3PM06 Bedrohung: Selbstvernachlässigung (Ethik)

ZAG Pflege HF 3. Semester (Psych.)

ZAG Pflege HF 3. Semester (Psych.)

Kartei Details

Karten 62
Sprache Deutsch
Kategorie Pflege
Stufe Mittelschule
Erstellt / Aktualisiert 04.05.2025 / 12.06.2025
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Definiere Selbstvernachlässigung.

Selbstvernachlässigung bei erwachsenen Personen ist definiert als Mangel an Selbstpflege in den Bereichen Ernährung, Kleidung, Wohnung, Sicherheit und medizinische Versorgung sowie bei der Inanspruchnahme von Gütern und Dienstleistungen

Definiere Vermüllungssyndrom.

Ausgeprägte Selbstvernachlässigung, schmutziger Körper, schmutzige Kleidung und Wohnung. Körper, Kleidung und Wohnung oft von Ungezieferbefallen. Abbruch aller sozialen Kontakte. Sammelwut (inkl. Abfälle) Weigerung, Hilfe anzunehmen.

Was ist das Messie- Syndrom, auch Pathologisches Horten?

Begriff stammt aus dem amerikanischen «mess» (Unordnung, Durcheinander, Schweinerei) Menschen, die wenig wegwerfen, fallen in unserer Gesellschaft auf. Viele «Messies» haben mit ihrem Verhalten kein Problem und bewältigen ihren Alltag

Benennen mindestens drei relevante Lebensbereiche, die von Selbstvernachlässigung betroffen sein können.

Ernährung, Kleidung, Wohnen, Sicherheit, medizinische Versorgung, Inanspruchnahme von Gütern/Dienstleistungen

Sie besuchen eine Patientin, die äußerlich gepflegt wirkt und regelmäßig zur Arbeit geht. Die Nachbarn berichten jedoch von starkem Geruch aus der Wohnung und Ungeziefer.


Wie ordnen Sie die Situation ein?
Welche pflegerischen Konsequenzen ziehen Sie daraus?

  • Sichtbarkeit kann „praktisch im Verborgenen“ stattfinden

  • Einschätzung der Selbst- und evtl. Fremdgefährdung notwendig

  • Pflegefachperson muss interdisziplinär abklären

  • Möglicherweise liegt ein Vermüllungssyndrom oder Selbstvernachlässigung in hohem Schweregrad vor → weitere Abklärung nötig

  • Mit Patientin klären, wo Unterstützung benötigt wird oder sichtbar machen, dass Patientin Untesrtützung braucht.

Nennen Sie die disziplinäre Perspektiven (z. B. Medizin, Psychologie) auf Selbstvernachlässigung und erläutern Sie je eine zentrale Fragestellung aus dieser Sicht.

  • Soziologie: Zeigt diese Person abweichendes Verhalten? Ist sie stigmatisiert?
  • Psychologie: Warum verhält sich dieser Mensch so?
  • Medizin: Ist es eine Krankheit?
  • Recht: Liegt eine Gefährdung vor?

Nennen Sie die zentralen Prinzipien pflegerischen Handelns bei hochkomplexer Selbstvernachlässigung.

  • Wohlwollende Deutung aller Umstände und Erreignisse
  • Interesse für Lebensgeschichten
  • Geduld
  • Einsatz von viel Zeit, Nähe
  • Zusammenarbeit mit sozialem Netz und evtl. amtliche Stellen
  • Verständnis über Entstehung und Bedingungen

Nennen Sie die vier Kategorien von Selbstvernachlässigung und je ein Beispiel aus der Praxis dazu.

  • Während Lebensübergänge: Neue Stelle, neue Funktion, neue Klasse, Migration, Pensionierung usw.

 

  • Als Symptom von Krankheiten: Psychose, Bipolare Störung, Abhängigkeit, Trauma, Zwangserkrankungen usw.

 

  • In Zeiten psychischer Erschütterung/ Erkrankung: Tod Angehöriger, Krise, Krebs usw.

 

  • Bei nachlassenden Ressourcen im Alter: Gebrechlichkeit, Vergesslichkeit usw.

Welche negativen Folgen kann Selbstvernachlässigung auf das Gesundheitsverhalten haben? 

Welche negativen Folgen kann Selbstvernachlässigung auf das Gesundheitsverhalten haben? 

Woran könnte es liegen, dass Menschen in einer Selbstvernachlässigung fallen?

Woran könnte es liegen, dass Menschen in einer Selbstvernachlässigung fallen?

Woran könnte es liegen, dass Menschen in einer Selbstvernachlässigung fallen?

Was ist das Stufenmodell von Anna Gogls?

Das Stufenmodell von Anna Gogls beschreibt ein pflegepraktisches Vorgehen im Umgang mit Menschen, die Hilfe benötigen, aber (zunächst) keine Hilfe annehmen wollen – insbesondere bei Selbstvernachlässigung oder in der spitalexternen Pflege gegen oder ohne den Willen des Patienten.

Das Modell gliedert sich in drei Stufen, die den Zustand des Systems (Patient, Angehörige, Helfer) und den jeweils sinnvollen Interventionsfokus beschreiben.

Was ist das Ziel bei Stufe 1 nach dem Stufenmodell von Anna Gogls?

Das zunehmende Ungleichgewicht des Systems stoppen um das Kippen in einem Notfall zu verhindern.

Was ist das Ziel bei Stufe 2 nach dem Stufenmodell von Anna Gogls?

Patient, Familie und Helfer erreichen ein neues Gleichgewicht.

Was ist das Ziel bei Stufe 3 nach dem Stufenmodell von Anna Gogls?

Das gesundheitliche Gleichgewicht des Patienten und das Gelcihgewicht zwischen Patient, Angehörigen, Helfer und der Umgebung erhalten.

Was ist mein grundlegendes Verhalten als Pflegeperson bei Stufe 1 nach dem Stufenmodell von Anna Gogls?

  • Einfühlen und verstehen
  • Überleben sichern

Was ist mein grundlegendes Verhalten als Pflegeperson bei Stufe 2 nach dem Stufenmodell von Anna Gogls?

  • Aushandeln
  • Umschichten von Problemen und Ressourcen

Was ist mein grundlegendes Verhalten als Pflegeperson bei Stufe 3 nach dem Stufenmodell von Anna Gogls?

  • Reflektieren und anpassen

Was sind Interventionsschwerpunkte bei Patient, Angehörigen, Helfer und der Umgebung bei der Stufe 1 des Stufenmodells von Anna Gogls?

  • Patient
  1. Vertrauensvolle Beziehung herstellen
  2. Körperliches, seelisches, soziales Überleben sichern
  • Angehörige
  1. Zuhören
  2. Bisherige Hilfe wertschätzen
  • Helfern
  1. Zuhören
  2. Bisherige Hilfe wertshcätzen
  • Umgebung
  1. Genannte Gefährdungen ernst nehmen

Was sind Interventionsschwerpunkte bei Patient, Angehörigen, Helfer und der Umgebung bei der Stufe 2 des Stufenmodells von Anna Gogls?

  • Patient
  1. Zukunftsplanung unter Berücksichtigung des Lebenswurfes
  2. Pflegediagnosespezifische Interventionen unter spezieller Beachtung der Lebensaltersprobleme
  • Angehörige
  1. Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortung festlegen entsprechend Kraft
  • Helfern
  1. Anleiten (Pflege, Kooperation und Koordination)
  • Umgebung
  1. Preis für Toleranz und Unterstützung herausfinden und entrichten

Was sind Interventionsschwerpunkte bei Patient, Angehörigen, Helfer und der Umgebung bei der Stufe 3 des Stufenmodells von Anna Gogls?

  • Patient
  1. Vertrauenverhältnis erhalten, Lebensqualität regelmässig prüfen
  • Angehörige
  1. Regelmässige Information
  2. Leidensdruck, welcher aus der Rolle des Angehörigen eines Pflegebedürftigen resultieren, ernst nehmen
  • Helfern
  1. ,,Care the carer''
  2. Infoaustausch garantieren
  3. Belastungen besprechen
  • Umgebung
  1. Helfer belohnen
  2. Erreichbar bleiben

Nenne die 3 Stufen des Stufenmodells von Anna Gogls.

  • Stufe 1: Caring - Pflegeprozess des Einfühlens und Verstehens, aber auch Kümmerns 

 

  • Stufe 2: Setting - Art und Weise der nötigen Hilfeleistung wird diskutiert und festgelegt, nur bei erfolgreichen Pflegeprozessen kam es zur Entdeckung von wichtigen Ressourcen 

 

  • Stufe 3: Balancing - Pflege- und Betreuungsnetz erhalten, Patienten können ihr Einverständnis geben für die Pflege

Was sind häufige physiologische Zeichen der Vernachlässigung?

  • Schadhafte Zähne
  • Sozialer Rückzug
  • Dreckige Kleidung
  • Mangelhafte Fusspflege
  • Ungepflegte Haare
  • Abstossender Körpergeruch
  • Nicht funktionierende Sinnesorgane

Erläutern Sie, wie das Gefühl Ekel in der Pflegearbeit mit selbstvernachlässigten Personen wirken kann – sowohl bei Betroffenen als auch bei Fachpersonen.

Mögliche Antwort:

  • Betroffene: Ekel vor sich selbst → Rückzug, verstärkte Selbstabwertung

  • Fachpersonen: Ekel kann Empathie blockieren → Professionelle Distanz, Fokus auf Beziehung, Gedanken bewusst umlenken

Beschreiben Sie mögliche Reaktionen auf Trauer bei selbstvernachlässigten Patientinnen und Patienten und nennen Sie zwei pflegerische Handlungsstrategien.

Mögliche Antwort:

  • Reaktionen: Rückzug, Erstarrung, Ablehnung von Hilfe, Überlagerung durch körperliche Symptome

  • Strategien: Trauer zulassen, Rituale fördern, Trauerthema ansprechen, Gruppenangebote ermöglichen

Welche Aussagen zur Scham sind korrekt?

 

Welche Aussagen zur Bearbeitung von Ekel in der Pflege sind richtig?

Was gehört zu möglichen pflegerischen Strategien im Umgang mit Trauer?

Wie könnte man das Gefühl Schahm beschreiben?

  • Lähmendes Gefühl
  • Lähmt Antrieb, Motivation, Lebendigkeit, Lebensfreude, Selbstbewusstsein, Selbstbestimmung
  • Ist eine aktive Auseinandersetzung
  • Soziales Gefühl (Scham kann ansteckend sein)

Was ist die Funktion von Scham?

Hilft Teil der Gemeinschaft zu sein.

Was sind Reaktionen auf Scham?

  • Sozialer Rückzug
  • Fehlendes Krankheitsbewusstsein
  • Ablehnung von Therapie
  • Passivität

Wie gehe ich mit Scham von meinen Patienten aber auch von mir um?

Patienten:

  • Scham erkennen und verstehen
  • Entschämung durch Ansprechen
  • Nicht konfrontativ ansprechen
  • Gefühle normalisieren
  • Diskretion und Schutz gewährleisten
  • Authäntisch sein
  • Transparenz
  • Beziehungsgestaltung

Ich:

  • Selbstreflexion
  • Eigener Scham erkennen und verstehen
  • Mit jemandern besprechen
  • Scham lenken
  • Psychohygiene
  • Transparent sein
  • Authentisch sein
  • Eigener Scham wenn möglich offen legen

Was ist Ekel?

Ekel ist ein Basisgefühl (wie Angst, Wut, Freude), das vor allem dem Selbstschutz dient. Es warnt uns z. B. vor verdorbener Nahrung oder infektiösen Körperflüssigkeiten. Auch soziale oder moralische Abweichungen (z. B. bei Gewalt oder Tabuverletzungen) können Ekel auslösen.

Was kann mein  Ekel bei meinen Patienten auslösen, wenn ich dies nicht kontrollieren kann?

Es kann den Scham des Patienten verstärken und so sein Selbstwert weiter vermindern. Dies kann Beziehungsaufnahme massiv erschweren.

Ekel nimmt durch Beziehung ab.

Was kann ich als Pflegeperson gegen meinen Ekel machen?

Warum ist es in der psychiatrischen Pflege besonders wichtig, Trauer nicht zu pathologisieren oder zu medikalisieren?

  • Trauer ist ein normaler, emotionaler Prozess zur Verarbeitung von Verlusten.

  • Psychiatrieerfahrene Menschen zeigen oft Symptome (z. B. Schlafstörungen, Appetitlosigkeit), die mit psychischer Erkrankung verwechselt werden können → Gefahr: Medikalisierung statt Trauerbegleitung.

  • Trauer braucht Raum und darf nicht vorschnell medikamentös überdeckt werden.

Beschreiben Sie, wie Sie als Pflegefachperson mit einer Patientin umgehen, die nach einem Verlust stark emotional reagiert, aber nicht über ihren Schmerz sprechen möchte.

  • Schmerz aushalten, nicht beschwichtigen oder trösten

  • Schweigen akzeptieren

  • Emotionale Präsenz zeigen

  • Trauerthema zulassen, evtl. Gruppengespräch oder Peer-Support anbieten