Methodenlehre SS Lernfragen
Uni Würzburg
Uni Würzburg
Kartei Details
Karten | 266 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 11.12.2024 / 23.01.2025 |
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Welche subjektiven Momente kennzeichnen den Zufall im natürlichen Sprachgebrauch? Erläutern Sie dies anhand von Beispielen.
- Im natürlichen Sprachgebrauch bezeichnet man etwas, dass unerwartet und bedeutsam oder im Aufmerksamkeitsfokus liegt
- Zwei subjektive Momente:
- Unwissenheit: Ich weiß nicht, welche Zahl ich würfle
- Interesse: Welche Zahl ich würfle bedeutend, wie rum der Brühwürfel fällt ist egal
Ist es sinnvoll, in eine wissenschaftliche Erklärung eine Zufallskomponente einzubauen (z.B. normalverteilte Varianz in den Daten)?
- Ja
- unerwartete Ereignisse sind nie vermeidbar, weil die Kausalbedingungen für jedes Ereignis unendlich sind
Was nennen wir in der Wissenschaft „Zufall“?
- Ereignis, dass typischerweise aufgrund der Komplexität der Einflussfaktoren nicht erwartbar / berechenbar ist
Was lässt sich aus den Grenzen der 4 Erklärungsmodellen der Psychologie schließen?
- Übergreifende Theorie of Mind nicht in Sicht
- Quasi-mechanistische Repräsentationsverarbeitungssysteme vermutlich das Beste, was es aktuell gibt
- Gap zwischen mentalem und physischen führt dazu, dass man aus den Metaphern niemals herauskommt
- Dadurch ist Psychologie ein genuin kreativer Prozess und demnach weniger oder auf andere Weise auf die Entdeckung der Wahrheit ausgerichtet
Was leisten die verschiedenen Typen von Erklärungen und was sind jeweils die Grenzen?
- War mir zu kompliziert sry
Welche 4 Erklärungstypen kann man in der Psychologie unterscheiden?
- Belief-Desire-Intention (BDI)
- Quasi-mechanistische Verarbeitungsproesse mentaler Repräsentationen
- Mechanistisches Modell
- Konnektionistisches Modell
- Mathematisches Modell
- Neurowissenschaftliche Erklärungen
- Evolutionäre Erklärungen
Was versteht man unter funktionaler Analyse? Was meint der Begriff „how possibly“ in Bezug auf Erklärungen?
- Funktionale Analyse:
- Ist Vorbedingung von Erklärung
- Zergliederung einer Disposition in Unterfunktionen bzw. Komponenten mit einfacher Struktur
- Meist mittels logischer Analyse
- Sind diskret und weniger komplex
- How possibly:
- Empirischer Effekt wird gefunden
- Plausible Erklärung (how possibly) wird postuliert
- Erklärung wird Theorie genannt
- Aus Theorie warden Effekte (Hypothesen) abgeleitet
- Damit wird Theore gegen alternative how-possibly Erklärungen getestet
- Ideal: testen aller Alternativerklärungen
- „hypothetico-deductivism
Was genau soll in der Psychologie erklärt werden (zwei verschiedene Aspekte)?
- Ereignisse, Events, Phänomene
- Fähigkeiten, Dispositionen, Vermögen
- Effekte typischerweise entdeckt und dazugehörige Fähigkeiten dann erklärt
Welche Fähigkeiten braucht es zur wissenschaftlichen Kritikfähigkeit?
- Fantasie: Generieren von Alternativerklärungen
- Sind meist unendlich viele
- Dadurch wäre jede Theorie angreifbar, deswegen
- Erfahrung: Realistische, relevante Alternativen herausfiltern
- Bei Versuchsplanung: Gespür für realistische Validitätsgefährdungen
Was ist Ockhams razor? Was sind die historischen Wurzeln?
- Aus der Scholastik (Mittelalter)
- Von zwei möglichen Theorien ist die sparsamere/einfachere, der weniger Annahmen zugrundeliegen, zu bevorzugen
- Historische Wurzeln:
- Aristoteles: „Die Natur nimmt stets den einfachsten Verlauf“
Welche Aspekte kennzeichnen gute Erklärungen?
- Interne Kohärenz
- Das Argument bildet einen stimmigen Zusammenhang
- Vollständigkeit
- Erfordert die Erklärung unausgesprochene Zusatzannahmen?
- Sind diese selbstverständlich oder suggestiv und müssen demnach selbst gut begründet werden
- Eindeutigkeit
- Begriffe sind klar definiert
- Qualität der Argumente / Ausschluss von Alternativerklärungen
- Bloße Plausibilität oder Ausschluss aller denkbaren Alternativerklärungen
- Post-hoc-Rationalisierung
- Nach der Datengewinnung passend gemacht Erklärung oder experimentelle Hypothesenüberprüfung
- Kein Korrelations-Kausalitäts-Fehlschluss
- Gemeinsames Auftreten von 2 Ereignissen kann viele Ursachen haben
- Zufall, A->B, B->A, C->A,B
- Sparsamkeit
- Einfachere, sparsamere Alternative bevorzugen
Was unterscheidet die nomothetische von der idiograpischen Forschung? Welche Kritik gibt es gegen diese Unterteilung?
- Nomothetische Wissenschaft:
- Finden allgemeiner Gesetze der Naturwissenschaft
- Allausagen
- Idiographische Forschung:
- Analyse konkreter raum-zeitlich einzigartiger Gegenstände der Geisteswissenschaften
- Partikuläre Aussagen
- Kritik:
- Auch die Naturwissenschaften machen partikuläre Aussagen & die Geisteswissenschaften Allaussagen
Welche Kritik kann man an Diltheys Unterscheidung zwischen Erklären und Verstehen üben?
- Trennung zwischen Erklären und Verstehen ist unklar und eventuell sogar unnötig
Was ist der hermeneutische Zirkel?
- Um Einzeldaten (einer Biographie) verstehen zu können, müssen wir sie vor dem Hintergrund des Kontext betrachten
- Um den Kontext zu kennen, muss man allerdings die Einzeldaten verstehen
Was ist die Methode des Verstehens nach Dilthey? Was untersucht sie? Welche Annahmen werden dabei gemacht?
- Hermeneutik mit ganzheitlicher Psychologie als Grundlage
- Gegenstand: Erzeugnisse des menschlichen Geistes
- Einmaligkeit des Entstehungszusammenhangs
- Annahme, dass das Nacherleben einer Biographie zur Umformung des Geistes führen kann
Worin besteht für Dilthey der Unterschied zwischen Erklären und Verstehen? Was bedeutet diese Unterscheidung für die Psychologie?
- Naturwissenschaften Erklären
- Geisteswissenschaften versuchen zu verstehen
- Denkansatz:
- „Die Natur erklären wir, das Seelenleben verstehen wir“
- Psychologie als Mischform
Wie kann man INUS-Bedingungen bestimmen? Was ist dabei das Problem
- Durch wiederholte Erfahrung
- Problem: komplettes Bedingungsgefüge meist nicht absehbar
Was ist der Unterschied zwischen notwenigen und hinreichenden Bedingungen, und was haben diese mit Ursachen zu tun?
- Notwendig: muss vorhanden sein, damit Ereignis eintrifft
- Hinreichend: ist alleinig ausreichend, damit Ereignis eintrifft
- Erklärung von Mackie von Ursachen als INUS
- =insufficient but necessary part of an unnecessary but insufficient condition
- Ereignisse haben meist mehrere Bedingungen / Ursachen, die in einem Erklärungsmodell auftauchen sollten
Inwiefern besteht eine subjektive Komponente in der Bestimmung, was die entscheidende Ursache für ein Ereignis ist?
- Nach Mackie:
- Sehr subjektiv, was normal und was als Ausnahme angesehen wird
- Außerdem: Menge notweniger und hinreichender Bedingungen scheint gegen unendlich zu gehen
- Es gibt kein Kriterium, was die eine entscheidende, essentielle Ursache ist
- Demnach Entscheidung, welche Bedingung die wesentlich ist stark subjektiv und interessengeleitet
Erläutern sie Mackies Konzeption von Ursachen anhand eines Beispiels.
- Identifikation der Ursache abhängig davon, was als normal und was als Ausnahme angesehen wird
- Die Ausnahme in den Bedingungen des Ereignisses ist die Ursache
- Beispiel:
- Sauerstoff im Raum (normal) + Streichholz anzünden (normal) + Gasleck (Ausnahme) = Explosion
- -> das Gasleck ist die Ursache
Inwiefern ist Mills Canon heute noch relevant, und was sind Probleme/Grenzen seiner Verfahren?
- Probleme:
- Zum Teil keine klare Abgrenzung von Korrelation und Kausalität
- Menge potenziell relevanter Bedingungen muss begrenzt und bekannt sein
- Annahme Uni-Kausalität: Interaktionen werden nicht berücksichtig
- Trotzdem sind einige seiner Prinzipien in moderner experimenteller Methodologie wiederzufinden
- Z.B. die isolierte Bedingungsvaration
Erläutern Sie Mills Canon of Induction und seine verschiedenen Methoden anhand eines Beispiels.
- = Methode zur Isolation von Ursachen
- Basis: Induktion
- Keine experimentelle Methode aber Vorläufer des experimentellen Denkens
- Methoden:
- Method of Agreement
- Nach Essen schlecht, in jedem Essen war Milchprodukt -> vermutliche Ursache Milch
- Method of Difference
- Nach Essen mit Milch schlecht, Essen ohne milch nicht Schlecht
- Joined Method
- Bei allem Essen mit Milch schlecht, bei Essen ohne Milch nicht schlecht
- Method of Concomitant Variation
- Umso mehr Milch enthalten, umso mehr schlecht
- Monotoner Zusammenhang zwischen Stärke der Bedingung und Effektstärke
- Methof of Residuance
- Man weiß schon vom Essen von Milchprodukten wird einem Schlecht
- Essen enthält Milch und Weizen
- Danach Schlecht + Bauchkrämpfe -> Weizen vermutlich Ursache für Bauchkrämpfe
- Method of Agreement
Was sind funktionale Erklärungen, und welches wissenschaftstheoretische Problem besteht dabei?
- = Handlungen durch ein biologisches Ziel erklären
- Dieses ist nicht notwendigerweise bewusst
- Problem: Post-Hoc-Rationalisierung:
- Fehlende Falsifizierbarkeit
- Zweckursachen unwissenschaftlich und unnötig für evolutionäre Erklärungen?
- Man kann sich zu jedem Fakt, post hoc eine Story ausdenken
um würden manche Philosophen sagen, der Satz Handlungen seien intentionsgeleitet ist analytisch war?
- Handlungen unterscheiden sich von Körperbewegungen gerade dadurch, dass sie eine Intention haben
Was sind teleologische Ursachen?
- = Zweckursachen, intentionale Ursachen, Gründe
- Sind in die Zukunft gerichtet
- Z.B. belief-desire psychologie:
- Wir tun etwas, weil wir ein Ziel (desire) erreichen wollen und glauben, dass wir es mit bestimmten Handlungen erreichen können (beliefs)
Was ist der Unterschied zwischen Gründen und Ursachen (für) eine(r) Handlung?
- Gründe sind im Gegensatz zu Ursachen zukunftsgerichtet
Welche Ursachen unterscheidet Aristoteles? Geben sie je ein Beispiel.
- Causa materialis -> Angabe materieller Basis
- Z.B. Ohren bestehen aus Gewebe
- Causa formalis -> Teil der Definition
- Ohren gehören zur Definition eines Löwen
- Causa efficiens -> Angabe zeitlich vorgelagerter Bedingung
- Weil Löwe geboren wurde
- Cause finalis -> Ziel/Zweck (zukunftsgerichtet)
- Damit er hören kann
Was dient in der Psychologie letztendlich oft als Erklärung?
- Angabe einer passenden Metapher als Erklärung
Was sind die zwei Erklärungsebenen in der Psychologie? Worum bemüht man sich dabei?
- 1. Ebene:
- Frage: Warum tritt Ereignis B auf?
- Antwort: Weil immer wenn A dann B und A lag vor (=Effekt)
- 2. Ebene:
- Frage: Warum gilt das Gesetz
- Antwort: Verweis auf Theorien (meist: Metaphern)
- Bemühen um maximale Abstraktion von konkreten Bedingungen, also Verallgemeinerung gemäß Unifikationismus
Was sind dispositionelle Erklärungen?
- Effekte werden mit dispositionellen Eigenschaften erklärt (z.B. Wasserlösligkeit)
- Dispositionen sind zeitlich überdauernde Eigenschaft
- Sind auch zuschreibbar, wenn sie gerade nicht beobachtet werden
- Probleme ähnlich wie bei Vermögenspsychologie
Was sind Probleme der Vermögens- und Triebpsychologie vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Erklärungsmodelle?
- Theoretische nicht beobachtbare Begriffe, die nicht unabhängig von ihrer Wirkung definiert sind werden als Ursache angeben
- Zirkuläre Erklärungen
- Erklären eigentlich nichts -> leere Erklärungen
Erläutern sie den Unterschied zwischen Beschreibung und Erklärung. Erläutern sie an einem Beispiel auch, warum diese Unterscheidung oft nicht klar zu treffen ist
- Es gibt kein klares Kriterium, dass Beschreibung von Erklärung unterscheidet
- Oft sind Erklärungen nur Verallgemeinerungen oder genauere Beschreibungen
- Beispiel:
- Warum geht die Sonne auf?
- Erklärung: Beschreibung der Himmelsmechanik
Was sind Grenzen des H-O-Schemas?
- Wo ist der Unterschied von Beschreibung und Erklärung
- Es lässt sich kein klares Kriterium angeben
- Erklärungen sind oft nur Verallgemeinerungen oder genauere/erweiterte Beschreibungen
- Kann nicht beantworten warum Gesetz gilt (Meta-Frage)
- Gesetze gelten nur unter Ceteris Paribus Vorbehalt
- Also unter gleichen Randbedingungen
- Diese sind oft unbekannt und prinzipiell unendlich
- Psychologie:
- Randbedingungen umfassen alle kontrollierten Variablen im Experiment
- Gesetze nur unter bestimmten Laborbedingungen gültig und daher weniger allgemeingültig als angenommen
- Gesetze in Psychologie als Effekte bezeichnet
- Haben wenn-dann-Struktur
- Wissenschaftler würden dies aber nicht als Erklärung sondern Beschreibung bezeichnen
Was ist eine Subsumptionserklärung?
- =ein beobachtetes Phänomen wird unter ein allgemeines Gesetz subsummiert
- Besagt „Ähnliches haben wir schon öfter gesehen“
- H-O Schema ist eine Subsumptionserklärung
- Etwas wird erklärt, indem auf zugehöriges Gesetz verwiesen wird
Erläutern sie das H-O-Schema für Erklärungen an einem Beispiel. Warum ist dies ein „deduktiv-nomologisches“ Erklärungsschema?
- H-O-Schema:
- 1. Wenn A dann B (Gesetz, gr. Nomos)
- 2. A gegeben (Antecedensbedingung)
- 2. Dann folgt logisch notwenid B (Deduktion)
- 3 gilt als das zu Erklärende, 1 & 2 gelten gemeinsam als Erklärung
Was sind Explanandum und Explanans? Geben Sie ein psychologisches Beispiel.
- Explanadum = das Zu-Erklärende
- Explanans = die Erklärung
- Beispiel:
- Explanadum: Trennungsbewältigung ist für Frauen leidvoll
- Explanans:
- A) Modell: 2-Phasen-Modell der Trennung
- 1. Rückgewinnungsversuch
- 2. Jammern
- B) Erklärung im engeren Sinn
- Zu 1) wegen hohem Investment zuvor
- Zu 2) damit andere Druck auf Mann ausüben
- A) Modell: 2-Phasen-Modell der Trennung
Was ist Gegenstand der Wissenschaftstheorie?
- Fokus auf Begründung der Einzelwissenschaften
Was haben die Sprachphilosophen gefordert? Womit war die Disziplin eng verknüpft?
- Forderung nach wissenschaftlicher Philosophie
- Enge Verknüpfung mit Wissenschaftstheorie
- Diese hat sich aus linguistic turn entwickelt
Inwieweit kann sprachanalytische Philosophie unmittelbar hilfreich für uns Psychologen sein?
- Sätze als Untersuchungsobjekte
- Schaffung einer idealen Sprache mit präzisen Begriffen
- Identifizierung von Irreführungen in der Sprache mittels logischer Analyse
Wie formalisiert man in der Prädikatenlogik die logische Struktur von Sätzen? Geben Sie Beispiele und erläutern Sie, wozu diese Formalisierung sinnvoll sein kann.
- P(a) = Gegenstand a fällt unter den Begriff (erster Stufe) P
- Z.B. Gegenstand a ist ein Tisch
- Ǝ x P(x) = Es existiert etwas, das unter den Begriff P fällt
- Z.B. Es gibt Tische
- E(a) (mit E für Existenz) würde logisch keinen Sinn machen
- Z.B. Dieser Tisch existiert
- Ist redundant, da die Bezeichnung „dieser Tisch“ dessen Existenz bereits impliziert