Physiologie

1. Zell- und Erregungsphysiologie2. Synapsen, Neurotransmitter und Verschaltung3. Sinnesphysiologie - Somatosensorik und Schmerz4. Motorik und Muskel5. Vegetatives Nervensystem6. Herz-Kreislauf7. Hormone

1. Zell- und Erregungsphysiologie2. Synapsen, Neurotransmitter und Verschaltung3. Sinnesphysiologie - Somatosensorik und Schmerz4. Motorik und Muskel5. Vegetatives Nervensystem6. Herz-Kreislauf7. Hormone


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Flashcards 49
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 14.10.2025 / 16.10.2025
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Was sind die wichtigsten Merkmale des Aktionspotenzials?

- Höhe (Amplitude) des Aktionspotenzials ist immer gleich groß !

- d.h. Signal wird über das Axon konstant weitergeleitet, egal wie stark der ursprüngliche Reiz war

- Depolarisation durch Na⁺-Einstrom, Repolarisation durch K⁺-Ausstrom

- Alles-oder-nichts-Prinzip: Aktionspotenzial entsteht entweder vollständig oder gar nichts

Wo werden Aktionspotenziale physiologisch ausgelöst?

Aktionspotenziale entstehen natürlich (physiologisch) an bestimmten Stellen im Körper:

- an sensorischen Enden afferenter Nervenfasern (z. B. bei Sinneszellen)

- am Axonhügel zentraler Neurone (Startpunkt der Erregungsweiterleitung)

- an den Muskelfasern (Muskelzelle) des Skelettmuskels (durch motorische Nerven)

- in den Schrittmacherzentren des Herzens (z. B. Sinusknoten → automatische Erregungsbildung)

--> können von selbst oder durch Reize ein Aktionspotenzial auslösen

Wie können Aktionspotenziale unphysiologisch ausgelöst werden?

 

Unphysiologisch (also künstlich oder nicht natürlich) kann ein Aktionspotenzial ausgelöst werden durch:

- einen starken mechanischen Reiz des Nerven, z. B. Druck auf einen Nerv

- elektrische Stimulation von außen, z. B. durch Elektroden

→ dabei werden die spannungsgesteuerten Na⁺-Kanäle künstlich geöffnet – die Zelle depolarisiert 

Was bedeutet „Frequenzkodierung“ in der Neurophysiologie?

 

 = beschreibt, dass die Reizintensität (z. B. Druck, Lichtstärke, Temperatur) durch die Frequenz der Aktionspotenziale im afferenten Neuron kodiert wird

→ Ein stärkerer Reiz führt zu mehr Aktionspotenzialen pro Zeiteinheit d.h. bei stärkerem Reiz bleibt die Amplitude jedes Aktionspotenzials gleich (Alles-oder-nichts-Prinzip), aber die Frequenz (also wie oft Aktionspotenziale hintereinander ausgelöst werden) ändert sich

Wie hängen Reizstärke, Rezeptorpotenzial und Aktionspotenzialfrequenz zusammen?

 

- Reiz löst im Rezeptor ein Rezeptorpotenzial aus 
- Wird die Schwelle überschritten, werden im afferenten Neuron Aktionspotenziale ausgelöst
- Je höher das Rezeptorpotenzial, desto höher die Frequenz der Aktionspotenziale → Rezeptorpotenzial wird also in eine Frequenzkodierung der Aktionspotenziale „übersetzt”

→ Nervensystem kodiert Reizstärke nicht durch größere APs (Amplitude jedes Aktionspotenzials bleibt immer gleich (Alles-oder-nichts-Prinzip), sondern durch mehr APs pro Zeit (Häufigkeit ändert sich)

→ Je stärker der Reiz, desto größer die Depolarisation → höhere AP-Frequenz

Merke: Je höher das Rezeptorpotenzial, desto mehr Aktionspotenziale pro Zeit werden in der fortleitenden Nervenfaser gebildet!

 

Was versteht man unter kontinuierlicher Erregungsfortleitung und wie verläuft sie?

= Art, wie ein Aktionspotenzial entlang eines nicht myelinisierten Axons weitergeleitet wird

- „kontinuierlich“ genannt, weil jede Membranregion selbst depolarisiert, um das Signal weiterzugeben, d.h.  Aktionspotenzial wird schrittweise entlang des Axons weitergeleitet
- Axon leitet das elektrische Signal vom Axonhügel (Startpunkt) zu den Axonverzweigungen (Axoncollaterals)

Wie verläuft die Fortleitung?
- Start: Aktionspotenzial beginnt am Axonhügel („time zero“)
- Schrittweise Weiterleitung: Jede Membranregion entlang des Axons muss das Membranpotenzial selbst verändern (Depolarisation) → Depolarisation eines Abschnitts löst die Depolarisation des nächsten Abschnitts aus
- Zeitlicher Ablauf: Signal wandert kontinuierlich entlang des Axons weiter 

Eigenschaften
- Langsamer, da jede Membranregion depolarisiert werden muss (schrittweise Depolarisation)
- nach einem Aktionspotenzial ist der Bereich kurzzeitig nicht erneut erregbar, sodass das Signal nur in eine Richtung wandert (Refraktärzeit)
- tritt nur in nicht myelinisierten Nerven auf

Was ist saltatorische Erregungsfortleitung und wie funktioniert sie?

= Schnelle „springende“ Weiterleitung des Aktionspotenzials bei myelinisierten Axonen; Depolarisation nur an den Ranvier-Schnürringen

1️. Myelinisierung
- Axone werden von Oligodendrozyten (ZNS) oder Schwann-Zellen (PNS) umhüllt
- diese Zellen bilden die Myelinscheide (Markscheide), die wie eine isolierende Hülle wirkt
- zwischen den Myelinscheiden gibt es Lücken, die sogenannten Ranvier-Schnürringe → wichtig: Nur an diesen Schnürringen kann die Membran depolarisieren !

2️. Fortleitung des Aktionspotenzials
- Aktionspotenzial „springt“ von einem Ranvier-Schnürring zum nächsten → saltatorisch 
- myelinisierte Abschnitte leiten das Signal passiv weiter, es kommt nur an den Schnürringen zur Depolarisation
 

Beispiel Zeitlicher Ablauf:
„Zeit 0“: Signal beginnt am Axonhügel
„1 ms später“: Signal erreicht bereits den nächsten Ranvier-Schnürring → viel schneller als kontinuierliche Fortleitung

3️. Eigenschaften
- Sehr schnell: Signalgeschwindigkeit bis zu 100 m/s (im Vergleich zu 0,5–2 m/s bei kontinuierlicher Fortleitung)
- Energieeffizient: Nur die Membran an den Schnürringen muss depolarisiert werden → weniger Na⁺/K⁺-Pumpenarbeit
- Richtungssicher durch Refraktärzeit (= direkt nach einem Aktionspotenzial kann der gleiche Abschnitt kurzzeitig kein neues Aktionspotenzial auslösen)


4️. Klinische Relevanz
- Entmarkungserkrankungen wie Multiple Sklerose (MS) oder Guillain-Barré-Syndrom zerstören die Myelinscheiden.
- Folge: Saltatorische Fortleitung wird verlangsamt oder blockiert → neuronale Kommunikation gestört → Symptome wie Muskelschwäche, Sensibilitätsstörungen, Lähmungen

Worin unterscheiden sich kontinuierliche und saltatorische Erregungsfortleitung?

Merkmal                                      Kontinuierlich                      Saltatorisch

Axontyp                                      nicht myelinisiert                  myelinisiert

Geschwindigkeit                         langsam                               schnell

Depolarisation                        an jeder Axonstelle                  nur an Ranvier-Schnürringen

Energieverbrauch                      hoch                                     gering

Richtungssicherheit              durch Refraktärzeit                   durch Refraktärzeit

Vorteil                                   einfache Struktur                       schnelle, energieeffiziente Signalweiterleitung

Klassifikation der Nervenfasern

JK

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