Medienkritkfähigkeit
EWL Examen
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Kartei Details
Karten | 23 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Pädagogik |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 02.02.2024 / 04.02.2024 |
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Was versteht man unter Medienkritikfähigkeit?
Unter Medienkritikfähigkeit versteht man die Fähigkeit von Individuen, Medieninhalte zu analysieren, zu bewerten und kritisch zu hinterfragen. Es beinhaltet die Kompetenz, Medieninhalte nicht nur passiv zu konsumieren, sondern aktiv zu reflektieren und zu beurteilen. Medienkritikfähigkeit umfasst dabei mehrere Dimensionen:
Analysefähigkeit: Die Fähigkeit, Medieninhalte zu durchdringen und deren Aufbau, Absichten und Botschaften zu verstehen.
Bewertungsfähigkeit: Die Fähigkeit, Medieninhalte anhand von persönlichen Werten, gesellschaftlichen Normen oder ethischen Prinzipien zu beurteilen.
Reflexionsfähigkeit: Die Fähigkeit, sich selbst und eigene Vorurteile in den Medienkonsum einzubeziehen und sich darüber bewusst zu werden.
Kritikfähigkeit: Die Fähigkeit, Medieninhalte auf ihre Glaubwürdigkeit, Objektivität und Vollständigkeit zu prüfen und kritische Fragen zu stellen.
Bewusstsein über Medieneinflüsse: Die Fähigkeit, sich der möglichen Einflüsse von Medien auf Einstellungen, Meinungen und Verhalten bewusst zu sein.
Erlärte: Mediatisierte Lebenswelt Jugendlicher
Dies bezieht sich auf die Welt der Jugendlichen, die stark von Medien beeinflusst ist. Es umfasst digitale Medien, insbesondere Smartphones und das Internet, die einen bedeutenden Teil des Alltags junger Menschen ausmachen.
Medienkompetenz:
Dieser Begriff bezieht sich auf die Fähigkeit und Bereitschaft von Menschen, in Medienkontexten zu handeln. Es spiegelt den Wandel in der Gesellschaft wider, insbesondere im Hinblick auf die Entwicklung zur Mediengesellschaft im 20. Jahrhundert.
Mediatisierung der Lebenswelt:
Der Begriff "Mediatisierung" betont, dass Medien nicht mehr nur als separate Sphäre in der Gesellschaft betrachtet werden können. Sie durchdringen und strukturieren den Alltag grundlegend.
Digital Natives:
Diese Bezeichnung bezieht sich auf die Generation von Kindern und Jugendlichen, die in einer Welt aufgewachsen sind, in der digitale Medien allgegenwärtig sind. Sie sind mit digitalen Technologien aufgewachsen und haben Schwierigkeiten, sich eine Welt ohne diese Technologien vorzustellen.
Medienbildung
Hierbei handelt es sich um einen Ansatz, der den Fokus auf Bildungsprozesse legt, die spezifisch durch Medien beeinflusst werden. Medienbildung bezieht sich auf die Potenziale bestimmter medialer Ausdrucksformen für Bildungsprozesse.
Medienkritik:
Eine zentrale Dimension vieler Medienkompetenzkonzepte ist die Fähigkeit zur Medienkritik. Dies beinhaltet das kritische Handeln und Reflektieren im Umgang mit Medieninhalten.
Deskriptive und präskriptive Dimension:
Medienkompetenzkonzepte umfassen sowohl eine beschreibende (deskriptive) als auch eine normative (präskriptive) Dimension. Sie beschreiben gewünschte Fertigkeiten und ermöglichen die Beschreibung empirisch messbarer Leistungen.
Kommunikative Kompetenz Baacke:
Baacke beschreibt kommunikative Kompetenz als die Fähigkeit, in verschiedenen Situationen potentiell situations- und medienadäquate Kommunikationen ohne Bindung an Reize auszugeben und zu empfangen.
Kommunikative Kompetenz ist für Baacke gleichzeitig eine Arbeitshypothese von der Erziehbarkeit des Menschen und eine pädagogische Aufgabe.
Die Beziehung zwischen kommunikativer Kompetenz und Medienkompetenz besteht darin, dass Medienkompetenz eine Spezifikation der kommunikativen Kompetenz ist, angesichts sich medial verändernder Lebenswelten und der "Kommunikationsexplosion".
Das erzieherische Ziel der Kommunikationskompetenz:
Das erzieherische Ziel ist es, die Kommunikationskompetenz für die Entscheidung zu vernünftigen Konfliktlösungen und zur Aufhebung ungerechtfertigter und unfrei machender Herrschaft einzusetzen.
Baackes Konzept betont das "sinnvolle Ziel" der kommunikativen und Medienkompetenz als umfassende Selbstemanzipation des Subjekts.
Emanzipation bedeutet, dass das Subjekt durch Sprache, Wahrnehmung und stummes Erwartungshandeln die Richtung seines kommunikativen Tuns bestimmen kann.
Baacke betrachtet die Abstraktheit des Emanzipationsbegriffs in Bezug auf empirische Vorhaben als Schwäche seines Konzepts von Medienkompetenz.
Norbert Groeben Modell der Medienkompetenz
Norbert Groeben entwickelt ein eigenes Modell von Medienkompetenz mit sieben Teildimensionen, darunter die medienbezogene Kritikfähigkeit.
Groeben betont die intensionale Geschlossenheit und extensionale Offenheit seines Modells, um Empirie und Anwendbarkeit zu gewährleisten.
Medienkritikfähigkeit beinhaltet eine analytisch-distanzierte Verarbeitungshaltung und ist eine Kernkomponente von Medienkompetenz.
Medienbezogene Kritikfähigkeit umfasst inhaltliche und formale Aspekte sowie eine Prozessperspektive und Anschlusskommunikation.
Heinz Moser Konzept von Medienkritik
Ist in drei Handlungsfeldern und vier Kompetenzstufen unterteilt.
Medienkritik steigert sich in Mosers Modell entlang des Grades der Eigenständigkeit in der Auseinandersetzung mit Medien.
Gerhard Tulodziecki's Medienkompetenzkonzept (1998):
Definition von Medienkompetenz als Fähigkeit, in Medienzusammenhängen sachgerecht, selbstbestimmt, kreativ und sozialverantwortlich zu handeln
Fünf relevante Aufgabenbereiche der Medienpädagogik zur Förderung von Medienkompetenz:
- Auswählen und Nutzung von Medienangeboten unter Beachtung von Handlungsalternativen
- Eigenes Gestalten und Verbreiten von Medienbeiträgen
- Verstehen und Bewerten von Mediengestaltungen
- Erkennen und Aufarbeiten von Medieneinflüssen
- Durchschauen und Beurteilen von Bedingungen der Medienproduktion und -verbreitung
Lernen in diesen Domänen von Medienkompetenz bedingt durch Lebenssituation, Bedürfnislage, Kenntnis- bzw. Erfahrungsstand und Entwicklungsniveau Jugendlicher
Aspekte von Medienkritik bei Tulodziecki:
- Medienkritik in den Aufgabenbereichen 3, 4 und 5
- Gegenstandsbereiche von Medienkritik: Form von Medien, Rezeptionsprozess, Motivationen, Interessen und gesellschaftliche Kontexte des Medienschaffens
- Ziel: Jugendliche zu selbstbestimmtem und sozial verantwortungsvollem Handeln zu befähigen
Stefan Aufenanger's Medienkompetenzkonzept (1997):
- Sechs Dimensionen: kognitive, moralische, soziale, affektive, ästhetische, Handlungsdimension
- Kognitive, moralische und soziale Dimensionen zielen auf eine kritische Perspektive
- Medienkompetenz soll zu selbstbestimmtem Umgang mit Medien und medienpolitischen Aktivitäten im Sinne von Partizipation befähigen
Sonja Ganguin's Medienkritik-Konzept (2004)
- Kritik an bestehenden Medienkritik-Konzepten als zu abstrakt und unscharf
- Fünf Dimensionen von Medienkritik: Wahrnehmungsfähigkeit, Decodierungsfähigkeit, Analysefähigkeit, Reflexionsfähigkeit, Urteilsfähigkeit
- Entwicklung von Medienkritik in drei Phasen: Aneignungsphase, kritische Phase, Reifungsphase
Renee Hobbs' Media Literacy-Ansatz:
- Media Literacy als Fähigkeit, Massenmedien zu lesen und zu beurteilen
- Fünf Dimensionen: Access, Analyze, Create, Reflect, Act
- Medienkritik in den Dimensionen Analyze und Reflect
- Betonung der sozialen Verantwortung und kritischen Perspektive in der Dimension Reflect
- Ziel: Befähigung von Kindern und Jugendlichen zur kritischen Beurteilung von Medieninhalten.
Critical Media Literacy-Ansatz (Kellner & Share):
- Kritik im Titel betont, konstruktiv an Media Literacy-Ansatz anschließend.
- Kritik orientiert sich an Critical Theory und Cultural Studies.
- Fokus auf gesellschaftlichen Machtstrukturen in Medien.
- Betonung der Differenzlinien "gender, race, class, and sexuality".
- Nicht nur kritische Interpretation, sondern auch Produktion von "alternative media".
- Fünf Core Concepts: Principle of Non-Transparency, Codes and Conventions, Audience, Content and Message, Motivation and Political Economy.
- Ziel: Mündige Bürger*innen für demokratische Partizipation.
Kritische Dimension der Digitalen Kompetenzen (Cortoni, LoPresti & Cervelli):
- Kritischer Anteil: Fähigkeit zur autonomen Analyse und Bewertung von Medieninhalten.
- Prozesshafte Entwicklung in sieben Stufen: expressive or linguistic, thematic figurative, discourse, semio-narrative, social and cultural oriented, author’s ideology, communicative context.
- Kritikfähigkeit abhängig von kognitiven Fähigkeiten, digitalem und kulturellem Wissen.
Computer and Information Literacy (CIL) nach Bos et al.:
- Definiert als individuelle Fähigkeiten zur Nutzung von Computern und neuen Technologien.
- Unterscheidung in computer literacy (Programmanwendungen) und information literacy (digitale Informationsnutzung).
- Rezeptive Dimension: Informationen sammeln und organisieren.
- Produktive Dimension: Informationen erzeugen und austauschen.
- Gemessene Kompetenz auf fünfstufiger Skala basierend auf Unterdimensionen.
SINUS-Studien 2020 und 2015:
- Qualitative Untersuchung der Lebensverhältnisse und -orientierungen von Jugendlichen in Deutschland (14-17 Jahre).
- 2015: Jugendliche betrachten Medienkompetenz als technisch-instrumentelle Fertigkeiten und erkennen die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen.
- 2020: Jugendliche haben ein Bewusstsein für Risiken im Internet, besonders aus "bildungsnahen" Milieus entwickeln differenzierte Kriterien.
Shell-Jugendstudien "Jugend 2019" und "Jugend 2015":
- Quantitative Repräsentativbefragungen von Jugendlichen in Deutschland (12-25 Jahre).
- 2015: Jugendliche äußern kritischen Blick auf Internetangebote, unterschiedliche Grundhaltungen (kritisch, mit Bedenken, eher unkritisch).
- 2019: Jugendliche betrachten Angebote im Internet kritisch, bezogen auf Google und Facebook.
- Sozioökonomische Herkunft beeinflusst die Medienkritik.
JIM-Studie 2018:
- Repräsentativbefragung zum Medienhandeln und -besitz Jugendlicher (12-19 Jahre).
- Vertrauen in Nachrichtenangebote: Jugendliche vertrauen besonders öffentlich-rechtlichen Medien, geringes Vertrauen in die Bild-Zeitung.
- Vertrauen korreliert mit formalem Bildungsstand.
- 93% erkennen werbliche Produktdarstellung bei YouTubern, aber etwa 20% kaufen beworbene Produkte.