3PM02 Beziehungsprozess: Trauma

ZAG Pflege HF 3. Semester (Psych.)

ZAG Pflege HF 3. Semester (Psych.)

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Langue Deutsch
Catégorie Soins
Niveau Collège
Crée / Actualisé 27.04.2025 / 13.05.2025
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Warum ist es wichtig, Äusserungen über Gefühle bei PTBS-Patient:innen nicht zu bagatellisieren oder zu sanktionieren?

Weil Gefühle als gültige und berechtigte Reaktionen gesehen werden müssen, um Heilung zu ermöglichen.

Worauf sollte in der nonverbalen Kommunikation bei PTBS geachtet werden?

Auf bewusste und unterbewusste Signale.

Was ist bei Entspannungsangeboten wie Progressiver Muskelrelaxation zu beachten?

Vorsicht wegen möglicher Depersonalisationsphänomene bei Übungen mit geschlossenen Augen.

Warum sollte die Ernährung bei PTBS-Patient:innen beachtet werden?

Wegen der erhöhten Infektanfälligkeit durch Stressbelastung.

Welche sportlichen Aktivitäten können zur Stressbewältigung beitragen?

Tai-Chi, Chi Gong, Bogenschiessen, therapeutisches Reiten, allgemeiner Sport.

Was wird empfohlen, um die Verarbeitung und Orientierung der Patient:innen zu unterstützen?

Informationen in kleinen Einheiten und wiederholt geben, sowie schriftlich festhalten.

Warum ist es hilfreich, visuelle Bilder in der Heilungsarbeit einzusetzen?

Sie unterstützen die Verarbeitung auf emotionaler Ebene und fördern positive Assoziationen.

Wie können Pflegepersonen Patienten bei der Einschätzung von Stressoren helfen?

Durch gezieltes Erkennen und gemeinsames Bearbeiten von belastenden Faktoren.

Was versteht man unter Akzidentielle und Interpersonelle Traumatas?

Akzidentuell: Unfälle, Naturerreignisse, Zufälle...

Interpersonell: ,,man made'', durch Personen verursacht

Mache jeweils ein Beispiel zu Akzidentielle Traumatas bei Typ 1 und Typ 2 und zu interpersonellen Traumatas bei Typ 1 und Typ 2.

Akzidentelle Traumata

Typ 1 (einmalig/kurzfristig):
→ Ein schwerer Verkehrsunfall, bei dem die betroffene Person einmalig in Lebensgefahr gerät.

Typ 2 (mehrfach/langfristig):
→ Mehrfache Überflutungen oder Naturkatastrophen (z. B. wiederholte Erdbeben), die über längere Zeiträume immer wieder Bedrohung und Unsicherheit verursachen.

Interpersonelle Traumata

Typ 1 (einmalig/kurzfristig):
→ Ein einmaliger, plötzlicher Überfall oder eine einmalige Vergewaltigung durch eine fremde Person.

Typ 2 (mehrfach/langfristig):
→ Wiederholte emotionale oder körperliche Misshandlung in der Kindheit durch enge Bezugspersonen (z. B. chronischer Missbrauch oder Vernachlässigung durch die Eltern).

Was sind medizinische bedingte Traumatas und wie können diese in akzidentell und interpersonell unterschieden werden? Mache Beispiele.

Was sind medizinisch bedingte Traumata?

Medizinisch bedingte Traumata entstehen durch lebensbedrohliche oder belastende medizinische Ereignisse oder Behandlungsprozesse, die als extrem bedrohlich erlebt werden.
Das können schwere Krankheiten, intensive medizinische Eingriffe oder auch Komplikationen während der Behandlung sein.

Unterscheidung: Akzidentell vs. Interpersonell

  • Akzidentell:
    → Medizinisches Trauma entsteht zufällig oder unabsichtlich – ohne böswillige Absicht.

  • Interpersonell:
    → Medizinisches Trauma entsteht durch zwischenmenschliches Fehlverhalten, Fahrlässigkeit oder absichtliche Gewalt innerhalb eines medizinischen Kontextes.

Was bedeutet ANP und EP?

  • ANP = Anscheinend normaler Persönlichkeitsanteil
    → Das ist der Teil einer Person, der im Alltag funktioniert: zur Arbeit gehen, soziale Kontakte pflegen, Alltag organisieren.
    → Der ANP versucht, möglichst zu vermeiden, an das Trauma zu denken oder traumatische Gefühle zuzulassen.

  • EP = Emotionaler Persönlichkeitsanteil
    → Hier sind die emotionalen Erinnerungen und Schmerzen gespeichert, die mit dem Trauma verbunden sind.
    → Der EP taucht oft plötzlich auf, z. B. durch Trigger (Erinnerungen, Gerüche, Geräusche), und verursacht intensive emotionale Reaktionen.

Wie läuft die Aufspaltung auf ANP und EP ab?

  • Bei einem Trauma schützt sich der Mensch durch eine Art innere Aufspaltung:

    • Der ANP übernimmt das „normale Leben“.

    • Der EP speichert die traumatischen Erlebnisse ab und bleibt zunächst im Hintergrund.

  • Das Vermeiden von Erinnerungen oder Emotionen (bewusst oder unbewusst) hilft der Person zunächst, den Alltag zu bewältigen.

Was passiert bei ANP und EP langfristig?

  • Wenn der EP immer wieder „hochkommt“ (z. B. bei Triggern), wird der Alltag (ANP) gestört → z. B. durch Flashbacks, Panikattacken oder starke emotionale Reaktionen.

  • Wenn der ANP gut „arbeitet“, kann der Mensch durch Vermeidung relativ stabil bleiben – aber echte Heilung passiert erst, wenn EP und ANP integriert werden.

Was versteht man unter einer andauernden Persönlichkeitsstörung nach Extrembelastung?

Veränderung der gesamten Persönlichkeitsstruktur nach schwersten Traumatisierungen mit lebenslanger Beeinträchtigung.

Welche Bedingung muss für die Diagnose einer andauernden Persönlichkeitsstörung erfüllt sein?

Eine mindestens zweijährige Persistenz (Beständigkeit) der Beschwerden.

Wie zeigt sich eine veränderte Affekt- und Impulsregulation nach schwerem Trauma?

Durch starke, oft unkontrollierte Affekte gegen sich selbst oder andere.

 

Welche Symptome deuten auf veränderte Aufmerksamkeit und Bewusstsein hin?

Depersonalisation, Derealisation, vegetative Übererregbarkeit, ständige Überwachheit und Schlaflosigkeit.

Was bedeutet eine veränderte Selbstwahrnehmung bei Traumafolgestörungen?

Störung der Identitätsentwicklung, Verlust der Selbstachtung sowie Selbstvorwürfe, Scham und Schuldgefühle.

Wie können sich zwischenmenschliche Beziehungen bei einer Traumafolgestörung verändern?

Es entstehen instabile Beziehungen, Misstrauen und Vereinsamung

Was bedeutet ein Werteverlust oder eine veränderte Weltsicht bei Traumabetroffenen?

Anhaltende Beschäftigung mit der Vergangenheit, Trauma und eine Resignation gegenüber der Zukunft.

Erläutere das vier Phasen Modell der Traumazentrierten Behandlung.

Orientierungsphase:
Vertrauensvoller Beziehungsaufbau, Milieugestaltung, Pflegeprozess, Anamnese der traumaspezifischen Vorgeschichte, Diagnostik (Erfassen und Klassifizieren der Symptome), individuelle Behandlungsplanung.

Stabilisierungsphase:
Neben pflegerischer Betreuung kommen psychotherapeutische Techniken zum Einsatz:

  • Imaginative Methoden

  • Arbeit am inneren Kind

  • Einbezug von Körper und Sinnen

  • Recoveryorientierung

  • Gesundheitsförderung bei chronischen Krankheiten

  • Skills-Training zur Stresstoleranz (z. B. DBT)

Traumaverarbeitungsphase (Konfrontation):
Professionell begleitete Bearbeitung des Traumas in psychotherapeutischen Settings.

  • Einsatz konfrontativer Therapietechniken

  • Gemeinsame Festlegung des Beginns der Exposition

  • Pflegerische Gespräche über die Traumaerfahrung sind notwendig, aber distanziert und affektfrei zu gestalten.

  • Unterstützung beim Umgang mit auftretenden Symptomen.

Integrationsphase:
Sicherung der interpersonellen Sicherheit.

  • Ziel: Integration des Geschehenen in das neue Selbst- und Weltverständnis.

  • Entwicklung neuer Bewältigungsstrategien.

  • Förderung von Selbstwirksamkeit und Entscheidungsfähigkeit.

Förderung der Resilienz und des Kohärenzgefühls steht im Mittelpunkt aller Phasen.

Viktimisierung:

  • Viktimisierung bedeutet "Opferwerdung".

  • Sekundäre Viktimisierung entsteht durch negative Reaktionen aus dem Umfeld (z. B. Bagatellisierung, Schuldzuweisung).

  • Reviktimisierung bedeutet erneute Opferwerdung, wenn Opfer sich dauerhaft mit dieser Rolle identifizieren.

Was ist eine sekundäre Traumatisierung?

Sekundäre Traumatisierung beschreibt den Zustand, wenn Menschen, die beruflich oder privat mit traumatisierten Personen arbeiten oder leben (z. B. Pflegefachpersonen, Therapeut:innen, Angehörige), durch den intensiven Kontakt mit deren Traumaerfahrungen selbst traumatische Symptome entwickeln.

Obwohl sie das Trauma nicht selbst erlebt haben, zeigen sie ähnliche Anzeichen wie die direkt Betroffenen:

  • Intrusionen (aufdrängende Bilder oder Gedanken)

  • Übererregung (z. B. Schlaflosigkeit, Reizbarkeit)

  • Vermeidung von Themen oder Situationen, die an das Trauma erinnern

  • Emotionale Erschöpfung oder Rückzug

Die sekundäre Traumatisierung entsteht unbewusst durch Mitgefühl, Empathie und die emotionale Nähe zum traumatisierten Menschen.