Sozialpsychologie

Sozialpsychologie I SoSe 25

Sozialpsychologie I SoSe 25


Kartei Details

Karten 186
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 30.04.2025 / 27.05.2025
Weblink
https://card2brain.ch/box/20250430_sozialpsychologie
Einbinden
<iframe src="https://card2brain.ch/box/20250430_sozialpsychologie/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>

Heuristic processing

 

  • Definition: Verwendung von mentalen Abkürzungen (z. B. „Experten wissen es besser“).
  • Beispiel: „Wenn es viele Sterne hat, muss es gut sein.“

 

Ingratiation

• Definition: Jemand versucht, sympathisch zu wirken, um besser zu überzeugen.

• Beispiel: Ein Verkäufer macht Komplimente, bevor er ein Produkt anbietet.

Reciprocity principle

 

  • Definition: Wenn jemand uns etwas gibt, fühlen wir uns verpflichtet, etwas zurückzugeben.
  • Beispiel: Man bekommt ein Gratisprodukt – danach fühlt man sich gedrängt, etwas zu kaufen.

 

Door-in-the-Face technique

 

  • Definition: Erst eine überzogene Bitte, dann eine kleinere, realistische → größere Erfolgswahrscheinlichkeit.
  • Beispiel: „Spenden Sie 100 Euro?“ – „Nein?“ – „Dann vielleicht 10?“ → 10 Euro wirkt nun akzeptabler.

 

That's-not-all technique

 

  • Definition: Man macht ein Angebot und fügt sofort „Extras“ hinzu, um Druck zur Zustimmung aufzubauen.
  • Beispiel: „Kaufen Sie diese Pfanne – und wir legen GRATIS zwei Messer dazu!“

 

Foot-in-the-door technique

 

  • Definition: Erst eine kleine Bitte, dann folgt die eigentliche, größere.
  • Beispiel: „Können Sie kurz eine Umfrage machen?“ → Danach: „Wollen Sie spenden?“

 

lowball tactic

 

  • Definition: Erst wird ein gutes Angebot gemacht, dann werden versteckte Kosten hinzugefügt – man bleibt trotzdem dabei.
  • Beispiel: Auto wird für 15.000 € angeboten, später kommen Gebühren hinzu – Käufer bleibt dabei.

 

Framing effect

 

  • Definition: Entscheidungen werden davon beeinflusst, ob etwas als Gewinn oder Verlust dargestellt wird.
  • Beispiel: „90 % Überlebensrate“ klingt besser als „10 % Sterberisiko“ – obwohl es dasselbe bedeutet.

 

Reactance / negative attitude change

 

  • Definition: Ablehnung einer Überzeugung, wenn man sich in seiner Freiheit bedroht fühlt.
  • Beispiel: Jemand sagt dir, du musst vegan leben – du reagierst mit Trotz und isst erst recht Fleisch.

 

Boomerang Effect

 

  • Definition: Alltagsbegriff für die Reaktanz – der Versuch, jemanden zu überzeugen, bewirkt das Gegenteil.
  • Beispiel: Anti-Raucher-Werbung führt dazu, dass Jugendliche aus Protest mehr rauchen.

 

Forewarning

 

  • Definition: Vorwarnung vor einer Überzeugungsabsicht → man wird kritischer und schwerer zu überzeugen.
  • Beispiel: „Gleich wird Werbung für ein neues Produkt kommen“ → man schaltet gedanklich auf Abwehr.

 

attitude inoculation

 

  • Definition: Menschen werden durch schwache Gegenargumente „geimpft“, um später stärkere Überzeugungsversuche besser abzuwehren.
  • Wirkung: Vorbereitung auf Gegenargumente stärkt die ursprüngliche Meinung.
  • Beispiel: In der Schule wird geübt, warum Rauchen schlecht ist – wenn später jemand Zigaretten anbietet, ist man besser gewappnet.

 

Selective Avoidance

 

  • Definition: Menschen meiden gezielt Informationen, die ihrer Meinung widersprechen.
  • Folge: Bestehende Einstellungen bleiben stabil oder werden sogar gefestigt.
  • Beispiel: Jemand, der an Homöopathie glaubt, liest keine wissenschaftlichen Artikel dagegen.

 

Attitude polarization 

 

  • Definition: Bei gemischten Infos bewerten Menschen alles so, dass ihre Meinung noch extremer wird.
  • Beispiel: Eine Person, die Fleischkonsum ablehnt, liest Pro- und Contra-Artikel – danach ist sie noch überzeugter, vegan zu leben.

 

Biased assimiation

 

  • Definition: Menschen halten widersprüchliche Infos für unglaubwürdig oder schlecht gemacht.
  • Beispiel: Ein Impfgegner liest eine Studie pro Impfung und sagt: „Die ist sicher von der Pharmaindustrie beeinflusst.“

 

Hostile Media Bias

 

  • Definition: Menschen glauben, dass Medien, die ihre Meinung nicht teilen, voreingenommen und unfair berichten.
  • Beispiel: Konservative Leser finden einen neutralen Zeitungsartikel zu Klimapolitik „grün gefärbt“, obwohl er sachlich ist.

 

Studie von Chaiken and Eagly zum "Halo-Effekt" (1975)

 

Was wurde untersucht? Ob attraktive Menschen überzeugender sind als weniger attraktive – unabhängig davon, was sie sagen.

Ablauf der Studie:

Teilnehmer:innen sollten einen Text oder eine Rede bewerten, in dem eine Person eine Meinung äußert (z. B. zur Umwelt, Politik o. Ä.). Diese Person wurde als entweder attraktiv oder weniger attraktiv dargestellt (z. B. durch Foto, Beschreibung oder Video).

Ergebnisse:

Menschen fanden die attraktiveren Sprecher:innen überzeugender, sympathischer und glaubwürdiger – auch wenn beide genau das Gleiche sagten.

Was bedeutet das?

Attraktive Menschen haben einen “Halo-Effekt” – das heißt, wir schreiben ihnen automatisch mehr positive Eigenschaften zu (z. B. Intelligenz, Vertrauenswürdigkeit), auch wenn wir gar nichts Genaues über sie wissen.

➡️ Sie können dadurch besser überzeugen, selbst wenn ihre Argumente gar nicht besser sind.

Mimicry-Studien von van Baaren et al. und Tanner et al.

Was wurde untersucht?

Wie Nachahmung (z. B. Körpersprache oder Sprache kopieren) unser Verhalten beeinflusst – speziell wie sie uns beeinflusst oder zum Geben bringt.

 

Beispiel 1: Kellnerin und Mimicry (van Baaren et al., 2003)

Ablauf: Eine Kellnerin wiederholte die Bestellung der Gäste genau wortgleich oder umschreibend.

Ergebnis: Gäste gaben deutlich mehr Trinkgeld, wenn sie genau wiederholt wurden.

 

Beispiel 2: Hilfeverhalten (van Baaren et al., 2004)

Ablauf: Versuchspersonen wurden von einer Person in Körpersprache oder Redestil nachgeahmt. Später ließ diese Person z. B. Stifte fallen oder bat um eine Spende.

Ergebnis: Die nachgeahmten Personen waren hilfsbereiter, spendeten eher oder hoben die Stifte auf.

Studie von Lord, Ross und Lepper zum Confirmation-Bias / Bestätigungstendenz (1979)

Was wurde untersucht?

Wie Menschen mit konträren Informationen umgehen – speziell bei emotional aufgeladenen Themen wie der Todesstrafe.

Ablauf:

Studierende mit klarer Meinung (pro oder contra Todesstrafe) lasen zwei Studien:

  • Eine behauptete: Todesstrafe senkt Mordrate.
  • Die andere: Todesstrafe hat keinen Einfluss.

Ergebnis:

Statt ihre Meinung zu ändern, wurden sie noch extremer:

  • Gegner waren noch mehr dagegen.
  • Befürworter wurden noch überzeugter.

Was bedeutet das?

Menschen interpretieren Informationen so, dass sie ihre eigene Meinung bestätigen – und lehnen widersprüchliche Infos ab.

➡️ Objektive Infos reichen nicht, um Überzeugungen zu ändern, besonders bei heiklen Themen.

Studie von Chaiken und Eagly zur Wirkung von Medienformaten (Text, Ton, Video) (1983)

Was wurde untersucht?

Ob es einen Unterschied macht, wie (in welchem Format) eine Nachricht vermittelt wird – je nachdem, wie einfach oder schwierig sie ist.

Ablauf:

Teilnehmer:innen hörten dieselbe Botschaft entweder:

  • als Video,
  • als Audioaufnahme,
  • oder lasen sie (Text).

Die Botschaften waren mal einfach, mal komplex.

Ergebnisse:

  • Einfache Botschaften wirkten am besten als Video (durch Körpersprache, Ton, Mimik).
  • Komplexe Botschaften wirkten am besten als Text – weil man sie in Ruhe lesen und durchdenken kann.

Was bedeutet das?

Die Form der Präsentation ist wichtig. Bei einfachen Themen hilft z. B. ein emotionales Video – bei komplexen Themen ist Lesen besser, da man aktiv mitdenken kann.

Studie von Chaiken et al. zu zustimmenden und gegensätzlichen Meinungen (2000)

Was wurde untersucht?

Wie Menschen auf Botschaften reagieren, die ihrer Meinung entsprechen oder widersprechen – z. B. beim Thema Abtreibung (Pro-Life vs. Pro-Choice).

Ablauf:

Studierende hörten eine Rede einer Frau – entweder pro-choice oder pro-life. Danach sollten sie ihre Gedanken während der Rede aufschreiben.

Ergebnis:

  • Bei zustimmender Rede: Mehr positive Gedanken („Guter Punkt!“, „Stimmt!“).
  • Bei gegenteiliger Meinung: Mehr kritische Gedanken oder Gegenargumente („Das stimmt doch gar nicht!“).
  • Was bedeutet das?

Wir verteidigen automatisch unsere Meinung, wenn sie angegriffen wird. Und wir bestätigen uns selbst, wenn jemand das sagt, was wir eh schon glauben.

➡️ Das zeigt, warum Diskussionen selten zum Umdenken führen: Viele sind innerlich im Abwehrmodus, sobald Widerspruch kommt.

Studie von Johnston et al. zu Durchschnittsgesichtern und Attraktivität (2000)

Was wurde untersucht?

Warum finden wir manche Gesichter attraktiver als andere? Besonders ging es darum, ob “durchschnittliche” Gesichter (also Gesichter, die typisch für viele Menschen sind) als schön und sympathisch wahrgenommen werden – und warum das so ist.

Ablauf der Studie (Johnston, 2000):

  • Johnston nahm Fotos von 16 verschiedenen weißen Frauen.
  • Er überlagerte diese Bilder zu einem einzigen durchschnittlichen Gesicht.
  • Danach veränderte er das Bild leicht, indem er typisch weibliche Merkmale betonte: z. B. größere Augen, vollere Lippen – Merkmale, die sich statistisch von männlichen Gesichtern unterscheiden.

Ergebnisse:

  • Die „durchschnittlichen“, leicht feminisierten Gesichter wurden von den Teilnehmer:innen als am attraktivsten bewertet.
  • Die Gesichter wirkten nicht nur schöner, sondern auch vertrauter.

Das wurde in ähnlichen Studien bestätigt, z. B. von:

  • Langlois & Roggman (1990)
  • Monin (2003)
  • Rhodes & Tremewan (1996)
  • Rhodes et al. (2001)

Was bedeutet das?

Menschen bevorzugen Gesichter, die „typisch“ sind – also eine Mischung vieler Gesichter. Das nennt man Prototypikalität.

Warum?

Laut evolutionären Theorien (z. B. Symons, 1979; Thornhill & Gangestad, 1993):

  • Durchschnittlichkeit = Gesundheitssignal: Ein symmetrisches, durchschnittliches Gesicht deutet auf gute Gene, weniger genetische Fehler und daher auf Reproduktionsfitness hin.
  • Attraktive Menschen werden als potenziell bessere Partner wahrgenommen – evolutionär gesehen.

 

Zusätzliche Erkenntnisse: Sofer et al. (2015)

In einer neueren Studie fanden Sofer und Kollegen heraus:

  • Durchschnittliche Gesichter werden nicht nur als schön, sondern auch als vertrauenswürdig und sympathisch eingeschätzt.

➡️ Menschen neigen dazu, durchschnittliche Gesichter mehr zu mögen und ihnen mehr zu vertrauen – z. B. in sozialen Situationen, bei Wahlen oder im Alltag.

 

Warum mögen wir “Durchschnitt”?

  • Kognitive Erklärung: Durchschnittliche Gesichter sind vertrauter, weil sie unsere Erwartungen erfüllen – unser Gehirn erkennt sie leichter.
  • Evolutionäre Erklärung: Ein durchschnittliches Gesicht wirkt wie ein „ideales Beispiel“ für einen gesunden Menschen.

 

Physical Attractiveness Stereotype

Das Physical Attractiveness Stereotype beschreibt unsere Tendenz, zu glauben, dass äußerlich attraktive Menschen auch andere positive Eigenschaften haben – z. B. dass sie intelligent, warmherzig, erfolgreich oder beliebt sind.

Wie funktioniert das?

Wenn jemand z. B. gut aussieht, denken viele automatisch:

  • „Die Person ist bestimmt auch klug und sympathisch.“
  • Oder: „Dem vertraue ich eher.“

➡️ Das passiert unterbewusst – wir schreiben schönen Menschen soziale Vorteile zu, ohne Beweise.

Averageness-Effekt und Studie von Winkielmann et al. (2006)

Der Averageness Effect bedeutet, dass Menschen durchschnittliche oder prototypische Gesichter oft als attraktiver empfinden als sehr auffällige oder ungewöhnliche Gesichter.

 

Studie: Winkielman et al. (2006)

Ablauf:

  • Die Forscher kombinierten viele Gesichter zu “Mischgesichtern” – also Durchschnittsgesichtern.
  • Teilnehmende bewerteten die Attraktivität dieser Gesichter.
  • In einer Variante wussten die Personen nicht bewusst, dass sie die Mischgesichter schon einmal gesehen hatten.

Ergebnis:

  • Durchschnittliche Gesichter wurden attraktiver eingeschätzt.
  • Besonders dann, wenn die Gesichter den Betrachter:innen vertraut vorkamen, ohne dass sie das merkten.

Was bedeutet das?

  • Unser Gehirn verarbeitet durchschnittliche Gesichter leichter – sie wirken vertrauter und sicherer.
  • Der Effekt hängt mit Vertrautheit und perzeptueller Leichtigkeit  zusammen.

 

Perceptual Fluency

Perceptual Fluency beschreibt, wie leicht oder schwer unser Gehirn etwas wahrnehmen und verarbeiten kann.

Wenn etwas leicht verständlich, klar, vertraut oder symmetrisch ist, empfinden wir es als:

  • angenehmer
  • glaubwürdiger
  • schöner

Beispiele:

  • Ein übersichtlicher Text wirkt überzeugender als ein komplizierter.
  • Ein symmetrisches Gesicht wird als attraktiver wahrgenommen.
  • Eine bekannte Melodie wirkt angenehmer als eine neue, komplexe.

Was bedeutet das?

Dinge, die wir schnell erfassen, gefallen uns besser. Unser Gehirn belohnt die kognitive Leichtigkeit – und wir verwechseln das Gefühl von Leichtigkeit mit Qualität oder Wahrheit.

➡️ Dieser Effekt erklärt z. B., warum Mischgesichter (siehe Averageness Effect) schön erscheinen: Sie sind leichter zu verarbeiten – das fühlt sich „richtig“ an.

Matching phenomenon

Das Matching Phenomenon beschreibt die Tendenz, sich Partner:innen zu suchen, die ähnlich attraktiv sind wie man selbst – besonders im Hinblick auf das Aussehen.

Wie wurde das untersucht?

In vielen Studien wurde beobachtet:

  • Menschen in Paarbeziehungen sind im Durchschnitt gleich attraktiv.
  • Bei großer „Schönheitsdifferenz“ ist z. B. Status, Humor oder Geld oft ein ausgleichender Faktor.

Beispiel:

  • Eine Person mit mittlerer Attraktivität sucht oft jemanden auf gleichem Level, statt z. B. ein „Model“.
  • Online-Dating-Plattformen zeigen ebenfalls, dass wir Menschen mit ähnlicher Attraktivität anschreiben.

Was bedeutet das?

  • Menschen wollen Abweisung vermeiden – deshalb wählen sie realistischer.
  • Wir orientieren uns an sozialem Feedback: Wer häufig positives Echo bekommt, entwickelt Selbstbild und Erwartungen entsprechend.
  • „Ähnliche Attraktivität“ schafft soziale Harmonie – z. B. weniger Eifersucht oder Ungleichgewicht.