Blut und Immunsystem

Themenblock für das 3. Semester Medizin UZH

Themenblock für das 3. Semester Medizin UZH


Kartei Details

Karten 174
Lernende 11
Sprache Deutsch
Kategorie Medizin
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 19.11.2016 / 01.11.2023
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physiologische pH-Werte

· extrazellulär:    ~7.4   =   43-37 nM H+

· intrazellulär:      ~7.1  = 100-63 nM H   (Ausnahme: saure Kompartimente)

Henderson-Hasselbalch-Gleichung / Pufferung

 

\(\mathrm{pH = pK_s + log {[A^-] \over [HA]}}\)

· optimale Pufferungsbereich bei pH = pKs ± 1  (empirisch festgelegt)

· Pufferkonzentration bestimmt Pufferkapazität aber nicht Pufferbereich

Hydrogencarbonat-Puffersystem

· CO2  +  H2O  ↔︎  H2CO3     ( verläuft chemisch langsam → beschleunigt durch Carboanhydrase )

· H2CO3  ↔︎  H+  +  HCO3-     ( verläuft schnell / Protonenübertragungsreaktion )

· CO2  +  H2O  ↔︎  H+  +  HCO3-

 

· es hat 400x mehr CO2 als H2CO3     ( [H2CO3] ~ 0.003mM )

· [CO2] ~1.2mM   /   [HCO3-] ~24mM   →  pH = 6.10 + 1.3 = 7.4

· p(CO2) = 40mmHg   /   kH(CO2) = 0.03 mM/mmHg   →   [CO2] ~1.2mM

 

· offenes Puffersystem (Pufferkonzentration ist nicht konstant):  [CO2] ~ konstant  /  [HCO3-] variabel

  → grösserer Pufferbereich

Antikörper  ( Aufbau / Funktionen / Besonderheiten )

· schwere Ketten (γ,μ,α,δ,ε) definieren die Antikörper-Klasse  ( IgG, IgM, IgA, IgD, IgE )

· leichte Ketten (κ,λ) bestehen bei allen Antikörpern aus zwei Typen

 

· Immunoglobulindomänen bestehen aus β-Faltblättern und β-Schleifen (keine α-Helices)

· Immunoglobuline sind Glykoproteine

 

· IgG → Antikörper der späten Immunreaktion  ( kommt 10x häufiger als alle anderen AKs vor / Rhesus-Antikörper )

· IgA → Funktion unbekannt  ( Monomer oder Dimer / v.a. auf Schleimhautoberflächen und in Körperflüssigkeiten )

· IgM → Antikörper der frühen Immunreaktion  ( bei frischer Infektion / grösster Antikörper / als Monomer als BCR )

· IgD → Funktion unbekannt  ( v.a. auf der Oberfläche von B-Lymphozyten )

· IgE → für allergische Reaktion und Abwehr von Parasiten  ( binden an Mastzellen → Histaminausschüttung )

 

· IgG hat vier Untertypen / IgA hat drei Untertypen

· IgG hat nur eine N-gebundene Kohlenhydratkette / alle anderen Ig haben mindestens 5 Kohlenhydratketten

Antikörper-Vielfalt / Bildung der Ketten

· an 3 Stellen in der AS-Sequenz der schweren und leichten Ketten gibt es grosse Sequenzvariabilität

   · CDR1:  AS-Position 30   /   durch somatische Hypermutation

   · CDR2:  AS-Position 50   /   durch Vielzahl der Exone

   · CDR3:  AS-Position 95   /   durch Rekombination und Nukleotideinbau*

 

· Bildung der leichten Ketten:

   · κ:  35 (von 70) V-Exone + 5 J-Exone = variable Domäne     /    C-Exon = konstante Domäne

   · λ:  30 V-Exone + 4 J-Exone = variable Domäne    /    C-Exon = konstante Domäne

 

· Bildung der schweren Ketten:

   · 40 V-Exone + 25 D-Exone + 6 J-Exone = variable Domäne    /    C-Exon = konstante Domäne

 

 

   * terminale Desoxynukleotidtransferase (zufälliger Einbau von Nukleotiden zwischen VH und D bzw. zwischen D und JH)

somatische Hypermutation ( Ablauf / Effekt / Vorkommen )

· Punktmutationen in den variablen Domänen (V / (D) / J)

   1.  activation-induced (cytidine) deaminase  ( AID )      Cytosin → Uracil

   2.  uracil-N-glycosidase ( UNG )       Uracil → abasisch

   3.  error-prone DNA polymerase      abasisch → unpräzise Reparatur 

   · pro Zellteilung ca. 1 Mutation pro V-Gen

 

· Erhöhung der Affinität des Antikörpers zum Antigen (nur Produktion der besser-bindenden AK wird stimuliert)

 

· kommt nur bei der finalen Reifung der B-Zellen vor

· wird nicht vererbt

IgG  ( Aufbau )

· je zwei identische schwere (50 kDa) und leichte (25 kDa) Ketten

   · schwere Ketten sind in der «hinge-Region» über Disulfidbrücken miteinander verbunden

 

· Fab  =  Antigen-bindendes Fragment

· Fc   =  konstanter Teil

Wechselwirkung Antigen-Antikörper ( Bindung / Valenz / Affinität / Kreuzreaktivität / ... )

· nicht-kovalente Bindungen  ( reversibel )

· Antigenbindungsstelle muss nicht Strukturkomplementär sein  ( kann aber bei Bindung entstehen → induced fit )

· Antikörper haben eine niedrigere Dissoziationskonstante als Enzyme  ( sollen "Substrat" nicht mehr loslassen )

 

· alle Antikörper ( Ausnahme IgM ) haben zwei Bindungsstellen und sind somit divalent

· Antigene können monovalent (ein Epitop) oder multivalent (mehrere Epitope) sein

· liegt keine 1:1 AG-AK-Interaktion vor (Epitope ≠ Bindungsstellen) spricht man von Avidität (statt Affinität)

   · Avidität = Summe der Affinitäten

 

· Kreuzreaktivität:

   · Bindung des Antikörpers an zwei unterschiedliche Antigene mit ähnlichen Epitopen

   · v.a. bei polyklonalen AK (aus Tieren / unterschiedliche AS-Sequenzen)  /  bei monoklonalen AK (Mensch) selten 

Antikörper in der Medizin

· polyklonale Antikörper:

   · wichtig in Forschung und Diagnostik

   · eingeschränkte Bedeutung in Therapie (z.B. für rasche Neutralisation tierischer Gifte)

 

· monoklonale Antikörper:

   · wichtig in Forschung, Diagnostik und Therapie

 

· Antikörper für Therapien müssen ...

   · Affinität zum Antigen aufweisen

   · stabil sein ("hohe" biologische Halbwertszeit)

   · sich im Gewebe verteilen können

   · Effektorfunktion haben (Komplementaktivierung / Makrophagenaktivierung)

   · dürfen nicht Immunreaktion beim Menschen auslösen (AK ist selbst ein Antigen)

      → Humanisierung des Antikörpers (z.B. AK vom Mensch mit aufgesetzten tierischen Sequenzen)

Antikörper in der Diagnostik

· Identifikation von Antigenen in biologischen Proben

   · qualitativ:  Western-Blot (SDS-Page → Auftrennung nach Masse) → Anwesenheit des Antigens / Masse

   · quantitativ:  ELISA → Anwesenheit des Antigens / Konzentration / Affinität (KD)

Interleukine  ( Synthese-Ort / Funktion )

· IL-1:   Makrophagen, Endothelzellen, Fibroblasten, ...  /  proinflammatorisch

· IL-2:   T-Helfer-Zelle (bei Bindung an Antigen auf MHC II)  /  Aktivierung von Lymphozyten und NK-Zellen

· IL-3:   Stromazellen, Endothelzellen, Fibroplasten, ...  /  Stimulation der Blutbildung (Koloniestimulierender Faktor)

· IL-4:   TH2-Zellen  /  antiinflammatorisch, verringert Produktion von Th1-Zellen, Makrophagen, IFN-γ, IL-12

· IL-5:   TH2-Zellen, Mastzellen  /  chemotakt. Wirkung auf Eosinophile, steigert IgA-Sekretion durch Plasmazellen

· IL-6:   Monozyten, Makrophagen, Endothelzellen  /  Synthese von Akute-Phase-Proteinen

· IL-7:   Stromazellen der lymphatischen Organe  /  stimuliert Wachstum der Vorläuferzellen der Lymphozyten

· IL-8:   Monozyten, Endothelzellen, Fibroblasten  /  Chemokin für neutrophile Granulozyten

· IL-9:   T-Helfer-Zellen  /  verschiedene Funktionen in Lymphozyten

· IL-10:  TH2-Zellen, Treg-Zellen  /  antiinflamm., hemmt Makrophagenfunktion, verhindert übermässige Reaktion

· IL-11:  Stromazellen (?)  /  antiinflammatorisch, wichtig für Homöostase und Hämatopoese

· IL-12:  APC, neutrophile Granulozyten  /  erhält TH1-Zell-Immunantwort aufrecht

· IL-13:  T-Lymphozyten  /  Bildung und Differenzierung von B-Lymphozyten, Inhibition der Makrophagen-Aktivierung

Akute-Phase-Proteine  ( Funktion / Synthese )

· lokalisieren Entzündung

· verhindern Ausbreitung

· unterstützen (unspezifisches) Immunsystem

 

1.  bei Gewebeschädigung setzen Endothelzellen, Fibroblasten, Makrophagen Botenstoffe (IL-1 / IL-6 / TNF-α / ...) frei

2.  über die Blutbahn erreichen die Botenstoffe die Leber

3.  in Anwesenheit von Cortisol werden die ~30 verschiedenen APP synthetisiert

Wirkmechanismen von Leukozyten

· Makrophagen / Monozyten:   toxische Zytokine / Oxidantien (HOCl) / freie Radikale (ROS / RNS)

· TH-Zellen:   Aktivierung von Makrophagen / Auslösen der Apoptose durch Bindung mittels CD95L an Fas-Rezeptor

· Tc-Zellen:   direkter Angriff  (Perforine + Granzyme)

· B-Lymphozyten:   Antikörperproduktion  ( → erleichterte Phagozytose )

Immunsuppresive Therapien

· z.T. sind die Wirkungen noch zu wenig erforscht

· Immunsuppresiva können zu Infektionen und Tumoren führen

 

· Möglichkeiten  ( von unspezifisch → spezifisch ):

  · nichtsteroidale Antiphlogistika  ( Entzündungshemmer )

  · Glukokortikoide  ( breites Wirkungsspektrum / Suppression von Zytokinen, Rezeptoren, ... / aber Neutrophile ↑ /
                                        niedrig dosiert → moderat entzündungshemmend / hoch dosiert → stark immunsuppresiv )

  · Zytostatika  ( Zellwachstums / -teilungshemmer )

  · Proliferationshemmer  ( Blockade der IL-2 Wirkung → keine Lymphozytenproliferation / z.B. Sirolimus )

  · Calcineurininhibitoren  ( Block. der TCR-Signaltrans. → keine IL-2-Synthese / z.B. Ciclosporin A / Tacrolimus )

  · Zytokine / Zytokinrezeptoren

  · Antikörper gegen Zytokine  ( hoch spezifisch, aber noch zuwenig erforscht )