EgFM2 Woche 21

Nährstoffsupplemente

Nährstoffsupplemente


Kartei Details

Karten 11
Sprache Deutsch
Kategorie Ernährung
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 27.06.2016 / 06.07.2016
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Was sind Lebensmittel nach dem Lebensmittelgesetz der Schweiz?

  • Lebensmittel sind
    • Nahrungs- und Genussmittel.
    • Nahrungsmittel sind Erzeugnisse, die dem Aufbau oder Erhalt des menschlichen Körpers dienen und
    • Nicht als Heilmittel angepriesen werden.
    • Sie zeichnen sich aus und unterscheiden sich durch ihren unterschiedlichen Gehalt an Wasser, Eiweiss, Fetten, Kohlenhydraten, sekundären Pflanzeninhaltsstoffen, Mineralstoffen, Vitaminen und Ballaststoffen. Art. 3, Lebensmittelgesetz

Was sind Nahrungsergänzungsmittel (NEM) nach dem Lebensmittelgesetz der Schweiz?

  • Nahrungsergänzungsmittel sind
    • Erzeugnisse, die Vitamine, Mineralstoffe oder sonstige Stoffe mit ernährungsspezifischer oder physiologischer Wirkung in konzentrierter Form enthalten und zur Ergänzung der Ernährung mit diesen Stoffen dienen.
    • Sie werden in Darreichungsformen wie Kapseln, Tabletten, Flüssigkeiten oder Pulvern angeboten.
    • Sie dürfen nur enthalten:
      • Die in Anhang 13 aufgeführten Vitamine, Mineralstoffe und anderen Substanzen
      • Umschriebene Lebensmittel
      • ...

Was sind Arzneimittel nach dem Heilmittelgesetz der Schweiz?

  • Arzneimittel sind Produkte
    • Chemischen oder biologischen Ursprungs,
    • die zur medizinischen Einwirkung auf den menschlichen oder tierischen Organismus bestimmt sind oder angepriesen werden,
    • insbesondere zur Erkennung, Verhütung oder Behandlung von Krankheiten, Verletzungen und Behinderungen. Art.4, Heilmittelgesetz
  • NEM, die als Arzneimittel gelten, werden gemäss toxikologischen Kategorien eingeteilt:
    • A und B = verschreibungspflichtig (Verkauf in Apotheke), C=nicht verschreibungspflichtig (Verkauf in Apotheke), D (Verkauf in Drogerie)

Wie wird zwischen LM und HM abgegrenzt (in der CH und Europa)?

Schweiz:

  • Eidgenössisches Departement des Innern (EDI):
  • Heilmittel: Swissmedic: Heilmittelbehörde des Bundes
  • Lebensmittel: BLV (Bundesamt für LMsicherheit und Vet.wesen)

Wichtigstes Ziel: Erfassung des Produktes in einer der beiden Gesetzgebungen LMG/ HMG, um einen rechtsfreien Raum auszuschliessen

Europa:

  • Europäische Gemeinschaft, Europäischer Gerichtshof

Grundsatz

  • Je mehr der Ernährungszweck im Vordergrund steht, desto eher handelt es sich um ein Lebensmittel
  • Wird das Produkt als Heilmittel angepriesen, oder hat die pharmakologische Wirkung massgebliche Bedeutung, oder können beim Konsum normaler Mengen Nebenwirkungen auftreten, so handelt es sich um ein Arzneimittel.

Nenne Gründe für die Einnahme von NEM

Gründe für Einnahme (Sicht Patient/ Bevölkerung)

  • USA: HCP Impact Study
    • 72% of physicians und 89% of nurses: nehmen regelmässig Supplemente ein. Wichtigster Grund: Gesundheit --> empfehlen es auch ihren Patienten
    • 79% of dieticians nehmen regelmässig Supplemente ein. Wichtigster Grund; Gesundheit und Kompensation von Ernährungsdefiziten --> empfehlen es auch ihren Patienten

Gründe für Einnahme (Sicht Ernährungswissenschaft)

  • Grundsatz:
    • Im Grundsatz besteht für die «Normalbevölkerung» keine Notwendigkeit für die Einnahme von Supplementen / NEM
    • Eine einigermassen ausgewogene Ernährung deckt den Nährstoffbedarf grundsätzlich ab (Ausnahme: Jod --> Anreicherung Grundnahrungsmittel?)
  • Einnahme präventiv in speziellen Situationen mit erhöhtem Bedarf:
    • Schwangerschaft (erhöhter Bedarf div. Vitamine/Mineralstoffen, sowie präventiver Einsatz von Folsäure)
    • "Spezielle" Ernährung, selbstbestimmt (z.B. Vegan --> z.B. Vitamin B12)
    • "Spezielle" Ernährung, im klinischen Setting
    • Geringer Energiebedarf = geringe Nahrungsmenge = geringere Nährstoffaufnahme (z.B. sehr alte Personen)
    • Hypokalorische Diät (= geringere Nahrungsmenge....gleicher Grund wie oben)
  • Einnahme von Multivitamin-/ mineralstoffpräparaten bei schlechter Ernährungsqualität?
    • «Symptombehandlung»
    • NEM sollen (und können) nicht eine ausgewogene Ernährung ersetzen. NEM können bei Bedarf aber ergänzen.
  • Einnahme Monosupplementation bei diagnostiziertem Mangel sinnvoll:
    • Z.B. Eisen, Vitamin D, Vitamin B12, ...

Bringen präventive NEM etwas für die Gesundheit?

  • Vermutlich weitestgehend NEIN...
  • Woher kommt denn der Glaube (v.a. mit Vitaminen)?
    • Früher bestanden häufig Fehlernährung
      • Vitamine konnten Mängel beseitigen
    • Frühe Beobachtungsstudien, die einen Zusammenhang zwischen Vitaminaufnahme und protektiver Wirkung (z.B. cardiovaskulär) aufzeigten.
      • Es bestand vermutlich nur scheinbar ein Zusammenhang zwischen Nährstoff und Gesundheit. Bessere allgemeine Ernährungssituation als möglicher Grund.
      • Interventionsstudien führten zu keinem oder sogar negativem Ergebnis.
  • Achtung: Unterschiede zwischen Beobachtungs- und Interventionsstudien
  • Multivitaminsupplementation: kein Nutzen auf CVD / Krebs
  • Vitamin C: Reduziert Wahrscheinlichkeit für Erkältungen nicht
  • Vitamin E: Erhöhte Wahrscheinlichkeit für Schlaganfall in Physician’s Health Study II

Was für Schlüsse werden für die Praxis gezogen?

Fazit für die Praxis:

  • Die heutige Datenlage weist kaum auf wesentliche positive Effekte hin.
  • Gleichzeitig ist klargeworden, dass (chronische) Supplementierungen die Wahrscheinlichkeit für gewisse Erkrankungen auch erhöhen könnten.
  • Vitamine (egal ob wasser‐ oder fettlöslich), können in höherer Dosierung negative Wirkungen haben.
  • Vitamin‐ und Mineralstoffpräparat sollten nicht unbedacht eingesetzt werden.
  • UL‐Werte einhalten / nicht überschreiten. Wenn kein UL vorhanden ist bedeutet das meistens, dass keine oder zu wenige Daten zur Risikobeurteilung vorliegen
  • Individuell gezielt eingesetzte Mulitivitamin‐Mineralstoffsupplementierungen bei allgemein schlechter Versorgungslage oder Monosupplemente bei diagnostiziertem Mangel sind jedoch sinnvoll.

Nenne Risiken, die von Supplementen ausgehen können

Weitere Risiken (vorallem im Lebensmittelsektor)

  • Verunreinigungen
    • Gesundheit
    • Unbewusstes Doping im Sport (v.a. Stimulanzien / Steroide)
  • Bewusste Beimischung gefährlicher Substanzen (z.B.Sibutramin)
    • Häufiger nicht deklarierter Inhaltsstoff in Diätprodukten!
  • Unbewusste Überdosierungen
    • Akkumulierende Effekte von functional food + NEM + natürlicher Gehalt + Sportfood + ...
  • Ressourceneinsatz
    • Kosten / Geld könnte besser eingesetzt werden.
  • Ablenken vom effektiven Problem
  • Unbekannte Risiken

--> im Internet einkaufen ist nicht empfehlungswert! Viele nicht deklarierte Inhaltsstoffe, die vom Markt genommen wurden, da sie unerwünschte/ gefährliche Nebenwirkungen haben

--> Arzneimittel sind besser erforscht und mit Studien getestet

Was ist ein Placeboeffekt?

A remarkable phenomenon in which a placebo -- a fake treatment, an inactive substance -- can sometimes improve a patient's condition simply because the person has the expectation that it will be helpful. Expectation plays a potent role. The more a person believes they are going to benefit from a treatment, the more likely it is that they will experience a benefit.

Was ist Nocebo?

Negativer Placebo-Effekt”: z.B. wenn ein Patient / Konsument die Erwartung eines negativen Effekts hat.

Was sind die Fazits von Supplementen und NEMs?

  • Bei gesunden Personen
    • sind NEM grundsätzlich nicht notwendig.
    • sind kaum positive Effekte zu erwarten.
  • Es gibt Situationen, in denen NEM helfen können/ sinnvoll sind.
  • Chancen–Risiko–Profilbeachten
  • NEM bergen bekannte und unbekannte (bisher nicht untersuchte) Risiken
  • Supplementsicherheit beachten, soweit dies beurteilbar ist.
  • Auf sichere Bezugsquelle achten.