprache richtig lernt
Wie kann Sprachtentwicklung bei gehörlosen Kindern funktionieren?
- Ein von Geburt an gehörloses Kind hat keine Möglichkeit, auf direktem Weg aus dem Sprachinput der sozialen Umgebung eine Sprache zu erlernen
- Wenn auch die Eltern gehörlos sind, wachsen gehörlose Kinder in der Regel in einem Kontext auf, in dem die Gebärdensprache zur Kommunikation genutzt wird
- Konsequenz:
- Auch die Gebärdensprache wird natürlich und ohne bewusste Anstrengung erlernt
- Die Entwicklung beginnt ebenfalls mit einem „Plappern“ mit Gebärden vor der Produktion erkennbarer Sprachelemente
- Unter Umständen ist gezielte Frühförderung erforderlich, um die Gebärdensprache oder auch die gesprochene Sprache zu erlernen