Pädagogische Diagnostik

Die Förderprogramme behandeln psychosoziale Problembereiche wie soziale Kompetenz, Aggression, Hyperkinetische Störungen, Depressionen, Ängste, Sexualität sowie Alkohol-, Nikotin- und Drogenkonsum.

Soziale Kompetenz besteht aus kognitiven, emotionalen und aktionalen Fertigkeiten, die es ermöglichen, soziale Situationen zielführend und bedürfnisgerecht zu bewältigen.

Zu den kognitiven Fertigkeiten gehören z.B. das Einfühlen in andere Personen und das Entwickeln von Handlungsalternativen. Emotionale Fertigkeiten umfassen das Wahrnehmen und Ignorieren eigener Gefühle, während aktionale Fertigkeiten z.B. das deutliche Sprechen oder das Ansehen eines Gesprächspartners beinhalten.

Im Bereich der sozialen Kompetenzen werden vier Trainingsansätze unterschieden: Behaviorale Modelle, Sozial-kognitives Problemlösen, Soziale Perspektivenübernahme und Selbstmanagement.

Behaviorale Modelle zielen darauf ab, konkrete Verhaltensdefizite in sozialen Situationen zu beheben, indem konkretes Verhalten (nonverbal und/oder verbal) trainiert wird. Dabei werden Verhaltensskripts für häufig auftretende soziale Situationen erarbeitet.

Beim Sozial-kognitiven Problemlösen wird trainiert, soziale Situationen richtig einzuschätzen, alternative Verhaltensmöglichkeiten zu generieren, Konsequenzen abzuschätzen und einen Prozess des Problemlösens zu durchlaufen.

In der Sozialen Perspektivenübernahme werden Empathiefähigkeit und die Fähigkeit trainiert, sich in die emotionalen und kognitiven Perspektiven anderer Personen hineinzuversetzen.

Das Ziel des Selbstmanagements besteht darin, die Selbststeuerungskompetenzen zu erhöhen, indem Techniken wie Selbstinstruktionen, Selbstbeobachtung und Selbstbelohnung eingesetzt werden.

Die Trainings der sozialen Kompetenzen sind für verschiedene Altersgruppen geeignet, angefangen vom Kindesalter bis in das Jugend- und junge Erwachsenenalter.

Die Langzeiteffekte der Trainings können ernüchternd ausfallen, da die Generalisierung in den Alltag und die zeitliche Generalisierung eine Herausforderung darstellen können. Die Programme müssen daher möglicherweise auch an individuelle Bedürfnisse und Probleme angepasst werden.

Hyperkinetische Störungen sind durch eine Symptomtrias gekennzeichnet, zu der Beeinträchtigungen der Aufmerksamkeit, Impulskontrolle und des Aktivitätslevels gehören.

Hyperkinetische Störungen werden als multifaktorielle Verursachung betrachtet, die genetische Dispositionen und psychosoziale Elemente wie ungünstiges Erziehungsverhalten umfasst.

Der multimodale Ansatz wird empfohlen, bei dem neben einem Training mit dem Kind oder Jugendlichen auch die Bezugspersonen wie Eltern und Lehrer miteinbezogen werden.

Konzentrations- und Selbstinstruktionstrainings verfolgen das Ziel, die Aufmerksamkeit und Impulskontrolle zu steigern.

Schulische Interventionen können in den Bereichen Kontingenzmanagement, Interventionen in der Lehrstrategie und kognitiv-verhaltensbezogene Interventionen erfolgen. Diese Ansätze haben sich als wirksam erwiesen.

Eine mangelnde Impulskontrolle bei hyperkinetischen Störungen kann auch bei Aggressionen eine Rolle spielen, wodurch ähnliche Ansatzpunkte bei Präventions- und Interventionsmaßnahmen entstehen, wie das Erlernen von Selbstkontrolltechniken.

Die Eltern werden aktiv in die Behandlung einbezogen, indem ihre positive Eltern-Kind-Interaktion gestärkt und operante Techniken eingeführt werden.

In einer Metaanalyse wurden deutliche Effekte bei schulischen Interventionen festgestellt, wobei verhaltensbezogene Variablen stärker beeinflusst wurden als akademische Variablen. Kontingenzmanagement und Interventionen in der Lehrstrategie zeigten sich effektiver als kognitiv-verhaltensbezogene Interventionen.

Je nach der Kombination der Hauptsymptome (Aufmerksamkeit, Impulskontrolle und Aktivitätslevel) werden verschiedene Subtypen von hyperkinetischen Störungen unterschieden.

Belohnungssysteme, wie Token-Systeme oder Verhaltensverträge, haben sich gerade bei Kindern und Jugendlichen mit hyperkinetischen Störungen bewährt und können das erwünschte Verhalten verstärken.

Ängste können schon im Säuglingsalter identifiziert werden, z. B. Ängste vor lauten Geräuschen. Später im Vorschulalter können Ängste vor der Trennung von Bezugspersonen und vor Phantasiegestalten auftreten.

Ängste erfüllen eine Schutzfunktion in potenziellen Gefahrensituationen, indem sie Verhaltenstendenzen wie Flucht, Angriff oder Erstarren vorbereiten.

Ein möglicher gemeinsamer Entwicklungspfad für das Entstehen von Ängsten und Depressionen liegt darin, dass in beiden Fällen negative Emotionen überwiegen und Schwierigkeiten bestehen, negative Emotionen zu regulieren.

Bei Ängsten und Depressionen sind die emotionale Ebene, die kognitive Ebene (durch angstauslösende Gedanken), die Verhaltensebene (durch Flucht- oder Angriffsverhalten) und die körperliche Ebene (durch somatische Reaktionen wie Erhöhung der Herzfrequenz) involviert.

Die universellen Präventionsprogramme beinhalten Elemente wie das Erkennen und Verändern von inneren Gedanken, die Beeinflussung von Körpersignalen (z. B. durch Entspannungsübungen) und das Einüben von Bewältigungsstrategien.

Das universelle Präventionsprogramm "Freunde-Programm" von Barett, Webster und Turner (2003) richtet sich an Schüler im Altersbereich von sieben bis zwölf Jahren und behandelt Ängste und Depressionen.

Das vorrangig universelle Programm "Lust an realistischer Sicht & Leichtigkeit im sozialen Alltag (LARS&LISA)" von Pössel, Horn, Seemann und Hautzinger (2004) richtet sich an Jugendliche der 8. und 9. Klasse zur Prävention von Depressionen.

Das Training sozialer Kompetenzen kann die soziale Einbindung von Jugendlichen unterstützen und einer Depressionsentwicklung entgegenwirken.

Programme, die durch einen stärker therapeutischen Anspruch charakterisiert sind, richten sich möglicherweise an spezifische Zielgruppen oder haben eine gezieltere individuelle Ausrichtung.

Ein wichtiger Ansatzpunkt für präventive Bemühungen liegt darin, frühzeitig den Umgang mit negativen Emotionen zu erlernen und diese erfolgreich zu regulieren.

Wichtige Präventionsanliegen im Bereich der Sexualität sind die Vermeidung von Schwangerschaften und Infektionskrankheiten (z. B. HIV). Ebenso wichtig ist der Aufbau eines angemessenen Verhältnisses zu Fragen der Sexualität, positive Einstellungen zur Sexualität zu entwickeln und angemessene sexuelle Beziehungen aufzubauen und aufrechtzuerhalten.

Das Medienpaket zur Sexualerziehung von Eichholz, Niehammer, Wendt und Lohaus (1994) bietet einen breiten Zugang zum Thema Sexualität mit Einbezug biologischer und psychosozialer Dimensionen. Es vermittelt eine Wissensbasis und enthält Elemente zum Aufbau positiver Einstellungen zur Sexualität und zur Verhaltensbeeinflussung.

Das LiZA-Programm (Liebe in Zeiten von Aids) setzt einen Schwerpunkt auf Aids-Prävention und thematisiert gleichzeitig die Stärkung des Selbstwertgefühls, sozialer Kompetenzen und der Kommunikationsfertigkeit bei Jugendlichen.

Das Programm "Peer Education" von Backes und Schönbach (2002) richtet sich an Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren und befähigt sie dazu, eigene Projekte zu sexualitätsbezogenen Themen (wie Liebe oder Schwangerschaftsverhütung) ohne Erwachsene durchzuführen.