Sozialpsychologie
Sozialpsychologie I SoSe 25
Sozialpsychologie I SoSe 25
Set of flashcards Details
Flashcards | 176 |
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Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 30.04.2025 / 27.05.2025 |
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Metaanalyse
- Statistische Zusammenfassung von Ergebnissen mehrerer Studien zu einem Thema.
multiple role theory
- Menschen nehmen verschiedene soziale Rollen ein; diese beeinflussen Identität und Verhalten. (z.B. Mutter, Chefin, Freundin, ...)
Replication crisis in psychology
Die Replikationskrise in der Psychologie befasst sich mit der Schwierigkeit, Forschungsergebnisse aus psychologischen Studien wiederholen und bestätigen zu können. Viele Studien, insbesondere in Bereichen wie Sozialpsychologie und Kognition, zeigen, dass die Ergebnisse in erneuten Studien nicht reproduziert werden können, was Zweifel an der Zuverlässigkeit der ursprünglichen Forschungsergebnisse aufwirft.
- Es werden verschiedene Lösungsansätze diskutiert, darunter eine verstärkte Betonung von Reproduktionsstudien, eine größere Transparenz in der Forschungsplanung und -auswertung sowie eine kritischere Prüfung der veröffentlichten Forschungsergebnisse.
Multiple-role-theory
Diese Theorie besagt, dass Menschen mehrere soziale Rollen gleichzeitig einnehmen (z. B. Elternteil, Berufstätiger, Freundin). Das kann sowohl Bereicherung bringen (z. B. durch vielfältige Identitäten) als auch Stress, wenn Rollen in Konflikt stehen. Die Theorie untersucht, wie Menschen damit umgehen, wenn Anforderungen kollidieren.
Beispiel: Eine Frau ist berufstätig und gleichzeitig Mutter. Ihr Chef erwartet, dass sie Überstunden macht, aber ihr Kind ist krank und braucht Betreuung. → Rollenkonflikt.
Priming
Priming beschreibt die unbewusste Aktivierung bestimmter Assoziationen im Gedächtnis durch einen Reiz. Dieser Reiz beeinflusst, wie man nachfolgende Informationen wahrnimmt oder interpretiert, oft ohne dass man es merkt.
Beispiel: Wenn jemand vorher viele Worte wie „alt“, „vergesslich“, „schwach“ liest, geht er anschließend langsamer über den Flur (Bargh et al., 1996). Das Alters-Schema wurde geprimt.
Self-perception theory nach Bem (1972)
Menschen schließen aus ihrem eigenen Verhalten auf ihre inneren Zustände, wie Einstellungen oder Gefühle – besonders, wenn diese nicht eindeutig sind. Z. B.: „Ich trinke oft Cola – ich muss sie mögen.“ Die Theorie zeigt, dass wir uns ähnlich wie externe Beobachter selbst beurteilen können.
Self-discrepancy Theory (Higgins, 1987)
Theorie der Selbstabweichung
Diese Theorie unterscheidet drei Selbstbilder:
- Actual self (tatsächliches Selbst): Wer ich bin.
- Ideal self: Wer ich gerne wäre (Wünsche, Träume).
- Ought self: Wer ich sein sollte (Pflichten, Erwartungen).
Abweichungen zwischen diesen Selbstbildern führen zu negativen Emotionen, z. B. Traurigkeit (wenn man sein ideal self nicht widerspiegelt) oder Schuld (wenn man das ought self nicht erfüllt.
Regulatory Focus Theory (Higgins, 1997)
Baut auf der Self-discrepancy Theory (1987) auf:
Theorie der regulatorischen Fokusse
Menschen verfolgen Ziele mit unterschiedlichem Fokus:
- Promotion-Fokus: Streben nach Wachstum und Idealen (z. B. Erfolg, Freude). - ideal self
- Prevention-Fokus: Vermeidung von Fehlern, Verantwortung, Sicherheit. - ought sel
Der Fokus beeinflusst Motivation, Verhalten und Emotionen.
Control-theory of self-regulation
Diese Theorie sieht Verhalten als Regelkreislauf, ähnlich wie ein Thermostat: Man vergleicht den Ist-Zustand mit einem Soll-Zustand. Wenn es eine Abweichung gibt, wird korrigiert (z. B. mehr lernen bei schlechter Note). Ziel ist, Diskrepanzen zu minimieren und Kontrolle über das eigene Verhalten zu behalten.
Attributionstheorie
Menschen versuchen, Verhalten (eigenes oder fremdes) zu erklären, indem sie Ursachen zuschreiben.
- Internale Attribution: Ursache liegt in der Person (z. B. Faulheit, Intelligenz)
- Externale Attribution: Ursache liegt in der Situation (z. B. Pech, schwere Aufgabe)
Beispiel: Ein Schüler fällt durch. Lehrer A sagt: „Er war faul“ (intern). Lehrer B sagt: „Die Prüfung war unfair“ (extern). → Unterschiedliche Attributionen mit Folgen für Bewertung und Reaktion.
Attribution: Zwei-Prozess-Theorien
Diese Theorien besagen, dass Menschen Attributionsurteile in zwei Phasen treffen:
- Automatisch und schnell: z. B. „Der ist unhöflich“
- Korrekturphase (wenn Motivation/Zeit): „Vielleicht hatte er einen schlechten Tag“
Oft überspringen wir Phase 2, was zu Fehlurteilen führt → z. B. Fundamentaler Attributionsfehler (Überschätzung persönlicher Ursachen, Unterschätzung situativer).
Beispiel: Eine Person schneidet dich im Verkehr. Du denkst sofort: „Was für ein Idiot!“ (intern). Du vergisst, dass sie vielleicht dringend ins Krankenhaus muss (extern).
Social Comparison Theory (Festinger, 1954)
Grundausstattung: Menschen haben ein grundlegendes Bedürfnis (self-evaluation motive), ihre Fähigkeiten und Meinungen zu bewerten, um herauszufinden, wie sie „stehen“ – besonders wenn objektive Maßstäbe fehlen (z. B. Noten, Zahlen). Um diese Einschätzung vorzunehmen, vergleichen sie sich mit anderen Personen.
Zwei Arten von Vergleichen:
- Aufwärtsvergleich (Upward Comparison):
Vergleich mit Menschen, die besser abschneiden.
→ Wirkung:- Motivierend („Ich will das auch erreichen“)
- oder entmutigend („Ich bin schlechter als sie“)
- Beispiel: Du siehst, wie ein Kommilitone mit Leichtigkeit die Präsentation meistert – du bewunderst ihn, fühlst dich aber auch unzulänglich.
- Abwärtsvergleich (Downward Comparison):
Vergleich mit Menschen, die schlechter abschneiden.
→ Wirkung:- Stärkung des Selbstwerts („So schlecht bin ich gar nicht“)
- Entspannung oder Schadenfreude
- Beispiel: Du bekommst eine 3, erfährst aber, dass viele durchgefallen sind → Du fühlst dich plötzlich besser.
Erweiterungen der Social Comparison Theory
Weitere Motive (neben self-evaluation (Folge: Seitwärtsvergleiche)):
- self-enhancement (Folge: Abwärtsvergleiche)
- self-improvement (Folge: Aufwärtsvergleiche)
- cognitive laziness (Folge: Routinestandards; immer mit den gleichen vergleichen)
Mögliche Folgen der Vergleiche:
- Ähnlichkeitssuche - Assimilation
- Unterschiedssuche - Kontras
Self-Evaluation Maintenance Model (Tesser, 1988)
Das Modell erklärt, wie Menschen ihr Selbstwertgefühl schützen, wenn jemand anderes (besonders nahestehende Personen) in einem relevanten Bereich besser ist.
→ Erfolge anderer können bedrohlich für den eigenen Selbstwert sein – aber nur, wenn uns das Thema selbst wichtig ist.
Zentrale Faktoren:
- Nähe zur anderen Person
- Je enger die Beziehung (z. B. Freund*in, Geschwister), desto stärker die emotionale Reaktion.
- Persönliche Relevanz des Bereichs
- Wenn mir das Thema wichtig ist (z. B. Sport, Noten), fühle ich mich eher bedroht.
- Wenn es mir egal ist, kann ich sogar stolz auf die andere Person sein.
Bedrohung für das Selbstwertgefühl:
Wenn beide Faktoren hoch sind (enge Beziehung + wichtiges Thema), empfinden wir Unbehagen, Neid oder Frust.
Beispiel:
Du bist leidenschaftlicher Musikerin. Dein Bruder, der gerade erst angefangen hat, gewinnt einen Wettbewerb. → Du fühlst dich verunsichert, weil du ihn liebst, aber auch konkurrierst.
Strategien zur Selbstwert-Erhaltung:
Wenn eine Bedrohung entsteht, nutzen Menschen unbewusst Strategien wie:
- Veränderung der Relevanz:
→ „Musik ist mir gar nicht so wichtig“
(→ psychologische Distanz zum Thema) - Veränderung der Nähe:
→ Weniger Zeit mit der Person verbringen
(→ soziale Distanz) - Leistung übertreffen oder abwerten:
→ „Sie hat nur gewonnen, weil die Jury parteiisch war.“
(→ Abwertung der Leistung oder Person)
Wenn der Bereich nicht wichtig ist:
→ Dann können wir uns freuen über den Erfolg des anderen, weil er positiv auf uns abstrahlt (Reflected Glory).
eispiel: „Meine Schwester ist Mathe-Genie – wie cool für uns beide!“
Ego Depletion
Ego-Erschöpfung:Die Idee, dass Selbstkontrolle und Willenskraft begrenzte Ressourcen sind, die sich durch Gebrauch erschöpfen können.
Wenn wir über längere Zeit Selbstkontrolle aufbringen (z. B. Diät halten, ruhig bleiben, konzentriert arbeiten), wird es immer schwieriger, weiteren Versuchungen zu widerstehen, weil die “mentalen Energiereserven” aufgebraucht sind.
Beispiel: Du hast dich den ganzen Tag im Büro zusammenreißen müssen – am Abend greifst du plötzlich zur Tafel Schokolade, obwohl du eigentlich verzichten wolltest.
Strength-model of self control
Stärkemodell der Selbstkontrolle: Eine Theorie, die besagt, dass Selbstkontrolle eine begrenzte Ressource ist, die nicht dauerhaft aufrechterhalten werden kann und sich wieder auffüllen muss.
Selbstkontrolle funktioniert wie ein Muskel: Sie kann ermüden, aber durch Erholung oder Training gestärkt werden.
Beispiel: Nach anstrengender mentaler Arbeit kann es helfen, eine Pause zu machen oder etwas Positives zu erleben, um die Selbstkontrollfähigkeit wiederherzustellen.
affective forecasting error
Fehleinschätzung affektiver Vorhersagen: Die Tendenz von Menschen, die emotionalen Auswirkungen zukünftiger Ereignisse zu überschätzen – sowohl in Intensität als auch in Dauer.
Wir glauben oft, ein bestimmtes Ereignis wird uns glücklicher oder trauriger machen, als es tatsächlich der Fall ist – wir unterschätzen die Anpassungsfähigkeit unseres Gefühlslebens.
Beispiel: Du denkst, eine schlechte Note wird dich „wochenlang fertig machen“, bist aber schon zwei Tage später kaum noch emotional betroffen.
Naive Scientist (Heider)
Naiver Wissenschaftler (nach Heider, 1958):
Fritz Heider argumentierte, dass normale Menschen wie kleine Wissenschaftler denken: Sie versuchen, das Verhalten anderer rational zu erklären, indem sie Ursachen analysieren – ähnlich wie Forscher es tun.
Auch wenn diese Zuschreibungen oft fehleranfällig sind, basiert unser Alltagsverhalten auf dem Versuch, die Welt logisch und kausal zu verstehen.
Beispiel: Wenn dein Freund beim Treffen schlecht gelaunt ist, fragst du dich: „Was ist passiert?“ – und beginnst hypothetisch zu analysieren, ob es an dir, ihm oder äußeren Umständen liegt.
Covariation Model (Kelley, 1967)
Kelly´s model of causal attribution, which argues that people typically attribute the cause of behaviour to a factor that covaries most clearly with the behaviour.
(We attribute events to conditions that tend to be present when the event happens, and absent when the event does not happen.)
Drei Kernelemente: Hannah verfluchte ihre Schwester am Freitag.
- Eine Person, die ein bestimmtes Verhalten zeigt. (Hannah)
- Ein Objekt, eine Person oder ein Reiz gegenüber, den das Verhalten gerichtet ist. (Die Schwester)
- Ein bestimmter Zeitpunkt, Umstand oder Situation (am Freitag)
- Einer der drei Elemente erklärt den Effekt (verfluchen)
Eine beobachtende Person kann die geeignetste Erklärung für das Verhalten aufgrund von drei Dimensionen von Informationen generieren:
- Consensus information: In welchem Verhältnis andere Personen auf den bestimmten Reiz genauso reagieren. -> Gering, wenn andere weniger stark reagieren, hoch wenn andere genauso reagieren (gering heißt Person (Hannah) verantwortlich)
- Distinctivness information: In welchem Verhältnis eine Person auf diese bestimmte Weise auf diesen bestimmten Reiz reagiert, im Vergleich dazu, wie sie bei anderen Personen/ Reizen reagiert. Ist hoch, wenn Verhalten bei anderen nicht gezeigt wird, gering, wenn es immer gezeigt wird (hoch heißt andere Person/Reiz (Schwester) ist verantwortlich)
- Consistency: Das Ausmaß zu welcher die Person in der gleichen Art und Weise zu dem Reiz in anderen Situationen reagiert. Nur unter dem Umstand oder auch in anderen Situationen? Gering heißt: in anderen Situationen/Zeitpunkten nicht; hoch heißt:sonst auch (gering: Zeitpunkt ist verantwortlich)
Representativeness Heuristic
Repräsentativitätsheuristik:
Eine kognitive Abkürzung, bei der Menschen andere Personen oder Ereignisse in Kategorien einordnen, basierend auf Ähnlichkeit mit typischen Merkmalen dieser Kategorie.
Dabei wird oft übersehen, wie wahrscheinlich ein bestimmtes Ereignis statistisch wirklich ist – das „ähnlich aussehen“ reicht für eine Entscheidung.
Beispiel: Jemand trägt Brille, liest viel – du denkst automatisch: „Wahrscheinlich ist er Bibliothekar“, obwohl viel mehr Menschen Büroangestellte sind. → Trugschluss durch Ähnlichkeit.
Conjunction Fallacy
Konjunktionsfehler:
Die Tendenz, bei der Menschen die Wahrscheinlichkeit einer Kombination zweier Ereignisse höher einschätzen als die Wahrscheinlichkeit eines einzelnen Ereignisses – verursacht durch die Repräsentativitätsheuristik.
Das widerspricht mathematischen Wahrscheinlichkeiten, da die Kombination immer unwahrscheinlicher ist als ein Einzelereignis.
Beispiel: Die berühmte „Linda“-Studie: Linda ist politisch aktiv, sehr engagiert – viele sagen, sie sei eher „Bankangestellte und Feministin“ als nur „Bankangestellte“, obwohl letzteres logisch wahrscheinlicher ist.
Availability Heuristic
Verfügbarkeitsheuristik:
Eine mentale Strategie, bei der Menschen die Leichtigkeit, mit der ihnen Informationen einfallen, als Hinweis auf die Wahrscheinlichkeit oder Bedeutung dieser Informationen nutzen.
Je präsenter oder emotional eindrücklicher ein Ereignis im Kopf ist, desto relevanter erscheint es – auch wenn das statistisch nicht zutrifft.
Beispiel: Nach dem Sehen vieler Berichte über Flugzeugabstürze glauben Menschen, Fliegen sei gefährlicher als Autofahren – obwohl es objektiv sicherer ist.
Hindsight Bias
Rückschaufehler (Ich-hab’s-doch-gewusst-Effekt):
Die Neigung von Menschen, nach einem Ereignis zu glauben, dass sie den Ausgang vorhergesehen haben – obwohl das nicht der Fall war.
Dieser Effekt verzerrt unsere Wahrnehmung von Realität und macht es schwerer, aus Fehlern zu lernen.
Beispiel: Nach einer überraschenden Wahl sagen viele: „War doch klar, dass die Partei gewinnt“ – obwohl sie vorher etwas ganz anderes gedacht hatten.
Confirmation Bias
Bestätigungsfehler:
Die Tendenz, Informationen zu suchen oder zu beachten, die die eigenen Überzeugungen bestätigen, und widersprechende Informationen zu ignorieren oder abzuwerten.
Dies führt dazu, dass Menschen in ihren Ansichten verharren, auch wenn es starke Gegenargumente gibt.
Beispiel: Eine Person, die an Verschwörungen glaubt, sucht gezielt nach Videos, die ihre Sicht bestätigen – und blendet alle Fakten, die dagegen sprechen, gezielt aus.
Projection
Projektion:
Ein psychologischer Prozess, bei dem Menschen eigene Eigenschaften, Emotionen oder Einstellungen anderen zuschreiben – oft unbewusst.
Dies kann zur Fehlinterpretation des Verhaltens anderer führen und ist eine Abwehrmechanismus zur Entlastung des Selbstbildes.
Beispiel: Eine aggressive Person beschuldigt andere, feindselig zu sein – obwohl sie selbst der Ursprung der Spannung ist.
Strategische Selbstpräsentation (Jones & Pittman)
Menschen haben verschiedene Motive, wie sie sich gegenüber anderen darstellen – je nach Ziel und sozialer Situation.
- Kompetent wirken
→ Ziel: Als fähig und leistungsstark wahrgenommen werden
Beispiel: Jemand betont in einem Bewerbungsgespräch besonders seine Erfolge. - Gemocht werden
→ Ziel: Sympathie und soziale Akzeptanz
Beispiel: Jemand lacht besonders viel und macht Komplimente, um gemocht zu werden. - Gefährlich wirken
→ Ziel: Andere einschüchtern, Abstand schaffen
Beispiel: Eine Person zeigt betont Dominanz oder Aggression, um nicht verletzt zu werden. - Moralisch respektabel wirken
→ Ziel: Als moralisch korrekt, ehrlich und vertrauenswürdig erscheinen
Beispiel: Jemand betont, wie wichtig ihm Werte wie Fairness oder Ehrlichkeit sind. - Hilflos erscheinen (um Mitleid zu erzeugen)
→ Ziel: Hilfe, Unterstützung oder Aufmerksamkeit bekommen
Beispiel: Jemand betont ständig seine Überforderung, um Zuwendung zu erhalten.
Corresponcence bias / Attributionsfehler
Menschen neigen dazu, das Verhalten anderer auf stabile Persönlichkeitsmerkmale zurückzuführen, statt auf die Situation.
Die Rolle äußerer Umstände wird unterschätzt, besonders bei negativen Verhaltensweisen.
Beispiel: Jemand ist unhöflich im Gespräch – du denkst: „Er ist ein unfreundlicher Mensch“ statt: „Vielleicht hatte er einen schlechten Tag“.
actor-observer bias
Die Tendenz, eigene Handlungen situativ zu erklären („Ich war müde“) und das Verhalten anderer dispositionell („Er ist faul“).
Negativity Bias
„Attaching more weight or importance to negative than to positive information about people.“
Der Negativity Bias (Negativitätseffekt, Negativitätsverzerrung) beschreibt das Phänomen, dass Menschen eher dazu tendieren negative Informationen stärker zu gewichten, als positive (Fiske, 1980).
Der Negativity Bias ist bei politisch Konservativen stärker vertreten, als bei Liberalen. Außerdem tendieren Menschen dazu, eher negative als positive Informationen (über andere) miteinander zu teilen, was den sozialen Effekt des Negativity Bias noch verstärkt.
Die Begründung für dieses Verhalten liegt vor allem darin, dass Menschen sich meist sozial adäquat und freundlich (also positiv) verhalten, wodurch negatives Verhalten natürlich heraussticht und mehr über die Persönlichkeit eines Menschen auszusagen scheint. Wenn solch ein negatives Bild von einer Person erstmal entstanden ist, ist es außerdem (durch diese unausgeglichene Gewichtung von positiv und negativ) schwer, dieses wieder loszuwerden.
Zudem ist der Negativity Bias eine Art natürlicher (und sinnvoller) Schutzmechanismus. Evolutionär gesehen ergibt es nämlich Sinn, sich von Negativem fernzuhalten, um beispielsweise Krankheiten oder ähnliches zu vermeiden. Auch das soziale Gefüge und kulturelle Normen werden durch die Vermeidung von Negativem geschützt.
Correspondent Inference Theory (Jones & Davis, 1965)
Theorie der korrespondierenden Schlussfolgerung (Jones & Davis, 1965):
Diese Theorie beschreibt, wie Menschen Rückschlüsse auf stabile Eigenschaften einer Person ziehen – also darauf, ob ein Verhalten auf interne Dispositionen (z. B. Charakter, Absichten) zurückgeht.
Dabei bewerten Menschen drei Faktoren, um zu entscheiden, ob ein Verhalten persönlichkeitsbedingt oder situationsbedingt war:
- Wahlfreiheit:
→ Hatte die Person eine Wahl? Freiwilliges Verhalten wird eher intern attribuiert.
Beispiel: Wenn jemand freiwillig bei einem Umweltprojekt hilft, vermuten wir „er ist umweltbewusst“. - Erwartungskonformität:
→ Entspricht das Verhalten den sozialen Rollen oder Erwartungen? Unerwartetes Verhalten wird eher dispositional erklärt.
Beispiel: Ein Polizist schreit laut – wirkt normal. Eine Bibliothekarin schreit laut – wirkt „ungewöhnlich“ → man schließt eher auf ihre Persönlichkeit. - Intendierte Effekte:
→ Welche Ziele hatte die Person mit ihrem Verhalten? Wenige, klare Effekte deuten auf starke Absicht hin.
Beispiel: Jemand bewirbt sich auf einen Job, der gut bezahlt ist, viel Prestige hat und angenehm ist – schwer zu sagen, was ihn motiviert. Hat er aber nur Prestige, könnte man sagen: „Ihm geht’s nur ums Ansehen.“
Self-serving bias
Selbstwertdienliche Verzerrung:
Die Tendenz, Erfolge auf eigene Fähigkeiten (intern) zurückzuführen und Misserfolge auf äußere Umstände (extern).
Dieser Denkfehler dient der Selbstwertstabilisierung: Wir fühlen uns besser, wenn wir uns selbst in einem guten Licht sehen.
Beispiel: Nach einer guten Note denkst du: „Ich bin einfach klug.“ – Nach einer schlechten Note: „Der Lehrer war unfair.“
False Consensus Effect
Falscher Konsens-Effekt:
Menschen glauben, dass ihre eigenen Meinungen, Einstellungen oder Verhaltensweisen „normal“ oder weit verbreitet sind.
Dieser Effekt kann zu einer Überschätzung der Zustimmung führen und verhindert objektive Perspektiven.
Beispiel: Du isst jeden Tag Fleisch und glaubst, das machen die meisten – obwohl es immer mehr Vegetarier gibt.
False uniqueness effect
Falscher Einzigartigkeits-Effekt:
Die Tendenz, sich selbst bei positiven Verhaltensweisen (z. B. Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft) als besonders oder einzigartig wahrzunehmen – im Vergleich zu anderen.
Menschen unterschätzen, wie viele andere ebenfalls moralisch handeln, und überschätzen, wie viele unmoralisch handeln → dient der Selbstaufwertung.
Beispiel: Du spendest an eine Hilfsorganisation und denkst: „Nicht viele machen das“ – obwohl in Wirklichkeit viele Menschen regelmäßig spenden.
Configural model of person perception (Asch, 1946)
Konfigurationsmodell der Eindrucksbildung (Asch, 1946):
Nach diesem Modell sind einige Eigenschaften von Personen zentraler als andere – sie beeinflussen den Gesamteindruck stärker.
Zentrale Eigenschaften („central traits“) formen den Gesamteindruck mehr als periphere Eigenschaften, auch wenn sie gleich oft vorkommen.
Beispiel: Du hörst, jemand ist „warm“ → Du nimmst ihn positiver wahr, selbst wenn du andere neutrale Infos bekommst („intelligent“, „ordentlich“).
central traits
Zentrale Eigenschaften:
Merkmale, die einen besonders starken Einfluss auf den Gesamteindruck einer Person haben – sie „färben“ andere Eigenschaften mit ein.
Sie wirken wie ein Filter, durch den alle weiteren Informationen interpretiert werden.
Beispiel: „Kalt“ als zentrales Merkmal lässt eine Person abweisend, weniger kompetent und weniger sympathisch erscheinen – selbst bei neutralen Zusatzinfos.
the "Big Two"
Die „Großen Zwei“ Dimensionen der Eindrucksbildung:
→ Wärme (inkl. Moral, Freundlichkeit, Vertrauenswürdigkeit)
→ Kompetenz (inkl. Fähigkeit, Intelligenz, Effizienz)
Diese zwei Dimensionen gelten als universelle Maßstäbe, wie wir Menschen und Gruppen wahrnehmen – sie erklären z. B., warum wir jemanden mögen oder ihm vertrauen.
- Wärme ohne Kompetenz: Nett, aber nicht hilfreich (z. B. Opa)
- Kompetenz ohne Wärme: Respektiert, aber gefürchtet (z. B. strenger Chef)
- Beides: Idealbild (z. B. beliebter Arzt oder Mentor)
Was ist der "Schwartz value circumplex"? Wie ist er aufgebaut und was sagt er aus?
Der Schwartz value circumplex ist eine Veranschaulichung zum Thema Werte. Werte/Themen, die eng miteinander zusammenhängen, sind auf dem Kreis näher zusammen (z.B. Power und Sicherheit). Menschen, die einen bestimmten Wert vertreten, befürworten in der Regel auch benachbarte Werte. Gegenüberliegende Werte hingegen schließen einander eher aus
Unterscheidung zwischen Werten (values), Einstellungen (attitudes) und Ideologien:
- • Werte sind überdauernde, abstrakte Überzeugungen darüber, was wünschenswert, wichtig oder gut ist. Sie sind relativ stabil über die Zeit und dienen als Leitprinzipien für Verhalten und Urteile. (z.B. Freiheit, Gerechtigkeit)
- • Einstellungen sind Bewertungen von konkreten Objekten, Personen, Gruppen, Ideen oder Situationen. Sie bestehen aus einer affektiven (Gefühl), kognitiven (Gedanke) und behavioralen (Verhaltensabsicht) Komponente. Sie können positiv oder negativ sein und sind spezifischer und leichter veränderbar als Werte. (z.B. positive Einstellung gegenüber Umweltschutz, basierend auf dem Wert „Naturverbundenheit“)
- • Ideologien sind organisierte, kohärente Systeme von Überzeugungen, Werten oder Einstellungen, die eine bestimmte Sicht auf die Welt vermitteln. Sie umfassen mehrere Werte und Einstellungen, die logisch zusammenhängen, fördern oft eine kollektive Identität und sind oft politischer oder kultureller Natur. (z.B. Liberalismus basiert auf Werten wie Freiheit und zeigt/fördert spezifische Einstellungen zu Themen wie staatlicher Regulierung)
Values (Werte)
Überdauernde, recht stabile Überzeugungen darüber, was im Leben wichtig ist (z.B. Gerechtigkeit, Freiheit, Sicherheit). Sie gelten über Situationen hinweg und leiten Entscheidungen, Einstellungen und Verhalten. Werte sind abstrakter als Einstellungen und oft Grundlage für moralisches und soziales Handeln
Attitudes (Einstellungen)
Einstellungen sind Bewertungen von Objekten, Personen, Gruppen, Ereignissen oder Ideen – also mentale Haltungen, die positiv oder negativ ausfallen können. Einstellungen beeinflussen unser Verhalten, sind aber spezifischer und veränderbarer als Werte. Zum Beispiel kann jemand eine positive Einstellung gegenüber vegetarischer Ernährung haben, weil er/sie Tierwohl schätzt (emotional), gesundheitliche Vorteile kennt (kognitiv) und entsprechend handelt (verhaltensbezogen). Klassisch ist hier das Tripartite Model of Attitudes Einstellungen können bewusst (explizit) oder unbewusst (implizit) sein.