Namenforschung

Karteikarten für Namenforschung

Karteikarten für Namenforschung


Kartei Details

Karten 127
Sprache Deutsch
Kategorie Deutsch
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 03.07.2025 / 13.07.2025
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Was ist die Funktion der Appellativa im Gegensatz zu den Eigennamen? 

Hier hat man eine große Bandbreite. Es gibt Appellativa die durchaus zählbar sind (Hund, Land, Auto), aber es gibt auch Appellativa die schwer zählbar sind (Milch, Luft). Manchmal sind sie pluralisierbar, manchmal aber auch nicht. 

Was sagt Ewald (1992) zu den Konkreta? 

  • innerhalb der Klasse der Konkreta unterscheiden sich die einzelnen Untergruppen in ihrer sinnlichen Wahrnehmbarkeit ausgehend von Zentrum der Peripherie. 
  • je weniger die Sinne an der Erfassung beteiligt sind, desto peripherer sind diese Konkreta zum Zentrum 
  • Bsp. Hund oder Baum sind im Zentrum einzuordnen, weil sie mit relativ vielen Sinnen erfasst werden können - anders als Stimme, Fleck, Regenbogen
  • Abstrakta entziehen sich fast komplett der sinnlichen Wahrnehmbarkeit (Bsp. Liter, Minute, Art) 
  • EN als Konkreta verhalten sich durch ihre Monoreferentialität zusätzlich noch ganz anders, sie erfassen jemanden oder etwas sprachlich (Apprehension) 

Was bedeutet Monoreferentiell? 

  • Bezieht sich nur auf ein Element, auf ein Individuum 

Namen haben für uns keine emotionale Bedeutung. 

Was bedeuted Intension? 

  • Begriffsinhalt 
  • meint Aufzählung von distinktiven Merkmalen, die einen Begriff charakterisieren oder Menge der Merkmale, die einen Begriff kennzeichnen 

Was bedeutet Extension? 

  • Begriffsumfang 
  • meint Menge aller Elemente, die ein Befriff umfasst oder Menge aller Elemente/Denotate, die dem Begriff zuzuordnen sind 

Definiere die Intension und die Extension von "Stuhl". 

  • Intension von Stuhl ist relativ begrenzt (hat Lehne, vier Beine, für eine Person, zum Sitzen, etc.) 
  • Extension von Stuhl ist sehr groß (es gibt sehr viele Stühle. Sessel, usw.) 

Definiere die Intension und Extension von Ozean. 

  • Intension von Ozean ist Definition durch Beschreibung der wesentlichen Merkmale; z.B. "Teil des Weltmeeres, zwischen Kontinenten mit eigenem Gezeitenlauf und selbstständigen Strömungsverhältnissen" und Abgrenzung von ähnlichen Ausdrücken wie z.B. See, Meer, etc. 
  • Extension von Ozean ist Atlantik, Pazifik, Indischer Ozean 

Definiere die Intension und Extension von "Hund". 

  • Intension von "Hund" ist relativ begrenzt (schwanzwedelnder vierbeiniger Hausgenosse) 
  • Extension von "Hund" ist weit (edes Exemplar der Spezies Hund) 

Wie ist das mit der Intension und Extension bei Propria (EN)? 

  • Semantische Intension bei Propria ist minimal 
    • Der En sagt nichts über semantische Merkmale zur Beschreibung der Person aus, sind nahezu unendlich (z.B. Nationalität, Alter, Aussehen, Geschlecht, Beruf, Charakter sind nicht unbedingt am EN erkennbar). 
    • EN trägt eher kategoriale Informationen (Wortart Nomen, Eigennamenklasse Personenname, etc.)
    •  Menschen verbinden aber aufgrund ihrer Erfahrungen überindividuelle Assoziationen (Konnotationen) mit EN 
  • Semantische Extension bei Propria ist maximal 
    • Namen gehören zu den Universalien; jeder Mensch trägt bspw. einen Namen
    • Exakt dieser Eigenname gehört allerdingt nur zu relativ wenigen Personen
    • EN ist also immer bezogen auf ein Einzelobjekt, z.B. eine individuelle Person 

Welchen Fachbegriff benutzen wir für die Tatsache, dass jeder Mensch in jeder uns bekannten Kultur einen Namen trägt? 

sprachliche Universalie

Nübling 2015: Zwischen Name und Funktionsunterschied besteht ein grundsätzlicher Funktionsunterschied, nicht nur ein Gradunterschied. Das Appellativum ______, der Name _____. 

Womit kann man maximal individuell referieren? 

Womit kann ich maximal individuell referieren? 

  • Personalpronomen
  • 1. Ps. Sg (Wenn Ich Ich sage, meine ich mich, wenn emand anderes Ich sagt, meint diese Person sich) 

Was ist das besondere an dem Wort "Münster"? 

  • Bei dem Wort Münster denken die meisten Menschen direkt an die Stadt Münster 
  • der EN bzw. Ortsname Münster wird aber von dem Lat. Wort monasterium (Kloster) abgeleitet
    • diese Bedeutung ist für uns aber verloren gegangen, in unserem Alltag spielt das nicht mehr so eine große Rolle 
  • stattdessen beziehen wir es monoreferenziell, direkt darauf, dass es ein EN für einen Ort ist 
  • es gibt zwar immernoch den Inhalt und die richtige Bedeutung, aber für die Meisten ist diese nicht von Bedeutung 
  • daher spricht man hier auch von Direktreferenz. Dass der schnelle, direkte und eindeutige sprachliche Zugriff auf genau ein (Referenz-)Objekt (oder Denotat) zur Funktion von Namen gehört, erkennt man daran, dass Namen v.a. dann, wenn deren Bekanntheit von den Kommunikationspartnern geteilt wird, in der konkreten Kommunikation häufig verkürzt werden.   

Wie definiert Nübling EN? 

  • Eigennamen sind sprachliche Ausdrücke, die sich idealerweise auf genau ein Objekt in der Welt beziehen (Monoreferenz).
  • Primär identifizieren sie (weshalb auch Zahlenketten EN sein können).
  • Zusätzlich können sie individualisieren (v.a. Personen und Haustiere durch ausgefallenen Namen; Zahlenketten leisten dies genau nicht). 
  • EN besitzen keine wörtliche Bedeutung, sie entfalten kein semantisches Potential (sog. Direktreferenz). 
  • Konservieren sie dennoch lexikalische Strukturen, so dienen diese nicht der selbst wenn dies zufällig zutreffen sollte (ein Koch namens Koch, ein dunkler Bach namens Schwarzloch). 

 

Sind Eigennamen immer Singular und Plural fähig? 

  • Jein - Wörter wie zum Beispiel Mut besitzt kein Plural, eher würde man sagen "Ich hatte zweimal Mut". 
  • Ortsnamen sind auch nicht gut Zählbar - man sagt nicht "es gibt zwei Mainze" sonder würde eher sagen "es gibt zwei Städte, die Mainz heißen" 
  • eigentlich hat man also das grammatische Inventar, aber es hat sich nicht so etabliert 
  • das betrifft auch Regionen wie die 'Vogesen' 
  • Es gibt Beispielsweise auch sehr viele Pluralendungen, für die EN verwenden wir aber nur das 's' 
  • Fazit: Eigennamen funktionieren anders grammatisch als andere Substantivklassen 

Welche EN-Klassen gibt es? 

  1. Anthroponyme 
    • Spitz- / KoseN 
    • RufN
    • FamN
  2. Zoonyme
    • HaustierN
    • ZuchttierN
    • WildtierN
  3. Toponyme
    • RaumN
    • SiedlungsN
    • GewässerN
    • uvw. 
  4. Ergonyme
    • WarenN
    • UnternehmensN
    • InstitutionsN
    • uvm.
  5. Praxonyme
    • KriegsN
    • RevolutionsN
    • VeranstaltungsN
    • uvm.
  6. Phänonyme
    • GroßbrandN
    • Hoch- / TiefdruckgebietN
    • WirbelsturmN 
    • SturmflutN 

Wer hat das gesagt: "Denn nichts besitzt seinen Namen von Natur aus, sondern nur durch Gebrauch und Gewohnheit" 

Wer hat das gesagt: "... jedes Ding habe seine von Natur ihm zukommende richtige Benennung..." 

Wer hat das gesagt: "Ein Name ist nicht nur das, worauf sich eine Anzahl von Menschen gemeinsam zur Benennung eines Dinges einigt." 

Auf wessen Grundlage entstanden die ersten onomastischen Arbeiten? 

Nach langer Zeit des allgemeinen Philosophierens über Namen konnten mit acob Grimms Veröffentlichung "Deutsche Grammatik" erstmals im 19. Jh. auf dieser Grundlage nach und nach umfassendere onomastische Arbeiten entstehen. 

Auf Grundlage dieser Grammatik sind onomastische Fragestellungen entstanden. 

 

 

Was für ein Themenbereich dominierte bis Mitte des 20. Jh. in der Onomastik? 

Bis Mitte des 20. h. dominierte v.a. die geschichtliche Betrachtung, also die diachronische Erforschung von Anthroponymen (Personennamen) und Toponymen (Ortsnamen). 

  • Woher kommen EN?
  • Was ist die ursprüngliche Bedeutung? 
  • Was ist die heutige Bedeutung? 
  • Wie war die ursprüngliche Schreibung/Grammatik? 

Was für ein Themenbereich entstand in den letzten Jahrzehnten in der Onomastik? 

Mit der Weiterentwicklung der Linguistik in den 1960er Jahren entstanden mit der Entwicklung synchronischer und pragmatischer Fragestellungen Forschungsansätze in der Onomastik zur Beziehung zwischen Name, Namenträger, Namengeber und Gesellschaft. 

synchrone Themen: Spitznamen, Spottnamen, Nicknames, Bandnamen, Namen in der Literatur, Namen und Recht, etc. 

Was ist eine synchrone Sprachbetrachtung im Gegensatz zur Diachronen? 

  • diachron über Jahrhunderte/Jahrtausende 
  • synchron viel kleinerer Zeitraum - symbolisiert durch "Jetzt" 
    • z.B. die letzten 5 Jahre
    • Was für eine Beziehung gibt es eigentlich zwischen dem EN, dem Bezeichneten, dem Namenträger? 
    • Wer hat diesen Namen gewählt und warum? 
    • Welchen Einfluss hat die Gesellschaft? 

Erläutere die "Kevin-Studie". 

  • "Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose!" ist der Name der Studie, weil eine der befragten Lehrerinnen diesen Satz geäußert hat. 
  • Nach einer Studie zur stereotypen Vornameneinschätzung durch LehrerInnen gelten einige SchülerInnen als eher Leistungsstark und einige als eher Leistungsschwach: 
    • stark:
      • Simon
      • Jakob
      • Maximilian
      • Hannah
      • Charlotte 
      • etc.
    • schwach: 
      • Kevin
      • Dustin
      • Justin
      • Mandy
      • Chantal 
  • In diversen Studien wurde ermittelt, dass Eltern nach der Geburt zwar relativ frei in der Wahl des Vornamens Ihres Kindes sind, die Wahl aber durchaus auch anhängig von kulturellen Merkmalen - wie bspw. Schichtzugehörigkeit / Bildungsstand, etc. erfolgt. Außerdem zeig sich, dass es Namenmoden bzw. Modenamen gibt. 
  • Auch berühmte Personen oder Figuren in Filmen inspirieren zunehmend Eltern bei der Namenwahl (Bsp. Film "Kevin allein zu Haus" von 1990) 
  • In anderen Studien zeigte sich, dass es einen Zusammenhang zwischen Vornamen und der Einstufung von Alter, Intelligenz und Schönheit gibt. Nameneinschätzung gehört zum Forschungsgebiet der Namenpragmatik. 

Was versteht man unter Nameneinschätzung? 

Unter Nameneinschätzung sind soziale Merkmale zu verstehen, die beim Hören oder Lesen eines Rufnamens ohne weitere Kenntnis der bezeichneten Person mit dieser assoziiert werden. Die Ergebnisse internationaler sozialpsychologischer empirischer Studien zur Namenwirkung seit den 60er ahren des 20. Jh. zeigen, dass die Assoziationen mehrheitlich nicht subjektiv und willkürlich sind. Es handelt sich vielmehr um eine stereotype Wahrnehmung sozialer Persönlichkeitsmerkmale. 

 

Wofür steht GfdS? 

Gesellschaft für deutsche Sprache

Was ist der Unterschied zwischen Assoziationen und Konnotationen? 

Assoziationen sind persönliche Verbindungen mit einem Begriff, während Konnotationen (von größeren Gruppen der Gesellschaft) Begriffen Nebenbedeutungen zuschreiben. 

Bsp. Pferd ist der Begriff und "Gaul" ist negativ konnotiert. 

Aus welchen Gründen werden inoffizielle Namen vergeben? 

  • persnliche Gründe 
  • emotional-soziologische Gründe 

Welche Arten von Spitznamen gibt es? Woraus werden Spitznamen häufig abgeleitet? 

  • Ableitung von Namen 
  • Äußeres 
  • Verhalten 
  • Lebensumstände 
  • unklar 

 

Warum geben wir Spitznamen (laut Nübling)? 

Um Einstellungen und Gefühle auszudrücken. 

  • jemand anderem einen Spitznamen zu geben ist ein Akt des Besitz ergreifens 
  • Mittel um sich dem Autoritätsdruck zu erwehren
  • die Person auf eine Ebene runter holen
  • werden meist nur Intern in einer Gruppe verwendet 
  • es sei denn man will die Person provozieren 

Gibt es typische morphologische Strukturen bei der Spitznamenbildung? 

häufige Bildungsstrukturen: 

  • KurzN 
    • basiert auf Ruf oder FamN (gekürzt und evtl. suffigiert) 
  • PersN-Suffigierung
    • basiert auf vollem Ruf oder FamN 
  • ÜberN
    • "charakterisierend" 
    • deskriptiv, sprechend 

 

Es kann sowohl positive wie auch negative Formen geben. Aus den positiven entstehen dann KoseN, aus den negativen entstehen dann SpottN. 

Was ist eine Tilgung? 

Das Weglassen von Lauten. Häufig der Fall bei Spitznamen. 

 

Was ist die Suffigierung? 

Verbindung mit einem Affix. Häufig bei Spitznamen der Fall.

z.B. Klaus - Klauschen 

Wie viel % der Weltbevölkerung ca. spricht eine Sprache, die zur indogermanischen/indoeuropäischen Sprachfamilie gehört? 

50

Wann war ca. die Zeit der Germanen? 

ca. Antike bis ins Frühe Mittelalter - ca. 800 v.Chr. bis 500 n.Chr. 

Was ist ein Diminutivsuffix? 

-chen 

-lein 

War das Althochdeutsche einheitlich? 

Nein - es gab viele verschiedene Dialekte von Stämmen und Sippen. 

Was sind alte Formen des heutigen Deutschs? 

  • Germanisch
  • Westgermanisch
  • Althochdeutsch
  • Mittelhochdeutsch 
  • Frühneuhochdeutsch
  • Neuhochdeutsch