Geschichte des Städtebaus

Prof. Dr. Ing. Vittorio Magnago Lampugnani

Prof. Dr. Ing. Vittorio Magnago Lampugnani


Fichier Détails

Cartes-fiches 107
Langue Deutsch
Catégorie Histoire
Niveau Université
Crée / Actualisé 07.08.2025 / 07.08.2025
Lien de web
https://card2brain.ch/cards/20250807_geschichte_des_staedtebaus_Ahbk?max=40&offset=40
Intégrer
<iframe src="https://card2brain.ch/box/20250807_geschichte_des_staedtebaus_Ahbk/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>

Welche zwei städtebaulichen Strategien können Sie im Plan von Otto Wagner für die Grossstadt Wien erkennen?

  • Vernetzung der Verkehrswege. Wagners Verkehrs- und Ordnungskonzept ist formal umgesetzt als 'Spinnennetz'
  • Unbegrenzte Ausdehnung der Grossstadt. Die 'Spinnennetz'-Struktur, welche auch die Altstadt miteinbezieht, sollte als Grundlage dienen für eine gleichmässige Ausdehnung der Stadt in alle Richtungen. Dadurch sollte der Stadt «die freie Entwicklung für immerwährende Zeiten gesichert» werden.

Otto Wagner vs. Sitte

wandte sich in seinen Schriten und Projekten vehement gegen das von Sitte propagierte pittoreske Gestaltungsideal und forderte stattdessen einen monumentalen, rational begründbaren Städtebau: „Unser Realismus, unser Verkehr, die moderne Technik, sie begehren heute gebieterisch die gerade Linie, und nur deren Anwendung können jene Verkehrszüge entstehen, welche keine Grossstadt entbehren kann, und auch nur so werden Häuser, Strassen und Menschen zusammenpassen.“ Seiner 1910 veröfentlichten Publikation Die Groszstadt. Eine Studie über diese fügt Otto Wagner einen Plan im Massstab 1:100‘000 bei, der ein utopisches metropolitanes Wien der Zukunt zeigt.

Prinzipien der City Beautiful

  • Die städtebaulichen Prinzipien der City Beautiful wurden aus der direkten Anschauung europäischer Metropolen und Residenzstädte gewonnen, wobei die Ideen der Ecole des Beaux-Arts, welche die Planer in einen amerikanischen Massstab übertrugen, dominierten.
  • Folgende städtebauliche Merkmale sind für die amerikanischen Stadtverschönerungen charakteristisch:
  1. weiträumige und übersichtliche, meist symmetrische städtebauliche Entwürfe
  2. grosse Parkanlagen
  3. neoklassizistische Architekturen
  4. harmonisierende, aber nicht vereinheitlichende Baureglemente
  5. grosse Infrastrukturbauten wie Bahnhöfe, sowie ein repräsentatives «Civic Center», in dem öfentliche Bauten nach einem sorgfältig abgestimmten Plan angeordnet sind.

Welche Punkte aus Howards Programm waren für die Reform der Siedlungspolitik zu Beginn des 20. Jahrhunderts bedeutend?

  • Dezentrale Anordnung mehrerer Ansiedlungen
  • Schafung von autarken, funktionsdurchmischten Ansiedlungen
  • Die Siedlungsgemeinschat als Form des Zusammenlebens, in der alle gleichartigen Bedürfnisse zentral + kollektiv erfüllt wurden
  • Vernetzte Infrastrukturen, die über die Stadt hinaus auch die Region erschlossen
  • Ringförmige Erweiterung der bestehenden Städte

Die von Howard vorgeschlagenen Lösungsansätze beziehen sich auf die räumliche Organisation sowie auf die ökonomischen und politischen Aspekte.

Räumliche Organisation

  • Mehr Platz zum Wohnen
  • mehr Bezug zur Natur

Ökonomische Aspekte

  • Saubere Industriearbeitsplätze
  • höherer Lebensstandard für alle
  • niedrigere Wohnkosten
  • autarke Ansiedlungen auf billigem Agrarland,
  • Genossenschatsmodell

Sozialpolitische Aspekte

  • Die Bewohner aufs Land zurückführen
  • Industriestädte von der hohen Bewohnerdichte entlasten
  • soziale Wohnformen schaffen
  • autonome Verwaltung einrichten 

Welches sind gemäss Howard die Anziehungspunkte und die Nachteile der Stadt einerseits und des Landes andererseits?

Vorteile der Stadt:

  • Arbeitsplätze mit Aussicht auf berulichen Aufstieg
  • gute Entlöhnung
  • gesellschatlicher Umgang
  • gut beleuchtete Strassen
  • ansehnliche Gebäude und Statuen

Nachteile der Stadt

  • Hohe Bevölkerungsdichte
  • hohe Mieten und Lebenskosten
  • langer Arbeitsweg
  • lange Arbeitszeiten
  • schlechte Luft
  • Paläste auf der einen Seite - Slums auf der anderen

Vorteile des Landes:

  • Schönheit und Wonne der Natur
  • körperliches Wohlbeinden
  • schöne Aussichten
  • Parks, frische Lut
  • gut riechende Wälder und plätscherndes Wasser

Nachteile des Landes

  • Soziale Isolation
  • wenig Kapital
  • wenig gesells. Anlässe
  • niedriger Lohn 

Genossenschatsmodell

  • Auf dem freien Markt erworbenes Land (das vormals landwirtschatlich genutzt wurde) wird über ein Hypothekarmodell schrittweise zum Eigentum der Gemeinde / der Genossenschat. Die Bewohner zahlen allein eine Bodenrente, wobei die Gemeinde / die Genossenschat damit öfentliche Investitionen inanziert.
  • Im Gegensatz dazu:
  • Kommunistisches Modell: Boden und Kapital werden unter der Exekutive der Arbeiterklasse verstaatlicht.
  • Sozialutopisches Modell: Aufgrund ihrer ‚angeborenen Selbstlosigkeit‘ verzichten die Menschen freiwillig auf Privateigentum

Engels bemerkt in seinem Text, dass in den Mustersiedlungen von Owen und Fourier der Gegensatz von Stadt und

Land nicht mehr existiere. Welche Vorstellungen lagen dieser Aussage zugrunde?

  • Die kapitalistische Produktionsweise wird abgeschat, die Arbeiter sind im Besitz aller Lebens- und Arbeitsmittel. Die Abschafung der kapitalistischen Produktionsweise war das zentrale Anliegen von Engels. Allerdings ist Owens Siedlungsprojekt New Harmony unter anderem gerade an diesem sehr introvertierten Lebensmuster, beziehungsweise dem Selbstversorgergedanken, gescheitert.

  • Die Qualitäten von Stadt (Arbeit, Kultur) und Land (Natur, Erholung) werden vereint. Die Bewohner sollten innerhalb der Siedlung beschätigt werden, aber im Gegensatz zu den Stadtbewohnern in der umliegenden Natur ihren Ausgleich inden. Beschätigungen sollten nicht nur in der manufakturellen, sondern auch in der landwirtschatlichen Produktion ermöglicht werden.

  • Minderjährige leisten keine Arbeit, stattdessen besuchen sie den Schulunterricht. Bereits 1819 brachte Robert Owen im Parlament ein Gesetz durch, welches die Arbeitszeiten in der Baumwollindustrie für Kinder über neun Jahren limitiere und die Beschätigung von Kindern unter neun Jahren ganzheitlich verbot.

  • Genossenschatliche Siedlungsmodelle ersetzen spekulative Mietobjekte. Sowohl Owens als auch Fouriers Siedlungen sollten im Besitz der Gemeinschat sein, wobei Fourier (wie später Ebenezer Howard) das Genossenschatsmodell vorsah. Engels erachtete die Abschafung des kapitalistischen Privateigentums von Wohnobjekten als zentralen Bestandteil der Aulösung des Gegensatzes von Stadt und Land.

  • Die Arbeiter sollen nicht mehr ausgebeutet und unterdrückt werden. Durch die soziale Gleichstellung aller Bewohner und den Ausgleich von Arbeit und Freizeit sollten sich die Lebensumstände der Arbeiter verbessern.

Robert Owen und Charles Fourier

  • Beide hatten die Vorstellung einer idealen Gesellschat und beide entwickelten dafür ein eigenes Siedlungsmodell.
  • Owens Bemühungen gingen von seiner Überzeugung aus, dass das Leben auf dem Lande und die landwirtschatlichen Tätigkeiten, zusätzlich zu einer geregelten industriellen Produktion, die Voraussetzungen für das soziale Wohl seien. Als Begründer der „Institution for the Formation of Character“ in New Lanark (1816), beschwor Owen in seinen Schriten das Modell der genossenschatlich organisierten Siedlungen für je 1200 Einwohner mit landwirtschatlicher und manufaktureller Produktion, basierend auf dem Prinzip der Gleichheit und des Gemeinbesitzes. In seinem Siedlungsmodell stellen quadratisch um die öfentlichen Anlagen und Gebäude angeordnete Baukörper ein wiederholbares Modul dar.
  • Fourier erstrebte eine spirituelle und leidenschatliche Gesellschat. Er entwickelte das Konzept der genossenschatlichen Mustersiedlung, baulich umgesetzt als palastartiger Bau mit Nebenbauten für bis zu 1600 Einwohner (Phalanstère). Nebst der landwirtschatlichen und manufakturellen Produktion sollten dort auch wissenschatliche und künstlerische Tätigkeiten ermöglicht werden.

Die Wohnungsfrage steht in engem Zusammenhang mit der Industrialisierung in der ersten Hälte des 19. Jahrhunderts.

Welche Faktoren führten direkt oder indirekt zu den katastrophalen Verhältnissen?

  • Boden- und Immobilienspekulationen. Das in den Städten stark gewordene Bürgertum sah im Wohneigentum und in der Vermietung eine willkommene Einkommensquelle. Die schlecht bezahlten Arbeiter hingegen konnten auch nach Jahren das Kapital zum Erwerb eines Wohneigentums nicht aubringen und fanden sich allein als zahlende Mieter wieder.

  • Knapper und teurer Wohnraum für die Arbeiterschicht. Mit ihrem geringen Lohn konnten die Arbeiter die verhältnismässig teuren und schlecht instandgehaltenen Wohnungen in der Stadt nur mit Mühe inanzieren. Um die Mieten bezahlen zu können, mussten entsprechend viele Mieter in einer Wohnung leben.
  • Schlechte Hygiene in den Behausungen. Die schlechte Hygiene war das Resultat der hohen Bewohnerdichte und der schlechten Bauweise.
  • Längere Lebenserwartung aufgrund besserer medizinischer Versorgung. Die bessere medizinische Versorgung verhinderte teilweise grössere Epidemien und führte gleichzeitig zur Bevölkerungszunahme. Auch die Kindersterblichkeit ging zurück.

Die Lage der arbeitenden Klasse in England, Friedrich Engels 1845

  • Die Wohnungsfrage betrit den Mangel an Wohnraum und die schlechten Wohnverhältnisse. Diese Aussage beschreibt das zentrale Problem der Wohnungsfrage, welche die Arbeiterschicht betraf.

  • Durch die Wohnungsfrage wird der Stadt-Land Konlikt deutlich aufgezeigt. In der Stadt, dem zentralen Standort für die kapitalistische Produktionsweise, lebten das kapitalistische Grossbürgertum und die Arbeiter dicht nebeneinander. Der verschärte Gegensatz in den Lebensumständen äusserte sich stark in der Wohnsituation. Engels wirt in seinem Text der kapitalistischen Gesellschat vor, kein Interesse an der Aulösung des Gegensatzes zwischen Stadt und Land zu haben, da sie von der gegenwärtigen Situation proitiere.

  • Die Wohnungsfrage ist eine soziale Frage. Engels schreibt, dass die Wohnungsfrage erst durch die Abschafung der kapitalistischen Produktionsweise und durch Expropriation (Grundstücks- und Immobilienenteignung) gelöst werden kann. Im Gegensatz zum Nationalökonomen Emil Sax (Emil Sax, Die Wohnungszustände der arbeitenden Klassen und ihre Reform, Wien, 1869), auf welchen sich Engels in seinem Text bezieht, glaubt Engels nicht, dass die sozialen Missstände durch bessere Wohnverhältnisse der Arbeiter gelöst werden können, sondern nur durch Auhebung der Abhängigkeit vom Kapital.

  • Die Wohnungsfrage steht für die Diskrepanz zwischen einer würdigen und unwürdigen Arbeiterexistenz. Die Wohnsituation hat auf das Selbstverständnis und die Zufriedenheit der Bewohner einen grossen Einluss. Sie beeinlusst auch den Einsatz und die Bereitschat bei der Arbeit. Dies veranlasste mehrere Industrielle – vorerst in England und in den USA – zum Bau von Company Towns.

Landlucht, Industrialisierung

  • Im 19. Jahrhundert nahm in ganz Europa dank der Fortschritte im Agrarwesen sowie der Verbesserungen in der
  • Ernährung und der sanitären Versorgung die Bevölkerung stark zu. Parallel dazu entwickelte sich in der ländlichen Bevölkerung die Tendenz, vom Land in die Stadt abzuwandern.
  • Diese Landlucht, die das Verhältnis zwischen Landbewohner und Stadtbewohner erheblich auf den Kopf stellte, hatte ihre Hauptursache in der Industrialisierung.  
  • Das Handwerk wurde weitgehend von der maschinellen Produktion verdrängt und die Heimarbeit von der Fabrikarbeit abgelöst.
  • Die ersten Industrieballungsräume entstanden.
  • Die industrielle Revolution hatte schwerwiegende soziale Folgen. Weil sich das Kapital zum entscheidenden Wirtschatsfaktor entwickelte, wurden die kapitallosen arbeitenden Menschen zunehmend benachteiligt.
  • Die sozialen Spannungen und Ungerechtigkeiten, die sich daraus ergaben, wurden unter anderem in den unmenschlichen Arbeitsbedingungen und der unzumutbaren Wohnsituation des Proletariats sichtbar.

Wien

 

  • Wiens Stadtmauer war bis Ende des 18. Jahrhunderts als frühneuzeitliches Bauwerk noch intakt und wurde ab dem Ende des 18. Jahrhunderts mehrfach umgewertet und umgestaltet.
  • Unter Joseph II. wurde auf der Stadtmauer eine Promenade angelegt und auf dem Glacis - das nicht bebaubare Gelände vor dem Stadtgraben - Pappeln geplanzt.
  • In einem Handschreiben Kaiser Franz Josephs I. am 20. Dezember 1857 wurde entschlossen, die Befestigungsanlagen abzureissen und das somit frei werdende Gebiete - die abzubrechende Stadtmauer, der Stadtgraben und das so genannte Glacis mit einbezogen - mit einem Boulevard, öfentlichen Bauten und privaten Wohngebäuden zu bebauen. Hauptaufgabe dieser Strategie lag darin, die Innenstadt mit den neu eingemeindeten Vorstädten gebührend zu verbinden.
  • 1863 wurde eine gesamtheitliche Planung realisiert, die den Wienfluss als bedeutendes städtebauliches Element miteinbezieht.
  • Bereits in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts wurde dieser jedoch eingewölbt und das neu geschafene Terrain als Bauland verwendet. 

Hirschfeld bewertet einige markante Bauten der Stadt Bern.

  • Er findet, das Zeughaus sei das Beste in der Schweiz.
  • Er findet, das Rathaus mache keine sonderliche Figur.

Welche sind nach Hirschfeld die stadträumlichen Aspekte einer gut funktionierenden Stadt?

  • Länglicher Stadtgrundriss mit drei zentralen, an einander hängenden Gassen und Quergassen

  • Alle Häuser sind von einer gleichen Höhe mit 3 Stockwerken plus Arkaden

Was ist, Hirschfeld zufolge, das markanteste Merkmal der Stadt Bern?

Arkaden

Welche Bedeutung misst Hirschfeld der Stadt Bern bei?

  • „Bern [...] verdient unter allen vortrelichen Städten in Europa eine nicht geringe Stelle“

  • „Bern ist unstreitig der schönste Ort in der Schweiz“

Wie äussert sich das aufklärerische Gedankengut in Willebrands Vorstellung von Stadt?

  • Der Aufgabenbereich der Organisation der Stadt umfasst auch die Verbesserung der hygienischen Verhältnisse.
  • Die Vorstadt wird zum Wohnort, die ,Hauptstadt‘ (das Stadtinnere) dient allein als Arbeitsort und zur Repräsentation.
  • Die Stadt wird nicht mehr ,beherrscht‘, sondern ,regiert‘ und verwaltet.
  • Die Stadt ist keine Festung mehr, sondern eine ummauerte Ansiedlung mit Toren, durch welche Bewohner und Reisende ein- und austreten und mit Hölichkeit begrüsst werden.
  • Die Stadt ist nicht mehr nur der Ort, welcher vor dem Feinde Schutz bietet, sondern auch ein Ort für den kulturellen und sozialen Austausch.

Stadtumbau

Stadtumbau ist die funktionale, infrastrukturelle, stadträumliche und soziale Veränderung eines Gebietes innerhalb einer bestehenden Stadtstruktur.

Stadterweiterung

  • Stadterweiterung ist eine geplante und gesteuerte Entwicklung auf der Basis eines übergeordneten, ganzheitlichen Plans.
  • Das Stadterweiterungsgebiet besitzt in der Regel einen direkten räumlichen Anschluss an die bestehende Stadt und ist von dieser administrativ, wirtschatlich und soziokulturell abhängig, bzw. beeinlusst.

Stadtgründung

  • In der Geschichte des Städtebaus ist zwischen Stadt-Werden und Stadtgründung zu unterscheiden.
  • Während das Stadt- Werden den sukzessiven, ungeplanten Prozess einer Stadtentstehung meint, zum Beispiel durch die Verleihung des Stadtrechtes an eine bestehende Ansiedlung, ist unter einer Stadtgründung ein geplanter, intentionaler Akt zu verstehen.
  • Ein eindeutiges Gründungsjahr, ein namentlich bekannter Stadtgründer sowie eine planmässige Grundrissstruktur sind Kennzeichen.
  • Weiterhin gibt es otmals Beispiele mit ähnlicher städtebaulicher Anlage, sodass ein Stadtgründungstypus bestimmt werden kann.

Ordnen Sie den drei Abbildungen die korrekte Beschreibung zu. Setzen Sie dazu die Zifern 1,2 und 3 ein, entsprechend der Nummerierung der Abbildung.

1 Paris.Im Zuge der Transformationsarbeiten wurden die Strassenfassaden betrefend Höhe, Gliederung und Verwendung von Ornamenten einheitlich gestaltet. Alle Bauten entlang der Strasse wurden in bürgerliche Wohnbauten transformiert. Einheitlichkeit bei den Rückfassaden und der Bebauungsstruktur der einzelnen Parzellen als gesamtes wurde nicht angestrebt.

2 Berlin. Der Bebauungsplan zur Stadterweiterung war allein ein Fluchtlinienplan. Gestalterische Vorschriten, z.B. zu den Fassaden oder zur Bebauungstypologie, gab es keine.

3 Lissabon. Beim Wiederaubau war die Sicherheit, bzw. die Stabilität der Bebauungsstruktur ein entscheidendes Merk mal. Daher wurde die maximale Bebauungshöhe auf 4 Geschosse beschränkt. Typenhäuser aus vorfabrizierten Elementen wurden auf der Grundlage eines festgelegten Blockrandbebauungsplans erbaut.

James Hobrecht sah in der Mietskaserne...

den idealen grossstädtischen Bautyp, der eine Mischung und Integration der verschiedensten sozialen Bevölkerungsschichten befördern würde.

Die Mietskaserne geriet dennoch Ende des 19. Jh. in Verruf und wurde für die aukommenden antistädtischen Bewegungen zum Symbol einer verabscheuungswürdigen Wohnform, aus folgenden Gründen:

  • Bodenspekulationen führten zu extremen baulichen Verdichtungen.

  • In den Mietskasernen entstanden unhygienische Verhältnisse, es fehlte an Licht, Lut und Grün.

  • Die soziale Mischung und Integration funktionierten nicht; es entstanden speziische Quartiere für bestimmte Bevölkerungsschichten.

     

Plan 1 stellt einen Ausschnitt aus einer barocken Blockstruktur Berlins dar, Plan 2 zeigt ein Quartier, das auf der Grundlage des Hobrechtplans entstanden ist. Vergleichen Sie die beiden Pläne, die im selben Massstab gezeigt werden.

Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten lassen sich feststellen?

  • Bei beiden Plänen ist die Strassenbebauung geschlossen. Von der Strasse aus erhält der Fussgänger keinen oder wenig direkten Einblick in das Innere des Blockrandes.
  • In Plan 2 sind die Strassen einheitlich breit. Der Fluchtlinienplan von James Hobrecht legte eine einheitliche Strassenbreite fest.
  • Gestalterische Vorgaben zur Bebauung der Parzellen gab dieser jedoch keine vor.
  • In Plan 2 verfügen die Parzellenbebauungen auch über Seiten- und Hinterhäuser. Die Seiten- und Hinterhäuser boten jedoch keine idealen Wohnbedingungen, da die hygienischen Verhältnisse - Licht, Lut und Grün - mangelhat waren.
  • Beide Pläne beruhen auf rechtwinkligen Strassenrastern. In beiden Fällen folgen die Blockrandbebauungen dem orthogonalen Strassenraster.

Der Begrif Stadterweiterung ist klar deiniert. Welche Aspekte gehören dazu?

  • Stadterweiterungsgebiete sind zunächst von der bestehenden Stadt administrativ, wirtschatlich und soziokulturell abhängig. Politisch gehören Stadterweiterungsgebiete zur Kernstadt.

  • Der Begrif ,Stadterweiterungen‘ trit auf geplante und gesteuerte Entwicklungen zu, denen ein übergeordneter, ganzheitlicher Gestaltungsplan zugrunde liegt. Eine Stadterweiterung im korrekten stadträumlichen Sinn unterliegt stets einem politisch überwachten Planungsprozess.

  • Stadterweiterungsgebiete schliessen räumlich an die bestehende Stadt an. Eine Stadterweiterung ist ein additives städtebauliches Element einer Stadt.

  • Stadterweiterung ist eine geplante und gesteuerte Entwicklung auf der Basis eines übergeordneten, ganzheitlichen Plans. Das Stadterweiterungsgebiet besitzt in der Regel einen direkten räumlichen Anschluss an die bestehende Stadt und ist von dieser administrativ, wirtschatlich und soziokulturell abhängig bzw. beeinlusst.

Vergleichen Sie diesen mit den nachfolgenden Plänen von 1870 und 1891

  • Der Plan von 1891 weist eine deutliche Verdichtung des Strassennetzes gegenüber 1861 auf. Bereits im Plan von 1870 sind die Vorschläge zur Verdichtung des Strassennetzes schwarz eingezeichnet

  • Alle drei Pläne sind nach Südwesten ausgerichtet. Alle drei Pläne zeigen eine Ausrichtung des Nordpfeils ungefähr in die untere rechte Ecke des abgebildeten Plans.

  • Der Plan von 1870 ist eine Überlagerung des Hobrecht Plans von 1861 mit dem neu geplanten Strassenraster. Es muss jedoch davon ausgegangen werden, dass der bauliche Bestand in der Zwischenzeit weiter zugenommen hat.

Was ist das für ein Plan? (Paris)

  • Bei den grossmassstäblichen Transformationen von Paris' Innenstadt spielte die Eigentumsfrage eine entscheidende Rolle.
  • Im Zentrum stand dabei die Enteignung von Grundstücken, welche von den neuen Durchbrüchen, bzw. den Strassenverbreiterungen betrofen waren.
  • Die Enteignungspläne bildeten ein wichtiges Instrumentarium im Transformationsprozess von Paris.
  • Auf der Grundlage eines genau vermassten Plans wurden mit Farbe die von der Enteignung betrofenen Grundstücke hervorgehoben.
  • Die Legende unterscheidet die Grundstücksanteile, welche direkt den neuen und verbreiteten Strassen weichen müssen, von den nicht direkt betrofenen.
  • In vielen Fällen durchschnitten die neue gelegten Strassenlinien ein bestehendes Gebäude oder einen Innenhof, was eine Neuauslegung der gesamten betrofenen Parzellen forderte.

Gestaltungsplan

  • Dieser zeigt die Nutzung und Gestaltung des öfentlichen Raums.
  • Er informiert beispielsweise über die Art und Anordnung der Bäume, weiterer Grünelemente und die Möblierung der Strasse
  • (im Fall von Paris im 19.Jh. waren dies Bänke, Plakatsäulen, Zeitungsverkaufshäuschen und Urinoirs).
  • Hinweis: In der Schweiz ist der Gestaltungsplan heute in vielen Gemeinden ein rechtsverbindliches Instrumentarium, um die Nutzung eines Grundstücks genau zu definieren. Er wird vor allem bei grossen Überbauungen und bei Grundstücken von öfentlichem Interesse eingesetzt.

Strassenquerschnitt

  • Im Strassenquerschnitt werden die Höhenunterschiede und Neigungen einer Strasse dargestellt, ebenso der Gebäudeschnitt (meist ansatzweise), Fahrbahn und Trottoir.
  • Detaillierte Schnitte machen eine Aussage über die Dicke des Belags und die unterirdischen Bauten (ot Kanalisation).
  • Bäume und Strassenmöblierung werden in der Ansicht gezeigt.

Enteignungsplan

 

  • Im Enteignungsplan werden auf der Grundlage eines Katasterplans die Veränderungen in den Besitzverhältnissen eingezeichnet, welche das zuküntige Projekt mit sich bringt. Farben oder Zifern und Legenden ermöglichen die diferenzierte Betrachtung des Vorher und Nachher.
  • Bei den Transformationen in Paris war eine gesetzliche Enteignung unumgänglich. Bereits die Revolution von 1789 hat das Privateigentum als ein Grundrecht des Menschen wieder anerkannt.
  • Deshalb verlangte von da an jegliche Beschränkung von Privateigentum nach Kompensation und wurde 1807 erstmals gesetzlich verankert. Enteignungspläne werden bis heute eingesetzt, und auch in der Schweiz ist die Enteignung rechtlich geregelt.
  • Im Artikel 5, Absatz 2 des Schweizerischen Bundesgesetzes über die Raumplanung ist festgehalten: „Führen Planungen zu Eigentumsbeschränkungen, die einer Enteignung gleichkommen, so wird voll entschädigt.“ Des weiteren steht in Artikel 16: „Die Enteignung kann nur gegen volle Entschädigung erfolgen.“

(Garden) Square

"Bei den Garden Squares handelt es sich um große, meist mit Eisengittern umzäunte Privatgärten als Zentrum öfentlicher Plätze, die den Bewohnern der umliegenden

Häuser vorbehalten sind.

Besonders in London und Edinburgh sind solche halbprivaten Gärten noch heute verbreitet, während diese Form des Stadtgrüns auf dem Kontinent nie üblich wurde. Die Entwicklung der Garden Squares begann im 17. Jahrhundert in

London mit Covent Garden, Bloomsbury Square und St James's Square. Die meist rechteckigen Plätze waren von drei bis vierstöckigen großen Stadthäusern umrahmt. In der Platzmitte befanden sich in der Regel ein Blickfang, etwa ein

Brunnen oder Denkmal, darum herum Rasenlächen, umrahmt mit niedrigen Hecken.

Nennen Sie den korrekten englischen Fachbegrif für das von James Stuart kritisch behandelte städtebauliche Element im öfentlichen Raum, welches das Stadtbild vieler britischer Städte noch heute prägt.

1681 wurde die Planung der Stadt Philadelphia aufgenommen, 1733 diejenige der Stadt Savannah. Stellen Sie bei einem genauen Vergleich der historischen Stadtpläne der beiden amerikanischen Städte die stadträumlichen Gemeinsamkeiten,

 

  • Beide Städte liegen an einem Fluss, bzw. an Flüssen: Philadelphia zwischen dem Shuykill River und dem Delaware River, Savannah am Savannah River. Dank der Flüsse waren auch beide Städte an das landesweite Transportnetz gut angeschlossen.
  • In Philadelphia verfügt jedes Stadtviertel über eine zentrale Parkanlage, in Savannah steht im Zentrum jedes Bebauungsblocks eine Platzanlage.

Schachbrettmuster

  • 1492 sucht Christoph Kolumbus im Autrag der spanischen Krone Indien und entdeckt stattdessen Amerika.
  • Die «Neue Welt» erfährt eine radikale Kolonisierung, bei der die einheimischen Siedlungsformen zerstört werden.
  • Das Raster wird zur vorherrschenden Erschliessungs- und Besiedlungsstruktur. Manifestiert es zu Beginn vor allem die Überlegungenheit der Kolonialmächte räumlich und garantiert zugleich die Kontrolle der Bevölkerung, wird das Schachbrettmuster zunehmend Inbegrif der Verwirklichung sozialutopischer und demokratischer Vorstellungen.
  • Das Schachbrettmuster wurde bei der Kolonisierung Amerikas nicht nur im Stadtplan, sondern auch im regionalen Massstab angewendet. Ein Beispiel dafür ist der ‚Land Ordinaire‘ von Ohio aus dem Jahre 1783, worauf eine quadratische Grundeinheit eine Seitenlänge von einer Meile besass.

Welches sind die wesentlichen städtebaulichen Merkmale des Wiederaubauplans von Lissabon?

  • Das unregelmässige Strassenraster wurde durch eine orthogonale Struktur ersetzt.
  • Im Norden und im Süden befindet sich je ein zentraler Platz; diese werden durch das orthogonale Strassenraster miteinander verbunden. Diese Plätze sind der Rossio und der Terreiro do Paço
  • Die geplanten Baublöcke sind alle gleich gross und gleich proportioniert.

Welche der unten stehenden Bezeichnungen für das antike Landvermessungsverfahrens ist korrekt?

Welche stadtstrukturellen Unterschiede kennzeichnen die beiden Pläne von Lille?

  • In Plan B besitzt Lille, anders als in Plan A, eine barocke Befestigung mit Festungsanlage.
  • Bei Plan A liegt der Graben ausserhalb des Befestigungsrings, bei Plan B zwischen Befestigungsring und Bastion.
  • Der Strassenverlauf im Stadtinnern ist zwischen Plan A und Plan B unverändert.
  • Die Befestigungsanlage an sich ist in Plan B diferenzierter als in Plan A.
  • Bei Plan A sind alle Bastionen gleichmässig verteilt, bei Plan B wurden mehrere von ihnen zu Verteidigungsschwerpunkten
  • ausgebaut.

Glacis

Leicht abfallender Abhang vor den steilen und glatten Grabenwänden des Befestigungsrings. Nimmt den Angreifern die Schutzmöglichkeit

Befestigungsring

Mauerwerk als gesamtes, welches eine Stadt umschliesst. Bestand teilweise auch nur aus Erdwällen,

z.B. in Zürich.

Bastion

Pfeilspitzenförmiger, abgelachter Vorbau des Mauerwerks. Dadurch entstehen beim Befestigungsring keine toten Winkel.