Das neue Netz, Kap. 5&6

Kommunikationswissenschaftliche Grundlagen, Vorlesung HS 2016, Uni Basel

Kommunikationswissenschaftliche Grundlagen, Vorlesung HS 2016, Uni Basel


Kartei Details

Karten 26
Sprache Deutsch
Kategorie Soziales
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 23.11.2016 / 19.12.2016
Weblink
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Friendshipdriven Participation

der Austausch und die Partizipation im Netz via
Netzwerkplatformen findet vor allem mit Personen statt die einem bekannt sind wie:
Bekannte, Familie oder Freunde.

Social Searching und Social Browsing

Die Suche nach Bekannten wird social searching genannt. Bei der Suche nach unbekannten
Personen spricht man von social browsing.

Microblogging

Form des Bloggens bei der der Nutzer nur Textnachrichten mit einer
beschränkten Anzahl an Zeichen veröffentlichen kann. Bekanntester Microblogging-Dienst ist
Twitter.

Strukturelle Merkmale persönlicher Öffentlichkeit

1.Zeitliche Struktur
a) Stabile/ zb. Angaben die sich nicht gross ändern wie mein Profilname, Geburtsdatum etc.
b) Dynamische/
solche die immer wieder updated werden wie zb. aktueller Aufenthaltsort und was man im
Moment gerade macht.

2.Räumliche Struktur
Über verschiedene Plattformen wird
strategisch Identitäts-, Beziehungs- und Informationsmanagement geleistet, z.B. Meine
Videos auf Youtube, meine Kurzmeldungen auf Twitter und meine Gesinnung auf Facebook.
Es besteht also die Möglichkeit, die verschiedenen Facetten der jeweiligen Dienste
auszunutzen.

3.Soziale Struktur
Die soziale Struktur der Personen in meinem Netzwerk:
Familie, Freunde, Bekannte, entfernt Bekannte, Unbekannte (also auch periphere Bereiche).

Lifestreaming

Dauerhafter aktueller Strom an Meldungen, Hinweisen und
Aktualisierungen. Kollege Max hat schon wieder ein Sandwich gegessen… diese Flut an
Updates lässt bei uns Rezipienten ambient awareness entstehen, sprich, wir sind immer
informiert darüber, was sich in unser community abspielt.

Friendfeed

Dienst, mit dem sich Mitteilungen lassen gleichzeitig auf 50 Plattformen
generieren lassen (also die gesamte Dichte in einem Feed integriert).

Sonderfall der Social Web Präsenz

Sonderfall der Social web Präsenz stellen die Promineten Accounts dar, die Reziprozität
simulieren. Die Kommunikation ist einseitig=Unilaterale Beziehung und man kann nicht
direkt mit ihnen in Kontakt treten z.B. durch Software Codes geregelt (Facebook/Seiten) Die
Accounts dienen mehr als Forum für die Fans als auch als Ankündigungsportal für die
Prominenten.

Konzept der Privatsphäre

Das Konzept der Privatsphäre ist Epochen, Kultur und situationsspezifischen Normen
unterlegen welche das Verhältnis zwischen Öffentlichkeit und Privatsphäre regulieren-es gibt
also kein generelles universelles Konzept dafür!

Praxisorientiertes Konzept der Privatsphäre

Fortlaufendes Identitätsmanagement/Selbstoffenbarung meiner Werte, Erwartungen, Einstellungen und
Motive in Bezug auf ein Publikum unterschiedlicher Stärkegrade(Freunde-Unbekannte)
mithilfe unterschiedlicher Software in differenzierten Kommunikationsräumen.

Intendiertes Publikum

derjenige Personenkreis welcher dem Nutzer im Sinne eines
vorgestellten Empfängerkreises vorschwebt.

Adressiertes Publikum

der Personenkreis, welcher in einer spezifischen
Kommunikationssituation tatsächlich erreicht werden soll. Bsp. spezielle Gruppe auf
Facebook Fasnachtsclique, Abschlussklasse etc.

Potenzielles Publikum

Alle Personen, die prinzipiell von meinen Meldungen Kenntnis
nehmen könnten, also die technisch erreichbar wären. Damit sind auch die
Netzwerkplattformbetreiber miteingeschlossen.

Empirisches Publikum

Die Personen, welche dann tatsächlich bestimmte Äusserungen oder
Informationen zur Kenntnis nehmen.

Persistenz

Die Informationen, die im Internet veröffentlicht werden, sind nicht flüchtig,
sondern dauerhaft gespeichert. Selbst wenn ein Inhalt gelöscht wird, besteht die Möglichkeit,
dass es mit Hilfe von Diensten oder auf den Backup-Servern von Plattformbetreibern wieder
aufgefunden werden kann.

Duplizierbarkeit

da die Informationen digital vorliegen, können sie ohne Qualitätsverluste
kopiert werden (kann auch unbemerkt geschehen). Informationen lassen sich so aber auch aus
ihrem ursprünglichen Kontext lösen: Remixing (etablierte Praxis künstlerischen Ausdrucks)
& Gefahr Cybermobbing.

Skalierbarkeit

die Reichweite von persönlichen Öffentlichkeiten ist prinzipiell nicht
eingeschränkt, z.B. kann ein YouTube-Video eine Vielzahl von Zugriffen erzielen.

Durchsuchbarkeit

Informationen, die im Internet vorliegen sind mit Hilfe von
Suchmaschinen auffindbar. Dies erlaubt es u.a., Inhalte aus unterschiedlichen Kontexten
nebeneinander zu stellen (z.B. Verkettung von eigentlich voneinander getrennten „digitalen
Identitäten“ ein und derselben Person).

Rollenkonflikt

bestimmte Selbstdarstellungen entspringen einem rollenspezifischen
Kontext, können aber auch von Personen eingesehen werden, zu denen überhaupt keine
Beziehung besteht oder die dem Urheber zwar bekannt sind, aber anderen Rollenkontexten
bzw. Bezugsgruppen angehören. („known, but inappropriate others“ können z.B. Eltern oder
Personalverantwortliche sein)

Informationelle Selbstbestimmung

Bei persönlichen Öffentlichkeiten ist es wichtig, selbst
den Zugang zu seinem "Selbst" zu kontrollieren, da die Privatsphäre nicht immer gegeben ist.
Die informationelle Selbstbestimmung ist die weitere wissenschaftliche und gesellschaftliche
Auseinandersetzung mit dieser Entwicklung.
Sie betont das aktive Tun der Menschen und wirft somit den Blick auf Situationen in denen
Personen aktiv persönliche Informationen von sich preisgeben um ihre persönliche
Autonomie zu stärken, also um soziale Beziehungen zu pflegen, gesehen zu werden,
Anerkennung und Respekt zu erlangen, o.ä.

Normatives Konzept

Ist Bestandteil der verfassungsmäßigen Ordnung unserer Gesellschaft,
das auch die Verwendungsregeln berührt an denen sich auch das Handeln verschiedener
Akteure richten soll. Hier ist auch die Selbstbestimmung oder Kontrolle einer Person über 1)
von ihr selbst mitgeteilte Daten, 2) sie betreffende Daten, die andere Nutzer preisgeben und 3)
Daten die Betreiber sammeln umfasst. Das normative Konzept ist beeinflusst und gerahmt
durch konkrete datenschutzrechtliche Bestimmungen und Reglungen, aber auch insbesondere
durch geteilte, ungeschriebene soziale Normen und Konventionen.

Kompetenz

Das eigenständige Wahrnehmen des "Rechts auf Privatheit" setzt bestimmte
wissensformen (z.B. über langfristige Konsequenzen des eigenen informationsbezogenen
Handelns) und Fertigkeiten (z.B. im Umgang mit technischen Option) voraus. Die Kompetenz
macht eine informierte Einwilligung erst möglich, bei der der Nutzer einer Verarbeitung der
eigenen Daten zustimmt oder diese ablehnt.
Hier ist auch die informationelle Autonomie umfasst, also die Freiheit und Fähigkeit auf
Informationen aller Art zugreifen zu können.

Ausgeübte Praxis

Nutzer betreiben informationelle Selbstbestimmung mehr oder weniger
kompetent, reflektiert oder auch scheiternd, wenn sie sich in den vernetzten persönlichen
Öffentlichkeiten des social web bewegen. Hierbei ist eine Reihe von Strategien und Varianten
denkbar, die sich mit den Begriffen des praxistheoretischen Analyserahmens ausdrücken
lassen: Regulierung von Privatsphäre im social web kann an den Publika (Relationen), an der
technischen Basis (Code), oder den herrschenden Konventionen und Normen ansetzen.

Regulierung von Privatsphäre

Zahlreiche Plattformen bieten Mechanismen an, die in den
Softwarecode eingelassen sind, z.B. Passwortschutz, das Verhindern des Zugriffs von nicht
auf der Plattform angemeldeten Nutzern oder die Freischaltung des Zugriffs auf Information
für bestimmte Nutzer. Diese Mechanismen können technisch unterschiedlich gelöst sein, z.B.
durch gruppenspezifische Zugriffsrechte, oder die Möglichkeit für jeden Nutzer individuell
Aspekte des eigenen Profils freizuschalten oder zu verbergen.

Privacy Feedback

Dieses kann dem Nutzer deutlich machen, welche Auswirkungen
bestimmte Einstellungen haben (z.B. auf FB die Vorschau auf das eigene Profil).

Reziprozitätsnorm

Im Rahmen der Privatsphäre bedeutet dies, dass jemand, der nicht
möchte, dass über einen selbst peinliche Bilder im Internet verfügbar sind, auch die
Diskretion seiner Mitmenschen respektiert und nicht ohne vorher zu fragen Bilder hochlädt,
auf denen andere Menschen (Freunde, Bekannte, Familie) zu sehen sind.

Digitaler Exhibitionismus vs. Digitalen Voyeurismus

Digitale Exhibionisten veröffentlichen persönliche Inhalte, die sie für ihr eigenes soziales Netzwerk zugänglich
machen möchten, während digitale Voyeuristen persönlichen Öffentlichkeiten aufsuchen,
deren Inhalte überhaupt nicht an sie gerichtet sind (Verletzung von Regeln der Höflichkeit
und der Achtung der Privatsphäre).