Sozialpsychologie
Sozialpsychologie I SoSe 25
Sozialpsychologie I SoSe 25
Set of flashcards Details
Flashcards | 186 |
---|---|
Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 30.04.2025 / 27.05.2025 |
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Ideologien
Ideologien sind umfassende, strukturierte Sets von Überzeugungen, die sich häufig auf kulturelle oder politische Themen beziehen. Sie integrieren Werte und Einstellungen zu einem entsprechenden Weltbild und beeinflussen, wie Menschen gesellschaftliche Zusammenhänge interpretieren. Ideologien wie Liberalismus, Konservatismus oder Feminismus geben eine Orientierungshilfe in komplexen gesellschaftlichen Fragen. Sie bieten auch soziale Identität und Zugehörigkeit zu Gruppen, etwa in politischen Parteien oder sozialen Bewegungen. Soziale Psychologen wie John Jost untersuchten, wie ideologische Überzeugungen mit psychologischen Bedürfnissen (z. B. Wunsch nach Ordnung oder Sicherheit) zusammenhängen. Ideologien sind oft resistenter gegenüber Veränderung als einzelne Einstellungen.
Triparte Model of Attitudes (ABC-Modell)
Dieses Modell besagt, dass Einstellungen aus drei Komponenten bestehen:
- Affective: Gefühle gegenüber einem Objekt (z. B. Angst vor Spinnen).
- Behavioural: Verhaltenstendenzen oder beobachtbares Verhalten (z. B. Vermeidung).
- Cognitive: Gedanken oder Überzeugungen (z. B. „Spinnen sind gefährlich“).
- Das ABC-Modell betont, dass Einstellungen nicht rein rational oder emotional sind, sondern ein Zusammenspiel dieser drei Aspekte darstellen. Es wurde vielfach empirisch getestet und bildet eine Grundlage moderner Einstellungsforschung. In der Praxis können diese Komponenten in Einklang stehen – müssen aber nicht (z. B. kann jemand wissen, dass Fliegen sicher ist, aber trotzdem Angst davor haben).
Katz (1960) - Vier Funktionen von Einstellungen
Daniel Katz definierte vier zentrale Funktionen von Einstellungen:
- Knowledge function – Einstellungen helfen uns, die Welt zu strukturieren und zu verstehen (z. B. Vorurteile als kognitive Vereinfachungen).
- Utilitarian function – Einstellungen bringen Belohnung oder helfen, Bestrafung zu vermeiden (z. B. Zustimmung zu Regeln, um Lob zu bekommen).
- Value-expressive function – Einstellungen drücken zentrale Werte und Identität aus (z. B. Pro-Umwelthaltung als Ausdruck von Naturverbundenheit).
- Ego-defensive function – Einstellungen schützen das Selbstwertgefühl (z. B. Herabsetzung anderer Gruppen zur Aufwertung des eigenen Selbst).
Diese Theorie zeigt, dass Einstellungen nicht nur Überzeugungen sind, sondern auch psychologische Funktionen erfüllen.
Mere Exposure Effect (Zajonc, 1968) + Metaanalyse von Bornstein (1989
Der Mere Exposure Effect beschreibt, dass alleinige wiederholte Konfrontation mit einem Reiz dazu führt, dass wir ihn positiver bewerten.
Robert Zajonc (1968) zeigte in Experimenten, dass Menschen z. B. chinesische Schriftzeichen oder Gesichter lieber mochten, wenn sie diese zuvor öfter gesehen hatten – selbst ohne bewusste Erinnerung. Der Effekt funktioniert auch bei neutralen oder leicht negativen Stimuli.
Eine Meta-Analyse von Bornstein (1989) bestätigte diesen Effekt mit einem durchschnittlichen Effektstärkewert von r = .26, was einen moderaten Zusammenhang darstellt. Der Effekt ist robust, aber bei Überexposition kann eine Umkehr („Sättigung“) eintreten.
Soziales Lernen + Bobo-Doll-Experiment (1961
Einstellungen und Verhaltensweisen werden oft durch das Beobachten anderer Menschen erlernt – insbesondere durch Familie, Freunde oder Vorbilder.
Kinder übernehmen beispielsweise Einstellungen gegenüber Geschlechterrollen durch Eltern oder Medien. Banduras Bobo-Doll-Experiment (1961) zeigte eindrücklich, wie aggressives Verhalten durch Beobachtung übernommen werden kann. Auch Einstellungen zu politischen Themen, Konsum oder sozialen Gruppen werden durch soziale Modelle vermittelt. Dabei spielt soziale Verstärkung eine wichtige Rolle.
Klassische Konditionierung
Beim klassischen Konditionieren wird ein neutraler Reiz durch wiederholte Paarung mit einem emotionalen Reiz positiv oder negativ aufgeladen.
Berühmt ist Pavlovs Experiment mit Hunden, bei dem ein Glockenton (neutraler Reiz) wiederholt mit Futter (positiver Reiz) kombiniert wurde – bis die Hunde beim Glockenton speichelten. In der Einstellungsforschung spricht man auch von evaluativer Konditionierung: Zum Beispiel kann eine neutrale Marke durch wiederholte Kopplung mit angenehmer Musik oder schönen Bildern positiver bewertet werden. Dieser Prozess ist oft unbewusst und spielt eine Rolle in Werbung, Propaganda und zwischenmenschlicher Anziehung.
Subliminal Conditioning - Unterschwelliges Konditionieren, Studie von Krosnick et al. (1992
Subliminales Konditionieren ist eine spezielle Form des klassischen Konditionierens, die unterhalb der Bewusstseinsschwelle geschieht.
In einer Studie von Krosnick et al. (1992) wurden Teilnehmern Bilder kurz (13 ms) gezeigt, die positive oder negative Inhalte hatten – zu kurz, um bewusst wahrgenommen zu werden. Trotzdem beeinflussten diese unbewussten Reize die Bewertung neutraler Gesichter, die gleichzeitig präsentiert wurden. Das zeigt, dass auch nicht-bewusste Reize unsere Einstellungen beeinflussen können, ohne dass wir es merken. Subliminales Konditionieren spielt auch eine Rolle in unterschwelliger Werbung.
Instrumental Conditioning - Operantes Konditionieren
Hierbei handelt es sich um Lernen durch Konsequenzen: Ein Verhalten wird eher wiederholt, wenn es belohnt wird, und seltener, wenn es bestraft wird.
Auch Einstellungen können sich dadurch verändern, wenn zustimmende oder ablehnende Reaktionen von anderen folgen. Beispielsweise kann ein Schüler, der für seine umweltfreundlichen Aussagen gelobt wird, diese Haltung verstärken. In Gruppen wird Zustimmung oder Kritik oft zum Mittel der sozialen Regulierung. Operante Konditionierung ist auch in der Erziehung relevant.
Vererbbarkeit von Einstellungen, Zwillingsstudie von Bouchard et al. (2003
Forschung zeigt, dass manche Einstellungen teilweise genetisch vererbt werden können.
Zwillingsstudien (z. B. Bouchard et al., 2003) fanden, dass identische Zwillinge, auch wenn sie getrennt aufwachsen, ähnliche Einstellungen zu Themen wie Religion, Politik oder Risikobereitschaft haben. Besonders affektiv geprägte Einstellungen (z. B. Musikgeschmack, Offenheit gegenüber Neuem) zeigen eine höhere Erblichkeit. Das bedeutet jedoch nicht, dass Umweltfaktoren unwichtig sind – vielmehr wirken Gene und Umwelt gemeinsam auf die Entwicklung von Einstellungen. Die Vererbbarkeit ist also kontextabhängig und betrifft eher die generelle Tendenz zur Einstellungsbildung.
Selbstwertdienliche Attribution
Ein Phänomen, bei dem Menschen Erfolge auf sich selbst zurückführen, Misserfolge aber auf äußere Umstände. Ziel dieses Denkstils ist es, den eigenen Selbstwert zu schützen oder zu erhöhen.
Feindseliger Attributionsbias
der feindselige Attributionsbias ist eine Denkverzerrung, bei der Menschen dazu neigen, das Verhalten anderer als absichtlich feindselig oder aggressiv zu interpretieren - selbst wenn das Verhalten mehrdeutig oder neutral ist. Studien zeigen, dass aggressive Menschen eher zu dieser Verzerrung tendieren und mehrdeutige soziale Reize vermehrt als absichtlich feindlich interpretieren.
Wichtige vermutete Ursachen der Korrespondenzverzerrung (Gawronski, 2003; Gilbert &Malone, 1995):
• Situationales Denken ist kognitiv aufwendig (tritt weniger
bei bei geringer Motivation oder Kapazität auf)
• Dispositionale Schlussfolgerungen sind wenig aufwendig
(tritt auch bei geringer Motvation oder Kapazität auf)
• Handelnde Person ist im Fokus der Aufmerksamkeit,
Situationale Faktoren bisweilen wenig sichtbar
Metaanalyse von Malle (2006) zur Akteur-Beobachter Differenz
Metaanalyse von Malle (2006):
- • 173 Studien
- • Effektstärke wurde in der Maßeinheit Cohens d berechnet (d=0: kein Unterschied, d=0,2: kleiner Unterschied, d=0,5: mittlerer Unterschied, d=0,8: großer Unterschied), Beispiel: Wenn Akteure viel öfter die Situation verantwortlich machen als Beobachter, wäre Cohen’s d > 0.5.
- • Überraschung: Die sogenannte Verzerrung ist viel schwächer als gedacht – oder existiert so gar nicht.
Die durchschnittliche Effektstärke war nur d = 0.016.
➜ Das ist nahe bei null, also praktisch kein Unterschied zwischen Akteur und Beobachter.
- • Werte waren höchstens bei außergewöhnlichen Studien etwas höher
Gilberts Zwei-Stufen-Modell zur Attribution (1989)
Je nach verfügbarer Motivation, Zeit und Energie findet unterschiedlich aufwendige Attribution statt:
Beispiel: Situation: Ein Bekannter grüßt im Vorbeigehen nicht.
Zunächst, automatisch, internale Attribution: "Er ist eingebildet.", als korrespondierende Schlussfolgerung.
Bei ausreichend Motivation, Zeit oder Energie findet nun aber ein nachfolgender Prozess statt: Man bezieht Erklärungen außerhalb der Person ein.
Korrigierte Attribution: "Er war abgelenkt und hat mich wahrscheinlich gar nicht gesehen.", als aufwendiges attributionales Denken
Social representations theory (Moscovici, 1961
Die Theorie sozialer Repräsentationen (Moscovici, 1961) besagt, dass Menschen ihr Wissen über soziale Realität durch Kommunikation und Austausch mit anderen entwickeln. Diese gemeinsamen Vorstellungen helfen Gruppen, komplexe Themen zu verstehen und weiterzugeben.
Liu & Hilton (2005) zeigten, dass kollektive Erinnerungen – etwa an den Zweiten Weltkrieg – nationale Identität prägen. Potter & Litton (1985) kritisierten jedoch, dass die Theorie zu ungenau sei, da sie kaum überprüfbare Vorhersagen mache („a concept in search of a theory“). Beispiel: In Medien verbreitete Narrative über Migration beeinflussen die kollektive Wahrnehmung von Migranten.
Direct measures of attitude
Direkte Einstellungsmaße wie Attitude Scales bestehen aus Fragebögen, in denen Personen ihre Meinung zu einem Thema direkt angeben (z. B. „Ich finde die Todesstrafe gerechtfertigt“). Problematisch ist, dass Menschen oft sozial erwünscht antworten. Lie Scales erkennen dies durch unrealistisch positive Aussagen, z. B. „Ich bin nie unhöflich“. Wenn jemand viele solcher Aussagen bejaht, deutet das auf unehrliche Antworten hin. Sutton & Farrall (2005) zeigten mit einer Lie Scale, dass Männer weniger Angst vor Kriminalität äußerten – aber nur, wenn man unehrliche Antworten nicht herausfilterte.
Indirect measures of attitude
Indirekte Methoden erfassen Einstellungen, ohne dass Personen direkt befragt werden – oft, weil sie sich ihrer Haltung nicht bewusst sind oder sie verbergen. Die Bogus Pipeline (Myers, 2016) bringt Teilnehmende dazu, ehrlicher zu antworten, indem ihnen ein angeblicher Lügendetektor vorgespielt wird. Neurowissenschaftliche Verfahren wie ERPs, fNIRS und fMRI messen automatische Gehirnreaktionen auf Reize. Besonders verbreitet sind der Implicit Association Test (IAT) (Greenwald et al., 1998) und der Go/No-Go Association Task (GNAT) (Nosek & Banaji, 2001), die automatische Verknüpfungen im Gedächtnis messen, z. B. bei Vorurteilen. Beispiel: Jemand kann beim IAT unbewusste rassistische Assoziationen zeigen, obwohl er sich selbst als tolerant sieht.
Implicit and explicit attitude
Explizite Einstellungen sind bewusste Meinungen, die wir mitteilen können (z. B. „Ich unterstütze Klimaschutz“). Sie entstehen durch Reflexion und Überzeugungen. Implizite Einstellungen laufen unbewusst ab und basieren oft auf automatischen Assoziationen, z. B. bei Vorurteilen oder Angstreaktionen. Laut Studien des NIH können implizite Einstellungen unser Verhalten beeinflussen, ohne dass wir es merken – z. B. durch instinktive Reaktionen auf andere Hautfarben. Beispiel: Eine Person sagt, sie sei nicht sexistisch, zeigt aber in einem IAT automatisch negativere Reaktionen auf weibliche Führungskräfte.
Beziehungen zwischen impliziten und expliziten Einstellungen
Implizite und explizite Einstellungen können übereinstimmen, müssen es aber nicht. Menschen geben oft sozial erwünschte Antworten (explizit), während unbewusste Reaktionen (implizit) etwas anderes zeigen. In heiklen Bereichen wie Rassismus oder Homophobie ist diese Diskrepanz besonders häufig. Studien wie von Nosek et al. (2007) zeigen, dass Verhalten oft von beiden Einstellungstypen beeinflusst wird – etwa bei Personalentscheidungen. Eine Veränderung impliziter Einstellungen braucht in der Regel länger und erfordert wiederholtes Umlernen.
Associative-propositional-Model (APE-Modell)
- Das APE-Modell unterscheidet zwischen zwei Prozessen:
- Assoziative Prozesse: Automatische, unbewusste Verknüpfungen zwischen Konzepten.
- Propositionale Prozesse: Bewusste, logische Bewertungen von Informationen.
- Beispiel: Eine Person hat implizit negative Assoziationen gegenüber einer ethnischen Gruppe (assoziativ), glaubt aber bewusst an Gleichberechtigung (propositional).
Einstellungen und Verhalten hängen ab von:
- Situationale Faktoren: Kontextuelle Einflüsse wie soziale Normen oder physische Umgebung.
- Einstellungsbezogene Faktoren: Stärke und Zugänglichkeit der Einstellung beeinflussen das Verhalten.
- Werte und Ideologie: Tief verwurzelte Überzeugungen steuern Verhalten über verschiedene Situationen hinweg.
- Gewohnheiten und individuelle Unterschiede: Automatisierte Verhaltensweisen und Persönlichkeitsmerkmale beeinflussen die Handlungsausführung.
- Beispiel: Eine umweltbewusste Person (Wert) nutzt dennoch häufig das Auto (Gewohnheit), obwohl sie öffentliche Verkehrsmittel befürwortet.
Theory of planned behavior
- Definition: Diese Theorie besagt, dass Verhalten durch Verhaltensabsichten bestimmt wird, die wiederum von drei Faktoren beeinflusst werden:
- Einstellung gegenüber dem Verhalten: Positive oder negative Bewertung des Verhaltens.
- Subjektive Normen: Wahrgenommener sozialer Druck, ein Verhalten auszuführen oder zu unterlassen.
- Wahrgenommene Verhaltenskontrolle: Einschätzung der eigenen Fähigkeit, das Verhalten auszuführen.
- Beispiel: Jemand plant, regelmäßig zu joggen, weil er glaubt, dass es gesund ist (Einstellung), Freunde es auch tun (subjektive Norm) und er sich körperlich dazu in der Lage fühlt (Verhaltenskontrolle).
Theory of reasoned action
- Definition: Vorgängermodell der Theorie des geplanten Verhaltens, das Verhaltensabsichten als Funktion von Einstellungen und subjektiven Normen betrachtet, jedoch die wahrgenommene Verhaltenskontrolle nicht einbezieht.
- Beispiel: Eine Person entscheidet sich, sich gesund zu ernähren, weil sie glaubt, dass es vorteilhaft ist (Einstellung) und ihr soziales Umfeld dies unterstützt (subjektive Norm), ohne die eigene Fähigkeit zur Umsetzung zu berücksichtigen.
Kognitive Dissonanz
- Definition: Ein unangenehmer psychologischer Zustand, der entsteht, wenn eine Person widersprüchliche Kognitionen (z. B. Einstellungen und Verhalten) wahrnimmt.
- Studie: Festinger & Carlsmith (1959) zeigten, dass Teilnehmer, die für eine langweilige Aufgabe nur gering entlohnt wurden, ihre Einstellung zur Aufgabe positiver bewerteten, um die Dissonanz zu reduzieren.
- Reduktionsstrategien:
- Änderung der Einstellung.
- Trivialisierung des Verhaltens.
- Selbstaffirmation.
- Akzeptanz der Dissonanz.
Studie von Festinger und Carlsmith zur kognitiven Dissonanz (1959)
Die Studie von Festinger und Carlsmith (1959) ist ein Klassiker der Sozialpsychologie und gilt als grundlegender Beleg für die Theorie der kognitiven Dissonanz.
Ablauf der Studie:
- Teilnehmer führten eine extrem langweilige Aufgabe (z. B. Spulen drehen) für eine Stunde aus.
- Danach wurden sie gebeten, einem nächsten Teilnehmer (eigentlich ein Schauspieler) zu sagen, wie interessant und spannend die Aufgabe gewesen sei.
- Dafür erhielten sie entweder 1 Dollar oder 20 Dollar Bezahlung.
Ergebnis:
- Teilnehmer, die nur 1 Dollar bekamen, bewerteten die Aufgabe nachträglich positiver als die Teilnehmer, die 20 Dollar bekamen.
Interpretation:
- Die 1-Dollar-Gruppe erlebte kognitive Dissonanz:
- Sie log, dass die Aufgabe spannend sei, erhielt aber kaum Geld dafür – also keine ausreichende äußere Rechtfertigung.
- Um das unangenehme Gefühl (Dissonanz) aufzulösen, änderten sie ihre Einstellung zur Aufgabe („Vielleicht war sie doch nicht so schlimm“).
- Die 20-Dollar-Gruppe hingegen hatte eine klare äußere Rechtfertigung („Ich habe gelogen, aber für gutes Geld“) und verspürte daher keine Dissonanz.
Bedeutung:
- Die Studie zeigt, dass Menschen ihre Einstellungen ändern können, um ihr Verhalten (besonders wenn es freiwillig und nicht ausreichend gerechtfertigt ist) mit ihrer Selbstwahrnehmung in Einklang zu bringen.
Feelings-as-Information Perspektive
- Definition: Die Theorie, dass Menschen ihre aktuellen Gefühle als Informationsquelle für Urteile und Entscheidungen nutzen.
- Beispiel: Sich an einem sonnigen Tag glücklicher fühlen und daher die Lebenszufriedenheit höher einschätzen.
Hypocrisy (Heuchelei)
- Definition: Das öffentliche Vertreten einer Einstellung oder eines Verhaltens, während man selbst entgegen dieser Einstellung handelt.
- Beispiel: Ein Politiker propagiert Umweltschutz, nutzt jedoch privat häufig umweltschädliche Verkehrsmittel.
Embodiment / verkörperte soziale Kognition
- Definition: Die Theorie, dass kognitive Prozesse durch körperliche Zustände und sensorische Erfahrungen beeinflusst werden.
- Beispiel: Das Halten einer warmen Tasse kann das Gefühl von zwischenmenschlicher Wärme fördern. Oder: Man steht aufrecht und ist automatisch selbstbewusst(er)
Studie von Schwarz & Clore (1983) zur "Feelings-as-information" Perspektive
Die Studie zur Feelings-as-Information Perspective stammt von Schwarz & Clore (1983). Sie untersuchten, wie Wetter als externe Quelle unsere Stimmung beeinflusst und wie Menschen diese Stimmung fälschlich als Information über ihr Leben interpretieren – wenn sie sich der Ursache nicht bewusst sind.
Ablauf der Studie:
- Die Forschenden riefen Teilnehmer an verschiedenen Tagen an – an sonnigen und an regnerischen Tagen.
- Sie fragten die Teilnehmer:
„Wie zufrieden sind Sie momentan mit Ihrem Leben?“ - Bei regnerischem Wetter gaben die Befragten signifikant negativere Bewertungen ihrer Lebenszufriedenheit an als an sonnigen Tagen.
Entscheidende Manipulation:
- In einer Bedingung wurden die Teilnehmer vor der eigentlichen Frage beiläufig darauf hingewiesen:
„Übrigens, wie ist das Wetter heute bei Ihnen?“ - Ergebnis: In dieser Gruppe verschwand der Wettereffekt – die Teilnehmer bewerteten ihre Lebenszufriedenheit neutraler, weil sie die Stimmung korrekt auf das Wetter zurückführten.
Interpretation:
- Menschen nutzen ihre momentanen Gefühle als Information darüber, wie es ihnen im Leben geht – wenn sie keine andere Erklärung dafür haben.
- Wenn ihnen bewusst wird, dass das Gefühl eine andere Quelle hat (wie das Wetter), verändert sich ihre Einschätzung.
Moral Foundations Theory
Die Moral Foundations Theory (MFT), entwickelt von Jonathan Haidt und Kollegen, besagt, dass moralisches Urteilen auf mehreren evolutionär entstandenen, kulturell geformten Grundlagen (Foundations) basiert. Sie erklärt, warum Menschen mit unterschiedlichen kulturellen, religiösen oder politischen Hintergründen oft sehr unterschiedliche moralische Bewertungen vornehmen – obwohl sie alle glauben, “moralisch” zu handeln.
Die 5 zentralen moralischen Grundlagen:
Harm/Care (Schaden vermeiden / Fürsorge zeigen):
Mitgefühl, Empathie, Sensibilität für das Leiden anderer.Beispiel: Unterstützung für Tierschutz oder Hilfe für Bedürftige.
Fairness/Reciprocity (Fairness und Gegenseitigkeit):Gerechtigkeitssinn, Belohnung von Kooperation und Bestrafung von Betrug.Beispiel: Unterstützung von sozialer Gerechtigkeit oder Gleichstellung.
Ingroup/Loyalty (Loyalität gegenüber der eigenen Gruppe):Schutz und Zusammenhalt innerhalb sozialer Gruppen oder Nationen. Patriotismus und Gruppendenken!Beispiel: Stolz auf die eigene Kultur oder Nation, Ablehnung von “Verrätern”.
Authority/Respect (Autorität und Hierarchie):Achtung vor Traditionen, Führung und legitimer Macht.Beispiel: Respekt gegenüber Eltern, Polizei oder religiösen Autoritäten.
Purity/Sanctity (Reinheit und Heiligkeit):Reaktion auf Ekel, spirituelle Vorstellungen, Schutz vor „Verunreinigung“.Grundlage für moralische Urteile über Sexualität, Ernährung, Körper.Beispiel: Ablehnung bestimmter sexueller Praktiken oder Tabus.
Später wurde ein sechster Faktor vorgeschlagen:Liberty/Oppression (Freiheit gegen Unterdrückung):Wunsch nach Freiheit, Rebellion gegen Tyrannei.
Besonders relevant in politischen Debatten um Autonomie und Staatseinfluss.Studien und Anwendung:In ihrer berühmten Arbeit zeigten Graham, Haidt & Nosek (2009), dass Liberale moralisches Urteilen vor allem auf Harm und Fairness stützen, während Konservative alle fünf Grundlagen relativ gleich gewichten.Die MFT erklärt also nicht nur moralische Überzeugungen, sondern auch kulturelle und politische Polarisierung.Die Moral Foundations Theory hilft zu verstehen, warum moralische Konflikte oft so unversöhnlich wirken – weil Menschen auf unterschiedlichen moralischen Grundbausteinen argumentieren.
Kommunikation
Der Prozess des Austauschs von Informationen zwischen Individuen oder Gruppen durch gemeinsame Zeichen, Symbole oder Sprache.
Sprache
Ein System von Lauten und Zeichen, das nach bestimmten Regeln organisiert ist und Bedeutung vermittelt.
Äußerungen (Utterances)
Vollständige sprachliche Einheiten in gesprochener Sprache, die eine Bedeutung tragen.
Semantische Regeln
Regeln, die bestimmen, welche Bedeutung Wörter und Sätze in einer Sprache haben.
Grammatik
Ein System von Regeln, das die Struktur von Wörtern, Sätzen und deren Bedeutungen in einer Sprache bestimmt.
Grammatisches Geschlecht
Die Einteilung von Nomen in Kategorien wie maskulin, feminin und neutral, die grammatikalische Übereinstimmung beeinflussen. •Beispiel: Im Deutschen ist “der Tisch” maskulin, “die Lampe” feminin und “das Buch” neutral.
Lokution, Illokution, Perlokutio
- Lokution: Die wörtliche Bedeutung einer Äußerung.
- Illokution: Die beabsichtigte Handlung des Sprechers mit der Äußerung.
- Perlokution: Die tatsächliche Wirkung der Äußerung auf den Hörer.
Speech Act Theory (Sprechakttheorie)
Die Sprechakttheorie (z. B. von John Searle) besagt:
Sprache ist nicht nur zum Reden da – wir tun damit etwas.
Beispiel: Wenn ich sage:
- „Ich verspreche dir, morgen zu kommen.“
Dann ist das nicht nur eine Information – sondern ich mache ein Versprechen.
Oder:
- „Ich warne dich!“ → Ich führe eine Warnung aus.
Mit Sprache handeln wir – wir versprechen, fordern, fragen, befehlen, danken usw.
Das nennt man Sprechakte (speech acts).
Speech Act Theory (Sprechakttheorie)
Die Sprechakttheorie (z. B. von John Searle) besagt:
Sprache ist nicht nur zum Reden da – wir tun damit etwas.
Beispiel: Wenn ich sage:
- „Ich verspreche dir, morgen zu kommen.“
Dann ist das nicht nur eine Information – sondern ich mache ein Versprechen.
Oder:
- „Ich warne dich!“ → Ich führe eine Warnung aus.
Mit Sprache handeln wir – wir versprechen, fordern, fragen, befehlen, danken usw.
Das nennt man Sprechakte (speech acts).
Speech Act Theory (Sprechakttheorie)
Die Sprechakttheorie (z. B. von John Searle) besagt:
Sprache ist nicht nur zum Reden da – wir tun damit etwas.
Beispiel: Wenn ich sage:
- „Ich verspreche dir, morgen zu kommen.“
Dann ist das nicht nur eine Information – sondern ich mache ein Versprechen.
Oder:
- „Ich warne dich!“ -Ich führe eine Warnung aus.
Mit Sprache handeln wir – wir versprechen, fordern, fragen, befehlen, danken usw.
Das nennt man Sprechakte (speech acts).