001 Motivationen - WISE-25

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Langue Deutsch
Catégorie Psychologie
Niveau Université
Crée / Actualisé 25.10.2025 / 28.10.2025
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1. Was ist Motivation? oder: Woran erkennt man eine "motivierte" Person?

Motivation beschreibt warum wir etwas tun – sie erklärt, wie Verhalten gestartet, aufrechterhalten und gesteuert wird.

Jones (1955): Motivation beantwortet Fragen wie:

Wie startet Verhalten?

Was gibt uns Energie dafür?

Wie bleibt man dran?

Wie wird Verhalten gestoppt?

Welche Gefühle erleben wir dabei?

Beispiel: Du willst für eine Prüfung lernen. Motivation erklärt:

Warum du überhaupt anfängst zu lernen (Start).

Warum du dich trotz Ablenkungen konzentrierst (Energie & Aufrechterhaltung).

Warum du weiterlernst, bis du das Ziel erreicht hast (Zielgerichtetheit).

2. Motivation als Auswahlprozess

Heckhausen (1980) beschreibt Motivation als Prozess, der entscheidet, welches Handeln gewählt wird, wie es gesteuert wird und wie es uns zum Ziel bringt.

Beispiel: Du stehst vor der Wahl:

1. Fernsehserie schauen

2. Für die Prüfung lernen

Motivation hilft dir:

1. Deine Handlung auszuwählen (lernen).

2. Das Lernen zu organisieren (Plan machen).

3. Dranzubleiben, bis du das Ziel erreichst (durchhalten).

3. Motivation als zielgerichtetes Verhalten

Mook (1987): Motivation = Prozesse, die zielgerichtetes Verhalten auslösen und aufrechterhalten.

Beispiel:

Ziel: Fit werden

Motivation: regelmäßiges Joggen, obwohl es anstrengend ist
 

4. Motivation als „milde Besessenheit“

DeCharms (1979): Motivation kann wie eine leichte Besessenheit sein.

Sie bringt uns dazu, uns intensiv auf ein Ziel zu fokussieren.

Beispiel:
Du willst ein Musikinstrument lernen. Motivation = ständiges Üben, bis du Fortschritte siehst, fast wie ein innerer Antrieb, der dich „nicht loslässt“.

 

Eine motivierte Person:

Handelt aktiv und beginnt Aufgaben selbst.

Bleibt dran, auch bei Schwierigkeiten.

Zeigt Interesse und Energie für die Aufgabe.

Steuert sich selbst, passt Pläne an und setzt Ziele.

Sieht Rückschläge als Herausforderung, nicht als Grund aufzugeben.

2. Was erklärt die Motivationspsychologie?

Motivationspsychologie versucht zu erklären, warum Menschen handeln – also zielgerichtetes Verhalten. Dabei betrachtet man vier zentrale Aspekte:

  1. Richtung (Wahl):

    • Welche Handlung wählt eine Person aus?

    • Beispiel: Entscheidet sich ein Kind, Hausaufgaben zu machen oder zu spielen?

  2. Intensität (Anstrengung):

    • Wie stark engagiert sich die Person?

    • Beispiel: Lernt jemand 30 Minuten konzentriert oder nur oberflächlich?

  3. Beginn (Latenz):

    • Wann startet die Handlung?

    • Beispiel: Wartet jemand lange, bevor er mit einer Aufgabe anfängt, oder legt sofort los?

  4. Dauer (Persistenz):

    • Wie lange hält die Person durch?

    • Beispiel: Bleibt jemand bei einer schwierigen Aufgabe, bis sie fertig ist?

Besonders interessant ist dies bei auffälligem Verhalten, das von Normen abweicht, z. B. sehr extremes Durchhaltevermögen oder völlige Antriebslosigkeit. 

3.Motivationspsychologie im Alltag

Im Alltag versuchen wir oft, Verhalten einfach zu erklären, indem wir Gründe zuschreiben:

  • Beispiel: „Lisa ist ehrgeizig, deshalb lernt sie viel.“

  • Man beschreibt die Person mit Eigenschaften: verspielt, sozial, ängstlich, belohnungssüchtig usw.

Problem:

  • Diese Erklärungen sind oft zirkulär: „Lisa lernt viel, weil sie ehrgeizig ist, und sie ist ehrgeizig, weil sie viel lernt.“

  • Sie haben meist wenig echten Vorhersagewert.

Kurz gesagt:

  • Motivationspsychologie will Handeln verstehen, nicht nur Eigenschaften beschreiben.

  • Sie schaut auf Richtung, Intensität, Beginn und Dauer des Verhaltens.

  • Alltagserklärungen mit Eigenschaften sind oft nicht ausreichend, weil sie nur beschreiben, aber nicht wirklich erklären.

4. Motivationspsychologie als Wissenschaft

Motivationspsychologie als Wissenschaft

Die Motivationspsychologie erklärt Ursache-Wirkungs-Beziehungen – also warum Menschen handeln, wie Motivation entsteht und welche Faktoren Verhalten steuern.

Motive als theoretische Konstrukte

Motive sind unsichtbare Kräfte, die erklären, warum Menschen über die Zeit stabil handeln und sich voneinander unterscheiden.

Aspekte:

  1. Intraindividuelle Stabilität – ähnliche Ziele über die Zeit
    Beispiel: Ein Mensch ist seit Jahren ehrgeizig, unabhängig vom Projekt.

  2. Interindividuelle Variabilität – Unterschiede zwischen Personen
    Beispiel: Manche suchen Abenteuer, andere Sicherheit.

Beschränkung auf wenige grundlegende Motive

Die Theorie geht von einigen zentralen Motiven aus (Äquivalenzhypothese):
Leistung, Macht, Anschluss – diese sollen viele Verhaltensweisen erklären.

Spezifikation situativer Anregungsbedingungen

Nicht nur das Motiv, auch die Situation aktiviert es:

  • Leistung → herausfordernde Aufgaben

  • Macht → Führungsaufgaben

Unabhängige Erfassung von Motiven und Verhalten

Motive und Verhalten müssen separat gemessen werden:

  • Motiv: Fragebogen oder projektive Tests

  • Verhalten: Anzahl freiwillig übernommener Aufgaben

Empirische Prüfung motivationaler Theorien

Methoden:

  1. Experimentell: Motivationsprozesse direkt manipulieren
    Beispiel: Belohnung/Feedback → Leistung ändert sich

  2. Korrelativ: Kognitive/affektive Begleitprozesse messen
    Beispiel: Motivation über Selbstbericht → mit Verhalten korrelieren

5. Allgemeine Verhaltensprinzipien

Hedonismus

Menschen streben nach Lust und vermeiden Unlust.

  • Ziel: eine positive Affektbilanz durch Selbstregulation erreichen.

  • Beispiel: Wir essen Schokolade, weil es Freude bereitet, und vermeiden unangenehme Aufgaben.

Homöostase

  • Aufrechterhaltung eines Gleichgewichtszustands im Körper oder Verhalten.

  • Diskrepanz zwischen IST-Wert (aktueller Zustand) und SOLL-Wert (gewünschter Zustand) wird reduziert.

  • Beispiel: Durstsignal → trinken → Wasserhaushalt wieder im Gleichgewicht.

  • Regelkreis: Abweichung erkennen → Handlung → Rückmeldung → Anpassung.

6. Grundlegende Begriffe der Motivation

  1. Motiv (motive)

    • Zeitlich stabile Wahrnehmungs- und Bewertungsdisposition.

    • Beschreibt Inhaltsklassen von Handlungszielen: z. B. Macht, Anschluss, Leistung.

    • Individuell unterschiedlich ausgeprägt.

    • Beispiel: Eine Person hat starkes Leistungsmotiv → sucht Herausforderungen.

  2. Bedürfnis (need)

    • Latenter, innerer Mangelzustand bzw. Sollwertabweichung.

    • Kann physiologisch, psychologisch oder sozial sein.

    • Beispiel: Hunger (physiologisch), soziale Anerkennung (psychosozial).

  3. Trieb (drive)

    • Defizitgetrieben: entsteht durch Mangelzustände.

    • Aktiviert Spannung, deren Reduktion als angenehm empfunden wird (negative Verstärkung).

    • Beispiel: Durst → trinken → Befriedigung.

  4. Ziel (goal)

    • Kognitive Vorwegnahme einer gewünschten Umweltveränderung durch Handlung.

    • Hierarchisch organisiert: Ober- und Unterziele.

    • Beispiel: Abnehmen → Unterziele: weniger essen, mehr Sport treiben.

  5. Anreiz (incentive)

    • Der „Wert“ eines Objekts oder einer Situation für eine Person.

    • Affektive Reaktion auf bedürfnisrelevante Reize.

    • Arten: intrinsisch (Tätigkeit selbst motivierend) vs. extrinsisch (Ergebnis motivierend).

    • Beispiel: Fahrradfahren macht Spaß (intrinsisch), Belohnung nach Training (extrinsisch).

7. Konzeptuelle Probleme der Motivationspsychologie

  1. Terminologische Verwirrung

    • Schwierigkeit, Motive, Triebe, Bedürfnisse, Emotionen, Traits klar voneinander abzugrenzen.

    • Beispiel: Ist Hunger ein Bedürfnis oder ein Trieb?

  2. Problem der Motivklassifikation

    • Wie viele Motive, Bedürfnisse oder Triebe gibt es?

    • Welcher Abstraktionsgrad ist angemessen?

    • Auf welcher Hierarchiestufe wird das Verhalten betrachtet: Handlung, Aktion, Bewegung?

  3. Gefahr der Zirkularität

    • Motive werden oft aus dem Verhalten erschlossen.

    • Gleichzeitig sollen diese Motive das Verhalten erklären.

    • Problem: Man erklärt etwas mit dem, was man gerade beobachten wollte → zirkulärer Schluss.

Merksatz für die Prüfung:

Konzeptuelle Probleme entstehen durch unklare Begriffe, unsichere Klassifikation von Motiven und die Gefahr zirkulärer Erklärungen.

8.  Was bedeutet Messung von Motivation und wie wird sie gemessen?

Motivation ist ein innerer Zustand, der Verhalten aktiviert, steuert und aufrechterhält.
Da Motivation selbst nicht direkt beobachtbar ist, wird sie über Indikatoren gemessen – durch Verhalten, körperliche Reaktionen und verbale Berichte.

9. Messung über Verhalten

Die Verhaltensbeobachtung zeigt, wie stark Motivation im Handeln sichtbar wird.
Wichtige Indikatoren sind:

  • Aufmerksamkeit: Eine motivierte Person ist konzentriert und fokussiert auf die Aufgabe.

  • Anstrengung: Je mehr körperliche oder geistige Energie investiert wird, desto höher ist die Motivation.

  • Latenz: Eine kurze Reaktionszeit zeigt Handlungsbereitschaft und Interesse.

  • Persistenz: Wer trotz Hindernissen weitermacht, zeigt Durchhaltevermögen und Zielorientierung.

  • Wahlverhalten: Motivierte Personen bevorzugen herausfordernde oder sinnvolle Aufgaben.

  • Auftretenswahrscheinlichkeit: Häufiges Auftreten eines bestimmten Verhaltens weist auf stabile Motivation hin.

  • Ausdrucksverhalten: Gesichtsausdruck, Körperhaltung und Stimme verraten emotionale Beteiligung.

  • Spezielle Verhaltensreaktionen: Bestimmte körperliche Reaktionen, etwa Speichelfluss oder Erektion, sind Indikatoren spezifischer Motive (z. B. Hunger, Sexualtrieb).

10. Messung von Motivation über Physiologie

Körperliche Prozesse geben Aufschluss über die biologischen Grundlagen von Motivation.
Dazu gehören:

  • Hirnaktivität: Besonders das mesolimbische System ist aktiv, wenn Belohnung oder Anreiz erwartet wird.

  • Neurochemische Vorgänge: Neurotransmitter wie Dopamin oder Noradrenalin beeinflussen Antrieb und Belohnungserleben.

  • Hormonelle Aktivitäten: Hormone wie Kortisol (Stress) oder Testosteron (Dominanz) stehen mit Motivation in Zusammenhang.

  • Kardiovaskuläre Reaktionen: Herzfrequenz und Blutdruck verändern sich bei emotionaler oder motivationaler Aktivierung.

  • Elektrodermale Aktivität: Erhöhte Hautleitfähigkeit zeigt Aufregung oder Aufmerksamkeit.

  • Augenbewegungen: Pupillenerweiterung und Fixationsdauer weisen auf Interesse hin.

  • Skelettmuskulatur: Muskelspannung und Bewegungsdynamik spiegeln körperliche Aktivierung wider.

11. Messung von Motivation über verbale Verfahren

Hier geben Personen Selbstauskünfte über ihre Motivation.
Typisch sind Interviews oder Fragebögen, die bewusste Einstellungen, Vorlieben und Ziele erfassen.
Diese Verfahren messen die expliziten Motivanteile – also das, was Menschen bewusst wissen und sprachlich ausdrücken können.

Methodische Probleme
Bei der verbalen Messung treten zwei zentrale Schwierigkeiten auf:

  1. Problem der Qualia:
    Subjektive Erlebnisse wie Motivation oder Emotion sind schwer objektiv zu erfassen, da sie nur innerlich erlebt werden.

  2. Problem des retrospektiven Selbstberichts:
    Menschen erinnern sich oft ungenau an vergangene Motivationszustände.
    Außerdem beeinflussen Sprache und soziale Erwartungen, wie jemand über seine Motivation spricht.

12. Motivdiagnostik > Implizite Motivanteile

mplizite Motivanteile sind unbewusste emotionale Präferenzen und Handlungstendenzen.
Sie steuern Verhalten oft automatisch und sind der bewussten Selbstbeobachtung nicht direkt zugänglich.
Man erkennt sie nicht durch Nachdenken oder Befragung, sondern an spontanen Reaktionen in offenen Situationen.

Merkmale impliziter Motive

Unbewusst: Sie wirken, ohne dass die Person sich ihrer bewusst ist.

Affektiv: Sie basieren auf Gefühlen, nicht auf rationalen Entscheidungen.

Selbstinitiativ: Sie zeigen sich in freien, nicht stark vorgegebenen Situationen.

Stabil: Sie bleiben meist über lange Zeit konstant.

Messung impliziter Motive

Da sie nicht direkt erfragt werden können, nutzt man indirekte (projektive) Verfahren.
Diese Verfahren legen der Person mehrdeutige Reize vor, zu denen sie frei interpretieren oder erzählen soll.
Die Annahme: In diesen Geschichten oder Deutungen spiegelt sich das eigene Motivsystem wider.

Typische Merkmale:

Mehrdeutige Stimuli: Bilder oder Situationen mit Interpretationsspielraum.

Offenes Antwortformat: Keine festen Antwortoptionen.

Indirekte Erfassung: Unbewusste Themen zeigen sich in den Geschichten oder Beschreibungen.


Beispiele projektiver Verfahren

  • Rorschach-Test: Deutung von Tintenklecksen; Rückschlüsse auf emotionale und motivationale Strukturen.

  • Thematischer Apperzeptionstest (TAT): Erzählen von Geschichten zu Bildern; analysiert, welche Motive dominieren.

Beispiele aus dem TAT:
Bild

13. Multi-Motiv-Gitter (MMG)

as Multi-Motiv-Gitter (MMG) ist ein semi-projektives Messverfahren zur Erfassung von Motivation. Es verbindet Merkmale von projektiven Tests (wie dem TAT) und Fragebögen (explizite Verfahren).

Merkmale des MMG

  • Semi-projektiv:
    Die Testperson sieht mehrdeutige Alltagssituationen (z. B. „Eine Person erhält Lob von ihrem Chef“) und wählt anschließend aus mehreren vorgegebenen Antwortsätzen aus.
    Dadurch wird sowohl eine spontane Interpretation als auch eine strukturierte Bewertung ermöglicht.

  • 14 Lebenssituationen:
    Jede Situation ist so gestaltet, dass sie typische Motivthemen ansprechen kann – etwa Leistung, Macht oder Anschluss.

  • Antwortkategorien:
    Zu jeder Situation gibt es mehrere Aussagen, die verschiedene Motive widerspiegeln (z. B. „Ich freue mich, dass ich etwas gut gemacht habe“ = Leistungsmotiv).
    Zusätzlich gibt es Fülleritems, um den Zweck des Tests zu verschleiern und Verfälschung zu vermeiden.

Vorteile des MMG

  • Hohe Retest-Reliabilität:
    Die Ergebnisse sind stabil über die Zeit (r > .80).
    Das bedeutet, dass das Verfahren zuverlässig misst.

  • Geringe soziale Erwünschtheit:
    Da die Testperson keine direkten Fragen zu sich selbst beantworten muss, ist die Verfälschung durch Wunschantworten geringer als bei klassischen Fragebögen.

Fazit

Das MMG misst implizite Motivanteile auf eine strukturierte, ökonomische Weise.
Es eignet sich besonders gut, um Leistungs-, Macht- und Anschlussmotive zu erfassen, ohne dass die Testperson ihre Antworten bewusst steuert.

14. Multi-Motiv-Gitter (MMG)

as Multi-Motiv-Gitter (MMG) ist ein semi-projektives Messverfahren zur Erfassung von Motivation. Es verbindet Merkmale von projektiven Tests (wie dem TAT) und Fragebögen (explizite Verfahren).

Merkmale des MMG

  • Semi-projektiv:
    Die Testperson sieht mehrdeutige Alltagssituationen (z. B. „Eine Person erhält Lob von ihrem Chef“) und wählt anschließend aus mehreren vorgegebenen Antwortsätzen aus.
    Dadurch wird sowohl eine spontane Interpretation als auch eine strukturierte Bewertung ermöglicht.

  • 14 Lebenssituationen:
    Jede Situation ist so gestaltet, dass sie typische Motivthemen ansprechen kann – etwa Leistung, Macht oder Anschluss.

  • Antwortkategorien:
    Zu jeder Situation gibt es mehrere Aussagen, die verschiedene Motive widerspiegeln (z. B. „Ich freue mich, dass ich etwas gut gemacht habe“ = Leistungsmotiv).
    Zusätzlich gibt es Fülleritems, um den Zweck des Tests zu verschleiern und Verfälschung zu vermeiden.

Vorteile des MMG

  • Hohe Retest-Reliabilität:
    Die Ergebnisse sind stabil über die Zeit (r > .80).
    Das bedeutet, dass das Verfahren zuverlässig misst.

  • Geringe soziale Erwünschtheit:
    Da die Testperson keine direkten Fragen zu sich selbst beantworten muss, ist die Verfälschung durch Wunschantworten geringer als bei klassischen Fragebögen.

Fazit

Das MMG misst implizite Motivanteile auf eine strukturierte, ökonomische Weise.
Es eignet sich besonders gut, um Leistungs-, Macht- und Anschlussmotive zu erfassen, ohne dass die Testperson ihre Antworten bewusst steuert.

15. Implizite vs explizite Motive

Motivation kann aus zwei unterschiedlichen Quellen stammen – aus impliziten (unbewussten, gefühlsgeleiteten) und expliziten (bewussten, sprachlich repräsentierten) Motiven. Beide beeinflussen Verhalten, aber auf verschiedene Weise.

1 – Implizite Motive

Definition:
Unbewusste, emotional geprägte Vorlieben und Handlungstendenzen, die Verhalten automatisch auslösen und auf Gefühlen basieren.

Erwerb:
Entstehen durch frühkindliche emotionale Erfahrungen und werden teilweise durch Anlagefaktoren bestimmt.
Sie entwickeln sich also schon vor bewusster Selbstreflexion.

Prädiktive Validität:
Implizite Motive sagen langfristiges Verhalten vorher, besonders Ausdauer, Engagement und Anstrengung (energetisierende Funktion).

2 – Explizite Motive

Definition:
Bewusste, sprachlich repräsentierte Zielorientierungen, die Teil des Selbstkonzepts sind und kontrolliertes Verhalten steuern.

Erwerb:
Entstehen im Laufe der Sozialisation, wenn Menschen lernen, über sich selbst zu sprechen und soziale Erwartungen zu übernehmen.
Sie werden sprachlich vermittelt und durch kulturelle Normen geprägt.

Prädiktive Validität:
Explizite Motive sagen kurzfristiges, zielgerichtetes Verhalten vorher, insbesondere bewusste Entscheidungen und Handlungsrichtung (lenkende Funktion).

 

16. was sind die Unterschied in der Vorhersagekraft die Implizite vs explizite Motive

Unterschied in der Vorhersagekraft

  • Implizite Motive:
    → sagen langfristiges EngagementAnstrengung und Ausdauer voraus (energetisierende Funktion).

  • Explizite Motive:
    → sagen konkrete Handlungsrichtungen und bewusste Entscheidungen voraus (lenkende Funktion).

Take-Home Message

  • Fragebögen und Selbstberichte messen explizite Motive, weil sie auf bewusster Reflexion und Sprache beruhen.

  • Projektive Verfahren (z. B. TAT, MMG) messen implizite Motive, die weniger bewusst, emotional und spontan aktiviert sind.

Beide Motivarten ergänzen sich:
Implizite Motive liefern emotionale Energie, explizite Motive geben dem Verhalten bewusste Richtung.

17. Motivationsförderung > Wie motivieren Sie sich selbst oder andere?

Diagnoseschema – Vier Motivationsprobleme

 

1. Vollständiges Motivationsdefizit:

Keine Motivation vorhanden, weil kein relevantes Ziel oder Bedürfnis angesprochen wird.

Intervention: Interessenförderung, attraktive Ziele schaffen.

2. Anreizdefizit:

Ziel oder Tätigkeit erscheint nicht lohnend genug.

Intervention: Verstärkungspläne, positive Rückmeldung, sinnvolle Belohnungen.

3. Wirksamkeitsdefizit:

Person glaubt nicht, dass sie ihr Ziel erreichen kann (geringe Selbstwirksamkeit).

Intervention: Imaginationstraining, realistische Erfolgserfahrungen, Reappraisal-Training.

4. Volitionsdefizit:

Motivation ist vorhanden, aber Umsetzung scheitert (mangelnde Selbstkontrolle oder Ablenkung).

Intervention: Zielvereinbarungen, Selbstkontrolltraining, Fokussierung, Entspannung, Akzeptanzstrategien.

 

 

18. Motivationstraining – Zwei Ansatzpunkte

Motivation kann verbessert werden, indem man Anreize oder Motive verändert.

i. Anpassung der Anreizstruktur an die Motivstruktur (Aufgabe → Person):

Die Umgebung oder Aufgabe wird so gestaltet, dass sie zu den vorhandenen Motiven passt.

Beispiel: Eine Person mit starkem Leistungsmotiv wird eher durch Einzelwettkampf als durch Teamarbeit angeregt.

ii. Anpassung der Motivstruktur an die Anreizstruktur (Person → Aufgabe):

Die Person lernt, neue Motive oder Interessen zu entwickeln, um mit bestehenden Aufgaben besser umzugehen.

Beispiel: Motivationstraining, das Zielsetzung oder die Bedeutung einer Aufgabe verändert.

19. Goldene Regeln der Motivationsförderung
Wie kann ich andere motivieren?
 

  1. Problemdiagnose:
    Zuerst klären, welches Motivationsdefizit vorliegt, dann gezielt eingreifen.

  2. Motivationale Umgebung schaffen:
    Autonomie, Kompetenz und soziale Eingebundenheit unterstützen;
    Wahlmöglichkeiten, Feedback, Wertschätzung und klare Struktur bieten.

  3. Motivationale Ressourcen aktivieren:
    Dynamisches Selbstbild („Ich kann mich verbessern“) oder defensiven Pessimismus (Vorsorge durch Vorbereitung) konstruktiv nutzen.

  4. Hilfreiche Überzeugungen stärken:
    Hoffnung auf Erfolg fördern, negative Selbstbewertungen verändern, z. B. mit Reappraisal-Training (Neubewertung von Misserfolgen).

Fazit

Effektive Motivationsförderung bedeutet:

  • Ursache analysieren, nicht nur Symptome behandeln.

  • Umgebung und Person gemeinsam betrachten.

  • Emotionale, kognitive und volitionale Prozesse gezielt unterstützen.

Étudier