Medien- und Kulturpädagogik

Medien und Kulturpädagogik

Medien und Kulturpädagogik


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Langue Deutsch
Catégorie Affaires sociales
Niveau Université
Crée / Actualisé 06.06.2024 / 06.06.2024
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Medienpädagogik: Teildisziplin der Erziehungswissenschaften

  • Medienbildung: Bereitstellung von Bildungsgelegenheiten, nicht direkte aktive Bildung von Menschen
  • Medienerziehung: Formulierung von Erziehungszielen im Umgang mit Medien
  • Mediendidaktik: Zielsetzung und Methoden zur Erreichung von Medienzielen in der Pädagogik
  • Institut IMM erforscht die Relevanz von Spielen in der Medienpädagogik.

Beitrag der Medienpädagogik in der Sozialen Arbeit:

  • Verbesserung der Fähigkeiten zur kritischen Reflexion von Medien
  • Entwicklung von Medienkompetenz und Förderung positiver Nutzungsmuster
  • Unterstützung bei Aufbau gesunder Beziehungen zu Medien, Bewältigung von Problemen wie Cybermobbing und übermäßiger Bildschirmzeit
  • Nutzung digitaler Ressourcen für Bildung und soziale Integration
  • In der Medienpädagogik: Medien = technisch vermittelte Kommunikation.

Was ist kulturelle Bildung?

Was ist Bildung?

  • Vermittlung kreativer Kompetenzen durch künstlerische Ansätze wie Theater, Literatur und Tanz
  • Betrachtet Bildung als persönliche Seite der Kultur, über berufliche Qualifikation hinaus
  • Umfasst breites Verständnis von Allgemeinwissen, inklusive kreativem, kulturellem und sozialem Wissen
  • Ziel: Aufbau umfassenden Wissens- und Wertehorizonts, nicht nur auf den Beruf bezogen

Die Idee der Bildung

  • Neugier und Bereitschaft, die Welt zu erkunden und zu verstehen
  • Entwicklung umfassenden Verständnisses für Literatur, Kunst und Musik
  • Persönlichkeitsentwicklung durch Medienauswahl und Konsum
  • Prozess der Selbstbildung ohne Bewertung
  • Herausforderung zur intensiven Auseinandersetzung mit Themen
  • Kulturelle Bildung: Irritation, Erweiterung und Überraschung als Ziele
  • Kritik an romantischer Vorstellung von Bildung unter kapitalistischen Aspekten
  • Adornos Kritik an Halbbildung und Betonung des Handelns gegen Tragödien wie Auschwitz

Medienpädagogik

  • Rolle von Medien in Bildung und Erziehung
  • Unterstützung der persönlichen Entwicklung, kulturellen Interessen und sozialen Teilhabe
  • Einflüsse von Informations- und Kommunikationstechnologien auf Gesellschaft und Kultur
  • Schwerpunkte: Medienbildung, Medienerziehung, Mediendidaktik
  • Reflexions- und Handlungswissenschaft zur Verbesserung von Bildungspraktiken
  • Interdisziplinäre Verbindungen zu Fachbereichen wie Kommunikationswissenschaft, Soziologie, Psychologie, Kulturwissenschaften etc.

Medienpädagogik in die Soziale Arbeit

Medien sind Kommunikationsmittel

Was sind Medien?

  • Bewusstsein für Chancen und Risiken der Mediennutzung schaffen
  • Unterstützung für sorgsamen Umgang mit digitalen Medien und Lösung sozialer Probleme
  • Verbindung von Menschen, Minimierung von Ausschlussrisiken und Förderung gesellschaftlicher Teilhabe
  • Stärkung der Medienkompetenz und Bereitstellung angepasster Bildungsangebote
  • Medien als Kommunikationswerkzeuge über verschiedene Kanäle: Primärmedien, Sekundärmedien, Tertiärmedien, Quartiärmedien
  • Medien als Mittler für Zeichen und Symbole in Kommunikationsprozessen, Erweiterung des Ausdrucksspektrums

Die präventiv-normativen bzw. bewahrpädagogischen Ansätze

  • Betonung der Kontrolle und Regulierung von Medieninhalten, besonders für Kinder und Jugendliche
  • Schutz der öffentlichen Ordnung, Sicherheit und sittlichen Entwicklung durch Regulierung schädlicher Medieninhalte
  • Maßnahmen wie Qualifikationsnachweise für Kinoleiter, baupolizeiliche Anforderungen an Theaterräume, Präventivzensur und getrennte Vorstellungen für Erwachsene und Kinder
  • Ziel: Minimierung negativer Auswirkungen des Medienkonsums

Die präventiv-normativen bzw. bewahrpädagogischen Ansätze

  • Schutz vor negativen Medieneinflüssen, besonders für Kinder, Jugendliche und Frauen
  • Basierend auf dem Reiz-Reaktions-Modell des Behaviorismus
  • Ziel: Bewahrung vor schädlichen Medieninhalten und Bereitstellung pädagogisch wertvoller Medienprodukte
  • Maßnahmen wie Jugendmedienschutz durch staatliche Regulierung und Selbstkontrolle der Filmwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg
  • Initiativen und Organisationen zur Medienbildung von Kindern und Jugendlichen wie Visionkino.de und das Deutsche Kinder- und Jugendfilmzentrum

kritisch- Emanzipatorischen Ansatz :

  • Förderung von Aufklärung und Emanzipation
  • Kritische Analyse der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft, Aufdecken von Herrschafts- und Unterdrückungsmechanismen, Entlarven von Ideologien
  • Kritik an Massenmedien und Kulturindustrie wegen Einschränkung der denkenden Aktivität des Betrachters und Beitrag zur Entfremdung
  • Beispiele: Brechts Radiotheorie, Enzensbergers Theorie der Medien
  • Ziel: Erziehung passiver Konsumenten zu kritischen Rezipienten, Entlarven verdeckter Botschaften, Befreiung vom "falschen Bewusstsein"
  • Herstellung einer (Gegen)Öffentlichkeit, Förderung der Produktion von Medieninhalten
  • Kritik: Dogmatismus, einseitiges Menschenbild, Überbetonung des kognitiven Faktors; Berücksichtigung affektiver und kreativer Aspekte des Medienzugangs sowie Bedürfnisse und Motive der Mediennutzenden.

Bildungstechnologischer Ansatz (60er Jahren)

Ansatz heute (in den 70er Jahren Perspektive stark verändert) Reflexiv-Praktische/handlungsorientierter Ansatz:

  • Einsatz von Medien für Bildungszwecke zur Optimierung des Unterrichts und Verbesserung der Lernprozesse
  • Idee einer zentralen Steuerung und Standardisierung des Bildungssystems zur Bewältigung der Bildungskatastrophe
  • Anwendung neuer Lerntheorien, die selbstbestimmtes Lernen fördern, mehr Handlungsorientierung ermöglichen und die Partizipation der Lernenden stärken
  • Reflexiv-praktische bzw. handlungsorientierte Ansätze wie der Uses-and-Gratification-Approach
  • Fokus auf dem zielgerichteten Handeln aktiver Rezipienten und interpretativen sozialen Handlungen im Umgang mit Medien
  • Paradigmenwechsel seit den 1980er Jahren: Subjekt als aktiv in Auswahl und Nutzung von Medieninhalten betrachtet
  • Betonung der Bedeutung des Subjekts als produktiv realitätsverarbeitendes Individuum im Kontext der Mediensozialisation durch die Theorie der Sozialisation
  • Ziel: Förderung von Medienkompetenz und Medienbildung unter Berücksichtigung subjektiver und sozialer Bedeutung von Medien in verschiedenen Lebenswelten und -situationen der Nutzer

Der handlungsorientierte Ansatz

  • Gemeinsames Erkunden, Aufklären und kritisches Betrachten von Medien mit Kindern
  • Kombination des kritischen Ansatzes mit einem partizipativen Ansatz und der Emanzipation
  • Beispiel: Sprechen über Influencer in einer Kita, Vermittlung der damit verbundenen Gefahren durch Nachspielen von Situationen oder das Erstellen eines Films
  • Mediatisierung, Datafizierung und Mediensozialisation nach Friedrich Krotz (2007):
  • Beschreibung der medialen Durchdringung des Alltags als Konzept der Mediatisierung
  • Zunehmende Präsenz mediatisierter Welten im Leben und den Erfahrungen der Menschen
  • Verschiedene Formen von Medienkommunikation prägen zeitlich, räumlich und sozial die Kultur
  • Langanhaltender Prozess mit verschiedenen mediatisierten Schüben wie Buchdruck, Radio, öffentlichem Fernsehen bis hin zum Internet und Web 2.0
  • Zukunftstrends in Richtung maschinelles Lernen, Chatbots, künstliche Intelligenz und humanoiden Robotern mit KI:
  • Entstehung erster KI-Influencer, Experimente mit Pflegerobotern und künstlerische Anwendungen von KI
  • Mögliche Zukunftsszenarien wie Companion-Roboter als Alltagsbegleiter in der gesellschaftlichen Kommunikation

Aktueller Mediatisierungsschub: Digitalisierung

Mediatisierung von Jugend:

  • Aktueller Mediatisierungsschub durch die Digitalisierung als Metaprozess des gesellschaftlichen Wandels:
  • Mikroebene: Wandel im Alltag und den sozialen Beziehungen der Menschen
  • Mesoebene: Auswirkungen auf Parteien, Unternehmen, Organisationen und Institutionen
  • Makroebene: Einfluss auf Politik, Wirtschaft, Sozialisation, Gesellschaft und Kultur
  • Mediatisierung von Jugend auf verschiedenen Ebenen:
  • Mikroebene: Digitale Teilhabe, Beziehungsarbeit über soziale Plattformen, digitale Selbstdarstellung, Cybermobbing, digitale Meinungsbildung
  • Mesoebene: Mobiles Lernen, digitale Schulbücher, digitale Jugendarbeit, digitale Bildung
  • Makroebene: Veränderungen in politischer Kultur (Fake News, Social Bots), Überwachung und Datenhandel, neue Lernwelten, veränderte Berufsprofile und Anforderungen, Veränderungen in Jugendkulturen

Datafizierung:

Schutz oder Überwachung?

  • Datafizierung:
    • Zunehmende Vernetzung zwischen Medien und Bezahlung mit Daten
    • Online-Preisgabe verschiedener Datenarten wie Browserverhalten, Beziehungsdaten, Bewegungsdaten, Konsumdaten, Gesundheitsdaten usw.
    • Sammlung, Auswertung und Verknüpfung dieser Daten (Big Data Analytics) zur Identifikation individueller Präferenzen, Erstellung von Prognosen und Verbesserung von Abläufen
    • Abbildung und Steuerung der sozialen Welt durch Daten führt zu einer großen Menge an Daten (Big Data) für Optimierungszwecke
    • Mögliche Auswirkungen: Schutz und Überwachung
  • Predictive Policing:
    • Vorhersagende Polizeiarbeit durch Analyse von Falldaten zur Berechnung der Wahrscheinlichkeit zukünftiger Straftaten
    • Steuerung des Polizeieinsatzes basierend auf diesen Daten

Mediensozialisation

  • Bewältigung von Entwicklungsaufgaben durch Interaktion des Lernenden mit der Umwelt:
    • Mediensozialisation: Rolle der Medien bei der Entwicklung komplexer Sichtweisen auf die Welt und das eigene Selbst
    • Medien als integraler Bestandteil aller Sozialisationsinstanzen für lebenslange Aneignung von Kompetenzen im Umgang mit Medien und in Medienumgebungen
    • Funktionen der Medienkommunikation:
    • Situative Funktionen: Escapismus, Zeitstruktur, Information, Unterhaltung, Stimmungsregulation
    • Soziale Funktionen: Gesprächsanlässe, Meinungsbildung, Gruppenidentität, soziale Distinktion
    • Ich-bezogene Funktionen: Vorbilder, Exploration, Modell-Lösungen für entwicklungsbezogene Themen
  • Entwicklungsaufgaben im Jugendalter:
    • Akzeptanz der eigenen körperlichen Erscheinung
    • Ausgestaltung der Geschlechterrolle
    • Aufbau neuer Beziehungen zu Altersgenossen
    • Emotionale Unabhängigkeit von Eltern und Erwachsenen
    • Vorbereitung auf Ehe, Familie und Beruf
    • Entwicklung eines eigenen Normen- und Wertesystems

Medien, Öffentlichkeit und Politik:

Wandlungsprozesse im Zuge der Digitalisierung:

Politische Funktion von (Massen-) Medien:

Strukturwandel der Öffentlichkeit

  • Digitalisierung und Gesellschaft:
    • Veränderungen in der Partizipation und Mobilisierung
    • Beispiele: "Arabischer Frühling", #MeToo-Bewegung
    • Soziale Medien als wichtige Mobilisierungsinstrumente
  • Künstliche Intelligenz im Journalismus:
    • Generierung von Texten und Erstellung multimedialer Inhalte
  • Herausforderungen durch "Information Overload":
    • Schwierigkeiten bei Quellenzuordnung und Fake News-Erkennung
  • Digitale Medien als vierte Gewalt:
    • Einfluss auf Demokratien und Diktaturen weltweit
  • Politische Funktion der (Massen-)Medien:
    • Informierung und Bildung der Bürgerinnen
    • Verbreitung umfassender Informationen über politisches Geschehen
    • Teilnahme am politischen Willensbildungsprozess
    • Herstellung von Öffentlichkeit und politischer Kommunikation
    • Integration aller Beteiligten
  • Strukturwandel der Öffentlichkeit nach Jürgen Habermas:
    • Betonung von Rationalitätsverhandlungen für demokratische Aushandlungsprozesse
  • Rolle der Presse:
    • Kritik am herrschaftlichen Handeln
    • Debatte über politische Entscheidungen
    • Bildung einer öffentlichen Meinung oder bürgerlichen Öffentlichkeit

Das Kaffehausmodell:

Kritik an technologischen Expansion und Massenmedien

Deutsche Medienlandschaft heute:

Aufgabe des öffentlich- rechtlichen Rundfunks ergibt sich aus:

Zwiebelmodell von Siegfried Weischenberg (1992):

Kaffeehausmodell:

  • Ideales Modell der öffentlichen Meinungsbildung
  • Regierung gibt Themen vor, Parlament debattiert, Presse berichtet ungefiltert
  • Bürger diskutieren in Kaffeehäusern und Salons, formen öffentliche Meinung
  • Rückkopplung zur Regierung

Kritik an Massenmedien (Habermas 1962):

  • Unterhaltungsorientierung reduziert politisch relevante Nachrichten
  • Publikum wird eher konsumierend als räsonierend
  • Medien oft von Politik und Interessengruppen beeinflusst, weniger neutral
  • Pressekonzentration und Kommerzialisierung erhöhen Manipulationsgefahr

Duale Rundfunksystem in Deutschland seit 1984:

  • Privater Rundfunk zur Gewinnerzielung, öffentlich-rechtlicher Rundfunk mit öffentlichem Auftrag
  • Öffentlich-rechtlicher Rundfunk finanziert durch Rundfunkgebühren
  • Aufgabe aus Grundgesetz und Rundfunkstaatsvertrag abgeleitet

Zwiebelmodell von Siegfried Weischenberg (1992):

  • Beschreibt Normen, Strukturen, Funktionen und Rollen im Mediensystem
  • Bestimmt Journalismus und Wirklichkeitsentwürfe
  • Makro- zur Mikroebene in Bezug auf Journalismus

Mediensysteme:(Normenkontext) (äußerer Ring)

Medieninstitutionen: (Strukturkontext)(ein Ring weiter innen)

Medienaussagen: (Funktionskontext)(weiterer innerer Kreis)

Medienakteuere:(Rollenkontext) (innerster Kreis)

"Konstruktivistische/Kopernikanische Wende":

Mediensysteme:

  • Normenkontext: Gesellschaftliche, historische, rechtliche Rahmenbedingungen
  • Strukturkontext von Medieninstitutionen: Ökonomische, politische, organisatorische, technologische Imperative
  • Funktionskontext von Medienaussagen: Informationsquellen, Berichterstattung, Konstruktion von Wirklichkeit und deren Wirkungen
  • Rollenkontext von Medienakteuren: Demographische Merkmale, soziale und politische Einstellungen, Rollenselbstverständnis, Professionalisierung

Konstruktivistische/kopernikanische Wende:

  • (Massen-)Medien sind aktiv an der Wirklichkeitskonstruktion beteiligt
  • Betonung der aktiven Rolle der Medien bei der Gestaltung und Konstruktion von Realität
  • Schulz 1989 beschreibt diesen Ansatz

Diversität als ganzheitliche Querschnittsaufgabe:

Wandel der Informationsumgebung in einer postdigitalen Kultur:

Jugendliche Meinungsbildung in einer postdigitalen Kultur:

Diversität als Querschnittsaufgabe:

  • BBC strebt Quote von 50% Frauen, 20% Menschen unterschiedlicher ethnischer Zugehörigkeiten, 12% Menschen mit Behinderungen in Belegschaft an

Postdigitale Kultur:

  • Informationsumgebung verändert sich durch "Mehr-Stufen-Fluss" der Informationsvermittlung
  • Intermediäre wie Plattformen bündeln und personalisieren Informationen
  • Filterblasen können Meinungsfreiheit beeinträchtigen
  • Medienkonvergenz führt zur Annäherung verschiedener Medien

Jugendliche Meinungsbildung in postdigitaler Kultur:

  • Stark von Intermediären geprägt
  • Face-to-Face-Kommunikation im sozialen Umfeld und publizistische Medien spielen wichtige Rolle
  • Kritisch gegenüber Youtubern und Webvideos
  • Hinterfragen weniger Unterschiede zwischen Youtubern und objektiver Berichterstattung in Massenmedien sowie gesellschaftliche Ursachen und Folgen der Youtube-Kommerzialisierung

Soziale Ungleichheit:

Welche Effekte hat das Intern auf soziale Ungleichheit?

Soziale Ungleichheit:

  • Unterschiedliche Teilhabemöglichkeiten an Ressourcen wie Besitz, Einkommen, Bildung, Ansehen
  • Kulturelles Kapital nach Bourdieu und Habitus-Theorie relevant

Internet und soziale Ungleichheit:

  • Bildungsmöglichkeiten und hybrides Arbeiten können zu mehr sozialer Teilhabe führen
  • Anonymität im Internet kann Diskriminierung verringern
  • Internet beschleunigt und verstärkt Prozesse
  • Fördert einheitliches Schönheitsideal, globale Medienlandschaft
  • Nicht alle haben Zugang zu Bildungsangeboten im Internet aufgrund technischer Barrieren
  • Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderungen wichtig
  • Internet kann Wahrnehmung der Realität verzerren, falsche Vorstellung von sozialer Ungleichheit fördern

Digital Divide (Hargittai/DiMaggio):

Bildungshintergrund (mpfs 2017) und sozialer Status (Shell 2015)

Digital Divide:

  • Ungleichheit im Zugang zu digitalen Technologien (First-Level-Divide) und Nutzung sowie Medienkompetenz (Second-Level-Divide)
  • Wissenskluft-These: Bevölkerungsgruppen mit höherem sozioökonomischem Status greifen schneller auf Informationen aus Massenmedien zu
  • Einflussfaktoren: Wohnort, Bildung, Behinderung, Geschlecht, Alter
  • Regionalen Disparitäten, insbesondere in Bezug auf Breitbandverbindungen
  • Menschen mit Behinderungen haben erschwerten Zugang aufgrund von Barrieren wie mangelnder Barrierefreiheit
  • Bildungshintergrund, sozialer Status, Geräteausstattung spielen Rolle bei digitaler Ungleichheit
  • Konzept der "Intersections" betrachtet Zusammenwirken verschiedener Kategorien bei Zugang zu digitalen Technologien

Bildungshintergrund

Pierre Bourdieu

ildungshintergrund und soziale Ungleichheit im Medienhandeln:

  • Ökonomische, kulturelle und soziale Ressourcen nach Bourdieu beeinflussen Präferenzen und Medienkompetenzen
  • Jugendliche mit weniger Ressourcen bevorzugen kommunikations- und unterhaltungsorientierte Angebote
  • Jugendliche mit mehr Ressourcen praktizieren informationsbezogene Internetnutzung

Bourdieu's Konzept der Kapitalien:

  • Macht und Reichtum hängen nicht nur von individuellen Leistungen ab, sondern auch von herkunftsbedingten Gruppenzugehörigkeiten und vorteilhaften Verbindungen

Habitus:

  • Gesellschaftlich erlernte Denk- und Handlungsmuster
  • Spiegelt den Rang oder Status einer Person wider
  • Wird durch ökonomisches, kulturelles, soziales und symbolisches Kapital beeinflusst

Studie I: Online-Dating

Digitalisierung und soziale Ungleichheit am Beispiel von Online-Dating:

  • Soziale Segregation: Distanzierung von Gruppen in einem Kollektiv, führt zu weniger Empathie, Radikalisierung, gesellschaftlicher Spaltung
  • Bildung von "Bubbles" in sozialen Netzwerken verstärkt Segregation
  • Online-Dating kann soziale Kreise integrieren, Beziehungen fördern, die soziale Grenzen überbrücken
  • Paare, die sich online kennenlernen, heterogener in Ethnie, Religion, Bildungsabschluss
  • Überbrückende Beziehungen wertvoll für soziale Kohäsion, Stereotypenabbau, Verständigung zwischen verschiedenen Gruppen
  • Wahrscheinlichkeit solcher Beziehungen abhängig von alltäglichen Interaktionsumständen

Studie II: Musikproduktion

Virtualisierung von Zusammenarbeit und Geschlechterungleichheit in Kreativprozessen:

  • Frauen weniger stark eingebunden, häufiger unterbrochen, kritischer beurteilt als Männer in Musikproduktion
  • Virtualisierung von Zusammenarbeit kann Geschlechterungleichheit verringern
  • Frauen profitieren von asynchroner Zusammenarbeit, weniger benachteiligt, Kreativität gefördert
  • Asynchrone Bearbeitung von Kreativprozessen unterstützt Kreativität von Frauen, die aufgrund von Ungleichbehandlung benachteiligt wurden

Studie III: Netzwerke in Teams

Geschlecht und soziale Netzwerke in Teams:

  • Frauen haben typischerweise weniger und schwächere persönliche Beziehungen im Arbeitskontext
  • Ungleichheit bei Karrierechancen aufgrund von unterschiedlichen sozialen Netzwerken
  • Boundary Spanning (BS) wird geschlechtsspezifisch bewertet, Frauen als illoyal und berechnend wahrgenommen
  • Virtualisierung von Interaktionen kann Bewertung von BS bei Männern und Frauen angleichen
  • Networking Gelegenheiten (NG) treiben BS an, Frauen haben weniger Chancen auf NG aufgrund gesellschaftlicher Rollenerwartungen
  • In virtuellen Arbeitszusammenhängen seltener Networking Gelegenheiten, da Kommunikation stärker aufgabenorientiert ist und Kopräsenz fehlt

Salienz von sozialen Kategorien

Wahrnehmung anderer in virtuellen Räumen I

Selbstrepräsentation in virtuellen Räumen I

Salienz von Geschlechterstereotypen in virtuellen Räumen:

  • Kommunikative Praktiken können Geschlechterunterschiede (re-)produzieren
  • Salienz von Geschlechterstereotypen variiert in unterschiedlichen Interaktionssituationen
  • Virtuelle Kontexte können Geschlechterunterschiede abschwächen, wenn Stereotypen weniger präsent sind
  • Betonung geschlechtstypischer Merkmale beeinflusst Wahrnehmung anderer und löst Geschlechterstereotype aus
  • Selbstrepräsentation in virtuellen Räumen orientiert sich oft an gesellschaftlichen Stereotypen
  • Proteus-Effekt: Tendenz, Verhalten an digitaler Selbstrepräsentation auszurichten
  • Selbstrepräsentation beeinflusst, inwieweit Ungleichheit kommunikativ (re-)produziert wird

Entwicklungslinien – Kinder und digitale Medien

Screen time und mobiler Zugang bei jüngeren Kindern

Anstieg der Nutzung Sozialer Medien auch schon bei älteren Kindern (ab 10 Jahre)

Nutzung von digitalen Medien bei Kindern und Jugendlichen:

  • Kinder und Jugendliche starten früh mit digitalen Medien und Internetnutzung
  • Zugang zu digitalen Medien erfolgt vermehrt im persönlichen Umfeld, weniger unter elterlicher Aufsicht
  • Bildschirmzeit und mobiler Zugang steigen bei jüngeren Kindern, Internetnutzung bei unter 8-Jährigen stark gestiegen
  • Jugendliche stark vernetzt, verbringen viel Zeit online
  • Mädchen länger online als Jungen, Jungen nutzen häufiger Desktop-Computer, Mädchen bevorzugen Smartphones
  • Durchschnittliche wöchentliche Internetnutzung über 60 Stunden für Jungen, über 67 Stunden für Mädchen
  • Nutzung sozialer Medien steigt ab 10 Jahren, besonders nach Smartphone-Besitz
  • Beliebte Apps: WhatsApp, YouTube, TikTok, Instagram, Snapchat
  • Intensive Nutzung trotz Altersbeschränkungen in Nutzungsbedingungen

Neue Chancen für Teilhabe – neue Gefährdungslagen und Exklusionsprozesse

Reflektion der eigenen Mediennutzung

Medienerziehung und Medienkompetenz:

  • Eltern kontrollieren Bildschirmzeit ihrer Kinder, oft weniger aus Motiven oder Bedürfnissen
  • Neue Risiken wie exzessive Mediennutzung, Cybermobbing, Hatespeech beeinflussen junge Menschen
  • Wichtig, Balance zwischen Mediennutzung und anderen Aktivitäten zu finden
  • Eigene Mediennutzung reflektieren, Fragen stellen:
    1. Welche Medien nutzen Sie regelmäßig und wie beeinflussen sie Ihren Alltag?
    2. Wie unterscheidet sich Ihr heutiges Medienverhalten von dem in Ihrer Kindheit und Jugend?
    3. Welche Fähigkeiten sind in der digitalen Welt wichtig, um erfolgreich zu sein?
    4. Besitzen Sie Medienkompetenz?

Strukturmerkmale von Kompetenz

Zukunft

Computertechnologie als Kulturtechnik

Medienkompetenz, eine Definition

Kompetenz und Medienkompetenz:

  • Kompetenz basiert auf spezifischem Wissen und Fertigkeiten in einem Bereich, verbindet Wissen mit praktischen Fähigkeiten
  • Kompetenzen können altersgerecht beschrieben und erlernt werden
  • Erfolgreiche Bewältigung von Herausforderungen zeigt individuelle Kompetenz an
  • Kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten, um Probleme zu lösen
  • Motivationale, volitionale und soziale Bereitschaften und Fähigkeiten, um Lösungen erfolgreich anzuwenden
  • Medienkompetenz: Fähigkeiten für angemessenes Handeln in digitaler Zukunft
  • Computertechnologie als wichtige Kulturtechnik für alle zugänglich
  • Medienkompetenz ermöglicht aktiven Umgang mit Medien zur Gestaltung des Lebens und verantwortungsbewusstem Handeln
  • Notwendigkeit eines kompetenten Umgangs mit Medien für selbstbestimmtes Leben für Kinder, Jugendliche und ihr Umfeld

Medienkompetenz nach Dieter Baacke (1934-1999)

Medienkompetenz nach Dieter Baacke:

  • Fähigkeit, Medien effektiv zu nutzen, Teil der kommunikativen Handlungskompetenz
  • Basiert auf Erkenntnissen von Noam Chomsky zur universellen Grammatik, Jean Piagets Modell der kognitiven Entwicklung und Jürgen Habermas' Konzept der kommunikativen Kompetenz
  • Betont Bedeutung von Regelsystemen in Sprache, aktiver Auseinandersetzung mit Umwelt und Verständnis für vernünftige Kommunikation ohne Herrschaftsstrukturen

Emanzipation und Partizipation

Kommunikative Kompetenz und Medienkompetenz:

  • Kommunikative Kompetenz angeboren, muss entwickelt werden
  • Medienkompetenz Teil davon, bezieht sich auf Umgang mit verschiedenen Medien
  • Jeder sollte unabhängig von sozialer Klasse oder Herkunft gleich behandelt werden
  • Ziel: Stärkung der Kommunikationsfähigkeiten für vernünftige Konfliktlösungen und Aufhebung ungerechter Herrschaft

Was muss man können und wissen, um „medienkompetent“ zu werden?

Vier Dimensionen von Medienkompetenz

Um medienkompetent zu werden, muss man folgende Fähigkeiten und Kenntnisse erwerben:

  1. Medienkritik: Analytisch denken, reflektieren und ethisch handeln.
  2. Medienkunde: Informiert sein und instrumentelle Fähigkeiten zur Nutzung von Medien besitzen.
  3. Zielorientierte Mediennutzung: Medien rezeptiv anwenden und interaktiv nutzen.
  4. Mediengestaltung: Innovativ sein und kreative Gestaltungsformen entwickeln.

Medienbildung

Medienkompetenz „In a Nutshell“

 

Medienbildung und Medienkompetenz:

  • Gelungene Medienbildung umfasst kompetenten Umgang mit Medien, Reflexion über sie und Anpassungsfähigkeit in neuen Mediensituationen
  • Medienkompetenz als Kulturtechnik durch systematische Medienbildung erwerbbar
  • Ermöglicht souveräne Lebensführung in digital geprägter Gesellschaft, Teil eines emanzipatorischen Bildungsverständnisses
  • Erweitert Orientierungs- und Handlungsmöglichkeiten zur Lösung aktueller Probleme und Bewältigung von Umbruchsituationen

Förderung von Medienkompetenz an drei Bildungsorten

KMK-Strategiepapier „Bildung in der digitalen Welt“

Förderung von Medienkompetenz an drei Bildungsorten:

  1. Formale Bildungsorte:
    • Betonung der medienkompetenzorientierten Planung und Gestaltung von Lernumgebungen in Schulen, Ausbildungen und Hochschulen
  2. Non-formale Bildungsorte:
    • Förderung der medienkompetenzorientierten Planung und Gestaltung von freiwilligen Aktivitäten in Kindertagesstätten, Jugendarbeit und Medienwerkstätten
  3. Informelle Bildungsorte:
    • Begleitung von Selbstbildungs- und Selbstlernprozessen mit Medien außerhalb formaler Bildungsinstitutionen, z.B. in der Familie oder mit Gleichaltrigen
  • Kultusministerkonferenz (KMK) strebt ab 2021 an, dass alle Schülerinnen und Schüler jederzeit digitale Medien und das Internet pädagogisch sinnvoll nutzen können sollten
  • Beginn der Vorbereitung auf die Digitalisierung bereits in der Primarstufe, um auf digitale Lebensbereiche vorzubereiten

Was umfasst Medienkompetenz in der Sozialen Arbeit?

Professionsbezogene Anforderungen an Medienpädagog*innen

Medienkompetenz in der Sozialen Arbeit bis 2060:

  • Wechselspiel zwischen Fachkräften, Adressat*innen und Organisationen
  • Erforderliche Kompetenzen für Medienpädagog*innen:
  1. Medienpädagogisches Wissen:
    • Verständnis für Persönlichkeitsentwicklung und Sozialisation in der digitalen Kultur
    • Anerkennung des Bildungswerts von Offline- und Onlinemedien
    • Kenntnis ethischer Standards im Umgang mit Medien und medienrechtlicher Fragen
  2. Medienpädagogisches Können:
    • Kommunikative Fähigkeiten für den Austausch mit Adressat*innengruppen
    • Fähigkeit zur Decodierung medialer Ausdrucksformen von Heranwachsenden
    • Handwerkliche Fähigkeiten für die Arbeit mit Medien
  3. Umgang mit paradoxen Handlungsanforderungen:
    • Balance zwischen Vermittlung von Medienkompetenz und autonomen Lernprozessen
    • Kontrolle des Medienverhaltens vs. Offenheit für kreative Interaktionsformen
    • Berücksichtigung der Entscheidungsfreiheit der Adressat*innen

Medienpädagogische Kompetenz für Lehrkräfte(Sigrid Blömeke)

Medienpädagogische Kompetenz für Fachkräfte in der Sozialen Arbeit

Medienpädagogische Kompetenz für Lehrkräfte:

  • Mediendidaktische Kompetenz: Einsatz von Medien im Unterricht
  • Medienerzieherische Kompetenz: Behandlung medienbezogener Themen im Unterricht
  • Sozialisationsbezogene Kompetenz: Berücksichtigung der medienbezogenen Lernvoraussetzungen der Schüler*innen
  • Schulentwicklungskompetenz: Innovative Gestaltung der Rahmenbedingungen für medienpädagogisches Handeln in Schulen
  • Eigene Medienkompetenz: Fähigkeit zum verantwortungsvollen Umgang mit Medien

Medienpädagogische Kompetenz für Fachkräfte in der Sozialen Arbeit:

  • Orientierungswissen über mediatisierte Gesellschaft und technologische Entwicklungen
  • Lebenswelt-Kenntnisse über Auswirkungen auf Adressat*innen
  • Eigene Medienkompetenz im Umgang mit Medien

Zusätzlich erforderliche Fähigkeiten:

  • Analyse- und Gestaltungsfähigkeiten, z.B. Anwendung geeigneter Methoden, Gestaltung von Bildungsräumen und Entwicklung organisationaler Rahmenbedingungen für Medienbildung in der sozialarbeiterischen Praxis.

Grundbildung Medien

Grundbildung Medien umfasst:

  • Reflexion der Digitalität, eigener Mediennutzung und professionellen Rolle
  • Fähigkeiten zur Förderung von Medienbildung in verschiedenen Bildungskontexten und Lebensphasen
  • Professionelles Handlungswissen für kritische Auseinandersetzung mit Medienentwicklungen
  • Didaktische, technische und gestalterische Fertigkeiten für den Einsatz von Medien im Selbstausdruck, Kommunikation, Lernen und Artikulation
  • Methodenrepertoire zur Förderung von Fähigkeiten in Informationsbeschaffung, Quellenbewertung, Datenschutz, informationeller Selbstbestimmung und Kinder- und Jugendmedienschutz.