Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie Uni Hildesheim SS2016

Lernkarten zur Vorlesung AOW an der Uni Hildesheim im Sommersemester 2016

Lernkarten zur Vorlesung AOW an der Uni Hildesheim im Sommersemester 2016


Kartei Details

Karten 86
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 11.05.2016 / 02.02.2024
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Job Demand Control Model (Karasek)

Strain Hypothese: hohe Anforderungen + geringer Handlungsspielraum = größtes Gesundheitsrisiko

Puffer Hypothese: Hohe Arbeitsanforderungen führen vor allem dann zu Fehlbeanspruchung, wenn ein niedriger Handlungsspielraum gegeben ist (Interaktionseffekt)

Puffer-Hypothese als Spezialfall der Strain-Hypothese

JDCS Modell

JDCS-Modell als Erweiterung des JDC-Modell

Soziale Unterstützung als weitere Dimension der Arbeit

Verschiedene Auslegungen der Puffer-Hypothese

Variante 1: Soziale Unterstützung am Arbeitsplatz ist ein alternativer oder ergänzender Puffer zum Entscheidungs-

spielraum (= zwei Zweifach-Interaktionen).

Variante 2: Entscheidungsspielraum wirkt nur dann als Puffer für hohe Anforderungen, wenn soziale Unterstützung

am Arbeitsplatz gegeben ist (=Dreifachinteraktion)

Matching Principle (Job Demand Control Model)

Annahme der Mehrdimensionalität von Anforderungen und Entscheidungsspielraum / Kontrolle

- Anforderungen und Entscheidungsspielraum auf der gleichen Funktionsebene (kognitiv/emotional/physisch) --> Puffereffekt

- auf unterschiedlichen Funktionsebenen: kein Puffereffekt

Ergebnisse Metastudie Häusser, Mojzisch et al.

- Zusammenhang zwischen JDC(S)-Dimensionen und allgemeinem / arbeitsbezogenem psy. Wohlbefinden

- Strain-Hypothese: insgesamt bestätigt, Ergebnis für JDC Model stärker als für JDCS Model. Bei arbeitsbezogenem Wohlbefinden schwächere Ergebnisse in Längstschnittstudien (bei allg Wohlbefinden keine Unterschiede)

- Pufferhypothese: deutlich schwächere Ergebnisse als Strain-Hypothese. Gleiche Bestätigungsraten für Quer- und Langsschnittstudien. Hypothese ggf. nur zutreffend, wenn sich Anforderungen und soziale Unterstützung auf den gleichen Funktionsbereich beziehen.

Effort-Reward-Imbalance Model (Siegrist)

Beschäftigungsverhältnisse = soziale Austauschvereinbarung

Ungleichgewicht = Erwartungsenttäuschung

--> Gratifikationskrise, in Konsequenz Fehlbeanspruchungen

> 600 Publikationen zum Modell. Outcomes: psychische und physische Fehlbeanspruchungen. Insgesamt gut empirisch bewährt:

- 89% Bestätigungsrate für kardiovaskuläre Parameter

- 84% Bestätigungsrate für psychologisches Wohlbefinden

- Gratifikationskrisen prädiktiv für Bandbreite an Erkrankungen

 

ERI-Modell: Gründe für Ungleichgewicht

1. Fehlende Arbeitsplatzalternativen

2. Strategische Gründe / prospektive Überlegungen

3. Übersteigerte Verausgabungsneigung

Generelle methodische Probleme der Occupational Health Psychology

- Risiko der Unterschätzung des Zusammenhangs zwischen Arbeit und Gesundheit: wenn die eingesetzten Messinstrumente nur wenig zuverlässig sind

- survival bias: Arbeitnehmer, die unter Burnout leiden, scheiden oft frühzeitig aus dem Beruf aus

- Risiko der Überschätzung des Zusammenhangs zwischen Arbeit und Gesundheit: wenn die Einschätzungen aus der

gleichen Quelle kommen (common method bias) oder wenn Drittvariablen die Einschätzung der Untersuchungsvariablen gleichermaßen beeinflussen

Social Identity Approach

- Wir-Gefühl schützt vor Stress: Je mehr sich Individuen als Gruppenmitglieder definieren, umso mehr sollten sie soziale Unterstützung geben, nehmen und von ihr profitieren

- Eine geteilte soziale Identität bietet die Grundlage für das Geben und Nehmen sozialer Unterstützung. Dadurch werden Stressoren als weniger belastend angesehen und mit einem gesteigerten Gefühl kollektiver Selbstwirksamkeit bewältigt

- Umgekehrt führen das Fehlen oder ein Rückgang sozialer Identität zu erhöhtem Misstrauen (geringere Unterstützung), negativem Verhalten (Bullying), erhöhtem Stress, Burnout und Depression

Definition Arbeitsmotivation nach Donovan

- energetische Kräfte (Verhaltensmotoren)...

- deren Ursprung innerhalb (intrinsisch) oder außerhalb (extrinsisch) des Individuums liegt...

- die arbeitsbezogenes Verhalten initiieren...

- und Art, Richtung, Intensität und Dauer dieses Verhaltens determinieren

Zentrale Unterscheidungen in der Arbeitsmotivation

- Annäherungs- vs. Vermeidungsorientierung (promotion focus vs. prevention focus, Higgins 1997)

- Lernzielorientierung vs. Leistungszielorientierung (Dweck, 1999)

- Intrinsische Motovation vs. extrinsische Motivation

Flow (Csikszentmihalyi)

- Aufgehen in Tätigkeit, höchste Konzentration und starke Abschirmung ggü. äußeren Reizen

- hohe Freude an Tätigeit

- hohes Ausmaß an erlebter Kontrolle und Selbstwirksamkeit

- reduzierte Selbstaufmerksamkeit

- verändertes Zeitempfinden

- optimales Verhältnis aus Anforderung und Leistungsvoraussetzung (Flow Channel)

Inhaltstheoretische vs. Prozesstheoretische Modelle

Inhaltstheoretische Modelle:

Frage nach dem „Warum“, d.h. warum bzw. durch was ist man zur Arbeit motiviert oder nicht motiviert

Prozesstheoretische Modelle:

Frage nach dem „Wie“, d.h. nach den psychologischen Prozessen, die Werte/Anreize in

Motivation und Motivation in Handeln transformieren

Inhaltstheorien der Arbeitsmotivation

- Bedürfnispyramitde (Maslow)

- Motivtheorie (McClelland 1964)

- Selbstbestimmungstheorie (Deci & Ryan 1985)

- Korrumpierungseffekt

- Zwei-Faktoren-Theorie (Herzberg, Mausner & Snyderman, 1959)

- Job-Characteristics-Model (Hackman & Oldham)

 

Bedürfnispyramide nach Maslow

- Selbstverwirklichung, Achtung/Wertschätzung, Soziale Bedürfnisse, Sicherheit, Psy. Grundbedürfnisse

- Präpotenzannahme; Handlungswirksam erst, wenn darunter liegende Bedürfnisse erfüllt sind

--> Empirisch nicht bestätigt! Motivabgrenzung schwierig!

Motivtheorie McClelland (1964)

3 Grundmotive (Präferenzen für das Erlfeben bestimmter emotionaler Erfahrungen, bei Personen unterschiedlich ausgeprägt):

- Leistungsmotiv

- Machtmotiv

- Anschlussmotiv

spezifische BVorhersage für Arbeitskontext möglich, empirisch bewährt aber mit geringen Effektstärken! (z.B, Manager erfolgreich wenn hohes Macht- und geringes Anschlussmotiv)

Selbstbestimmungstheorie (Deci & Ryan, 1985)

3 Grundmotive, für alle Menschen fundamental:

- Autonomie/Selbstbestimmung

- Kompetenz

- Sozialer Bezug

Bedürfnisse erfüllt --> intrinsisch (oder zumindest autonom) motiviertes Handeln

- empirisch gut (aber mit geringen Effektstärken) bestätigt

--> unter welchen Umständen Menschen eine intrinsische Motivation entwickeln: Slebstbestimmtheit (=subjektiv erlebte Entscheidungsfreiheit) --> Gefühl hoher verfügbarer Energie und aktiveres Verhalten

 

Korrumpierungseffekt

externe Belohnung für eigentlich intrinsisch motivierte Tätigkeit untergräbt intrinsische Motivation

v.a. dann, wenn Leistungsanreize als Instrument der Kontrolle erlebt werden (Bedürfnis nach Selbstbestimmung wird untergraben)

von Deci et al 1999 nachgewiesen für erwartete materielle Belohnung, NICHT für nichterwartete Belohnung!

Verbale Belohnung (Lob): positiver Effekt auf intrinsische M otivation (wenn nicht kontrollierend eingesetzt)

2 Faktoren Theorie (Herzberg)

- Inhaltsfaktoren: Motivatoren, deren Fehlen neutral ist

- Hygienefaktoren: De-Motivatoren, deren Anwesenheit neutral wirkt

 

einflussreich, aber in Vorhersagen nicht bestätigt!

Job-Characteristics-Model (Hackman & Oldham)

- gute Kriteriumsvalidität für Arbeitszufriedenheit (r=.39 bis r=.74)

- intrinsische Motivation fast nie erhoben!

Gleichung Motivationspotenzial (Job-Characteristics-Model)

multiplikative Verknüpfung theoretisch fragwürdig: kein Feedback = Motivation 0

Prozesstheorien der Arbeitsmotivation

- Handlungsphasen nach Heckhausen (1989)

- VIE-Theorie (Vroom, 1964)

- Zielsetzungstheorie (Locke & Latham 1990)

- Equity-Theorie (Adams, 1963)

 

Handlungsphasen nach Heckhausen (1989)

VIE-Theorie (Vroom, 1964)

- metaanalytisch bestätigt

- Theorieüberprüfung methodisch anspruchsvoll (within-subjects-designs)

- hohe Kriteriumsvalidität (r=.59 für Anstrengung und r=.49 für Verhaltensintentionen)

Zielsetzungstheorie (Locke & Latham 1990)

SMART-Regel (Zielsetzungstheorie)

Equity Theorie (Adams 1963)

Kritikpunkte:

- Sie geht davon aus, dass sich Menschen rational verhalten, was nicht immer der Fall ist

- Sie berücksichtigt nur die Verteilungsgerechtigkeit. Andere Gerechtigkeitsarten, wie die prozedurale Gerechtigkeit, werden nicht beachtet.

- Die meisten Studien zur Equity-Theorie sind im Labor durchgeführt worden.

- Die Theorie konnte eher für Situationen, bei denen Unter-bezahlung statt Überbelohnung vorliegt, bestätigt werden.

Definition Arbeitszufriedenheit

Arbeitszufriedenheit ist das, was Menschen in Bezug auf ihre Arbeit und deren Facetten denken und fühlen.

Es ist das Ausmaß, in dem Menschen ihre Arbeit mögen (Zufriedenheit) oder nicht mögen (Unzufriedenheit).

Unterschied Arbeitsmotivation / Arbeitszufriedenheit

Arbeitszufriedenheit bezieht sich darauf, wie ein Mitarbeiter seine Arbeit wahrnimmt und empfindet, wohingegen sich die Arbeitsmotivation stärker auf Verhaltensdispositionen in Hinblick auf Art, Auswahl, Stärke und Intensität des Verhaltens bezieht.

Während Arbeitszufriedenheit einen eher retrospektive Ausrichtung besitzt, hat die Arbeitsmotivation eine stärker prospektive Orientierung.

Arbeitszufriedenheit

- affektive Bewertungsreaktion

- Bedürfnisbefriedigung

- (aufgehobene) Soll-Ist-Differenz

- Einstellung zur Arbeit bzw. zu Aspekten der Arbeitssituation

je nach Studie sind 80-95% der Personen mit ihrer Arbeit zufrieden! Mögliche Gründe:

- Zweifel an Anonymität der Befragung

- Global formulierte Items

- Konvention

-Dissonanzreduktion

- Reduktion des Anspruchs an die Arbeit

Formen der Arbeitszufriedenheit (nach Bruggemann 1975)

Antezedenzien von Arbeitszufriedenheit

- Führungsstil: Zusammenhang zwischen der Mitarbeiter-orientierung der Führungskräfte und der Arbeitszufriedenheit: r = .40; Zusammenhang zwischen Aufgabenorientierung und der Arbeitszufriedenheit: r = .19 (Judge et al., 2004); aber: Daten mitunter aus Querschnittstudien

- positive Zusammenhänge zwischen dem Alter und der Arbeitszufriedenheit. Mögliche

Gründe: mit dem Alter steigen meist auch Gehalt und Status, Veränderung der  Erwartungen an die Arbeit, Kohorteneffekte, Selektionseffekte

- Persönlichkeit: positive Zusammenhange der generellen Selbstwirksamkeit (r = .45), der internen Kontrollüberzeugung (r = .32), dem Selbstwertgefühl (r = .26), und der emotionalen Stabilität (r = .24) mit der Arbeitszufriedenheit

- Aufgabencharakteristika (JCM): r= .20 bis .34

- Organisationale Bedingungen:

--- Bezahlung: r= .17 bis .26

--- Kollegen: r= .30

---Beförderung: r = .28

--- Management: r=.42

Konzequenzen von Arbeitszufriedenheit

- Gesundheit, Absentismus und Fluktuation

- Organisationale Bindung

- Organizational Citizenship Behavior (positives Verhalten gegenüber der Organisation, das über die formal vorgeschriebenen Pflichten bei der Arbeit hinausgeht)

- Zusammenhang Arbeitszufriedenheit und Leistung : r = .30. Aber: Kausalität unklar (Zufriedenheit kann Leistung beeinflussen, aber auch umgekehrt; außerdem Einfluss von Drittvariablen, z.B. Wirtschaftslage)

Eignungsdiagnostik als Passungsanalyse (Schuler)

Kategorien des PE-Fit (Kristof-Brown 2005)

Idealtypischer Ablauf von Personalauswahl

Trimodaler Ansatz (Schuler)

- Biographieorientierte Verfahren

- EIgenschaftsorientierte Verfahren

- Simulationsorientierte Verfahren

 

3 Methoden der Anforderungsanalyse

Hauptinformationsquellen der Arbeitsanalyse

Ebenen der ANforderungsanalyse

Critical Incident Technique (Flanagan 1954)

- ursprünglich für Leistungsbeurteilung konzipiert

- halbstandardisiert

- Experten werden zu Bedingungen erfolgskritischen Verhaltens befragt (schlüsselsituationen schildern, in denen jemand eine Tätigkeit besonders gut oder schlecht beherrscht)