10.1 Benzodiazepine

Vorlesung vom 17.12.2024

Vorlesung vom 17.12.2024


Kartei Details

Karten 27
Sprache Deutsch
Kategorie Medizin
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 22.01.2025 / 02.02.2025
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was sind wichtige Einsatzgebiete von Benzodiazepinen?

  • Beruhigungs- und Schlafmittel (Sedativa, Hypnotika)

  • Angstlösende Mittel (Anxiolytika)

  • in Anfangsphase der Therapie von Depressionen und Psychosen
    (zur Dämpfung der antriebsteigernden Wirkung mancher Antidepressiva bzw. bei ausgeprägter Unruhe/Anspannung oder Fremdaggressivität – Benzodiazepine wirken selbst nicht antidepressiv oder antipsychotisch!)

  • bei psychiatrischen und internistischen Notfallsituationen (z.B. bei Erregungszuständen; bei Herzinfarkt)

  • bei Angst-, Panik-, Zwangs-, Belastungs-, Anpassungsstörungen

wirken antidepressiva oder antipsychotika schneller?

was ist die Zielstruktur von Benzodiazepinen?

GABAA-Rezeptoren

welcher Neurotransmitter ist der wichtigste erregende Neurotransmitter im ZNS?

Glutamat

welcher Neurotransmitter ist der wichtigste hemmende Neurotransmitter im ZNS?

GABA

wie wirken Benzodiazepine?

sie binden an GABAA-Rezeptoren, was deren Affinität für GABA erhöht

was passiert wenn GABA an einen GABAA-Rezeptor bindet?

  1. postsynaptische GABAA Cl- Kanäle öffnen sich
  2. Cl- Einstrom in Zelle
  3. neronale Dämpfung
  4. geringere Erregungsweiterleitung

was bedeutet es dass BZD allosterisch sind?

sie binden beim GABAA-Rezeptor an anderer Stelle als das GABA selbst

wie hängt die Wirkung von BZD mit GABA zusammen?

  • BZD haben keine Wirkung ohne GABA

  • BZD wirken besonders gut bei niedrigen GABA- Konzentrationen

  • Wirkung der BZD ist aktivitätsabhängig und selbstlimitierend 
    (GABA-Wirkung wird nicht über das physiologische Maß verstärtk --> sicher)

GABAA-Rezeptor ist Pentamer, was bedeutet das?

  • er besteht aus 5 Untereinheiten:

2 alpha-Untereinheiten 

2 beta-Untereinheiten

1 gamma-Untereinheit

 

wodurch werden unterschiedliche GABAA-Rezeptoren möglich gemacht?

  • durch die unterschiedlichen Isoformen der Untereinheiten die verknüpfbar sind
  • GABAA-Rez. mit unterschiedlichen α/β/γ-Isoformen:
    - unterschiedliche Verteilung
    - unterschiedliche Funktionen

an welchen GABAA-Rezeptoren wirken BZD?

an Rezeptoren mit alpha1,2,3,5-Isoformen

welche Wirkungen haben BZD an den Verschiedenen GABAA-Rezeptoren?

erwünschte und unerwünschte pharmakologische Wirkungen lassen sich nicht immer trennen

wirken alle BZD pharmakodynamisch gleich?

wovon hängen die Übergänge der Wirkungen ab?

in der Wirkung stärker werdend:
(Anxiolyse, Muskelrelaxation, Sedierung, Hypnose, Narkose)

  • Dosis (z.B. Narkose bei sehr hoher Dosis)
  • Kinetik
  • Applikationsart

warum ist eine differentialtherapeutische Anwendung bei BZD wichtig?

aufgrund Unterschiede in Kinetik und Wirkdauer

wovon hängt die Dauer der Wirksamkeit ab?

  • von der Plasma-Halbwertszeit:
    - ultrakurz wirksam HWZ < 2h
    - kurzwirksam: HWZ 2-6h
    - langwirksam: HWZ > 24h
  • patientspezifische Variablen (z.B. Gesundheit der Leber)
  • Interaktionen mit anderen Pharmaka
  • aktive Metaboliten
    (im Prozess der Metabolisierung können die verschiedenen Stufen (Metaboliten) auch wirken)

 

wie und wo erfolgt die Metabolisierung von BZD?

Leber:

  1. N-Desmethylierung
    (Herauslösung einer Methylgruppe CH3)
  2. Hydroxylierung
    (anhängen einer Hydroxilgruppe OH)
  3. Glucuronidierung
    (bindung von Glucuronsäure)

Niere

  1. renale Ausscheidung

was sind wichtige Benzodiazepine? (4 Stück)

  • Oxazepam
  • Alprazolam
  • Lorazepam
  • Diazepam

was sind Merkmale der Therapie mit Benzodiazepinen?

  • schnell und hochwirksam

  • große therapeutische Breite

  • "Ceiling"-Effekt: Sicher

wie wirken Barbiturate im Gegensatz zu BZD?

  • sie haben eine eigenwirkung, die über das physiologische Maß drüber geht
    --> gefährlicher (können tödlich wirken)

was sind die Hauptnebenwirkungen von BZD?

Bei muskelrelaxierender / anxiolytischer Dosierung kaum UAWs

  • häufig zentrale Dämpfung
    (ungewollte Sedierung, Benommenheit, Verwirrtheit, Schwindel,Gleichgewichtsstörungen, ↓ Konzentrationsvermögen, ↓ Reaktionsvermögen, cave z.B. Autofahren)
  • häufig Muskelschwäche 
    (Sturzgefahr bes. bei älteren Patienten)

  • bei schneller i.v.-Gabe: Atemdepression, Blutdruckabfall, Herzstillstand

was sind die symptome einer Intoxikation mit BZD?

  • motorisch: Sprechstörungen, Störungen der Bewegungskoordination, motorische Verlangsamung, Muskelschwäche

  • zentralnervös: Doppelbilder, Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerz, Apathie, Bewusstseinsstörungen → Koma

  • respiratorische Insuffizienz, Kreislaufdepression, evtl. Reizleitungsstörungen

wie therapiert man eine Intoxikation mit Benzodiazepinen?

induziertes Erbrechen, Magenspülung, Aktivkohle, Flumazenil (Anexate®)

was sind kontraindikationen für BZD?

absolut:

  • Myastenia gravis (Ermüdung der Muskulatur)

  • schwere Ateminsuffizienz

relativ:

  • viele Intoxikationen (da z.B. Alkohol Wirkung verstärken kann)

  • Abhängigkeit

  • spinale und cerebelläre Ataxie

  • schwere Leber- und Nierenerkrankung (Dosisreduktion)

  • chronische Ateminsuffizienz (Asthma, COPD; Schlaf-Apnoe-Syndrom)

unter welchen Umständen besteht eine erhöhtes Risiko für eine Suchtentwicklung?

  • höheren Dosen (aber auch bei niedrigen/therapeutischen Dosen möglich)

  • längerer Anwendung (> 4-6 Wochen)

  • Substanzen mit kürzerer HWZ / schnellem Wirkeintritt 

  • Abhängigkeitserkrankungen, aktuell oder in Anamnese 

  • chronischen Erkrankungen, z.B. Schmerz- oder Schlafstörungen

  • bestimmte Persönlichkeitscluster (z.B. Dysthymie: Depression)

wie setzt man BZD ab?

  • ganz langsam & kontrolliert absetzen --> Suchtrisiko verringern

zusätzliche gefahren bei zu schneller Absetzung:

  • Entzugssymptome
  • Rebound (Rezidiv der Grunderkrankung)