4. Ethik

Zum Verhältnis von Wirtschaft und Ethik

Zum Verhältnis von Wirtschaft und Ethik

Gino Clavuot

Gino Clavuot

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Langue Deutsch
Catégorie Gestion d'entreprise
Niveau Université
Crée / Actualisé 20.11.2013 / 24.09.2019
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Ausgangsselbstverständlichkeit

Moral und Wirtschaft werden häufig als grundsätzlich spannungsvolles Verhältnis wahrgenommen. Inwiefern macht das Sinn? 

 

 

  • Die meisten handeln in der Regel moralkonform. 

  • Unternehmen sind kollektive Akteure    

  • Negatives Vorurteil gegenüber Wirtschaft und Management ist aus Perspektive der Ethik unangebracht. 

Ethische Herausforderungen von Unternehmen    

 

  • Stakeholder bringen ihre spezifische Interessen  ins Spiel

  • Transnationaler Bereich welcher Menschenrechte oder Umweltschutzstandards nicht respektieren

  • Unternehmen stehen unter Dauerbeobachtung (Reputation)

 

Unternehmen reagieren darauf mit ethischen Kodizes; 

Corporate Social Responsibility-Programmen (CSR), Nachhaltigkeitsberichterstattungen, Stakeholderdialogen, Ethikverantwortlichen usw. 

Ziele von Unternehmen:    

Gewinnerzielung   

 

Gewinnerzielung ist ein zentrales und moralisch legitimes (jedenfalls erlaubtes) Ziel von Unternehmen: 

 

  1. Es werden Produkte und Dienstleistungen für Menschen generiert;

  2. Menschen können dadurch ihren Lebensunterhalt verdienen; und

  3. der Staat erhält via Steuern Ressourcen für seine Aufgaben. 

 

 

Vierfache Verantwortung von Unternehmen (Archie B. Carroll 1991) 

 

  1. Economic responsibilities: am Markt erfolgreich sein

  2. Legal responsibilities: die bestehenden Gesetze einhalten

  3. Ethical responsibilities: darüber hinaus gehende soziale und ökologische Ansprüche an das Kerngeschäft

  4. Philanthropic responsibilities: über das Kerngeschäft hinausgehendes gesellschaftliches Engagement («charity») 

 

Ziele von Unternehmen: ... nicht nur Gewinne:

 

  • Zufriedenheit von Mitarbeiter/innen-, Kunden/innen- und Lieferanten/innen; Stolz auf ein gutes Produkt; «creating shared value» usw. 

 

  • Beachte: Wirtschaftliches Handeln setzt per se moralische Normen und Werte voraus: bspw. die Anerkennung von Eigentumsrechten; die wechselseitige Verbindlichkeit von Verträgen; das Verbot von Zwang und Gewalt.

 

  • Ohne Werte wie Loyalität, Respekt, Fairness, Ehrlichkeit usw. kann kein Unternehmen auf die Dauer funktionieren. 

 

 

Der offensichtliche Konflikt zwischen Moral und Wirtschaft 

 

  • Moralisch klar verbotene Aktivitäten (Menschenrechts- verletzungen) lassen sich durch ökonomische Ziele  nicht rechtfertigen. 

--> UG nicht als Selbstzweck betrieben werden. 

 

alisch verbotene wirtschaftliche Aktivitäten    

  • Arbeitsbedingungen: Ausbeutung
  • Verletzung von Eigentumsrechten    
  • Einwirkungen auf natürliche Umwelt     
  • Falsche Aussagen oder Betrug    
  • «Blosse Instrumentalisierung» von Arbeitnehmenden      

Moralisch frag-würdige Aktivitäten    

 

  • Die Produktion von und der Handel mit bestimmten Produkten und Dienstleistungen (Drogen, Pornografie)

  • Moralisch und rechtlich fragwürdige Geschäftspartner

  • Geschäfte mit Partnern in problematischen politischen Kontexte    

Aussermoralische Werte bspw:

ökonomische Werte

 

  • Effektivität, Effizienz, Profitabilität, Investitionskraft oder Wettbewerbsfähigkeit 

 

Viele der damit einhergehenden Fragen und Herausforderungen sind nicht an sich moralisch relevant, können aber mit moralischen Normen und Werten konfligieren 

Staatliche Rahmenbedingungen und Regulie- rungen als Ort der Moral (Variante 1) 

  • «Das Grundproblem der Unternehmensethik besteht darin, zur Lösung des Konflikts von Gewinn und Moral in einer....

  • ethisch begründbaren sowie ökonomisch implementierbaren Form beizutragen.» 

Primat der Ethik (Variante 2)    

 

  • Moralische Normen und Werte sollen hier durch ethische Selbstver- pflichtung der Wirtschaftsakteure direkt in das Wirtschaftssystem integriert werden. 

  • Wird eine normative Logik der andern untergeordnet («integriert»). 

Eine Weiterentwicklung (Variante 3)    

  • Falls es keine staatlichen Rechte zum Schutz basaler moralischer Interessen und Güter gibt oder diese nicht umgesetzt werden, haben wirtschaftliche Akteure die Pflicht, die entsprechenden moralischen Verbote und Gebote von sich aus zu beachten 

Eine Weiterentwicklung (Variante 3)    

 

(3 Punkte)

 

  • Moralisch verbotene Aktvitäten lassen sich durch ökonomische Ziele  allein nicht rechtfertigen

 

  • Die Implementierungsforderung ist legitim  

 

  • Viele der ethischen Herausforderungen, vor denen Unternehmen stehen, müssen nicht als Konflikt von Moral und Gewinn interpretiert werden

Nachteile durch Ethik?    

 

  • Wenn spezifische, ethische Entscheide und Standards für Unternehmen gravierende Nachteile am Markt bringen würden, ist deren Akzeptanz und Umsetzung unwahrscheinlich oder unzumutbar. 

  • Bis wohin reicht die Verantwortung von Unternehmen?    

Reputation durch Ethik    

«green-» oder «bluewashing»?

 

  • Freiwillig eingegangene moralische Verpflichtungen können sich lohnen: Reputationsgewinne oder Vermeidung von Reputationsrisiken als moralexterne Anreize 

 

  • Eine gewisse Spannung zur Eigenlogik der Moral bleibt: 

Moralische Normen und Werte sollten um ihrer selbst willen (Deontologie) oder wegen ihrer moralisch positiven Folgen für alle Betroffenen (Konsequentialismus) eingehalten werden. 

Unternehmen, die «ethisch geführt» sind:

  • gute Reputation    
  • gute Produkte und Dienstleistungen    
  • zufriedene und loyale Mitarbeitende    
  • Wettbewerbsvorteile
  • Kreis von ethischen Investoren attraktiv