Entwicklung und Lernen
PH Bern, 1. Semester
PH Bern, 1. Semester
Kartei Details
Karten | 76 |
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Sprache | Deutsch |
Stufe | Andere |
Erstellt / Aktualisiert | 07.12.2010 / 20.12.2014 |
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Was versteht man unter Entwicklungspsychologie?
Mit Entwicklung ist eine Reihe von miteinander zusammenhängenden Veränderungen des Erlebens und Verhaltens gemeint, die sich auf bestimmte zeitliche Abschnitte im Organismus beziehen. Dabei erstreckt sich Entwicklung über den Zeitraum von der Zeugung eines Lebewesens, bis zu dessen Tod.
Was sind die Ziele der Entwicklungspsychologie?
- Beschreibung (Beobachtetes bzw. Gemessenes Festhalten)
- Erklärung (Beziehungen zwischen beschriebenen Merkmalen herstellen)
- Voraussage (Prognose)
Veränderung (des Erlebens und Verhaltens)
Welche Merkmale kennzeichnen den Begriff Entwicklungspsychologie?
Die Reihenfolge, in der sie auftreten, ihre Kontinuität, ihre verschiedenen Verlaufsformen, der unterschiedliche Zeitpunkt ihres Beginns, sowie die unterschiedliche Zeitdauer ihres Verlaufs.
Differenzierung (Vorgang einer zunehmenden Ausgliederung psychischer Merkmale aus einem globalen ungegeliederten Anfangszustand.
Integration: Vorgang, vorher isoliert erlebte Einzelteile und Funktionen zueinander in Beziehung zu setzen und im Zusammenhang zu sehen.
Was sind die Merkmale entwicklungsbedingter Veränderungen?
Auf- und Abbauvorgänge (von Persönlichkeitsmerkmalen)
festgelegte Reihenfolge
Zeitpunktbezogenheit
Zeitdauerbezogenheit
Kontinuität
Differenzierung/Integration
--> Verlaufsform
Vorannahmen über Aktivität und Passivität des Subjekts (Anlage-Umwelt-Problematik)
Je nachdem, ob dem Subjekt und/oder der Umwelt ein gestaltender Beitrag zur Entwicklung zugebilligt wird oder nicht, lassen sich vier prototypische Theoriefamilien unterscheiden:
Subjekt und Umwelt AKTIV: interaktionistische Theorien
Subjekt und Umwelt PASSIV: endogenistische Theorien
Umwelt AKTIV, Subjekt PASSIV: exogenistische Theorien
Umwelt PASSIV, Subjekt AKTIV: Selbstgestaltungstheorien
Theorien menschlicher Entwicklung
1. Reifungstheorie (endogenistisch)
2. Behaviorismus (exogenistisch)
3. Kognitiver Ansatz (strukturgenetisch)
4. Psychodynamischer Ansatz (tiefenpsychologisch)
5. Wechhselwirkung zwischen Person und Umwelt (kontextualistische Theorie)
6. Vergleichende Verhaltensforschung
Reifungstheorie
- Motorische Verhaltensweisen zeigen sich stets in der gleichen Reihenfolge und in annähernd gleichem Lebensalter
- Reifungsprozesse verwirklichen das, was in den Erbplänen vorgegeben ist.
- Umwelt hat nur geringe Einflussmöglichkeit.
Behaviorismus
- "Gebt mir ein dutzend Kinder..." John Watson
- Der Geist eines Neugeborenen ist wie ein leeres Papier, das nur noch beschrieben werden muss.
-Der Mensch lertnt einfach unter bestimmten Bedingungen Reiz und Reaktion zu verbinden.
- Nur direkt Beobachtbares darf wissenschaftlich untersucht werden.
Kognitiver Behaviorismus (Albert Bandura)
Kognitiver Ansatz
Jean Piaget (1896-1980)
- Kind ist ein aktives Wesen
- Kind wirkt auf die Umwelt
- Es passt sein Wissen und sein Verständnis neuen Erfahrungen an
- Die kognitive Struktur verändert sich durch die Interaktion mit der Umwelt
- Entwicklung geschieht durch Reifung und Erfahrung
Psychodynamischer Ansatz
Sigmund Freud (1856 - 1939)
- Mensch ist nicht nur ein von Vernunft geleitetes Wesen
- Mensch ist ein triebgesteuertes Wesen
- Mensch wird stark von unbewussten Konflikten beeinflusst
- Triebbefriedigung steht dabei im Vordergrund
Wechselwirkung zwischen Person und Umwelt
Klaus Riegel (1925 -1977)
- "...dass man wohl sagen kann ein jeder, nur zehn Jahre früher oder später geboren, dürfte, was seine eigene Bildung und die Wirkung nach aussen betrifft, ein ganz anderer geworden sein." (Goethe)
- Mensch wird nicht ausschliesslich von der Umwelt geprägt, sondern er gestaltet diese gleichzeitig wesentlich mit.
- Mensch ist Produkt und Gestalter der Umwelt.
- Architektur, Eingriffe in Natur, Industrie, Technologie.
Ansatz der vergleichenden Verhaltensforschung
Konrad Lorenz (1903-1989)
- Mensch passt sich den Lebensbedingungen an, um möglichst überleben zu können (Inzest)
- Bestimmte Schlüsselreize (Reflexe, Schreien, Zuwendungsverhalten) dienen der Überlebensfunktion
- Während der Entwicklung des Menschen gibt es "kritische Phasen" (Prägung) in denen bestimmte Ereignisse einen dauerhaften Einfluss auf ein Merkmal im Organismus ausüben (Sprache, Motorik, sozial-emotionale Bindung)
Was ist Operationalisieren?
Die Umformung von theoretischen Begriffen und Hypothesen im Sinn ihrer empirischen Überprüfbarkeit durch Angabe korrekter, im Einzelnen überprüfbarer Schritte.
Einen Begriff auf das Beobachtbare zurückführen
Was ist Validität?
Reliabilität?
Objektivität?
Gütekriterien der Forschung
Validität: Man beobachtet tatsächlich das, was man zu beobachten und messen angibt. (Gültigkeit der Vorgabe)
Reliabilität:
Der Forschende beobachtet und misst genau und exakt, was er zu beobachten und messen angibt. (Zuverlässigkeit der Messmethode)
Objektivität: Die Untersuchung in ihrer Durchführung, Auswertung und Interpretation ist von der Person des Forschers unabhängig.
Querschnittuntersuchung
Längsschnittuntersuchung
- Versch. Personen zur gleichen Zeit
- Versch. Personen über bestimmten Zeitraum
Probleme bei der Forschung
Druck
Geld
Statistiken
Betrachtungsweisen
Ruhm
Methoden der Forschung
- Experiment (Roboter + Küken)
- Test (Itelligenz, Ads,...)
- Befragung/Interview
- Beobachtung
Experiment von Albert Bandura zur Aggression
Fördert das Beobachten aggressiver Verhaltensweisen die Aggressivität?
Kinder im Alter von 3-5 Jahren
Nach Zufall vier Gruppen
- Echter Erwachsener (unabhängige Variable) "spielt" aggressiv (abhängige Variable) mit einer Gummipuppe
- gleicher Erwachsener (uV), gleiches Verhalten (aV), aber im Film
- Trickfilm, Frau in Katzenkostüm (uV), gleiches Verhalten (aV)
- Kontrollgruppe, sah nichts
2. Phase: Einige Kinder wurden frustriert dh. Spiel wurde nach kurzer Zeit unterbrochen
3. Phase: Kinder bekamen Spielsachen, darunter die Gummipuppe
--> Beobachtete Aggressivität wurde nachgeahmt
Geschlechtsunterschied, auch in der Kontrollgruppe
Assimilation
Die Bemühungen des Menschen, die Erfahrungen mit der Umwelt so aufzunehmen, dass sie mit den eigenen Strukturen zusammenpassen.
Akkomodation
Der Prozess, in dem vorhandene Begriffe nach den Anforderungen der Umwelt verändert werden.
Stadium der sensumotorischen Intelligenz (0-2)
Erwerb von sensomotorischer Koordination, praktischer Intelligenz und Objektpermanenz; Objektpermanenz aber noch ohne interne Repräsentation
Stadium des voroperatorischen Denkens (2-7)
Erwerb des Vorstellungs- und Sprechvermögens; gekennzeichnet durch Realismus, Animismus (Wahrnehmung unbelebter Gegenstände als belebt) und Artifizialismus (Dinge werden von Menschenhand bzw. von Gott geschaffen)
Zusammenfassend: Egozentrismus
Stadium der konkreten Operationen (7-11)
Erwerb von
Dezentrierung (Fähigkeit des Kindes seine Aufmerksamkeit auf mehrere Merkmale eines Objektes oder Ereignisses zu richten und diese Merkmale in Beziehung zueinander zu setzen. Das Kind begreift die Mehrdimensionalität von Objekten),
Reversibilität (Fähigkeit des Kindes, Operationen geistig vollständig durchzuführen und auch wieder umzukehren),
Invarianz (Erkenntnis zu verstehen, dass gewisse Eigenschaften eines Objekts konstant sind und erhalten bleiben, auch wenn es sein Aussehen ändert),
Seriation (Fähigkeit, Objekte in einer Reihenfolge entsprechend der Größe, dem Aussehen oder einem anderen Merkmal anzuordnen),
Klasseninklusion (Idee, dass eine Klasse eine andere Klasse beinhalten kann) Transitivität (A > B und B > C, woraus A > C folgt)
Stadium der formalen Operationen (12-15)
Erwerb der Fähigkeit zum logischen Denken und der Fähigkeit Operationen auf Operationen anzuwenden
- Äquilibration
- Dezentrierung
- Eignung (potentielle Kompetenz)
- Erhaltung von Substanz
- Erhaltung von Zahlen
- Formale Operation
- Kognition
- Bedürfnis nach Gleichgewicht und Widerspruchslosigkeit
- Fähigkeit, die Aufmerksamkeit auf mehrere Eigenschaften eines Objekts oder Ereignisses gleichzeitig zu konzentrieren und die Beziehung zwischen Dimensionen bzw. Eigenschaften zu bereifen.
- Die Fähigkeit, neue Fähigkeiten oder neues Wissen zu erwerben.
- Fähigkeit, zu begreifen, dass sich die Menge einer Substanz nicht ändert, wenn sich ihre Form oder Zusammenstellung ändert (Invarianz).
- Fähigkeit, zu begreifen, dass sich die Zahl einer Gruppe von Objekten nicht ändert, wenn die Objekte umgruppiert werden.
- Anwendung abstrakter Regeln zur Lösung einer Klasse von Problemen.
- Die Prozesse des Denkens und Wissens, einschließlich Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Interpretation, Klassifizieren und Erinnern von Information, Evaluierung von Gedanken, Ableitung von Prinzipien und Regeln. Vorstellung von Möglichkeiten, Entwicklung von Strategien und Phantasien.
Kritik an der Theorie Piagets
Einem Kind kann man Fähigkeiten beibringen, bevor es laut Piaget "bereit" ist. Auch durch unstrukturiertes Erkunden der Umwelt lernt ein Kind. Alles passiert etwas früher!
Piaget verwirrte die Kinder durch die Komplexität der gestellten Aufgabe.
usw.
Würdigung der Theorie Piagets
Theorie der Entwicklung / Lerntheorie
Der menschliche Organismus funktioniert auf der Grundlage allgemeiner Struktur- und Anpassungsprinzipien. Das Kind ist ein aktives Wesen. Piagets originelle empirische Untersuchungen waren bahnbrechend.
Konsequenzen für die Lehrkraft (Piaget)
Kind denkt anders als Erwachsener. Kind hat eigene Denkstruktur. Prinzip der Stufengerechtigkeit. Handlungen sind Grundlagen des Denkens. Gemässigt neue Erfahrungen bringen. Innere Differenzierung bei Lernprozessen beachten.
Anregen von Lernprozessen:
- Aktivität
- Anschaulichkeit
- Aufteilung in Teilschritte
- Entwicklungsgemässheit
- Individualisierung
- Lebensnähe
- Übung
Anschaulichkeit
Sowohl Sprache der Lehrperson als auch die Umwelt. Das Kind soll zum Verständnis möglichst mehrere Sinnesorgane verwenden können.
Beispiel: Brot: Korn mahlen, Brotteig machen, Backstube anschauen, Brot dort backen lassen.
Lebensnähe
Die LP bringt den Kindern ihre unmittelbare Umgebung näher, immer vom Einfachen zum Komplizierten, vom Bekannten zum Unbekannten
Beispiel: einheimische Getreidesorten und Dorfbäckerei anschauen anstatt Film über das Brotbacken in China zeigen.
Entwicklungsgemässheit
Das Berücksichtigen der in der Regel alterstypischen Besonderheiten der Kinder, weder über- noch unterfordern.
Beispiel: Puzzle mit 40 Teilen
Individualisierung
Die einzigartige Persönlichkeit eines jeden Kindes berücksichtigen.
Beispiel: LP stellt unterschiedlich Schwierige Aufgaben und orientiert sich an unterschiedlichen Interessen.
Aktivität
Aktivität als didaktisches Prinzip! Dem Kind soll genügend Freiraum zum Lernen durch eigenes Handeln ermöglicht werden.
Beispiel: Nicht überbehüten, nicht autoritär sein!
Übung
Übungen auf konkrete Lebenssituationen der Kinder übertragen. Als vorteilhaft erweist sich, wenn Fehler vom Kind selbst bemerkt werden.
Beispiel: Montessori Materialien
Aufteilung in Teilschritte
Erleichtert Erfolgserlebnisse für Kinder
Beispiel: 15+13 --> Zehner zusammenzählen, einer addieren, Gesamtergebnis bilden
Freud: psychische Instanzen
- ES
ursprünglichste Schicht, biologische Instanz, Triebe, Wünsche und Bedürfnisse eines Individuums, ist auf Befriedigung aus, gehorcht dem Lustprinzip ohne sich an realistischen oder moralischen Kriterien zu orientieren
- ICH
Entwickelt sich unter dem Einfluss der Aussenwelt, verhält sich nach dem Realitätsprinzip, Vermittler zum ES, Anpassungs- und Selbsterhaltungsorgan, leistet Triebverzicht oder zeitlichen Aufschub der Befriedigung (Triebaufschub)
- ÜBER-ICH
Stellt den moralischen Teil der Persönlichkeit dar, orientiert sich an moralischen und sittlichen Geboten, Verboten, Werten und Normen, Gewissen des Menschen, vertritt die elterlichen und gesellschaftlichen Regeln, strebt nach Perfektion und Realisierung verinnerlichter Ideale, wird geformt durch Eltern, Erzieher, Lehrkräfte oder andere Bezugspersonen.
Psychosexuelle Phasen
- Orale Phase (1)
(Narzisstische Phase)
- Anale Phase (2-3)
- Phallische Phase (4-5)
- Latenzzeit (6-12)
- Genitale Phase (ab 12)
Orale Phase
- Erste Beziehungen zur sozialen Umwelt über den Mund, die Haut und die Sinnesorgane
- Positive Erfahrungen (Erfüllte Bedürfnisse nach Nahrung, Ruhe, Wärme, Hautkontakt und Zärtlichkeiten) führen zu Vertrauen zu sich selbst und zum Leben
- Negative Erfahrungen bewirken eine pessimistische Lebensgrundeinstellung
- Errogene Zone: Mund und alles was damit im Zusammenhang steht
Anale Phase
- Das ICH beginnt sich zu entwickeln
- Eigenwilliges Verfahren mit den Ausscheidungsprodukten (zurückhalten, hergeben, spielen)
- Streben nach Autonomie, durchsetzen gegen den Willen der Erwachsenen --> Kind entwickelt das Bewusstsein der eigenen Wirsamkeit und persönlichen Grenzen
- Errogene Zone: Ausscheidungsorgane, der Vorgang, das Produkt, Hergeben, Zurückhalten, Spielen auch mit ähnlichen Dingen z.B. Matsch, Sand, Brei, usw.
Phallische Phase
- Kind erkundet und entdeckt den eigenen Körper, die Geschlechtsteile und ihre lusterregende Eigenschaft
- fühlt sich zum gegengeschlechtlichen Elternteil hingezogen, hat den Wunsch es ganz für sich zu besitzen, das andere Elternteil wird als Rivale erlebt (Oedipus-Komplex)
- Almählich identifiziert sich das Kind mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil -> Erwerb der Geschlechtsrolle
- Kind verinnerlicht Werte und Normen der Eltern, das ÜBER-ICH bildet sich
- Errogene Zone: Geschlechtsteile, Masturbieren, Spielen, Herzeigen, Betrachten eigener und anderer Geschlechtsteile, sexueller "Wisstrieb"