Emotionen

Julia Overkämping

Julia Overkämping

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Langue Deutsch
Catégorie Psychologie
Niveau Université
Crée / Actualisé 08.05.2014 / 19.01.2024
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Welche drei grundlegend unterschiedlichen Ansätze von theoretischen Positionen in der Emotionsforschung gibt es?

  1. Strukturalistischer Ansatz
  2. Funktionalistischer Ansatz
  3. Soziokultureller Ansatz

Wie lässt sich der strukturalistische Ansatz der Emotionsentwicklung beschreiben?

Identifikation von Basisemotionen, die als universell und angeboren gelten

Angenommene Basisemotionen: Furcht, Wut, Freude, Trauer, Vertrauen, Ekel,
Überraschung und Neugierde

Gehen einher mit:

  • spezifischem subjektivem Erleben (dem Gefühl)
  • typischen physiologischen Reaktionen und
  • abgrenzbaren Mustern des Ausdrucksverhaltens

Sekundäre bzw. komplexe Emotionen (wie Scham oder Eifersucht) als Mischung von Basisemotionen auffassbar

Kritik: oft Emotionen nicht so sehr voneinander abgrenzbar, oft keine spezifische physiologische Reaktion oder Erleben des Gefühls ohne dazugehörige Mimik 

 

Welche Emotionen werden als Basisemotion bezeichnet?

Furcht, Wut, Trauer, Freude, Vertrauen, Ekel, Überraschung, Neugier

 

Gehen einher mit: 

  • spezifischen subjektiven Erleben, dem Gefühl
  • typischen physiologischen Reaktionen
  • abgrenzbaren Mustern des Ausdrucksverhalten 

Sekundäre Emotionen als Mischung oder Abstufung der Basisemotionen 

Wie lässt sich der funktionalistische Ansatz beschreiben?

 

-> Emotionen haben bestimmte Funktion, sollen also bestimmte Situation auslösen

- Umweltreiz -> Bewertung dieses Reizes als motiv- oder zielrelevant -> Emotionsauslösung -> Veränderung der Handlungsbereitschaft -> Auslösung einer Handlungskonsequenz

Entwicklungstrend: Zunahme der Fähigkeit, die aktivierten Handlungsbereitschaften von den tatsächlichen Handlungen abzukoppeln (durch die Entwicklung von Emotionsregulationskompetenzen)

Kritisch an dieser Theorie ist zu sehen, dass eine Unterscheidung zwischen Emotionswissen und der Einschätzung oft noch fehlt (weiß ich welche Konsequenz eine bestimmte Emotion hat?)

Wie verändert sich das Emotionserleben bei Kindern, dem funktionalistischen zu Folge?

Zunahme der Fähigkeit, die aktivierten Handlungsbereitschaften von den tatsächlichen Handlungen abzukoppeln durch Entwicklung von Emotionsregulationskompetenzen. 

Nenne ein Beispiel einer Funktion einer Emotion nach dem funktionalistischen Ansatz.

Beispiel Scham: 

  • Ziel: sich den Respekt und die Zuneigung anderer sichern, Selbstachtung erhalten
  • Bedeutung für das Selbst: Ich bin schlecht, die Selbstachtung ist zerstört
  • Bedeutung für andere: andere merken wie schlecht ich bin
  • Handlungstendenz: Rückzug und andere meiden, sich verstecken

Wie lässt sich der soziokulturelle Ansatz der Emotionen beschreiben?

-> Entwicklung von Emotionen im Wesentlichen sozialisatorisch geprägt, durch Normen und Werte der jeweiligen Kultur 

-> Bewertungen von Umweltreizen als Grundlage des emotionalen Erlebens  -> diese werden durch Sozialisation situationsgebunden gelernt 

-> kulturspezifische Kopplung von Situationen mit Emotionen sowie kulturspezifische Emotionsauffassungen 

Nenne ein Beispiel für kulturelle Unterschiede beim Gefühlsausdruck.

- westliche Kulturen: Gefühle werden lange und intensiv zur Schau gestellt, dabei liegt das Augenmerk auf den individuellen Gefühlen & Befinden 

- östliche Kulturen: vor allem negative Gefühle werden eher unterdrückt 

Beschreibe in wie weit positive Emotionen schon im Säuglingsalter nachweisbar sind

Beispiel: Lächeln

  • Schon in den ersten Lebenswochen wird nicht soziales Lächeln gezeigt 
  • zwischen sechster und zehnter Lebenswoche wird soziales, also an Menschen gerichtetes Lächeln
  • mit sieben bis acht Monaten bevorzugt an vertraute Menschen gezeigtes Lächeln 

-> Freude, wenn Ereignisse kontrolliert werden können oder wenn andere durch eigenes Handeln zum Lachen gebracht werden

Wie können negative Emotionen im Säuglingsalter festgehalten werden?

Beispiel Angst:

  • bis sieben Alter kaum erkennbar
  • danach fremdeln und Trennungsangst 
  • ab einem Jahr werden auch Kontextinformationen relevant 
  • zwischen zwei und vier Jahren auch imaginäre Ängste (Monster unterm Bett)

Wie entwickelt sich die Emotion Ärger?

-> entsteht wenn man daran gehindert wird, Ziel zu erreichen

-> Konsequenz: Aktivierung des Organismus & Warnung an andere

  • ab zwei Jahren deutliche Zunahme von Wut- und Ärgerreaktionen durch Zunahme des Bewusstseins und Fähigkeit Umgebung kontrollieren zu können und zu wollen 
  • ab drittem Lebensjahr Abnahme von Ärger durch Auftreten selbstbewusster Emotionen wie Scham und Emotionsregulationsstrategien

Welche Emotionen werden als selbstbewusst (sekundär) bezeichnet und welche Entwicklungsvoraussetzungen bestehen dafür?

  • Scham
  • Schuld
  • Stolz
  • Verlegenheit 

Entwicklungsvoraussetzungen:

  • Objektives Selbstbewusstsein: von anderen getrennt und von diesen beobachtet & bewertet werden zu können
  • Bewusstsein über kulturelle Regeln und Normen

Welche Bedeutung hat das Temperament für das Emotionserleben?

-> Temperament als Bereitschaft auf bestimmte interne oder externe Reize emotional zu reagieren 

-> bezieht sich auf stabile behaviorale und emotionale Verhaltensreaktionen, die bereits sehr früh beobachtet werden können und genetisch determiniert sind

-> Säuglinge unterscheiden sich schon direkt nach der Geburt in ihrem Verhaltensaktivitäten 

Welche Temperamentendimensionen nennen Thomas und Chess? Nenne und beschreibe drei davon.

Wie können diese gemessen werden?

  • Intensität: Heftigkeit von Reaktionen 
  • Ablenkbarkeit: Leichtigkeit, mit der ein Kind von Reizen abgelenkt wird
  • Regelmäßigkeit: Vorhersagbarkeit biologischer Funktionen wie Hunger oder Schlaf 

 

  • können mittels Befragung der Bezugspersonen gemessen werden
    • Beispiel: Angstvolles Unbehagen
    • Wie oft in der letzten Woche schrie das Baby oder zeigte Unbehagen bei einem lauten Geräusch?
    • (Kinditems): Fürchtet sich vor lauten Geräuschen

Was sind Alternativen zur Temperamentmessung? Wie sind diese zu beurteilen?

 

  • Verhaltensbeobachtung in neuen / stressreichen Situationen
  • physiologische Messungen 
    • geringere Beeinflussbarkeit aber starker Situationsbezug

Vorteil von Beobachtungen und physiologischen Messungen: Geringere Beeinflussungsmöglichkeit durch
subjektive Verzerrungen
Nachteil: Stärkerer Situationsbezug und dadurch eingeschränktere Aussagemöglichkeit

 

 

Welche Temperamentstypen lassen sich im Säuglingsalter voneinander unterscheiden? 

  • einfache Säuglinge
  • schwiergie Säuglinge
  • langsam auftauende Säuglinge 

- zeitlich stabil (besonders bei verhaltensgehemmten Kindern) 

 

In welcher Situation ist Temperament problematisch?

Besonders bei fehlender Passung zwischen Temperament und sozialer Umgebung, also Elternverhalten, zu beobachten

Temperament hängt zusammen mit späteren Anpassungsproblemen (illegales Verhalten, sozialer Inkompetenz.)

Wie lässt sich die Emotionsregulation kategorisieren?

  • Intrapsychisch -> selbstständige Emotionsregulation
  • Interpsychisch -> andere Personen wirken unterstützend 

Wie entwickelt sich die Emotionsregulation?

Erst stehen interpsychischen Regulationen, dann intrapsychische Regulationen im Vordergrund. 

- Säuglingsalter: Daumen lutschen 

- Kleinkindalter: durch Sprachentwicklung, Benennung des emotionalen Erlebens 

- im Vorschulalter: haben gelernt Situation so zu kontrollieren, dass das individuelle Ziel erreicht werden kann (z.B. ANDERES SPielzeug anbieten)

- im Schulalter zunehmender Einsatz von kognitiven und weniger aggressiven Strategien

- Jugendalter: Jungen nutzen eher vermeidende Strategien und neigen zu externalisierender Problemverarbeitung, Mädchen eher soziale Unterstützung; und internalisierende Problemverarbeitung, daher Mädchen eher depressiv 

Was umfasst das Emotionswissen?

  • Wissen über Auslöser von Emotionen 
  • Wissen über Indikatoren des emotionalen Erlebens
  • Wissen über das Ausdrucksverhalten 

Wie werden Emotionsauslöser und das Wissen darüber erhoben?

  • Vignetten, kurze Geschichten mit Situationen, die -nach Expertenmeinung- ein bestimmtes Gefühl auslösen, Kinder werden gefragt ob sie Gefühl erkannt haben

Ab wann wissen Kinder über Emotionsauslöser Bescheid?

  • ab drei Jahren, erkennen von Freude auslösenden Situationen
  • negative Emotionen werden schlechter erkannt
  • ab Schulalter auch Erkennen selbstbewusster Emotionen
  • schon früh Differenzierung von internen (z.B. Erinnerungen) oder externen Auslösern
  • ab sieben Jahren auch Möglichkeit multiple Emotionen zu erkennen 

 

  • Bereits mit drei Jahren Identifikation von Situationen, die Freude auslösen
  • Probleme bei der korrekten Identifikation von negativen Emotionen bis in das Schulalter hinein (größere Probleme bei den Emotionen Angst, Überraschung und Ekel als bei Ärger und Trauer)
  • Im Schulalter auch korrekte Identifikation der Auslöser selbstbewusster Emotionen (wie Stolz oder Schuld)
  • Schon früh Differenzierung zwischen internen und externen Emotionsauslösern, wobei schon im späten Vorschulalter erkannt wird, dass auch Kognitionen (also interne Auslöser) Emotionen auslösen können (z.B. Erinnerungen an einen erlittenen Verlust)
    • Geschichte von Kaninchen, das von Hund verjagt wird und danach verschwunden ist Auslösung einer Erinnerung an das Kaninchen durch Begegnung mit dem Hund, dem Kaninchenkäfig oder einem Bild des Kaninchens
    • Ergebnis:
      39 % der Dreijährigen,
      83 % der Vierjährigen
      100 % der Fünfjährigen
      verstanden, dass der Protagonist traurig ist, weil er an sein Kaninchen erinnert wurde
      Dadurch Verständnis von Emotionen möglich, die scheinbar unmotiviert in neutralen Situationen auftreten

Wie lässt sich die Stabilität von Temperament beschreiben?

  • Hohe Konkordanz bei eineiigen Zwillingen (im Verhältnis zu zweieiigen Zwillingen) stützt Annahme einer genetischen Grundlage des Temperaments
  • Weiterhin hohe zeitliche Stabilität, wobei hier Unterschiede zwischen den Dimensionen bestehen
  • Besonders hohe zeitliche Stabilität bei verhaltensgehemmten Kindern: charakterisiert durch starkes Unwohlsein und erhöhte Besorgnis in stressreichen oder neuen Situationen
  • Auf der Basis der Temperamentsdimensionen Unterscheidung von drei Temperamentstypen im Säuglingsalter:
    • Einfache Säuglinge
    • Schwierige Säuglinge
    • Langsam auftauende („slow-to-warm-up“) Säuglinge

Wie lässt sich die Emotionsregulation im Säuglingsalter beschreiben?

  • Dominanz der interpsychischen Emotionsregulation (Beruhigen durch die Eltern etc.)
  • Erste Formen der intrapsychischen Emotionsregulation (Blickabwenden und Saugen an den Fingern als selbstberuhigende Maßnahmen)
  • Ab dritter bis sechster Lebensmonat aktive Einforderung von Unterstützung durch die Bezugsperson (z.B. Einschlafen bei Wiegen durch die Eltern)
  • Ab Alter von einem Jahr Fähigkeit, sich Reizen zu nähern oder sich zu entfernen (als Möglichkeit zur Emotionsregulation)
  • Zunehmend Nutzung sozialen Referenzierens (Berücksichtigung des Emotionsausdrucks von Bezugspersonen in unklaren Situationen)
  • Ab etwa 18 Monaten durch Sprachentwicklung Zunahme zur Fähigkeit des Benennens emotionale Erlebens

Wie lässt sich die Emotionsregulation im Vorschulalter beschreiben?

  • Wechsel von der inter- zur intrapsychischen Emotionsregulation
  • Fähigkeit, emotionales Erleben so zu regulieren, dass es für das Erreichen eigener Ziele nutzbar ist (z.B. alternatives Spielzeug anbieten, um das eigene Spielzeug zurückzubekommen)
  • Fähigkeit, negative emotionale Folgen eines Handelns für sich und andere vorherzusehen (z.B. bei aggressiven Handlungen)
  • Zunehmende Entkopplung von emotionalem Erleben und emotionalem Ausdruck (bis hin zur bewussten Täuschung über das eigene emotionale Erleben)

Wie lässt sich die Emotionsregulation im Schulalter beschreiben?

  • Zunehmender Einsatz von kognitiven Strategien zur Emotionsregulation (z.B. Neubewertung einer Situation)
  • Zunehmende Abstimmung der Regulationsstrategien auf die Situation (z.B. Auswahl der Regulationsstrategie in Abhängigkeit von der Kontrollierbarkeit der Situation)
  • Abnahme vermeidender und aggressionsbezogener Strategien

Wie lässt sich die Emotionsregulation im Jugendalter beschreiben?

  • Zunahme der Vielfalt und Nutzungsflexibilität bei Emotionsregulationsstrategien
  • Zunahme von Geschlechtsunterschieden beim Einsatz von Emotionsregulationsstrategien (stärker Suche nach sozialer Unterstützung bei Mädchen als bei Jungen, häufiger vermeidende Strategien und Risikoverhaltensweisen bei Jungen als bei Mädchen)
  • In stärkerem Maße internalisierende Problemverarbeitung bei Mädchen und externalisierende Problemverarbeitung bei Jungen

Wie lässt sich das Emotionsverständnis von ambivalenten Emotionen beschreiben?

  • Situationen häufig mit mehr als einer Emotion verknüpft
  • Im Vorschulalter noch Probleme, mehrdeutige Gefühle zu verbalisieren
  • Kinder mit etwa sieben Jahren in der Lage, multiple Emotionen mit gleicher Valenz in einer Situation zu beschreiben
  • Erst in der späten Kindheit (ab etwa 11 Jahren) Fähigkeit, ein Verständnis für widerstreitende Gefühle in einer Situation auszudrücken