Leitfragen


Kartei Details

Karten 33
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 26.01.2025 / 01.02.2025
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Thema: Menschliche Evolution

  1. Harari (2016) stellt die Interbreeding-Theory der Replacement-Theory gegenüber. Erklären Sie die Grundannahme der Theorien, warum beide Theorien auf ihre eigene Art brisant sind und wie die Beweislage aussieht.

2. Nach Harari (2016) hat sich die menschliche Fähigkeit zu Lästern aus demselben Grund entwickelt wie die Fähigkeit zur Fiktion. Erklären Sie diese Annahme und vergleichen Sie die beiden Fähigkeiten bezüglich ihrer Effektivität.

  1. “The Cognitive Revolution is accordingly the point when history declared its independence from biology.” Erkläre diese Aussage

Biologie beschreibt das Spielfeld und Geschichte das Spiel.

  • Dieser Satz betont, dass die Geschichte der Menschheit ab der kognitiven Revolution nicht mehr allein durch biologische Evolution bestimmt wurde, sondern durch kulturelle und soziale Entwicklungen. Menschen schufen ihre eigene Realität, indem sie die Grenzen ihrer Biologie überwanden – und das ist bis heute die Grundlage für den Fortschritt unserer Zivilisation.

4. Um Rückschlüsse auf das Leben unserer frühzeitlichen Vorfahren zu ziehen, werden oft anthropologische Studien von heutigen Jäger-Sammler-Gesellschaften herangezogen. Welche Vor- und Nachteile hat diese Methode?

Vorteile:

  • Verhalten studieren
  • Fragen stellen
  • nicht abhängig von langlebigen Artefakten

Nachteile:

  • Einfluss von modernen Kulturen
  • Lebensfeindliche Nischen
  • Große Kulturunterschiede

 

  1. Was sind die drei Grundmechanismen der Theory of Natural Selection?

1. Variation --> Organismen variieren auf viele verschiedene Arten (z.B. Flügellänge, Knochenmasse, Zellstruktur, etc.)

2. Vererbung --> nur die Variationen, die vererbt werden, spielen eine Rolle für Evolution

3. Selection (=  Differential success)

2. Was bedeuten die Begriffe Natural Selection, Sexual Selection, Intrasexual Competition und Intersexual Selection, und wie hängen sie zusammen?

Natürliche Selektion

= Selektion, die sich auf Anpassungen konzentrierte, die als Folge eines erfolgreichen Überlebens entstanden sind --> survival of the fittest

Sexuelle Selektion

= Theorie fokussierte sich auf die Anpassungen, die als Konsequenz von erfolgreichen Paarungen entstanden sind --> reproduction of the fittest

  • Intrasexuelle Selektion: Wettbewerb zwischen gleichgeschlechtlichen Mitgliedern in Bezug auf Paarung mit anderem Geschlecht (Mann vs. Mann; Frau vs. Frau)
  • Intersexuelle Selektion: eigene Vorlieben am anderen Geschlecht; die Qualitäten, die nicht gesucht werden, paaren sich meist nicht und werden nicht weitergegeben (Mann wählt Frau, Frau wählt Mann)

3. Wie hängen nach Buss (2015) die Arbeiten von Jean Baptiste Lamarck, Gregor Mendel und Nikolaas Tinbergen mit Darwins Theory of Natural Selection zusammen?

  • Mendel: Gentheorie, Vererbung ist keine Vermischung, also Eltern geben nicht 50/50 an ihre Kinder weiter
  • Genotyp = gesamte Kollektion an Genen eines Individuums

Lamarck

  • Inheritance of acquired characteristics (= Darwin)  (= Epigenetic)

Mendel

  • Vererbung über distinkte Pakete = Gene (Darwin + Mendel = Modern Synthesis)

Tinbergen

  • Ethology: study of proximate mechanisms and adaptive value of animal behaviour

4. Was sind Tinbergens „Four Whys”?

(1) the immediate influences on behavior (e.g., the movement of the mother);

(2) the developmental influences on behavior (e.g., the events during the duck’s lifetime that cause changes);

(3) the function of behavior, or the “adaptive purpose” it ful- fills (e.g., keeping the baby duck close to the mother, which helps it to survive), and

(4) the evolutionary or phylogenetic origins of behavior (what sequence of evolutionary events led to the origins of an imprinting mechanism in the duck)

5. Definieren Sie Genetic Drift und erklären Sie 2 mögliche Ursachen an jeweils einem Beispiel.

Genetic Drift = zufällige Veränderungen in der genetischen Zusammensetzung einer Population.

  • tritt zufällig auf & führt über Generationen zu Veränderungen der Genfrequenzen

2 Ursachen für Genetic Drift:

Founder Effect:

  • Bildung einer kleineren Gruppe, die genetisch nicht die originale Population repräsentiert
  • Beispiel: seltene genetische Eigenschaft wie rote Haare kommt in neuer Kolonie häufiger vor, wenn nur wenige Individuen mit diesem Merkmal die Kolonie gründen.

Genetic Bottleneck:

  • Geschieht, wenn Großteil einer Population aufgrund eines Ereignisses wie einer Naturkatastrophe dezimiert wird
  • Überlebende repräsentieren möglicherweise nicht genetische Vielfalt der ursprünglichen Population
    => Vulkanausbruch, Arche Noah

6. Was sind nach Buss (2015) die großen Unterschiede von Inclusive-Fitness zur Classical-Fitness? Welche Vorhersagen lassen sich aus der Inclusive-Fitness-Theory treffen?

klassische Fitness = misst die direkte Reproduktion und Weitergabe von Genen durch eigene Nachkommen

Inclusive Fitness = berücksichtigt zusätzlich die Effekte eines Individuums auf die Reproduktion seiner genetischen Verwandten.

inclusive fitness = sum of individuals own reproductive success (=classical fitness) +
effects of individual on reproductive success of genetic relatives

Vorhersagen der Inclusive-Fitness-Theorie:

  • Altruismus richtet sich eher an nahe Verwandte als an entferntere Verwandte, da dies die Weitergabe gemeinsamer Gene fördert.
  • Verwandtschaftsgrad korreliert positiv mit Hilfeverhalten
  • Verhalten, das die Überlebenschancen und Reproduktion von Verwandten erhöht, sollte im Laufe der Evolution gefördert worden sein, selbst wenn dies Kosten für das Individuum bedeutet
  • Verwandtschaftsgrad korreliert negativ mit Schädigung

7. Was sind nach Buss (2015) drei geläufige Missverständnisse bezüglich der Evolutionstheorie? Warum sind es Missverständnisse?

  1. Verhalten ist genetisch determiniert --> Input und Einfluss der Umwelt
  2. Unveränderbares Verhalten --> Wissen => Macht (zu verändern); Verhalten ist flexibel und kann auf Umweltveränderungen reagieren
  3. Optimales Design --> falsch, dass evolutionäre Prozesse perfekte Anpassungen schaffen evolutionäre Zeitverschiebung (EEA); Kosten der Anpassung; Chance(?)

Was passierte vor 6.000.000 Jahren?

Wann bildete sich der Genus "Homo"?

Wann entwickelte sich der Homo Sapiens?

vor 200.000 Jahren

Wann fand die Kognitive Revolution und wann die agrikulturelle Revolution statt?

vor 70.000 Jahren und vor 12.000 Jahren

  1. Wie lautet nach McDonald et al. (2012) die Male Warrior Hypothesis? Wie hängt Sie mit der Parental Investment Theory (PIT) zusammen?

Male Warrior Hypothesis:

= besagt, dass Männer evolutionär bedingt psychologische Mechanismen entwickelt haben, um Gruppen zu bilden, strategisch zu agieren und Gewalt gegen Mitglieder von Fremdgruppen auszuüben. Ziel dieser Mechanismen ist es, reproduktive Ressourcen zu sichern.

  • Männer als Hauptakteure, Auftreten fördert interkulturelle Konflikte
  • Genau dafür Adaptionen; männliche Psyche fördert koalitionale Aggression

Verbindung zur Parental Investment Theory:

Männer maximieren ihre evolutionäre Fitness, indem sie Zugang zu mehreren Partnerinnen monopolisieren (für sich selbst sichern). Frauen hingegen profitieren weniger von einer höheren Anzahl an Partnern, da ihr Fortpflanzungserfolg stärker durch Schwangerschaft und Fürsorge für den Nachwuchs begrenzt ist.

2. McDonald et al. (2012) zitieren eine Studie von Van Vugt et al. zur Unterstützung der Ingroup in einem kompetitiven oder individualistischen Setting. Beschreiben Sie a) UV(s), b) AV(s), c) Ergebnisse und d) Interpretation.

UVs: Art des Setting (kompetitiv vs. individualistisch).

  • UV1: Individual vs. Group-Performance
  • UV2: Geschlecht der Teilnehmer: weiblich vs. männlich

AV: Höhe der kooperativen Beiträge zur Gruppenleistung

Ergebnisse:

  • Männer: investieren höhere Beiträge im kompetitiven Setting als im individualistischen
  • Frauen: Keine signifikanten Unterschiede zwischen den Settings.

Interpretation:

Männer fördern die Ingroup stärker in Wettbewerben, um Status und Ressourcen zu sichern. -> Unterstützen Male Warrior Hypothesis

„Männer könnten mit psychologischen Mechanismen ausgestattet sein (z. B. einer stärkeren Identifikation mit der Eigengruppe), die kooperative Motive fördern, wenn ihre Gruppe bedroht ist.“

3. McDonald et al. (2012) zitieren eine Studie von Navarette et al. zu Löschungsresistenz von Ingroup und Outgroup Stimuli nach konditionierter Angst. Beschreiben Sie a) UV(s), b) AV(s), c) Ergebnisse und d) Interpretation.

UVs:

  • UV1: Gruppenzugehörigkeit (Ingroup vs. Outgroup),
  • UV2: Geschlecht (männlich vs. weiblich)

AV: Hautleitfähigkeit nach Löschungsresistenz der konditionierten Angst gemessen.

  • Preparedness (Reize schneller zu lernen und Assoziation zu lernen, die für uns evolutionär von Vorteil waren à z.B. Spinne gefährlich, schneller gelernt als Farbe einer bestimmten Blume)

Trotzdem noch Stressreaktion gezeigt?

Ergebnisse:

  • Höhere Löschungsresistenz der Angstreaktion gegenüber männlichen Outgroup-Stimuli.
  • Wenn Gesicht von outgroup und männlich, dann längere Stressreaktion

Interpretation:

  • Evolutionärer Schutzmechanismus gegen Bedrohungen durch männliche Outgroup-Mitglieder.

„Eine Evolutionsgeschichte koalitioneller Gewalt durch männliche Fremdgruppen hat psychologische Mechanismen hervorgebracht, die darauf vorbereitet sind, Angst vor männlichen Fremdgruppen zu lernen und sich anschließend der Auslöschung dieser Angst zu widersetzen.“

4. McDonald et al. (2012) beschreiben die Outgroup Male Target Hypothesis. Erklären Sie die Hypothese und nennen Sie einen Befund, der sie unterstützt.

Hypothese: Männer aus Outgroups sind Hauptziel von Vorurteilen,Aggressionen & Gewalt, da sie als größere Bedrohung für Ressourcen & Sicherheit der Ingroup wahrgenommen werden. à durch limitierte Ressourcen; Männer eher verdächtigt

  • Befund Navarrete et al.: Männliche Outgroup-Stimuli lösen stärkere Angstreaktionen aus, die sich langsamer abbauen als bei anderen Gruppen.

„Frauen sind eine reproduktive Ressource, um die konkurriert wird (anstatt gegen sie). Dies bedeutet, dass Männer nicht nur die Akteure intergruppaler Konflikte sind, wie wir oben bereits dargelegt haben, sondern auch die direkten Ziele intergruppaler Konflikte in Form von Vorurteilen, Feindseligkeit und Aggression (Outgroup Male Target Hypothesis).“

5. McDonald et al. (2012) zitieren eine Studie von McDonald et al. zu weiblicher Fruchtbarkeit und Intergruppen Bias in unterschiedlichen Settings. Beschreiben Sie a) die Ergebnisse und b) die Interpretation.

Ergebnisse:

  • Frauen: Stärkerer Bias gegen Outgroup-Männer in fruchtbarer Zyklusphase.
  • Effekt verstärkt bei Frauen mit höherer Selbstwahrnehmung sexueller Verletzlichkeit.
    • Interpretation: Frauen sind vielleicht mit Mechanismen ausgestattet, um sich vor sexuellen Bedrohungen von Outgroup Males gezielt zu schützen

  1. Was ist Kreationismus? Warum ist Evolution durch natürliche Auslese eine erfolgreiche wissenschaftliche Theorie und Kreationismus nicht?

Kreativismus (Intelligent Design) = Idee, dass eine höchste Gottheit / Instanz alle Pflanzen und Tiere erschaffen hat.

Wird nicht als wissenschaftliche Theorie angesehen, weil:

  • Kann nicht getestet werden, weil es keine spezifischen empirischen Vorhersagen (aus seiner Hauptprämisse) machen kann = nicht falsifizierbar
  • Ermöglicht keine neuen wissenschaftlichen Entdeckungen
  • Liefert keine wissenschaftliche Erklärung für schon entdeckte organische Mechanismen

Evolutionstheorie hingegen: führte zu neuen wissenschaftlichen Entdeckungen

2. Nach Buss (2015) gibt es drei Produkte evolutionärer Prozesse mit unterschiedlichem Grad an Adaptivität. Nennen und beschreiben Sie diese Produkte an jeweils zwei Beispielen.

1. Adaption = Vererbte und sich zuverlässig entwickelnde Eigenschaften, die durch natürliche Selektion entstanden sind, um Probleme des Überlebens oder der Fortpflanzung zu lösen (Beispiel: Laufen, Höhenangst)

2. By-products = Eigenschaften ohne funktionales Design, die gekoppelt und zusammen mit Anpassungen weitergegeben wurden. (Beispiel: Farbe der Knochen)

3. Noise / „Rauschen“ = Random effects durch Mutationen oder Chance effects während der Entwicklung

  • bezieht sich auf zufällige Variationen, die nicht mit Anpassungen zusammenhängen, wie kleine Unregelmäßigkeiten in der Knochenform oder Pigmentierungsvariationen, die das Überleben nicht beeinflussen.
  • Beispiel: Ohrläppchen, individuelle Unterschiede in Fingerabdruckform

4. Rudimente, Überbleibsel = Genetisch bestimmte Strukturen oder Merkmale, die einen Teil oder die gesamte ursprüngliche Funktion verloren haben (Beispiel: Blinddarm, Steißbein, Weisheitszähne)

3. Nennen Sie die Analyseebenen der Evolutionspsychologie mit jeweils einem Beispiel.

1. Allgemeine evolutionäre Theorie

  • Beispiel: Evolution durch natürliche Selektion erklärt die Anpassung von Organismen an Umwelt.

2. Mittlere evolutionäre Theorien

  • Beispiel: Theorie of Parental Investment → Unterschiedliche Investitionen von Männchen und Weibchen in den Nachwuchs beeinflussen Partnerwahl und Konkurrenzverhalten.
  • Das Geschlecht, das mehr Ressourcen in seine Nachkommen investiert, wird eher choosy oder diskriminierend bei der Partnerwahl sein

3. Spezifische evolutionäre Hypothesen

  • Beispiel: Hypothese der weiblichen Partnerwahl → Frauen bevorzugen Männer mit hohem Status und Ressourcen, weil diese evolutionär gesehen mehr Sicherheit für Nachkommen bieten.

4. Nennen Sie die 6 definierenden Eigenschaften von Evolved-Psychological-Mechanisms und erklären Sie diese am Beispiel unserer Geschmackspräferenzen für süßes und fettiges Essen.

Input

  • Bestimmte Information / schmaler Anteil wird wahrgenommen
  • Problem wird entziffert
  • Wird im Gehirn durch decision rules verarbeitet

Output

  • Körper reagiert: physiologische Aktivität
  • Information wird an andere psychologische Mechanismen weitergegeben
  • Verhalten reagiert
    • Output ist an die Lösung des Problems gerichtet

5. Es gibt nach Buss (2015) 8 Methoden, um evolutionäre Hypothesen zu untersuchen. Nennen Sie 6 Methoden mit jeweils einem Anwendungs-Beispiel.

  1. Vergleich zwischen verschiedenen Spezies
  2. Vergleich zwischen unterschiedlichen Kulturen
  3. Vergleich zwischen unterschiedlichen Geschlechtern
  4. Vergleich unterschiedlicher Individuen im gleichen Kontext
  5. Vergleich gleicher Individuen in unterschiedlichen Kontexten
  6. Physiologische und Gehirn-Imaging-Methoden (physiological & brain imaging): Verwendung von fMRI zur Untersuchung von Mechanismen zur Verwandtenerkennung.
  7. Genetische Methoden
  8. Experimentelle Methoden


1. Tybur et al. (2013) beschreiben die Informationsverarbeitung von Pathogen Vermeidung. Nennen und beschreiben Sie die drei Verarbeitungssysteme, die hierfür nötig sind, an einem selbstgewählten Beispiel.

 

I. Input: Hinweise für Pathogenvorkommen

Pathogen Cues: Farbe, Textur; Geruch, Geschmack; Feuchtigkeit; Fliegen / Maden

Beispiel: Kann ich das Brot noch essen oder ist es schimmlig?

  • unangenehmer Geruch, untypische Farbe, schleimige Textur, faulig, Maden, Würmer
    • Diese Hinweise deuten auf einen möglichen Befall mit Mikroorganismen hin, die zu einer Infektion führen könnten.

II. Intermediate Processes zur Bewertung von Bedrohung und Kontext

  • Berechnung: Wahrscheinlichkeit von Pathogenen/tatsächlicher Bedrohung vs. Wert des Kontakts (value of contact?)
  • Beispiel Brot: Größe der infizierten Stelle vs. Hunger & Alternativen

III. Output (entwickelte Reaktion auf das Vorhandensein von Krankheitserregern)

= Je nach Bedrohungsbewertung initiiert dieses System spezifische Abwehrmechanismen.

Verhalten: Brot vermeiden, mehr Informationen sammeln

Kognition: Ekelgefühl, Vorfall merken

Physiologie: Gesichtsausdruck, Übelkeit nach Essen

2. Laut Tybur et al. (2013) dient Ekel nicht nur der Vermeidung von Pathogenen, sondern auch der Vermeidung von bestimmten Sexualpartnern. Welche Sexualpartner sind laut den Autoren besonders betroffen? Warum wird zur Vermeidung ausgerechnet Ekel ausgelöst und nicht eine andere Emotion?

Welche Sexualpartner werden gemieden?

  • Mit denen man sich nicht reproduzieren kann, auch gleichgeschlechtliche Partner (Spezies, Geschlecht, Alter)
  • Schlechte Gene (Symmetrie, Durchschnittlichkeit)
  • Schlechtes Elternsein (Fähigkeit & Motivation, zu investieren)
  • Schlechte genetische Kompatibilität (Enge Verwandte, immunologische Ähnlichkeit)
    • Je näher verwandt, desto eher ähneln sich jeweilige Genotypen

Warum Ekel ausgelöst?

Andere Emotionen wie Angst oder Ärger weniger passend:

  • Der Rückzug ist effektiv und kosteneffizient (Fight, Flight and Freeze hingegen nicht)
  • Die Vermeidung von Krankheitserregern ist bereits mit sexuellem Verhalten verbunden

3. Tybur et al. (2013) beschreiben die Informationsverarbeitung bei sexueller Vermeidung. Wie unterscheiden sich die drei Verarbeitungssysteme Input, Intermediates System und Output im Vergleich zur Pathogen Vermeidung?

Input (Wahrnehmung von Hinweisen zur Kompatibilität und Qualität):

Sexuelle Vermeidung

Inputs umfassen Hinweise auf die genetische Kompatibilität und die Fitness/Qualität eines potenziellen Partners.

Hierzu zählen visuelle Reize z. B. Körpermerkmale wie Symmetrie oder Hautgesundheit, Hinweise auf genetische Inkompatibilität z. B. die Nähe zu Verwandten

Pathogen Vermeidung

visuelle, olfaktorische & taktile Hinweise auf Krankheitserreger (verdorbenes Essen, Wunden, Körperflüssigkeiten oder Schimmel)

Intermediates System (Bewertung der Bedrohung und Kontextfaktoren):

Sexuelle Vermeidung:

Risiko- und Gelegenheitskosten vs. Wert des Geschlechtsverkehrs

System bewertet genetische Kompatibilität und den potenziellen reproduktiven Wert des Partners.

Pathogen Vermeidung:

System bewertet die Wahrscheinlichkeit einer tatsächlichen Bedrohung vs. Value of Contact

z. B. wie wahrscheinlich, dass bestimmtes Nahrungsmittel tatsächlich krankheitserregende Mikroben enthält

und Abwägung zwischen den Kosten einer falschen Alarmierung

z. B. Vermeiden von Nahrung, die eigentlich sicher ist

und den Risiken einer nicht erkannten Bedrohung an.

Output (Verhaltensreaktionen): siehe Bild 

4. Tybur et al. (2013) argumentieren, dass es eine enge Verbindung zwischen Moral und Ekel gibt. Warum werden ekelige Taten als moralisch verwerflich bewertet? Warum werden moralisch verwerfliche Taten als ekelig bewertet?

Warum werden ekelige Taten als moralisch verwerflich bewertet?

Ekelintuitionen = Input für Systeme, die den strategischen Wert der Befürwortung einer Regel beurteilen.

Je mehr Inhalt einer (potentiellen) moralischen Regel Ekel hervorruft, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass die Regel Handlungen verbietet, die der Einzelne selbst dann nicht tun würde, wenn die Regel nicht in Kraft wäre.

  • Je stärker eine Handlung Ekel auslöst, desto eher ist es moralisch verwerflich; schadet Gruppe

Warum werden moralisch verwerfliche Taten als ekelig bewertet?

„Die Koordinierung der Verurteilung senkt die Kosten, aber um eine Koordinierung zu erreichen, müssen Einzelpersonen anderen Menschen signalisieren (kommunizieren), wen sie verurteilen, und sie müssen die Verurteilungssignale anderer Menschen erkennen.“

Soziale Koordination der Verurteilung: Menschen müssen ihr moralisches Urteil klar signalisieren, um eine kollektive Ablehnung bestimmter Handlungen zu ermöglichen.

Ekel als Kommunikationsmittel: Ekel kann dazu dienen, die eigene Seite zu signalisieren und klarzustellen.

5. Tybur et al. (2013) beschreiben drei funktionale Bereiche von Ekel sowie die zugehörige Informationsverarbeitung. Nennen Sie

a) die drei Bereiche,

b) das adaptive Problem,

c) auslösende Reize und beschreiben Sie

d) die ablaufende Kosten-Nutzen-Berechnung.

5. Beschreiben Sie die beiden Erklärungen, die es nach Harari (2016) für das Verschwinden der australischen Megafauna vor 45.000 Jahren gibt und welche Argumente für bzw. gegen die jeweilige Erklärung sprechen. 

1. Mogilski (2021) beschreibt die Parental Investment Theory von Robert Triver. Was ist die Kernidee dieser Theory?

Kernidee der Parental Investment Theory (PIT) = das reproduktive Verhalten und die zugrunde liegende Psychologie durch natürliche Selektion wurden so geformt, dass sie wiederkehrende Zielkonflikte in der Investition in Nachkommen lösen.

  • Die elterliche Investition unterscheidet sich systematisch zwischen males & females einer Spezies. --> d.h. jede Investition in einzelne Nachkommen, die die Überlebenschancen dieses Nachkommens auf Kosten der Investition in andere Nachkommen erhöht.
  • Verglichen mit dem anderen Geschlecht profitiert das weniger investierende Geschlecht (typischerweise Mann) mehr vom Aufsuchen erfolgreicher sexueller Partner.
  • Im Vergleich zum anderen Geschlecht profitiert das mehr investierende Geschlecht (z.B. Frauen) mehr von der Verbesserung seiner Fähigkeit, Nachkommen zu unterstützen.

3. Mogilski (2021) leitet 4 Vorhersagen aus der Parental Investment Theory ab. Nennen Sie diese.

  1. Das weniger investierende Geschlecht wird stärker mit anderen desselben Geschlechts um Paarungspartner konkurrieren, während das mehr investierende Geschlecht wählerischer bei der Partnerwahl ist.
  2. Das mehr investierende Geschlecht trägt größere Kosten bei Partnerverlust, während das weniger investierende Geschlecht einem höheren Risiko von Kuckoldry ausgesetzt ist. 
  3. Geschlechterunterschiede im mating risk beeinflussen die Sterblichkeitsrate, reproduktive Varianz, Intensität und Strategien der intrasexuellen Konkurrenz sowie Varianz der Merkmale innerhalb der Geschlechter.
  4. Das mehr investierende Geschlecht passt seine Partnerpräferenzen strategisch an den adaptiven Wert an, den die Eigenschaften eines Partners bieten.