ÄDL - Einführungsmodul
Grammatik
Grammatik
Set of flashcards Details
Flashcards | 82 |
---|---|
Language | Deutsch |
Category | German |
Level | University |
Created / Updated | 24.04.2024 / 28.05.2024 |
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Der Begriff «Mittel-hoch-deutsch» (R2)
Was bedeutet der Begriff "deutsch"?
Idiom der germanischen Stämme Zentraleuropas
ahd. diutisg, vgl. lat. teotisce, tiutiscae: zum (eigenen) Volk/Stamm gehörend
impliziert Abgrenzung gegen anderssprachige Völker und v.a. gegenüber Lat. (daneben Bezeichnungen, die von Stammesnamen abgeleitet sind, z.B. ahd. in frenkisga zungun – in fränkischer Sprache)
Der Begriff «Mittel-hoch-deutsch» (R2)
Was bedeutet der Begriff "mittel"?
mittel:
zeitliche Eingrenzung zwischen Alt- und Neuhochdeutsch: ca. 1050–1350
Beginn der mhd. Epoche: Überlieferungslücke 1022–1060; Texte nach 1060 weisen deutlich gewandelte Sprachstufe auf (Sekundärumlaut, Abbau Flexionsmorpheme)
Ende ist «ausgefranst»: Neuerungen regional gestaffelt oder teilweise gar nicht vollzogen (z.B. wird die sog. Diphthongierung der alten Langvokale im Alemannischen nicht vollzogen: Hus vs. Haus)
Der Begriff «Mittel-hoch-deutsch» (R2)
hoch:
geographische Einordnung: südlich der Speyrer Linie (appel-apfel-Linie), vgl. R5
schwäbische, alemannische, bairisch-österreichische, ostfränkische Dialekte
vs. Mittel- und Niederdeutsch
Aussprache- und Graphie-Regeln des Mhd. (R3)
Aussprache Vokale
1. auf welcher Ebene können Kurz- und Langvokale unterschieden werden?
2. werden sie graphisch unterschieden? wenn ja, wo?
1. Bedeutungsebene: kurz/lang kann bedeutungsunterscheidend sein: man vs. mân (Mann/Mond)
2. graphisch wird in den Handschriften allerdings nicht unterschieden
3. Langvokale werden daher in vielen modernen Textausgaben mit Zirkumflex markiert: â, ê, î, ô, û
Aussprache- und Graphie-Regeln des Mhd. (R3)
Aussprache Vokale
- Beschreibe welche Umlaute es gibt.
- wie sehen die jeweiligen Umlaute aus?
- es gibt kurze und lange
- kurz: ä, ö, ü
- lang: æ, œ, iu (als [y:] bzw. langes /ü/ auszusprechen)
Aussprache- und Graphie-Regeln des Mhd. (R3)
Aussprache Vokale
- Nenne die drei Typen an Diphthonge.
- Definiere sie näher.
- steigende: ei (e-i, nicht a-i), ou, öi/öu (Aufwärtsbewegung der Zunge)
- fallende: ie, uo, üe
- immer erstbetont, wie schweizerdt. lieb (nicht je)
Aussprache- und Graphieregeln des Mhd. (R3)
Aussprache Konsonanten
wie werden die Konsonanten c: ph: f, v: h: z: s ausgesprochen?
c: wie k/ck
ph: wie pf
f,v: beide stimmlos
h: - im Silbenanlaut: [h] (Hauchlaut)
- im Silbenauslaut: [x] (Reibelaut)
- in den Verbindungen ht und hs: [x] (Reibelaut)
z: nach Vokal [s], sonst [ts]
s: - Verbindungen sk, sc, sh, sch werden als [ʃ] bzw. /sch/ ausgesprochen
- s behält seinen Lautwert in den Verbindungen st, sp, sl, sm, sn, sw
(mhd. s-tein vs. nhd. Sch-tein)
Aussprache u. Graphemik des Mhd. (R2)
- wie wird die Orthographie im Mhd. geregelt?
- Welches Problem stellt sich beim Lesen der Graphemen quer?
- Entspricht ein Phonem einem Graphem?
- was ist das Spezielle an der Realisierung der Grapheme <u,f,v,w,i,j>?
- gar nicht
Grapheme können mehrdeutig sein: <e> = lang, kurz, offen, geschlossen etc.
nein, Phonem können mehrere Grapheme entsprechen: [y:] bzw. langes /ü/ = <iu, u, v́> etc.
lautliche Realisierung ist kontextabhängig (halb-) vokalisch oder konsonantisch bzw. stimmhaft oder stimmlos
<v> bspw. kann für /u/ oder /f/ stehen
Aussprache u. Graphemik des Mhd. (R2)
phonetisches vs.morphologisches Prinzip – Auslautverhärtung
- Nach welchem Prinzip wird im Mhd. geschrieben? Gib ein Beispiele an.
- Nach welchem Prinzip wird im Nhd. geschrieben? Gib ein Beispiel an.
- wie zeigt sich der Unterschied zwischen Mhd. und Nhd.? Mach ein Beispiel dazu.
statt dass man Wörter mit gleichem STamm gleic hschreibt, wird im mhd. je nach Aussprache geschrieben. Tag -> Tac und Tages > Tages (hier wird das /k/ stimmhaft und das wird graphematisch angedeutet
Mhd.: tendentiell phonetische Schreibung: lautliche Unterschiede werden graphisch realisiert
mhd. lang – lenge gans – gense
zeigen – zeicte
• Nhd.: tendentiell morphologische Schreibung:
gleiche Morpheme werden auch bei abweichender Aussprache (Flexion, Derivation) meist gleich geschrieben oder angeglichennhd. lang – Länge Gans – Gänse
zeigen – zeigte
Dieser Unterschied zeigt sich insbesondere in der mhd. Auslautverhärtung: mhd. tages – tac → nhd. Tag
geben – gap
Die Aussprache von tac/Tag und gap/gab ist sowohl im Mhd. als auch Nhd. stimmlos, im Gegensatz zum stimmhaften g bei tages/zeigen. Graphisch wird dieser Unterschied jedoch nur im Mhd. zum Ausdruck gebracht (als c vs. g).
Historische Semantik
- Mit was wird der Bedeutungswandel vom Mhd. zum Nhd. unterschieden?
- Zu welchem Bedeutungswandel ist der Prozess des Neutralwerdens eines Begriffes zuzuordnen?
- Bedeutungsverschiebung
Verengung
Erweiterung - Begriffserweiterung: mehr Konnotationen, man kann es mehr einsetzen
Historische Semantik: Bsp. êre
Welche Definition gibt Weddinge an?
von ahd. ēra, bei dem die religiöse Bedeutung noch dominiert: «Ehrerbietung» gegenüber Gott, oder Gottes «Würde, Ansehen»
Historische Semantik: Bsp. êre
welcher Bedeutungswandel durchzieht sich bis ins Nhd?
teilweise Verengung auf moralische Aspekte hin
Lautliche Besonderheiten des Mhd. (R3f.)
welche lautliche Besonderheiten weist das Mhd. auf?
gekürzte u. zusammengezogene Wortformen häufig in mhd. Texten
oft metrisch bedingt (→ eine Silbe mehr oder weniger, damit es „aufgeht“)
ursprüngliche (längere) und gekürzte Formen bestehen nebeneinander
Lautliche Besonderheiten des Mhd. (R3f.)
Was versteht man unter Kontraktion?
viele dieser Formen kennt man aus dem Schweizerdeutschen: sage —> seit
Gewisse Lautgruppen erscheinen häufig zusammengezogen, z.B.:
ibe → î age → ai/ei ehe → ê
(gibet → gît) (saget → seit) (sehen → sên)
Lautliche Besonderheiten des Mhd. (R3f.)
- Was versteht man unter Proklise und Enklise?
- Beschreibe beide näher.
Un- oder schwachbetonte, meist kurze Wörter lehnen sich an betonte Wörter/Silben an
Proklise: v.a. Präpositionen, Artikel u. Negationspartikel lehnen sich an ze allen → zallen en ist → enist die ougen → dougen
Enklise: v.a. Negationspartikel u. Pronomina nach Verben od. Präpositionen in daz → inz ez ne → ezn
ich ne → ine gruozt er in → gruoztern
Lautliche Besonderheiten des Mhd. (R3f.)
was versteht man unter Krasis?
gib Beispiele an.
besondere Verschmelzungsformen aus Artikel/Pronomen + ist/ich/ez
mit veränderter Qualität der vokalischen Bestandteile
daz ist → deist daz ez → deiz daz ich → deich er ist → erst
Lautliche Besonderheiten des Mhd. (R3f.)
- Welche Assimiliationserscheinungen gibt es?
- Beschreibe beide näher und gib Beispiele an.
- Assimilation und Lenisierung
Assimilation: Artikulatorisch verwandte Laute zeigen eine Tendenz zur Angleichung.
unmaere → ummaere («unlieb») umbe → umme («um»)
Lenisierung: partielle Assimilation von t (stimmlos) zu d (stimmhaft) nach Nasalen (n/m), manchmal auch nach Liquiden (l/r). Kommt häufig vor beim Dentalsuffix/Präteritalsuffix der schwachen Präteritalformen.
si rûmte → rûmde ez solte → solde
er dienete → diende→ Auch hier bestehen z.T. beide Formen nebeneinander.
Lautliche Besonderheiten des Mhd. (R3f.)
Nenne alle lautlichen Besonderheiten mit je einem Beispiel.
en-mac: Proklise (Negationspartikel) vervân: kontrahierte Form zu vervâhen geseit: kontrahierte Form zu gesaget nie-ne: Enklise (Negationspartikel) treit: kontrahierte Form zu traget en-sol: Proklise (Negationspartikel) hân: kontrahierte Form zu haben
zer: ze der Proklise (Präposition)
wande: Lenisierung (ahd. want)
hât: kontrahierte Form zu habet
begunde: Lenisierung (= partielle Assimilierung
des Dentalsuffixes t)
Mhd. Verben
Seit JACOB GRIMM unterscheidet man im Mhd. (und Nhd.) v.a. aufgrund ihrer Präteritalbildung drei Gruppen von Verben:
starke Verben: bilden die Tempusformen mithilfe des Ablauts, d.h. mit Hilfe eines systematischen Vokalwechsels
geben – si gap sprechen – er sprach
schwache Verben: bilden die Präteritalform mithilfe des Präteritalsuffixes bzw. Dentalsuffixes -(e)te
suochen – er suoch-(e)te
hoeren – si (ge-)hoerte (hier mit Partizip-Präfix)anomale Verben: spezifische Eigenheiten der Flexionsparadigmen
ritter, rîter
- Beschreibe die etymologische Bedeutung.
- wie sieht ihr mhd. Bedeutungssprektrum aus?
- Wie hat sich ihre Bedeutung ins nhd. gewandelt?
Zunächst meint rîter Reiter, also den gepanzerten Reiter zu Pferd (s.u. 1.).
gepanzerter Reiter zu Pferd; militärische Funktion
Männer, die zum Gefolge von Königen etc. gehören (Dienstverhältnis)
Spezialbedeutungen:
a) realhistorisch: unterste Schicht des Adels/Ministerialität mit Aufstiegsbestrebungen
b) miles christianus: Kreuzritter, der für Gott kämpft
Adel als Ständegesellschaft gleicher Ideale, Lebensformen (→ Erziehungs-/ Bildungsideal, Dienstgedanke, Seelenadel); eher gesellschaftlich-sozial als rechtlich (Letzteres erst im Spätmittelalter
3. Bedeutungsverengung: Fokus auf Bedeutung 3 mit allen Implikationen
êre (Weddige 2010)
- Beschreibe die etymologische Bedeutung.
- wie sieht ihr mhd. Bedeutungssprektrum aus?
- Wie hat sich ihre Bedeutung ins nhd. gewandelt?
Definition nach Weddige 2010
von ahd. ēra, bei dem die religiöse Bedeutung noch dominiert: «Ehrerbietung» gegenüber Gott, oder Gottes «Würde, Ansehen»
mhd. Bedeutung:
Weddige unterscheidet zwei Bedeutungen, die er als eine «äussere» (1) und eine «innere Qualität» (2) umschreibt:
1) 2)
•
Ruf, gesellschaftliche Geltung, Anerkennung
ehrenhafte Gesinnung, Haltung, Verhalten (eher jüngere Bedeutung); wobei
in der höfischen Literatur die äussere êre die innere bedingt
Bedeutungswandel zum Nhd. hin: teilweise Verengung auf moralische Aspekte hin
Mhd. Negation: Grundlagen (R 22, bis und mit Kap. 4a)
welche drei Negationsoptionen gibt es?
Negationspartikel und/oder adverbialer Zusatz
Verneinungen werden im Mhd. meist mit der Verneinungspartikel ne, en, in, -n, n- gebildet.
steht vor/nach flektierter Verbform (häufig als Pro-/Enklise)
- Partikel + niht: In Hauptsätzen kommt meist das Adverb niht (oder andere wie nie, nieman, dehein) hinzu, z.B.:
dune trahtest niht ûf êre
er enchumt nie
nur Partikel: Allein verwendet (ohne adverbialen Zusatz) wird die Partikel häufig in Verbindung mit Modalverben und mit lâzen, tuon, wizzen, waenen, ruochen, z.B.:
si enweiz
nur niht (oder nie etc.): Umgekehrt tritt auch niht (und nie, nieman, dehein) teilweise ohne Negationspartikel auf (gegen das Frühneuhochdeutsche immer öfter – aber auch bei Stricker schon häufig):
des dûhte in allez niht genuoc des ich deheine vröude müge hân
Mhd. Negation: Grundlagen (R 22, bis und mit Kap. 4a)
welche weitere Negationen gibt es?
Manchmal häufen sich, über die Kombination von Partikel und Adverb hinaus, in mhd. Sätzen die Negationsbestandteile, z.B.
sô enlie er nie deheinen tac «So liess er keinen einzigen Tag verstreichen»
verstärkende Wirkung; zwei (oder auch mehr) Negationsbestandteile heben sich nicht
(wie im Nhd.) auf
Übersetzung: mit nur einem (verstärkt) negierenden Ausdruck, unterstützt ggf. von Begriffen wie «irgend-», «jemals», z.B.:
ezn sprichet nie niemen minre danne ich «Niemals spricht jemand liebenswürdiger als ich.»
«Niemand hat jemals einen glücklicheren Tag erlebt./Niemals hat irgendjemand einen glücklicheren Tag erlebt.»
daz sîn vater nie dehein êre an im kunde bejagen
ezn gelebete nie dehein man deheinen lieberen tac
«dass sein Vater im Kampf gegen ihn überhaupt kein Ansehen gewinnen konnte.»
Mhd. Negation: Grundlagen
4a. Doppeldeutigkeiten von Pronomina, was ist damit gemeint?
dehein, dekein, kein, nehein, enhein («kein, nicht ein») können auch positive Bedeutung haben: in hypothetischen Sätzen, in Fragesätzen und in von einem verneinten Hauptsatz abhängigen Nebensatz
waere er mir keine wîle bî «wenn er eine Weile bei mir wäre»
iht, ieman, ie, iender («[irgend-]etwas, [irgend-]jemand, immer, irgendwo») können auch verneinende Bedeutung haben: v.a. in konjunktivischen Nebensätzen, die mit daz eingeleitet werden (Final- und Objektsätze, konjunktionsloser Nebensatz nach waenen im Hauptsatz)
ich waene man dâ ieman vant «Ich glaube, man fand dort niemanden.»
ich bin leider ein wîp, «Ich bin leider eine Frau, sodass ich mich mit daz ich mich mit kampfe iht wer Kämpfen nicht wehren kann.»
Lautwandel Mhd. > Nhd. (R 8f.)
Welches sind die Qualitative vokalische Veränderungen ?
Diphthongierung der alten Langvokale: hûs > Haus, zît > Zeit, rîter > Reiter
Senkung der steigenden Diphthonge:
iwein > Iwein, vrouwe > Frau, röuber > RäuberMonophthongierung der fallenden Diphthonge: liep > lieb, vrüe > früh, müede > müde
Lautwandel Mhd. > Nhd. (R 8f.)
welches sind die weniger häufigen, dialektal unterschiedliche Lautwandel?
Weniger häufig, dialektal unterschiedlicher:
Senkung der Kurzmonophthonge (v.a. vor Nasal):
künec > König, sumer > Sommer
Rundung (Umgebung: l, sch, w/m/p/b/f/v, pf/ts/tsch):
âne > ohne, dinster > düster, kepfen > köpfen
Entrundung:
wüschen > wischen
list (Weddige 2010)
- Beschreibe die etymologische Bedeutung.
- wie sieht ihr mhd. Bedeutungssprektrum aus?
- Wie hat sich ihre Bedeutung ins nhd. gewandel
Etymologie oder ursprüngliche Bedeutung
vom Präterito-Präsens germ. *lis- («wissen, verstehen»), ursprünglich das erlernte «Wissen»
Mhd. Bedeutungsspektrum
Weisheit, Klugheit
Kunst, Wissenschaft, Kunstfertigkeit, Geschicklichkeit (vgl. kunst), wie lat. scientia,
ars, disciplina; dazu gehören die siben liste und ausserhöfisches Fachwissen
die weise, kluge, schlaue Absicht oder Handlung; Lebensklugheit, Erfindung; List
(häufig in Brautwerbungsepen, im Tristan oder in Ehebruchsschwänken)
Bedeutungswandel zum Nhd. hin
Begriff verengt sich zum Nhd. hin
Bedeutungen 1 und 2 fallen weg
nhd. Begriff «List» beschränkt sich auf listiges, häufig täuschendes Handeln
Ablautreihen der starken Verben (R 11)
wie sind die Stammformen 3 und 2 zu lesen?
Stammform 3 bzw. 3. Sg. Ind. Prät. ist in erzählenden Texten omnipräsent
Stammform 2 bzw. Infinitiv = Lemma brauchen wir zum Nachschlagen des
Verbs im Wörterbuch
für das Übersetzen unverzichtbar: Stammform 2 von Stammform 3 ableiten
zu können
weitere Formen: nachschlagen in der Ablautreihentabelle im Lexer (die Seite
ganz am Beginn, noch vor den ersten Lemmata) oder im Grammatikreader
Genitiv als Objektkasus in Abhängigkeit von Verben (1a): Angaben im Lexer
1. Wann wissen wir, ob der Genitiv als Objektkasus in Abhängigkeit von Verben dasteht?
wenn es in beiden Artikeln die Bedeutungen mit der Angabe «mit Genitiv» gibt,
(daneben aber auch Bedeutungen (s.o. grün), die keinen Genitiv bzw. ein anderes Objekt, eine Infinitivkonstruktion etc. verlangen. Darauf ist beim Übersetzen unbedingt zu achten! (Vgl. auch das Verb wern [Folie 4] wo nur die 2. Bedeutung ein Genitiv-Objekt verlangt).
Starke und schwache Verben
welches sind die wichtigste Phänomene/Begriffe?
scchwach: Dental-/Präteritalsuffix
meinen – si mein(e)te
umlautloses Präteritum
hoeren – si hôrte
Lenisierung
t → d nach Nasal: er meinde
stark:
Ablaut → Reihen/Stammformen
nîgen (Stf. 2) – si neic (Stf. 3) → Ablautreihe Ia Auslautverhärtung
singen – si sanc
ehemals reduplizierend (AR VII)
got. haí-hait > mhd. hiez (heizen) got. haí-hald > mhd. hielt (halten) got. laí-lôt > mhd. liez (lazen)
Anomale Verben (R 13–15)
was gehört zu den anomalen Verben?
Mischverben
kontrahierte Verben
Wurzelverben
sîn
Präterito-Präsentien
wellen
Anomale Verben (R 13–15)
1. Was sind Mischverben?
2. Nenne 2 Beispiele.
3. inwiefern sind beide Beispiele Mischverben?
1. starke (Ablaut, z.B. began, brungen) und stark-schwache Formen (abgelautete
Wurzel mit Dentalsuffix, z.B. brâhte, begunden
2. bringen, beginnen
3. bringen: mit Primärberührungseffekt und Nasalschwund/Ersatzdehnung; Partizip:
brâht (ohne Präfix ge-)
beginnen: mit Lenisierung (begunde)
Anomale Verben (R 13–15)
was sind kontrahierte Verben, wie haben/hân, lâzen/lân, slâhen/slân und weitere?
Kontraktion führt zu alternativem Flexionsparadigma (im Reader sind nicht alle, sondern nur die üblichsten – kontrahierten und/oder unkontrahierten – Formen angegeben)
semantische Differenzierung bei haben/hân: kontrahierte Form v.a. beim Einsatz als Hilfsverb, unkontrahierte als Vollverb in Bedeutung «halten, besitzen»
Anomale Verben (R 13–15)
- was sind Wurzelverben wie tuon, gân/gên, stân/stên ?
Verben, deren Stamm auf Vokal auslautet, ohne Konsonant und Themavokal;
Flexionssuffix wird direkt an Wurzelvokal angehängt; einsilbige Präsensformen
tuon: hat Präteritalbildung mit Reduplikationssilbe bewahrt: deutlich sichtbar noch in
1./3. Sg. Prät. tete; weitere Prät.-Formen sind an Ablautreihe V angeglichen
stân/stên, gân/gên:
- Flexionsparadigma gründet auf zwei unterschiedlichen Stämmen, einem kurzen (Wurzel-Infinitiv) und einem längeren, schon älteren (Infinitiv mit ahd. Stamm)
- daher die Unterschiede zwischen Präsens- und Präteritum-Formen:
Wurzelinfinitiv ahd./mhd. gân/gên
Präs. mhd. gât – gân – gânde (gêt...)
langer ahd. Stamm ahd. gangan
Prät. mhd. gienc – giengen – gegangen
ahd./mhd. stân/stên
mhd. stât – stân – stânde (stêt...)
ahd. stantan
mhd. stuont – stuonden – gestanden
- die zwei verschiedenen Wurzelvokale â/ê sind dialektale Varianten
Anomale Verben (R 13–15)
Warum ist sîn ein anormales Verb?
formal gesehen ebenfalls ein Wurzelverb, jedoch mit weiteren Unregelmässigkeiten; die
meisten Eigenarten sind im Nhd. erhalten
Formen aus drei verschiedenen Wurzeln (zwei indogermanische, eine mhd.) gebildet:
idg. *es-
idg. bhû-+*es- mhd. wesen stv. Vz.B. ist, sint, sîn
z.B. bist, birt
z.B. was, waeren (alle Präteritum-Formen)
Anomale Verben (R 13–15)
Präterito-Präsentien
Verben, deren starke ursprüngliche Präteritalformen präsentische Bedeutung erlangt haben
reguläres starkes Verb: rîten – ich reit Präteritum Ablautreihe Ia
- Präterito-Präsens (wizzen): *wîzen – ich weiz urspr. Präteritum, mhd. Präsens!
- Präterito-Präsentien werden Ablautreihen der stv. zugeordnet – aufgrund der Bildung ihrer Präsensform
Folge: Bildung neuer, schwacher Präteritalform mit einem Dentalsuffix: ich weste
zusätzlich: Assimilierungen in der Art des Primärberührungseffektes (mugen – mohte) sowie
Lenisierung (kunde)
Anomale Verben (R 13–15)
alle Modalverben
(ausser wellen) gehören zu den Präterito-Präsentien
→ Präterito-Präsentien-Tabelle (S. 15) wird an Prüfung zur Verfügung gestellt (ohne nhd. Übersetzungen)
Anomale Verben (R 13–15)
wellen
Grundlage des Flexionsparadigmas ist ein ursprünglicher Optativ (ez wil), der indikativische Bedeutung erlangt hat. Diese Form ist in den Sg.-Präsens-Formen noch erhalten.
Zu diesem neuen Indikativ musste ein neuer Konjunktiv gebildet werden: ez welle
Hinzu kommt ein neues, schwaches Prät.: ez wolde
(durch Bildung eines jan-Verbs, daher der spezifische Vokalismus wolde – wellen [Infinitiv umgelautet, Prät. nicht])