3 VWL 9
Eisenhut – Aussenwirtschaft und Wechselkurse
Eisenhut – Aussenwirtschaft und Wechselkurse
Kartei Details
Karten | 15 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Marketing |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 23.09.2016 / 28.09.2019 |
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Was erfasst die Zahlungsbilanz? Was halten Sei von dem Begriff?
Sie erfasst die Transaktionen der Inländer mit dem «Rest der Welt».
Kein guter Begriff, weil es sich erstens nicht um eine Bilanz handelt (es werden nicht Bestandes-, sondern Flussgrössen erfasst) und zweitens werden nicht nur Zahlungen, sondern z. B. auch Kreditgewährungen erfasst.
Erklären Sei die Bedeutung eines Leistungsbilanzdefiztis und dessen Folgen auf die Kapitalbilanz.
Ein Defizit in der Leistungsbilanz bedeutet, dass im Handel mit dem Ausland mehr ausgegeben als eingenommen wird.
Deshalb muss die Kapitalbilanz einen Überschuss ausweisen, d.h. der Nettozugang von Aktiven ist grösser als von Passiven, wodurch die Verschuldung im Ausland steigt.
Welches sind die Teilbilanzen der Leistungsbilanz der Schweiz?
Welche dieser Teilbilanzen weisen normalerweise einen Überschuss aus? Welche eine Defizit?
- Handelsbilanz,
- Dienstleistungsbilanz,
- Bilanz der Primäreinkommen (Arbeits- und Kapitaleinkommen) und die
- Bilanz der Sekundäreinkommen (einseitige Übertragungen).
Normalerweise weisen die Handelsbilanz, die Dienstleistungsbilanz und die Bilanz der Primäreinkommen einen Überschuss aus. Die Bilanz der Sekundäreinkommen ist defizitär.
Weist die Leitungsbilanz der Schweiz ein Defizit oder einen Überschuss aus?
Welche Teilbilanz trägt am meisten zu diesem Saldo bei?
Die Leistungsbilanz weist einen Überschuss aus.
Hauptverantwortlich dafür war in den letzten Jahren der Überschuss in der Handelsbilanz.
Aus welcher Region der Welt stammen die wichtigsten Kunden- bzw. Lieferantenländer der Schweiz?
Die Länder Europas – allen voran Deutschland - sind sowohl die wichtigsten Kunden als auch Lieferanten der schweizerischen Volkswirtschaft.
Weist die Kapitalbilanz der Schweiz einen Überschuss oder ein Defizit aus? Warum?
Die Kapitalbilanz weist – als Spiegelbild der Leistungsbilanz – ein Defizit aus.
Hauptverantwortlich dafür waren in den letzten Jahren die Devisenkäufe der Schweizerischen Nationalbank.
Wie ist es möglich, dass die Kapitalbilanz einen Restposten enthält, der «Lücken und statistischen Fehler»? (Anders: Wei kann man etwas wissen, was man eigentlich nicht weiss?)
Jede Transaktion mit dem Ausland entspricht einem Tauschvorgang. Jede Transaktion löst zwei Ströme aus und erfordert demzufolge zwei Buchungen. In der Zahlungsbilanz muss der Saldo der Leistungsbilanz deshalb dem Saldo der Kapitalbilanz entsprechen.
Weil sie in Wirklichkeit nie aufgeht, ergibt sich eine Position Restposten, bei dem es sich um Lücken und Fehler in der statistischen Erhebung handeln muss.
Die Schweiz ist ein bedeutendes Gläubigerland. In welchen «Formen» ist das schweizerische Vermögen im Ausland angelegt?
Direktinvestitionen, Portfolioinvestitionen und Währungsreserven.
Was besagt die Kaufkraftparitätentheorie?
Weshalb können die Wechselkurse von den Kaufkraftparitäten abweichen?
Aussage: Die Kaufkraftparitätentheorie besagt, dass die Änderung des Wechselkurses durch die Differenz in den Inflationsraten bestimmt wird. Der Wechselkurs sorgt damit für den Ausgleich der Kaufkraft von verschiedenen Währungen.
Abweichungen: Hauptsächlich deshalb, weil ein bedeutender Teil der Nachfrage und des Angebotes aufgrund von reinen Kapitalbewegungen entsteht und nicht aufgrund von Güter- und Dienstleistungskäufen bzw. -verkäufen.
Unter welchen Voraussetzungen spricht man von einer überbewerteten Währung?
Welche Folgen für die Schweizer Volkswirtschaft hat ein überbewerteter Franken?
Eine Währung wird als überbewertet bezeichnet, wenn die Kaufkraftparität nicht gegeben ist, d.h., wenn mit einer bestimmten Summe der einheimischen Währung – umgetauscht in die ausländische Währung – im Ausland mehr gekauft werden kann als im Inland.
Ein überbewerteter Franken schwächt die inländische Konjunktur, es entstehen Absatz-, Ausfuhr- und Beschäftigungsprobleme, insbesondere in der Exportwirtschaft.
Unter welchen Voraussetzungen können Devisenmarkttransaktionen der Notenbanken erfolgreich sein?
Es darf sich nur um kurzfristige Störungen handeln, langfristige Trends der grundlegenden Marktkräfte können durch die Nationalbanken nicht umgekehrt werden (bzw. die Nationalbanken sind nicht bereit, die Opportunitätskosten zu tragen – wie die Aufhebung des Mindestkurses gegenüber dem Euro im Januar 2015 gezeigt hat).
Erhöht wird die Erfolgswahrscheinlichkeit, wenn gemeinsame Interventionen von verschiedenen Nationalbanken koordiniert werden.
Welches sind die Hauptvorteile, welche die Hauptnachteile flexibler Wechselkurse?
Schwankende Wechselkurse widerspiegeln unterschiedliche wirtschaftliche und politische Entwicklungen von Ländern. Flexible Wechselkurse erlauben den Nationalbanken eine autonome Geldpolitik zu betreiben.
Unsichere Kalkulations- und Handelsbasis, die den freien Verkehr behindern; Beschäftigungsschwankungen in der Exportwirtschaft.
Welche Aufgaben erfüllt der Internationale Währungsfond IWF?
Er übernimmt die Rolle des Bankiers (Sonderziehungsrechte), die Rolle des Polizisten (Bedingungen für die Geldvergabe) und die Rolle des Doktors (verschiedene Fazilitäten für bestimmte «Krankheiten»).
Weshalb strebte die EU eine Währungsunion an?
Welches waren die Hauptargumente der Kritiker?
Senkung der Transaktionskosten, Steigerung des Wachstums, Erhöhung der Preisstabilität, Harmonisierung des Zinsniveaus, Stärkung der politischen Einigung.
Unterschiedliche Wirtschaftsstrukturen, Wirtschaftspolitiken und Kulturen bewirken unterschiedliche Entwicklungsmuster, welche bei einer gemeinsamen Währung zu grossen Problemen führen. Ohne politische Union kann eine Währungsunion nicht überleben (wie die Geschichte zeigt). Die notwendige Solidarität für Transferzahlungen (um Wohlstandsunterschiede auszugleichen) ist in der EU nicht vorhanden.
Warum hat die SNB im September 2012 einen CHF–€-Mindestkurs eingeführt und im Januar 2015 wieder aufgegeben?
Einführung des Mindestkurses: Gründe für die Einführung des Mindestkurses für den Euro: Die massive und schnelle Aufwertung des Frankens – trotz Devisenmarktinterventionen der SNB – erhöhte die Gefahren einer tiefen Rezession und einer Deflation. Gemäss Kaufkraftparitäten war der Franken zudem deutlich überbewertet.
Konsequenzen für die Geldpolitik: Der Handlungsspielraum in der Geldpolitik wird durch die Euro-Untergrenze eingeschränkt, der Fokus gilt dem Wechselkurs – Zinsen, Inflation oder Geldmengen haben sich diesem Ziel unterzuordnen.
Aufhebung des Mindestkurses: Gründe: Unterschiede in der geldpolitischen Ausrichtung der USA (zögerliche Straffung) und der EU (expansive Geldpolitik) haben sich im Laufe des Jahres 2014 verstärkt. Deutliche Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar als Folge, wodurch sich auch der Franken zum US-Dollar abgeschwächt hat. Aufwertungsdruck für den Franken nahm zu und die SNB bewertete das Kosten-Nutzen-Verhältnis von weiteren massiven Devisenkäufen per Saldo als negativ. Aus dem Auseinanderlaufen von Euro- und Dollar-Kurs liesse sich ablesen, “dass der Versuch, sich à tout prix am Mindestkurs festzuklammern, wohl ähnlich aussichtsreich gewesen wäre wie das Unterfangen, den Atlantik austrinken zu wollen“, sagten Vertreter der SNB.
Konsequenzen: Die exportorientierte Industrie, der Detailhandel (Eikaufstourismus) sowie der Tourismus kamen mächtig unter Druck und mussten massive Preissenkungen machen, um die Marktanteile zu verteidigen. Gesamthaft ist das reale BIP im 2015 nur noch knapp 1% gewachsen, das nominelle BIP und das BIP pro Kopf sind gesunken.