Motivation & Emotion

Fragenkatalog SS21 Eder Uni Würzburg

Fragenkatalog SS21 Eder Uni Würzburg


Kartei Details

Karten 281
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 12.07.2025 / 12.07.2025
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Welchen Entwicklungsverlauf nehmen Ängste? Verläuft diese Entwicklung für alle Kinder gleich?

  • Ängste generell nehmen mit der Zeit eher ab, zw. 8 & 14 stärkster Abfall, aber Differenzierung der spez. Ängst wichtig
    • unbekanntes, Gefahr&Tod, Bestrafung: v.a. 8-11 J. sehr hoch, nimmt dann ab
    • Leistungsbewertung, soz. Bew., Misserfolg, Kritik: anfangs niedrig, steigt immer weiter an
  • Entw. von Trennungsangst kulturübergreifend sehr ähnlich (--> evol. vorteilhaft)
  • trotzdem generell: große & stabile interindiv. Unterschiede in Entwicklungsverlauf & Temperamenten

Über welche „emotionalen“ Ausdrucksmuster verfügen Säuglinge unmittelbar nach ihrer Geburt?

  • Schon 2h nach der Geburt faziale Reaktionen auf olfaktorische & gustatorische Reize
    • Süß, sauer, bitter
    • Olfaktorischer Sinn verbunden mit limbischem System und Amygdala
  • Weinen, Schreien
    • Kein emotionsspezifischer Ausdruck
  • Schreckreaktionen auf laute Geräusche & Fallempfindungen

Eingeschränkt, da

  • Entwicklung eng an Entwicklung allgemeiner kognitiver Fähigkeiten & Feinmotorik gekoppelt

Was ist mit Reaktionskohärenz gemeint und wie wurde diese überprüft? Wie ist der aktuelle Forschungsstand bezüglich einer emotionalen Reaktionskohärenz einzuschätzen? Nehmen Sie hierfür Bezug auf die Metaanalyse von Lensch et al. (2011).

Reaktionskohärenz

  • Emotion als "Reaktionspaket" = emotionsspez. Reaktionen, die miteinander zusammenhängen
    • z.B. Traurigkeit: Verluste, beeinflusste Körperhaltung, anderes Verhalten 
  • Reaktion verschiedener Systeme sollten zusammenhängen & korrelieren

Empirische Überprüfung

  • Reaktionen verschiedener Ebenen sollten statistisch korrelieren
  • Metaanalyse Lensch
    • Gemischte Resultate
    • Gesamtbefund spricht für losen Zusammenhang

Welche Hypothesen gibt es bezüglich einer Lateralisierung von emotionalen Verarbeitungsprozessen im menschlichen Gehirn? Wie sind diese nach aktuellem Forschungsstand einzuordnen?

Lateralisierung= einseitige Verarbeitung von Gehirnfunktionen (Hemisphären über Corpus callosum verbunden)

  • Rechte Hemisphären-Hypothese
    • Links: Verstand
    • Rechts: Emotionen
  • Valenzhypothese
    • Links: Positive Emotionen
    • Rechts: Negative Emotionen
      • Jeweils präfrontal
  • Motivationale Richtungshypothese
    • Links: Annäherungsorientierte Emotionen
    • Rechts: Rückzugsorientierte Emotionen
      • Ärger negativ, annäherungsorientiert → links
      • Angst negativ, rückzugsorientiert → rechts

--> eigentlich alle nicht so gut (letzte noch am besten), weil sich den Funktionen keine spez. Orte zuweisen lassen & es eher auf das gesamte Gehirn verteilt ist

Welche neurobiologischen Cluster bzw. psychologische Funktionen sind gemäß dimensionalen Emotionstheorien maßgeblich für das Entstehen und Erleben von Emotionen. [Aufzählung der vier Cluster mit beispielhafter Nennung von ausgewählten Hirnstrukturen genügt].

  • Rohaffekte (Core affect)
    • Amygdala, Insula, orbitofrontaler Cortex
  • Konzeptualisierung (Conceptualization)
    • Präfrontaler Cortex (VMPFC)
    • medialer Temporallappen
    • PCC
  • Exekutive Aufmerksamkeit (executive attention)
    • Präfrontaler Cortex (DLPFC & VMPFC)
  • Sprache (language)
    • Anteriorer Temporallappen
    • VLPFC

Nennen Sie Gehirnareale, die einen engen Zusammenhang mit dem Erleben von Furcht, Traurigkeit, Ärger und Ekel aufweisen.

Emotionen

  • Furcht: Amygdala
  • Trauer: ACC
  • Ärger: orbitofrontaler Cortex
  • Ekel: Insula

Erläutern Sie das Zwei-Wege Modell der Furchtkonditionierung von Joseph LeDoux.

2 Pfade bei der Verarbeitung von Bedrohungsreizen

  • Schneller Pfad ("low road")
    • Reiz --> Thalamus --> Amygdala --> Reaktion
    • Grobauslösend, nicht detailliert verarbeitet
    • Schnelle emotionale Reaktion
    • Höhere Fehlerrate
  • Langsamer Pfad ("high road")
    • Reiz --> Thalamus --> sens. Cortex --> Amygdala --> Reaktion
    • Über sensorischen Cortex
    • Akkurater

--> werden beide gleichzeitig aktiviert: erste, schnelle Reaktion --> Verstärkung/Inhibition nach high road

Welche Funktion haben die Amygdala bei der Verarbeitung von emotionalen Reizen und beim emotionalen Lernen?

  • Amygdala koppelt CS & UCS → aktiviert zentrales Grau → aktiviert Kerne des Hypothalamus und Reaktionen wie: Blutdruck und Hormone aktiviert 
  • Läsion der Amygdala reduziert z.B. konditionierte Furcht, Emotionswahrnehmung und emotionales erleben 

Amygdala

  • Paarig angelegtes Kerngebiet im vorderen Teil des Temporallappens
  • Mandelförmiges Aussehen
  • Untergliederung in weitere Kerngruppen (Subnuclei)
    • Kortikomediale Kerne
    • Basolaterale Kerne
    • Zentrale Kerne
  • Verschiedene Funktionen je nach Kommunikationswegen

Beschreiben Sie die Theorie eines „dreeinigen Gehirns“ von Paul MacLean (1949). Warum ist diese Dreiteilung in der modernen Emotionspsychologie nur mehr von marginalem Interesse?

  • Hierarchische Organisation des menschlichen Gehirns, bestehend aus 3 stammesgeschichtlich unterschiedlich alten 

  • 3 miteinander vielfach neuronal verbundene "Gehirne" untereinander stark abweichender Struktur und Neurochemie, die aus unterschiedlichen Epochen seiner evolutionären Vergangenheit (Evolution) stammen und zusammen als ein "dreieiniges Gehirn" fungieren. 
    • Reptilienhirn (v.a. Hirnstamm): Sitz der Triebe
    • älteres Säugerhin (Zwischenhirn/"limb. System"): Sitz der Emotion
    • jüngeres Säugerhin (Neocortex): Sitz des Verstands
  • Problem mit Theorie: spezifische Einteilung nach Arealen ergibt nach aktueller Forschung keinen Sinn mehr --> Funktionen eher über gesamtes Hirn verteilt

Populärwissenschaftliche Medien beschreiben das limbische System als „ein Gehirnareal, das der Verarbeitung von Emotionen und der Entstehung von Triebverhalten dient“. Diskutieren Sie diese Aussage kritisch.

Widerspruch mit Populärwissenschaft

  • Keine einheitlichen "limbischen" Zellgruppen
    • Weder histologisch
    • Noch funktional (Emotion, Lernen, Gedächtnis)
  • Als einheitliches "emotionales" Gehirn fragwürdig
  • Stattdessen: Identifizierung emotionsspezifischer Netzwerke
    • Die weite Teile des Gehirns umspannen

→ Metaanalyse von 55 PET & fMRI Studien

Erläutern Sie die Behauptung, dass ein peripherphysiologischer Erregungszustandbzw. die interozeptive Wahrnehmung desselben notwendig für das emotionale Erleben ist. Welche empirischen Befunde sprechen dagegen bzw. dafür?

  • Suche nach emotionsspezifischen vegetativen Reaktionsmustern, einhergehend mit Emotionen
  • Frage, ob physiologische Komponente mit kausaler Rolle bei Emotionsentstehung

Aussage stimmt eher nicht --> Befunde:

  • Emotionales Erleben Querschnittsgelähmter
    • Reduzierte sexuelle Erregbarkeit, Furcht- & Ärgergefühle
    • Zunahme sentimentaler Gefühle
    • Widersprüchliche Befunde
      • Keine Belege für starke, eher für schwache Auswirkung
  • beta-Blocker reduzieren unter angstauslösenden Bedingungen physiologische Reaktionen
    • Kaum (nur selektive) Veränderung emotionalen Erlebens
      • Nur bei somatischen Emotionen (z.B. Angst vor der Angst)

Was ist die Kernaussage der James-Lange-Theorie der Emotion? Welche kritischen Einwände hat Walter Cannon gegen sie vorgebracht und wie sind diese Einwände aus heutiger Sicht einzuordnen?

Theorie

  • Annahme: emotionsspezifische Erregungszustände
  • Emotionen durch Wahrnehmung peripher-physiologischer Veränderungen
    • Emotionaler Stimulus → Physiologische Veränderung → Wahrnehmung der Emotion

Kritik

  • Trennung der Eingeweide vom ZNS bewirkt keine Veränderung im emotionalen Verhalten
    • Problem: Studie mit Katzen --> wie misst man Emotionen bei Katzen? Sicherstellung, dass gesamtes RM durch ist?
  • Eingeweide relativ unempfindlich
    • stimmt nicht --> enterisches NS, viele Sensoren dort
  • Viszerale Veränderungen zu langsam ( Nervenleitung langsamer als Attraktivitätsurteile)
    • Bezug auf eine Studie zu Attraktivitätsurteilen --> solche Urteile überhaupt emot. oder eher kogn.?
  • künstliche Herbeiführung viszeraler Veränderungen induziert keine Emotion
    • sehr wohl, wenn passende Erklärung/Situation dazugeliefert wird
  • dieselben viszeralen Veränderungen bei sehr verschiedenartigen und nicht-emotionalen Zuständen
    • gutes Argument
    • Erregungszustände eher unspez. (keine genau klaren Muster) zB beim Sport auch Herzrate hoch

Erläutern Sie die Cannon-Bard Theorie der Emotionsentstehung. Welche Rolle spielen körperliche Erregungszustände für das emotionale Erleben laut dieser Theorie?

Cannon-Bard Theorie

  • Annahme emotionsunspezifischer Erregungszustände
  • Erleben ganzheitlicher Emotion durch gleichzeitiges Erleben von
    • emotionalem Gefühl
      • Sensorische Signale vom Thalamus gleichzeitig an Cortex für Interpretation des Ereignisses
    • emotionaler Erregung
      • Und an Hypothalamus für Einleitung körperlicher Reaktion gesendet
  • körperl. Erregegungszustände sind notwendiger Bestandteil, aber eben nur in Kombi mit Interpretation

⟹ Beides muss zusammenkommen für Emotionsentstehung

Welche physiologischen Prozesse lösen eine Kampf-oder-Flucht Reaktion aus? Nennen Sie körperliche Veränderungen, die für eine Stressreaktion charakteristisch sind. Reagieren gestresste Menschen immer mit Kampf oder Flucht?

  • Amygdala detektiert meist Bedrohung --> Weiterleitung an HPA Achse
  • nicht alle reagieren mit fight or flight, auch möglich: tend-and-befriend
    • soz. Unterstützung suchenm Beschwichtigung etc
    • bei Frauen häufiger als bei Männern

Körperreaktionen (fight or flight)

  • HPA (Hypothalamus-Hypophyse-Nebennierenrinde-Achse) Aktivität
    • Sekretion von Nor-/Adrenalin/Cortisol
  • Sympathische Aktivierung
    • Ergotrope Reaktionslage
      • Beschleunigter Herzschlag
      • Erweiterte Pupillen
      • Trockener Mund
      • Gerötete Haut
      • Tunnelblick
      • Verlangsamte Verdauung
      • Blasenentleerung
      • Zittern
      • Hörbeeinträchtigung
  • Stressreaktion nicht immer fight or flight
    • z.B. Stress auf Arbeit, beim Lernen etc.

Welche grundlegenden Funktionen haben physiologische Veränderungen für das Emotionsgeschehen?

Angenommene Funktionen physiologischer Veränderungen

  • Bereitstellung perzeptueller, kognitiver & körperlicher Ressourcen (z.B. erhöhte Aufmerksamkeit)
    • z.B. Gruppe Höhlenmenschen hört Rascheln und geht weg
  • Steigerung des intraorganismischen Informationsaustauschs (z.B. Veränderungen der Blutverteilung im Körper)
    • z.B. Vorbereitung für Kampf
  • Kommunikation des eigenen emotionalen Zustands an andere Organismen
    • z.B. Signalisierung einer Kampf- oder Abwehrbereitschaft
    • Weniger Ausdruck wenn alleine

Nennen Sie einen Befund, der gegen die starke Version der Facial-Feedback-Hypothesespricht.

Möbius-Syndrom

  • Angeborene Faszialisparese (Lähmung der mimischen Gesichtsmuskulatur)
  • ABER: Intakter Humor, normales Gefühlserlebnis
  • Widerspricht starker Version (Facial Feedback nicht notwendig)

Was behauptet die starke und die schwache Version der “Facial-Feedback”-Hypothese? Schildern Sie als Beleg für diese Hypothesen Ergebnisse der sog. „Pen Studies“ und „Botox Studies“. Welche Version wird von den Ergebnissen dieser Studien mehr gestützt?

Facial-Feedback-Hypothese: Mimik hat Einfluss auf emotionales Erleben

  • Starke Version
    • Mimik ist notwendig & hinreichend für emotionales Erleben, Aktivierung der Gesichtsmuskulatur induziert Emotionen
  • Schwache Version
    • Mimik ist hinreichend, aber nicht notwendig für emotionales Erleben, moduliert emotionales Erleben; Emotionen werden durch Feedback von Gesichtsmuskulatur beeinflusst

Belege:

Pen-Studies

  • Unterdrückung bestimmter Gesichtsausdrücke → passende Emotion schwächer empfunden
    • z.B. Stift zwischen Lippen → Lächeln unterdrückt
  • Induktion bestimmter Gesichtsausdrücke → passende Emotion stärker empfunden
  • z.B. Stift zwischen Zähnen → Lächeln induziert

Botox-Studies

  • Lähmung der Gesichtsmuskulatur → Veränderungen des Emotionsempfindens
    • Abnahme in Botox-Gruppe durch gedämpftes emotionales Erleben vor allem bei milde positiven Erlebnissen

⟹ Empirische Evidenz stützt schwache Version

  • Inkonsistente Befunde bzgl. starker Version
    • Keine Emotionsentstehung durch Aktivierung der Gesichtsmuskulatur (starke FFH)
    • Mimik beeinflusst emotionales Erleben in einigen Situationen (schwache FFH)

Beschreiben Sie die die Studie von Adams und Kleck (2003) zur Integration von Blickrichtung und mimischen Ausdruck bei der Emotionswahrnehmung.

Aufbau

  • VPn sehen Bilder, sollen möglichst schnelle Klassifikation von Emotionen machen
    • UV1: Gesichtsausdruck Ärger vs. Furcht
    • UV2: Blick des zu erkennenden Gesichtes abgewandt vs direkt
    • AV: RT

Ergebnis

  • Gesichtsausdruck mit direktem Blickkontakt schneller als Ärger identifiziert
  • Gesichtsausdruck mit abgewandtem Blick schneller als Furcht identifiziert

Interpretation

  • Holistische Integration bei der Interpretation von Gesichtsausdrücken
    • Gesichtspartien können nicht separat betrachtet werden, ohne dass die restlichen Teile des Gesichts unsere Wahrnehmung beeinflussen (→ Kontextualisierung)

Können Emotionen an der Stimme/Prosodie einer Person erkannt werden? Welche Emotionen werden universell an akustischen Merkmalen erkannt?

Akustischer Ausdruck

  • Emotionale Modulation der Stimme/Prosodie (emotionsspezifische Lautproduktion)
    • Tempo, Tonhöhe, etc.

Universell akustisch erkannte Merkmale

  • Differenzierung hoher/niedriger Erregung möglich
  • Erkennen von Ärger, Angst, Freude, Trauer

Welche Methodenkritik wurde an kulturübergreifenden Studien von emotionalen Gesichtsausdrücken geübt? Ordnen Sie diese Kritikpunkte hinsichtlich ihrer Aussagekraft ein.

Kritik

  1. Interkultureller Austausch (schlechter Punkt)
    • Meist studentische VPn → evtl. Lernen von Emotionen über Kulturen hinweg
    • Aber auch Studien mit Naturvölkern ohne interkulturellen Austausch
  2. Meist gestellte, statische Gesichtsausdrücke (besser)
    • So extrem, dass sie real so nie auftreten → bei alltäglicheren Gesichtsexpressionen niedrigere Erkennung
    • Aber Gesichtsausdrücke in Studien meist statisch, im Alltag dynamisch → bessere Erkennungsrate bei dynamischen Ausdrücken
  3. Erzwungene Auswahl zwischen verschiedenen Emotionen
    • Alternative: freies Antwortformat (allerdings schwierige Auswertung)

→ Kritik kann zur systematischen Überschätzung der universellen Erkennungsleistung führen, aber nicht die Befunde wegerklären

Warum werden Emotionsausdrücke von Angehörigen der eigenen Kultur besser erkannt als die von Personen eines fremden Kulturkreises?

  • Eigengruppen-Vorteil → Erkennungsrate bei Angehörigen der eigenen Kultur besser
  • Kulturelle Variabilität durch soziokulturelle Darstellungs- und Dekodierungsregeln (display rules)
    • z.B. Beerdigungen je nach Kultur: Freude, Trauer

Gibt es emotionale Gesichtsausdrücke, die kulturübergreifend erkannt werden?

Universelle Gesichtsausdrücke

  • Hohe Erkennung von Angst, Ärger, Traurigkeit, Freude, Ekel und Überraschung in kulturübergreifenden Studien (--> Basisemotionen)

Welche Argumente gibt es, dass der Emotionsausdruck im Gesicht eine angeborene Basis hat? Ist der Emotionsausdruck im Gesicht biologisch festgelegt, und falls ja, welchen Einfluss haben soziokulturelle Faktoren auf den Ausdruck von Emotionen?

 

Argumente für angeborene Basis

  1. Homologer Ausdruck von Primaten
    • "Silent bared teeth display" Affiliation/Unterwerfung (Affe) - Lächeln/Affiliation (Mensch)
    • "relaxed open mouth display" → Spielgesicht (Bonobo, Mensch)
  2. Homologer Ausdruck blind geborener Menschen
    • Spontane Mimik nach Niederlage im Sport bei sehenden und blinden Menschen ähnlich
  3. Kulturübergreifende Studien: universelles Erkennen verschiedener Emotionen(Eckman)

ABER: Soziokultureller Einfluss

  • Eigengruppen-Vorteil: Erkennungsrate bei Angehörigen der eigenen Kultur besser
  • Display rules: kulturelle Variabilität durch soziokulturelle Darstellungs- und Dekodierungsregeln 
    • z.B. Beerdigungen je nach Kultur: Freude, Trauer

⟹ Fazit: Indikatoren für biologische Disposition, aber Lernprozesse und Ausdifferenzierungen finden trotzdem statt

Besteht ein Zusammenhang zwischen emotionale Einschätzungen und emotionalen Handlungsbereitschaften? Erläutern Sie dazu die Studie von Frijda, Kuipers & ter Schure (1989).

 Emotionale Handlungsbereitschaft 

  • Spontaner motivationaler Impuls
  • Emotionen gehen mit bestimmten Verhaltenstendenzen einher ("action readiness"), z.B.
    • Furcht ⟹ Flucht/Vermeidung
    • Ekel ⟹ Abstoßung
    • Interesse ⟹ Exploration
  • Unterstellung evolutionsgeschichtlich bewährter Funktionen
    • Furcht ⟹ Schutz vor Bedrohung
    • Ekel ⟹ Zurückweisung schädlicher Stoffe

Frijda, Kuipers & ter Schure (1989)

  • Fragestellung: Gehen Emotionen mit bestimmten Handlungsbereitschaften einher?
  • VPn beantworten retrospektiven Selbstbericht über
    • Erlebte Emotionen
    • Emotionale (Situations-)einschätzungen
    • Handlungsbereitschaften / Verhaltenstendenzen
  • VL treffen Emotionsvorhersage mit Kenntnis der Verhaltenstendenz und Situationseinschätzungen

⟹ Ergebnis

  • Beide Indikatoren sagen 30-45% der Emotion vorher, action readiness etwas besser
  • Situationseinschätzung & Verhaltenstendenz nicht redundant → kombiniert klären sie höhere Varianz auf
  • → Handlungsimpulse mit, über die Einschätzung hinaus gehendem Vorhersagewert 

Geben Sie 3 Beispiele aus der Forschungsliteratur für einen Einfluss von Emotionen auf kognitive Funktionen.

Semantisches Priming

  • Positiver Affekt erhöht Zugänglichkeit semantisch assoziierter Konzepte im LZG
    • (Erhöht Kreativität und divergentes Denken fällt leichter, wenn wir positiv gestimmt sind)

Heuristische Verarbeitung

  • Bevorzugung von heuristischen Verarbeitungsstrategien in positiven affektiven Zuständen
  • Bevorzugung von systematischen Verarbeitungsstrategien in negativen affektiven Zuständen

Stereotypisierung

  • Positiver Affekt verstärkt Anwendung von Stereotypen relativ zu negativem Affekt

Erläutern Sie die Studie von Medvec, Madey & Gilovich (1995) zum Ausdruck von Freude von Olympia-Medaillengewinnern. Welche kognitiven Vorgänge könnten das Ergebnis dieser Studie erklären?

  • Aufbau
    • UV1: spontane Reaktion vs Reaktion auf dem Podium
    • UV2: Silber- vs Bronzemedaillengewinner:innen
    • AV: Ausdruck von Freude (Happiness Rating)
  • Ergebnis
    • Freude von Silbermedaille weniger als bei Bronzemedaille
    • Besonders deutlich bei spontaner Reaktion
  • Kognitive Vorgänge
    • Kontrafaktisches Denken
      • Silber: "Gold verpasst"
      • Bronze: "Medaille geschafft!"
    • Auf- vs. Abwärtsvergleich

Was ist ein „emotion-induced attentional blink“ (Aufmerksamkeitsblinzeln)? Wie wird dieser Effekt erklärt?

Definition: Emotional erregender Stimulus bindet kurzzeitig Aufmerksamkeit, sodass anschließend präsentierter Target-Reiz nicht bemerkt wird

  • Beispiel für kognitive Komponente von Emotionen
    • Zeigen eines "Rapid Visual Stream", VPn sollen Target entdecken
    • Bsp: Bild von einem Messerstecher, aber man soll Vertikales Bild entdecken
  • Aufmerksamkeitsbindung durch emotionalen Reiz
    • Disengagement schwieriger
    • Lapsus (Fehler) direkt danach
    • Wird jedoch nicht von Person erkannt, da auf emotionalen Stimulus fokussiert

Erläutern Sie das Modell einer hierarchischen Struktur von Affekten.

  • versch. Stufen / Ebenen, an denen man entlanggehen kann, um zur Emotion zu kommen
  • Basis: Valenz & Erregung (--> dimensionale Struktur von Rohaffekten)
    • Unterscheidung in Intensitäten der Angenehmheit und Erregung
    • Nicht weiter ausdifferenziert
    • z.B. negatives Rohgefühl
  • --> Aufteilung in "emotion families" zB Liebe, Freude, Stolz, Angst, Wut, Trauer etc.
  • höhere Ebene
    • Kategorial ausdifferenziert durch kognitive Vorgänge
    • Also Formung prototypischer emotionaler Episoden
    • z.B. Scham, basierend auf negativem Rohgefühl

 Skizzieren Sie das 2-Faktoren-Modell der Emotion von Watson & Tellegen (1985). Worin liegen die zentralen Unterschiede zum Circumplex-Modell von Russell? Wie hängen die beiden Modelle zusammen?

  • 2 Dimensionen (bei beiden vorhandeniden)
    • nur pos. / neg. Affekt (bzw. Aktivierung) --> stehen orthogonal zueinander 
      • Gehen jeweils von hoher Aktivierung zu geringer A.
      • drückt nicht Valenz, sondern annäherungs-/vermeidungsbezogene Emotionen aus
    • Emot. aber nur in den beiden Quadranten von hoher Erregung (pos./neg.)
      • Traurigkeit in dem Modell eigentlich keine Emotion
    • pos./neg. Aktivierung nicht bipolar (gegensäztlich), sondern orthogonal (--> schwach neg. korreliert)
    • Valenz bipolar
  • Unterschied zu Russel: Konzeptualisierung von Emotion (R: alle 4 Quadranten, W&T: nur 2 Quad.)
    • W: unidimensional (mehr pos. muss nicht weniger neg. heißen)
    • R: bipolar (mehr pos. --> weniger neg.)

Erläutern Sie die beiden zentralen Dimensionen im Circumplex-Modell der Emotionen von Russell (1980) und verorten Sie die folgenden Gefühls- oder Befindlichkeitszustände in diesem Modell: Angst, Freude, Trauer, Ärger, Überraschung, Entspannung, Müdigkeit/Schläfrigkeit.

  • Faktorenanalyse von Emotionswörtern
  • Circumplexe (kreisförmige) Anordnung

Circumplex-Modell

  • Zwei orthogonal zueinander in einem Kreuz angeordnete Dimensionen
    • Valenz (Wertigkeit: angenehm <-> unangenehm)
    • Erregung (Grad der Aktivierung: Erregung <-> Deaktivierung)

Verortung der Emotionen

  • Angst: Err. rel. hoch               | V. negativ
  • Freude: Err. mittel                  | V. stark positiv
  • Trauer: Err. rel. gering            | V. stark negativ 
  • Ärger: Err. erhö ht                  | V. stark negativ
  • Überaschung: Err. sehr hoch | V. neutral
  • Entspannung: Err. niedrig      | V. positiv
  • Müdigkeit: Err. sehr gering     | V. neutral / leicht negativ

Wie kann man versuchen, die Vielzahl von Emotionsbegriffen, die in der Sprache vorkommen, auf grundlegende Emotionskategorien bzw. -dimensionen zu reduzieren? Welche methodischen Probleme können dabei auftreten?

Diskrete Ansätze

  • Methodischer Ansatz
    • Untersuchung von Homologien (ähnliches Erscheinungsbild)
    • Untersuchung von Analogien (ähnliche Ursachen) im emotionalen Verhalten

Dimensionale Ansätze

  • Methodischer Ansatz
    • Pool von emotionalen Reizen (Texte, Wörter, Bilder, Erlebnisse)
    • Ähnlichkeitsurteile (Paarvergleiche)
    • Semantisches Differenzial
    • Kovariation im Erleben
    • Cluster-/Faktorenanalysen zu Strukturanalyse
      • Reduktion auf zusammenhängende Konstrukte
        • z.B. Fragebögen (mehrere zusammenhängende Fragen)

Methodische Probleme

  • Abhängigkeit vom verwendeten Item-Pool (Überrepräsentationen von z.B. erregenden Items)
  • Empirische Zusammenhänge oder Sprachverständnis?
  • Begriffliche Schwierigkeiten (Erregung/Aktivierung/Energie)
  • Festlegung der Dimensionen

Was wurde an der Idee einer „Basisemotion“ kritisiert?

  • Uneinheitliche Kriterien & Uneinigkeit über Anzahl von Basisemotionen
  • Meist keine Falsifikationsmöglichkeit (kann nicht widerlegt werden)
  • Abgrenzung "primärer" von "sekundären" Emotionen evtl. sinnlos

Was sind Basisemotionen? Anhand welchen Kriterien können sie als solche identifiziert werden? Nennen Sie Basisemotionen, die in verschiedenen Studien konsistent genannt werden.

Ekman

  • Angeboren
  • Kulturübergreifend

Kriterien

  1. Distinkte universell auftretende Signale (z.B. Gesichtsausdruck)
  2. Distinkte Physiologie
  3. Automatische Bewertung
  4. Distinkte Universale in antezedenten Ereignissen
  5. Distinkte entwicklungsbedingte Erscheinung
  6. Vorhandensein bei anderen Primaten
  7. Schnelles Einsetzen
  8. Kurze Dauer
  9. Unerwünschtes Auftreten
  10. Distinkte Gedanken, Erinnerungen, Abbildungen
  11. Distinkte subjektive Erfahrung

 

  • Unterschiedliche Kriterien
  • Anzahl schwankt zwischen 2 und 12+
  • Übereinstimmende Nennungen:
  1. Angst/Furcht
  2. Ärger/Wut
  3. Traurigkeit
  4. Freude

Welche emotionalen Gesichtsausdrücke sind laut Ekman & Friesen universell vorhanden beim Menschen?

Unterscheidung von Basisemotionen

Universell auftretende Gesichtsausdrücke

  1. Freude
  2. Ekel
  3. Trauer
  4. Angst
  5. Ärger

Worin unterscheiden sich diskrete und dimensionale Klassifikationssysteme von emotionalen Zuständen?

Diskrete Ansätze

  • Sieht verschiedene Grundemotionen (Ärger, Freude, etc.)
  • Strukturbestimmung:
    • Untersuchung von Homologien (ähnliches Erscheinungsbild)
    • Untersuchung von Analogien (ähnliche Ursachen) im emotionalen Verhalten

Dimensionale Ansätze

  • Emotionales Erleben auf noch grundlegenderen Dimensionen (z.B. Valenz, Erregung)
    • Farbanalogie
      • Emotionen als uneindeutige Mischungen grundlegender Dimensionen
  • Strukturbestimmung:
    • Identifizierung latenter Dimensionen mit datenreduzierenden statistischen Verfahren (Cluster- & Faktorenanalysen)

Beschreiben Sie drei Messmethoden zur Erfassung von Gefühlen mit Ihren Vor- und Nachteilen.

Interview

  • Beschreibung: Gespräch darüber, wie sich VP in bestimmten Situationen gefühlt hat
  • Vorteil: Als angemessen erlebt, reichhaltige Informationen
  • Nachteil: Nicht ökonomisch, schwer auszuwerten, schwer zu standardisieren

Tagebuchmethode

  • Beschreibung: Person schreibt auf, wie sie sich gefühlt hat
  • Vorteil: Alltagsnahe Erfassung der Gefühle
  • Nachteil: Erinnerung, scheinbar Unwichtiges wird weggelassen, Auswertung und Interpretation schwer zu standardisieren

Zeitstichproben im Alltag

  • z.B. Signal über Smartphone, Frage nach momentanem Zustand
  • Vorteil: Ereignisnahe Erfassung
  • Nachteil: Kann mit Alltagsaktivitäten interferieren
    • Evtl. Reaktivität der Messung (Verhaltensänderung durch Bewusstsein der Untersuchung)

Welche allgemeinen Schwierigkeiten schränken die Aussagekraft von Selbstberichten von emotionalen Gefühlen ein?

  • Qualia: Intersubjektive Erfassung von subjektiven Inhalten
  • Beschränkung auf verbalisierbare, bewusst zugängliche Inhalte
  • Selektives Erinnern
  • Soziale Erwünschtheit
  • Response Bias
  • Beeinflussung durch sprachliche Gepflogenheiten
  • (Nicht bei Tieren einsetzbar)

Diskutieren Sie folgende Aussage: „Emotion ist ein multidimensionales Konzept.“

Multidimensional weil verschiedene Reaktionsebenen

5 zusammenhängende Komponenten/Dimensionen

  • Motivation
  • Ausdruck
  • Physiologie
  • Erleben
  • Kognition

 

Was sind zentrale Merkmale bzw. Kennzeichen von Emotionen? Wie hängen Emotion und Motivation zusammen? Worin unterscheiden sie sich?

4 zentrale Merkmale von Emotionen

  1. Affektivität
    • Gefühlscharakter & Valenz
  2. Objektgerichtetheit (Intentionalität)
    • immer an ein Objekt oder eine Situation gebunden
  3. Unwillkürlich, automatisch
    • Durch ein Objekt/eine Situation verursacht
  4. Zeitliche Befristung
    • Episodischer Charakter

 

⟹ Emotionen sind objektgerichtete, unwillkürlich ausgelöste, affektive Reaktionen, die mit zeitlich befristeten Veränderungen des Erlebens und Verhaltens einhergehen

  • Im Gegensatz zur Motivation kann Bezugsobjekt auch in der Vergangenheit liegen

 

Merkspruch: "Annas Opa Unterm Zelt"

Was ist damit gemeint, dass Emotionen einen Objektbezug haben? Erläutern Sie diesen Bezug mit Beispielen.

  • Emotion immer auf etw bezogen (--> kausaler Zusammenhang)
  • Bsp.: Neid auf etw., Ärger über etw., Angst vor etw.