006 Motivationen - WISE-25

VO_APSY2_MOT_Motive

VO_APSY2_MOT_Motive


Kartei Details

Karten 18
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 01.12.2025 / 01.12.2025
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1. Motive

Motive

  • Definition: Zeitlich stabile und bereichsübergreifende Wahrnehmungs- und Bewertungsdispositionen.
    → Das heißt: Motive beeinflussen, was wir in einer Situation bemerken, wie wir sie interpretieren und was wir als wichtig oder interessant empfinden.

  • Motive werden oft in Bedürfniskatalogen oder Hierarchien zusammengefasst, sodass man sieht, welche grundlegenden Bedürfnisse und Ziele Menschen haben.

Motive und ihre Gruppen („The Big Three“)

Moderne Forschung konzentriert sich auf drei zentrale Motivtypen:

  1. Leistungsmotive:

    • Ziel: Besser werden, Erfolg haben, kompetent sein.

    • Typische Gefühle: Stolz bei Erfolg, Angst vor Misserfolg, Hoffnung.

    • Beispiel: Ein Student lernt für eine Prüfung, weil er sich verbessern will.

  2. Machtmotive:

    • Ziel: Kontrolle, Einfluss, Selbstständigkeit.

    • Typische Gefühle: Überlegenheit, Hilflosigkeit, Abhängigkeit.

    • Beispiel: Eine Führungskraft möchte Entscheidungen treffen und Verantwortung haben.

  3. Soziale Motive:

    • Ziel: Anschluss, Bindung, Intimität.

    • Typische Gefühle: Nähe, Geborgenheit, Einsamkeit.

    • Beispiel: Ein Kind sucht Freundschaften in der Schule, um sich verbunden zu fühlen.

Funktion von Motiven

a) Ultimatives Ziel (biologisch/evolutionär):

  • Motive haben eine Funktion, die das Überleben und die Fortpflanzung der Art sichert.

  • Beispiel: Anschlussmotivation fördert soziale Bindungen, die Überleben erleichtern.

  • Bernard & Lac (2013) betonen, dass Motive als evolutionär entwickelte Mechanismen sowohl biologische als auch soziale Probleme lösen.

b) Proximales Ziel (direkt im Alltag wirksam):

  • Motive steuern kurzfristig das Verhalten über Affekte (Gefühle):

  • Beispiel: Leistungsstreben → Stolz motiviert zu weiterem Lernen, Angst vor Misserfolg zu Vorsicht.

Die Gefühle wirken dabei als interne Signale, die Handlungen aktivieren oder hemmen, um das jeweilige Ziel des Motivs zu erreichen.

2. Motive
Teil 2

Motive als kognitiv-affektive Module

  • Motive verbinden Denken (kognitiv) und Fühlen (affektiv).

  • Sie haben auch eine körperliche Basis, z. B. Stressreaktionen oder Belohnungsgefühle.

Kurz gesagt: Motive sind wie innere „Motoren“, die steuern, worauf wir achten, wie wir uns fühlen und wie wir handeln – alles mit einem Ziel, das sowohl das eigene Leben als auch das Überleben der Art unterstützt.

 

3. Motivanregung (Murray, 1938) 

1. Grundidee

  • Motivation = „angeregtes Motiv“
    → Motivation entsteht, wenn ein Bedürfnis (need) aktiviert wird.

  • Ein Need wird durch situative Hinweise (presses) ausgelöst, also durch Dinge in der Umgebung, die thematisch zum Bedürfnis passen.

2. Komponenten der Motivanregung

  • Need (Bedürfnis): Psychogenes Bedürfnis, z. B. Leistung, Macht, Anschluss.
  • Press (situative Hinweise): Umweltfaktoren, die das Bedürfnis anregen, z. B. Chancen, Risiken, Herausforderungen.
  • Person: Individuelle Bedürfnisstruktur – wie stark welches Motiv ausgeprägt ist.
  • Verhaltensorganisierende Einheit: Das konkrete Verhalten, das aus der Interaktion von Need und Press entsteht, z. B. Lernen, Entscheidung, Aktion.

3. Ablauf der Motivaktivierung

  1. Person hat ein Bedürfnis (z. B. Leistung).

  2. Umwelt bietet passende Hinweise (z. B. eine herausfordernde Aufgabe).

  3. Bedürfnis wird angeregt → Motivation entsteht.

  4. Motivation führt zu Verhalten, das auf das Bedürfnis abzielt.

Kurz gesagt: Motivation ist das Zusammenspiel von inneren Bedürfnissen und äußeren Anreizen, das das Verhalten steuert.

4. Hauptmotive

1. Hauptmotive

  • Definition: Spezifische Motiv-Module in der Person, also einzelne „Antriebssysteme“ für bestimmte Lebensbereiche.

  • Kernmotive (Big Three):

    1. Leistungsmotiv (LM) – Streben nach Kompetenz und Erfolg

    2. Machtmotiv (MM) – Streben nach Kontrolle und Einfluss

    3. Anschlussmotiv (AM) – Streben nach Nähe, Bindung, sozialer Zugehörigkeit

  • Verhalten:

    • LM → Leistungsverhalten (z. B. Lernen, Wettbewerbe)

    • MM → Dominanzverhalten (z. B. Entscheidungen treffen, Einfluss ausüben)

    • AM → Affiliationsverhalten (z. B. Freundschaften, Beziehungen pflegen)

 

2.Motivationale Orientierungen

Jedes Motiv zeigt Annäherungs- (Hoffnung) und Meid-Komponenten (Furcht), also wie Menschen auf Chancen oder Risiken reagieren.

  • Leistungsmotiv (LM): Hoffnung auf Erfolg / Furcht vor Misserfolg

  • Machtmotiv (MM): Hoffnung auf Kontrolle / Furcht vor Kontrollverlust

  • Anschlussmotiv (AM): Hoffnung auf Anschluss / Furcht vor Zurückweisung

  1. Emotionale Komponenten

Jedes Motiv ist mit typischen Emotionen verbunden, die Verhalten steuern:

  • LM: Stolz, Scham

  • MM: Dominanz, Hilflosigkeit

  • AM: Vertrautheit, Einsamkeit

Kurz gesagt: Motive sind innere Antriebe, die durch Situationen aktiviert werden. Sie steuern Verhalten und sind mit Hoffnung oder Furcht verknüpft, wodurch eine Verbindung entsteht: Bedürfnis → Motivation → Verhalten → Emotion.

5. Bedürfniskatalog (Murray, 1938)

1. Bedürfniskatalog

  • Murray erstellte eine Liste von 27 universellen Motiven, die das Zusammenspiel von Person und Umwelt beschreiben.

  • Ziel: alle relevanten Antriebe des Menschen systematisch erfassen.

2. Arten von Bedürfnissen

  1. Primäre Bedürfnisse (viscerogenic)

    • Biologisch verankert, grundlegend für Überleben und Körperfunktion

    • Beispiele: Sexualität, Leidvermeidung

  2. Sekundäre Bedürfnisse (psychogenic)

    • Psychologisch, kulturell geprägt, nicht lebensnotwendig, aber für das soziale und persönliche Leben wichtig

    • Beispiele: Verstehen, Dominanz, Ordnung

3. Kritik am Katalog

  • Ähnlich wie Instinktkataloge: Probleme bei Vollständigkeit

    • Auswahl der Bedürfnisse wirkt teilweise beliebig

  • Lösung: Man kann die Vielzahl der Needs zu wenigen elementaren Motivklassen zusammenfassen, z. B.:

    • Leistung

    • Macht

    • Anschluss

Kurz gesagt:
Murrays Katalog ist ein Versuch, alle menschlichen Motive systematisch zu erfassen, unterscheidet zwischen biologischen und psychologischen Bedürfnissen, hat aber die Schwäche, dass die Liste nicht vollständig oder einheitlich ist. Deshalb werden heute meist drei zentrale Motive verwendet.

6. Bedürfnishierarchie 1.0 (Maslow, 1943) 

1. Grundidee

  • Bedürfnisse sind hierarchisch organisiert:

    • Basale Bedürfnisse (z. B. Nahrung, Sicherheit) sind einflussreicher und treten früher im Leben auf.

    • Höhere Bedürfnisse (z. B. Selbstverwirklichung) treten später und bauen auf den basaleren auf.

  • Sequentielle Befriedigung:

    • Bedürfnisse werden von unten nach oben erfüllt: Erst die Grundbedürfnisse, dann soziale und schließlich Wachstumsbedürfnisse.

2. Zwei Typen von Bedürfnissen

  1. Defizitbedürfnisse (stillbar):

    • z. B. Nahrung, Sicherheit, soziale Zugehörigkeit

    • Mangel motiviert das Verhalten, Befriedigung reduziert Motivation

  2. Wachstumsbedürfnisse (nicht stillbar):

    • z. B. Selbstverwirklichung

    • Motivation bleibt auch nach teilweiser Erfüllung bestehen

3. Kritik an Maslow

  • Situation/Anreiz wird nicht berücksichtigt → Motivation hängt auch von Umweltreizen ab.

  • Vage und kulturabhängig → Was als „Selbstverwirklichung“ gilt, ist kulturell unterschiedlich.

  • Geringe empirische Gültigkeit → Reihenfolge und Kategorisierung sind nicht immer beobachtbar.

  • Beliebige Zusammenstellung → Hierarchie wirkt nicht universell, eher als grobes Modell.

Kurz gesagt:
Maslows Hierarchie ist ein modulares Modell, das zeigt, dass Menschen zuerst ihre Grundbedürfnisse befriedigen und dann höhere Ziele verfolgen. Es erklärt Motivation prinzipiell, berücksichtigt aber nicht die Situation oder individuelle Unterschiede.

7. Säulenheilige

Beispiel Säulenheilige – Simeon der Stylit

  • Wer: Simeon der Stylit, syrischer Asket (389–459).

  • Lebensweise:

    • 37 Jahre auf einer Säule unter freiem Himmel, ohne sie je zu verlassen.

    • Extrem asketisch – völliger Verzicht auf Komfort und materielle Bedürfnisse.

  • Bezug zur Bedürfnishierarchie:

    • Simeon zeigt ein extremes Beispiel für Verringerung der Defizitbedürfnisse, um sich höheren Wachstumsbedürfnissen (spirituelle Selbstverwirklichung) zu widmen.

    • Er hat grundlegende physiologische und soziale Bedürfnisse weitgehend eingeschränkt, um ein übergeordnetes Ziel zu erreichen.

8. Bedürfnishierarchie 2.0

1. Grundidee der Revision

  • Maslow ergänzte sein ursprüngliches Modell um Selbsttranszendenz.

  • Selbsttranszendenz:

    • Streben nach einem Sinn, der über die eigenen Interessen hinausgeht.

    • Suche nach transpersonalen Erfahrungen, z. B. spirituelle Erfüllung, Engagement für andere.

  • Grundlage: Humanistische Psychologie (Koltko-Rivera, 2006).

2. Die Hierarchie der Bedürfnisse (2.0)

  • Self-Transcendence: Sinn über das Selbst hinaus – Altruismus, Spiritualität, transpersonale Erfahrungen

  • Self-Actualization: Selbstverwirklichung – Moralität, Kreativität, Spontaneität, Problemlösung, Akzeptanz der Realität

  • Self-Esteem: Selbstwert – Selbstvertrauen, Leistung, Respekt für andere, Anerkennung durch andere

  • Belonging: Soziale Bindung – Freundschaft, Familie, sexuelle Intimität

  • Safety: Sicherheit – Körperliche Sicherheit, Arbeitsplatz, Ressourcen, Gesundheit

  • Physiological: Grundbedürfnisse – Atmen, Nahrung, Wasser, Schlaf, Ausscheidung

3. Wichtige Punkte

  • Bedürfnisse bauen aufeinander auf, aber können flexibler gleichzeitig wirksam sein als in Maslow 1.0.

  • Selbsttranszendenz zeigt, dass Motivation nicht nur persönlich, sondern auch überpersönlich sein kann.

9. Bedürfnishierarchie 3.0

1. Grundidee

  • Evolutionsbasierte Motivauswahl:

    • Bedürfnisse werden danach ausgewählt, welche die Überlebens- und Fortpflanzungschancen verbessern.

  • Hierarchie bezieht sich nur auf Ontogenese:

    • Welche Bedürfnisse wann im Leben auftreten, ist entscheidend, nicht die Stärke an sich.

  • Aktivierung durch passende Cues:

    • Motivation entsteht durch situative Hinweise (Cues), nicht streng hierarchisch von unten nach oben.

2. Wichtige Motivbereiche

  • Parenting: Fürsorge und Schutz von Nachkommen

  • Mate Retention: Bindung und Erhalt der Partnerschaft

  • Mate Acquisition: Partnersuche und Fortpflanzung

  • Status/Esteem: Soziale Anerkennung und Prestige

  • Affiliation: Soziale Bindungen und Freundschaften

  • Self-Protection: Schutz vor Gefahren, Sicherheit

  • Immediate Physiological Needs: Grundlegende körperliche Bedürfnisse wie Nahrung, Wasser und Schlaf

3. Wichtige Unterschiede zu Maslow 1.0/2.0

  • Nicht hierarchisch: Motivation hängt von aktuellen Umweltreizen ab, nicht nur von unbefriedigten Bedürfnissen.

  • Evolutionspsychologisch fundiert: Fokus auf Überleben und Fortpflanzung, nicht auf Selbstverwirklichung oder Selbsttranszendenz.

Kurz gesagt:
Die Hierarchie 3.0 zeigt, dass Motivation situativ und biologisch sinnvoll ist – Menschen werden durch Umweltreize aktiviert, die ihre evolutionären Bedürfnisse ansprechen.

10. Humanistischer Ansatz 

1. Grundidee

  • Menschen streben nach Wachstum, Entfaltung und Verwirklichung ihres Potentials.

  • Grundlegende Bedürfnisse wie Selbsterhaltung sind diesem höheren Streben untergeordnet.

  • Motivation wird nicht nur durch Mangel getrieben, sondern von innen heraus durch das Bedürfnis, sich zu entwickeln.

2. Rogers’ Perspektive (1979)

  • Der Mensch ist ein ständig suchendes, initiierendes Wesen – immer aktiv, „up to something“.

  • Die Hauptenergiequelle liegt im ganzen Organismus, nicht nur in einzelnen Teilen.

  • Einfach gesagt: Motivation ist die Tendenz zur Selbstverwirklichung.

    • Sie beinhaltet Erhaltung, aber vor allem Verbesserung und Entfaltung des eigenen Potentials.

Kurz gesagt:
Der humanistische Ansatz betrachtet Motivation als innere, positive Kraft, die Menschen dazu bringt, sich ständig zu entwickeln und ihr volles Potenzial zu entfalten, anstatt nur Defizite zu kompensieren.

11. Selbstbestimmungstheorie (Ryan & Deci, 2000) 

1. Grundidee

  • Menschen besitzen drei angeborene, universelle und unstillbare Grundbedürfnisse.

  • Diese Bedürfnisse sind wachstumsorientiert, also motivieren nicht nur zum Überleben, sondern zur persönlichen Entfaltung.

  • Sie gelten kulturübergreifend, unabhängig von sozialen oder historischen Kontexten.

2. Die drei Grundbedürfnisse

  • Autonomie: Bedürfnis, eigenständig Entscheidungen zu treffen und das eigene Leben zu steuern

  • Kompetenz: Bedürfnis, fähig und effektiv zu handeln und Aufgaben erfolgreich zu bewältigen

  • Soziale Eingebundenheit (Relatedness): Bedürfnis nach Verbundenheit, Zugehörigkeit und Beziehungen zu anderen Menschen

3. Kernpunkte

  • Motivation entsteht, wenn diese drei Bedürfnisse befriedigt werden.

  • Werden sie nicht erfüllt, kann dies zu Demotivation, Unzufriedenheit oder reduzierter Leistungsbereitschaft führen.

  • SDT unterscheidet sich von defizitorientierten Theorien: Fokus liegt auf Wachstum, Entwicklung und Selbstverwirklichung.

Kurz gesagt:
Die Selbstbestimmungstheorie erklärt Motivation durch drei universelle Grundbedürfnisse, die Menschen antreiben, ihr Potential zu entfalten, effektiv zu handeln und soziale Bindungen zu pflegen.

12. Psychological Needs Model (Dweck, 2017) 

1. Grundidee

  • Motivation wird durch Bedürfnisse gesteuert, die teilweise angeboren (primär) und teilweise emergent/sekundär sind.

  • Bedürfnisse treiben das Streben nach Wachstum, Lernen und sozialer Eingebundenheit an.

2. Primäre (angeborene) Bedürfnisse

  • Streben nach Einsicht / Neugier: Motivation, Neues zu entdecken, zu lernen und zu verstehen

  • Streben nach Kompetenz: Wunsch, fähig und erfolgreich zu handeln

  • Streben nach Anschluss / sozialer Eingebundenheit: Bedürfnis nach Beziehungen, Zugehörigkeit und sozialen Bindungen

3. Sekundäre (emergente) Bedürfnisse

  • Entstehen durch Erfahrungen und Umwelt.

  • Sie bauen auf den primären Bedürfnissen auf, z. B. spezifische soziale Anerkennung oder bestimmte Lernziele.

Kurz gesagt:
Dwecks Modell erweitert die Grundidee der Selbstbestimmungstheorie, indem es angeborene Kernbedürfnisse identifiziert, die durch erlernte, situative Bedürfnisse ergänzt werden, um Motivation und Verhalten zu erklären.

13. Psychologische Grundbedürfnisse 

1. Bedürfnis nach Kompetenz

  • Menschen streben danach, fähig und wirksam zu sein.

  • Dazu gehört das Verbessern der eigenen Fertigkeiten, Leistung zeigen, Neugier befriedigen und Neue Erfahrungen entdecken.

  • Beispiele: Lernen, Herausforderungen meistern, sich beweisen.

2. Bedürfnis nach Autonomie

  • Menschen möchten eigenständig handeln und ihre Umgebung verstehen.

  • Dazu gehören Vorhersagbarkeit, Informiertheit, Situationsverständnis, Einfluss und Kontrolle über das eigene Leben.

  • Ziel: Entscheidungen bewusst treffen und selbstbestimmt handeln.

3. Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit

  • Menschen wollen akzeptiert und zugehörig sein.

  • Wichtige Aspekte: Bindung, Zuneigung, Liebe, soziale Wärme, Anerkennung, Respekt.

  • Ziel: stabile, positive Beziehungen aufbauen und pflegen.

4. Physiologische Grundbedürfnisse

  • Basis für alles andere: Nahrung, Wasser, Schlaf, Schmerzvermeidung, Ausscheidung.

  • Werden diese nicht befriedigt, haben sie Vorrang vor allen psychologischen Bedürfnissen.

Kurz gesagt: Die psychologischen Grundbedürfnisse nach Kompetenz, Autonomie und sozialer Eingebundenheit bilden die Grundlage für Wachstum, Motivation und Selbstverwirklichung, während physiologische Bedürfnisse die lebensnotwendige Basis darstellen.

14. Universelle Bedürfnisse (Tay & Diener, 2011) 

1. Grundidee

  • Untersuchung basiert auf der Gallup World Poll mit Daten aus 160 Staaten.

  • Es wurde gefragt, wie gut sechs zentrale Bedürfnisse befriedigt sind und wie das mit Lebenszufriedenheit und subjektivem Wohlbefinden (SWB) zusammenhängt.

2. Zentrale Ergebnisse

  • Befriedigung dieser Bedürfnisse steigert Lebenszufriedenheit weltweit.

  • Grundbedürfnisse (z. B. Nahrung, Sicherheit) sind zentral für Lebenszufriedenheit und für die Vermeidung negativer Emotionen.
    → Unterstützt die Idee des Primats von Defizitbedürfnissen.

  • Soziale Bedürfnisse wirken direkt auf positive und negative Emotionen, unabhängig von der Befriedigung der Grundbedürfnisse.
    → Widerspricht der Idee einer strikten, sequentiellen Bedürfnisbefriedigung.

3. Fazit

  • Motivation und Wohlbefinden werden sowohl durch grundlegende Defizitbedürfnisse als auch durch soziale Bedürfnisse gesteuert.

  • Menschen streben also gleichzeitig nach körperlicher Sicherheit, sozialer Eingebundenheit und Lebensqualität, nicht nur stufenweise von unten nach oben.

15. Intrinsische vs. extrinsische Motivation 

1. Grundidee

  • Intrinsische Motivation:

    • Anreiz liegt in der Tätigkeit selbst.

    • Menschen handeln, weil sie die Tätigkeit interessant oder befriedigend finden.

    • Beispiel: Ein Kind malt, weil es Spaß am Malen hat.

  • Extrinsische Motivation:

    • Anreiz liegt außerhalb der Tätigkeit.

    • Menschen handeln, um Belohnungen zu erhalten oder Strafen zu vermeiden.

    • Beispiel: Ein Kind malt, um Lob oder eine Belohnung zu bekommen.

  • Amotivation:

    • Keine Motivation vorhanden.

    • Handeln wirkt impersonal, ziellos oder unfreiwillig, z. B. bei Inkompetenz oder fehlendem Einfluss.

2. Formen extrinsischer Motivation (Regulatory Styles)

  • External Regulation:

    • Reines Handeln für externe Belohnungen oder zur Vermeidung von Strafe.

    • Beispiel: Arbeiten nur für Geld.

  • Introjected Regulation:

    • Teilweise intern, motiviert durch Ego, Schuld oder Stolz.

    • Beispiel: Lernen, um sich selbst nicht schlecht zu fühlen.

  • Identified Regulation:

    • Persönlich als wertvoll angesehen, bewusstes Akzeptieren der Aufgabe.

    • Beispiel: Sport treiben, weil Gesundheit wichtig ist.

  • Integrated Regulation:

    • Vollständig internalisiert, kongruent mit eigenen Werten.

    • Beispiel: Engagieren in ehrenamtlicher Arbeit, weil es zum Selbstbild passt.

3. Intrinsische Motivation

  • Handeln aus Interesse, Freude oder innerer Befriedigung.

  • Vollständig selbstbestimmt und unabhängig von externen Anreizen.

Kurz gesagt:
Motivation liegt auf einem Kontinuum von nicht selbstbestimmt (Amotivation, externe Kontrolle) bis zu vollständig selbstbestimmt (intrinsisch). Extrinsische Motivation kann durch zunehmende Internalisierung immer selbstbestimmter werden, intrinsische Motivation entsteht direkt aus der Tätigkeit selbst.

16. Korrumpierungseffekt

1. Grundidee

  • Korrumpierungseffekt: Wenn eine Tätigkeit ursprünglich intrinsisch motiviert ist, kann externe Belohnung die intrinsische Motivation reduzieren.

  • Ursache: Die Tätigkeit wird nun als Mittel zur Belohnung wahrgenommen, nicht mehr als Selbstzweck.

2. Befunde aus der Forschung

  • Cameron et al. (2001) führten eine Meta-Analyse von 145 Studien durch.

  • Ergebnis: Der Effekt der übermäßigen Rechtfertigung (externe Belohnung) auf die Verringerung intrinsischer Motivation ist gut dokumentiert, aber hängt von Art der Belohnung und Kontext ab.

    • Belohnungen für interessante Tätigkeiten zeigen den stärksten Korrumpierungseffekt.

    • Belohnungen für unangenehme oder langweilige Tätigkeiten können Motivation sogar steigern.

Kurz gesagt:
Externe Belohnungen können intrinsische Motivation untergraben, vor allem wenn die Aktivität von sich aus Spaß macht. Der Korrumpierungseffekt ist empirisch breit belegt, aber kontextabhängig.

17. Intrinsische Motivation und Leistung 

1. Grundidee

  • Intrinsische Motivation steigert die Leistung besonders dann, wenn:
    a) Qualität der Arbeit wichtiger ist als reine Quantität.
    b) Externe Belohnungen für Leistung kaum relevant oder sichtbar sind.

2. Forschungsergebnis

  • Cerasoli et al. (2014) zeigen in einer Metaanalyse:

    • Intrinsische Motivation hat einen mittelstarken bis starken positiven Effekt auf Leistung.

    • Menschen, die aus Interesse oder Spaß an der Tätigkeit handeln, erzielen oft bessere Ergebnisse als solche, die primär durch Belohnungen motiviert sind.

Kurz gesagt:
Wenn es auf gute Ergebnisse und sorgfältige Arbeit ankommt, ist intrinsische Motivation der entscheidende Leistungsfaktor, stärker als extrinsische Belohnungen.

18. Flow Erleben (Csikszentmihalyi, 1988) 

1. Was ist Flow?

  • Flow ist ein Zustand, in dem man vollständig in einer Tätigkeit aufgeht.

  • Merkmale:

    • Verschmelzung von Denken und Handeln – alles läuft „automatisch“.

    • Hohe Konzentration auf die Aufgabe, Ablenkungen werden ausgeblendet.

    • Selbstvergessenheit – kein Grübeln oder Selbstkritik.

    • Verändertes Zeiterleben – Zeit vergeht wie im Flug oder wird gedehnt.

    • Gefühl der Kontrolle über das eigene Tun.

2. Voraussetzungen für Flow

  1. Passung zwischen Schwierigkeitsgrad und Fähigkeiten

    • Aufgabe darf nicht überfordern, aber auch nicht unterfordern.

  2. Klare proximale Ziele

    • Man weiß genau, was zu tun ist.

  3. Unmittelbares Feedback / Erleben der Handlungsergebnisse

    • Man sieht sofort die Konsequenzen des eigenen Handelns.

Kurz gesagt:
Flow entsteht, wenn eine Person optimal gefordert ist, klare Ziele hat und direktes Feedback erhält, wodurch völlige Vertiefung, Freude und Effektivität in der Tätigkeit möglich werden.

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