Geschichte des Städtebaus
Prof. Dr. Ing. Vittorio Magnago Lampugnani
Prof. Dr. Ing. Vittorio Magnago Lampugnani
Kartei Details
Karten | 107 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Geschichte |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 07.08.2025 / 07.08.2025 |
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Als Idealstadt wird eine stadtplanerische Vorstellung bezeichnet, bei der eine Stadt von vornherein unter einheitlichen Gesichtspunkten wie wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Organisation – häufig verbunden mit sozialutopischen Ideen und einem ästhetischen Programm – entworfen wird.
Idealstädte wurden fast nie realisiert, doch Konzepte der Idealstadt hatten und haben Einfluss auf die Stadtplanung von Stadtneugründungen, Planstädten, Trabantenstädten und Wohnsiedlungen.
- italienischer Aristokrat, gelesener Mensch mit guter Ausbildung, vertraut mit den Architekturtraktaten der Zeit, ebenfalls mit den Graustudien und Perspektivenstudien (er machte viele Theaterentwürfe, die Städte nachbilden, nimmt das Thema der Strasse auf, die durch Gebäude abgeschlossen ist),
- Sabbioneta weist ein Achsenkreuz auf, welches asymmetrisch nach Westen verschoben ist und unterbrochen wird (weil er interessiert war an Endpunkten an den Strassen),
- die Strasse kann auch als Labyrinth gesehen werden, aber das birgt viele negativen Aspekte -> deshalb Abschlüsse der Strassen durch Gebäude, Gonzaga setzt ganz gezielt öffentliche Gebäude ein (Kirchen, Theater mit lateinischer Überschrift übernommen von Serlio, Galerie...), zentraler Platz
- Die Strada Nuova war ein Stück Stadterweiterung, sie war für damalige Verhältnisse extrem breit und gerade (auf Darstellungen zumindest, eigentlich war sie keine 8m). Sie wurde von Einzelgebäuden flankiert. Die Funktion der Strasse war eine Stadterweiterung der Aristokratie, welche unter sich bleiben wollte. Die Paläste entlang der Strasse hängen mit ihren Hauptfassaden entlang der Strassenflucht.
- Die Vedute der Stadt zeigt ein etwas idealisierteres Bild mit (wie in Pienza) freistehenden Gebäuden.
- 65 vor Chr. ware eine römische Kolonie und Rasterstadt mit N-S-Ausrichtung (= terre murate) für die Fernverbindungen errichtet worden. Ende 18. Jh. zerfällt das römische Reich, die Stadt wird dann wieder aufgebaut (aus den römischen Ruinen).
- Diese Überlagerung der römischen und mittelalterli chen Geschichte, die insbesondere in den ersten Jahrhunderten nach Ende des römischen Reiches stark ausgeprägt war, ist in vielen Städten bis heute deutlich sichtbar
- Neben den sichtbaren dreidimensionalen Zeugnissen blieben vor allem der Stadtgrundriss und das Straßen netz erhalten, und sie wurden zu Ausgangspunkten der neuen städtebaulichen Entwicklung. So lassen sich im Stadtkern von Bologna, Florenz oder Verona die Ursprünge des römischen Straßenrasters noch sehr deutlich ablesen.
- Die Idealstadt sollte in idealer Weise die materiellen und ideellen Wünsche des Menschen erfüllen. Idealstädte wurden erdacht, gezeichnet, beschrieben und blieben Vision; nur wenige wurden wirklich gebaut
- Das südlich von Siena gelegene Pienza wurde im Jahre 1462 als erste gebaute Idealstadt der Neuzeit eingeweiht.
- An der Geburtsstätte von Papst Pius II. wurden vom Architekten Bernado Rosselino die humanistischen Leitgedanken mit dem Regelkanon der herrschenden räumlichen Ordnungsmuster der Zeit konsequent bei der Planung umgesetzt.
- Die damalige gesellschaftliche Hierarchie wird auch heute noch in der Gebäudekonstellation deutlich: So tritt der Stadtpalast in seiner Bedeutung eindeutig hinter die des Adelspalastes der Papstfamilie und des Bischofspalastes zurück. Aus fünf Einzelbauten wurde ein einmaliges Ensemble errichtet, in deren Mittelpunkt die Kirche steht. Die
Nach gesicherten Quellen ist die Stadt Trier römischen Ursprungs: Unter Kaiser Claudius kam der Zusatz Colonia hinzu –Colonia Augusta Treverorum. Bauwerke wie die Barbarathermen, das Amphitheater und die 6,4 Kilometer lange Stadtmauer mit dem bis heute erhaltenen nördlichen Stadttor, der Porta Nigra, zeugen vom Reichtum und von der großen Bedeutung, die die Stadt bis zum Ende des 2. Jahrhunderts erlangte.
Frühestens in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts wurde Trier Bischofssitz. Man erkennt auf der Stadtkarte heute noch immer die römischen Grundlagen.
Castellare
ist wie eine kleine Stadt in der Stadt vorstellbar. Gebäudegruppen werden eng aneinander gebaut und versuchen meist einen ganzen Baublock (insula) einzunehmen. Es ensteht sowohl eine funktionale wie eine soziale Mischung
Casolare
sind schmale und tiefe Parzellen im borgo, auf dem Kleinhäuser stehen
Borgo
ist ein unbefestigtes Quartier von Handwerkern und Arbeitern
Contado
bezeichnet das Umland der Kommune, ausserhalb der Stadtmauern
Terre murate
nennt man befestigte Städte, die zum Schutz der Fernverbindung und zur Sicherung des Territoriums angelegt wurden
- Der zwischen 1297 und 1348 angelegte Platz zählt zu dem schönsten Platzan lagen der Welt.
- Der Campo wurde Symbol für eine Vitale und unabhängige Stadt. „Klar, elegant und komplex wie eine mathematische Gleichung, ist er zugleich ein Kunstwerk, dessen Farben sich mit dem Licht ändern und eine Generation nach der anderen verzaubert“
- Mit der Platzgestaltung inszenierte das Bürgertum seine Macht.
- Das Rathaus wurde an bedeutender Steile platziert und durch die seitlich angefügten niedrigen Häuser wurde es seiner Bedeutung entsprechend optisch hervor gehoben.
- Es wurden sogar öffentliche Ämter vergeben, da mit über die hier erzielten Einnahmen die aufwendige Gestaltung der Patrizierhäuser finanziert wer den konnte — eine Art Bau subvention durch öffentliche Mittel.
- Die Häuserfassaden sollten vom Ruhm und der Schönheit der Stadt sprechen.
- Der Bau des Platzes wurde durch eine eigens eingerichtete Schönheitskommission überwacht. So musste ein Maurermeister ein Gebäude wieder abreißen, da die Fassade 40 cm aus der festgelegten Gebäude flucht hervorsprang.
- Da der Zugang zum Platz von allen Stadtteilen aus gesichert sein sollte, führten elf Straßen auf den Platz zu. Diese Einmündungen wur den so geschickt durch die Führung der Wege in schmalen Gassen,
Siena
- Ein sehr einprägsames Beispiel für die Orientierung auf eine „schöne“ Stadt gestaltung und die Schaffung eines zentralen Stadt platzes als Ausdruck und Manifestation städtischer Selbstbestimmung stellt der Campo in Siena dar.
- Die Schönheit der Platzanlage war von großem allgemeinen Interesse und galt als Darstellung des Stadtreichtums und der Stadtkultur gegenüber an deren Städten.
- Die Stadt Siena verfügte nicht über eine große römische Vergangenheit wie Florenz oder über eine be deutende Stellung zur Zeit der Etrusker wie Volterra.
- Siena ist die „Stadt der Gotik“. Stadt- und Baustruktur entstanden in der Blütezeit der Stadt vom 12. bis zum 14. Jh.
- Bei der Suche nach einem Bauplatz für ein neues Rathaus sollte ein repräsentativer Platz gefunden wer den, der die Macht der erstarkten Bürgerschaft verkörperte und als „neue Mitte” in zentraler Lage zu den drei Stadtteilen lag, die sich auf drei Höhenzü gen erstreckten.
Wer war verantwortlich für das Städtebauliche Bild (Mittelalter)
Die städtische Machtelite, die Bürgerschaft und ihre Ratsvertreter bestimmten den Bau- und Planungspro zess; sie hatten weitgehende Entscheidungskompe tenz. In einigen Städten wurde die Regelung der privaten Bautätigkeit einer speziellen Baubehörde anvertraut (z.B. in Bern oder Siena). Die Mittel, um den Bauprozess zu ordnen und für städtebauliche Gestaltung zu sorgen, waren:
- Baufluchtanweisung
- Baufluchtanweisung
- Baugebote
- Bauverbote
- Bereitstellung von Baumaterial
Die städtebauliche Form wurde durch die altbekannte Regelung der Baufluchtanweisung und die Überwa chung der Einhaltung der Bauflucht durch den Bürger meister oder durch die Baukommission festgelegt.
Städtebauliche Merkmale der Mittelalterlichen Stadt
- Als geschlossener Wirtschafts- und Sozialraum bedurfte die nach innen sehr differenzierte Stadt nach außen einer manifesten Grenze: der Stadtmauer. Diese Abgrenzung wurde ein wesentliches Merkmal der mittelalterlichen Stadt in Europa.
- Weitere städtebauliche Merkmale waren die Baublock einteilung und die Parzellierung; in der Regel herrsch ten lange, schmale Parzellen vor (5 bis 6 m, abhängig von der Länge der Eichenbalken für die Deckenkons truktion). Zum anderen konnten sich über die schmalen Parzellen möglichst viele Kaufleute einen Anteil an der begehrten Straßenfront sichern.
- Es gab verschiedene Stadtviertel die sich auch gegenseitig Konkurrierten. (Bsp. Siena Pferderennen der Viertel gegeneinander, oder auch Zürich und ihre Zünfte)
- Für die mittelalterliche Stadt war ihr abstrakt geistiger Zusammenhang prägend und nicht die Orientierung an eine absolute Gestaltung des Raumes
Im Rathaus (Palazzo Pubblico) befindet sich die berühmte Wandmalerei von Ambrogio Lorenzetti (1338): Die Gute und die Schlechte Regierung. Das Gemälde sollte den Vertretern der Bürgerschaft vor Augen halten, welchen Interessen ihr Bemühen gewidmet sein sollte. Die „gut regierte Stadt“ protzte vor Wohlstand, gut erhaltenen Häusern, bestgekleideten Menschen, reichlich Nahrung sowie Bildungs- und Kunstangeboten. In der „schlecht regierten Stadt” sah man den baulichen und sittlichen Verfall ebenso wie ein von Kriminalität beherrschtes Straßenbild.
Bern
12Jh.: Zähringerherzöge --> Sicherung Macht, Kontrolle der Handelsstrassen
An Burg gebaut, auf einem Plateau an Aare --> Nicht um Burg herum sondern angrenzend Breite Strassen (20-30m) als Handelsstützpunkte, wichtigste: Marktgasse Häuser an Handel abgestimmt --> Arkaden Stadtbach für Entsorgung, Trink-/Abwassersystem
Im 12. Jahrhundert gründen die Zähringerherzöge zwischen Schwarzwald und Alpenkamm mehrere Städte zur Festigung ihrer Macht und zur Kontrolle der grossen Handelsstrassen. Die Stadt Bern zeigt bis heute die anschaulichen Merkmale einer Zähringer Gründungsstadt, erfuhr jedoch im 19. Jahrhundert im Zuge der Stadterweiterung einige bauliche Veränderungen.
Stadtideale im Mittelalter
- Mit der Entwicklung des Zunftwesens entstanden in den Städten immer spezialisiertere Gewerbemonopole. Die Städte waren exklusive Rechts- und Wirtschafts räume. Durch die verliehenen Privilegien des Markt rechts wurde das Abhalten der Märkte und Messen zur wichtigen städtischen Einnahmequelle ebenso wie auch das sog. Stapelrecht, das Recht auf Waren niederlage. Die Stadtmauern umschlossen diesen ökonomisch rechtlichen Sonderbezirk und grenzten ihn nach außen ab.
- Neben der Bedeutung als regionale Handwerks- und Handelsstädte erhielt das städtische Wachstum durch das Anwachsen regelrechter Städtenetze und Fern handelswege eine neue Schubkraft (z.B. Organisation der Hansestädte). Ebenso wuchs die kulturelle Bedeu tung der Städte: Sie waren die Orte von Bildung, Kunst und Wissenschaft und aufgrund der Bildungsinstitu tionen auch die wichtigsten Schmieden von Innova tionen und technologischen Neuentwicklungen
Griechische Wohnhäuser
Der Wohnungsbau in den Stadtvierteln lag in der Hand der Privatpersonen. Man unterschied im Wesent lichen zwei Grundtypen des Wohnungsbaus: das pri vate ein- bis zweigeschossige Einfamilienhaus (domus) und das mehrgeschossige städtische Mietshaus (insulae), welches von Unternehmern gebaut wurde. Der Grundbesitz in der Stadt war Privatbesitz, auf den der Staat allerdings mit weit reichenden Rechten zugreifen konnte.
Die groma bestand aus vier, jeweils 45 cm langen Holzleisten, an deren Ende vier Bleilote hingen. Die Stange, an der die Bleilote befestigt waren, wurde so in den Boden gesteckt, dass das Leistenkreuz ge nau über dem Mittelpunkt des Kreises lag, der in dem fest am Boden veranker ten Markierungsstein ein gezeichnet war. Mit einfa chen Peilvorgängen konnte die Richtung fest gelegt und der rechte Win kel auf das Straßensystem übertragen werden.
Römische Stadtgründung
Zu den römischen Stadtgründungen gehören z.B. Augsburg, Como, Florenz, Köln, London, Lyon, Mainz, Paris, Regensburg, Speyer, Trier, Verona, Wien, Worms, Xanten etc. Viele dieser Städte wurden nach dem Zerfall des Römischen Reichs Ausgangspunkt der sich anschließenden mittelalterlichen Stadtentwicklung.
„Serien-Typenhäusern”:Alle verfügen über die Einteilung eines Hofes sowie eines zur Südseite hin ausgerichteten Hauses mitWohnräu men im Erdgeschoss und Schlafräumen im Oberge schoss. Bei der gleichmäßigen Parzellierung und den relativ kleinen Grundstücksgrößen schien ein Bau mit Typen häusern vorteilhaft zu sein; zudem begünstigten die in der homogenen Gesellschaft vorhandenen ähnlichen Wohn- und Lebensgewohnheiten solcherlei Vorgaben
Infrastruktur Rom vs. Griechenland
Strassen sehr schnell und früh bereits gepflastert, sehr sorgfältig und mit Abwassersystem, in Athen dagegen nicht, die Strassen sind ungepflastert
Aquädukte um 300 v.Chr., auch Brücken -> gute Wasserinfrastruktur
- Marktplatz (Merkantiler und administrativer Mittelpunkt), auch für Rechtsprechung verwendet
- Repräsentationsort und religiöser Versammlungsort
- Vergleichbar mit athenische Agora
- Aus Trockenlegung der Sümpfe (Cloaka Maxima)
- Comitium (Volksverwaltung), Curia, Basilika, Triumphbogen, Tempel
- Immer weiter ausgebaut zu Kaiserfora (aus Notwendigkeit polit. Verwaltungszentrum)
Er war gleichzeitig Verkehrsdurchgang, Markt, hatte ein Tempel, Ort der Ratsversammlung und Rechtsprechung.
Später gibt es diverse Entwicklungen: Ein Orchestra, die Stoa (kleine Büros in einer Säulenhalle als 2-3 geschossige mehrschiffigen Säulenhalle - wirtschaftliches Gebäude, bald wird mit den vereinzelten Stoai (nicht wirklich geometrisch eine Augenweide) der Platz wirklich gefasst. Die Volksversammlung verschiebt sich alsbald ins Amphitheater.
Zu einer antiken griechischen Stadt gehörte grundsätzlich immer eine Akropolis – auch wenn einige aufgrund flachen Geländes diese Bezeichnung nicht recht zu verdienen scheinen.
Aus Verteidigungsgründen wählten die frühen Siedler einer Stadt Erhöhungen und Hügel aus, wenn möglich mit steilen Hängen. Die Akropolis entsprach einer Zitadelle, jedoch entwickelte sie sich im Laufe der Geschichte von einer Wehranlage auf dem Burgberg auch zum Kultplatz mit den wichtigsten Heiligtümern. Die frühen Siedlungen entwickelten sich vielerorts zu den Zentren großer Städte, die sich über die angrenzenden Täler ausbreiteten.
Die bekannteste Akropolis befindet sich in Athen (siehe Akropolis (Athen))
Die Agora (altgriechisch ἀγορά) war im antiken Griechenland der zentrale Fest-, Versammlungs- und Marktplatz einer Stadt. Sie war aber zugleich auch eine bedeutende gesellschaftliche Institution und als solche ein kennzeichnendes Merkmal der griechischen Polis. Als wichtiger Kultplatz war sie der Veranstaltungsort vieler für die Ausbildung einer gemeinsamen Identität entscheidender religiöser Feste mit gymnischen und musischen Agonen. Als Ort der Volks- und Gerichtsversammlungen kam ihr eine herausragende Rolle für das geordnete Zusammenleben in einer Gemeinschaft zu
Die Besitzer der zur Ausführung der Durchbrüche zu enteigneten Grundstücke sind im Plan von Berlin nicht erkennbar, der Plan von London hingegen zeigt den im Bereich der Regent‘s Street liegenden Grundstücksbesitz des englischen Königshauses.
Mächlers Plan weist auf keine Eigentumsverhältnisse hin. Das Grundstückseigentum der englischen Krone ist im Plan von Nash mit blauer Farbe gekennzeichnet, worauf unterhalb des Plantitels hingewiesen wird (sehr klein geschrieben). Die Verlaufsanordnung der Regent‘s Street war sehr stark von den Eigentumsverhältnissen beeinlusst.
Mächler schlägt eine gerade Achse durch die bestehende Stadtstruktur Berlins, während Nash bei der Regent Street mehrfach Verlaufsänderungen einfügt.
Während sich Martin Mächler in seinem Projekt sowohl von den stadträumlichen Gegebenheiten als auch von den bestehenden Besitzverhältnissen loslöste, reagierte Nash durch die Verlaufsänderungen der Regent Street auf die konkreten stadträumlichen, architektonischen und wirtschatlichen Rahmenbedingungen. Beispielsweise sollte das Cavendish Harley House nördlich der Oxford Street unbedingt erhalten bleiben.
In beiden Plänen besteht die primäre Strategie darin, mittels einer linearen Verbindung zwei Punkte innerhalb der Stadt aneinander anzuknüpfen: Bei Mächler zwei Kopbahnhöfe, bei Nash das Carlton House mit dem Regent‘s Circus, beziehungsweise dem Regent‘s Park.
Im Kontext welcher politischen, wirtschatlichen, demographischen und sozialen Rahmenbedingungen wurde der Wettbewerb «Gross-Berlin» 1908 ausgelobt?
- Politische Rahmenbedingungen: Nach dem Sieg im deutsch-französischen Krieg von 1870–71, bedurte es im neu gegründeten Deutschen Reich einer baulich repräsentativen Hauptstadt.
- Demograische Rahmenbedingungen: Med. Fortschritte und verbesserte Hygiene führten zur Absenkung der Geburtensterberate u. zum Anstieg der Lebenserwartung. Die Ind. verursachte eine massive Landlucht
- Planungspolitische Rahmenbedingungen: Da es sich beim 1862 in Krat getretene Hobrecht-Plan vor allem um einen Fluchtlinienplan handelte, kam es zu Boden- und Immobilienspekulationen, die Berlin den Ruf als Mietskasernenstadt einbrachten
- Wirtschatliche Rahmenbedingungen : Eine übergeordnete Planung, zum Beispiel in Form eines gesamtstädtischen Regulierungsplans, fehlte in Berlin lange Zeit. Wohnungsnot und Armut stiegen in der Hauptstadt des Deutschen Reiches stark an. = Soz. Rahmenbed. Frankreich musste nach der Niederlage im deutsch-französischen Krieg 1870-71 hohe Reparationszahlungen leisten. Das Deutsche Reich wurde dadurch als Industrienation gestärkt
Welcher Architekt hat 1939 einzelne Komponenten von Mächlers Plan für die Umgestaltung der Berliner Stadtmitte übernommen?
Alfred Messel
Zwischen 1877 und 1900 stieg die Zahl der Bevölkerung Berlins von 1 Million auf 3.8 Millionen. 1908 wurde mit dem ausgeschriebenen Wettbewerb «Gross-Berlin» versucht, den durch das rasante und unkontrollierte Wachstum der Hauptstadt des Deutschen Reiches entstandenen Problemen zu entgegnen. Die Zielvorgaben für die Wettbewerbsteilnehmer umfassten drei Schwerpunkte.
1. Reformation des städtischen Blocks und Anlage von Gartenvororten. Die Mietskasernen, welche als Folge der Bodenund Immobilienspekulationen für die Bewohner Berlins extrem schlechte Lebensbedingungen schufen, sollten dringend durch Wohntypologien ersetzt werden, die mehr Licht, Lut und Platz boten.
2. Lösung des Verkehrsproblems in der Innenstadt mit Schwerpunkt auf dem Eisenbahnnetz. Durch den Bau von Eisenbahnlinien ab der Mitte des 19. Jahrhunderts und die Anlage von acht großen Kopbahnhöfen auf Stadtgebiet wurde die Anbindung verbessert.
3. Schafung eines repräsentativen Stadtzentrums. Das politisch gestärkte Selbstbewusstsein der Reichshauptstadt Berlin sollte durch bauliche Massnahmen unterstrichen werden.
Ideologien Hendrik Christian Andersen/Ernest Hébrard
Um den Lebensbrunnen herum soll eine ganze ideale Stadt als urbanes Gesamtkunstwerk konzipiert werden
Das internationale und disziplinumspannende Wissens- und Vermittlungszentrum führt hin zum weltweiten Frieden zwischen den Nationen und den Klassen.
Im Gegensatz zu den Stadtutopien, welche als „Modelle“ universale Gültigkeit besitzen sollten, waren viele Idealstadtentwürfe für einen konkreten Standort vorgesehen. Idealstadtentwürfe wurden – speziell in der Renaissance – auch oft getätigt, um einer etablierten Machtstruktur noch mehr Gewicht zu verleihen (z.B. Palmanova, Neuf-Brisach). Das heisst, der politische Status Quo wurde akzeptiert, während viele Stadtutopien sich als Alternativen zu bestehenden Situationen präsentierten. Die Grenze zwischen Idealstadt und Stadtutopie ist jedoch fliessend.
Zwischen 1865 und 1900 wurde im Zuge des erwachten Interesses für die Archäologie ganze Städte ausgegraben, zum Beispiel Alexandria, Kyrene, Selinunt, Priene und Milet. Die geometrischen Planstädte der Griechen begeisterten die Architekten und entzündeten ihre Phantasie, indem sie ihnen einen umfassenderen Zugang zum Stadtentwurf eröfneten. Vor diesem Hintergrund sind auch das neu erwachte Interesse für urbane hemen in der Ecole des Beaux-Arts sowie der Rückgrif auf viele Merkmale der nun erforschten antiken Planstädte zu sehen.
Garniers Ideologien
Gefängnis, Polizeistation und Gerichtshof, aber auch Sakralbauten sind nicht notwendig, denn allein die menschengerechte urbane Anlage beugt Verbrechen vor und macht den Trost der Religion überlüssig. Stattdessen sind Gemeinschats- und Bildungseinrichtungen sowie Sport- und Freizeitalagen privilegiert.
Die ideale Stadt gründet auf dem Boden der Arbeit von allen und wird für alle errichtet. Die Industriestadt dient als menschengerechte urbane Anlage einer sozialistischen Gesellschat.
Das letzte Kapitel in der aktuellen Vorlesungsveranstaltung widmete sich dem hema „Rotterdam – vom Block zur Siedlung“. Welche städtebaulichen und architektonischen Merkmale bestimmen diese Veränderung?
Der aufgebrochene Baublock ist zugunsten von Häuserzeilen aufgegeben. Die Anordnung in Zeilen entsprach erstens der neuen Ideologie, bzw. dem neuen Ansatz zur Sachlichkeit durch serielle Addition und formale Reduktion. Zweitens liess die Anordnung in Zeilen eine bessere Belütung des Quartiers zu (Durchzug) und schate somit bessere hygienische Verhältnisse als die Höfe in den geschlossenen Wohnblocks.
Der Backstein ist dem weissen Putz gewichen. Weil die Siedlung nur für einen Zeithorizont von 25 Jahren gebaut wurde, wählte der Architekt als Konstruktionsmaterial nicht den langlebigen Backstein, sondern einen weissen Verputz über einer Holzkonstruktion.
Die viergeschossigen Bauten haben eingeschossigen Häusern mit ausgebautem Dachstock Platz gemacht. Im Gegensatz zu den eingeschossigen Mietwohnungen mit Balkonen erhielten durch den eingeschossigen Zeilenhausbau alle Einheiten einen eigenen Aussenraum.
Mit welchen gestalterischen Mitteln haben die Architekten der Amsterdamer Schule versucht, den Wohnbauten
– meist soziale Wohnblöcke – in Bezug auf die der neuen Geschwindigkeit entsprechenden Wahrnehmung ihre
eigene Identität zu verleihen?
Aulösung von Gebäudewänden in individuelle Einheiten
Erhöhte, bzw. akzentuierte Bauten an den Ecken der Blöcke
Dynamik durch versetzte Balkone
Rhythmisierung von langen Gebäudeeinheiten durch Treppentürme
Monumente am Ende von Blickachsen
Baublock
- Der Baublock besteht aus einer Gruppe von Parzellen und ist allseitig von Strassen umgeben und erschlossen.
- Die Gebäude sind mit der Frontseite zu den Strassen orientiert. Dadurch entsteht eine eindeutige sozialräumliche Diferenzierung von aussen (öfentlich) und innen (privat).
- Die Grundrissgeometrie der Blöcke kann unterschiedliche Formen annehmen .
- Die allseitig umlaufende Erschliessung und Orientierung erfolgt von aussen.
- Baublöcke können komplett geschlossen bebaut sein. Die Randbebauung kann aber auch durchbrochen sein, Lücken aufweisen oder aus kürzeren Reihen-, Doppel-, und Einzelhäusern bestehen.
- Die Gestaltung der Ecke stellt eine besondere Herausforderung dar.
- Der Baublock ermöglicht eine intensive Vernetzung mit der umgebenden Stadtstruktur.
- Eingebunden in das System der städtischen Strassen und Bauluchten, entsteht ein von allen Seiten erreichbarer, durchgängiger und weitgehend geschlossener Stadtraum.
- Durch seine rationale und ökonomische Ausnutzung des städtischen Bodens erlaubt der Block vergleichsweise hohe städtebauliche Dichten.
- Durch seine unmittelbare Einbindung in das räumliche Gesamtsystem der Stadt, ist der Baublock für eine Aufnahme unterschiedlichster Nutzungen und Nutzungsmischungen sehr gut geeignet.
Was verstand Berlage unter impressionistischer Baukunst?
Zwei Tendenzen charakterisieren Berlages umfangreiches gebautes und schritliches Werk: einerseits das Bemühen, die kapitalistische Gesellschat in eine linksliberale zu reformieren; andererseits den herrschenden eklektizistischen Stil der Architektur zu einer konstruktiv rationalen Baukunst hin zu reformieren. Für Berlage war eine neue Architektur Symbol wie Mittel der gesellschatlichen Erneuerung. Die Impressionistische Baukunst entsprach seiner Aufassung nach der Wahrnehmung des modernen Menschen, d.h. sie ist im Vorübergehen, aus dem Bus, der Tram etc. leicht zu erfassen und weist daher weniger Ornament, aber mehr Formung und Rhythmus auf.
Welche städtebaulichen Vorbilder, beziehungsweise Referenzen hat Otto Wagner für dieses Projekt bewusst oder unbewusst gewählt?
- City Beautiful Bewegung, USA (ab 1893): Geometrische Parkanlage mit Wasserbecken und repräsentativen Bauten
Paris, städtebauliche Transformationen unter Napoléon III. und Baron Haussmann (1853-1868): Durchgehend sieben bis achtgeschossige Mietshäuser entlang von baumgesäumten Strassen
Savannah (gegründet 1733): Rasterförmige Strassenanlage und auf die einzelnen Quartiere / Blöcke verteilte Plätze
Sitte‘s Grundsätze im bezug auf Letchworth und Unwin
- Das Zentrum, die Mitte wird baulich freigehalten. Diese Aussage entspricht den Vorstellungen von Sitte. Er begründete das Freihalten der Mitte eines Platzes von Monumenten damit, dass ansonsten «Ansicht und Genuss des Gebäudes» gestört würden.
- Der Platz ist baulich geschlossen. Die Geschlossenheit des Platzes ist ein zentrales Forderung Sittes. «..aber so wie es möblirte Zimmer und auch leere gibt, so könnte man von eingerichteten und noch uneingerichteten Plätzen reden, die Hauptbedingung dazu ist aber beim Platz sowie beim Zimmer die Geschlossenheit des Raumes.»
- Die Anordnung der auf den Platz hin führenden Strassen verhindert ungünstige Kreuzungspunkte des Verkehrs in der Platzmitte. Sitte sah bei mehreren Strassen, welche auf einen Platz zuführten, beziehungsweise von diesem wegführten, ein Vorteil in der tangentialen, jedoch nicht in der zentralen Anordnung, weil mit Hilfe einer korrekten Verkehrsführung Kreuzungspunkte vermieden werden könnten.
- Da in Letchworth die zentral auf den Platz zuführende Achse keine Kreuzung in der Platzmitte erfährt, ist ihre Anordnung in Sittes Sinn.
- Unwin führt bei der Diskussion um die Strassenführung an, dass ein öfentlicher Platz des Verkehrslusses bedarf, weil er bei mangelnder Belebung seinen Charakter verlieren könnte.