Methodenlehre SS Lernfragen
Uni Würzburg
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Fichier Détails
Cartes-fiches | 266 |
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Langue | Deutsch |
Catégorie | Psychologie |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 11.12.2024 / 23.01.2025 |
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Skizzieren sie den Zugang zu mentalen Prozessen im Rahmen der behavioralen Kognitionspsychologie.
- 1. Manipulation des Inputs (UV), sodass ein spezifischer mentaler Prozess beeinflusst wird
- UV = Stimulus
- 2. Messung der korrespondierenden Veränderung im Output (AV)
- AV = Verhalten
- 3. Rückschluss vom Verhalten auf dahinterliegende mentale Prozesse (Dauer, Ursache, etc.)
Geben sie sieben Beispiele für mentale Prozesse.
- Wahrnehmen
- Entscheiden
- Wiedererkennen
- Selektieren
- Merken
- Beurteilen
- Abrufen
- Suchen
- Verstehen
- Denken
Nennen sie vier Beispiele für Klassen menschlichen Verhaltens (Output).
- Sind Beispiele für Verhaltensklassen genannt oder generell Beispiele für Output?
- Reaktionszeiten & Fehler
- Bewegungstrajektorien
- =Belastungs-, Spannungs- und Kraftlinien der Bewegung
- Verhaltensklassen
- Z.B. Interaktionen zw. 2 Personen, Wippen mit dem Fuß, Augen rollen, Überkreuzen der Beine, …
- Verhaltensspuren
- Sprachliche Äußerungen, Kreuze in Tests etc.
Nennen sie zwei empirische Einwände gegen den Behaviorismus als übergreifende psychologische Methode.
- Modelllernen (Bandura)
- Kognitive Landkarten bei Tieren
- Wird der kürzeste Weg zum Ziel blockiert, nehmen erfahren Ratten den schnellsten Weg um das Hindernis herum, obwohl diese Reaktion zuvor nie verstärkt wurde
Nennen sie zwei empirische Einwände gegen den Behaviorismus als übergreifende psychologische Methode.
- Modellernen Bandura
- Kognitive Landkarten bei Tieren
Bezieht sich Throndrikes „law of effect” ausschließlich auf objektiv beobachtbares Verhalten? Wenn ja/nein was ist daran bemerkenswert?
- Law of effect = Folgt auf eine Reaktion eine befriedigende Konsequenz so erhöht sich die Auftretenswahrscheinlichkeit dieser Reaktion
- Bezieht sich also an sich nur auf beobachtbares Verhalten
- Aber was ist eine befriedigende Konsequenz?
- Befriedigung ist eine mentale Empfindung, die man aus der subjektiven Innenschau heraus erleben muss
- à versteckter Mentalismus
Leugnet der Behaviorist die Existenz mentaler Prozesse?
- Nein, aber sie werden in der Forschung ignoriert
- Alles mentale geschieht in einer „Black Box“ und ist nicht von belang
- Radikaler Behaviorismus (Skinner)
- Leugnet Existenz nicht tatsächlich
- Leugnet die Rolle mentaler Prozesse als Ursache für Verhalten
- Erklärung von Verhalten ausschließlich durch Umweltreize
- Verhalten ist Resultat der individuellen Verstärkergeschichte
Was hat der Behaviorismus gegen Introspektion?
- Mentale Prozesse sind nicht objektiv verifizierbar und können daher niemals als wissenschaftliche Daten herangezogen werden
- Deswegen Ignorieren (Black Box) oder Leugnen (radikaler B.)
- Nach Skinner stehen die mittels Introspektion erfassten mentalen Prozesse nicht einmal mit Verhalten in Zusammenhang
- à Verhalten ist Resultat der Verstärkergeschichte
Ist die Introspektion als Methode nur noch von historischem Interesse?
- Weniger Forscher nutzen es explizit
- Wird aber immernoch implizit genutzt:
- In der modernen Psychologie werden immer noch erfolgreich auf Selbstauskunft oder subjektiven Empfindungen basierende Daten in der wissenschaftlichen Forschung erhoben
- Z.B. in der
- Persönlichkeitspsychologie (Wundt skeptisch, Külpe dafür)
- Psychophysik (z.B. Bestimmung von Absolutschwellen)
Welche Probleme sahen Nisbett & Wilson bei der Introspektion?
- Menschen fehlt das Bewusstsein für:
- Reaktionsrelevante Stimuli
- Wisse nicht, dass Stimulus Reaktion beeinflusst hat
- Stimulusbezogene Reaktionen
- Bemerken nicht, dass Stimulus Reaktion ausgelöst hat
- Zusammenhänge zwischen Stimuli und Reaktionen
- Reaktionsrelevante Stimuli
- Halten stattdessen an schon vorher gemachten Überzeugungen fest, wie plausibel es ist, dass ein spezifischer Stimulus eine spezifische Reaktion auslöst
- Nur wenn Reaktion auf Stimulus salient und plausibel ist, wird Zusammenhang erkannt
Welche historischen Ursprünge hat die Methode der Introspektion?
- Wundt:
- Experimentelle Introspektion trainierter Beobachter als Methode der Erkenntnisgewinnung
- z.B. Drücken einer Taste, wenn eine bestimmte Erfahrung vorliegt
- Külpe (Würzburger Schule):
- Experimentelle Introspektion, „Methode der Kundgabe“
- z.B. nachträgliches Berichten, was man beim Beantworten einer komplexen Frage gedacht hat
- Erfassen von Denkprozessen
Welche Antworten sind darauf gegeben worden, wie man mentale Prozesse untersuchen kann? Was sind die jeweiligen Vor- und Nachteile?
- Introspektion
- Verzicht auf die Erforschung mentaler Prozesse (Behaviorismus)
- Erforschung mentaler Prozesse durch Verhaltensbeobachtung (behaviorale Kognitionspsychologie)
Als Studierender hätte man oft gerne gewusst, welche Theorie bzw. Hypothese (z.B. zum Gedächtnis) denn nun stimmt. Warum lässt sich das nicht so einfach sagen?
- Die Theorien beziehen sich auf nicht beobachtbare Variablen
- à letztendlich kann man nie sicher feststellen was genau passiert
- Die Theorien lassen sich also nicht verifizieren, sondern nur falsifizieren
- Es gibt immer Befunde, die für und die gegen eine Theorie sprechen
- à Es gibt also nicht die eine wahre Theorie, sondern höchstens eine Theorie, bei der die wenigsten/keine Befunde dagegensprechen bzw.
- Es ist immer möglich, dass die aktuell gängige Theorie falsifiziert oder durch ein besser geeignetes Modell abgelöst wird
Wozu kann die Kenntnis von Wissenschaftstheorie konkret für Psychologen nützlich sein?
- Um bei Experimenten von der Methode auf eigentliches Untersuchungsziel schließen zu können
- Um Experimente verstehen und selbst konzipieren zu können
- Was ist das Untersuchungsziel?
- Was beschreiben die genannten Begriffe?
- Um der Wissenschaft gegenüber kritikfähig zu bleiben
- Um reflektiertes Wissen erkennen und von „Trichterwissen“ unterscheiden zu können
Was bedeutet „publication bias“?
- Tendenziell werden eher signifikante Befunde veröffentlicht
- Nullbefunde gelangen oft nicht an die Öffentlichkeit
- Dadurch findet man bei Metaanalysen usw. größere Effektstärken
Nennen Sie einen sehr häufigen Fehlschluss in Wissenschaft und Alltag und geben Sie ein Beispiel.
- Korrelations-Kausalitäts-Fehlschluss
- = wenn zwei Eigenschaften gemeinsam Auftreten fälschlicherweise eine Ursache-Wirkungsbeziehung annehmen
- Beispiel:
- Es wird festgestellt, dass mehr Raucher depressiv sind als Nichtraucher
- (Fehl-)Schluss: „Rauchen macht depressiv“
- Könnte auch umgekehrt sein (wer depressiv ist, raucht eher)
- Könnte durch unbekannte Drittvariable beeinflusst sein
- Z.B. Umfeld, Eltern, Erziehung
Was heißt Inferenz, und was ist dabei in der Psychologie (oft) das Problem?
- Inferenz = Schluss von einer Stichprobe auf die Grundgesamtheit
- Problem: leider immer potenziell fehlerbehaftet
Welche wissenschaftliche Disziplin beschäftigt sich mit Zeichensystemen? Und welcher Zusammenhang besteht zwischen dieser Disziplin und psychologischer Diagnostik (dafür müssten sie ggf. mal in einem Lexikon genauer recherchieren)?
- Semiotik = Wissenschaft von den Zeichen(-systemen)
- Alles denken erfolgt in Zeichen
- Von Zeichen wird auf Dahinterliegendes geschlossen
- Grundprinzip psychologische Diagnostik:
- Schluss von (An-)Zeichen auf Personen zum Zweck der Erkenntnisgewinnung
- à bei beiden Disziplinen wird auf Zeichen auf etwas Dahinterliegendes geschlossen
Wie erschließen wir im Alltag Eigenschaften von Personen?
- Schließen aufgrund von Gesetzmäßigkeiten
- à sind nur vermeintlich / wurden real in der Vergangenheit wahrgenommen
- Immer wenn wir eine Person sehen:
- Dynamische Bildung von Kategoriensystemen (Attributen)
- + zugehörige dynamische Wahrscheinlichkeitsverteilungen
- Erschließung von Attributen aus Erscheinung und Verhalten
- Alle Informationen werden vor dem Hintergrund von Normdaten interpretiert
- -> Was würde jemand normalerweise / im Durchschnitt tun/sagen/…
- Z.B. jmd. ist überdurchschnittlich emotional, attraktiv, …
- à psychologische Wissenschaft im Alltag
- Hypothesen aufstellen, testen, bestätigen/verwerfen
- Häufig fehlerbehaftet („Küchenpsychologie“)
- Vorgehen im Alltag ist aber auch in wissenschaftlicher Manier möglich (à Diagnostik)
Nennen Sie mindestens vier Gründe, wozu sie Methodenlehre gebrauchen können.
- Um mich selbst besser zu verstehen
- Um zu verstehen, wie ich geworden bin was ich bin
- Um alltäglich aufgenommene Informationen besser beurteilen zu können
- Um der Wissenschaft gegenüber kritikfähig zu bleiben
- Um zu verstehen worum es eigentlich geht
- Um Trichterwissen von reflektiertem Wissen unterscheiden zu können
Was ist eine Vorhersage? Wer legt diese Definitionen fest?
- Vorhersagen (Prognosen) sind Aussagen über das zukünftige Auftreten von Phänomenen
- à „Wie wird es sein?“
- Informationsquelle: Vergangenheit
- Wissenschafts- bzw. Erkenntnistheorie klärt, was z.B. eine Beschreibung ist
- --> ist teil der Methodenlehre
Was unterscheidet Beschreibungen von Erklärungen?
- Beschreibungen sind Sätze, die beobachtbare Phänomene beschreiben
- à „Wie ist es?“
- Erklärungen beinhalten Bedingungen und Ursachen, die zu einem Phänomen geführt haben
- à „Warum ist es so?“
- Unterschied:
- Beschreibungen beschränken sich auf beobachtbares
- Eine Erklärung muss nich beobachtbar sein
- Beinhaltet Kausalitätszuschreibungen
Was sind Ziele der Psychologie als Wissenschaft?
- Beschreibung, Erklärung, Vorhersage & Kontrolle des Erlebens und Verhaltens
Mit welchem methodischen Umbruch hängt die Loslösung der Psychologie aus der Philosophie zusammen?
- Psychologie als moderne, eigenständige Wissenschaft gibt es erst seit ca. einem guten Jahrhundert
- Loslösung aus der Philosophie Ende des 19. Jhd.
- Methodischer Umbruch: Einführung empirischer Methoden
- Psychologie „im Stil“ von Naturwissenschaften wie Physik/Chemie/Biologie
Definieren Sie Psychologie. Erläutern Sie, welche Konnotationen bei der Definition mitschwingen (hierzu ist auch Information aus dem zweiten Foliensatz nützlich).
- Psychologie = die Lehre vom Erleben und Verhalten
- Gegenstand:
- Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Entwicklung des Erlebens (bzw. der mentalen Prozesse) und des Verhaltens von Lebewesen allein und im sozialen Kontext
Welche Themenbereiche umfasst die psychologische Methodenlehre?
- Psychologische Methoden (z.B. Befragung/Introspektion, Beobachtung, Kognitive Methoden: SDT, AFM, Subtraktion, Dissoziation)
- Apparative Methoden (z.B. Physiolog. Messungen, EEG, MEG, fMRT (theoret. Diskussion: Was nützt ein buntes Bild?), TMS, Eye Tracking)
- Psychologische Methodologie (z.B. qualitativ/quantitativ, Korrelationsforschung, Quasiexperiment, Experiment: Varianten, Hypothesen, Variablentypen, Gütekriterien (z.B. Validität))
- Stufenplan experimentellen Vorgehens:
- Fragestellung, Hypothesen und Varibalen
- Messen (z.B. Operationalisierung, Messtheorie, Psychometrie/Skalierung, Selektionsfehler)
- Versuchspläne (z.B. Quer-/Längsschnitt, Systematik der Versuchspläne)
- Kontrolle (z.B. Validitäts-Sicherung; Prim.-/Sek.-Varianz , MaxKonMin-Prinzip)
- Daten (z.B. Stichprobe, Einzelfall, Explorative Analyse, Aggregieren, Auswertung, Software)
- Statistik (z.B. Prinzip des Testens, Wozu überhaupt testen?, Beispiel Binomialtest, Entscheidungsschema Tests, Prinzip/Ergänzungen ANOVA, Alternative statistische Verfahren (Bayes, linear mixed effects models), Metaanalyse)
- Wissenschaftskommunikation (z.B. Bericht, Diskussion, APA-Regeln, Grafiken, Papers)
- Wissenschaft als Prozess (z.B. Publizieren, Bibliometrische Indizes, Journals, …)
- Wissenschaftsethik und Wissenschaftskritik (z.B. aktuelle Debatten, APA, DGPS, ….)
- Theoretische Entwicklung in der Psychologie (z.B. Forschung und theoretische Relevanz, aktuelle Debatten & Konzepte)
- Mentale Prozesse (Definition, Zugang und empirische Untersuchung)
- Definitionen (mentale Prozesse, der frei Wille, Erkenntnis
- Sprachphilosophie
- Theorien (Rationalismus, Empirismus, Erkenntnistheorie)
- Für Psychologische Methoden wichtige Personen (Lakatos, Kuhn, …)