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Mitarbeiten bei Wundversorgung

Mitarbeiten bei Wundversorgung


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Langue Deutsch
Catégorie Matières relative au métier
Niveau Apprentissage
Crée / Actualisé 21.07.2024 / 19.09.2024
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Wunden können für Menschen sowohl eine physische wie auch eine enorme psychische Belastung sein. Mögliche Beispiele solcher Belastungen sind:

  • Unsicherheiten, ausgelöst durch das veränderte Körperäussere
  • Verminderung der Selbstständigkeit durch die zunehmende Abhängigkeit, beispielsweise bei der Wundversorgung durch Dritte 
  • Verminderte Lebensqualität durch Schmerzen und Angstzustände
  • Scham aufgrund von übelriechenden Wunden 
  • Gefahr des sozialen Rückzugs und der verminderten sozialen Interaktionen wegen der reduzierten Mobilität 
  • Psychische Belastung aufgrund wirtschaftlicher Faktoren wie beispielsweise den Kosten für die Therapie

Definition Wunde

Eine Wunde ist ein pathologischer Zustand, bei dem Gewebe voneinander getrennt und/oder zerstört werden, verbunden mit einem Substanzverlust sowie einer Funktionseinschränkung.

 

  • Definition akute Wunde und beispiele

Eine akute Wunde ist eine Verletzung, die von aussen zugeführt wird und nach kurzer Zeit verheilt.

Akute Wunden sind beispielsweise Schürfwunden, Riss-Quetsch-Wunden, Schnittwunden, Stichwunden, Schusswunden, postoperative Wunden oder leichte Verbrennungen. Kleine akute Wunden heilen nach kurzer Zeit ohne spezielle Therapie komplikationslos ab. Grössere Wunden benötigen für einen komplikationslosen Verlauf oft chirurgische Massnahmen. 

Definition chronische Wunde

Eine Wunde, die unter fachgerechter Therapie nicht innerhalb von vier bis zwölf Wochen abheilt, ist eine chronische Wunde.

Grundsätzlich kann aus einer akuten Wunde eine chronische Wunde werden. Häufig ist die Ursache für eine chronische Wunde aber eine Grunderkrankung wie Diabetes mellitus oder Durchblutungsstörungen.

Chronische Wunden können nur dann erfolgreich behandelt werden, wenn die vorliegende Grunderkrankung erkannt und therapiert wird. 

In welchen Kriterien lassen sich die Wunden nebst chronisch und akut einteilen?

  • nach deren Entstehungsursachen 
  • nach dem Wundheilungsverlauf
  • nach der Keimbesiedelung

Je nach Entstehungsursachen werden Wunden in drei Wundarten unterteilt. Die Ursache einer Wunde ist für eine korrekte Wundbehandlung und einen positiven Heilungsverlauf zentral.

Wundart: Traumatische Wunden

Erklärung : Entstehen durch Gewalteinwirkung von aussen, z. B. bei einem Unfall 

Mechanische Wunden werden verursacht durch:•  Schürfverletzungen• Kratzverletzungen• Schnitt- und Stichverletzungen• Riss- und Bissverletzungen• Quetschverletzungen • Schussverletzungen

Thermische Wunden werden verursacht durch:• Verbrennungen• Erfrierungen• Stromverletzungen

Chemische Wunden werden verursacht durch:• Verätzung durch Säure (z. B. Chlorsäure, Salzsäure)• Verätzung durch Lauge (z. B. Natronlauge)

Strahlenbedingte Wunden werden verursacht durch:  Sonnenbrand (UV-Strahlen)

Je nach Entstehungsursachen werden Wunden in drei Wundarten unterteilt. Die Ursache einer Wunde ist für eine korrekte Wundbehandlung und einen positiven Heilungsverlauf zentral.

Wundart: Iatrogene Wunden

Erklärung und Entstehungsursache

 Erklärung : Diese Wunden werden unter sterilen Bedingungen zu therapeutischen oder diagnostischen Zwecken verursacht, z. B. bei einer Punktion oder bei einer Operation. 

Entstehungsursache: • Operative Einschnitte (Inzisionen)• Punktionen• Laserbehandlung• Strahlentherapie zur Karzinombehandlung • Spalthautentnahme (z. B. Meshgraft)• Amputationen

Erklärung: Entstehen im Zusammenhang mit verschiedenen Krankheitsbildern 

Entstehungsursache: 

Arterielle Durchblutungsstörungen:• Diabetes mellitus• PAVK (periphere arterielle Verschlusskrankheit)

Venöse Durchblutungsstörungen:• Varizen

Starke Druckeinwirkung: • Dekubitus ab Grad III

Entzündliche Prozesse: • Vaskulitis 

Je nach Entstehungsursachen werden Wunden in drei Wundarten unterteilt. Die Ursache einer Wunde ist für eine korrekte Wundbehandlung und einen positiven Heilungsverlauf zentral. 

Wundart: Kranheitsbedingte Wunden

Aseptische Wunden

Das sind Wunden, die unter sterilen Bedingungen im Spital bei Eingriffen entstehen, oder Verletzungen, die nicht älter als vier bis sechs Stunden sind. Die Wundränder sind glatt und liegen nahe beieinander. Aseptische Wunden können beispielsweise mittels Naht, Steristrips oder Gewebekleber verschlossen werden, sie weisen keine Entzündungszeichen auf und heilen primär ab

Kontaminierte Wunden

Das sind Wunden, die mit Mikroorganismen besiedelt sind, jedoch keine Entzündungszeichen aufweisen. Die allermeisten Wunden sind kontaminiert. Die Mikroorganismen, die sich auf der Wunde befinden, vermehren sich nicht. Deshalb wird die Wundheilung nicht verzögert. 

Kolonisierte Wunden

Das sind Wunden, die mit Mikroorganismen besiedelt sind, die sich weiter vermehren. Die Wundheilung wird dadurch noch nicht negativ beeinflusst. Da sie mit Mikroorganismen besiedelt sind, werden sie offen behandelt und heilen somit sekundär ab.

Infizierte Wnden (septisch)

Das sind Wunden, die mit Mikroorganismen besiedelt sind und extreme Entzündungszeichen aufweisen. Neben den klassischen Entzündungszeichen (Tabelle 7.2) können Wundgeruch und eitriges Exsudat auftreten. Wegen der Infektion ist der Heilungsprozess unterbrochen. Infizierte Wunden werden offen behandelt und heilen sekundär ab.  

Wundeinteilung nach Keimbesiedlung und Entzündungszeichen

Welche Wundeinteilung ist fast  Keimfrei und hat keine Entzündungszeichen?

Aseptische Wnden, kontaminierte Wunden, kolonisierte Wunden

Wundeinteilung nach Keimbesiedlung und Entzündungszeichen

Welche Entzündungszeichen hat eine infizierte Wunde

Eine infizierte Wunde hat die 5 Typischen Entzündungszeichen und eine hohe Keimbesiedlung.

5 klassische Entzündungszeichen:• Functio laesa• Dolor• Tumor• Calor• Rubor

Weitere mögliche Entzündungszeichen:• Eitriges Wundexsudat• Wundgeruch• Fieber

Definition Wundheilung

Unter Wundheilung versteht man alle natürlichen Vorgänge zur Wundheilung und Wiederherstellung der geschädigten Haut und Strukturen, die therapeutisch unterstützt werden können. 

Heilungsverlauf der primären Wunde

Bei der primären Wundheilung wachsen die Wundränder schnell und direkt zusammen. Das kann von allein geschehen oder aber durch medizinische Versorgung mit Klammern, Fäden oder einen Klebeverband.

Die primäre Wunde hat keine oder geringe Narbenbildung

Merkmale der primären Wundheilung

Wie ensteht die Wunde der primären?

• Traumatische Wunden

• Latrogene Wunden

• Wird innerhalb von 6 bis 8 Stunden unter aseptischen Bedingungen verschlossen

Merkmale der primären Wundheilung

Kennzeichen der primäre Wunde?

  • Rasche, komplikationslose Wundheilung
  • Glatte, reizlose, aneinanderliegende Wundränder (Adaption). Wunden, die durch eine Naht oder Klammern geschlossen werden.
  • Kein grosser Verlust von Gewebe
  • Normale Heilungstendenz, das heisst, die Wunde muss gut durchblutet und keimfrei sein.

Merkmale der primären Wundheilung

Heilung und Resultat

• Keine bis geringe Narbenbildung

• Heilung ohne Entzündungszeichen

• Gewebe wird nahezu vollständig wiederhergestellt

Merkmale der primären Wundheilung

Heilungsdauer

Innerhalb von 2–3 Wochen verheilt

Die Sekundäre Wundheilung

Besonders alte Menschen mit chronischen Krankheiten wie Diabetes mellitus oder Gefässerkrankungen sind von chronischen Wunden betroffen. Oft leiden Menschen mit chronischen Wunden unter Mobilitätseinschränkungen, Schmerzen und gegebenenfalls riechendem Exsudat. 

Merkmale der sekundären Wundheilung

Die Entstehung der Wunde

• Traumatische Wunden

• Iatrogene Wunden

• Chronische Wunden

Merkmale der sekundären Wundheilung

Kennzeichen

  • Klaffende, verunreinigte (kontaminiert, kolonisiert, infiziert) Wunden
  • Auseinanderklaffende Wundränder (Nahtdehiszenz)
  • Ausfüllen der Wundlücke mit «neuem» Gewebe führt zum Wundverschluss 
  • Deutliche Narbenbildung

Merkmale der sekundären Wundheilung

Heilung/ Resultat

 

  • Der Wundheilungsprozess ist meist verzögert, Gefahr einer Infektion. 
  • Die Wunde heilt von unten nach oben (aus der Tiefe) durch Granulation, Wundkontraktion und Epithelisierung.
  • Breite, oft funktionell störende Wunde 

Merkmale der sekundären Wundheilung

Heilungsdauer

 Der Heilungsverlauf dauert Tage bis Wochen bis Jahre. 

Wie kann man eine sekundäre Wunde am besten/schnellsten heilen?

Damit sekundär heilende Wunden heilen können, müssen Störfaktoren wie Infektionen erkannt, die Grunderkrankung beseitigt oder optimal eingestellt werden. Weiter ist es wichtig, mit feuchter Wundbehandlung und sachgemässem Verbandswechsel ein optimales Wundmilieu zu schaffen.

Von was muss die Wunde frein sein damit sie ungestört heilen kann?

Die Wundheilung wird in mehrere Phasen eingeteilt. Damit sie ungestört stattfinden kann, muss die Wunde frei sein von Nekrosen, überschüssigem Fibrin, festen Krusten aus Eiter, Sekreten und oder anderen Belägen.

Phasen der Wundheilung

Verletztes Gewebe heilt in drei Phasen. Die Dauer der einzelnen Phasen kann variieren. Sie ist abhängig davon, wie gross das Trauma und wie gut das Gewebe durchblutet ist. Die Wundheilungsphasen laufen nebeneinander, teilweise zur gleichen Zeit, ab. Laufen diese Phasen ungehindert ab, dauert die Wundheilung circa 7 bis 21 Tage. Die angegebenen Tage sind Richtwerte.

Wie heissen die 3 Wundheilungsphase

Exsudationsphase (Reinigungs- und Entzündungsphase)

Proliferationsphase (Granulationsphase)

Regenerationsphase (Epithelisierungsphase)

Exsudationsphase (Reinigungs- und Entzündungsphase)

Dauer :

Was Passiert

Klinisches Bild:

Dauer: Dauer ca. 3 bis 5 Tage Beginnt sofort nach der Wundentstehung

Was passiert:

  • Blut- und Lymphgefässe sind geöffnet.
  • Blut, Sekret und Lymphe treten aus, schwemmen Keime und Fremdkörper aus (Wundreinigung) und füllen die Wundlücken (Wundödem)
  • Vasokonstriktion und das Blutgerinnungssystem stoppen so schnell wie möglich den Blutaustritt, damit die Gefässe wieder zum Nährstoff-, Baustoff- und Sauerstofftransport genutzt werden können.
  • Die Entzündungszeichen dominieren.• Leukozyten und Bindegewebszellen «fressen» (phagozytieren) abgestorbenes Gewebe und Keime.

Klinisches Bild: • Exsudation• 5 klassische Entzündungszeichen• Ödem• Fibrinpfropf• Schorf 

 

Proliferationsphase (Granulationsphase)

Dauer

Was passiert

Klinisches Bild

Dauer : ca. 5 bis 14 Tage Beginnt ca. am 2. Tag

Was passiert: 

  • Die Entzündungszeichen klingen ab.• Durch das Wachsen neuer Kapillaren bildet sich neues Gewebe.
  • Granulationsgewebeneubildung (gefässreiches Gewebe am Wundrand)• Gestraffte Kollagenfasern ziehen die Wunde zusammen und ermöglichen eine hohe Wundfestigkeit.• Die Wunde verschliesst sich vom Wundrand her durch Epithelzellen (stecknadelkopfgrosse rote Inselchen)

Klinisches Bild : • Tiefroter, feucht glänzender Wundgrund • Exsudation nimmt ab

 

Regenerationsphase (Epithelisierungsphase)

Dauer

Was passiert

Klinisches Bild

Dauer ca. 4 bis 21 Tage Beginnt ca. nach 5 Tagen

Was passiert: 

  • Die Wunde zieht sich zusammen durch Abgabe von Wasser und Gefässrückbildung.• Von den Rändern wachsen zunehmend Epithelzellen über die Wunde und bilden faserreiches Narbengewebe.• Das gebildete Gewebe zieht sich zusammen und verkleinert so die Wundfläche

Klinisches Bild : Wundgrund ist rosa, hellrosa bis weisslich und bildet wenig bis kein Wundexsudat mehr 

Faktoren, die die Wundheilung negativ beeinflussen

Lokale Einflussfaktoren

  • Keimbesiedlung der Wunde 
  • Schlechte Gewebedurchblutung
  • Taschenbildung, Hämatome und Nekrose
  • Unzureichende Ruhigstellung der Wundumgebung
  • Austrocknung offener Wunden
  • Druckbelastung wegen unzureichender oder unsachgemässer Positionierung 
  • Zu hohe Spannung der Wundränder
  • Mechanische Reizung infolge eines Verbandswechsels
  • Temperaturabfall im Wundgebiet führt zu einer verzögerten Wundheilung (z. B. Wunde ist ohne Verband sehr lange offen)

Faktoren, die die Wundheilung negativ beeinflussen

Systemische Einflussfaktoren

  •  Zunehmendes Lebensalter
  • Grunderkrankungen (wie z. B. PAVK und Diabetes mellitus) 
  • Eingeschränktes Immunsystem
  • Medikamenteneinnahme (z. B. Kortison, Zytostatika)
  • Allgemeinzustand 
  • Mangelernährung 
  • Dehydratation

Ernährung mit zusammenhang mit der Wundheilung

Um die Wundheilung zu unterstützen, ist die Zufuhr von Energie (in Form von Eiweissen), Vitaminen und Spurenelementen wichtig. Bei Klientinnen und Klienten mit grösseren Wunden muss die Ernährung deshalb angepasst werden.  

Weche sind dies?

  • Proteine: Sie dienen dem Aufbau von Binde- und Granulationsgewebe. Sie sind für das Zellwachstum zentral. Proteine sind in Hülsenfrüchten, Nüssen und Tierprodukten (Milch, Eier, Fleisch) enthalten.
  • Spurenelemente (Eisen, Kupfer, Zink, Selen): Spurenelemente sind zum Beispiel in Vollkornprodukten und Nüssen enthalten.
  • Vitamine (A, C, E und K): Werden zu wenig Vitamine, die direkt oder indirekt an der Wundheilung beteiligt sind, eingenommen, wird zum Beispiel weniger Kollagen gebildet und der Aufbau von Haut und Schleimhäuten wird weniger gut unterstützt. Vitamine können durch hochwertige Öle (Rapsöl, Olivenöl) oder Obst und Gemüse zugeführt werden.

WundheilungsstörungenDie Wundheilungsstörungen treten als Komplikationen auf und können die Wundheilung negativ beeinflussen. Folgend werden zentrale Störungen kurz beschrieben. 

Hämatom:

Durch die Einblutung in die Wunde wird die Wunde vergrössert. Die Wunde spannt und schmerzt durch die zunehmende Schwellung, und dadurch kann die Wundheilung gestört sein. Meist wird das Hämatom vom Körper selbst resorbiert. In seltenen Fällen muss es operativ entfernt werden. 

Die Wundheilungsstörungen treten als Komplikationen auf und können die Wundheilung negativ beeinflussen. Folgend werden zentrale Störungen kurz beschrieben.

Wundinfektion

Das Eindringen und Vermehren von Mikroorganismen in der Wunde kann zu einer lokalen Wundinfektion führen. Dabei besteht die Gefahr, dass sich die lokale Infektion systemisch ausbreitet. 

Die Wundheilungsstörungen treten als Komplikationen auf und können die Wundheilung negativ beeinflussen. Folgend werden zentrale Störungen kurz beschrieben. 

Nahtdehizzenz

Herrscht durch die Bildung von Hämatomen und Wundinfektionen eine zu grosse Spannung auf den Wundrändern, können diese aufplatzen. 

Die Wundheilungsstörungen treten als Komplikationen auf und können die Wundheilung negativ beeinflussen. Folgend werden zentrale Störungen kurz beschrieben.

Nekrose

Wundnekrosen entstehen aufgrund einer Minderversorgung mit Nähr- und Sauerstoff im Gewebe. Das nekrotische Gewebe bietet gute Bedingungen für das Wachstum von Mikroorganismen. Nekrosen müssen chirurgisch entfernt werden (Débridement), da sie die Wundheilung behindern.

Die Wundheilungsstörungen treten als Komplikationen auf und können die Wundheilung negativ beeinflussen. Folgend werden zentrale Störungen kurz beschrieben. 

Unterminierung

Da Fisteln und Taschen während der Wundreinigung schlecht zu erreichen sind, können sich die Mikroorganismen dort vermehren. Auch besteht die Gefahr, dass sich diese Unterminierungen verschliessen und sich darunter Abszesse bilden.