Vorlesung vom26.11.2024


Kartei Details

Karten 38
Sprache Deutsch
Kategorie Medizin
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 19.01.2025 / 02.02.2025
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Definition: Stimmungsstabilisatoren

  • Mittel der Wahl bei der Behandlung von bipolaren Störungen
  • beseitigen/dämpfen die starken Stimmungsschwankungen in den Krankheitsepisoden, sowie die Affektlabilität während/zwischen den Episoden
  • Ein idealer Stimmungsstabilisator wirkt sowohl in manischen, gemischten als auch depressiven Phasen und verhindert deren Wiederauftreten
  • sind eine heterogene chemische und pharmakologische Wirkstoffklasse.

Dafinition: Euthymie

stabile/gesunde Phase (Bipolar)

definition: gemischte Episode

während einer Episode sowohl Manie als auch Depression erfahren

Was sind die Ziele von Stimmiungsstabilisatoren in Bezug auf die Behandlung von bipolaren Störungen?

  • Intensität der Episoden abschwächen
  • die Zeit zwischen den Episoden möglichst lang halten

was sin die Substanzgruppen von Stimmungsstabilisatoren?

  • Lithiumsalze
  • Antikonvulsiva
  • Antipsychotika

Was sind die Indikationen für Lithiumsalze?

eingesetzt bei:

  • bipolarer Störung
  • therapieresistenter Depression
  • zur Suizidprophylaxe

Was sind die Indikationen für Antikonvulsiva?

werden eingesetzt bei:

  • Epilepsie
  • bipolarer Störungn (auch stimmungsstabilisierende Wirkung)

Was sind die Indikationen für Antipsychotika?

werden eingesetzt bei:

  • schizophrener Psychose
  • schizoaffektiver Störung
  • bipolarer Störung
  • augmentativ auch bei unipolarer Depression

außerdem breite off-label Behandlung (niedrig dosiert) bei:

  • Schlafstörung, Unruhe, Impulskontrollstörung, Verhaltensstörung, emotional instabiler Persönlichkeitsstörung, etc.

warum ist Quetiapin eine Allzweckwaffe?

weil es das einzige Antipsychotika, was sowohl in der Akuttherapie, als auch in der Phasenprophylaxe für Manie und Depression wirkt (sonst nur Lithium)

warum ist Lithium seit 1977 ein unentbehrliches Arzneimittel?

  • es ist ein Erstlinienmedikament zur Phasenprophylaxe in der Leitlinie zur Behandlung bipolarer Störungen
  • Augmentationsbehandlung der therapieresistenten unipolaren Depression

wie erfolgt die Gabe von Lithium?

  • Eindosierung über 1-2 Wochen

  • i.d.R. Gabe 2x am Tag

  • Serumspiegelmessung nach einer Woche im Talspiegel (12 Stunden nach letzter Einnahme)

Wie wirken Lithiumsalze?

Wirkweise ist unsicher aber einige Hypothesen:

  • Beeinflussung von Neurotransmittersystemen:
    - Reduktion der exzitatorischen Aktivität (Glutamat)
    - Erhöhung der inhibitorischen Aktivität (GABA)
     
  • Hemmung von Second-messenger-Systemen 
     
  • Neuroprotektive Wirkungen:
    - Geringere Volumenreduktion in präfrontaler Kortex, Hippocampus und Amygdala
    - Anstieg von Marker für neuronale Intaktheit
     
  • Beeinflussung der Genexpression

was ist die therapeutusche Breite von Lithium?

sehr gering:

  • 0,6-0,8 mmol/l zur reinen Phasenprophylaxe

  • bis 1,1 mmol/l bei akuter Manie

was sind akute und chronische UAWs bei Lithiumsalzen?

Akute UAW: 

  • Polyurie
  • Polydipsie
  • Händetremor
  • Durchfall
  • Übelkeit
  • Müdigkeit
  • Muskelschwäche

chronische UAW:

  • Gewischtszunahme
  • Hypothyreose
  • Nierenfunktionseinschränkungen

was sind mögliche Symptome einer Lithiumvergiftung?

 

(Vgl. Symptome zu viel Alkohol)

  • Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
  • Starker Tremor
  • Schwindel, Gangstörungen
  • Verwaschene Sprache
  • Kognitive Beeinträchtigungen

wie therapiert man eine Lithiumvergiftung?

  • forcierte Diurese bzw. Hämodialyse (Blutwäsche)

  • bei leichteren Vergiftungen auch nur Abwarten und symptomatische Therapie

  • Lebensgefahr möglich!

wirken Lithiumsalze antisuizidal?

wie ist die Response von bipolaren Patienten auf Liziumsalze?

1/3 sind exzellente Responder (=praktisch geheilt)

1/3 sind Partial-Responder

1/3 sind Non-Responder

  • zum Teil genetisch bedingt

wie funktioniert Valproinsäure (Antikonvulsiva)

  • Blockade spannungsabhängiger Natrium- sowie Calciumkanäle
  • Erhöhung der GABA-Verfügbarkeit (GABA: beruhigend)

sollte man Schwangeren Frauen Vlaproinsäure (antikonvulsiva) verabreichen?

Nein!

- schädigt ungeborenes Kind mit hohem Risiko (Fetotoxizität)

was sind Eigenschaften von Lamotrigin (Antikonvulsiva)?

  • wirkt durch Blockade spannungsabhängiger Natrium- und Calciumkanäle
  • Keine antimanische Wirksamkeit
  • geringe Teratogenität (Einsatz in Schwangerschaft möglich)
  • i.d.R. gute Verträglichkeit

können einige Antikonvulsiva eine psychische Erkrankung auch verschlechtern?

Was sind Eigenschaften von Quetiapin (Antipsychotika)

 

  • Zulassung für:
    - Schizophrenie
    - Manische/schwere depressive Episoden bei bipolaren Störungen
    - Rückfallprävention bei bipolaren Störungen
  • häufig off-label verschrieben
  • Medikament der Wahl in Schwangerschaft und Stillzeit
  • häufige UAW: Gewichtszunahme, Hypotonie, ...

 

was sind Eigenschaften von Olanzapin (Antipsychotika)

  • chemische und pharmakologische Ähnlichkeit zu Quetapin
  • auch als Depotspritze erhältlich (Gabe alle 2/3 Wochen genügend)

was sind Eigenschaften von Risperidon (Antipsychotika)?

  • Einsatzbereiche:
    - Schizophrenie, manische Episoden (zugelassen)
    - weitere off-label Einsatzbereiche
  • auch als Depotspritze erhältlich (Gabe bis zu alle 3 Monate genügend)

wie erfolgt die Phasenprophylaxe bei bipolaren Störungen?

  1. Beratung, Aufklärung und Einwilligung des Patienten bzgl. Behandlung
  2. vergabe von Medikamenten/Lithium, zusätzlich dazu Psychotherapuie
  3. evtl. Kombinationtherapie/Umstellung auf anderen Wirkstoff bei nicht ansprechen
  4. bei nichtansprechen Aufklärung, Einwilligung des Patienten über EKG
  5. zusätzlich EKG (stimulierung von Nervenzellen im Gehirn)

wann werden Antipsychotike v.A. eingesetzt?

in der Behandlung bzw. Verhinderung manischer Episoden

Definition: Stimulanzien

Stimulanzien sind eine Gruppe von psychoaktiven Substanzen, die eine Stimulation des ZNS bewirken

Wirkung von Stimulanzien bei ADHS?

  • Hyperaktivität und Impulsivität gesenkt
  • Gedanken gesenkt, Reizschutzlosigkeit gesenkt
  • Aufmerksamkeit erhöht

Wirkung von Stimulanzien bei gesunden Menschen?

wirken stimulierend 
(im Gegenteil zur Wirkung bei ADHS)

wie wirken Stimulanzien?

  • Anstieg von Dopamin und Noradrenalin im synaptischen Spalt

bei Methylphenidat: Dopamin- und Noradrenalinwiederaufnahme gesenkt

bei Amphetamin: Ausschüttung von Dpamin und Noradrenalin erhöht

Was sind UAWs von Stimulanzien?

  • Kopfschmerzen

  • Blutdruck- und Pulserhöhungen

  • Appetitlosigkeit, Übelkeit, Gewichtsabnahme

  • Mundtrockenheit

  • Einschlafstörung

wie ist das abhängigkeitspotential bei Stimulanzien?

  • Medikamente: Toleranzentwicklung bei bestimmungsgemäßer Anwendung gering
  • Illegale Substanzen (Kokain und Metamphetamin): hohes Suchtpotential durch viel schnelleres Anfluten im Gehirn --> euphorisierender Effekt

wie sollte die ADHS-Therapie nach Leitlinie erfolgen?

  • Immer: Psychoedukation
  • Multimodales Behandlungskonzept abgestimmt nach Schweregrad
    - Leicht: psychosoziale Intervention (bei Erwachsenen ggf. auch schon Medikation) 
    Mittel: intensiviert psychosozial oder Medikation oder Kombination
    Schwer: Pharmakotherapie und parallel ggf. psychosoziale Intervention
  • bei <6-Jährigen: primär psychosoziale Interventionen
    -->Eltern-/Erziehertraining, kindzentrierte Interventionen, Ergotherapie, bei Erwachsenen kognitive Verhaltenstherapie

Was sind die Eigenschaften von Methylphenidat (Stimulanzien)?

  • Zulassung: ADHS ab 6. Lebensjahr
  • kaum Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
  • Hohe Arzneimittelsicherheit
  • Bestuntersuchter Stoff im Kindesalter überhaupt
  • hohe Effektstärke

Was sind Eigenschaften von Dexamfetamin (Stimulanzien)?

  • keine Zulassung für Erwachsene
  • Rascher Wirkungseintritt (anhalten der Wirkung für 1-2 Std.)
  • kaum Interaktionen mit anderen Medikamenten

sind Nicht-Stimulanzien zur ADHS-Behandlung zugelassen?

ja:

  • Atomoxetin
    - Mittel der Wahl bei komorbider Substanzkonsumstörung
  • Guanfacin
    - nur bei Kindern zugelassen

sind Stimulanzien bei gesunden Menschen Doping fürs Gehirn?

nicht unbedingt:

  • Neuroenhancement, verbesserte Aufmerksamkeit & Arbeitsgedächtnis

aber: 

  • größere Effekte nur bei Schlafentzug bei gesunden
  • Wirkung ähnlich wie bei Koffein