Diagnostik
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Set of flashcards Details
Flashcards | 128 |
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Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 18.07.2023 / 01.08.2024 |
Weblink |
https://card2brain.ch/box/20230718_diagnostik
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empirischer Gehalt / empirische Untersuchbarkeit
Hypothesen sind Annahmen über reale Sachverhalte
Falsifizierbarkeit
HT sind durch Erfahrungsaten durch empirische Daten widerlegbar
Funktion der Hypothesen
- steuern und gliedern die Planung des diagnostischen Vorgehens und die Beantwortung der Fragestellung im Befund
- dienen der Transparenz und Prüfbarkeit der Begutachtung
- Übersetzen Fragestellung in empirisch prüfbare Aussagen
Wie wählt man Variablen für Hypothesen aus?
- Vorabinformationen zum Klienten anschauen
- Anforderungsprofil erstellen oder besorgen
- Variablen auswählen:
- Fachliteratur zur Fragestellung sichten (Literatur zur psychologischen Begutachtung, Gerichtsurteile, -begründungen und -kommentare)
- Man findet eine Übersetzung: Wie bewährt/anerkannt ist sie? Ist sie auf den vorliegenden Fall anwendbar?
- Man findet keine/nur eine unbefriedigende Übersetzung: selbst eine Übersetzung entwickeln
- Suchraum: Menge aller messbaren psychologischen Konsteukte und Umgebungsvariablen
- Brainstorming
- Ordnung der Konstrukte nach Relevanz
- Auswahl und Entscheidung für bestimmte Kontrukte
Allgemeine Verhaltensgleichung nach Westhoff und Kluck, 2014
Verhalten = fI (O, U, K, E, M, S)
Organismus, Umgebung, Kognitiv, Emotional, Motivational, Sozial, Wechselwirkungen I
erste zwei sind nicht-psychologische Variablen, der Rest psychologische
Organismus
- allgemeine körperliche Belastbarkeit
- Ernährungsweise
- Behinderungen
- Krankheiten
- Drogenabhängigkeit
- Alter(sunterschiede)
- Beeinträchtigungen
Umgebung
- finanzielle Situation
- Wohnsituation
- Verkehrsverbindung
- Kommunikationsverbindung
- zur Verfügung stehende Zeit
Kognitive Variablen
- allgemeine Intelligenz
- Arbeitsstil
- Kreativität
- Konzentration
- Gedächtnis
- Aufmerksamkeit
- Intelligenzstruktur
- Denken und Problemlösen
Emotionale Variablen
- emotionale Belastbarkeit
- Umgang mit Gefühlen
- Verhalten bei Frustration
- Art des Umgangs mit Belastungen
- relativ überdauernde Gefühle
- emotionale Bindungen
Motivationale Variablen
- Motive (Leistung, Macht)
- Interessen
- Werte und Wertvorstellungen
- Ziele
- Überzeugungen
- Erwartungen
- Entscheidungsverhalten
Soziale Variablen
- soziale Intelligenz bzw Kompetenzen
- Einstellungen, Erwartungen, Vorurteile, Stereotype
- Normen
- Pflichten und Verpflichtungen
- Einflüsse von bedeutsamen anderen
Was muss bei der Grobplanung im Rahmen der Untersuchungsplanung gemacht werden?
- Auswahl von Informationsquellen
- Darstellung im Gutachten
Welche Informationsquellen gibt es im Rahmen der Grobplanung?
- standardisierte Verfahren, sind normiert
- teilstandardisierte Verfahren
- sonstige Informationsquellen, z.B. Akten von Straftätern, Arztberichte, Zeugnisse
Wie stellt man die ausgewählten Informationsquellen der Grobplanung im Gutachten dar?
- allgemein verständliche Beschreibung der Verfahren für Nicht-Psychologen
- Begründung der Auswahl (Nutzen)
- Beantwortung welcher Hypothese
Aus was besteht die Feinplanung im Rahmen der Untersuchunsplanung?
- Termine und Orte, organisatorisches Drumherum
- Feinplanung wird im Gutachten nicht dargestellt
Was muss man im Rahmen der Feinplanung für die verschiedenen Verfahren machen?
- standardisierte Verfahren: Reihenfolge und Pausen festlegen, üben
- teilstandardisierte Verfahren: Ausarbeitung von Leitfäden, üben
- sonstige Informationsquellen: Akten, Zeugnisse, Artzberichte und Schweigepflichtsentbindung besorgen
Was ist die Basis für die Auswahl standardisierter Verfahren?
- Hypothesen
- Aktenstudium zu Voruntersuchungen und Vorbefunden
- Deutschkenntnisse des Probanden
Was sind Kriterien für die Wahl standardisierter diagnostischer Verfahren?
- theoretische Grundlagen: vorhanden?
- empirische Merkmale: Objektivität, Reliabilität, Validität, Normen (Einzelfalltestung hat höhere Ansprüche bzgl. Reliabilität)
- Verhältnis Kosten und Nutzen
Ablauf der Auswahl standardisierter Verfahren
Wo finde ich Informationen über standardisierte Verfahren?
- Festlegung der Grundgesamtheit von Verfahren: Welches Verfahrenscluster? Leistungstests, Persönlichkeitstests, Persönlichkeits-Entfaltungsverfahren
- Kompendien von Tests und Fragebögen: Brickenkamp Handbuch enthält alle verfügbaren Tests, welcher Test wäre konkret geeignet?
- Testrezensionen: Testkuratorium der Föderation Deutscher Psychologenvereinigungen (TBS-TK)
- Datenbanken: Datenbank-Infosystem DBIS Uni Wü, PSYNDEX, pubpsycu.eu
- Kataloge der Verlage: Testzentrale Hogrefe
Kosten-Nutzen-Analyse
= übergeordnetes Kriterium bei der Entwicklung eines Untersuchungsplans
- Unterscheidung zwischen Kosten für Probanden, Auftraggeber, Gutachter und indirekt betroffene Personen
- materielle (Geld) vs. immaterielle (gewonnenes Wissen) Kosten- und Nutzenaspekte
- einfache vs. sequentielle Strategien (Screening in der ersten Sitzung und bhängig davon in der zweiten Sitzung weitere Verfahren)
Liquidation
Richtlinien nach Auftraggeber:
- Gerichte: Abrechnung auf Stundenbasis; verschiedene Honorargruppen (M2 und M3): 90-120 Euro pro Stunde je nach Schwierigkeit
- Gesetzlice Unfallversicherungsträger (Berufsgenossenschaft): Gebührenordnung für Ärzte regelt die Vergütung: 300-700 Euro insgesamt + 15-45 Euro pro Test --> lohnt sich nicht
- Private Versicherungen: 40.67 Euro pro Stunde + Testgebühr
- Selbstzahler: im Vorfeld vereinbaren und schriftlich fixieren
- Gesetzliche Krankenkassen und Rentenversicherungen: 8,35 Euro pro Punkt im Punktesystem
Gestaltung der Beziehung zwischen Gutachter und Proband
- freundliche, positive Arbeitsatmosphäre hilft bei Fälschungstendenzen
- Erläuterung des Gutachtenauftrags
- Belehrung Schweigepflicht im Rahmen der Begutachung
- Hinweis auf wahrheitsgemäße Schilderung und optimales Leistungsverhalten
- Zustimmung Ton und Video, zusätzliche Einwilligung bei Weietrgabe an Dritte
Schweigepflicht
Gutachter unterliegen nicht der Schweigepflicht, aber nur bei Dingen die für die Fragestellung relevant sind
Funktion/Zweck des Untersuchungsplans
- Grundlage für Rekonstruktion des Verlaufs der Begutachtung
- übersichtliche Information für den Auftraggeber, wie was untersucht wurde (zeitlicher Ablauf, Informationsquellen, Untersuchungsmethoden, Proband)
- Planung der psychologischen Begutachtung
- Stellt (mit Hypothesen) die Grundlage für Ergebnisse, Befund und Entscheidung dar
- Replizierbarkeit sichergestellt
praktische Konsequenzen niedriger Reliabilität eines Tests
- SE nimmt zu, KIs werden größer: ungenaue Angaben darüber, wo der wahre Wert eines Probanden im Test liegt
- schlechtere Schätzung: testergebnis als Schätzung des latenten Merkmals ist mit höherer Unsicherheit belegt
- mehrere Belege zur Sicherung verwenden (mehrere Tests)
Informationsquellen über standardisierte Verfahren inkl. Vor- und Nachteile
- Testzentrale: + aktuell, übersichtlich, - nicht neutral/unabhängig
- Psyndex: + unabhängig, hoch standardisiert, - nur für manche Tests verfügbar
Vor- und Nachteile Testzentrale
Vorteile: aktuellm großes Angebot, übersichtlich
Nachteil: teuer (ohne günstige Alterativen), nicht unabhängig
2 Fälle in denen standardisierte Verfahren angewendet werden sollten
- Ermittlung kognitive Leistungsfähigkeit --> Erfassung IQ anhand Intelligenztest zB Wisc
- Einschätzung Schweregrad der depressiven Symptomatik anhand des BDI
2 Situationen, in denen teilstandardisierte Verfahren besser sind
standardisierte Erhebung nicht möglich oder mehr Flexibilität gewünscht
- Fahrproben bei Begutachtung verkehrsauffälliger Kraftfahrer (VB)
- Begutachtung des Ausmaßes der Pflegebedürftigkeit (VB)
Vor- und Nachteile Persönlichkeitsfragebögen
- Vorteile: ökonomisch, Vergleich durch Normierung möglich, nicht-beobachtbares kann erfasst werden
- Nachteil: Selbsteinsicht nötig, Selbsttäuschung, fälschbar
Funktion eines Leitfadens für entscheidungsorientierte Gespräche
- kognitive und emotionale Entlastung für den Psychologen
- höhere Flexibilität: kein strenges Festhalten an Fragen, Abweichungen und Themensprünge möglich
- weniger Fehler und Verzerrungen bei der Urteilsbildung va bei mehreren Interviewern, da Fragen ja schon vorhanden
Formuliere eine qualitative Hypothese
- Frau Müller kann mit der Borderline-Diagnose den Beruf der Altenpflegerin nicht ausführen.
- Frau Müller ist zum Führen eines Kraftfahrzeugs nicht geeignet
Formuliere eine quantitative Hypothese
- Frau Müller erfüllt die Kriterien einer leichten Intelligenzminderung nach ICD10 (F70, d.h. IQ 50-69).
Was muss in der Darstellung des Untersuchungsplans enthalten sein?
- Leitfrage: Welche Untersuchungsmethoden wurden wann und wo durch wen bei wem eingesetzt?
- Nennung aller Untersuchungstermine inkl der Dauer, Untersuchungsorte und ggf. weitere beteiligte Personen
- Nennung und Beschreibung der Quellen, auf die sich das Gutachten stützt, geordnet nach Verfahrensklassem (standardisiert, teilstandardisiert, Akten etc.)
Wie werden Standardisierte Verfahren im Untersuchunsplan beschrieben?
- Typ des Verfahrens
- Messintention: Welches Merkmal soll erfasst werden und wie sind sie definiert?
- Aufbau: Wie viele Items/Aufgaben resp. Skalen/Untertests hat es?
- Instruktion: Worin besteht die Aufgabe des Probanden?
- Angaben zum Antwortmodus (erforderliches Verhalten; freie Antworten, Ankreuzen von Lösungen/Antworten)
- Antwortskala (stimmt vs. stimmt nciht; bei mehrstufigen Skalen: Pole angeben)
- möglichst knapp (3 Sätze bis max eine halbe Seite)
- keinen Werbetext für das Untersuchungsverfahren abschreiben, sondern nur die für das Verständnis des Untersuchungsprinzips entscheidenden Infos wiedergeben
- Name des Verfahrens, Autoren des Testes, Erscheinungsjahr
Was ist irrelevant bei der Beschreibung Standardisierter Verfahren im Untersuchungsplan?
- Altersbereich, für den sich das Verfahren eignet
- Eignung als Einzel- und Gruppentest
- statistische Gütekriterien
- die Empfänger setzen voraus, dass nur geeignete Verfahren ausgewählt wurden
Was sind entscheidungsorientierte Gespräche?
- Gespräch, das
- zur Vorbereitung von möglichst zufriedenstellenden Entscheidungen
- nach Kriterien der psychologischen Wissenschaft
- geplant, durchgeführt und ausgewertet wird
Zu welchem Verfahrenscluster gehören entscheidungsorientierte Gespräche?
Teilstandardisierte Verfahren
Was sind Ziele von entscheidungsorientierten Gesprächen?
- möglichst vollständige und unverzerrte Erhebung für die Fragestellung relevanter Infos
- Was muss man dafür tun?
- sorgfältige Planung und Vorbereitung
- Orientierung an einem Leitfaden
- Regelgeleitete Auswertung
Wovon sind entscheidungsorientierte Gespräche abzugrenzen?
- Interviews (Information), Proband informiert einen darüber was er sagen möchte
- Beeinflussung oder Belehrung
- Diskussion
- Unterhaltung
- Therapeutische Gespräche