Grammatik


Set of flashcards Details

Flashcards 82
Language Deutsch
Category German
Level University
Created / Updated 24.04.2024 / 28.05.2024
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Der Begriff «Mittel-hoch-deutsch» (R2)

Was bedeutet der Begriff "deutsch"?

  • Idiom der germanischen Stämme Zentraleuropas

  • ahd. diutisg, vgl. lat. teotisce, tiutiscae: zum (eigenen) Volk/Stamm gehörend

  • impliziert Abgrenzung gegen anderssprachige Völker und v.a. gegenüber Lat. (daneben Bezeichnungen, die von Stammesnamen abgeleitet sind, z.B. ahd. in frenkisga zungun – in fränkischer Sprache)

Der Begriff «Mittel-hoch-deutsch» (R2)

Was bedeutet der Begriff "mittel"?

  1. mittel:

    • zeitliche Eingrenzung zwischen Alt- und Neuhochdeutsch: ca. 1050–1350

    • Beginn der mhd. Epoche: Überlieferungslücke 1022–1060; Texte nach 1060 weisen deutlich gewandelte Sprachstufe auf (Sekundärumlaut, Abbau Flexionsmorpheme)

    • Ende ist «ausgefranst»: Neuerungen regional gestaffelt oder teilweise gar nicht vollzogen (z.B. wird die sog. Diphthongierung der alten Langvokale im Alemannischen nicht vollzogen: Hus vs. Haus)

Der Begriff «Mittel-hoch-deutsch» (R2)

hoch:

  • geographische Einordnung: südlich der Speyrer Linie (appel-apfel-Linie), vgl. R5

  • schwäbische, alemannische, bairisch-österreichische, ostfränkische Dialekte

  • vs. Mittel- und Niederdeutsch

Aussprache- und Graphie-Regeln des Mhd. (R3)

Aussprache Vokale

1. auf welcher Ebene können Kurz- und Langvokale unterschieden werden?

2. werden sie graphisch unterschieden? wenn ja, wo?

1. Bedeutungsebene: kurz/lang kann bedeutungsunterscheidend sein: man vs. mân (Mann/Mond)


2. graphisch wird in den Handschriften allerdings nicht unterschieden


 3. Langvokale werden daher in vielen modernen Textausgaben mit Zirkumflex markiert: â, ê, î, ô, û

Aussprache- und Graphie-Regeln des Mhd. (R3)

Aussprache Vokale

  • Beschreibe welche Umlaute es gibt.
     
  • wie sehen die jeweiligen Umlaute aus?

  • es gibt kurze und lange
     
  •  kurz: ä, ö, ü
    - lang: æ, œ, iu (als [y:] bzw. langes /ü/ auszusprechen)

Aussprache- und Graphie-Regeln des Mhd. (R3)

Aussprache Vokale

  • Nenne die drei Typen an Diphthonge. 
     
  • Definiere sie näher.

- steigende: ei (e-i, nicht a-i), ou, öi/öu (Aufwärtsbewegung der Zunge)

- fallende: ie, uo, üe

- immer erstbetont, wie schweizerdt. lieb (nicht je)

Aussprache- und Graphieregeln des Mhd. (R3)

Aussprache Konsonanten

wie werden die Konsonanten c: ph: f, v: h: z: s  ausgesprochen?

c: wie k/ck
ph: wie pf
f,v: beide stimmlos

h: - im Silbenanlaut: [h] (Hauchlaut)
     - im Silbenauslaut: [x] (Reibelaut)
      - in den Verbindungen ht und hs: [x] (Reibelaut)

z: nach Vokal [s], sonst [ts]

s: - Verbindungen sk, sc, sh, sch werden als [ʃ] bzw. /sch/ ausgesprochen

- s behält seinen Lautwert in den Verbindungen st, sp, sl, sm, sn, sw

(mhd. s-tein vs. nhd. Sch-tein)

Aussprache u. Graphemik des Mhd. (R2)

  1. wie wird die Orthographie im Mhd. geregelt?
     
  2. Welches Problem stellt sich beim Lesen der Graphemen quer?
     
  3. Entspricht ein Phonem einem Graphem?
     
  4. was ist das Spezielle an der Realisierung der Grapheme <u,f,v,w,i,j>?

  1. gar nicht
  2. Grapheme können mehrdeutig sein: <e> = lang, kurz, offen, geschlossen etc.

  3. nein, Phonem können mehrere Grapheme entsprechen: [y:] bzw. langes /ü/ = <iu, u, v́> etc.

  4. lautliche Realisierung ist kontextabhängig (halb-) vokalisch oder konsonantisch bzw. stimmhaft oder stimmlos

    <v> bspw. kann für /u/ oder /f/ stehen

Aussprache u. Graphemik des Mhd. (R2)

phonetisches vs.morphologisches Prinzip – Auslautverhärtung

  1. Nach welchem Prinzip wird im Mhd. geschrieben? Gib ein Beispiele an.
     
  2. Nach welchem Prinzip wird im Nhd. geschrieben? Gib ein Beispiel an.
     
  3. wie zeigt sich der Unterschied zwischen Mhd. und Nhd.? Mach ein Beispiel dazu.

statt dass man Wörter mit gleichem STamm gleic hschreibt, wird im mhd. je nach Aussprache geschrieben. Tag -> Tac und Tages > Tages (hier wird das /k/ stimmhaft und das wird graphematisch angedeutet

  1. Mhd.: tendentiell phonetische Schreibung: lautliche Unterschiede werden graphisch realisiert

    mhd. lang – lenge gans – gense

    zeigen – zeicte

  2. • Nhd.: tendentiell morphologische Schreibung:
    gleiche Morpheme werden auch bei abweichender Aussprache (Flexion, Derivation) meist gleich geschrieben oder angeglichen

    nhd. lang – Länge Gans – Gänse

    zeigen – zeigte

  3. Dieser Unterschied zeigt sich insbesondere in der mhd. Auslautverhärtung: mhd. tages – tac → nhd. Tag

    geben – gap
    Die Aussprache von tac/Tag und gap/gab ist sowohl im Mhd. als auch Nhd. stimmlos, im Gegensatz zum stimmhaften g bei tages/zeigen. Graphisch wird dieser Unterschied jedoch nur im Mhd. zum Ausdruck gebracht (als c vs. g).

Historische Semantik

  1. Mit was wird der Bedeutungswandel vom Mhd. zum Nhd. unterschieden?
     
  2. Zu welchem Bedeutungswandel ist der Prozess des Neutralwerdens eines Begriffes zuzuordnen?

  1. Bedeutungsverschiebung
     Verengung
    Erweiterung
  2. Begriffserweiterung: mehr Konnotationen, man kann es mehr einsetzen

Historische Semantik: Bsp. êre

Welche Definition gibt Weddinge an?

  • von ahd. ēra, bei dem die religiöse Bedeutung noch dominiert: «Ehrerbietung» gegenüber Gott, oder Gottes «Würde, Ansehen»

Historische Semantik: Bsp. êre

welcher Bedeutungswandel durchzieht sich bis ins Nhd?

teilweise Verengung auf moralische Aspekte hin

Lautliche Besonderheiten des Mhd. (R3f.)

welche lautliche Besonderheiten weist das Mhd. auf?

  • gekürzte u. zusammengezogene Wortformen häufig in mhd. Texten

  • oft metrisch bedingt (→ eine Silbe mehr oder weniger, damit es „aufgeht“)

  • ursprüngliche (längere) und gekürzte Formen bestehen nebeneinander

Lautliche Besonderheiten des Mhd. (R3f.)

Was versteht man unter Kontraktion?

viele dieser Formen kennt man aus dem Schweizerdeutschen: sage —> seit

  1. Gewisse Lautgruppen erscheinen häufig zusammengezogen, z.B.:

ibe → î age → ai/ei ehe → ê

(gibet gît) (saget seit) (sehen sên)

Lautliche Besonderheiten des Mhd. (R3f.)

  1. Was versteht man unter Proklise und Enklise?
  2. Beschreibe beide näher.

 

  1. Un- oder schwachbetonte, meist kurze Wörter lehnen sich an betonte Wörter/Silben an

  2. Proklise: v.a. Präpositionen, Artikel u. Negationspartikel lehnen sich an ze allen zallen en ist enist die ougen dougen

    Enklise: v.a. Negationspartikel u. Pronomina nach Verben od. Präpositionen in daz inz ez ne ezn

    ich ne ine gruozt er in gruoztern

Lautliche Besonderheiten des Mhd. (R3f.)

was versteht man unter Krasis?

gib Beispiele an.

  • besondere Verschmelzungsformen aus Artikel/Pronomen + ist/ich/ez

  • mit veränderter Qualität der vokalischen Bestandteile

    daz ist deist daz ez deiz daz ich deich er ist erst

Lautliche Besonderheiten des Mhd. (R3f.)

  1. Welche Assimiliationserscheinungen gibt es?
  2. Beschreibe beide näher und gib Beispiele an.

  1. Assimilation und Lenisierung
  2. Assimilation: Artikulatorisch verwandte Laute zeigen eine Tendenz zur Angleichung.

    unmaere ummaere («unlieb») umbe umme («um»)

    Lenisierung: partielle Assimilation von t (stimmlos) zu d (stimmhaft) nach Nasalen (n/m), manchmal auch nach Liquiden (l/r). Kommt häufig vor beim Dentalsuffix/Präteritalsuffix der schwachen Präteritalformen.

    si rûmte rûmde ez solte → solde
    er diene
    te diende

    → Auch hier bestehen z.T. beide Formen nebeneinander.

Lautliche Besonderheiten des Mhd. (R3f.)

Nenne alle lautlichen Besonderheiten mit je einem Beispiel.

en-mac: Proklise (Negationspartikel) vervân: kontrahierte Form zu vervâhen geseit: kontrahierte Form zu gesaget nie-ne: Enklise (Negationspartikel) treit: kontrahierte Form zu traget en-sol: Proklise (Negationspartikel) hân: kontrahierte Form zu haben

zer: ze der Proklise (Präposition)
wande: Lenisierung (ahd. want)
hât: kontrahierte Form zu habet
begunde
: Lenisierung (= partielle Assimilierung

des Dentalsuffixes t)

Mhd. Verben

Seit JACOB GRIMM unterscheidet man im Mhd. (und Nhd.) v.a. aufgrund ihrer Präteritalbildung drei Gruppen von Verben:

  • starke Verben: bilden die Tempusformen mithilfe des Ablauts, d.h. mit Hilfe eines systematischen Vokalwechsels

    geben – si gap sprechen – er sprach

  • schwache Verben: bilden die Präteritalform mithilfe des Präteritalsuffixes bzw. Dentalsuffixes -(e)te

    suochen – er suoch-(e)te
    hoeren – si (ge-)hoerte (hier mit Partizip-Präfix)

  • anomale Verben: spezifische Eigenheiten der Flexionsparadigmen

Starke und schwache Verben

Unterscheidungskriterien sind folgende:

Bildung Präteritalform

Partizip Präteritum

Imperativ

Konjuktiv Präteritum

Inwiefern unterscheiden sich die stv und die schwachen Verben?

ritter, rîter 

  1. Beschreibe die etymologische Bedeutung.
  2. wie sieht ihr mhd. Bedeutungssprektrum aus?
  3. Wie hat sich ihre Bedeutung  ins nhd. gewandelt?

  1. Zunächst meint rîter Reiter, also den gepanzerten Reiter zu Pferd (s.u. 1.).

  2. gepanzerter Reiter zu Pferd; militärische Funktion

Männer, die zum Gefolge von Königen etc. gehören (Dienstverhältnis)

Spezialbedeutungen:

a)  realhistorisch: unterste Schicht des Adels/Ministerialität mit Aufstiegsbestrebungen

b)  miles christianus: Kreuzritter, der für Gott kämpft

Adel als Ständegesellschaft gleicher Ideale, Lebensformen (→ Erziehungs-/ Bildungsideal, Dienstgedanke, Seelenadel); eher gesellschaftlich-sozial als rechtlich (Letzteres erst im Spätmittelalter

3. Bedeutungsverengung: Fokus auf Bedeutung 3 mit allen Implikationen

 

êre (Weddige 2010)

  1. Beschreibe die etymologische Bedeutung.
  2. wie sieht ihr mhd. Bedeutungssprektrum aus?
  3. Wie hat sich ihre Bedeutung  ins nhd. gewandelt?

Definition nach Weddige 2010

  • von ahd. ēra, bei dem die religiöse Bedeutung noch dominiert: «Ehrerbietung» gegenüber Gott, oder Gottes «Würde, Ansehen»

  • mhd. Bedeutung:

    Weddige unterscheidet zwei Bedeutungen, die er als eine «äussere» (1) und eine «innere Qualität» (2) umschreibt:

1) 2)

Ruf, gesellschaftliche Geltung, Anerkennung
ehrenhafte Gesinnung, Haltung, Verhalten (eher jüngere Bedeutung); wobei

in der höfischen Literatur die äussere êre die innere bedingt

Bedeutungswandel zum Nhd. hin: teilweise Verengung auf moralische Aspekte hin

Mhd. Negation: Grundlagen (R 22, bis und mit Kap. 4a)

welche drei Negationsoptionen gibt es?

 Negationspartikel und/oder adverbialer Zusatz

Verneinungen werden im Mhd. meist mit der Verneinungspartikel ne, en, in, -n, n- gebildet.

  • steht vor/nach flektierter Verbform (häufig als Pro-/Enklise)

  1. Partikel + niht: In Hauptsätzen kommt meist das Adverb niht (oder andere wie nie, nieman, dehein) hinzu, z.B.:
  • dune trahtest niht ûf êre

    er enchumt nie

  • nur Partikel: Allein verwendet (ohne adverbialen Zusatz) wird die Partikel häufig in Verbindung mit Modalverben und mit lâzen, tuon, wizzen, waenen, ruochen, z.B.:

    si enweiz

  • nur niht (oder nie etc.): Umgekehrt tritt auch niht (und nie, nieman, dehein) teilweise ohne Negationspartikel auf (gegen das Frühneuhochdeutsche immer öfter – aber auch bei Stricker schon häufig):

    des dûhte in allez niht genuoc des ich deheine vröude müge hân

Mhd. Negation: Grundlagen (R 22, bis und mit Kap. 4a)

welche weitere Negationen gibt es?

  1. Manchmal häufen sich, über die Kombination von Partikel und Adverb hinaus, in mhd. Sätzen die Negationsbestandteile, z.B.

    sô enlie er nie deheinen tac «So liess er keinen einzigen Tag verstreichen»

  2. verstärkende Wirkung; zwei (oder auch mehr) Negationsbestandteile heben sich nicht

    (wie im Nhd.) auf

  3. Übersetzung: mit nur einem (verstärkt) negierenden Ausdruck, unterstützt ggf. von Begriffen wie «irgend-», «jemals», z.B.:

    ezn sprichet nie niemen minre danne ich «Niemals spricht jemand liebenswürdiger als ich.»

  4. «Niemand hat jemals einen glücklicheren Tag erlebt./Niemals hat irgendjemand einen glücklicheren Tag erlebt.»

    daz sîn vater nie dehein êre an im kunde bejagen

    ezn gelebete nie dehein man deheinen lieberen tac

    «dass sein Vater im Kampf gegen ihn überhaupt kein Ansehen gewinnen konnte.»

     

Mhd. Negation: Grundlagen

4a. Doppeldeutigkeiten von Pronomina, was ist damit gemeint?

  • dehein, dekein, kein, nehein, enhein («kein, nicht ein») können auch positive Bedeutung haben: in hypothetischen Sätzen, in Fragesätzen und in von einem verneinten Hauptsatz abhängigen Nebensatz

    waere er mir keine wîle bî «wenn er eine Weile bei mir wäre»

  • iht, ieman, ie, iender («[irgend-]etwas, [irgend-]jemand, immer, irgendwo») können auch verneinende Bedeutung haben: v.a. in konjunktivischen Nebensätzen, die mit daz eingeleitet werden (Final- und Objektsätze, konjunktionsloser Nebensatz nach waenen im Hauptsatz)

    ich waene man dâ ieman vant «Ich glaube, man fand dort niemanden.»

    ich bin leider ein wîp, «Ich bin leider eine Frau, sodass ich mich mit daz ich mich mit kampfe iht wer Kämpfen nicht wehren kann.»

Lautwandel Mhd. > Nhd. (R 8f.)

Welches sind die Qualitative vokalische Veränderungen ?

  • Diphthongierung der alten Langvokale: hûs > Haus, zît > Zeit, rîter > Reiter

  • Senkung der steigenden Diphthonge:
    iwein > Iwein, vrouwe > Frau, röuber > Räuber

  • Monophthongierung der fallenden Diphthonge: liep > lieb, vrüe > früh, müede > müde

Lautwandel Mhd. > Nhd. (R 8f.)

welches sind die weniger häufigen, dialektal unterschiedliche Lautwandel?

  1. Weniger häufig, dialektal unterschiedlicher:

    • Senkung der Kurzmonophthonge (v.a. vor Nasal):

      künec > König, sumer > Sommer

    • Rundung (Umgebung: l, sch, w/m/p/b/f/v, pf/ts/tsch):

      âne > ohne, dinster > düster, kepfen > köpfen

    • Entrundung:
      wüschen > wischen

list (Weddige 2010)

  1. Beschreibe die etymologische Bedeutung.
  2. wie sieht ihr mhd. Bedeutungssprektrum aus?
  3. Wie hat sich ihre Bedeutung  ins nhd. gewandel

Etymologie oder ursprüngliche Bedeutung

vom Präterito-Präsens germ. *lis- («wissen, verstehen»), ursprünglich das erlernte «Wissen»

Mhd. Bedeutungsspektrum

  1. Weisheit, Klugheit

  2. Kunst, Wissenschaft, Kunstfertigkeit, Geschicklichkeit (vgl. kunst), wie lat. scientia,

    ars, disciplina; dazu gehören die siben liste und ausserhöfisches Fachwissen

  3. die weise, kluge, schlaue Absicht oder Handlung; Lebensklugheit, Erfindung; List

    (häufig in Brautwerbungsepen, im Tristan oder in Ehebruchsschwänken)

Bedeutungswandel zum Nhd. hin

  • Begriff verengt sich zum Nhd. hin

  • Bedeutungen 1 und 2 fallen weg

  • nhd. Begriff «List» beschränkt sich auf listiges, häufig täuschendes Handeln

Ablautreihen der starken Verben (R 11)

Nenne die Merkmale aller sieben Ablautreihen.

Ablautreihen der starken Verben (R 11)

wie sind die Stammformen 3 und 2 zu lesen?

  • Stammform 3 bzw. 3. Sg. Ind. Prät. ist in erzählenden Texten omnipräsent

  • Stammform 2 bzw. Infinitiv = Lemma brauchen wir zum Nachschlagen des

    Verbs im Wörterbuch

  • für das Übersetzen unverzichtbar: Stammform 2 von Stammform 3 ableiten

    zu können

  • weitere Formen: nachschlagen in der Ablautreihentabelle im Lexer (die Seite

    ganz am Beginn, noch vor den ersten Lemmata) oder im Grammatikreader

Genitiv als Objektkasus in Abhängigkeit von Verben (1a): Angaben im Lexer

1. Wann wissen wir, ob der Genitiv als Objektkasus in Abhängigkeit von Verben dasteht?

wenn es in beiden Artikeln die Bedeutungen mit der Angabe «mit Genitiv» gibt

(daneben aber auch Bedeutungen (s.o. grün), die keinen Genitiv bzw. ein anderes Objekt, eine Infinitivkonstruktion etc. verlangen. Darauf ist beim Übersetzen unbedingt zu achten! (Vgl. auch das Verb wern [Folie 4] wo nur die 2. Bedeutung ein Genitiv-Objekt verlangt).

Starke und schwache Verben

welches sind die wichtigste Phänomene/Begriffe?

 

scchwach: Dental-/Präteritalsuffix

meinen – si mein(e)te

umlautloses Präteritum

hoeren – si hôrte

Lenisierung
t → d nach Nasal: er meinde

stark:

Ablaut → Reihen/Stammformen

nîgen (Stf. 2) – si neic (Stf. 3) → Ablautreihe Ia Auslautverhärtung

singen – si sanc

ehemals reduplizierend (AR VII)

got. haí-hait > mhd. hiez (heizen) got. haí-hald > mhd. hielt (halten) got. laí-lôt > mhd. liez (lazen)

Anomale Verben (R 13–15)

was gehört zu den anomalen Verben?

  • Mischverben

  • kontrahierte Verben

  • Wurzelverben

  • sîn

  • Präterito-Präsentien

  • wellen

Anomale Verben (R 13–15)

1. Was sind Mischverben?

2. Nenne 2 Beispiele.

3. inwiefern sind beide Beispiele Mischverben?

1. starke (Ablaut, z.B. began, brungen) und stark-schwache Formen (abgelautete

Wurzel mit Dentalsuffix, z.B. brâhte, begunden

2. bringen, beginnen

3. bringen: mit Primärberührungseffekt und Nasalschwund/Ersatzdehnung; Partizip:

brâht (ohne Präfix ge-)

beginnen: mit Lenisierung (begunde)

Anomale Verben (R 13–15)

 was sind kontrahierte Verben, wie haben/hân, lâzen/lân, slâhen/slân und weitere?

 

  • Kontraktion führt zu alternativem Flexionsparadigma (im Reader sind nicht alle, sondern nur die üblichsten – kontrahierten und/oder unkontrahierten – Formen angegeben)

  • semantische Differenzierung bei haben/hân: kontrahierte Form v.a. beim Einsatz als Hilfsverb, unkontrahierte als Vollverb in Bedeutung «halten, besitzen»

Anomale Verben (R 13–15)

  • was sind Wurzelverben wie tuon, gân/gên, stân/stên ?

  • Verben, deren Stamm auf Vokal auslautet, ohne Konsonant und Themavokal;

    Flexionssuffix wird direkt an Wurzelvokal angehängt; einsilbige Präsensformen

  • tuon: hat Präteritalbildung mit Reduplikationssilbe bewahrt: deutlich sichtbar noch in

    1./3. Sg. Prät. tete; weitere Prät.-Formen sind an Ablautreihe V angeglichen

  • stân/stên, gân/gên:

  • -  Flexionsparadigma gründet auf zwei unterschiedlichen Stämmen, einem kurzen (Wurzel-Infinitiv) und einem längeren, schon älteren (Infinitiv mit ahd. Stamm)

  • -  daher die Unterschiede zwischen Präsens- und Präteritum-Formen:

Wurzelinfinitiv ahd./mhd. gân/gên
Präs. mhd. gât – gân – gânde (gêt...)

langer ahd. Stamm ahd. gangan
Prät. mhd. gienc – giengen – gegangen

ahd./mhd. stân/stên
mhd. stât – stân – stânde (stêt...)

ahd. stantan
mhd. stuont – stuonden – gestanden

- die zwei verschiedenen Wurzelvokale â/ê sind dialektale Varianten

Anomale Verben (R 13–15)

Warum ist sîn ein anormales Verb?

  • formal gesehen ebenfalls ein Wurzelverb, jedoch mit weiteren Unregelmässigkeiten; die

    meisten Eigenarten sind im Nhd. erhalten

  • Formen aus drei verschiedenen Wurzeln (zwei indogermanische, eine mhd.) gebildet:

    idg. *es-
    idg. bhû-+*es- mhd. wesen stv. V

     

    z.B. ist, sint, sîn
    z.B. bist, birt
    z.B. was, waeren (alle Präteritum-Formen)

Anomale Verben (R 13–15)

Präterito-Präsentien

Verben, deren starke ursprüngliche Präteritalformen präsentische Bedeutung erlangt haben

 

  reguläres starkes Verb: rîten – ich reit Präteritum Ablautreihe Ia

-  Präterito-Präsens (wizzen): *wîzen – ich weiz urspr. Präteritum, mhd. Präsens!

-  Präterito-Präsentien werden Ablautreihen der stv. zugeordnet – aufgrund der Bildung ihrer Präsensform

  • Folge: Bildung neuer, schwacher Präteritalform mit einem Dentalsuffix: ich weste

  • zusätzlich: Assimilierungen in der Art des Primärberührungseffektes (mugen – mohte) sowie

    Lenisierung (kunde)

Anomale Verben (R 13–15)

alle Modalverben

  • (ausser wellen) gehören zu den Präterito-Präsentien

    → Präterito-Präsentien-Tabelle (S. 15) wird an Prüfung zur Verfügung gestellt (ohne nhd. Übersetzungen)

Anomale Verben (R 13–15)

wellen

  • Grundlage des Flexionsparadigmas ist ein ursprünglicher Optativ (ez wil), der indikativische Bedeutung erlangt hat. Diese Form ist in den Sg.-Präsens-Formen noch erhalten.

  • Zu diesem neuen Indikativ musste ein neuer Konjunktiv gebildet werden: ez welle

  • Hinzu kommt ein neues, schwaches Prät.: ez wolde
    (durch Bildung eines jan-Verbs, daher der spezifische Vokalismus wolde – wellen [Infinitiv umgelautet, Prät. nicht])