Blut und Immunsystem
Themenblock für das 3. Semester Medizin UZH
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Cartes-fiches | 174 |
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Utilisateurs | 11 |
Langue | Deutsch |
Catégorie | Médecine |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 19.11.2016 / 01.11.2023 |
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Fibrinolyse
· Antithrombin III (Proteaseinhibitor) inhibiert Thrombin / IXa / Xa / XIa / XIIa ( 2 / 9 / 10 / 11 / 12 )
· Protein C und Protein S inhibieren Va / VIIIa ( 5 / 8 )
· Gewebethromboplastininhibitor inhibiert Gewebethromboplastin ( 3 )
· Plasminogenaktivatoren (uPA / tPA) aktivieren Plasminogen ( → fördert Fibrinolyse )
Funktion der Ca2+-Ionen für Blutgerinnung
· Ca2+ (IV) bindet an Thrombozyten und an die Faktoren II / VII / IX / X ( 2 / 7 / 9 / 10 )
· Ca2+ komplexiert Thrombozyten und Gerinnungsfaktoren über
· Phosphatgruppen der Phospholipide in der Thrombozytenmembran
· γ-Carboxy-Glutamat (Gla) ← γ-Carboxylierung (Vit. K-abhängig) ← Glu-Seitenketten der Gerinnungsfaktoren
· Ca2+ stabilisiert auch Proteinformen
Gerinnungshemmer / Antikoagulationsstoffe
· Heparin / Heparansulfat:
· Zuckerpolymer (Polysaccharid) aus sulfatierten Aminozuckern
· bindet an Lys-Seitenkette von Antithrombin → ~1000x höhere Affinität → AT bindet stärker an Thrombin
· Calcium-Chelatoren:
· Citrat und Oxalat ( natürlich )
· EDTA ( synthetisch / Ethylendiamintetraessigsäure )
· Vitamin K Antagonisten:
· Antagonisten (z.B. Marcumar) sind Cumarin-Derivate ( Vitamin K hat Cumarin-Struktur )
· kompetitive Hemmung der (Glu→Gla)-Carboxylierung von II / VII / IX / X ( 2 / 7 / 9 / 10 )
Wundheilung
1. Einwandern von zuerst Neutrophilen und dann von Makrophagen
· werden angezogen von Chemokinen (PF4 / NAP2 / PDGF)
· werden aktiviert von Zytokinen
· setzen weitere Wachstumsfaktoren frei
· Beginn der ersten (unspezifischen) Immunabwehr
· Phagozytose von Abfall und Neutrophilen
2. Zellproliferation von Endothel / Epithel / Fibroblasten
· Angiogenese durch VEGF / IGF-1 / bFGF
· Fibroblastenproliferation durch PDGF / IGF-1
· Narbengewebsbildung (TGF-β Familie)
· Keratinozytenproliferation / -migration durch EGF / KGF / TGF-α
3. Kontraktion durch Myofibroblasten (zieht Wunde zusammen)
4. Fibrinolyse durch Plasmin
· tPA und uPA ( Plasminogen-Aktivatoren / Proteasen ) werden von Endothelzellen durch Thrombin freigesetzt
· Plasminogen wird durch tPA, uPA (Urokinase) und Streptokinase (kein Enzym!) zu Plasmin
· tPA und Plasmin können Fibrinogen abbauen ( tPA wird schnell durch Serpine inhibiert )
· Thrombus wird aufgelöst
Serpine
· Serinproteaseinhibitoren
· hemmen Serinproteasen irreversibel
1. binden als Substrat
2. bewirken Konformationsänderung im ES-Komplex
3. aktives Zentrum wird für H2O unzugänglich
4. Deacylierung des ES-Komplexes ist nicht mehr möglich
Blutgruppensysteme
· 35 verschiedene Systeme
· AB0 - System ( 4 Antigene: A / B / AB / 0 )
· Rhesus-Faktor ( 45 Antigene: C / c / D / E / e / ... )
AB0-System ( Antigenstärke )
· A1-Erythrozyt: 1'000'000 Antigene (→ gute Verklumpung)
· A2-Erythrozyt: 500'000 Antigene
· A3-Erythrozyt: 100'000 Antigene
· Ax-Erythrozyt: 10'000 Antigene
· Am-Eryhtozyt: 1'000 Antigene (→ schlechte Verklumpung)
H- / A- / B-Glykosyltransferasen
· zuerst wird Fucose auf das Grundgerüst übertragen → Blutgruppe H / 0
· je nach vorhandenen Enzymen werden weitere Zucker angehängt
· 0-Spezifität: Deletion mit Rasterschub an Position 87 → Verlust der Enzymaktivität
· A-Spezifität: Leu-Gly an Position 266 → Übertragung von α-N-acetylgalactosamin
· B-Spezifität: Met-Ala an Position 266 → Übertragung von α-Galactose
Kreuzprobe ( für Bluttransfusionen )
· grosse Kreuzprobe: Erythrozyten vom Spender / Serum vom Empfänger
· kleine Kreuzprobe: Eryhtrozyten vom Empfänger / Serum vom Spender
Morbus hämolyticus neonatorum
· ist Fötus bei einer Erstschwangerschaft Rh-positiv und Mutter Rh-negativ, bildet Mutter RhD-Antikörper bei Geburt
· bei einer Zweitschwangerschaft kommt es zu Komplikationen, wenn das Kind Rh-positiv ist
→ bei jeder Geburt müssen Antikörper gespritzt werden, um RhD-Antigene zu maskieren
Sauerstoffpartialdruck ( Luft / Lunge / Gewebe )
· Luft: pO2 ~150mmHg
· Lunge: pO2 ~100mmHg
· Gewebe: pO2 ~25mmHg
Sauerstofftransport ( Problem )
· Sauerstoff ist schlecht löslich (0.17 mM bei pO2 100mmHg)
· im Blut jedoch 10.5 mM bei pO2 100mmHg
→ Transportproteine erhöhen Sauerstoffkonzentration um das 60fache
· Transportproteine:
· Hämoglobin im Blut
· Myoglobin in der Zelle
Myoglobin ( molekularer Bau )
· intrazelluläres Muskelprotein
· Protein (153 AS) + Hämgruppe (Porphyrinring mit Fe2+)
· Hämgruppe (hydrophob) liegt in hydrophober Tasche
· gebundenes O2 kann H-Brücke mit His oberhalb der Hämgruppe eingehen (Fe2+ wird dadurch weniger oxidiert)
Hämgruppe
· prosthetische Gruppe von Hämoglobin und Myoglobin
· komplexiertes Fe2+ (oktaedrische Koordination / Fe3+ kann O2 nicht binden)
· hydrophober Porphyrinring (aus 4 Pyrrol-Ringen, über Methinbrücken verbunden)
· Bindungsstellen 1-4 des Eisenions binden an die Stickstoffatome der Pyrrolringe
· Bindungsstelle 5 des Eisenions wird vom proximalen Histidin gebunden
· Bindungsstelle 6 des Eisenions wird von O2 (Hb), Wasser (metHb) gebunden oder ist unbesetzt (DesoxyHb)
Hämoglobin ( molekularer Bau )
· O2-Transportmolekül im Blut ( kommt in den Erythrozyten vor )
· Tetramer (α2β2) + 4 Hämgruppen ( → 4 O2-Bindungsstellen )
Globinketten
· werden in 2 Familien eingeteilt:
· α-Familie (Chromosom 16): 2x α / γ
· β-Familie (Chromosom 11): β / Aγ / Gγ / δ / ε
· Hämoglobin-Zusammensetzung ändert im Verlauf der Entwicklung
· wichtig, damit O2-Transport von Mutter → Fötus → Muskel gewährleistet ist ( → Hb des Fötus ist affiner )
· Hämoglobin besteht immer aus vier Ketten, von denen je zwei identisch sind
· embryonales Hämoglobin: α-, γ-, ζ- und ε-Ketten
· fötales Hämoglobin: 2α- und 2γ-Ketten
· adultes Hämoglobin: 2α- und 2β-Ketten
Kooperativität im Hämoglobin / 2,3-BPG
· bei O2-Bindung wird His um ~0.5Å verschoben ( Fe2+ wird kleiner / liegt jetzt genau in der Porphyrinebene )
· Hämoglobin wechselt von der Tense-Form (niedrige Affinität) in die Relaxed-Form (hohe Affinität)
· 2,3-Bisphosphoglycerat ist ein heterotroper allosterischer Effektor ( aus 1,3-BPG gebildet )
· 2,3-BPG bindet und stabilisiert die instabile T-Form von Hämoglobin
→ Hämoglobin nimmt erst bei hohen O2-Konzentrationen (→ Lunge) wieder O2 auf
· im Erythrozyt ist [2,3-BPG] ~ [Hb] ~ 2.5mM
→ O2-Abgabe wird zusätzlich über Glykolyse-Aktivität reguliert
Kooperativität
· Proteine, die mehrere Liganden binden können, können positive oder negative Kooperativität zeigen (allosterische Interaktion)
· homotrop: Bindung des Liganden L verändert Affinität für Bindung eines weiteren Liganden L
· heterotrop: Bindung des Liganden L verändert Affinität für Bindung eines Liganden M
· positive Kooperativität: jeder neu gebundene Ligand erhöht die Affinität (T-Form → R-Form)
· negative Kooperativität: jeder neu gebundene Ligand erniedrigt die Affinität (R-Form → T-Form)
· Sättigungsgleichung: \(Y_{L} = {[L]^n \over [K_d] \space + \space [L]^n}\) (L = Ligand / n = Hill-Konstante ≤ Anzahl Bindungsstellen)
· für nicht-kooperative Bindungen muss die Ligandenkonzentration im Bereich 10±2 · Kd liegen um den Sättigungsbereich von 0.01 - 0.99 abzudecken
Sauerstoffbindungskurve von Hämoglobin
( Kd / Kooperativität / Rechtsverschiebung )
· Dissoziationskonstante (Kd) bei ~25 mmHg
· unter physiologischen Bedingungen (20-100 mmHg) kann Hämoglobin zu 66% beladen/entladen werden
· ohne Kooperativität könnte nur ~40% beladen/entladen werden (Hill-Koeffizient für Hb ist ~2.8)
→ Hämoglobin kann 10x mehr Sauerstoff transportieren als Myoglobin
· Rechtsverschiebung durch pH↓ / [CO2]↑ / [2,3BPG]↑ / T↑
Hämoglobinopathien
· Thalassämie:
· reduzierte Produktion von Globinketten
· fehlen von α-Ketten ist lethal
· β-Ketten können durch γ-Ketten partiell kompensiert werden
· anomale Hämoglobine:
· Austausch einer Aminosäure durch Punktmutation
· Beispiel Sichelzellanämie:
· Glu6 (hydrophile Seitenkette) ist durch Val6 (hydrophobe Seitenkette) ersetzt
· DesoxyHb aggregiert (s.Bild) und verformt oder zerstört Erythrozyt
· Gefahr von Verstopfung an Kapillarverzweigungen
Hämoglobin-Werte
· Hb: desoxigeniertes Hämoglobin
· HbO2: oxigeniertes Hämoglobin
· metHb: oxidiertes Hämoglobin (Fe2+ → Fe3+)
· HbCO: Hämoglobin hat CO gebunden (v.a. bei Rauchern → haben funktionell ~1/2l weniger "Blut")
Bestimmung der O2-Sättigung
· Absorptionsspektrum der Häm-Gruppe betrachten (Hauptabsorption bei ~400nm / Soret-Bande wegen konj. π-System):
1. gesamt Hb-Gehalt mittels Lambert-Beer-Gesetz bestimmen (Messung bei Kurvenschnittpunkt / z.B. bei ~545nm)
2. Messung bei grossem Unterschied (z.B. 660nm) und mittels Lambert-Beer-Gesetz [Hb] und [HbO2] bestimmen
· früher mussten Erythrozyten mit Saponin (Tensid aus Rosskastanien) lysiert werden, um eine klare Lösung zu erhalten (Trübung einer Lösung ist ein Mass für die Streuung)
· Streuung bedeutet grösseres ε bei allen Wellenlängen
Pulsoxymeter
· Messung mittels IR-Licht (dringt tiefer in das Gewebe ein)
· Messung zweier Wellenlängen ermöglicht Bestimmung der O2-Sättigung, ohne Kenntnis der Hb-Konzentration
→ Fingerdicke / -Wärme spielt keine Rolle
· Trick: nur pulsatile Anteile betrachten (= arterielles Blut)
· Photodetektor muss nicht zwingend auf der gegenüberliegenden Seite liegen
Eisenstoffwechsel
· Fe-Aufnahme ist resorptionslimitiert ( Fe↑ → Hepcidin aus Leber → Zerstörung des Ferroportin im Dünndarm )
· Fe-Verlust durch Gewebeverlust (z.B. Schuppen) und Blutungen (z.B. Menstruation)
· 3.4 mg Fe / g Hämoglobin ( ~ 0.5 mg/ml Blut )
· nur im Häm liegt Fe2+ vor
· für Transport und Speicherung wird Fe2+ in Fe3+ umgewandelt
· Speicherung: Fe2+ + O2 + Ferritin → Ferritin-Reduktase → (Fe3+)n-Ferritin
· Transport: Fe2+ → Ferrooxidase → Fe3+ / 2 Fe3+ und 1 HCO3- + Transferrin → Fe3+-Transferrin
Transferrin (TF)
· Glykoprotein (80 kDa)
· hochaffin für Fe3+ (nur 20-40% Sättigung wird erreicht)
Ferritin (FT)
· 440 kDa / 24 UE
· niederaffin
· bis zu 4500 mol Fe3+ / mol Ferritin
· kommt im Blut wegen Zelllysen in geringen Mengen vor
→ guter Indikator für Eisenmangel (< 30 ng/ml) und Hämochromatose (> 700 ng/ml)
· Normalwerte sind 30-300 ng/ml für den Mann und 20-220 ng/ml für die Frau
Hämosiderin
· keine physiologische Speicherform von Eisen
· kommt nur intrazellulär vor / hat einen Eisengehalt von ~35%
· unlösliches Kondensationsprodukt aus Ferritin, Nucleotiden und Lipiden
· kann schlechter mobilisiert werden als Ferritin
Osmose ( Begriffe / Einheiten )
· Molarität = Konzentration eines Stoffes in mol/l Lösung
· Molalität = Konzentration eines Stoffes in mol/kg Lösung *
· Osmolarität = Konzentration aller Teilchen in osm/l Lösung
· Osmolalität = Konzentration aller Teilchen in osm/kg Lösung *
· osm nur abhängig von Teilchenzahl, nicht von Teilchenladung oder -grösse
* wichtig zum vergleichen von Werten ( weil im Interstitium Proteine nicht gelöst sind, im Blut aber schon )
Flüssigkeitsaustasch in Kapillaren
· Ausstrom:
· ~2 l/d
· v.a. durch hydrodynamischer Druck
· Einstrom:
· v.a. kolloidosmotischer Druck (Kolloid = Protein + Wasserhülle)
· folgt nicht dem van't Hoff-Gesetz (π = c · R · T)
· Proteinmangel und Leberschaden führen zu Ödemen (Kolloidosmose kann nicht aufrecht erhalten werden)
· Albuminurie (nephrotisches Syndrom): zuviel Proteine im Urin / Delle durch Fingerdruck
· Eiweissmangel: Wasserbauch / Muskeldystrophie
Flüssigkeitsverteilung im Körper (Blutplasma / Interstitium / Interzellulär)
· Blutplasma: 3l 7%
· Interstitium: 10l 23%
· Intrazellulär: 30l 70%
· Total: ~43l 100%
Blutvolumen ( Bestimmung )
· Indikatorverdünnungsmethode ( c1 · v1 = c2 · v2 )
· Indikatoren: Evansblue / Cardiogreen / 131I-Albumin
· für Erythrozyten radioaktive Marker ( 59Fe / 32P / 51Cr / CO )
Blutsedimentationsgeschwindigkeit (BSG)
· Männer: < 15 mm/h
· Frauen: < 20 mm/h
· langsamer = viel Albumin
· schneller = Entzündung / Gewebezerfall / Tumor
Bohr-Effekt
· p(CO2)↑ → [H+]↑ → pH↓ → Rechtsverschiebung der O2-Bindungskurve von Hb → Abnahme d. Affinität
· p(CO2)↓ → [H+]↓ → pH↑ → Linksverschiebung der O2-Bindungskurve von Hb → Zunahme d. Affinität
· 80% des produzierten CO2 wird über HCO3- zur Lunge transportiert
· 10% des produzierten CO2 wird direkt physikalisch im Blut gelöst
· 10% des produzierten CO2 wird von Hämoglobin als Carbamat (R2N-COO-) und H+ reversibel gebunden
· H+-Ionen binden an β-Ketten des Hämoglobins (His146) und bilden zwei Salzbrücken
→ Desoxy-Form wird stabilisiert ( wegen den zwei Salzbrücken / H+ ist allosterischer Regulator )
· nach Abgabe von O2 können Protonen 32x besser an Hämoglobin gebunden werden
( Chlorid-Verschiebung vom Plasma in die Erythrozyten wird als "Hamburger-Shift" bezeichnet )
Herkunft der Protonen im Stoffwechsel / Puffersysteme des Blutes