Methodenlehre
Methodenlehre
Methodenlehre
Set of flashcards Details
Flashcards | 186 |
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Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 30.06.2023 / 28.01.2025 |
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Aktuelle Forschung zum Willen (heute Volition genannt)
Forschung zum Willen setzt die Bedingtheit des Willens voraus!
-> Volition als ziielorientiertes statt bloß stimulusorientiertes Verhalten
KAPITEL 4 - Verhältnis von Mentalem und Physischem, Außenwelt
.
Mentale Zustände (sind privat/subjektiv) & Qualia
Empfindungen/Stimmungen
- haben Qualia
Propositionale Einstellungen
- charakterisiert durch Modus, Inhalt, Intentionalität
Qualia
- hat keine Funktion
- es ist denkbar, dass alle Menschen andere Farben (andere Qualia) sehen
- Schmerz (Qualia) da, um zu überleben? -> evolutionsbezogener Funktionalismus als Funktion der Qualia?
Das Ich: Realität oder Illusion?
- Descartes: Ich als reale Substanz inkl. Modi
- Kant: keine Modi - nur das, was alle meine Vorstellungen begleitet
- Hume: Es gibt kein Ich
Das Ich: spezielle Eigenschaften
- Perspektivität
- Meinigkeit (meins)
- Einheit/Identität
- Reflexivität
Mentales und Physisches - einige Standpunkte
1. Parallelismus: beide Bereiche abgestimmt, aber interagieren nicht
2. Idealismus: nur Psychisches
3. Materialismus: nur Physikalisches
4. Eigenschaftsdualismus: alles hat physische und psychische Eigenschaften
5. Epiphänomenalismus: Nur Physisches bewirkt Psychisches
6. Identitätstheorie: Gedanke = gehirnzustand
Außenwelt in der Philosophie
1. Naiver Realismus: Außenwelt ist so, wie wir sie wahrnehmen
2. Realismus (Descartes, Locke): Es gibt eine von uns unabhängige Außenwelt - primary, secondary qualities
3. Idealismus (Berkeley, Hume, Kant): Eine von uns unabhängige Außernwelt ist unerkennbar
4. Konstruktivismus: Betont aktive Rolle des Subjekts in der Konstruktion der Wirklichkeit
Außenwelt in der Psychologie
1. Realismus (Wundt, Skinner, Neisser) - Psychologische Gegenstände direkt anschaulich? Keine theoretischen Begriffe notwendig?
2. Idealismus (Ebbinghaus, Boring)
3. Sozialer Konstruktivismus - Persönlichkeit ist gar keine Eigenschaft, die eine Person hat, sondern eine in sozialer Interaktion sprachlich ausgehandelte Zuschreibung und Konstruktion menschlicher Eigenschaften
Schopenhauer über Wille, Volition und Unbewusstes
- Idealistische Grundannahme: Welt ist subjektiv und konstituiert
- Philosophische Methode: Selbstreflexion (Subjekt wird zum Erkenntnisobjekt)
- Parallelismus: Wille und Leib ist in jedem gegeben - Welt ist vielgestaltig, da der Wille sich in ihr partikularisiert
- Unbewusstes: Intellekt als "Sklave" des Willens
- Spaltung des Subjekts: Probleme unsere Motive introspektiv selbst zu erkennen (nur mit Intellekt und bewusstem Denken) - Gründe unseres Handelns ist uns meist selbst unklar
Problem
- Wille bei Schopenhauer unerkennbar -> Selbstwiderspruch?
Sprachanalytische Philosophie
- Übergang von Urteilen zu sätzen als Untersuchungsobjekt
- Schaffung einer idealen Sprache mit präzisen Begriffen
- Identifizierung von Ireführungen in der sprache mittels logischer Ananlyse
- Forderung nach "wissenschaftlicher" Philosophie
KAPITEL 5 - Wissenschaftstheorie
.
Was sind Eklärungen?
Beschreibung: Antwort auf Was-Frage
Erklärung: Antwort auf Warum-Frage
Wissenschaftliche Erklärungen
H-O-Schema = Subsumtionserklärung
- Explanans (Erklärung): 1. wenn A dann B (Gesetz) + 2. A gegeben (Antecendensbedingung)
- = Explanandum (zu Erklärende): 3. B folgt (Deduktion)
- Problem:
1. Oft sind Erklärungen nur eine Beschreibung oder Verallgemeinerung eines Phänomens
2. Warum gilt das Gesetz?
3. Gesetze gelten oft nur unter den gleichen Randbedingungen
4. Gesetze in der Psychologie oft nur Effekte - Frage der Erklärung des Effektes bleibt offen
Alternativen zum H-O-Schema
Leere Erklärungen in der Geschichte der Psychologie
- Vermögenspsychologie (zB. Denkvermögen)
- Triebpsychologie
Dispositionelle Erklärungen
- Disposition als zeitlich überdauernde Eigenschaften (von Personen)
- Auch zuschreibbar, wenn nicht beobachtbar
- Problem: bietet auch keine näheren Erklärungen
Erklärungen und wie sie in der Psychologie funktionieren
2 Erklärungsebenen
- Warum ist B aufgetreten?
- Warum gilt das Gesetzt "immer wenn A dann B"?
Erklärung durch
- Bezugnahme auf Theorien
- Modelle mit Strukturen, Prozesse und Inhalte
- Zugrundeliegende Metaphern
Die Ursache als Konzept für Erklärungen
Aristoteles
- causa materialis (Materie, oft Gehirn)
- causa formalis (Begriffe, Definitionen, Triebe)
- causa efficiens (Nennung einer vorgelagerten UV)
- causa finalis (Effekt/Zweck, den etwas hat)
Zweckursachen
- in die Zukunft gerichtet
- Ursache hat eine Intention (belief-desire)
- Frage nach Gründen (und nicht nach der Ursache) einer Handlung
- Problem: oft post-hoc Rationalisierungen / fehlende Falsifizierbarkeit
Mill: Methode zur Isolation von Ursachen auf Basis von Induktion -> veraltet, aber manche Prinzipien heute wiederzufinden
- Keine experimentelle Methode, aber Vorläufer des experimentellen Denkens zur Identifikation von Ursachen
- Method of Agreement, Difference und Joined Method
- Probleme
1. Keine klare Abgrenzung von Korrelation und Kausalität
2. Menge der potentiell relevanten Bedingungen muss begrenzt und bekannt sein
3. Annahme von Uni-Kausalität
Mackie
- Identifikation von Ursachen hängt davon ab, was wir an einer Situation als normal und was als Ausnahme beschreiben
-> sehr subjektiv - Ursache als INUS - insufficient, but necessary part of an unnecessary, but sufficient condition
-> Ereignisse haben meist mehrere Ursachen
Grundproblem in Bezug auf Ursachen
Die Menge der notwendigen und hinreichenden Bedingungen scheint gegen unendlich zu streben.
-> Bestimmung, was die entscheidende Ursache ist, ist stark subjektiv
Verstehen (in Abgrenzung zu Erklärungen?)
Dilthey
- Erklären: Naturwissenschaft
- Verstehen: zB. Geschichtswissenschaft
- Psychologie: Mischform?
-> Trennung zwischen Erklären und Verstehen ist letzlich unklar
Kriterien für gute Erklärungen
- Kohärenz (guter Zusammenhang)
- Vollständigkeit
- Eindeutigkeit
- Qualität der Gründe / Ausschluss von Alternativerklärungen
- Abwesenheit eines Korrelations-Kausalitäts-Fehlschlusses
- Sparsamkeit
-> Ockhams Rasiermesser: von zwei möglichen Erklärungen ist die einfachere vorzuziehen
Wissenschaftliche Kritikfähigkeit - was braucht es?
1. Fantasie - welche Alternativen sind denkbar?
2. Erfahrung - welche dieser Alternativen sind realistisch?
4 Erklärungstypen in der Psychologie (Vorlesung 7 Seite 52)
- Belief-Desire-Intention-Erklärungen
- Quasi-mechanistische Verarbeitungssysteme mentaler repräsentationen
2.1 mechanistische Modelle
2.2 konnektionistische Modelle
2.3 mathematische Modelle - Neurowissenschaftliche Erklärungen
- Evolutionäre Erklärungen
Erklärung vs. Zufall (was man nicht erklären kann)
Zufall
- unerwartet
-> vor dem Hintergrund meiner Pläne positiv oder negativ unerwartet
-> oder allgemein aufgrund gut begründeter Erwartungen oder aufgrund gebiaster Erwartungen unerwartet - bedeutsam (oder im Aufmerksamkeitsfokus)
- zwei subjektive Momente: Unwissenheit und Interesse
- Tendenz der Unterschätzung des Zufalls!
Enger Zusammenhang zur Willensfreiheit
- Annahme der Willensfreiheit führt zur Annahme, dass kein "Zufall" vorliegt
- Subjektive Komponente bei der Ursachenzuschreibung kann zu psychischen Problemen führen!
Wahrheit: Ziel der Wissenschaft
Erklärungen werden in der Wissenschaft oft zu Wahrheiten beansprucht!
- Sollte psychlogische Theorien überhaupt wahr sein?
- Metaphern können auch nicht wahr sein - nur mehr oder weniger angemessen
- Reicht es empirische Adäquatheit anzustreben?
Wissenschaftstheorie: als Weg zur Wahrheit
Richtungen
1. Logischer Empirismus (Schlick, Carnap)
- Gesetze werden als Verallgemeinerung einzelner Tatsachen per Induktion gewonnen und bestätigt
- Alle Sätze müssen in physikalische Sätze unformulierbar sein
- Protokollsätze (hard facts) werden zu analytischen und sythetischen Sätzen, sowie Theorien zusammengefasst
- Problem: Induktionsprinzip ist nicht logisch begründbar (Induktionsproblem) / Willkürlichkeit der Forschung ohne Theorieleitung
2. Kritischer Rationalismus (Popper)
- "Bewährung" von Theorien
- Allgemeine Aussage -> Hypothese -> Deduktion
- Skeptizismus - da Wissen nur eine Sammlung von Falsifikationen ist = Falsifikationismus
- keine theoriefreien Beobachtungssätze möglich! - keine Protokollsätze
-> sondern Basissätze -> wissenschaftstheoretische Grundlegung der alternative facts?
- Problem: zu viele Freiheitsgrade / es braucht eigentlich mindestens zwei theoretische Annahmen in der psychologischen Wissenschaft, damit die Studie nicht trivial wird
3. Strukturalismus (wissenschaftstheoretisch!)
= Mengentheoretische Formulierung
- Theoriekern: analytisch, nicht falsifizierbar, immunisiert, inkl. aller denkbaren Anwendungen in der Empirie
- Menge der intendierten Anwendungen
- Menge der paradigmatischen Anwendungen
- Menge aller erfolgreichen Anwendungen
- Bei erwartungswidrigen Ergebnissen: Modifizierung der Axiome, Anwendungsbreiche und der Theorieelemente
- Implikation: externe Validität (Generalisierbarkeit)
T. Kuhn
T. Kuhn zu Theorien ("Paradigmen") als Modeströmungen, die sich ablösen und inkommensurabel sind.
KAPITEL 6 - Kritische Theorie & Psychologie, Epistemologie im Alltag
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Frankfurter Schule: Kritische Theorie
Basis
Marxistische Ideen: gegen eine falsche, ausbeuterische, kapitalistische Gesellschaft durch Aufstand der Arbeiter
Frankfurter Schule
- Einflussfaktoren: Marxismus, Hegel, Psychoanalyse, Kulturkritik
- Kritisch gegen: logischen Positivismus, Empirismus, Behaviorismus, Pragmatismus
Dialektisches Denken
- Aufklärung und Fortschritt haben Kehrseiten (zB. Verlust von Werten und Moral)
Psychoanalyse
- Unterdrückung eigentlich menschlicher Bedürfnisse
Kulturkritik
- Konsum, Reklame, Medien
- Leistungsprinzip
- Entfremdete, ausbeuterische Arbeit
- Freiheit der Wahl = Freiheit zum Immergleichen
Epistemologie im Alltag
Grundproblem
- Demokratie setzt informierte und kritisch begabte Bürger voraus
- Epistemologische Defizite = Gefahr der Demokratie
- Wenig kritisches Denken - viel Vertrauen auf politische Akteure, Medien, soziales Umfeld