V3 Gesundheitspsychologie

Vorlesung 3: Gesundheitskommunikation I: Interventionen im gesellschaftlichen Kontext

Vorlesung 3: Gesundheitskommunikation I: Interventionen im gesellschaftlichen Kontext


Kartei Details

Karten 13
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 08.05.2025 / 08.05.2025
Weblink
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  • Kommunikationstheorie nach Shannon und Weaver: Begriffe

  • Source (Quelle): Wo die Info herkommt
  • Transmitter: etwas, das die Information in Signale enkodiert
  • Channel (Kanal). Etwas, das die Information übermittelt
  • Receiver (Empfänger*in): jemand/etwas, der/die/das die Information decodiert
  • Destination (Ziel): wo die Info hin muss
  • Noise (Rauschen): Alle Störungen/Interferenzen zwischen Quelle und Empfänger*in: - physikalisch, kognitiv, psychisch, sozio-kulturell

Planungsfragen in der Gesundheitskommunikation:

  • Wo?
    • Verschiedene Kontexte (Arzt*in – Patient*in, Gemeinde, Public Health Kommunikation)
    • Verschiedene Settings (Gemeinde/öffentlich, Kita, Schule, Klinik, Arbeitsplatz, daheim, Vereine, online)
  • Wen?
    • Welche Zielgruppe?
  • Wie?
    • Verschiedene Kanäle (face-to-face, Flugblätter, Poster, TV, Radio, Internet)
    • Welche anderen Dinge konkurrieren um Aufmerksamkeit (noise?)
    • Wie kann überprüft werden, ob die Kommunikationsziele erreicht wurden?
  • Was?
    • Unterschiedliche Inhalte (z.B. Ernährung, Rauchen, …)
  • Warum?
    • Einsatz aus unterschiedlichen Gründen (z.B. Veränderung der Risikoeinschätzung, Kommunikation der Vorsorge, Prävention, Information über Services)

  • Andere Felder außer social Marketing:

  • Arzt*in-Patient*in Kommunikation
  • Message Framing
  • E-Health

Social Marketing =

= die Gestaltung und die Kontrolle von Programmen, die danach streben, die Akzeptanz einer sozialen Idee oder Maßnahme in einer bestimmten Zielgruppe zu erhöhen. Es wendet dabei [verschiedene Marketing-] Konzepte an, um möglichst große Effekte in der Zielgruppe zu erreichen

Social Marketing: Charakterisierung

  • Ziel: Sozialen Nutzen herbeiführen, keine kommerzielle Gewinnorientierung
  • Nutzt Wissen aus den Bereichen des Marketing, Psychologie, Anthropologie, Soziologie
  • Zielt auf freiwillige Verhaltensänderung
  • Zielgruppen: Politik, Akteur*innen der medizinischen Versorgung, Schulen, Organisationen, Individuen

Schlüsselkonzepte für Interventionen: Überschriften Aufzählen

  • 1 Konsumenten*innenorientierung
  • 2 Aktuelles Verhalten und Verhaltensziele
  • 3 Intervention Mix/Marketing Mix
  • 4 Marktsegmentierung
  • 5 „Exchange“
  • 6 Konkurrierende Faktoren

  • Schlüsselkonzepte für Interventionen
    • 1 Konsumenten*innenorientierung

  • Konsument*in steht im Zentrum des Ansatzes
  • Konsument*innenforschung bringt Einblicke in: Vorwissen, Einstellungen, Überzeugungen, und sozialen Kontext (privat, in anderen Lebenswelten)
  • -> Info wird genutzt, um Intervention zu entwerfen und zu implementieren
  • Beispiele:
    • Gemeinde Needs Assessments
    • Fokusgruppen
    • Pilotstudien
    • Vorab-Evaluation der Interventionsmaterialien

  • Schlüsselkonzepte für Interventionen
    • 2 Aktuelles Verhalten und Verhaltensziele

  • Ansatz basiert Verhaltensänderungsstrategien auf das aktuelle Verhalten und Faktoren, die es beeinflussen
  • Klare Verhaltensänderungsziele werden erarbeitet
  • Ziele werden aufgeteilt in durchführbare Unterziele und gestaffelt durchführbare Unterziele (letztere werden zeitlich verteilt)

  • Schlüsselkonzepte für Interventionen
    • 3 Intervention Mix/Marketing Mix

  • Nutzt verschiedene Interventionen und Ansatzpunkte für Interventionsgestaltung, um die Gesundheits- und Präventionsziele zu erreichen
  • -> siehe auch 4 Ps des Marketing Mix
    •  (mit Beispielen in Folien)
    • Product – Produktpolitik
      • Überlegungen, Entscheidungen, Handlungen bezüglich des Produkts (d.h. auch Vorteile, die mit dem erwünschten Verhalten im Zusammenhang stehen). Es wird auch unterschieden in: Core Product (was man gewinnt, wenn man das Verhalten ausführt) und Actual Product (das Verhalten an sich)
    • Price – Preispolitik
      • Entscheidungen über Preis und Leistung. Kosten bzw. Opfer, die mit den versprochenen Vorteilen einhergehen (aus Sicht der Konsumierenden): In der Regel immaterielle Kosten („weniger Spaß“, Zeitverlust, Stresserleben) – bzw. Wege die Kosten zu minimieren
    • Place – Vertriebspolitik
      • Entscheidungen zur „Verteilung“ des Produkts: Wo und wann die Zielgruppe das erwünschte Verhalten ausführen wird, Produkte erwerben wird, die mit dem Verhalten in Verbindung stehen, Services erhalten wird, die mit dem Verhalten in Verbindung stehen
    • Promotion – Kommunikationspolitik
      • Das sichtbarste Element des Marketing. Entscheidungen zur Gestaltung aller das Produkt betreffenden Informationen, z.B. Kommunikationsziele für spezifische Populationen, Design aufmerksamkeitserregender und effektiver Botschaften, Bestimmung der Kommunikationskanäle

  • Schlüsselkonzepte für Interventionen
    • 4 Marktsegmentierung

  • Unterscheidet Gruppen von Verbraucher*innen
  • Ziel: Intervention, die dem Verbraucher*innensegment angepasst werden, um dort spezifische Bedürfnisse zu befriedigen
  • Z.B. Alters-/setting-zugeschnittene Interventionen, auf bestimmte Personengruppen zugeschnitten wie niedriger SES

  • Schlüsselkonzepte für Interventionen
    • 5 „Exchange“

  • Nutzt Information darüber, was Menschen aufgeben müssen oder „zahlen“ müssen, um Vorteile der Verhaltensänderung zu erfahren
  • Maximiert wahrgenommene Vorteile der Verhaltensänderung, minimiert die Kosten
  • Ähnlich den Konzepten der Handlungsergebniserwartung (z.B. SCT, Bandura) und Decisional Balance (TTM, Prochaska & DiClemente)
  • Z.B. Präventionsprogramme in Schulen, die die Vorteile vom Nichtgebrauch von Substanzen anspreisen, die attraktive substanzfreie Aktivitäten anbieten
    • Oder Rauchstopp-Programme, die attraktive Modell-Personen zeigen
    • Oder Einzelhänder*innen, die bei Einhaltung der Jugendschutzgesetze positive Publicity bekommen

  • Schlüsselkonzepte für Interventionen
    • 6 Konkurrierende Faktoren

  • Inventarisierung der um die Aufmerksamkeit (der Verbraucher*innen) konkurrierenden Faktoren (vgl. noise)
  • Diese haben einen Einfluss auf die Intentionsbildung zur Verhaltensänderung
  • Ziel: Strategien zur Minimierung des Einflusses dieser „Störfaktoren“
  • Z.B. Zielgruppe: Jugendliche, Zielverhalten: kein Substanzkonsum
    • Wegen externer konkurrierender Faktoren: Ermunterung der Einzelhändler*innen zur Einhaltung von Jugendschutzgesetzten beim Verkauf von Substanzen
    • Wegen internal konkurrierender Faktoren: Training von Rückfall-Präventionsstrategien, Bewältigungsstrategien, Inoculation-Programme gegen Gruppen- und „Werbedruck“, die die Nutzung von Substanzen unterstützen

  • Social Marketing: Wirkts?

  • Z.B. Change4Life: erhöhte awareness, kleiner Einfluss auf Einstellung und Verhalten, niedriges Engagement als Hauptproblem
  • Generell?
    • Positive kurz- bis mittelfristige Effekte bei Programmen zur Prävention von Substanznutzung bei Jugendlichen, wenig Studien zu langfristigen Effekten
    • Wenig Effekte bezüglich Rauchstopp im Erwachsenenalter
    • Mittelmäßige Evidenz bei Programmen zur Steigerung körperlicher Aktivität, abhängig von Operationalisierung der körperlichen Aktivität
    • Auch „upstream“ Effekte, z.B. Verhalten von Einzelhänder*innen verändert (Einhaltung der Jugendschutzgesetzte)
    • Theoriebasierung und Konsument*innenorientierung effektiver, ABER Theoriebasierung ist verbesserungsfähig
    • Unscharfe Nutzung des Labels Social Marketing. Achtung: social marketing ungleich „Werbung“ oder ausschließlich Massenkommunikation
  • Kleines Fazit
    • Starker Fokus auf Prävention im Gesundheitsbereich
    • Starker Forschungszuwachs
    • Stärkere Theoriebasierung wünschenswert
    • Mehr quantitative Evaluationen notwendig, um kumulative Effekte zu ermitteln